Bioanorganische Chemie in der Restaurierung - TOBIAS-lib ...
Bioanorganische Chemie in der Restaurierung - TOBIAS-lib ...
Bioanorganische Chemie in der Restaurierung - TOBIAS-lib ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die erhöhte Hydrophilie hat offenbar ihre Ursache <strong>in</strong> den beim Autoxidationsprozess<br />
entstehenden Hydroperoxidgruppen (Grosch 1970, Mallégol 2000) und ihren Folgeprodukten,<br />
maßgeblich den Carboxylsäureresten, welche durch oxidativen Angriff entstehen<br />
(Abb. 3b). Alkalien können daher das L<strong>in</strong>ox<strong>in</strong> wesentlich e<strong>in</strong>facher angreifen und die<br />
Estergruppen spalten als dies bei frischem Le<strong>in</strong>öl möglich ist. Das L<strong>in</strong>ox<strong>in</strong> verfügt<br />
über zahlreiche Estergruppen. Dabei s<strong>in</strong>d die L<strong>in</strong>olen- und L<strong>in</strong>olsäuree<strong>in</strong>heiten<br />
untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> sowohl durch radikalische Oligomerisierung als auch durch die<br />
Veresterung mit Glycer<strong>in</strong> vernetzt (Abb. 3).<br />
Die Glyceridesterverknüpfung trägt offenbar <strong>in</strong> hohem Maße zur Festigkeit des<br />
L<strong>in</strong>ox<strong>in</strong>s bei. Dies ist auch daran ersichtlich, dass die Autoxidation freier<br />
Le<strong>in</strong>ölfettsäuren ohne Glycer<strong>in</strong> nicht zur Bildung fester Produkte führt. Statt dessen<br />
entstehen nur hochviskose, klebrige Massen, welche <strong>in</strong> Alkoholen leicht löslich s<strong>in</strong>d<br />
(experimentelle Details siehe Abschnitt 6.3 Seite 30). L<strong>in</strong>ox<strong>in</strong> lässt sich durch<br />
Verseifung <strong>der</strong> Glyceridesterbrücken <strong>in</strong> die Fettsäureoligomere spalten. Die<br />
Spaltprodukte s<strong>in</strong>d offenbar kle<strong>in</strong>molekular, so dass sie <strong>in</strong> Alkalien gut löslich s<strong>in</strong>d.<br />
Diese vorgenannten chemischen Reaktionen erklären, weshalb gealterte<br />
Le<strong>in</strong>ölfirnisse mit wässrigen Alkalien gut abzunehmen s<strong>in</strong>d.<br />
1.3 Trocknungsprozess komplexer Firnisse<br />
In historischer Zeit wurde nicht nur Le<strong>in</strong>öl, son<strong>der</strong>n auch an<strong>der</strong>e trocknende Ölarten<br />
(Nussöl, Mohnöl, Hanföl) verwendet. Beim Kochen <strong>der</strong> Öle entstehen thermisch<br />
vorpolymerisierte, viskose „Standöle“. Werden Öle mit Harzen verkocht (Harz-Öl-<br />
Verkochung), so f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e teilweise Umesterung <strong>der</strong> Fettsäureglyceride mit<br />
Harzbestandteilen statt. Der Trocknungsmechanismus solcher komplexer Firnisse<br />
dürfte jedoch weitgehend <strong>der</strong> Le<strong>in</strong>öltrocknung entsprechen. Wie das L<strong>in</strong>ox<strong>in</strong>, s<strong>in</strong>d die<br />
Erstarrungsprodukte dieser Firnisse <strong>in</strong> gängigen Lösungsmitteln unlöslich und leicht<br />
durch Alkalien spaltbar (verseifbar).<br />
8