Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
„Mein Spiel ist besonders gut, wenn ich traurig<br />
oder wütend bin.“ B e r e n B e r g - P r e i s t r ä g e r i n<br />
K At r i n g O r D O n<br />
P O R T R ä T Inhalt<br />
Größer, einflussreicher und<br />
konservativer ist keine Wirt-<br />
schaftspublikation der Welt:<br />
Das „Wall Street Journal“ ist<br />
mehr als eine Zeitung, es ist<br />
eine Institution. Der Buchau-<br />
tor und künftige Ressortleiter<br />
der „Süddeutschen Zeitung“<br />
Andrian Kreye hat die Kollegen<br />
der publizistischen Großmacht<br />
besucht.<br />
W I R t S c h A f t S p R e S S e 46<br />
In den großen Marken<br />
der Welt spiegelt sich das<br />
Lebensgefühl, die Lebensart<br />
einer epoche auf überra-<br />
schend klare Art wider. Im<br />
„Journal des Luxus und der<br />
Marken“ erzählt Kisch-preis-<br />
träger emanuel eckardt die<br />
bizarren Geschichten einiger<br />
Supermarken.<br />
L u x u S 58<br />
I n h A Lt<br />
B e R e n B e R G –<br />
e D I t I o n 6<br />
p o R t R ä t 8<br />
B e R e n B e R G -<br />
I n t e R n 12<br />
B e R e n B e R G -<br />
p o L o - e v e n t 14<br />
B e R e n B e R G -<br />
h I S t o R I e 16<br />
K I S t e n S t A D t<br />
h A M B u R G 18<br />
e n e R G I e -<br />
R e S e R v e n 26<br />
M A G I e<br />
D e R Z A h L e n 36<br />
K o L u M n e 37<br />
B I L D -<br />
B e S c h R e I B u n G 60<br />
M o n e y-tA L K 64<br />
I M p R e S S u M 8<br />
er kann reden, diskutieren,<br />
konzipieren, polemisieren. und<br />
doch ist es um friedrich Merz,<br />
einen der begabtesten politiker<br />
der union, still geworden. Im<br />
Gespräch mit Berenberg n<br />
erklärt er, warum er sich so<br />
ruhig verhält. und wie er die<br />
Zukunft der Großen Koalition<br />
einschätzt.<br />
nur über die Kanzlerin mag er<br />
sich nicht äußern.<br />
p o L I t I K 28<br />
Friedrich Merz, Werner Funk<br />
und Hans Peter Schütz.<br />
Fotos Jim Rakete<br />
Wallfahrt zu den Gralshütern<br />
des Golf. Schottland ist das<br />
Königreich dieses köstlichen<br />
Spiels und seine beste Adresse<br />
ist der 85 gegründete prest-<br />
wick Golf club. Dort legte der<br />
legendäre old tom Morris die<br />
ersten Bahnen an, spielte man<br />
860 die ersten „British open“<br />
und pflegt ein Stück unsterb-<br />
lichkeit nach der Maßgabe:<br />
„verbessere alles, ändere<br />
nichts“.<br />
G o L f 38<br />
Golf natürlich, aber vor allem<br />
fabelhafte Gastfreundschaft:<br />
Autor hans Borchert (3. v.l.) mit<br />
den Gentlemen von prestwick.<br />
Lohnt das Sammeln alter,<br />
hochwertiger Armbanduhren<br />
aus dem letzten Jahrhundert?<br />
Gerd Gregor feth, Spezialist<br />
der fAZ für uhren und alles<br />
was tickt, ist dieser frage<br />
nachgegangen. er stieß auf<br />
verblüffende trends.<br />
u h R e n 52<br />
Gerd Gregor Feth (links),<br />
Fotograf Olaf Tamm<br />
Andrian Kreye<br />
Emanuel Eckardt<br />
Wallfahrt zu den<br />
Gralshütern des Golf<br />
Clubdinner, eingerahmt von Bildern aus 156 Jahren Geschichte:<br />
Die Mitglieder des 1851 gegründeten Prestwick Golf Club<br />
sind ebenso legendär wie ihr Platz, einst Geburtsstätte der British Open.<br />
S p o r t<br />
Die Geschichte der Ildikó von Kürthy ist eine Erfolgssto-<br />
ry, ein Beispiel dafür, wie ein Talent scheinbar schwerelos ans<br />
Licht kommt und sich mit Leichtigkeit behauptet. Die Er-<br />
folgsautorin versteht es, Millionen Frauen zum Lachen zu<br />
bringen, über sich selbst, über den Schlankheitswahn und<br />
darüber, wie schwer es ist, einen Mann zu erobern, dem sie<br />
dann irgendwann in die behaarten Arme stolpert. Ihre Ro-<br />
mane heißen „Mondscheintarif“, „Herzsprung“, „Freizei-<br />
chen“, „Blaue Wunder“ und „Höhenrausch“, und weil sie alle<br />
hinreißend komisch sind, wurden sie über vier Millionen Mal<br />
verkauft und in zwanzig Sprachen übersetzt. „Mondschein-<br />
tarif“ wurde bereits fürs Kino verfilmt, „Freizeichen“ und<br />
„Blaue Wunder“ folgen.<br />
Ildikó von Kürthy, geboren am 20. Januar 1968 in Aachen,<br />
hat an der Henri-Nannen-Schule Journalismus gelernt,<br />
schreibt für „Eltern“, „Brigitte“ und den „stern“ und lebt<br />
in Hamburg-Harvestehude. Ihr neuer Lebensmittelpunkt<br />
ist eine schöne, schneeweiße Wiege, ein Erbstück. Da passt es<br />
gut, dass sie auch schon ein Kinderbuch („Karl Zwerglein“)<br />
geschrieben hat. Ildiokó von Kürthy über die Stadt, in der<br />
