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Teil 1 - Interface Wien

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JAHRESBERICHT 2012INTERFACE WIENpartizipativdiversitärintegrativzeitgemäßlebendigvielfältigmutiginnovativ offenwachsend bunt mehrsprachignachbarschaftlich bereicherndvisionärrespektvollgemeinsamchancengleichbildung start integration


INHALTVielfalt fördern und bewahrenEinleitungVorwort zum Bericht567DIE JUGENDBILDUNGSWERKSTATTJugendbildungswerkstatt - Newsfl ash 2012Deutsch als Zweitsprache-BasisbildungskurseFörderunterricht 2012Auszüge aus dem Tagebuch einer DaZ-LehrerinÖsterreichische Sprachdiplomprüfungen (ÖSD) bei <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>Von Daz zu Soz - ein ErfahrungsberichtDas Märchen vom Teamteaching in der Gruppe K3Sowieso Mehr!Lernen in der Sommerhitze81216192224262830ELTERN UND KINDERAbteilung Eltern und KinderLernhilfeLernhilfe an der VolksschuleEinblicke in eine Fit für die Schule-VeranstaltungKurze Geschichten aus den ElternbildungsveranstaltungenInterview mit einer ehemaligen Mama lernt Deutsch <strong>Teil</strong>nehmerinInterview mit Frauen College <strong>Teil</strong>nehmerinnen32384042444850STARTBEGLEITUNG FÜR ASYLBERECHTIGTE UND SUBSIDIÄRSCHUTZBERECHTIGTEStartbegleitung für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte„Mit dem Herzen sehen“Telefonische Beratung eines KlientenEine Bildergeschichte bringt es an den TagDie Zukunft liegt in unseren HändenEine DonnerstagsgeschichteIm BriefkastenLOB-Begegnungen“Ich heiße Ghorab…, Jalil Ghorab“Zusammen ArbeitenStart<strong>Wien</strong> im Jahr 20125359616468717476787980


EINLEITUNGMARGIT WOLFPosition:GeschäftsführerinBei <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>:seit 2008Ausbildung:Studium Geschichte undPhilosophie/Psychologie/Pädagogik,Lehrgänge Betriebswirtschaft,Personal- undProjektmanagementDie gemeinnützige <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> GmbH bietet Sprach-, Bildungs- und Beratungsangebotefür Migrantinnen und Migranten. Im Jahr 2012 besuchten 7361 Personendie Angebote von <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>. 2420 Kinder verbesserten ihre Deutschkenntnisse,696 Jugendliche und junge Erwachsenen von 15 bis 21 Jahren besuchten dieProgramme Basisbildungskurse Deutsch als Zweitsprache und Jugend Collegemit integrierter Sozial-, Bildungs- und Berufsberatung von der AnfängerInnenstufeA1 bis zur Stufe B1. 955 Frauen strebten in den Kursen Frauen College undMama lernt Deutsch nach Alphabetisierung und Grundbildung und 2025 Eltern besuchtendie muttersprachlichen Bildungsveranstaltungen von Fit für die Schule inKindergärten und Elternbildung in Vereinen und Schulen. 1265 neue KlientInnenwurden bei ihrem Integrationsprozess in die neue Heimat Österreich durch dieStartbegleitung für Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte beraten undbegleitet. Weiters arbeitete <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> eng in den Maßnahmen Startcoaching1st und 2nd Level des Start<strong>Wien</strong>-Programmes zusammen und führte das ProjektZusammenLeben, ein Mentoringprojekt, mit dem Verein Grenzenlos weiter.Die Arbeit von <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> wurde 2012 gefördert von der Stadt <strong>Wien</strong>, Magistratsabteilung17 - Integration und Diversität, Bundesministerium für Unterricht,Kunst und Kultur, Arbeitsmarktservice <strong>Wien</strong>, Bundesministerium für Inneres undEuropäischen Flüchtlingsfonds.Die Arbeit von <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> wird getragen von insgesamt 54 angestellten MitarbeiterInnen,im Jahresschnitt 127 freien DienstnehmerInnen monatlich und insgesamtrund 144 WerkvertragsnehmerInnen. 37 der angestellten MitarbeiterInnenhaben Migrationshintergrund, der Frauenanteil liegt bei 78 % und es werden bei<strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> 14 Muttersprachen gesprochen.Seit 2009 wurden erstmals zwei Lehrlinge zum/zur Bürokaufmann/frau ausgebildet.Diese schlossen ihre Lehre 2012 erfolgreich ab und zwei neue Lehrlingewurden aufgenommen. Im Rahmen ihrer sozialarbeiterischen Ausbildung oderDeutsch als Zweitsprachen-Ausbildung machten 23 Personen 2012 ein Praktikumbei <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>.Ich bedanke mich bei allen fördergebenden Stellen für die Möglichkeit unsereArbeit durchführen zu können, bei unseren Kooperations- und NetzwerkpartnerInnenfür die unterstützende und kollegiale Zusammenarbeit und last but not leastbei meinen MitarbeiterInnen für ihre qualitätvolle und engagierte Arbeit.6 <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012


VORWORT ZUM BERICHTMit dem vorliegenden Bericht über das Jahr 2012 bieten wir eine Darstellung unsererArbeit der anderen Art. In den Vorjahren machten wir Sachberichte. Wirbleiben bei der Sachlichkeit, gehen aber auch darüber hinaus. Die Tätigkeitsdarstellungender Abteilungen Jugendbildungswerkstatt, Eltern und Kinder undStartbegleitung für Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte werden mitkonzisen Sachberichten über die wichtigsten Eckdaten, Aktivitäten und Neuentwicklungendurch die AbteilungsleiterInnen eingeleitet.Diese einleitenden Texte werden von Beiträgen gefolgt, die MitarbeiterInnen derjeweiligen Abteilung geschrieben haben. Für die KollegInnen bot dieser Weg derBerichterstattung die Möglichkeit sich mit einfallsreichen und ergreifenden Erfahrungsberichten,Interviews, Kurzgeschichten bis hin zu Fotoromanen kreativzu betätigen. In ihren unterschiedlichen Beiträgen zeigt sich unsere Arbeit mitverschiedenen Gesichtern und aus verschiedenen Gesichtspunkten. Auf dieseWeise wird auch die Darstellung unseres „Regelbetriebs“ personalisiert und eineKostprobe des Engagements, der Kompetenz und Kreativität der MitarbeiterInnenvon <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> angeboten.RADOSTIN KALOIANOVPosition:Grundlagen-, InformationsundÖffentlichkeitsarbeitBei <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>:seit 2005Ausbildung:Philosophie, ComparativeEuropean Social StudiesFür die LeserInnen des Berichts kommt der Vorteil hinzu, die Tätigkeiten von<strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> durch InsiderInnen-Erfahrungen und InsiderInnen-Wissen kennenzu lernen und einen Einblick in die „Küche“ der tagtäglichen Arbeit zur Integrationvon MigrantInnen in ihrer Vielfalt - Jugendliche, Kinder, Frauen, Eltern, Drittstaatsangehörige,Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte, EU-BürgerInnen in <strong>Wien</strong> zubekommen.<strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012 7


