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Filmheft - Bundeszentrale für politische Bildung

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■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■lediglich als Vergleich, nicht aber alspersönliche Beleidigung abzutun.Insgeheim weiß François, dass dieSchüler/innen recht haben – und ineinem lauten Streit auf dem Pausenhofzahlt Carl es ihm mit einem ebensolchenVergleich heim. Auch das Kollegiumbegegnet seinem Verhalten mitdeutlicher Missbilligung.Die Schule als MikrokosmosEin Großteil der Schüler/innen inDIE KLASSE stammt aus Migranten/innenfamilien. So wird die Klassengemeinschaftzu einem Schmelztiegelunterschiedlicher Kulturen, in dem umIntegration und Gleichheit, um ethnische■ Identität und Ausgrenzung gestrittenwird. Auf kleinstem Raum treffendie großen Probleme der Gesellschaftaufeinander.DIE KLASSE wirft damit implizit dieFrage nach gescheiterter Integrationsowie der Existenz von ■ „Parallelgesellschaften“auf und reichert dieDiskussion um die Ursachen der wiederholtengewaltsamen Unruhen inden Banlieues um bildungs<strong>politische</strong>Aspekte an. Denn diese Vororte vonfranzösischen Großstädten sind ähnlichemultiethnische Problemgebietewie das 20. Arrondissement vonParis, der Handlungsort des Films.Da DIE KLASSE den SchauplatzSchule nie verlässt, fließen gesellschaftlicheAuseinandersetzungenin die Diskussionen innerhalb desKlassenzimmers ein. Deutlich spiegelnsie sich in den Dialogen um Identität,kulturelle Zugehörigkeit und Abgrenzung.Für Schüler/innen wie Souleymane,Khoumba und Esméralda istFrançois der Inbegriff des gebildeten,besser gestellten Franzosen, der wederetwas mit ihrer Kultur noch mitihrem Milieu zu tun hat. Dermaßenfestgesetzt hat sich dieses Denkenin Gegensätzen und soziokulturellenAbgrenzungen, dass es immer wieder– wenngleich auch nur unterschwelligoder in knappen Bemerkungen – zurSprache kommt. Auch unter denJugendlichen selbst spielen solcheethnisch geprägten Differenzen einewichtige Rolle, die zwar auf rassistischesVokabular zurückgreifen, letztlichaber vor allem darauf abzielen,die eigene Identität – und das Anderssein– zu betonen.Neben solchen beiläufigen Kommentarenoffenbaren nur die Besuche derEltern in den Sprechstunden oderdie Gespräche im Lehrerzimmer dieschwierigen Situationen, aus denendie Schüler/innen kommen. DerMutter von Wei droht die Abschiebung,weil sie illegal in Frankreich lebt,und nach den Aussagen einer Mitschülerinwill Souleymanes Vaterseinen Sohn im Falle eines Schulverweisesin sein Heimatdorf nach Malizurück schicken. François und seineKollegen/innen machen solcheSchicksale betroffen – letztlich abersind sie machtlos.IdentitätAls psychologischer Fachbegriffbezeichnet „Identität“ das Selbstverständniseiner Person. Dieses wirdnicht mehr als unveränderliche Einheitangesehen, sondern als dynamischund vielfältig („Patchwork-Identität“).„Parallelgesellschaft“Der Begriff der „Parallelgesellschaft“wird in Deutschland häufig verwendetund steht in der öffentlichen Debatte<strong>für</strong> die Vorstellung von ethnisch homogenenBevölkerungsgruppen, die sichräumlich, sozial und kulturell von der„Mehrheitsgesellschaft“ abschotten.Der Begriff ist allerdings auch umstritten,da er massive Kritik an derLebensweise von Migranten/innenimpliziert und die Forderung nachkultureller Assimilation enthält.<strong>Filmheft</strong> DIE KLASSE9

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