sie lebt:<br />
Wenn ich von der Autobahn komme, nach Hamburg<br />
reinfahre und auf der Lombardsbrücke zwischen den beiden<br />
Alstern durchfahre, bin ich total glücklich. Ein Alsterspazier-<br />
gang ist für mich das Schönste. Ein Platz zum Träumen ist<br />
für mich der kleine Steg im Eichenpark am Ende der Heil-<br />
wigstraße. Dort sitze ich gern mit einem Buch mit Blick auf<br />
die Krugkoppelbrücke. Wie im Urlaub. Ich bin ein Zuhause-<br />
Mensch, muss nicht verreisen. Italien, Frankreich, New York,<br />
das ist nicht, wonach ich mich sehne. Für eine Urlaubsreise<br />
genügt mir Schleswig-Holstein, mein Lieblingsbundesland.<br />
Ich fahre gern nach Sylt, und zwar mittenrein, nach Wester-<br />
land. Ich habe eine Schwäche für das Hotel Stadt Hamburg,<br />
weil ich meine Hochzeitsreise da verbracht habe. Wenn ich<br />
ein Urlaubsziel in der Nähe suche, lande ich unweigerlich<br />
bei Ikea in Schnelsen, Am Wunderbrunnen 1. Früher habe<br />
ich bei Ikea meine Billy-Regale gekauft. Für mich ist das ein<br />
bunter Erinnerungshaufen mit Raststättencharakter. Ich lie-<br />
be Raststätten. Und ich liebe Kaufhäuser. Bei Karstadt in der<br />
Eppendorfer Landstraße 77 kann ich stundenlang herumlau-<br />
fen, vor allem in der Süßwarenabteilung. Die alleralleraller-<br />
beste Schokolade gibt es allerdings bei Aldi am Grindelberg<br />
27-31, Aldis Kinderschokolade.<br />
Wenn ich abends essen gehen will, fühle ich mich im „La<br />
Scala“ am Falkenried 54 wie zu Hause. Ich muss gar nichts<br />
Besonderes bestellen, die Spaghetti con Alio e Olio sind<br />
phantastisch. Zwei-, dreimal im Jahr gehe ich ins Restaurant<br />
Louis C. Jacobs an der Elbchaussee 401. Egal, was auf der<br />
Karte steht, und wenn es paniertes Telefonbuch sein sollte, es<br />
schmeckt immer. Ich denke weder über Kalorien nach noch<br />
darüber, was das Ganze kostet. Ich bin verführbar, leider.<br />
Den absolut besten Blechkuchen gibt es im „Petit Café“ an<br />
der Hegestraße 29. Und in der Confiserie „Sweet Dreams“<br />
am Lehmweg 41 gibt es wahre Paradieskuchen. Ich arbeite<br />
hart daran, die Kalorien wieder loszuwerden. Das Freibad in<br />
der Kaifu Lodge an der Bundesstraße 107 ist meine zweite<br />
Heimat. Ich schwimme jeden Tag eine Stunde, trockne in der<br />
Sonne, gehe dort ins Fitnesscenter oder in die Sauna. Nach 15<br />
Jahren stelle ich fest, dass sich einige Männerkörper sehr zu<br />
ihrem Nachteil entwickelt haben, aber es kommt auch immer<br />
wieder mal Frischfleisch dazu. Spannend.<br />
In Buchhandlungen suche ich keine Intimität. Ich mag<br />
es, wenn sie groß sind wie ein Kaufhaus. Heymann am Ep-<br />
pendorfer Baum 27 finde ich super. Ich will stöbern und nicht<br />
angesprochen werden, ich lass mich nicht beraten, such so<br />
lange, bis ich das Buch gefunden habe, das mich interessiert,<br />
oder ich gehe hinaus, ohne zu kaufen. Das schaffe ich aller-<br />
dings nicht in Schreibwarengeschäften. Die großen sind die<br />
besten. Bei Schacht und Westrich an den Großen Bleichen 36<br />
bin ich verloren. Allein der Geruch des Schreibmaschinenpa-<br />
piers macht mich süchtig, für Stifte gebe ich Geld aus, ohne<br />
nachzudenken.<br />
Neuerdings kaufe ich Babysachen, beim „Nasenbär“ an<br />
der Stresemannstraße 71, Ecke Juliusstraße. Schöne Sachen<br />
für Kinder finde ich auch bei „Sieben Sachen“, dem Kinder-<br />
kaufhaus am Eppendorfer Weg 103.<br />
Neulich habe ich bei Anita Hass an der Eppendorfer<br />
Landstraße 60 bewusst eine taillierte Lederjacke gekauft, die<br />
mir nicht passte, weil ich schon im siebten Monat war. Die<br />
hänge ich mir in den Kreißsaal. Als Belohnung und als Ziel.<br />
Wenn ich alles hinter mir und das Kind in der Wiege in den<br />
Schlaf geschaukelt habe, will ich da reinpassen.<br />
Ildikó von Kürthy,<br />
Journalistin und Buchautorin<br />
M e i n H a M B u r g<br />
„In Hamburg bin<br />
ich total glücklich“<br />
4 4 4 5<br />
Einfach auf die Pferde und los<br />
S p o r t<br />
Die schnellsten Pferde, die besten Plätze, die stärksten Spieler der Welt – in Argentinien ist Polo Volkssport und zugleich Faszination pur<br />
4 6 4 7<br />
Diese Geschichte erzählt von einem weiten<br />
Land, den unendlich scheinenden argentinischen Pampas,<br />
wo es schwer fällt, jenen Punkt zu bestimmen, an dem das<br />
Ende der Welt erreicht ist und der Himmel beginnt. Dort,<br />
südwestlich von Buenos Aires nahe dem staubigen Städtchen<br />