JBW 2012 - Jugend College -Kursabschlüsse/-austiegeNegativer Kursausstieg**; 22; 15%Positiver Kursausstieg*;34; 23%Kurs erfolgreichabgeschlossen;89; 62%JBW 2012 - Jugendliche nach GeschlechtMänner; 387; 56% Frauen; 308; 44%Bis 31.12.2011 war das Alterunserer Zielgruppe 15bis 25 Jahre. Ab 2012 15bis 21 Jahre. Alle Jugendlichenzwischen 21 und 25Jahren, die aufgrund ihresKursbeginns nicht bis Endedes Jahres das SprachniveauA2 erreichen konnten,konnten bei uns durch dieso genannten Folgekurse2012 bis zum SprachniveauA2 gelangen und die ÖSD-Prüfung ablegen. Kein Jugendlicher von 21 bis 25Jahre musste aufgrund der Umstellung seine/ihre Sprachausbildung bei unsabbrechen.Insgesamt fanden 9 Folgekurse mit jeweils 15 KursteilnehmerInnen mit insgesamt136 Jugendlichen statt. 86 dieser Jugendlichen konnten die ÖSD-A2-Prüfungpositiv absolvieren.140120100806040200JBW 2012 - Jugendliche nach Erstsprache (die 15 größten Gruppen)134726650EnglischAlbanischFarsiTürkischArabischSerbischRumänischDari44 3731 2924 23 22RussischChinesischPolnischSomaliKurdisch17 16 14 13TschetschenischSpanischDas ESF Projekt Jugend College(JC) wurde 2012 von der Stadt <strong>Wien</strong>– MA17-Integration und Diversitätund vom AMS <strong>Wien</strong> weiter geführt.Die wesentlichsten Neuerungen sind,dass die Stunden des Angebots von350 auf 400 aufgestockt wurden unddie Jugendlichen für den Kursbesuchdie Deckung des Lebensunterhalts(DLU) vom AMS <strong>Wien</strong> bekommen.Die 400 Unterrichtseinheiten beinhaltenneben dem B1-Sprachkurs fürzugewanderte Jugendliche zwischen15 und 21 Jahren auch BildungsundBerufsorientierungstraining, EDV- Training und proaktive Lehr- undArbeitsstellensuche bzw. weiterführendeSchullaufbahnvermittlung. DasAngebot richtet sich ausschließlichan Jugendliche, die bereits über dasSprachniveau A2 verfügen und Zugangzum Arbeitsmarkt haben. DasProjekt bietet eine Überbrückungsfunktion,um die Lücke zwischen Basisbildungskursen und gezielten AMS-Angebotenoder dem Besuch weiterführender Bildungseinrichtungen zu schließen.Im Kalenderjahr 2012 wurden 15 Kurse á 400 Unterrichtseinheiten mit insgesamt219 <strong>Teil</strong>nehmerInnen gestartet. Davon wurden 10 Kurse abgeschlossen und jeweils6 Kurse liefen parallel. Es gab 11 Vormittags- und 4 Nachmittagskurse.Im Herbst 2012 wurden zwei B1-Abendkurse für neu zugewanderte SchülerInnen,die eine weiterführende Schule besuchen, mit 15 Kursplätzen pro Kurs alsPilotversuch gestartet. Das Angebot wurde von Beginn an sehr stark angenommen.Ziel des Angebots ist es, neuzugewanderte Jugendliche in weiterführendenSchulen so rasch wie möglich zu sehr guten Sprachkenntnissen zu führen, damitsie rasch ihren gewählten Bildungsweg erfolgreich (weiter) folgen können.10 JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012


Auch im Kalenderjahr 2012 wurden wieder viele Projekte in den unterschiedlichstenBereichen verwirklicht. So fand die Theateraufführung „Sag mir, wer ich bin“ imApril in der Brunnenpassage für und mit Jugendlichen der JBW statt. Die <strong>Teil</strong>nahmean dem <strong>Wien</strong>er Charta-Projekt brachte unsere Jugendlichen dazu, ihr persönlichesdemokratisches Mitspracherecht zu nutzen. Am anschließenden Charta-Fest im <strong>Wien</strong>er Rathaus nahmen 60 Jugendliche aus unseren Kursen teil. DasNachbarschaftsfest am Mozartplatz am 24. Mai zeigte deutlich, dass ein friedlichesMiteinander möglich ist. Im Dezember wurde von Jugendlichen und MitarbeiterInnender JBW ein Charity-Punschstand vom Roten Kreuz betreut; der Erlöskam einer Familie in Not zugute. Nicht zu vergessen ist das Tanzprojekt, das inZusammenarbeit mit dem MQ und dem Österreichischen Volksliedwerk stattfandund unsere teilnehmenden Jugendlichen begeisterte.Die Nachfrage an Sowieso Mehr! Deutschkursen für Schulkinder war auch 2012wieder sehr groß; die Kurse waren geteilt in Regel- und Sommerkurse. In derRegelschulzeit 2011/2012 (2. Schulsemester) fanden in 8 <strong>Wien</strong>er Gemeindebezirkeninsgesamt 10 Sowieso Mehr! Deutschkurse mit begleitender Unterstützungin anderen Schulfächern mit insgesamt 150 <strong>Teil</strong>nehmerInnen statt. Im 1. Schulsemester2012/2013 waren es 168 Kinder an 11 Kursstandorten in 9 <strong>Wien</strong>er Gemeindebezirken.Die Kurse mit je 48 Unterrichtseinheiten, 2 mal pro Woche 2Stunden nachmittags, fanden in Jugendeinrichtungen der Stadt <strong>Wien</strong> statt: VereinZeit!Raum (Verein für soziokulturelle Arbeit), Kinderfreunde Leopoldstadt friends,Verein Multikulturelles Netzwerk, <strong>Wien</strong>er Jugendzentrum Jugendtreff Otto ProbstStraße, VZA - Verein Zentrum Aichholzgasse, <strong>Wien</strong>er Jugendzentrum Jugendzone16, <strong>Wien</strong>er Jugendzentrum Nautilus, Verein zur Förderung der Spielkultur,<strong>Wien</strong>er Jugendzentrum Rennbahnweg, Jugend- & Stadtteilzentrum come2getherBereits das 4. Jahr unterstützte das Projekt Sowieso! Dein Sommer. Dein <strong>Wien</strong>.Sprache lernen mit Spiel, Sport und Spaß <strong>Wien</strong>er Kinder zwischen 7 und 14 Jahrenwährend den Sommerferien beim Erlernen und Verbessern ihrer Deutschkenntnissesowie bei der Integration in das Leben in <strong>Wien</strong>. Das Angebot richtetsich an Kinder, mit genügendem oder nicht genügendem Lernerfolgin Deutsch, außerordentliche SchülerInnen oder Kinder, die inden Sommermonaten neu nach <strong>Wien</strong> zuwanderten und ab Herbstdie Schule besuchten.Bei dieser Maßnahme arbeiteten im Sommer 2012 die Stadt<strong>Wien</strong> - MA 17-Integration und Diversität, <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>, ASKÖ –Landesverband WAT und Verein Zeit!Raum unter Einbindung derMA 56 – Städtische Schulverwaltung zusammen.Dein Sommer. Dein <strong>Wien</strong>.Sprache lernen mit Spiel, Sport und SpaßInsgesamt fanden 67 Kurse statt. Bei den ersten beiden Terminengab es 52 Kurse mit 13 Klassen (Kurse) pro Schulstandort. Amdritten Termin gab es insgesamt 15 Kurse. Eine Klasse hattemaximal 15 Kinder.Insgesamt besuchten 894 Kinder das Programm. 499 Kinder besuchtenauch das Nachmittagsangebot, 292 Kinder das Sportangebotund 147 Kinder das kultur- und freizeitpädagogische Angebot.Von den 894 Kindern waren 394 Mädchen und 500 Burschen.Die Altersverteilung war 57,38 % 7-10-Jährige und 42,62 % 11-14-Jährige. Die Kinder sprachen 52 verschiedene Muttersprachen.hat erfolgreich im Sommer 2012am Deutschkurs teilgenommen.Sandra FrauenbergerIntegrationsstadträtin<strong>Wien</strong>, im Sommer 2012Jedes Kind erhielt bei erfolgreicher <strong>Teil</strong>nahme die Sowieso Mehr!-Urkunde.JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012 11


