Chronik der Finanzkrise
Chronik der Finanzkrise
Chronik der Finanzkrise
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<strong>Chronik</strong> <strong>der</strong> <strong>Finanzkrise</strong><br />
Berater: Jens Maaß (-3694)
© WGZ BANK 2008<br />
Woher kommt <strong>der</strong> Begriff Subprime?<br />
� Subprime ist in den USA die übliche Bezeichnung für Kreditnehmer, die mit zu hohen<br />
Risiken behaftet sind, um herkömmliche Kredite in Anspruch nehmen zu können.<br />
Neben Menschen mit schlechter Rückzahlungsmoral fallen hierunter auch<br />
Kreditnehmer, die kein o<strong>der</strong> nur ein geringes Einkommen nachweisen können.<br />
�All diese Kredite, die an diese Gruppe vergeben wurden, haben eine Gemeinsamkeit:<br />
Sie haben in <strong>der</strong> Regel in den ersten zwei o<strong>der</strong> drei Jahren einen niedrigen<br />
Anfangszins. Im weiteren Verlauf wird dieser üblicherweise im Schnitt um 4Prozent für<br />
die Laufzeit <strong>der</strong> Hypothek angehoben, die meist 30 Jahre beträgt.<br />
�Viele dieser risikobehafteten Kreditnehmer konnten, als die Zinsen nach <strong>der</strong><br />
Anfangsphase angepasst wurden, ihre höheren Kreditzahlungen nicht mehr schultern.<br />
Die hieraus resultierenden Zwangsverkäufe brachten die Blase am US-Häusermarkt<br />
zum Platzen.<br />
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© WGZ BANK 2008<br />
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© WGZ BANK 2008<br />
Die Entstehung <strong>der</strong> Subprime Krise<br />
� Die internationalen Finanzmärkte leiden <strong>der</strong>zeit massiv unter den Folgen <strong>der</strong> Krise an<br />
den Subprime-Hypothekenmärkten.<br />
� Die Wurzeln <strong>der</strong> Subprime-Krise reichen jedoch weiter zurück und liegen in <strong>der</strong><br />
Reaktion auf das Platzen <strong>der</strong> Technologieblase im Jahr 2000.<br />
� In dem Versuch, die US-Wirtschaft 2001 aus <strong>der</strong> Rezession zu führen, senkte die US-<br />
Notenbank die Zinsen deutlich und bereitete damit den Boden für einen regelrechten<br />
Run auf Kredite. Aufgrund <strong>der</strong> damaligen Schwäche <strong>der</strong> Aktienmärkte investierten<br />
Anleger verstärkt in Immobilien und lösten somit einen Boom am Immobilienmarkt<br />
aus.<br />
� Kreditinstitute unterstützten dies durch die Lockerung ihrer Bedingungen bei <strong>der</strong><br />
Kreditvergabe, um das Kapital auszureichen, das die großen Investmentbanken über<br />
den Verkauf mo<strong>der</strong>ner Schuldtitel eingesammelt hatten.<br />
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© WGZ BANK 2008<br />
Der Weg zur Weltweiten Krise (1/6)<br />
Der Traum vom Eigenheim<br />
Die Zinsen sind sehr niedrig. US-<br />
Banken vergeben Kredite auch<br />
an Bürger mit geringem<br />
Einkommen. Können<br />
Sie die Kredite nicht<br />
bezahlen, verkauft<br />
die Bank das<br />
Haus.<br />
Dies funktioniert, solange die Häuserpreise steigen!<br />
Bildquelle: rp-online.de<br />
5
© WGZ BANK 2008<br />
„ ... In den USA haben die Politiker<br />
darauf gedrängt, dass möglichst<br />
je<strong>der</strong> Amerikaner eine Immobilie<br />
erwerben können sollte – auch<br />
solche mit geringem Einkommen.<br />
Die Banken sind geradezu gedrängt<br />
worden, auch Menschen zu helfen,<br />
