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Wasserwirtschaft in Bayern - aktuelle Herausforderungen

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laja wichtige natürliche Wasserspeicher<br />

weg; uns trifft besonders die Destabilisierung<br />

von Hängen mit der Gefahr von<br />

Murenabgängen.<br />

Mit e<strong>in</strong>em enormen Kraftakt aller Länder<br />

der Welt könnte es gel<strong>in</strong>gen, durch Verr<strong>in</strong>gerung<br />

des CO 2 -Ausstoßes die Klimaerwärmung<br />

etwas abzuschwächen oder<br />

zu verzögern. Die schon jetzt erkennbaren<br />

negativen Auswirkungen werden wir<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht verh<strong>in</strong>dern können. Die<br />

deshalb nötigen Anpassungsstrategien<br />

betreffen vor allem die <strong>Wasserwirtschaft</strong><br />

- „mitigation is energy - adaptation is water“<br />

heißt es im <strong>in</strong>ternationalen Raum.<br />

Die demografische Entwicklung <strong>in</strong> Europa<br />

ist gegenläufig zur weltweiten. Hier<br />

s<strong>in</strong>d für uns strukturelle Aufgaben zu lösen,<br />

denken wir nur an die Auslastung<br />

von Wasser<strong>in</strong>frastruktur.<br />

Umgekehrt wird die zunehmende weltweite<br />

Anspannung im Wassersektor auch<br />

zu <strong>in</strong>dustriellem Druck auf die wasserreichen<br />

Länder führen. Gut für die Arbeitsplätze,<br />

aber vorbereitet sollte man se<strong>in</strong>.<br />

Die weltweiten Agrarmärkte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

Bewegung. E<strong>in</strong> konstant wachsender<br />

Nahrungsmittelbedarf trifft sich <strong>in</strong> unglücklicher<br />

Weise mit der Idee, Pflanzen<br />

zu Energiezwecken zu nutzen. Neben<br />

steil steigenden Preisen (der Weizenpreis<br />

hat sich im zweiten Halbjahr 2007<br />

verdoppelt) wächst der Flächenbedarf.<br />

Auch abhängig vom Klima, bedeutet<br />

dies sowohl Belastungen des Wasserhaushalts<br />

durch Agrarhilfsstoffe (Dünger,<br />

Pflanzenschutzmittel), aber auch<br />

durch Bewässerung.<br />

Wie können wir als <strong>Wasserwirtschaft</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> reagieren?<br />

Das Wichtigste ist e<strong>in</strong>e möglichst ehrliche<br />

Analyse der kommenden <strong>Herausforderungen</strong><br />

und die E<strong>in</strong>speisung <strong>in</strong><br />

die gesellschaftspolitische Diskussion.<br />

Tatsächlich können wir vielleicht sogar<br />

aus den zu erwartenden Veränderungen<br />

Vorteile schöpfen, nämlich dann, wenn<br />

es uns gel<strong>in</strong>gt, unser auf Umweltschutz<br />

und Nachhaltigkeit basierendes System<br />

auszubauen und damit Standortsicherheit<br />

zu schaffen. Der Nebeneffekt, damit<br />

e<strong>in</strong>en globalen Leuchtturm zu entwickeln,<br />

könnte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gesamtverantwortung<br />

zusätzliche Motivation se<strong>in</strong>.<br />

Die Schritte dah<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d vorgezeichnet:<br />

Schutz vor Hochwasser<br />

In wenigen Jahrzehnten wird es <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

im W<strong>in</strong>ter bis zu 35% mehr Niederschläge<br />

geben. Immer häufiger werden<br />

uns extreme Hochwasserereignisse<br />

heimsuchen. Das Pf<strong>in</strong>gsthochwasser<br />

1999 und die Augusthochwasser von<br />

2002 und 2005 waren e<strong>in</strong> Vorgeschmack<br />

darauf, was uns erwartet. Viele, die<br />

Leitartikel<br />

Stadt am Fluss: Die umgestaltete Pegnitz im Stadtgebiet Nürnberg 2001. Das Gewässer<br />

wurde durch Entnahme der Verbauung und Abflachung der Ufer für die Anwohner<br />

wieder zugänglich gemacht.<br />

sich h<strong>in</strong>ter Schutzmauern und Deichen<br />

sicher gefühlt haben, s<strong>in</strong>d jetzt auf e<strong>in</strong>mal<br />

