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LK VISUELLE KOMMUNIKATION - apposite

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<strong>LK</strong> <strong>VISUELLE</strong> <strong>KOMMUNIKATION</strong> vom punkt zur linie 1<br />

Zwischen zwei Punkten kann eine imaginäre Linie entstehen. Die Wirkung als Linie ist noch stärker<br />

bei einer Reihe von Punkten. Die Linie hat etwas mehr als der Punkt und zwar die Dimension<br />

der Länge. Unser Auge wird in Richtung der Länge der Linie geleitet und ihr entlang entsteht<br />

eine Bewegung.<br />

Position<br />

Es scheint eine bevorzugte Blickrichtung von links nach rechts zu geben. Diese geht über die<br />

kulturellen Gewohnheiten hinaus. Auch in Kulturen, die von rechts nach links lesen und schreiben,<br />

werden nämlich Diagonalen von unten links nach oben rechts wie bei uns als aufwärts und<br />

Diagonalen von oben links nach unten rechts als abwärts interpretiert. Durch die Gewöhnung<br />

an die Bedeutung von Zeichen wie Verkehrszeichen und Börsen-Charts wird diese scheinbare<br />

Bewegungsrichtung noch verstärkt.<br />

Waagerecht:<br />

Bewegung von links nach rechts,<br />

Sehrichtung, Leserichtung, der<br />

Horizont, liegend, passiv<br />

Senkrecht:<br />

Bewegung von oben nach unten,<br />

stehend, aktiv<br />

Diagonal:<br />

Bewegung von links unten nach<br />

rechts oben, aufsteigender bzw.<br />

positiver Verlauf<br />

Diagonal:<br />

Bewegung von links oben nach<br />

rechts unten, fallender bzw.<br />

negativer Verlauf<br />

Verkehrsschilder für Aufwärts-<br />

und Abwärtsrichtungen


<strong>LK</strong> <strong>VISUELLE</strong> <strong>KOMMUNIKATION</strong> vom punkt zur linie 2<br />

Folgende Bilder zeigen Bewegungsstudien mit Linien. Das Übungsziel war es, objektive Bewegungen<br />

zu visualisieren. Die Gestaltungsmittel wurden auf 10 bis 15 gerade Linien, gleicher Länge<br />

und gleicher Stärke reduziert. Die Beschränkung auf einige wenige Mittel ermöglicht einen klaren,<br />

nachvollziehbaren Umgang mit den Elementen, die die Aussage darstellen sollen.<br />

Steigen Fallen<br />

Beschleunigen Bremsen<br />

Spannen Lösen<br />

Begegnung<br />

Vernetzung<br />

Die syntaktischen<br />

Variabelen der Linie sind:<br />

Form<br />

Länge<br />

Stärke<br />

Anzahl<br />

Abstand<br />

Position<br />

Farbe<br />

Helligkeit<br />

Struktur<br />

Bewegung<br />

Die Begriffe „Begegnung“ und<br />

„Vernetzung“ als Bewegungsabläufe<br />

in drei Schritten wurden in<br />

folgender Bewegungsstudie visualisiert.<br />

Als Gestaltungsmittel<br />

wurden gerade,<br />

durchgezogene bzw.<br />

gestrichelte Linien<br />

gleicher Stärke verwendet.<br />

Die Begriffe „Begegnung“<br />

und<br />

„Vernetzung“ als<br />

Bewegungsabläufe<br />

in drei Schritten<br />

wurden in folgender<br />

Bewegungsstudie<br />

visualisiert. Als<br />

Gestaltungsmittel<br />

wurden gerade,<br />

durchgezogene bzw.<br />

gestrichelte<br />

Linien gleicher<br />

Stärke verwendet.


<strong>LK</strong> <strong>VISUELLE</strong> <strong>KOMMUNIKATION</strong> vom punkt zur linie 3<br />

Die Linie in der Natur<br />

Linien erscheinen in der Natur eher als Texturelemente bzw. als Bestandteil eines Netzes, wie<br />

beispielweise in Spinnennetzen oder Baumästen und der Äderung von Blättern, der Hautfalten<br />

und der Haare. Ihre Erscheinung als Kontur ist in der Natur selten. Unser Wahrnehmungssystem<br />

scheint Konturen verstärkt zu sehen, um die Trennung zwischen dem Bereich, der Figur und der<br />

Grund ist, zu verbessern. Sie versucht, nicht vorhandene Konturen mit einer Scheinkante zu versehen,<br />

oder Linien zwischen Punkten zu imaginieren bzw. unvollständige Umrisse zu ergänzen und<br />

den Kontrast der Helligkeit zu erhöhen. Je größer der Kontrast zwischen der Figur und dem Grund,<br />

desto größer ist die Differenzierung und Erkennbarkeit der Figur. Etwas zu erkennen - Nahrung<br />

bzw. Gefahr - scheint überlebenswichtig zu sein. Gegenstück dazu ist die Tarnung: eine Strategie<br />

mancher Gattungen gegen das Erkennen.<br />

Die Linie als grafisches Element<br />

Die Linie als Kontur ist die Grenze zwischen einer Figur und dem Hintergrund, von dem sie sich<br />

abhebt. Als Grenzlinie zwischen Figur und Grund wird die Konturlinie eher der Figur zugesprochen.<br />