die eigentlich nicht kreditwürdig<br />
gewesen wären. Die Banken<br />
brauchten die Kredite allerdings<br />
selbst nicht zu behalten, sie<br />
konnten sie weiterverkaufen an die<br />
zwei halbstaatlichen Institutionen<br />
Fannie Mae und Freddie Mac. Und<br />
so begann sich dann <strong>der</strong><br />
verhängnisvolle Kreislauf zu<br />
schließen: Die Banken hatten<br />
zuviel flüssige Mittel, <strong>der</strong> Staat<br />
drängte, Kredite zu vergeben ...“<br />
„ ... die Leute wollten gerne<br />
Häuschen haben, denn das machte<br />
sich auch politisch sehr gut. Die<br />
Banken schließlich brauchten die<br />
riskanten Kredite nicht bis zum<br />
bitteren Ende zu behalten, Freddie<br />
und Fannie und an<strong>der</strong>e Banken<br />
konnten sie in Finanzprodukte<br />
einspeisen und weltweit weiter<br />
vermarkten. So konnte man selbst<br />
aus Schrottkrediten im<br />
Zusammenspiel mit den<br />
Ratingagenturen und den<br />
Investmentmanagern noch Triple-<br />
A-Produkte, also vermeintlich<br />
sichere Anlagen machen. Viele<br />
Banken haben gekauft, ohne dass<br />
sie genau wussten was sie kauften.<br />
...“<br />
Wim Kösters, Vorstandsmitglied des Wirtschaftsforschungsinstitut RWI in<br />
Essen und Prof. für Volkswirtschaftslehre an <strong>der</strong> Ruhr-Universität Bochtum.<br />
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© WGZ BANK 2008<br />
Der Weg zur Weltweiten Krise (2/6)<br />
Kredite werden Wertpapiere<br />
Banken bündeln Kredite zu Wertpapieren („Verbriefung“‘).<br />
Die Rating Agenturen sind voll des Lobes, Investoren aus<br />
aller Welt greifen zu, auch deutsche Banken wie die IKB.<br />
Bildquelle: rp-online.de<br />
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© WGZ BANK 2008<br />
Der Weg zur Weltweiten Krise (3/6)<br />
Immobilienkrise<br />
Die US Zentralbank erhöht die Zinsen.<br />
Immer mehr Hausbesitzer können Ihre<br />
Kredite nicht mehr zurückzahlen und<br />
müssen ihre Häuser verkaufen. Die<br />
Hauspreise verfallen.<br />
Bildquelle: rp-online.de<br />
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© WGZ BANK 2008<br />
Kreditkrise<br />
Der Weg zur Weltweiten Krise (4/6)<br />
Die Kurse <strong>der</strong> Wertpapiere brechen ein, Banken leihen sich<br />
untereinan<strong>der</strong> kein Geld mehr. Banken wie <strong>der</strong> Düsseldorfer<br />
IKB o<strong>der</strong> <strong>der</strong> britischen Northern Rock droht die Insolvenz.<br />
Der Staat muss diese<br />
Banken retten.<br />
Bildquelle: rp-online.de<br />
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© WGZ BANK 2008<br />
Bankenkrise<br />
Der Weg zur Weltweiten Krise (5/6)<br />
Obwohl die Notenbanken Milliarden über günstige Kredite in das System pumpen<br />
steigt das Misstrauen. Banken finden für kurzfristige Darlehen keine Anschlussfinanzierung<br />
mehr.<br />
Das US Parlament einigt sich im 2. Anlauf<br />
auf ein Rettungspaket über 700 Milliarden Dollar. Bildquelle: rp-online.de<br />
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© WGZ BANK 2008<br />
Der Weg zur Weltweiten Krise (6/6)<br />
Krise in Deutschland<br />
Die Bankenkrise bringt auch den Pfandbriefverwalter Depfa in Not. Seine Mutter,<br />
<strong>der</strong> Dax-Konzern Hypo Real Estate, muss 35 Mrd. € zuschießen. Dies kann er<br />