DEUTSCH ALS ZWEITSPRACHE-BASISBILDUNGSKURSEROBERT MERTENPosition:DaF/DaZ-TrainerBei <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>:seit 2009Ausbildung:Studium VergleichendeLiteraturwissenschaft,Anglistik/AmerikanischeSprache und Literatur undDeutsch als Zweitsprache8:40Ich logge mich in unser Personalzeiterfassungssystem ein. Ich brauche immergenug Zeit, um Materialien zu kopieren. Zwar habe ich schon genug vorbereitet.Aber ich muss kurz vor dem Unterricht kurzfristig trotzdem sicher sein, dass ichnicht doch noch eine feine Unterrichtsidee einbaue. Also zunächst ein Blick in dieeigenen Ordner, die jeder von uns KursleiterInnen für sich angelegt haben. DieseOrdner wachsen ständig und werden somit – zumindest in meinem Fall – auch unübersichtlicher.Dann noch ein Blick in neu angeschaffte Lehrmaterialien. Denn inder Jugendbildungswerkstatt (JBW) bei <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> haben wir im Unterschiedzu anderen Sprachinstituten, die ich in meiner Kursleiterkarriere kennengelernthabe, eine wunderbare Materialiensammlung. Jetzt noch schnell zum Kopierer.Diese Kopiermaschine ist neu und ein High-End-Gerät, so dass das Kopieren einewahre Freude ist. Obwohl es so schön ist zu kopieren, darf man nicht vergessen,zweiseitig zu kopieren. Denn das, was in der JBW bei ca. 20 Kursen gleichzeitigkopiert wird, ist ganz beträchtlich. In der Nähe des Kopierers haben wir daher Hinweiseder Kursorganisation, die uns auch darauf hinweisen, wie viele Bäume fürunsere Arbeit sterben müssen. Aber jede/r KursleiterIn weiß, dass ein Kursbuch,das alle KursteilnehmerInnen bekommen würden, einfach keine Alternative ist.Denn in der Jugendbildungswerkstatt (JBW) bei <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>haben wir im Unterschied zu anderen Sprachinstituten, die ich inmeiner Kursleiterkarriere kennengelernt habe, eine wunderbareMaterialiensammlung.8:50Ich bin fertig mit dem Kopieren, habe die Anwesenheitsliste unter dem Arm, dieCDs und meine liebe Tasche mit Materialien in Klarsichtfolien, in denen selbstnotierte Unterrichtsaktivitäten und andere unentbehrliche Nützlichkeiten enthaltensind, in der rechten Hand. Jetzt geht es extern in die Waaggasse. Das ist ein kleinerSpaziergang, der mir immer gut gefällt.Der Dativ macht mirimmer wieder Freude.Je länger ich schonunterrichte, desto lieberwird mir der Dativ. Ichentdecke immer wiederneue Facetten. Daskann der Akkusativ nichtleisten. Er bietet nichtdiese Tiefenschärfe undgrammatische Schönheitwie der Dativ.8:55Ich bin im Kursraum und warte auf die SchülerInnen. Wir alle kennen das: Esgibt SchülerInnen, die immer pünktlich sind, so dass im Prinzip der Unterricht umPunkt 9:00 Uhr beginnen könnte. Aber der Rest trudelt so nach und nach ein. DieSchmerzgrenze liegt bei mir bei fünf Minuten nach neun.9:02Ich beginne mit dem Unterricht. Zunächst einmal etwas zum Aufwärmen. Zur Zeithabe ich einen A2.1 Kurs, so dass sich vielfältige Möglichkeiten ergeben. Längsthabe ich aufgegeben zu fragen: „Was hast du gestern gemacht?“, da das Perfektschon geübt worden ist, denn die Antworten sind kurzweilig. Es muss etwas anderessein, so wie z.B.: „Wie viel Liter Milch macht eine Kuh am Tag?“ Hier soll danngeschätzt werden. Gleichzeitig ergibt sich hier die Möglichkeit, Sätze zu bilden wie:„ Ich glaube, dass… .“ „Ich denke, dass … .“. Wer denkt, dass sich diese Aufwärmerauf Landwirtschaftliches beschränken, sieht sich getäuscht. Genauso kann esanstatt eines Aufwärmers einen Abwärmer am Ende des Unterrichts geben, derzum Thema hat: „Wie viele Sprachen gibt es auf der Welt?“ Nicht nur dass-Sätzestehen da grammatisch am Start, sondern auch ganz zeitgemäß im aktuellen12 JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012


DaZ-Diskurs die Mehrsprachigkeit. Der Begriff der Mehrsprachigkeit steht hoch imKurs und bezieht sich meistens auf Individuen. An diesem Beispiel jedoch soll esgenügen, die Mehrsprachigkeit am Beispiel von Ländern zu zeigen. Da ist dannunser Nachbar Schweiz mit mehreren offi ziellen Sprachen. Schließlich versucheich meine Mission im Unterricht zu beenden mit der Gleichung: Land ≠ Sprache.9:15Zeit für Grammatik. Der Dativ macht mir immer wieder Freude. Je länger ich schonunterrichte, desto lieber wird mir der Dativ. Ich entdecke immer wieder neue Facetten.Das kann der Akkusativ nicht leisten. Er bietet nicht diese Tiefenschärfe undgrammatische Schönheit wie der Dativ. Obwohl diese Grammatik in den vorigenKursen verinnerlicht sein sollte, beginne ich als wiederholende Übung an der Tafelmit Beispielsätzen wie: „Ich schenke dir … .“ „Du schreibst deinem Freund … .“ „Erzeigt ihm … .“, etc. Deutlich wird hier, dass der Dativ hier einen weiteren Akkusativbenötigt. So habe ich dann den Dativ mit dem Akkusativ versöhnt. Nun sind dieSchülerInnen an der Reihe. Da es sich im Moment um einen sehr lebhaften Kurshandelt, wende ich den Frontalunterricht an, der ja an sich nicht mehr en Vogueist. Ich frage jede/n einzelne/n SchülerIn: „Was schenkst du mir?“ Und erwartebeispielsweise die Antwort: „ Ich schenke dir einen Kugelschreiber.“ Dann gehtes weiter: „Was gibst du mir?“ – „Ich gebe dir mein Handy.“ So geht es weiter. Ichbemerke nebenher, dass plötzlich alle das Possessivpronomen „meinen“, „meine“oder „mein“ benützen. Dann sagt eine Schülerin: „Ich gebe dir meinen Kaugummi.“Zufrieden stelle ich fest, dass der Satz grammatisch korrekt ist, aber inhaltlich… Ich kann es nicht lassen, darauf hinzuweisen, dass sie eigentlich meint, dasssie mir einen Kaugummi geben möchte, aber doch nicht ihren, den sie im Momentam Kauen ist. Ich mache diese Problematik öffentlich deutlich und da ich meinenKurs und die entsprechende Schülerin nach ca. 263 Stunden gemeinsamen Unterrichtseinschätzen kann, amüsieren sich alle köstlich.Die SchülerInnnen undich sind im Zentrumdes Kursalltags angelangt.Dabei mussman bedenken, dassman als KursleiterIn mitden SchülerInnen eineintensive Beziehung hat.Anders als ein/e LehrerInan einer Regelschule, istman mit ihnen und siesind mit dir viele Monatetäglich für 2 bis 3 Stundenzusammen. Hinzukommt, dass viele derSchülerInnen Freundeund Freundinnen fastnur im Kurs haben, sodass der Deutschkursnatürlich auch ein Ortdes Austausches unddes Kennenlernens ist.Die Kreativbegleitungund Sozialbegleitung derJBW unterstützt auchdiese Aspekte.9:25Mittlerweile hat sich gruppendynamisch alles zusammengeschlossen, so dass ichmit ernstem Material aufwarten kann. Jetzt gibt es eine Dativ-Übung als Kopie.Es kehrt Ruhe, Einzelarbeit, PartnerInnenarbeit und Konzentration ein. Zusätzlichgibt es ein Grammatikschema. Während die SchülerInnen die Übung machen,gehe ich zu ihnen und erkläre ihnen das Schema, das sie bei der Übung anwendenkönnen. Immer wieder freue ich mich über SchülerInnen, die währenddessenFragen stellen. Erstaunlich ist, wie sie der Erklärung zuhörenund der Logik des grammatischen Schemas folgen. Dassind die Grammatikfüchse.9:40Jetzt werden die Lösungen vorgelesen. Auch wenn es michmanchmal stört, beim Vorlesen der Lösungen das Richtig-Falsch-und-Korrigierenwiederzugeben, so lässt sichschlechterdings im Kursalltag auf solche Methoden nichtganz verzichten. Ich kann schließlich nicht alles im Rahmenvon Kleingruppenarbeit und Portfolioarbeit erledigen lassen.Doch klar ist, dass sich die SchülerInnen beim Einsetzender Dativformen sowieso schon gegenseitig geholfen haben.Meine Aufgabe liegt dann darin, dass sie nicht einfachnur die Lösungen des/der NachbarIn abschreiben, sonderntatsächlich miteinander kommunizieren.Outdoor Aktivitäten9:50Die SchülerInnnen und ich sind im Zentrum des Kursalltags angelangt. Dabeimuss man bedenken, dass man als KursleiterIn mit den SchülerInnen eine in-JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012 13


