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Download Handreichung - Netzwerk für Demokratie und Courage

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„Wo wenn nicht hier“ – Informationen zum Umgang mit Rechtsexremen an Schulen31. AusgangssituationMit unterschiedlichen Anspracheformen nutzenRechtsextreme Schulen 2 , um für ihre Positionen zuwerben. Schule ist für sie ein wichtiger Ort um ihrenideologischen Kampf um die Köpfe 3 zu führen. Hiersind junge Menschen über jugendgerechte Medien<strong>und</strong> persönliche Kontakte erreichbar. Neonazis kommenheutzutage nicht mehr mit Springerstiefeln <strong>und</strong>Glatze daher. Sie machen Jugendlichen zeitgemäßeAngebote. So versucht beispielsweise die NPD ihr Welt<strong>und</strong>Menschenbild mit Hilfe von „Schulhof-CDs“ –, diekostenlos verteilt werden <strong>und</strong> von eingängigen Liedtexten<strong>und</strong> Melodien geprägt sind –, in den Köpfenvon Jugendlichen zu verankern. Mit der Schülerzeitung„Perplex“, die inhaltlich geschickt an bestehende Unzufriedenheitenvon Schüler_innen, Lehrenden <strong>und</strong> Elternanknüpfte, verfolgte die Jugendorganisation derNPD (die Jungen Nationaldemokraten) dasselbe Ziel.Doch auch in Schulen, in denen Nazis bislang nichtmit diversen Medien 4 warben, sind oft rechtsextremeAktivitäten wahrnehmbar. Über Symbole, Kleidung<strong>und</strong> Wortbeiträge signalisieren manche Schüler_innenihre Zustimmung zu rechtsextremer Ideologie <strong>und</strong>wissen, dass sie damit nicht alleine sind. Rassistische,antisemitische, sozialdarwinistische <strong>und</strong> nationalistischeEinstellungen sind in der gesamten Gesellschaft– <strong>und</strong> damit auch in Schulen – weit verbreitet. 5 Diese<strong>Handreichung</strong> soll für einen offensiven Umgang mitRechtsextremismus an Schulen motivieren. Sie enthältTipps für die pädagogische Arbeit <strong>und</strong> das Schulleben<strong>und</strong> hilft Ihnen als Lehrende oder Eltern bei derSuche nach externen Kooperationspartnern, die IhreArbeit professionell unterstützen <strong>und</strong> Sie beraten.2. Warum es wichtig <strong>und</strong> richtig ist, sich mit rechtsextremenPositionen im schulischen Alltag auseinanderzusetzenMenschenverachtende Einstellungen <strong>und</strong> Handlungenstellen für die Arbeit in Schulen eine Herausforderungdar, die Pädagog_innen, Schulsozialarbeiter_innenoder Ausbilder_innen annehmen sollten. Gemäߧ1 des sächsischen Schulgesetztes gilt, dass Schule„[…] Werte wie […] sittliches <strong>und</strong> politisches Verantwortungsbewusstsein,Gerechtigkeit <strong>und</strong> Achtung vorder Überzeugung des anderen, […] soziales Handeln<strong>und</strong> eine freiheitlich demokratische Haltung vermittelt[…]“. 6 Schule ist also ein wesentlicher Ort um diepolitische Meinungsbildung zu fördern <strong>und</strong> demokratischePositionen zu stärken. Sie wird damit zu einemder bedeutendsten Orte für Rechtsextremismusprävention.Denn wo, wenn nicht in der Schule, könnenJugendlichen politische Entscheidungsprozesse erläutert<strong>und</strong> demokratische Gr<strong>und</strong>haltungen vermitteltwerden? Hierzu bedarf es spezifischer Angebote, dieRäume zum Wissenserwerb, zum Diskutieren <strong>und</strong> Ausprobierenschaffen.Angesichts gezielter Werbung rechtsextremer Organisationenan Schulen, der zunehmenden Normalisierungneonazistischer Ästhetik <strong>und</strong> der weitenVerbreitung entsprechender Einstellungen erscheintein Gegenwirken auch an Schulen notwendig. DiesePhänomene/Entwicklungen gefährden nicht nur eindemokratisches Miteinander in Schule <strong>und</strong> Gesellschaft.Die Dringlichkeit zum Handeln ergibt sich auch ausder notwendigen Solidarität <strong>und</strong> dem Verantwortungsbewusstseinfür (tatsächliche <strong>und</strong> potenzielle) Opfer vonDiskriminierung. Die hohe Anzahl der in Schulen begangenenGewalt-, Diskriminierungs- <strong>und</strong> Propagandadelikte7 <strong>und</strong> der insgesamt in Sachsen verübten rechtsextremmotivierten Gewalttaten, deren Zahl 2008 im Vergleichzum Vorjahr um r<strong>und</strong> 20% auf 400 stieg 8 , sprechen eineeigene Sprache. Gewalttaten, menschenfeindliche Äußerungenvon Mitschüler_innen aber auch alltägliche,für Außenstehende kaum wahrnehmbare, Formen vonDiskriminierungen <strong>und</strong> die ständige Sichtbarkeit neonazistischerSymbole in Schule <strong>und</strong> öffentlichem Raumbeeinträchtigen das tägliche Leben von z.B. Menschenmit Migrationshintergr<strong>und</strong> immens. Denn sie produzierendas Gefühl ständiger Bedrohung. Neben tätlichenÜbergriffen ist auch dieses Bedrohungsgefühl als eineForm von Gewalt zu betrachten, der es dringend etwasentgegen zu setzen gilt.

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