nicht, Bundesregierung und Banken schnüren ein erstes Rettungspaket.<br />
Kanzlerin Merkel und Finanzminister<br />
Steinbrück beruhigen deutsche Sparer<br />
durch Garantien.<br />
Danach wird klar, das dies nicht<br />
reicht. Hypo Real benötigt<br />
mindestens weitere 15 Milliarden Euro.<br />
Bildquelle: rp-online.de<br />
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© WGZ BANK 2008<br />
Weltweit verzockt...<br />
Citigroup<br />
Merril Lynch<br />
Washington Mutual<br />
UBS<br />
HSBC Holdings<br />
Wachovia Corporation<br />
Bank of Am erica<br />
JP Morgen Chase<br />
Morgan Stanley<br />
IKB<br />
Royal Bank of Sscotland<br />
Lehm an Brothers<br />
Deutsche Bank<br />
Credit Suisse<br />
Wells Fargo<br />
Credit Agricole<br />
Barcleys<br />
Canadian Im perial Bank<br />
Fortis<br />
Bayerische Landesbank<br />
HBOS<br />
ING Groep<br />
Société Générale<br />
Mizuho Financial<br />
DZ Bank<br />
5,6<br />
3,0<br />
2,8<br />
5,8<br />
4,7<br />
6,2<br />
7,1<br />
6,9<br />
2,7<br />
8,6<br />
11,0<br />
11,0<br />
6,7<br />
12,1<br />
12,3<br />
7,8<br />
7,3<br />
7,2<br />
7,0<br />
6,8<br />
6,1<br />
7,4<br />
13,8<br />
9,0<br />
10,5<br />
10,5<br />
10,0<br />
9,6<br />
20,7<br />
18,8<br />
15,7<br />
15,0<br />
14,4<br />
13,9<br />
Abschreibungen und Verluste Zufluss neuen Kapitals<br />
18,2<br />
19,7<br />
21,2<br />
28,3<br />
22,7<br />
29,9<br />
23,6<br />
27,4<br />
49,1<br />
44,2<br />
45,6<br />
52,2<br />
55,1<br />
Was die <strong>Finanzkrise</strong> die<br />
Banken bisher kostete und<br />
wie viel neues Kapital in die<br />
Institute zu Ihrer Rettung<br />
floss (in Mrd. US-Dollar)<br />
Quelle: Wirtschaftswoche vom 06.10.2008<br />
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© WGZ BANK 2008<br />
Vom Immobilienboom zum<br />
Börsen-Crash<br />
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© WGZ BANK 2008<br />
Mitte 2000<br />
<strong>Finanzkrise</strong>: Vom Immobilienboom zum Börsen-Crash<br />
Die US-Immobilienmärkte boomen<br />
Der Ursprung <strong>der</strong> <strong>Finanzkrise</strong> liegt viele Jahre zurück und beginnt mit den US-<br />
Immobilien. In großem Umfang kaufen sich seit dem Jahr 2000 Amerikaner mit geringer<br />
Bonität Eigenheime und finanzieren diese mit zinsgünstigen, aber auch zinsflexiblen,<br />
Darlehen.<br />
Üblicherweise ganz ohne Eigenkapital. Dies führt zu einem Kreislauf: Der Wert <strong>der</strong><br />
Immobilien in den Boomgebieten steigt stark. Über diesen gesteigerten Wert nehmen<br />
sich die Immobilienbesitzer erneut einen Kredit, um sich Konsumwünsche zu erfüllen.<br />
US-Hypothekenfinanzierer wie etwa New Century Financial schicken ihre Vertriebsleute<br />
zu den einkommensschwachen „Subprime“-Bürgern und bringen immer mehr Kredite<br />
unter das US-Volk. Und sie fahren damit hohe Zinsgewinne ein.<br />
Zinsgewinne, von denen beispielsweise deutsche Banken wegen des<br />
margenschwachen und hart umkämpften Inlandsgeschäfts nur träumen können, aber<br />
nicht wollen: Sie kaufen deshalb über ihre Töchter o<strong>der</strong> Fondsgesellschaften von<br />
Investmentbanken meist indirekt die Pfandbriefe dieses Sektors.<br />
Indirekt deshalb, weil die Pfandbriefe in so genannten ABS gebildet werden. Daraus<br />
wie<strong>der</strong>um bilden sie Fonds in Verbindung mit an<strong>der</strong>s besicherten Krediten, die so<br />