Canuelas, liegt die Estanzia La Dolfina. Eine behütete, gesi<br />
cherte Festung im Irgendwo: mannshohe Zäune, dösender<br />
Wachposten, verrammelt die<br />
Tore. Weit dahinter, bequem<br />
in einen uralten Lederstuhl<br />
gegossen, sitzt ein Mann vor<br />
seinem Stall, den Matebecher<br />
in der Hand. Aus dem Trink<br />
stab, der Bombilla, saugt<br />
er die gesüßte, leicht bitter<br />
schmeckende Flüssigkeit wie<br />
eine Biene ihren Nektar und<br />
hält dabei Zwiesprache mit<br />
sich und dem Schöpfer von<br />
Himmel und Erde. Ein Ge<br />
spräch unter Kollegen. Denn<br />
auch Adolfo Cambiaso, 31,<br />
der zurzeit und seit langem<br />
beste Polospieler der Welt,<br />
wird „Gott“ genannt.<br />
Ein Ritual. Es wiederholt<br />
sich Abend für Abend zur<br />
Stunde des Sonnenuntergangs<br />
und will man Guillermo Va<br />
lente glauben, so schöpft sein Herr in dieser stillen Versen<br />
kung die spirituelle Kraft für seine unwiderstehlichen Sie<br />
geszüge. Guillermo, getreuer Knappe des Adolfo Gambiaso,<br />
wacht seit nunmehr fünfzehn Jahren über seinen Herrn. Hü<br />
tet Haus und Stallungen des weitläufigen, 50 Hektar großen<br />
Landguts. Führt den Betrieb. Sorgt sich um Pferde, Weiden,<br />
Spielfelder. Spricht sogar für ihn, wenn Besucher kommen.<br />
„Es war nie anders“, sagt Guillermo. „Adolfo ist ein ein<br />
facher, aber scheuer Mann. Nicht zu unterscheiden von Stall<br />
burschen und Pferdepflegern.“<br />
Auf dem Polofeld ist er unumschränkter Herrscher, ge<br />
winnt er Spiele im Alleingang, ein König aller Könige in<br />
einem Sport, der eigentlich ein Teamsport ist, Familiensache<br />
wie bei den Heguys, deren Väter und Onkel und Söhne und<br />
Vettern lange Zeit das Spiel beherrschten, oder den Brüdern<br />
Astrada. Cambiaso ist eine Ausnahmeerscheinung, ein be<br />
gnadeter Individualist und zugleich – ein Revolutionär.<br />
„Polo ist seit Cambiaso ein anderes Spiel“, sagt Gonzalo<br />
Pieres, der mit ihm und seiner Equipo La Ellerstina gleich<br />
drei Mal das „Abierto Argentino“ gewann, aber seitdem nie<br />
wieder. Seit 2002 spielt Cambiaso mit seinen Amigos Lucas,<br />
Mariano und Bartolome als Team Dolfina auf eigene Rech<br />
nung.<br />
„Nie zuvor hat es einen<br />
Mann wie ihn gegeben“,<br />
spricht Eduardo Heguy, selbst<br />
einstmals Superstar. „So kom<br />
plett, so gut beritten, so wenig<br />
abhängig von seinen Mitspie<br />
lern. Wenn jemand mehr als<br />
die Zehn verdient, dann Adol<br />
fito.“<br />
Die magische Zehn ist im<br />
Ranking des Polo das höchste<br />
aller Gefühle. Nur 35 Spieler<br />
erhielten seit 1913 diese Spiel<br />
stärke von einer unabhängi<br />
gen Kommission zuerkannt.<br />
Adolfo Cambiaso bekam die<br />
Idealnote schon mit 19 Jahren<br />
und damit als jüngster Spieler<br />
aller Zeiten. 1994 gewinnt er<br />
bei den drei größten Turnieren<br />
(Abierto de Tortugas, Abierto<br />
de Hurlingham, Abierto Argentino de Palermo) die „Triple<br />
Corona“ und reitet fortan ins Reich der Legenden.<br />
Ungezählt die Triumphe und Ehrungen, die Trophäen,<br />
Becher und Pokale. Irgendwie achtlos beiseite gestellt ver<br />
stauben sie in einem alten Schrank von Cambiasos erster Be<br />
hausung auf La Dolfina. Nicht so wichtig, scheinbar.<br />
Es ist nicht mehr als ein ausgebauter Stall, aber noch im<br />
mer pflegt der Champion die letzte Nacht vor großen End<br />
spielen hier zu verbringen – allein, nur sich und seinen Träu<br />
men überlassen. Fern jedenfalls seiner bildhübschen Frau<br />
Maria, einem südamerikanischen Topmodell. Fern auch der<br />
neu erbauten schicken Villa mit Swimmingpool und Porsche<br />
Cayenne in der Garage.<br />
Davor grast Colibri. Die 25 Jahre alte Stute war über Jah<br />
re Cambiasos bestes Pferd im Stall und trug ihn zu zahllosen<br />
S p o r t<br />
Heimspiel trainingsstätte und refugium eines Super-<br />
stars: die Estanzia La Dolfina. Inmitten von 50 Hektar<br />
bestem Grasland liegen vier polofelder.<br />
König der Könige Die Legende lebt und spielt:<br />
polo-profi Adolfo Cambiaso, genannt „der Göttliche“<br />
(Foto rechts)<br />
tExt: HA n S BorCHErt | FotoS : AnIBAL GrECo<br />
3 0 3 1<br />
Der Glanz des Goldes<br />
Mythisches Urmetall, Symbol der Macht und der<br />
Herrlichkeit, Sinnbild menschlicher Gier<br />
und göttlicher Vollkommenheit, unermesslichen<br />
Reichtums und tragischer Verblendung.<br />