Überdies sind dieseTexte über Deutschlandund nicht über Österreich.Überhaupt trifftdas bekanntlich aufviele Kursbücher zu. DasÖsterreich, dass dannsprachlich und kulturellin den Kursbüchern, dieaus Deutschland kommen,dargestellt wird, isthäufi g – so kann ich esals nativer Deutschländersagen - verzerrt undtouristisch überladen.tensive Beziehung hat. Anders als ein/e LehrerIn an einer Regelschule, ist manmit ihnen und sie sind mit dir viele Monate täglich für 2 bis 3 Stunden zusammen.Hinzu kommt, dass viele der SchülerInnen Freunde und Freundinnen fast nur imKurs haben, so dass der Deutschkurs natürlich auch ein Ort des Austauschesund des Kennenlernens ist. Die Kreativbegleitung und Sozialbegleitung der JBWunterstützt auch diese Aspekte. Es ist schön zu sehen, wie die jungen Leute miteinanderimmer besser kommunizieren, je länger sie gemeinsam den gleichenKurs besuchen. Dennoch ist Vorsicht geboten: Manchmal gibt es Probleme in derGruppe, die klein und leise beginnen und sich fast unauffällig im Kursgeschehenbreitmachen. Hier ist es Aufgabe der/des Kursleiterin/Kursleiters rechtzeitig zuhandeln. Doch durch unsere vielfältigen Angebote und Beratungsmöglichkeiten inder JBW kann meistens Problematisches dieser Art beigelegt werden.10:10Es ist Zeit, das Leseverstehen zu trainieren. Dies dient nicht nur als Vorbereitungfür die A2-Prüfung des Österreichischen Sprachdiploms ÖSD, sondern soll als lernendeTätigkeit selbstverständlich sein. Der eine oder die andere wird das Lesenin Deutsch als Freude entdecken. Allerdings ist die Textauswahl stets ein Problem.Ich denke an etwas mit Sport. Fußball ist immer gut. Und siehe da: In einemKursbuch fi nde ich einen Text über eine deutsch-türkische Profi fußballspielerinund in einem anderen Kursbuch fi nde ich etwas über eine albanisch-deutscheProfi fußballspielerin. Welchen Text soll ich nehmen? Wer hat von den LehrwerksautorInnenbeim anderen ein bisschen abgeschaut? Überdies sind diese Texteüber Deutschland und nicht über Österreich. Überhaupt trifft das bekanntlich aufviele Kursbücher zu. Das Österreich, dass dann sprachlich und kulturell in denKursbüchern, die aus Deutschland kommen, dargestellt wird, ist häufi g – so kannich es als nativer Deutschländer sagen - verzerrt und touristisch überladen. Selbstich habe schon hier und da wie meine anderen KollegInnen unsere Kursbücherkorrigiert. Das Wort „Stuhl“ wird mit Schwung durchgestrichen und mit einem„Sessel“ ersetzt. Wenn ich unsicher bin, dann lasse ich lieber meine Finger davon.Soll ich meine geliebte „Frikadelle“ mit „Faschiertem Laibchen“ oder ehermit einem „Fleischlaberl“ ersetzen? Dies geht mir durch den Kopf, während dieSchülerInnen den Text über die Profi fußballerin lesen. Dann noch 4 Minuten biszur Pause.10:30 – 10:45Pause und Kontemplation des LehrersIndoor Aktivitäten10:45In der Pause habe ich noch einmal in unserem Curriculumnachgeschaut. Auch das ist ein meilenweiter Unterschiedzu vielen anderen Instituten. Man stelle sich vor: Wir habenunser eigenes Curriculum! Damit haben wir uns in der JBWmit vielen Beteiligten ein eigenes Geschenk gemacht. In Einheit4 der Kursstufe A2.1 steht unter anderem das Thema„Mülltrennung“. Ich habe viel vorkopiert und auch für diesesThema. Na, dann mal los! Hier gibt es verschiedene Möglichkeitender Vermittlung, sei es als Spiel oder als Grammatikübung.Denn wie schön kann man hier noch einmaldas „Wohin gibst du …?“ mit dem Akkusativ wiederholen.Abschließend habe ich dann noch ein paar Fotos, die ichzeige wie etwa die Müllverbrennungsanlage. Mit Müll kannman auch Energie gewinnen! Wie auch immer die SchülerInnen zur Mülltrennungstehen – ich selbst bin kein Weltmeister darin – aber Batterien, bitte schön, nichtin den Haushaltsmüll! Und bitte! Ich unterstelle keine Unwissenheit! Wie aufmerksamSchülerInnen ein solches Thema aufnehmen, hat sich dann einmal bei einer14 JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012


Exkursion gezeigt. Bei einem Stadtspaziergang esse ich meinen täglichen Apfelund den Rest werfe ich in einen Sackerl-Gackerl-Mülleimer. Die gibt es nur anmanchen Stellen in der Stadt. Es sind Sackerl-Spender mit gleichzeitiger Entsorgung.Und schon hat ein Schüler das gesehen und sagt mit seinem schönstenLächeln: „Das hast du falsch gemacht!“ Das sind die Momente der Erkenntnis unddem damit verbundenen sicheren Gefühl, dass ich den richtigen Beruf habe.11:15Als KursleiterIn ist man/frau sich bewusst, dass Deutsch nicht nur im Kurs gelerntwird. Denn wir unterrichten ja DaZ und nicht DaF. Dieser deutschen Zweitsprachebegegnen die Jugendlichen täglich auch außerhalb des Kurses (davon geheich aus). Daher lohnt es sich allemal diese Situationen und Sprachhandlungengemeinsam mit den SchülerInnen zu betrachten. Unser Curriculum geht entsprechendauch darauf ein, indem Themen unterrichtet werden sollen, die genau aufsolche praktischen Sprachhandlungen eingehen, die dann „draußen“ stattfi nden.Hier verschränkt sich dann unser aller Arbeit mit dem Alltag der Jugendlichen, diesich außerhalb des Kurses in <strong>Wien</strong> zurechtfi nden und wohlfühlen sollen. So beginneich ein solches Thema zunächst ganz pragmatisch und frage: „Mit wem hast dugestern, über was, wo und wie lange Deutsch gesprochen?“ Mit dieser einzigenFrage kann man so mancher/m SchülerIn, der/die zwar gut reden können, abernicht immer wollen, recht lange beschäftigen. Diese Frage ist aber auch geeignetfür die Lernschwächeren und Leiseren, die das Sprechen unbedingt üben müssen.Es geht ja nicht nur um das Sprechen in Deutsch an sich. Wichtig ist auch diedamit verbundene Stärkung der Persönlichkeit und die Gewöhnung daran, sichgewissermaßen zu präsentieren.Bei einem Stadtspaziergangesse ich meinentäglichen Apfel und denRest werfe ich in einenSackerl-Gackerl-Mülleimer.Die gibt es nur anmanchen Stellen in derStadt. Es sind Sackerl-Spender mit gleichzeitigerEntsorgung. Undschon hat ein Schülerdas gesehen und sagtmit einem schönstenLächeln: „Das hast dufalsch gemacht!“ Dassind die Momente der Erkenntnisund dem damitverbundenen sicherenGefühl, dass ich den richtigenBeruf habe.Jemand fragt mich, ob es heute Hausübung gibt. Normalerweise istein „Natürlich“ meinerseits der Standard. Aber ein Schüler antwortetfür alle und mich eingeschlossen in der zweitwichtigsten Sprache<strong>Wien</strong>s: „Nema.“11:42Der Vormittagskurs neigt sich dem unmittelbaren Ende zu.Alle haben heute schön mitgearbeitet und ich habe das sichereGefühl, dass die SchülerInnen wieder einiges gelernthaben – grammatisch, sprachlich, kulturell und sozial untereinander.Jetzt schaue ich noch in meinen Kopierstapel undsuche nach einer geeigneten Hausübung. Je länger ich imStapel blättere und mir den Kopf zerbreche, was pädagogischsinnvoll, was für den baldigen Abschlusstest absolutnotwendig oder was einfach nur interessant sein könnte,desto leerer werden die Tische. Alle Kopien der SchülerInnenverschwinden so schnell, wie sie aus der Tasche um 9in der Früh nie auf den Tisch kämen. Jemand fragt mich, obes heute Hausübung gibt. Normalerweise ist ein „Natürlich“meinerseits der Standard. Aber ein Schüler antwortet für alleund mich eingeschlossen in der zweitwichtigsten Sprache<strong>Wien</strong>s: „Nema.“In die Geschichte eingehen!JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012 15


FÖRDERUNTERRICHT 2012GABRIELE SIEBERTPosition:DaF/DaZ-TrainerinBei <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>:seit 2005Ausbildung:Pädagogische Akademie,Traumapädagogik undTraumazentrierte FachberatungBevor ich auf die Inhalte und Arbeitsmethoden im Förderunterricht eingehe, möchteich Ihnen kurz den Zusammenhang zwischen Biografi e und Lernerfolg erläutern.Ichhabschonwiederschlechtgeträumt…Niekannichrichtigschlafen…LoderR,AoderE,dasklingtdochallesgleich… Ichkannmichnicht konzentrieren… IchkanndieHausübungnicht alleinemachen…IchwarnurzweiJahreinderSchule…WoistmeineFamilie?Lebenallenoch?Ichkannnichtrichtiglesen…Allesindvielschnelleralsich…Jugendliche, die unsere Kurse besuchen, kommen mit voneinander sehr verschiedenenVorerfahrungen und Vorwissen in unser Land.Nicht wenige stammen aus Krisen- und Kriegsgebieten (Afghanistan, Syrien, Kurdistan,Somalia, Nigeria) und haben daher nur zwei, drei, vier Jahre eine Schulebesucht, häufi g konnte das aufgrund von Kampfhandlungen, Erntezeiten, Verletzungen,Krankheiten, zerstörten Schulen oder mangelnder Infrastruktur sogar nurunregelmäßig gelingen. Hinzu kommen vielfach kulturell bedingte Prägungen, traditionelleRollenbilder, Gewalt in der Familie und/oder der Schule des Heimatlandesund traumatisierende Erfahrungen durch Flucht und Vertreibung. Notwendige Entwicklungsphasen(z.B. frühkindliche Entwicklungsphasen, in denen die nonverbaleKommunikation Beziehungen sichert und der Erwerb der Muttersprache beginnt,Trotzalter, sensomotorische Entwicklungsphase, Pubertät uam.) konnten daherhäufi g nicht begonnen, durchlaufen oder abgeschlossen werden. Somit kommt eszwangsläufi g zu Entwicklungsverzögerungen, die sich in den schulischen Leistungen,im Sozialverhalten und in den Alltagskompetenzen (Pünktlichkeit, Umgangmit Schulsachen, Ordnung und Orientierung, Körpersprache, Beziehungsverhalten,Selbstwahrnehmung, Selbstvertrauen, Selbstsicherheit etc.) niederschlägt.Andere kommen aus ehemaligen Krisengebieten, in denen sich zwar die politischeLage stabilisiert hat, es vor allem im ländlichen Raum an den Schulen vielfachnoch an technischer Ausrüstung und an Unterrichtsmaterialien fehlt (z.B. Serbien,Kosovo, Rumänien). Daher sind diesen KursteilnehmerInnen häufi g weder selbständigesErarbeiten von Lerninhalten, Lernstrategien und vom Frontalunterrichtabweichende Arbeitsformen bekannt noch in ausreichendem Maße eingeübt.16 JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012