genannten Collateralized Dept Obligations.<br />
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© WGZ BANK 2008<br />
Feb. 2007<br />
Apr. 2007<br />
Aug. 2007<br />
<strong>Finanzkrise</strong>: Vom Immobilienboom zum Börsen-Crash<br />
Zahlungsausfälle bei Hypothekenkrediten<br />
Vermehrte Zahlungsausfälle bei Hypothekenkrediten in den USA lenken die<br />
Aufmerksamkeit auf diese spezielle Art <strong>der</strong> Subprime-Darlehen, die im Laufe <strong>der</strong> Jahre<br />
zu Hun<strong>der</strong>ttausenden an nichtsolvente Hausbauer und -besitzer vergeben wurden.<br />
Erste Opfer in den USA<br />
Die US-Immobilienkrise for<strong>der</strong>t ihr erstes prominentes Opfer. Der US-<br />
Hypothekenfinanzierer New Century Financial strauchelt und geht schließlich am 2.<br />
April 2007 mit einem ausgewiesenen Verlust von etwa 450 Millionen Dollar pleite.<br />
Düsseldorfer IKB Industriebank knabbert an US-Krise<br />
Die Düsseldorfer IKB Industriebank räumt als erstes deutsches Kreditinstitut Verluste<br />
infolge <strong>der</strong> Krise am US-Hypothekenmarkt ein.<br />
Eine Woche später ist es schon eine Milliarde Euro. Die Hauptanteilseignerin, die<br />
staatliche KfW-Bank, stellt Liquidität im Volumen von 8,1 Milliarden Euro zur Verfügung.<br />
IKB-Chef Stefan Ortseifen tritt zurück. Im August 2007 wird die IKB von <strong>der</strong> Staatsbank<br />
KfW und <strong>der</strong> gesamten Bankenbranche vor <strong>der</strong> Insolvenz gerettet.<br />
Im Aug. 2008 übernimmt <strong>der</strong> US-Investor Lone Star den größten Anteil <strong>der</strong> IKB Risiken.<br />
15
© WGZ BANK 2008<br />
Sep. 2007<br />
Okt. 2007<br />
Dez. 2007<br />
<strong>Finanzkrise</strong>: Vom Immobilienboom zum Börsen-Crash<br />
September 2007: Menschenschlangen vor britischer Bank<br />
Wegen eines akuten Liquiditätsengpasses gerät <strong>der</strong> britische Baufinanzierer Northern<br />
Rock unter Druck. Zahlreiche Sparer stehen Schlange an den Filialen <strong>der</strong><br />
Hypothekenbank, um ihre Gel<strong>der</strong> abzuheben. Die Bank of England springt mit einem<br />
Notfallkredit ein.<br />
Die Schweizer Großbank UBS kündigt wegen <strong>der</strong> Subprime-Krise den ersten<br />
Quartalsverlust seit neun Jahren an. Vier Wochen später sagt sie nach<br />
Milliardenabschreibungen im dritten Vierteljahr weitere Belastungen für das vierte<br />
Quartal voraus.<br />
Verluste bei deutschen Banken<br />
Die Commerzbank beziffert die Abschreibungen auf das Subprime-Engagement mit 291<br />
Millionen Euro – mehr als sechs Mal soviel wie im Sommer angekündigt.<br />
Die Postbank, Deutschlands größte Filialbank, schreibt im Quartal 61 Millionen Euro auf<br />
indirekte Engagements am US-Hypothekenmarkt ab. Die Allianz-Tochter Dresdner Bank<br />
schreibt wegen <strong>der</strong> Krise unter dem Strich einen Quartalsverlust von 52 Millionen Euro.<br />
Auch die Landesbank LBBW gerät in den Sog <strong>der</strong> <strong>Finanzkrise</strong>.<br />
16
© WGZ BANK 2008<br />
Jan. 2008<br />
Mär. 2008<br />
Apr. 2008<br />
<strong>Finanzkrise</strong>: Vom Immobilienboom zum Börsen-Crash<br />
DAX stürzt massiv ab<br />
Der deutsche Aktienindex Dax verzeichnet am 21. Januar den größten Kurseinbruch seit<br />
dem 11. September 2001. Die US-Notenbank senkt den Leitzins früher und deutlicher<br />