Das Porträt einer rätselhaften Währungsreserve<br />
G o l d<br />
El Dorado<br />
Eine präkolumbianische Gottheit aus reinem Gold. Auf der Suche nach<br />
solchen Schätzen richteten Konquistadoren das Reich der Inkas zugrunde<br />
3 2 3 3<br />
G o l d<br />
Fauler Zauber. Gold arbeitet nicht. Liegt tatenlos<br />
herum. Bringt keine Zinsen. Kostet Nerven. Gilt als schlech-<br />
teste Vermögensanlage der Welt. Nein, in der Welt der Ban-<br />
ken ist Gold kein Schlager. Es läuft am Rande mit, mal mehr,<br />
mal weniger, von der Zehntelunze bis zum Kilobarren. Der<br />
kostet, etwa so groß wie ein schlanker Marsriegel, derzeit<br />
rund 15 800 Euro und dient ängstlichen Naturen als stille<br />
Reserve. Auch für Spekulanten ist Gold uninteressant. In<br />
den weltweiten Geldströmen spielt es als schmales Rinnsal<br />
kaum noch eine Rolle.<br />
Nur wer 1970 Gold gekauft hat, steht gut da. Damals lag<br />
der Preis bei 36 Dollar für die Feinunze. 1980 schoss er him-<br />
melwärts, auf 850 Dollar. Die Russen waren in Afghanistan<br />
einmarschiert, der Ost-West-Konflikt fieberte einem neuen<br />
Höhepunkt entgegen, und die zweite Ölkrise verunsicherte<br />
die Industriestaaten. Nun steht er bei 660 Dollar pro Fein-<br />
unze (31,1 Gramm), argwöhnisch beobachtet von findigen<br />
Spekulanten im Staatsdienst. Nirgendwo lagert so viel Gold<br />
wie in den Tresoren der Notenbanken; mehr als zwölf Jah-<br />
resproduktionen sollen es sein. Ein großer Teil des Goldes<br />
der Deutschen Bundesbank ruht in den Kellern der Federal<br />
Savings Bank in Manhattan, Liberty Street 33, nur wenige<br />
Meter vom Ground Zero entfernt, doch angeblich bomben-<br />
Marokko, Allahs Goldküste die goldenen Tore des königlichen Palastes in Fez künden vom Reichtum des Königshauses.<br />
die junge Braut glänzt in der Gewissheit, dass ihr Ja-Wort in eine goldene Hochzeit mündet<br />
Thailand, Buddhas Liegenschaft lächelnd gleitet Buddha ins Nirwana. die Botschaft ist global: die 45 Meter lange Statue<br />
im Wat Pho Tempel in Bangkok symbolisiert wie die präkolumbianischen Statuetten aus lima göttlichen Charakter<br />
sicher. Ein geringer Vorrat an Kilobarren liegt auf sandigem<br />
Grund in den Tresoren der Bundesbank in Frankfurt am<br />
Main, so gut gesichert, dass nicht mal der Finanzminister<br />
heran könnte. Weil das Gold eine Währungs- und keine Fi-<br />
nanzierungsreserve ist, darf er damit keine Löcher stopfen.<br />
Niemand hortet so viel Gold wie die US-Notenbank.<br />
Full House. Sie verkauft nicht eine Feinunze und ist erst<br />
bei einem (zur Zeit von Richard Nixon festgelegten) Gold-<br />
preis von 42,22 Dollar vepflichtet, unbegrenzt Gold aus dem<br />
Markt zu nehmen. Der Markt steht unter latenter Spannung,<br />
das gehört zum Spiel. Dabei ist überhaupt nicht sicher, ob<br />
Goldreserven wirklich Goldreserven sind. Seit einem Jahr-<br />
zehnt wird zunehmend Gold an Investmentbanken verlie-<br />
hen.<br />
Es gibt beim Thema Gold nur eine sichere Konstante: Es ist<br />
nie genug da. Die Nachfrage ist größer als das Angebot. Ab-<br />
nehmer stehen Schlange. Der Schmuckindustrie fehlen rund<br />
600 Tonnen. Woher nehmen? Theoretisch ist genug da für<br />
alle: rund dreißig Milliarden Tonnen, mehr als fünf Tonnen<br />
für jeden Erdenbewohner. In der Erdkruste lagern gewaltige<br />
Vorräte, aber in einer Konzentration von 0,005 Gramm pro<br />
Tonne Gestein. Gemein: Goldadern sind nahezu unsichtbar,<br />
hauchzarte Einschlüsse im Fels. Gewaltige Gesteinsmassen<br />
müssen bewegt werden, um ein paar Gramm zu gewinnen.<br />
Der Abraum, der bei der jährlichen Goldproduktion ent-<br />
steht, würde einen Konvoi von Müllautos füllen, ein Stau,<br />
der Stoßstange an Stoßstange einmal rund um den Globus<br />
reicht. Die Menge an Gestein, die gebrochen und umgewälzt<br />
wird, um das Gold für ein Paar Eheringe zu gewinnen, er-<br />
gibt ein drei Meter tiefes Loch im Garten Eden, etwa so groß<br />
wie ein klassisches Himmelbett. So gesehen ist jeder Ehering<br />
ein Versprechen, das etwa drei Tonnen wiegt.<br />
Gold wiegt schwer, symbolisiert den Glanz der Sonne<br />
und königliche Macht. Gold ist ewig. Aurum, edelstes aller<br />
Metalle, seit siebentausend Jahren zu Kult- und Schmuckge-<br />
genständen getrieben und geschmolzen, wird die Mensch-<br />
heit überleben und die menschliche Gier. Sagen und Mär-<br />
chen, Legenden und verbürgte Geschichte erzählen von<br />