Viele unserer Jugendlichen leiden durch die unfreiwillige Emigration unter Heimwehund Trennungsschmerz. Großeltern und/oder ein Elternteil, Freunde, ein geliebtesHaustier, die gewohnte Umgebung mussten zurückgelassen werden. DieSorge um die im Krisengebiet zurückgelassenen oder um zum <strong>Teil</strong> sehr schwererkrankte mitgewanderte Familienmitglieder verschärft die psychische Belastung.Zusätzlich dazu kommen zahlreiche Jugendliche mit durch ihre Vorerfahrungenbedingter Schulangst zu uns.Unter all den genannten Umständen kann der Erwerb der deutschen Sprache ohnezusätzliche fachliche Begleitung nicht gelingen. Unsere Antwort darauf war im Jahr2012 die Einrichtung von Förderkursen und einer Lernbetreuung (Lernclub).Die Förderkurse fanden jeweils von 12-12:50 Uhr (Mo, Di, Do, Fr) in der Jugendbildungswerkstatt,Favoritenstrasse 8, im 4. Bezirk statt und der Lernclub (montagsund dienstags von 17-19 Uhr) im Jugendzentrum 5er-Haus, Grünwaldgasse 4, im5. Bezirk. Beide Maßnahmen werden aufgrund der großen Nachfrage seitens derJugendlichen und des Bedarfs im Jahr 2013 weitergeführt.Viele unserer Jugendlichen leiden durch die unfreiwillige Emigrationunter Heimweh und Trennungsschmerz. Großeltern und/oder einElternteil, Freunde, ein geliebtes Haustier, die gewohnte Umgebungmussten zurückgelassen werden.Die Kurse haben keine limitierte Anzahl von Einheiten, sondern laufen über dasgesamte Jahr. Stellt ein/e Kursleiterin fest, dass ein/e KursteilnehmerIn in einemoder auch in mehreren Bereichen (siehe weiter unten) zusätzliche Unterstützungbraucht, klärt sie mit dem/der Jugendlichen bzw. dessen/deren Familie oder Betreuungsstelleab, ob er/sie von 12-12:50 Uhr Zeit hat und bespricht im Anschlussdaran mit mir die Aufnahme in die Maßnahme. Danach erfolgt eine Anmeldung, fürdie ein Erhebungsbogen ausgefüllt werden muss, in dem die besonderen Schwierigkeitendes/der Jugendlichen erfragt werden und aufgrund dessen entschiedenwird, ob der/die Jugendliche einen Förderkurs, eine Betreuung im Lernclub oderbeides braucht. Die KursteilnehmerInnen können jederzeit quer einsteigen undwerden gemäß ihres Sprachstandes individuell gefördert. Im Jahr 2012 wurden 64KursteilnehmerInnen von mir in den Förderkursen betreut.Im Förderunterricht bekommen die Jugendlichen umfassende Unterstützung in:• Arbeit am Körperschema (Atmung, Muskelspannung, Gesicht, Mund- undRachenraum, Schultergürtel, Bauch und Rücken); Überprüfung derSehfähigkeit und der Hörfähigkeit; Auge-Hand-Koordination; Rechts-Links-Dominanz; kinesiologische Übungen; Lautbildung• Lesekompetenz(Interpunktion, Intonation, Orientierung zwei- und dreidimensional)• Schreibkompetenz (Schreibfertigkeit, Schreibhaltung, Schreibwerkzeug,Orthographie, Schreibtempo)• Hören und Sprechen (Lautdifferenzierung)• Arbeitstempo• LernstrategienAhmad musste lernen,welche Muskeln er zurBildung der unterschiedlichenVokale brauchtund wie sie zu gebrauchensind, er musstesich mit seiner Atmungauseinandersetzen undFreude am Experimentierenentwickeln. Da ineine Fördergruppe jede/rKursteilnehmerInnen mitbesonderen Schwierigkeitenkommt, sinkt dieAngst davor, Fehler zumachen, im Allgemeinenrecht bald. Gemeinsamin der Gruppe gelangdas Üben schon in derzweiten Einheit deutlichbesser. Nach vierWochen (jeweils 2 UE/Woche) hatten sich dieAussprache und das Lesendeutlich gebessert.JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012 17


Durch die Arbeit in Kleingruppen können die KursteilnehmerInnen individuellgefördert werden. Nachfolgend sollen exemplarisch zwei Jugendliche mit ihrenLernschwierigkeiten beschrieben werden.Xiao (Name wurde geändert),15 Jahre, China<strong>Wien</strong> kennen lernenXiao wurde gleich nach der Geburt von der Muttergetrennt. Zu ihr besteht kein Kontakt. DerVater ist, als Xiao etwa 5 Jahre alt war, nachÖsterreich ausgewandert. Xiao wurde von denGroßeltern aufgezogen und war, als er nachÖsterreich kam, 13 Jahre alt. Seine Großmutterverstarb zwei Jahre später, im Spätherbst 2012.Xiao kam in <strong>Wien</strong> in eine Hauptschule, wo eraufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse demUnterricht nicht folgen konnte. Die Schule empfahldem Vater im Laufe des zweiten Schuljahres,Xiao aus der Schule zu nehmen und zueinem Deutschkurs anzumelden. Als Xiao imHerbst 2012 zu uns kam, wirkte er stark verschüchtert,zurückgezogen und desinteressiert.Der alleinerziehende Vater arbeitet in einemRestaurant, daher ist Xiao den ganzen Tag sichselbst überlassen. Er muss sich sein Essenselbst besorgen und sitzt den ganzen Tag amComputer. Xiao wirkte emotional stark vernachlässigt.Im Unterricht wurde seine mangelndesoziale Kompetenz beobachtet, immer wiedergeriet er durch Missinterpretationen in Konfl iktmit seinen MitschülerInnen. Im Förderunterricht wurde vorrangig auf eine emotionaleStabilisierung und auf eine intensive Lautschulung gesetzt. Nach wenigenEinheiten begann Xiao, Laute zu differenzieren, so gelang nach und nach dasLesen und erste Erfolge im selektiven Hören (das Heraushören von Informationenaus einem Hörtext) stellten sich ein. Xiao zeigte erstmals Interesse am Unterricht.Mittlerweile nimmt Xiao zaghaft Kontakt zu MitschülerInnen auf, spricht aber nochnicht. Nach wie vor ist er sehr unsicher im Kontakt zu anderen, doch die <strong>Teil</strong>nahmeam Lernclub tut ihm sichtlich gut, er kommt gern, nimmt am Lernangebot teilund ist auch im Deutschkurs pünktlicher geworden.Ahmad (Name wurde geändert), 17 Jahre alt, AfghanistanJugendliche aus Afghanistan haben vor allem mit der Lautdifferenzierung der Vokaleihre liebe Not. So ging es bei Ahmad vorrangig darum, ihm die Lautbildungnäher zu bringen. Eine Herausforderung, da das Körperschema durch kulturellbedingte und traditionell geformte Muster stark geprägt und die Beziehung zumeigenen Körper vor allem bei männlichen Jugendlichen bisweilen stark beeinträchtigtist. Hinzu kommt eine natürliche, dem Jugendalter angemessene Schamgrenze,die es zu respektieren gilt.18 JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012