als erwartet. Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht jedoch keine Gefahr für eine<br />
wirtschaftliche Talfahrt in Deutschland.<br />
17. März 2008: Bear Stearns bricht zusammen. Die Rekordsumme von 200 Milliarden<br />
Dollar musste die fünftgrößte US-Investmentbank bis zum vierten Quartal 2007<br />
aufgrund <strong>der</strong> <strong>Finanzkrise</strong> abschreiben. Die US-Notenbank Fed war mit einer 20<br />
Milliarden Dollar schweren Absicherung zur Hilfe geeilt.<br />
Ernüchternde Zahlen und personelle Konsequenzen<br />
- Die Bayern LB muss doppelt so hohe Abschreibungen verkünden, wie ursprünglich<br />
behauptet. Über 4,3 Milliarden Euro zahlt das Institut vermutlich für die anhaltende<br />
<strong>Finanzkrise</strong>.<br />
- Ingrid Matthäus-Maier (SPD) nimmt nach anhalten<strong>der</strong> Kritik auch aus den eigenen<br />
Reihen den Hut als Vorstandssprecherin <strong>der</strong> staatlichen KfW-Bank.<br />
- Übernahmegerüchte bei <strong>der</strong> angeschlagenen Hypo Real Estate.<br />
- Horrornachrichten bei <strong>der</strong> Investmentbank Merrill Lynch: Noch einmal muss die<br />
US-Bank für das erste Quartal 2008 sechs Milliarden US-Dollar abschreiben.<br />
- Daneben gibt es weitere Abschreibungseingeständnisse bei <strong>der</strong> Citibank und <strong>der</strong> Royal<br />
Bank of Scotland<br />
- Erster Quartalsverlust seit 5 Jahren für die Dt. Bank<br />
17
08. Sep. 2008<br />
15. Sep. 2008<br />
© WGZ BANK 2008<br />
17 Sep. 2008<br />
<strong>Finanzkrise</strong>: Vom Immobilienboom zum Börsen-Crash<br />
Insolvenz <strong>der</strong> US Baufinanzierer<br />
Die beiden größten Baufinanzierer in den USA werden wegen ihres drohenden<br />
Bankrotts in staatliche Obhut genommen. Die US-Regierung übernimmt die Kontrolle bei<br />
Fannie Mae und Freddie Mac.<br />
Dramatische Zuspitzung <strong>der</strong> <strong>Finanzkrise</strong>:<br />
Die US-Investmentbank Lehman Brothers ist pleite, Merrill Lynch verkauft. Das sorgte<br />
für Panik unter den Anlegern: Der deutsche Leitindex Dax fiel heute zeitweise unter<br />
6000 Punkte und rutscht somit auf den tiefsten Stand seit Oktober 2006.<br />
Größter US Versicherer AIG in Nöten<br />
Erste Zeichen von Entspannung in den USA: Die Fed springt für AIG mit einem<br />
Rettungspaket über 85 Milliarden Dollar in die Bresche. Die Staatsbank KfW gerät<br />
erneut in schiefes Licht: Sie hatte am Montag, dem 15. September 2008, rund 300<br />
Millionen Euro an die bereits insolvente Bank Lehman Brothers überwiesen. Später<br />
werden zwei KfW Vorstände suspendiert.<br />
18
19. Sep. 2008<br />
22. Sep. 2008<br />
25. Sep. 2008<br />
© WGZ BANK 2008<br />
<strong>Finanzkrise</strong>: Vom Immobilienboom zum Börsen-Crash<br />
US-Rettungspaket<br />
US-Präsident Bush, Notenbankchef Bernanke, Finanzminister Paulson schnüren ein<br />
700 Mrd. $ Rettungspaket.<br />
Mit einem Kursfeuerwerk haben die Börsen zunächst auf das Ringen <strong>der</strong> US-Regierung<br />
um ein umfassendes Rettungspaket für die Finanzbranche reagiert.<br />
Allerdings wird das Rettungspaket erst im 2. Anlauf am 03.10.2008 beschlossen.<br />
Anschließend brechen die Börsen wie<strong>der</strong> ein.<br />
Letzte US-Investmentbanken geben auf:<br />