Raffsucht und Verblendung, von der Suche nach dem geils-<br />
ten aller Metalle, nach El Dorado und der Goldenen Gans.<br />
Ob „Rheingold“ oder „Golden Eye“: Der Zauber wirkt.<br />
Der Mythos vom unsterblichen Reichtum bewegte die<br />
Welt. Auf der Suche nach dem Stein derWeisen, der alles in<br />
Gold verwandelt, erfanden die Alchimisten das Schwarzpul-<br />
ver und – zumindest in Europa – das Porzellan. Die Jagd<br />
nach Gold brachte unermeßlichen Reichtum und zerstörte<br />
ganze Zivilisationen. Um den Preis von sechs Tonnen Gold<br />
versank das Inkareich. Gold war das Letzte, was die Bar-<br />
baren des „Tausendjährigen Reichs“ aus den Zähnen ihrer<br />
Opfer brachen.<br />
Gold ist überall und nirG ends. Es ruht<br />
verborgen unter mächtigen Gesteinsmassen alter Kontinen-<br />
talkerne oder als kaum wahrnehmbarer Flitter in Kieseln<br />
und Sanden der Flüsse. Gold ist im Meer, im Menschen und<br />
im Müll. Zehn Milliarden Tonnen Gold schweben im Was-<br />
ser der Ozeane oder am Grund der Tiefsee, Spuren des Ele-<br />
ments finden sich in der Leber, im Gehirn und im mensch-<br />
lichen Herzen.<br />
Gold heilt. Im Altertum wurde Gold in Pulverform ge-<br />
gen Melancholie und Herzleiden angewandt. Die Homöo-<br />
pathie verwendet gereinigtes Gold, Aurum metallicum, bei<br />
Phasen depressiver Verstimmung, Angst und Mutlosigkeit,<br />
aber auch bei Liebeskummer und unterdrücktem Verdruss.<br />
Aurum hilft gegen Polyarthritis und gegen die Trunksucht.<br />
Der Heiligen Hildegard von Bingen diente Gold als Breit-<br />
bandtherapeutikum und Prophylaxe bei Rheuma und Gicht,<br />
Magenkatarrh und Grippeanfälligkeit. Ihr Rezept: Am ers-<br />
ten Tag bereite man eine Goldpaste aus 0,6 g Goldpulver,<br />
TexT : NoN o voN v a R laR<br />
4 2 4 3<br />
B u g at t i t y p 4 1<br />
R o y a l e<br />
Eines der exaltiertesten Auto-<br />
mobile der Geschichte: Nur ganz<br />
selten kommt ein Exemplar auf<br />
den Markt.<br />
8 Zylinder,<br />
12,8 Liter Hubraum,<br />
Bauzeit 1929<br />
bis 1932,<br />
6 Exemplare gebaut<br />
über<br />
8 Mio.<br />
Euro€<br />
(1987)<br />
g e l d a n l a g e<br />
Lohnen Investitionen in Oldtimer?<br />
Nur wenn ausgesuchte Stücke gekauft und<br />
die eisernen Regeln des Gewerbes beachtet<br />
werden. Totalverluste sind allerdings selten:<br />
Immerhin bleibt dem Sammler der Spaß an<br />
seinem guten Stück – wenn es denn läuft<br />
Auf Touren gekommen<br />
4 4 4 5<br />
G e l d a n l a G e<br />
er Hammer fiel Mitte August 2007 in Kali-<br />
fornien, und er fiel bei 2,3 Millionen Dollar<br />
(über 1,7 Millionen Euro). Diese Summe gab<br />
ein unbekannter Bieter aus, um den Ferrari<br />
250 GT Lusso zu ersteigern, der einst „King<br />
of Cool“ Steve McQueen gehörte – annähernd das Dreifache<br />
dessen, was die Experten des Auktionshauses Christie’s er-<br />
wartet hatten.<br />
Oldtimer machen das Rennen. Die traditionellen Au-<br />
gust-Auktionen an der US-Westküste verzeichnen Rekord-<br />
ergebnisse. Trotz falscher Motornummer ging ein Porsche<br />
Carrera RS Touring bei 271.000 Dollar (rund 200.000 Euro)<br />
durchs Ziel, und das Bietgefecht um einen Lamborghini<br />
Countach LP400 fand erst bei 533.500 Dollar (rund 395.00<br />
Euro) sein Ende. Im Mai ersteigerte ein Sammler in Mara-<br />
nello, der Heimat von Ferrari, für knapp 6,9 Millionen Euro<br />
den 330 TRI, der 1962 das Rennen in Le Mans gewonnen<br />
hatte. Gar 20 Millionen Dollar (rund 14,8 Millionen Euro)<br />
soll ein Liebhaber aus Asien für den Ferrari 375 MM des Re-<br />
gisseurs Roberto Rosselini geboten haben. Derlei Gerüchte<br />
heben die Stimmung. In der Szene herrscht beste Laune. Die<br />
Experten hatten anziehende Preise prophezeit, seit Jahren<br />
geht die Preiskurve nach oben.<br />
Die einzige Ausnahme, die diesen Trend durchschnitt,<br />
liegt schon etwas zurück, war aber äußerst spektakulär.<br />
Ende der achtziger Jahre feierte die noch pubertierende<br />
Oldtimerbranche ihr erstes turbulentes Jahrzehnt mit einem<br />
gewaltigen Feuerwerk. 1987 erzielte ein Bugatti Royale mit<br />
rund 16 Millionen Mark (rund 8,2 Millionen Euro) einen<br />
einsamen Rekord. Dann schossen die Preise einzelner Fer-<br />
rari-Modelle nach oben, rissen in ihrem Sog den kompletten<br />
Sportwagen-Fuhrpark der Automobilgeschichte mit sich,<br />
eine Hyperinflation geriet ins gleißende Scheinwerferlicht<br />
der Auktionsbühnen. Kein Wert hatte Bestand über den Tag<br />