AUSZÜGE AUS DEM TAGEBUCH EINER DAZ-LEHRERINNaila’s Tagebuch: Von gescheiten <strong>Interface</strong>‘lern umzingelt*Montag, 14.10.2012Es ist ein typischer Montag und er beginnt auch wie jeder andere Montag mit dertypischen „Wie geht es Euch-Runde?“ und selbstverständlich mit der Extra-Frageam Montag: „ Wie war das Wochenende?“. Nach ca. 20 min nimmt der Kurs seinennormalen Lauf. Ich muss zugeben, dass diese K6** Gruppe eine außerordentlichmotivierte und lernbegeisterte Gruppe ist. Die Schüler lernen mit allen Sinnen. DerLernprozess bei jedem/r Einzelnen ist mit einem Saugprozess zu vergleichen! Esmacht mir verdammt viel Spaß die sprachliche Entwicklung von jedem/r Einzelnenzu beobachten und zu genießen.Um 10 Uhr hörten wir alle ein Klopfen an der Tür, neugierig blickten wir alle RichtungTür. Es war eine Kollegin, Susanne, sie überreichte mir ein Kuvert und sagte:„Post für dich, Naila!“ Ich bedankte mich überrascht und legte das Kuvert auf denTisch.NAILA CHAARAPosition:DaF/DaZ-TrainerinBei <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>:seit 2008Ausbildung:Studium Biologie,Studium Dolmetsch,DaF/DaZ-LehrgangIch wartete kurz bis sich alle KursteilnehmerInnen wieder mit dem Arbeitsblatt beschäftigtenund öffnete dann den großen Briefumschlag. Groß war auch meineÜberraschung! Was ich da fi nde war so schön, dass ich es unbedingt in meinTagebuch aufnehmen mußte.Herr XY 14. XXXgasse 11 <strong>Wien</strong> Mob.: 111111 Mail: XY@ZZZ.at<strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>Frau Naila ChaaraLeibnizgasse 1/4/5A-1100 <strong>Wien</strong>GefundenSehr geehrte Frau Chaara,darf ich Sie ersuchen, die beiliegende Mappe Ihrer Schülerin Mamta aus Indienzukommen zu lassen.Ich habe die Mappe am 31.08. in der Straßenbahn Linie 1 gefunden.Mamta wird die Mappe vermissen.Liebe Mamta,ich hoffe, Dir gefällt <strong>Wien</strong> und Du wirst ganz schnell sehr gut Deutsch lernen.Willkommen in einer schönen Stadt.Liebe GrüßeXY* In Anlehnung an den Titeldes Kinder- und Jugendbuchs:Gregs Tagebuch: VonIdioten umzingelt, Jeff Kinney,Baumhaus Verlag, Frankfurt /Main: 2008** Es handelt sich hier um eineAnfängergruppe, die vor einpaar Wochen nach Österreichgereist sind. Sie sind Jugendlichezwischen 15 und 19 undkommen aus folgenden Ländern:Griechenland, Rumänien,Indien, China, DominikanischeRepublik und Serbien.JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012 19


Ungeduldig setzte ichdas um - und bei derersten Unterbrechungvon Giorgos, der mit Abelauf Griechisch plauderte,sagte ich mit einem festenTon: Isichia parakalo!Es war auf einmal ruhigund ganz ohne Zeitverzögerung;denn die vierGriechisch-Muttersprachlerhaben meine Wortemit dem Herzen gehört:Das war die Wirkung derMuttersprache!Schon als ich den Brief las, merkte Mamta, dass es hier um ihre verlorene Mappeging, da strahlten ihre Augen und meine auch. Eine so positive Erfahrung in derFremde zu erleben, und das gleich am Anfang, wo man sich noch ganz fremdfühlt, prägt einen ein Leben lang positiv. Die glückliche Schülerin machte ihre roteMappe stolz auf und fand alle ihre vermissten Unterlagen wieder. Wie gut, dasssie eine Info drinnen hatte, auf der der Name und die Adresse der Kursinstitutionund der Kursleiterin standen.Gleich bat ich meine Schülerin sich bei dem vorbildlichen Herren zu bedanken,sei es auf Deutsch oder auf Englisch, selber oder mit Unterstützung eines Verwandten(Ich weiß, dass das in ihrem Fall ein Cousin ist ). Natürlich habe ich denguten Finder auch selber angerufen, nicht nur um zu danken, sondern als Zeicheneines zivilisierten und funktionierenden Zusammenlebens und als Zeichen einererlebten Integration.Das war ein echtes Highlight für alle LehrerInnen und <strong>Interface</strong>lerInnen!Also ein echter Glücksmoment!Eine so positive Erfahrung in der Fremde zu erleben, und das gleicham Anfang, wo man sich noch ganz fremd fühlt, prägt einen einLeben lang positiv.Mittwoch, 14.11.2011Ich habe irgendwie gestern schlecht geschlafen und konntemeine spaßige Gruppe heute nicht mehr aushalten. Nach10 mal „Bitte Ruhe!“ und einige Male auf den Tisch hauen,habe ich die zündende Idee gefunden. Jeder sollte in seinerMuttersprache den Satz „Bitte Ruhe!“ schreiben und wennjemand eine andere Schrift hat - dann einfach transkribieren.Rasch bekam ich dieses Blatt:Deutsch lernenQinq bi zue (Chinesisch)Isichia parakalo (Griechisch)Kirpa chup kar jao (Punjabi)Silencio por favor (Spanisch)Tischina molim (Serbisch)Lineste va rog (Rumänisch)20 JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012


Ungeduldig setzte ich das um - und bei der ersten Unterbrechungvon Giorgos, der mit Abel auf Griechisch plauderte,sagte ich mit einem festen Ton: "Isichia parakalo!" Es warauf einmal ruhig und das ganz ohne Zeitverzögerung, denndie vier Griechisch-Muttersprachler haben meine Wortemit dem Herzen gehört: Das war die Wirkung der Muttersprache!Ich wartete also auf die nächste Möglichkeit undtatsächlich kam die Bestätigung, als ich "Tischina molim"artikuliert habe und die serbische Abteilung in der Gruppedamit stilllegte. Und so ging es mehrsprachig weiter bis11:40 Uhr.Also ein anstrengender Tag!Ich kann nichts mehr schreiben! Bin soooo müde ;-(Bis demnächst liebes Tagebuch!Gruppenarbeit in einem KursMittwoch, 21.11.2012Als ich bei mir zu Hause die „Bitte Ruhe“- Geschichte mit den verschiedenenSprachen erzählte und die von meinen SchülerInnen erstellte Liste zeigte, warmeine Tochter (3. Klasse Volksschule) plötzlich Feuer und Flamme und wolltediese Zauberliste unbedingt haben. Ich fand es ganz toll, dass meine bilingualeTochter sich für andere Sprachen interessiert und so bekam sie die berühmteListe.Am nächsten Tag erzählte mir meineTochter stolz - schon beim Abholen vomHort - wie sie Kevin, einen Burschen ausihrer Klasse mit „Qinq bi zue!“ bändigenkonnte, als er sie genervt hat. Er hat dannsofort aufgehört zu nerven und redete mitihr auf Chinesisch weiter, sagte sie, undlächelte dabei listig und stolz.Das lustigste dabei ist, dass ihre Lehrerindiese Szene beobachtet hat und ihrerseitsgeglaubt hat, dass meine TochterChinesisch kann.1801601401201008060JBW 2012 - Jugendliche nach Staatsbürgerschaft (die 15 größten Gruppen)1747557Und so bekam ich von der Lehrerin perMitteilungsheft eine Bitte um eine Kopievon der inzwischen GANZ berühmt gewordenen„Bitte Ruhe!“ - Liste.4020045 4026 25 20 18 17 16 15 1411 11SomaliaPolenChinaTürkeiSerbienKosovoUngarnÖsterreichRumänienPhilippinenIrakIranRusslandFabelhaft, großartig und magisch ist dieWirkung der Muttersprache!Also echte Wohlfühlmomente - auchdie gibt es!AfghanistanMazedonienJUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012 21