Die beiden letzten Investmentbanken in den USA, Goldman Sachs und Morgan Stanley,<br />
geben auf und werden wie<strong>der</strong> normale Geschäftsbanken.<br />
Sorgen in Deutschland<br />
Finanzminister Peer Steinbrück schwört die Deutschen auf harte Zeiten ein: „Die Welt<br />
wird nicht wie<strong>der</strong> so werden wie vor dieser Krise“<br />
19
26. Sep. 2008<br />
29. Sep. 2008<br />
© WGZ BANK 2008<br />
5. Okt. 2008<br />
<strong>Finanzkrise</strong>: Vom Immobilienboom zum Börsen-Crash<br />
US Sparkasse in <strong>der</strong> Krise<br />
Die Krise erfasst die US-Sparkasse. Die Washington Mutual steht vor <strong>der</strong> Pleite; JP-<br />
Morgen übernimmt die Bank.<br />
Hypo Real Estate<br />
Die Hypo Real Estate braucht in einem ersten Schritt 26 Mrd. Euro Hilfe. Die Bank muss<br />
ein Milliardenloch <strong>der</strong> <strong>der</strong> irischen Tochter Depfa einräumen. Am 06.10.2008 werden<br />
nochmals 15 Milliarden Euro als Soforthilfe von Banken bereitgestellt.<br />
Am 07.10.2008 verlässt Vorstand Heinz Georg Funke das Institut.<br />
Beruhigung für Privatanleger:<br />
Angesichts <strong>der</strong> Krise auf dem Finanzmarkt will die Bundesregierung für die<br />
Spareinlagen <strong>der</strong> Bürger eine Garantie übernehmen. Kanzlerin Merkel und<br />
Finanzminister Steinbrück versicherten, die Sparer würden keinen Euro verlieren.<br />
20
08. Okt. 2008<br />
09. Okt. 2008<br />
© WGZ BANK 2008<br />
<strong>Finanzkrise</strong>: Vom Immobilienboom zum Börsen-Crash<br />
Island schreitet wie<strong>der</strong> ein<br />
Islands Regierung verstaatlicht die zweite große Bank in dieser Woche. Die Behörden<br />
übernehmen die vollständige Kontrolle über die landesweit drittgrößte Bank Glitnir, wie<br />
die Finanzaufsicht in Reykjavik mitteilt. Die zweitgrößte Bank Landsbanki war am Vortag<br />
verstaatlicht worden. Gleichzeitig bestätigt die schwedische Nationalbank in Stockholm<br />
einen Kredit über fünf Milliarden Kronen (500 Mio. Euro) an Islands größte Bank<br />
Kaupthing.<br />
Konzertierte Aktion: Überall Leitzinssenkungen<br />
Zentralbanken in <strong>der</strong> ganzen Welt haben vor dem Hintergrund <strong>der</strong> sich verschärfenden<br />
Finanzmarktkrise ihre Leitzinsen im Rahmen einer konzertierten Aktion gesenkt. US-<br />
Notenbank (Fed), Europäische Zentralbank (EZB), Bank of England (BoE), Bank of<br />
Canada (BoC), Schweizerische Nationalbank (SNB) und schwedische Riksbank<br />
reduzieren ihr Leitzinsniveau um jeweils 50 Basispunkte.<br />
http://www.kaupthing<br />
edge.de/<br />
21
© WGZ BANK 2008 41. KW 2008<br />
<strong>Finanzkrise</strong>: Vom Immobilienboom zum Börsen-Crash<br />
Dax<br />
Frankfurt: -13,7%<br />
Dow<br />
Jones<br />
New York: -12,6%<br />
Kurssturz an den Börsen<br />
Nikkei<br />
Tokio: -16,0%<br />
FTSE<br />
London: -11,4%<br />
22
© WGZ BANK 2008 12. Okt 2008<br />
<strong>Finanzkrise</strong>: Vom Immobilienboom zum Börsen-Crash<br />
Krisenhilfe für Euro-Banken<br />
Die Staats- und Regierungschefs <strong>der</strong> 15 Euro-Län<strong>der</strong> beschließen einen Schutzschirm für<br />
ihr gesamtes Bankensystem. Sie einigen sich auf detaillierte Vorgaben für die<br />
nationale Unterstützung <strong>der</strong> Finanzinstitute, teilt Bundeskanzlerin Merkel in Paris nach<br />
dem Treffen mit. Der Beschluss legt eine Grundlage für das deutsche Rettungspaket,<br />