hinaus. Die globale Sammlerszene deckte sich in Panikkäu-<br />
fen mit Ware ein.<br />
Was war passiert? Nichts wirklich Überraschendes: In<br />
Italien war ein 90jähriger Mann gestorben. Und diese Nach-<br />
richt vom 14. August 1988 genügte, den begrenzten Markt<br />
gründlich durcheinander zu bringen. Der Name des Man-<br />
nes: Enzo Ferrari. Der „Commendatore“ hatte als Patriarch<br />
alter Schule geherrscht. Mit dem Übervater, so ging die Sor-<br />
ge, würde auch sein Werk verlöschen. Ohne Ferrari schien<br />
Ferrari undenkbar. Der Mann war die Marke.<br />
Nun brannte das Feuer lichterloh. Der Super-Sportwagen<br />
F40, den Enzo Ferrari sich selbst zum 90. Geburtstag, seiner<br />
Firma zum 40. Jubiläum und den Kunden zum Fahrvergnü-<br />
gen geschenkt hatte, ging als limitierte Auflage für 444.000<br />
Mark (rund 230.000 Euro) an gute Kunden und eine Hand-<br />
voll Prominenz. Die nicht bedachten Interessenten boten<br />
Summen bis zu einer Million Mark (rund 510.000 Euro), die<br />
Kurse stiegen weiter. Selbst als Modellauto war der F40 da-<br />
mals knapp.<br />
Spekulanten ritten auf der Welle mit, die auch reichlich<br />
vorhandene Modelle wie Ferrari 328 oder Testarossa erfass-<br />
te, andere rafften altes Blech zusammen, wenn es nur einen<br />
bekannten Namen trug. Standards wie ein Austin Healey<br />
D<br />
M e r c e d e s - B e n z<br />
3 0 0 s l<br />
Seit Jahren weist der legendäre<br />
Flügeltürer steigende Preise<br />
auf. Auf dem Markt sind gute<br />
Exemplare verfügbar.<br />
6 Zylinder,<br />
3 Liter Hubraum,<br />
Bauzeit 19564 bis 1957,<br />
1400 Exemplare gebaut<br />
ca.<br />
1/2 Mio.<br />
Euro€<br />
Die Hersteller integrierten die<br />
Geschichte der eigenen Marke in<br />
ihre Marketingstrategien<br />
3 4 3 5<br />
S p o r t<br />
Ein Tag<br />
im Leben<br />
der<br />
Isabell<br />
Werth<br />
Schon bei Sonnenaufgang,<br />
hat Isabell Werth gesagt, könne man sie in<br />
ihrem Stall antreffen, aber mit dem Son-<br />
nenaufgang ist es heute so eine Sache. Das<br />
Tageslicht kriecht nur zögerlich durch den<br />
milchweißen Schleier, Wolken und Nebel<br />
haben sich offenbar verbündet und hän-<br />
gen nun so tief über den Wiesen am Nie-<br />
derrhein, als wollten sie gemeinsam die<br />
Grashalme zählen. Erst, wenn man schon<br />
direkt davor steht, auf dem sauber einge-<br />
fassten Kiesweg, zeichnen sich der Pfer-<br />
destall und die angrenzende Reithalle vor<br />
dem fahlen Hintergrund ab. Der Über-<br />
gang von dunkelgrau zu hellgrau, das ist<br />
heute also der Sonnenaufgang.<br />
Die Stalluhr zeigt kurz nach sieben<br />
und Isabell Werth sitzt schon im Sattel.<br />
Sie trägt eine dunkelbraune Reithose und<br />
t ext: Claudio Catuogno |<br />
FotoS : JaC queS t o FFi<br />
Herr Merz, wie fühlen Sie sich als<br />
politischer Frühpensionär?<br />
Ich bin kein Frühpensionär. Ich werde zwar<br />
im nächsten Frühjahr Großvater, aber ich bin<br />
weit davon entfernt, mich als politischer Pensionär zu fühlen.<br />
Ich nehme mein Wahlkreismandat ernst. Ich mache meine<br />
Ausschussarbeit im Bundestag, und ich gehe wieder mehr<br />
als früher meinem Beruf nach.<br />
Geben Sie doch zu, dass es Sie immer noch juckt, wenn es<br />
im Parlament richtig zur Sache geht.<br />
Ich gebe zu, mich hat es in der Zeit gejuckt, als wir noch in der<br />
Opposition waren und ich gemerkt habe, da waren wir nicht<br />
gut genug, da hätte ich vielleicht manches besser machen<br />
können. Aber ich habe immer politische Ämter als Mandat<br />
auf Zeit verstanden. Ich habe immer gesagt, wer reingeht in<br />
die Politik, muss im Hinterkopf haben, dass er auch irgend-<br />
wann wieder rausgehen muss. Insofern bin ich mit mir völlig<br />
im Gleichgewicht.<br />
Um irgendwann mal wieder einzusteigen?<br />
Das ist nicht ausgeschlossen, aber noch einmal: Politik ist<br />
Amt auf Zeit. Ich habe immer für mich in Anspruch genom-<br />
men, von der Politik wirtschaftlich nicht abhängig sein zu<br />
müssen. Politik ist eine große Herausforderung, aber sie<br />
muss Spaß machen. Und sie muss aus einer Situation der<br />
Unabhängigkeit heraus gemacht werden können. Insofern:<br />
Mich betrübt zwar manches, aber nicht mein persönliches<br />
politisches Schicksal.<br />
Lassen Sie uns vom Schicksal der Nation sprechen, Stich-<br />
wort Globalisierung.Führt sie zu einem nachhaltigen Macht-<br />