ÖSTERREICHISCHE SPRACHDIPLOMPRÜFUNGEN (ÖSD) BEI INTERFACE WIENMARTIN LACROIXPosition:Sozial-, BildungsundBerufsberater,ÖSD-PrüfungsvorsitzenderBei <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>:seit 2006Ausbildung:StudiumRechtswissenschaften,Lebens-, Ehe- undFamilienbaratung,DaF/DaZ-LehrgangDas Kursjahr 2012 war für die <strong>Teil</strong>nehmerInnen bei <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> wieder ein erfolgreichesPrüfungsjahr. Die Möglichkeit, nach einer Kursmaßnahme auch eineoffi ziell anerkannte, internationale Prüfung des ÖSD abzulegen, wird weiter starkin Anspruch genommen. Die Zahl der Prüfungsantritte seit 2009 ist stetig angestiegen,nämlich von 126 auf 558 Antritte 2012. Von diesen waren 463 Prüfungensowohl schriftlich als auch mündlich positiv!Die Prüfungen sind für viele unserer KursteilnehmerInnen von großer Bedeutung;sei es, dass sie diese benötigen, um einen (unbefristeten) Aufenthaltstitel zu erlangen,sei es, weil sie die Österreichische Staatsbürgerschaft anstreben, und dafüreinen anerkannten Sprachnachweis benötigen, sei es weil sie ein Diplom brauchen,dass sie ihren Bewerbungsunterlagen beilegen wollen, um ihre Deutschkenntnissedokumentieren zu können, weil sich dadurch ihre Chancen auf einenEinstieg in einen (Lehr)beruf erhöhen, oder weil sie ihre Kinder in ihrer schulischenAusbildung besser unterstützen möchten – es gibt viele Gründe, aus denen beiuns Prüfungen abgelegt werden.In den Abteilungen Jugendbildungswerkstatt (JBW) und Eltern und Kinder (EKi)können KandidatInnen regulär nach erfolgreichem Absolvieren eines Kurses zuPrüfungen antreten. Die Prüfungsgebühren lagen 2012 zwischen € 39.- (NiveauA2) und € 50.- (Niveau B2), die an den ÖSD zu entrichten waren. Beim erstmaligenAntritt werden die Prüfungsgebühren von <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> getragen. Wer einePrüfung wiederholen muss, oder wer nicht direkt nach dem Kurs antritt, sondernsich erst später entschließt, eine Prüfung absolvieren zu wollen, trägt seine/ihrePrüfungsgebühr selbst. KandidatInnen der Abteilung Startbegleitung für asyl- undsubsidiär Schutzberechtigung (SfA), die bei uns keinen Deutschkurs absolviert haben,müssen an einer Probeprüfung teilnehmen und sind SelbstzahlerInnen.Die Zahl der Prüfungsantritte seit 2009 ist stetig angestiegen, nämlichvon 126 auf 558 Antritte 2012. Von diesen waren 463 Prüfungensowohl schriftlich als auch mündlich positiv!Grundsätzlich sollennur jene KandidatInnenantreten, die auch realistischeErfolgsaussichtenhaben, um Frustration zuvermeiden. Sie bekommenin Einzelberatungsgesprächenkonkrete Informationen,wo sie nochmehr Übung brauchenund es werden ihnenLernhilfen gegeben.Insgesamt gibt es im Jahr bei <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> fünf Prüfungstermine, und zwar jeweilsin den Monaten Feber, April, Juni, September und November. Zu allen fünfTerminen fi nden Prüfungen der Abteilung JBW statt, im Juni legen zusätzlich dieKandidatinnen der Abteilung EKi ihre Prüfungen ab.Die Vorbereitungs- und die Nachbereitungsarbeiten für einen Prüfungstermin dauernjeweils etwa einen Monat. Vor den Prüfungen müssen alle KandidatInnen zumPrüfungsablauf informiert werden und für alle KandidatInnen, die nicht direkt nacheinem Kurs antreten können, fi nden in der JBW so genannte Probeprüfungen füralle Niveaus von A2 bis B2 statt, die die reale Prüfungssituation simulieren. DieProbeprüfung dient den KandidatInnen zur Übung und ist für den PrüfungsvorsitzendenEntscheidungsgrundlage, wer zur Prüfung antreten kann.Alle Frauen, die im Rahmen der Basisbildungskurse Mama lernt Deutsch undFrauen College zur Prüfung antreten, erhalten vor der Prüfung einen 30-stündigenPrüfungsvorbereitungskurs. Jene Kandidatinnen der Abteilung EKi, die außerhalbdes EKi-Prüfungstermins im Juni antreten wollen, können zu den anderen Terminenan einer Probeprüfung der JBW teilnehmen.22 JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012


Grundsätzlich sollen nur jene KandidatInnen antreten, die auch realistischeErfolgsaussichten haben, um Frustration zu vermeiden. Sie bekommen in Einzelberatungsgesprächenkonkrete Informationen, wo sie noch mehr Übung brauchenund es werden ihnen Lernhilfen gegeben.Die Organisation eines Prüfungstermins ist vom Aufwand her durchaus vergleichbarmit der Organisation eines kompletten Kurses: Räume müssen organisiert, proPrüfungsdurchgang zwei PrüferInnen koordiniert, die KandidatInnen über Termineinformiert werden. Für die Prüfungen selbst werden unsere Räume dann komplettumgestellt. Entsprechend den Vorgaben der Prüfungsordnung des ÖSD müssendie Tische beim schriftlichen <strong>Teil</strong> der Prüfung in einem Abstand von mindestens50 cm in alle Richtungen aufgestellt werden, um zu gewährleisten, dass alle KandidatInnenalleine arbeiten – was bedingt, dass in einem Kursraum nur deutlichweniger KandidatInnen untergebracht werden können als bei einem Deutschkurs– was wiederum die Anzahl der notwendigen Prüfungstermine erhöht. In der Regelerstreckt sich ein Prüfungstermin über zwei Wochen. In der ersten Wochefi nden die schriftlichen, in der zweiten Woche die mündlichen Prüfungen statt. Indiesen zwei Wochen kommt es an so manchem Prüfungstag vor, dass von 10 Uhrmorgens bis 9 Uhr abends in bis zu vier Räumen parallel durchgeprüft wird.Dass wir mit unserenKursdesigns – unterschiedlichnach Zielgruppe- und vorbereitendenAngeboten auf eineerfolgreiche Prüfung aufdem richtigen Weg sind,zeigt die große Anzahl anbestandenen Prüfungenim Vergleich zu denPrüfungsantritten.Bei den mündlichen A2-Prüfungen treten die KandidatInnen einzeln an und sindjeweils von einem Team von zwei PrüferInnen zu prüfen. Bei durchschnittlich über100 KandidatInnen pro Prüfungstermin macht dies den großen Zeitaufwand nachvollziehbar.Für die Prüfungswochen muss somit der komplette Kursbetrieb der JBW umgestelltwerden, da die Deutschkurse, die normalerweise in den Kursräumen stattfi n-den, ausweichen müssen. Von Sozial- und Kreativbegleitung werden eigene Exkursionengeplant, teilweise werden Ausweichquartiere für die Kurse organisiert,damit diese nicht allzu oft ausfallen müssen – die KursleiterInnen werden ja auchals PrüferInnen eingesetzt und können dementsprechend in den zwei Prüfungswochenweniger unterrichten.Nach den Prüfungen sind noch etliche administrativeAufgaben zu verrichten. So sind Prüfungensergebnissestichprobenartig vom Vorsitzendenzu überprüfen, alle Ergebnisse in bis zuvier verschiedene Datenbanken bzw. Übersichtengenau einzutragen: <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>-Datenbank,ÖSD-Ergebnislisten, Basisbildungkurs-Datenbank, interne statistische Aufstellung,Diplome sind auszustellen.Die KursleiterInnen erhalten Rückmeldung überdas Abschneiden der von ihnen vorbereitetenKandidatInnen, indem auch ihnen die Ergebnisseübermittelt werden.Dass wir mit unseren Kursdesigns – unterschiedlichnach Zielgruppe - und vorbereitendenAngeboten auf eine erfolgreiche Prüfungauf dem richtigen Weg sind, zeigt die große Anzahlan bestandenen Prüfungen im Vergleichzu den Prüfungsantritten.Unsere Gruppendynamik ist nicht zu toppenJUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012 23