das die Bundesregierung 13.Oktober beschließen will.<br />
Erste Informationen zum deutschen Stabilisierungs-Paket<br />
1. Mittels staatlicher Garantie sollen die Banken motiviert werden sich gegenseitig Geld<br />
zu leihen. Die Staatsgarantie soll den für die Volkswirtschaft wichtigen Liquiditätsfluss<br />
wie<strong>der</strong> in Gang setzen.<br />
2. Ähnlich dem Modell in den USA könnten sog. Risikopositionen <strong>der</strong> Banken bei einer<br />
„Bad Bank“ ausgelagert werden<br />
3. Die britische Regierung will den Banken bereist zum Ausgleich von Eigenkapitalabflüssen<br />
Staatskapital anbieten im Gegenzug zu Beteiligungen an den Banken.<br />
Diese könnten später vom Staat wie<strong>der</strong> verkauft werden.<br />
4. Än<strong>der</strong>ung des Bilanzrechtes mit dem Ziel die Belastungen durch die<br />
Rechnungslegung zu min<strong>der</strong>n nach dem Vorbild <strong>der</strong> USA.<br />
23
© WGZ BANK 2008<br />
Krisenticker:<br />
Ein Krisentag im<br />
Handelsraum<br />
24
© WGZ BANK 2008<br />
<strong>Finanzkrise</strong> ein Tag im Krisenticker: 08.10.2008<br />
+++ Ausverkauf in Asien +++<br />
Die <strong>Finanzkrise</strong> führt zu Panikverkäufen in Asien, Tokio erlebt den schlimmsten Crash seit mehr als 2<br />
Jahrzehnten. Der Nikkei-Index bricht um fast zehn Prozent ein, da Anleger massenweise Papiere abstoßen.<br />
+++ Hilfe für Briten Banken +++<br />
Die britische Regierung stabilisiert das angeschlagene Bankensystem mit einem Rettungspaket i. H. v. 500<br />
Mrd. Pfund. Das Finanzministerium will sicherstellen, dass kurzfristig genügend Liquidität vorhanden ist.<br />
+++ Dax-Start: 5.326 Pkte. +++ Bund Future: 117,73 +++<br />
+++ Verheugen: Notfalls Banken verstaatlichen +++<br />
„Ich würde auch vor sehr unkonventionellen Schritten nicht zurückschrecken, selbst wenn am Ende ein<br />
Verstaatlichung von Instituten die einzige Möglichkeit ist den Kollaps zu verhin<strong>der</strong>n.“<br />
+++ Island schreitet wie<strong>der</strong> ein +++<br />
Islands Regierung verstaatlicht die zweite große Bank (Glitnir) in dieser Woche<br />
+++ Dax-Tief: 4.876 Pkte. +++ Bund Future: 117,86 +++<br />
+++ Moskau zapft Reserven an +++<br />
Mehrere Zentralbanken weltweit senken in einer gemeinsamen Aktion ihre Leitzinsen (EZB: -0,5% Pkte, Fed:<br />
-0,5% Pkte, BoE: -0,5% Pkte).<br />
+++ Dax Hoch: 5.318 Pkte. +++ Bund Future: 117,48 +++<br />
+++ Bankenbranche begrüßt Zinsschritte +++<br />
+++ Zinssenkung bringt Zuversicht nicht zurück +++<br />
Die Notenbanken haben weltweit die Reißleine gezogen und in einer konzertierten Aktion die Leitzinsen<br />
gesenkt, aber das Zweifeln geht weiter. Das deutsche Börsenbarometer schafft es zwar, sich bis auf 0,2<br />
Prozent an die Nulllinie heranzutasten, an dem Punkt beginnt es aber wie<strong>der</strong> auf den Stand vor <strong>der</strong><br />
Zinssenkung - auf 5.045 Punkte - zurückzufallen.<br />
+++ Dax Schluß: 5.013 +++ Bund Future: 117,31 +++<br />
25
© WGZ BANK 2008<br />
<strong>Finanzkrise</strong> ein Tag im Krisenticker: 09.10.2008<br />
+++ BoJ muss Geld pumpen +++<br />
Die japanische Zentralbank hat dem Geldmarkt angesichts <strong>der</strong> Krise Liquidität in Rekordhöhe zur Verfügung<br />
gestellt (4,0 Billionen Yen o<strong>der</strong> 29,2 Milliarden Euro)<br />