verlust für die Politik, gar ein Ende der Politik?<br />
Diese These wird immer wieder vorgetragen. Ich widerspre-<br />
che ihr, obwohl eines richtig ist: Die Volkswirtschaften in ei-<br />
ner globalen Welt haben nicht mehr jede Option. Die Hand-<br />
lungsmöglichkeiten und Alternativen sind kleiner geworden,<br />
die Handlungsnotwendigkeiten allerdings umso größer.<br />
Was überwiegt: Risiken oder Chancen?<br />
Ich sehe in der Globalisierung viel mehr Chancen als Risiken.<br />
Aber wenn man diese Chancen wirklich nutzen will, muss<br />
man eine bestimmte Politik umsetzen, und die hat etwas<br />
mit offenen Märkten, mit liberalen Gesellschaften, auch mit<br />
offenen Volkswirtschaften zu tun. Das ist in hohem Maße er-<br />
klärungsbedürftig. Politik heute muss viel mehr erklären als<br />
sie noch vor 20, 30 Jahren erklären musste.<br />
Brauchen wir neue, maßgeschneiderte Konzepte in allen<br />
wichtigen Bereichen, von der Wirtschafts- über die Struktur-<br />
und Sozialpolitik bis zur Bildungspolitik?<br />
Jedes Land hat durchaus Möglichkeiten der eigenen Gestal-<br />
tung. Sehen Sie sich einmal die Sozialstaatsdiskussion an.<br />
Die skandinavischen Länder haben gesagt, wir wollen einen<br />
hohen Teil unseres Sozialstaats über Steuern finanzieren.<br />
Die Briten haben eine ganz andere Philosophie: niedrige<br />
G e S P R Ä C H<br />
„Die Bevölkerung darf an uns nicht<br />
verzweifeln. Aber da stehen wir<br />
möglicherweise kurz davor.”<br />
enn D ie grosse koAliton unD ihre kAnzlerin Am enD e sinD, könnte D ie stunD e D es frieD rich merz schlAgen.<br />
W<br />
3<br />
5 8 5 9<br />
Z u k u n f t s b r a n c h e L a n d W i r t s c h a f t<br />
Warum raten Sie Ihren Kunden, in Ackerland zu inves-<br />
tieren?<br />
Farm-Investments machen Sinn, wenn Sie Ihr Portfolio<br />
langfristig stärker diversifizieren, dauerhaft an steigenden<br />
Agrarrohstoffpreisen teilhaben und sich gegen die Inflation<br />
absichern wollen.<br />
Ein Vorstoß in Neuland?<br />
Keineswegs. Diese Investmentform hat bereits in der Ver-<br />
gangenheit bewiesen, dass sie funktioniert und langfristig<br />
Renditen abwirft. Sollten die Prognosen der Preisentwick-<br />
lung bei Agrarrohstoffen eintreffen, besteht für Ihren Acker<br />
ein hohes Gewinnpotential.<br />
Vergleichbar mit anderen Investments?<br />
Das Thema ist eindeutig auf der Überholspur. Werte mit<br />
Etiketten wie „Öko“, „Nachhaltig“, „Regenerativ“ oder<br />
„Nachwachsend“ liegen im Trend. Einige Fonds und Aktien<br />
haben aufgrund großer Nachfrage bereits enorme Kursge-<br />
winne verbucht. Das erinnert schon sehr an den Internet-<br />
Hype um die Jahrtausendwende.<br />
Mit ähnlichen Aussichten?<br />
Das muss die Zukunft erst beweisen. Fest steht: Im Wind-<br />
schatten des „Nachhaltigkeits-Hypes“ sind Agrarrohstoffe<br />
in den Fokus der Anleger gerückt und inzwischen über zahl-<br />
reiche Zertifikate handelbar.<br />
Wenn Sie eine stabile, sichere Kapitalanlage suchen, spre-<br />
chen viele gute Gründe dafür, in Grund und Boden, speziell<br />
Ackerland, zu investieren.<br />
Welche Gründe?<br />
Die Weltbevölkerung wächst und braucht mehr Getreide.<br />
Die landwirtschaftlichen Flächen nehmen weltweit ab. Die<br />
Bewässerung der Flächen wird zunehmend zum Problem.<br />
Biokraftstoffe stehen in Konkurrenz zu Nahrungs- und Fut-<br />
e in Gespräch mit JürG en r aeke,<br />
Geschäftsführer der b erenberG p rivate c apitaL Gmbh<br />
termitteln und treiben zusätzlich die Nachfrage nach Anbau-<br />
flächen nach oben. In der Landwirtschaft steckt viel mehr<br />
Renditepotenzial als bisher angenommen. Denn Investoren<br />
profitieren künftig nicht nur von steigenden Bodenpreisen,<br />
sondern auch von Preissteigerungen bei den Agrarrohstof-<br />
fen. Und das sind keine kurzfristig auftretenden Phänomene,<br />
sondern strukturelle Veränderungen, die auf nachhaltigen<br />
und dauerhaften Trends beruhen.<br />
Was macht Sie da so sicher?<br />
Allein das Bevölkerungswachstum sorgt für steigende Nach-<br />
frage. Heute leben 6,5 Milliarden Menschen auf der Erde,<br />
bis 2050 werden es mehr als 9 Milliarden sein. Nehmen Sie<br />
das Beispiel Indien. Das Land, zweitgrößter Weizenanbau-<br />
er der Welt, musste im letzten Jahr Weizen importieren,<br />
um die eigene Nachfrage zu decken. Ähnlich verhält es sich<br />
in China und anderen asiatischen und auch lateinamerika-<br />
nischen Wachstumsländern. Hinzu kommt der zunehmende<br />