wieder im Spiel. Es wird nun wieder<br />

bewusst, dass es absolute Sicherheit<br />

nicht gibt. E<strong>in</strong>e weitere Reduzierung<br />

der Risiken ist möglich. Am Ende ist<br />

aber das stets verbleibende Restrisiko<br />

gegen den für e<strong>in</strong>e weitere Reduzierung<br />

erforderlichen Aufwand abzuwägen. Wir<br />

haben bayernweit dr<strong>in</strong>genden Bedarf an<br />

Retentionsräumen, an Speichern und<br />

Flutpoldern. Um Riesenunglücke wie<br />

Rumänien 2006 zu verh<strong>in</strong>dern, denken<br />

wir über Notüberlaufräume nach, um<br />

im Fall katastrophaler Ereignisse wenigstens<br />

die Schäden <strong>in</strong> Siedlungen zu<br />

verm<strong>in</strong>dern. Das bedeutet aber, dass <strong>in</strong><br />

den Flusstälern auch <strong>in</strong> vergrößerten<br />

Überschwemmungsbereichen weitere<br />

Besiedlungen kritisch gesehen werden<br />

und e<strong>in</strong>ige flussnahe landwirtschaftlich<br />

genutzte Flächen verstärkt wieder ihre<br />

ursprüngliche Funktion als Retentionsräume<br />

wahrnehmen müssen.<br />

Zur Zeit <strong>in</strong>vestieren wir, streng nach<br />

Prioritäten gereiht, über 150 Millionen<br />

Euro pro Jahr <strong>in</strong> den Hochwasserschutz.<br />

Das rechnet sich: So entg<strong>in</strong>gen München<br />

und weitere an der Isar liegende<br />

Städte und Geme<strong>in</strong>den beim Hochwasser<br />

2005 nur Dank des 1999 erhöhten<br />

Sylvenste<strong>in</strong>speichers ganz knapp e<strong>in</strong>er<br />

Katastrophe, die Milliarden Euro gekostet<br />

hätte.<br />

Dort, wo wir planen, berücksichtigen wir<br />

neben den ökologischen Interessen auch<br />

die Bedürfnisse der Menschen nach<br />

Naturerleben, Freizeit und Erholung. So<br />

entstehen <strong>in</strong> Dörfern und Städten wieder<br />

vermehrt reale Erlebniswelten an den<br />

Gewässern, manchmal e<strong>in</strong> wohltuender<br />

Kontrapunkt zu virtuellen Sche<strong>in</strong>welten<br />

aus dem Fernseher oder dem PC.<br />

Wasser<strong>in</strong>frastruktur<br />

Die Periode Herbst 2006 bis Frühjahr<br />

2007 hat e<strong>in</strong>en Vorgeschmack auf die<br />

kommenden Klimaszenarien gegeben.<br />

Plötzlich ist das „Wasserland <strong>Bayern</strong>“<br />

von Trockenheiten betroffen. Die Auswirkungen<br />

s<strong>in</strong>d erheblich! Bereits im Sommer<br />

2003 und 2006 drohte e<strong>in</strong>e europaweite<br />

Energiekrise, weil den Kraftwerken<br />

das Kühlwasser der zu warm werdenden<br />

Flüsse ausg<strong>in</strong>g. Mit erweiterter Kühlkapazität<br />

ist dies wohl zu beherrschen.<br />

Tiefer gehen die Probleme aber bei der<br />

Landwirtschaft. Weltweit geht ca. 70%<br />

des Wasserverbrauchs <strong>in</strong> die Bewässerung,<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> s<strong>in</strong>d es bislang nur wenige<br />

Prozent. Mehr Bewässerung kostet<br />

zunächst e<strong>in</strong>mal Geld (und Energie!),<br />

außerdem stellt sich die Frage: woher<br />

nehmen wir das kühle Nass? Die Flüsse<br />

und Bäche s<strong>in</strong>d bei zunehmendem<br />

Niedrigwasser kaum als Entnahmestelle<br />

geeignet, das Grundwasser ist prioritär<br />

für die Tr<strong>in</strong>kwassernutzung zu reservieren.<br />

Wir arbeiten deshalb aktuell an e<strong>in</strong>em<br />

vollkommen überdachten Niedrigwassermanagement,<br />

damit auch bei steigendem<br />

Bedarf das Wasser <strong>in</strong> der benötigten<br />

Qualität und Quantität bereitgestellt<br />

werden kann. Um regionalen Versorgungsengpässen<br />

zu begegnen, s<strong>in</strong>d<br />

die bayerischen Kommunen gut beraten,<br />

sich e<strong>in</strong> zweites Standbe<strong>in</strong> für die Wasserversorgung<br />

aufzubauen oder überörtliche<br />

Verbundsysteme zu nutzen.<br />

Daneben gilt es, den Bestand zu erhalten.<br />

Damit s<strong>in</strong>d nicht nur die milliardenschweren<br />

Infrastruktur<strong>in</strong>vestitionen<br />

geme<strong>in</strong>t, sondern auch die Qualität<br />

unseres Tr<strong>in</strong>kwassers, die uns weltweit<br />

auszeichnet: Wasser „designed by<br />

DWA-Landesverband <strong>Bayern</strong> Mitglieder-Rundbrief 1/2008<br />

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