Die Linie selbst ist aber unwichtig. Die Kontur umschließt eine Fläche, welche durch sie eine Form<br />

bekommt.<br />

Auf die Frage: Was macht dann die Ähnlichkeit zwischen dem Pferd und dem<br />

gezeichneten Umriss eines Pferdes aus? antwortet Umberto Eco: „Wenn ich<br />

auf einem Blatt Papier mit einer Feder die Silhouette eines Pferdes zeichne,<br />

indem ich diese Silhouette durch eine durchgezogene elementare Linie verwirkliche,<br />

wird jeder bereit sein, in meiner Zeichnung ein Pferd zu erkennen;<br />

und doch ist die einzige Eigenschaft, die das Pferd auf der Zeichnung hat (die<br />

durchgezogene schwarze Linie), die einzige Eigenschaft, die das wirkliche<br />

Pferd nicht hat. Meine Zeichnung besteht aus einem Zeichen, das den »Raum<br />

innerhalb = Pferd« umgrenzt und vom »Raum außerhalb = Nicht-Pferd«<br />

trennt, während das Pferd diese Eigenschaft nicht besitzt. (...) Folglich habe<br />

ich auf meiner Zeichnung keine Wahrnehmungsbedingungen wiedergegeben;<br />

denn ich nehme das Pferd auf Grund einer großen Menge von Stimuli wahr,<br />

von denen keines mit einer durchgezogenen Linie vergleichbar ist. Wir können<br />

also sagen: Die ikonischen Zeichen geben einige Bedingungen der Wahrnehmung<br />

des Gegenstandes wieder, aber erst nachdem diese auf Grund von<br />

Erkennungscodes selektioniert und auf Grund von grafischen Konventionen<br />

erläutert worden sind.“ (Umberto Eco: Einführung in die Semiotik. München, 1994)<br />

Linie als Kontur<br />

Kontur als<br />

imaginäre Linie<br />

Linie als<br />

Schraffur<br />

Gestaltungsbeispiele mit Linien<br />

Linien finden häufig Verwendung<br />

in der Kunst- und Designarbeit.<br />

Mit Linien wird eine Idee schnell<br />

auf Papier skizziert, durch eine<br />

Kontur eine Form definiert. Durch<br />

Schraffur können Helligkeitsunterschiede<br />

erzeugt werden, die eine<br />

Form räumlich modellieren können.<br />

In der Wirklichkeit existiert diese Grenze als Umrisslinie nicht, sondern beschreibt<br />

nur die Grenze zwischen einer Form und dem Hintergrund. Es scheint<br />

eher Produkt eines kulturellen Prozesses zu sein, der es uns ermöglicht, durch<br />

eine grafische Konvention wie die Linie eine Form als etwas Bestimmtes zu<br />

erkennen.<br />

Die Kontur kann auch als imaginäre Linie erscheinen, wenn sich Anhaltspunkte<br />

dafür finden. Die Wahrnehmung ergänzt die fehlenden Teile. Die Linie als<br />

Schraffur wird als Hell-Dunkel-Raster verwendet, um Helligkeitsunterschiede<br />

mit grafischen Mitteln zu erzeugen. Durch Schraffur werden Flächen definiert<br />

bzw. räumliche Wirkungen erzeugt.<br />

Abstrakte Fassade aus geraden und<br />

gebogenen Linien für ein CD-Cover SchraffuKontur


<strong>LK</strong> <strong>VISUELLE</strong> <strong>KOMMUNIKATION</strong> vom punkt zur linie 4<br />

Die Symbolik der Linie<br />

Die Linie ist in Form von Ritzungen eines der ältesten Zeichen. Die Ritzung hat einen dynamischen<br />

Charakter, zeigt die Motorik der Hand und funktioniert als eine Art Markierung. Sie kann die symbolische<br />

Bedeutung von Zerstörung, Aggression und Tod haben, aber auch von Ich-Behauptung.<br />

Die ältesten (zwischen 27.000 und 22.000 Jahre alt) nach System geordneten Ritzungen findet<br />

man auf Kerbhölzern. Sie zeigen eine rhythmische Anordnung, deren Interpretation schwierig ist.<br />

Daraus lässt sich nur schließen, dass ein Sinn für Rhythmus schon damals gut entwickelt war.<br />

Die Linie als Ritzung war Ausgang für andere Zeichen und Dekorationsmuster. Manche Ritzungen<br />

könnten ein Symbol für Fruchtbarkeit gewesen sein: Mehrfach gereihte diagonale oder senkrechte<br />

Ritzungen gelten als Symbol für Regen; eine stehende oder eine V-förmige Ritzung als Symbol für<br />

Vulva. Keilförmige Linien werden in primitiven Kulturen als Reihung und Zickzackmuster verwendet.<br />

Aus einer Handdrehung entsteht eine gebogene Ritzung. Bögen bzw. gebogene Linien werden<br />

oft als Symbol für die auf- oder untergehende Sonne gedeutet.

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