Fleischkonsum in Ländern wie China und Indien. Diese<br />
Trends setzen eine Kettenreaktion in Gang, die bisher nur<br />
wenige auf ihrer Rechnung haben. Wenn die Nachfrage nach<br />
Fleisch steigt, klettern auch die Getreidepreise. Für die Pro-<br />
duktion von einem Kilogramm Rindfleisch werden über 8<br />
Kilogramm Getreide als Futter benötigt. Und übrigens über<br />
1000 Liter Wasser.<br />
Die Flächen für Getreideanbau sind begrenzt ...<br />
Eben. Die landwirtschaftlichen Flächen werden knapper.<br />
Durch Erosion, durch zunehmende Urbanisierung, durch<br />
den Ausbau der Infrastruktur und Versalzung verringert<br />
sich die nutzbare Anbaufläche massiv und dauerhaft.<br />
Laut UNO und der Food and Agriculture Organisati-<br />
on (FAO) reduziert sich die Fläche um rund 7 Millionen<br />
Hektar pro Jahr.<br />
Armer Bauer –<br />
Reicher Bauer<br />
Für Investitionen<br />
in den Agrarsektor<br />
sprechen viele,<br />
überwiegend<br />
nachhaltige Argumente<br />
1 2<br />
Der Mann ist einmalig. Kein anderer kann eine ver-<br />
gleichbare Ämterfülle als Lebensbilanz vorweisen wie<br />
Roman Herzog. Er war Professor für Strafrecht in Berlin<br />
und Speyer, Staatssekretär in Rheinland-Pfalz, Kultus-<br />
und Innenminister in Baden-Württemberg, Präsident des<br />
Bundesverfassungsgerichts und Bundespräsident. Hat er<br />
sich nach Ämtern gedrängt? Aber nein, lächelt er, nur zu-<br />
gegriffen habe er immer, „wenn gerade ein passendes An-<br />
gebot vorbeigeschwommen ist.“<br />
Fast ein Wunder, dass der heute 73-Jährige dabei nie die<br />
Bodenhaftung verloren hat. Davor hat den siebten Präsi-<br />
denten der Republik vielleicht seine von keinem anderen<br />
Bundespräsidenten erreichte Fähigkeit bewahrt, jeder-<br />
zeit neben sich treten zu können. Sich unprätentiös und<br />
selbstironisch zu kommentieren. „Unstillbare Spottlust“<br />
P o l i t i k<br />
1 3<br />
G e s P r ä c h m i t<br />
r o m a n h e r z o G<br />
„Das muss<br />
durchgezogen<br />
werden, auch<br />
wenn links<br />
und rechts<br />
die Wände<br />
wackeln.“<br />
2 0 2 1<br />
W i r t s c h a f t s p r e s s e t e i l 3 : t h e e c o n o m i s t<br />
Auslandsressortleiter Peter David Redaktionsflur Textredakteur<br />
London Redaktions-und Verlagshaus<br />
Seit 164 Jahren<br />
analysiert der „Economist“<br />
unideologisch und<br />
meinungsstark die Welt<br />
St. James Street Chefredakteur John Micklethwait Grafikressort<br />
Nachrufredakteurin Anne Wroe Titelauslage im Empfang Bildchefin Celina Dunlop Garderobe<br />
Die radikale<br />
Mitte<br />
5 2 5 3<br />
C H A M P A G N E R<br />
Sie brachten die Keller auf Vordermann. Die<br />
FRAUEN DER<br />
CHAMPAGNE<br />
setzten Maßstäbe. Bis heute<br />
Weinbau ist Männersache. Kellertechnik erst<br />
recht. Doch gibt es kein Weinbaugebiet der Welt, das so sehr<br />
von Frauen geprägt wurde, wie die Champagne, eine der kom<br />
plexesten und zugleich exklusivsten Weinregionen der Welt.<br />
Witwen machten die Champagne berühmt, holten Familien<br />
betriebe aus dem Keller und verwandelten sie mit Energie,<br />
Phantasie und Intuition in Champagnerhäuser von Weltruf.<br />
Und als wäre dies eine unverrückbare Tradition, bestimmt<br />
noch heute eine Witwe den Kurs eines der bedeutendsten Fa<br />
milienunternehmen.<br />
Im Norden Frankreichs war Weinbau vor allem Sache der<br />
Priester und Abteien. Nach der französischen Revolution ge<br />
riet alles in Bewegung, Zuwanderer kauften Land und nahmen<br />
die Arbeit auf sich, nicht selten mit deutschen Namen: Mumm,<br />
Deutz, Geldermann, Schneider, Krug und Heidsieck, junge<br />
Männer, die aus dem Rheinland und aus Württemberg zuwan<br />
derten. Taittingers kamen aus Österreich.<br />
Es war eine Gründerzeit, in der hart arbeitende Familien<br />
väter die Weichen für die Zukunft stellten. Frauen arbeiteten<br />
nicht weniger hart, blieben aber im Hintergrund. Als Fran<br />
çois Cliquot 1805 starb, hinterließ er ein Champagnerhaus,<br />
eine 27jährige Witwe und eine kleine Tochter. NicoleBarbe<br />
Cliquot, geborene Ponsardin, nahm das Unternehmen in die<br />
Nicole-Barbe Clicquot-Ponsardin, Marie-Louise Lanson<br />
de Nonancourt, Louise Pommery (v. li.)<br />
T E x T : EMANu E l EC k ARd T<br />
BErEnBErg Seiten aus den Ausgaben No.1 bis 5 Pages from the Berenberg-Volumes No.1 to 5<br />
25<br />
|<br />
<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 24