+++ Trichet: „Vernunft annehmen“ +++<br />
Nach <strong>der</strong> abgestimmten Leitzinssenkung hat <strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong> EZB die Finanzmarktakteure zur Vernunft aufgerufen.<br />
„Wir können den Märkten sagen, dass wir wie<strong>der</strong> die Kontrolle über die mittelfristige Preisstabilität<br />
haben“, sagte Trichet am Mittwochabend. Daher sei die Zinssenkung substanziell möglich geworden.<br />
+++ Dax startet fester: Plus 1,6% auf 5.092 Pkte. +++<br />
+++ EZB erhöht Dollar-Ten<strong>der</strong> auf 100 Mrd. +++<br />
+++ EZB erwartet Abschwung +++<br />
Die Finanzmarktkrise wird nach Einschätzung <strong>der</strong> EZB die Konjunktur im Euro-Raum in einen Abschwung<br />
drücken.<br />
+++ Britische Gemeinden Bangen +++<br />
Mehr als 20 britische Gemeinden fürchten um ihre Einlagen bei isländischen Banken im Wert von mehreren<br />
hun<strong>der</strong>t Millionen Pfund.<br />
+++ Lage am Geldmarkt bleibt angespannt +++<br />
Die Banken haben nach <strong>der</strong> Zinssenkung fast zehn Milliarden Euro weniger in <strong>der</strong> Einlagefazilität <strong>der</strong> EZB<br />
geparkt. Wie aus <strong>der</strong> täglichen EZB-Statistik am Donnerstag hervorgeht, sank per Mittwochabend das Volumen<br />
auf 39,8 Mrd. Euro von 45,9 Mrd. Euro. Händler sprachen von einer angespannten Lage.<br />
+++ Opec-Öl unter 80 Dollar +++<br />
+++ Island setzt den Handel aus, Aktienhandel ist bis Montag komplett gestoppt +++<br />
+++ Kaupthing verunsichert deutsche Kunden +++<br />
Die deutschen Kunden <strong>der</strong> isländischen Kaupthing Bank müssen um Ihr Erspartes zittern. Internetseite<br />
„Derzeit ist <strong>der</strong> Zugang auf Online Konten nicht möglich“<br />
26
© WGZ BANK 2008<br />
Ausblick:<br />
27
© WGZ BANK 2008<br />
1. Staaten und Notenbanken versuchen die Märkte<br />
zu stabilisieren. Staaten übernehmen<br />
Garantien und Notenbanken senken Zinsen.<br />
Ziel ist es den Geldmarkt wie<strong>der</strong> anzukurbeln.<br />
2. Internationale Investoren besitzen weiterhin<br />
große Mengen an Liquidität (bspw. China und<br />
Erdölexportierende Län<strong>der</strong>)<br />
3. Neue Bilanzierungsregeln sollen Bankbilanzen<br />
retten<br />
4. Mehr Transparenz in den Bankbilanzen und<br />
eine Verschärfung des Aufsichtsrechts wird<br />
von vielen Seiten gefor<strong>der</strong>t.<br />
1. Aktuell ist am Markt nur ein eingeschränkter<br />
Handel zu beobachten. Es treten keine Käufer<br />
am Markt auf. Banken haben keine Limite mehr.<br />
Der Geldmarkt unter den Banken ist zum<br />
erliegen gekommen.<br />
2. Befürchtet wird ein Überschwappen in die<br />
Realwirtschaft. Der private Konsum sinkt und<br />
die Kreditnachfrage nimmt ab.<br />
3. Möglichkeit eines Credit Crunch (Verschärfte<br />
Kreditstandards erschweren es Unternehmen an<br />
Liquidität zu kommen.<br />
4. Hedgefonds bekommen keine Anschlussfinanzierungen.<br />
Sollten keine Kredite vergeben<br />
werden bleibt nur die Liquidation von Assets und<br />
damit ein neuer Kursrutsch.<br />
5. Steigen<strong>der</strong> Wertberichtigungsbedarf bei<br />
Banken durch die Verschärfung <strong>der</strong> <strong>Finanzkrise</strong><br />
und den Anstieg <strong>der</strong> Spreads im Jahr 2008.<br />
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