VON DAZ ZU SOZ - EIN ERFAHRUNGSBERICHTJELICA KLARIĆPosition:Sozial-, BildungsundBerufsberaterin,DaF/DaZ-TrainerinBei <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>:seit 2005Ausbildung:Studium Pädagogik,DaF/DaZ-LehrgangAls langjährige Deutschlehrerin in der Jugendbildungswerkstatt habe ich viele Jugendlicheaus den unterschiedlichsten Ländern von A1 bis A2 begleitet; manchenur einige Wochen, andere ein halbes Jahr lang oder länger. Manche haben dieLerninhalte wie ein Schwamm aufgesaugt, andere standen noch sichtlich unterKulturschock und waren nur wenig aufnahmefähig. Die Arbeit mit den Jugendlichenist nicht immer einfach, denn man darf sie sich nicht wie leere Gefäße vorstellen,die ganz einfach mit Wissen zu befüllen sind. Sie bringen alle ihre Erfahrungen,ihre Geschichte mit und manche sind auch schon randvoll mit Erlebnissengefüllt, die sie beim Lernen blockieren.Die große Herausforderung ist es, einen Deutschkurs so zu gestalten, dass sowohlJugendliche mit hohem Bildungsstand als auch bildungsferne SchülerInnengleichermaßen von ihm profi tieren können und der für die einen weder eine permanenteUnterforderung noch für die anderen eine Überforderung darstellt. Eineder schönsten Erfahrungen im Unterricht ist es, wenn SchülerInnen, die sich beimLernen sehr schwer tun und denen die Verzweifl ung oft ins Gesicht geschriebensteht, weil sie das Erlernen der deutschen Sprache als ein Ding der Unmöglichkeiterachten, ganz plötzlich „das Licht aufgeht“. Das, was ihnen zuvor als schier unlogischerschien, ergibt nun einen Sinn und sie sind in der Lage mit der deutschenSprache zu arbeiten und sie sich zu eigen zu machen.Zu den schwierigsten Erfahrungen im Unterricht zählen die Situationen, in denendie Jugendlichen „aufmachen“ und aus ihrem Leben zu berichten beginnen undich sie dabei unterbrechen muss, um wieder zum Akkusativ oder einem anderengrammatikalischen Inhalt zurückzukehren, weil der Zeitplan drängt. Interessanterweisesind es meist ganz alltägliche Themen, die sie bewegen ihre Geschichtenmit der Gruppe zu teilen. Dabei kommen oft dramatischeund bewegende Erlebnisse zu Tage,die deutlich machen, dass die Jugendlichenweitaus mehr und andere Bedürfnisse haben,als nur die deutsche Sprache zu erwerben. Vordem Hintergrund meiner pädagogischen Ausbildungmit dem Schwerpunkt PsychoanalytischePädagogik ist es in diesen Situationen nichtleicht der Grammatik Vorrang zu geben.Deshalb bin ich sehr froh, dass sich die Möglichkeitfür mich ergeben hat, auch Sozialbegleitunganzubieten, da ich dort ansetzen kann,wofür im Unterricht kein Platz ist.<strong>Wien</strong> kennen lernenIm Rahmen der Sozialbegleitung wird auchGruppenbegleitung angeboten, bei der sozialeInhalte spielerisch aufbereitet werden, um denSchülerInnen einen sicheren Rahmen anzubieten,in dem sie Themen wie „Meine Migrationserfahrung“oder „Sexualität“, aber auch weniger24 JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012


Brisantes besprechen können. In der Einzelberatung können konkreteFragen oder Unsicherheiten in Bezug auf den Ausbildungswegoder andere persönliche Angelegenheiten geklärt werden.Diejenigen, die zu schüchtern sind, um die Beratungsstunde inAnspruch zu nehmen, oder sich mit bestimmten Lebensaspektennoch gar nicht auseinander gesetzt haben, um Fragen diesbezüglichstellen zu können, können mittels der Anamnesegesprächeerfasst werden. Es soll möglichst jede/r Jugendliche/r einenungefähren Ausbildungsplan haben und seine nächsten Schrittekennen, wenn er <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> verlässt – sei es eine weitereKursmaßnahme, ein Schulbesuch, eine Berufsorientierung oderbereits der Einstieg ins Berufsleben.Themen der Einzelberatungender Sozial-, Bildungs- und Berufsberatung 2011Gesundheit ; 3 Wohnen; 14Soziale Themen; 38Sonstiges; 1Bildung und Beruf; 707Es soll möglichst jede/r Jugendliche/r einen ungefähren Ausbildungsplanhaben und seine nächsten Schritte kennen, wenn er<strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> verlässt – sei es eine weitere Kursmaßnahme, einSchulbesuch, eine Berufsorientierung oder bereits der Einstieg insBerufsleben.Ganz besonders freue ich mich, wenn ich ehemaligen SchülerInnen auf der Straßebegegne, die nun fl ießend Deutsch sprechen, sich in einer Ausbildungseinrichtungbefi nden, emotional und sozial gefestigt wirken und dass meine KollegInnenund ich einen kleinen Beitrag dazu leisten konnten.175; 25%45; 6%1; 0%26; 4%JBW 2012 - Jugendliche nach Aufenthaltsstatus22; 3%Familienangehörige/rNiederlassungsbewilligungAsylberechtigungSubsidiäre SchutzberechtigungSonstige16; 2%150; 22%77; 11%69; 10%115; 17%Daueraufenthalt-Familienangehörige/rRot-Weiss-Rot KarteEU-Bürger/inUnbekanntAufenthaltsbewilligungZu den schwierigsten Erfahrungenim Unterrichtzählen die Situationen, indenen die Jugendlichen„aufmachen“ und ausihrem Leben zu berichtenbeginnen und ichsie dabei unterbrechenmuss, um wieder zumAkkusativ oder einem anderengrammatikalischenInhalt zurückzukehren,weil der Zeitplan drängt.Interessanterweise sindes meist ganz alltäglicheThemen, die sie bewegenihre Geschichten mitder Gruppe zu teilen. Dabeikommen oft dramatischeund bewegendeErlebnisse zu Tage, diedeutlich machen, dassdie Jugendlichen weitausmehr und andere Bedürfnissehaben, als nurdie deutsche Sprache zuerwerben.JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012 25


DAS MÄRCHEN VOM TEAMTEACHING IN DER GRUPPE K3MAGDALENA SEKULSKAPosition:DaF/DaZ-TrainerinBei <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>:seit 2008Ausbildung:Studium GermanistikDas Teamteaching, das in der fortgeschrittenen Gruppe K3 (Niveau A2.2.) eingesetztwurde, dauerte zwei Monate lang. Patrizia Schiano (DaZ-Trainerin) und icharbeiteten drei Mal pro Woche gemeinsam, den Rest der Woche arbeitete ich mitder Gruppe alleine. Am Kurs nahmen 10 Jugendliche teil.Da die Gruppe sehr heterogen in Bezug auf Lese- und Schreibfähigkeit war, erwiessich Teamteaching als optimale Herangehensweise, mit der wir auf die unterschiedlichenBedürfnisse der <strong>Teil</strong>nehmerInnen eingehen konnten. Die Gruppewiederum erwies sich als perfektes Publikum für das Teamteaching: man konntedie <strong>Teil</strong>nehmerInnen in 2 Gruppen teilen, von denen jede sich mit anderen Schwerpunktenbeschäftigte. Die <strong>Teil</strong>ung erfolgte immer in der dritten Einheit und war füralle Beteiligten von Nutzen, denn es war möglich, auf die Interessenschwerpunktejedes und jeder einzelnen <strong>Teil</strong>nehmers/in persönlich einzugehen.Und jetzt das Märchen:JBW 2012 - Jugendliche in Österreich seit ...3 bis 5 Jahren; 122länger als 5 Jahren ; 5unbekannt; 1weniger als 2 Jahren; 568Es war einmal eine Gruppe von Menschen, die kamen aus den fernstenKönigreichen über sieben Berge und sieben Täler auf der Suchenach Glück. Ihre Beine trugen sie so schnell und so sicher durch diedunkelsten Wälder, dass selbst die reißendsten Wölfe ihnen nichtsanhaben konnten. Ihre Herzen waren aus so purem Golde, dass sogardie Sonne selbst vor Neid erblasste. Dennoch lastete auf ihnenein Fluch, der nicht und nicht schwinden wollte. Es war der Fluchder bösen Hexe GrammaTik und ihres schwarzen Katers VokaBular.GrammaTik und VokaBular lauerten in ihrem bösen, kalten, dunklenWald an der Grenze unseres Königreiches, auf dass ihnen ein Eindringlingin die Fänge komme, dann sprachen sie:Da die Gruppe sehr heterogenin Bezug auf LeseundSchreibfähigkeitwar, erwies sich Teamteachingals optimale Herangehensweise,mit derwir auf die unterschiedlichenBedürfnisse der<strong>Teil</strong>nehmerInnen eingehenkonnten. Die Gruppewiederum erwies sich alsperfektes Publikum fürdas Teamteaching: mankonnte die <strong>Teil</strong>nehmerInnenin 2 Gruppen teilen,von denen jede sich mitanderen Schwerpunktenbeschäftigte.Willst du irgendetwas fragen,Wollen andre dir was sagen,Wirst du nichts davon verstehen.Und immer nur alleine gehen.Die armen Menschen von K3 versuchten mit allen Kräften, sich von diesem Fluchzu lösen, doch was immer sie auch tun wollten, der Fluch hinderte sie daran.Nichts was man ihnen sagte, vermochten sie zu verstehen, nichts was sie sagenwollten, konnten sie artikulieren, und nichts was sie schreiben wollten, konnten siezu Papiere bringen. Sie irrten durch dunkle Wälder und tiefe, tiefe Täler und warenvom Fluche schon so müde, dass ihre Beine sie nicht mehr trugen und ihre Händenichts mehr zu schaffen im Stande waren.Da plötzlich erschien wie aus dem Nichts die Sprachfee Magda und sagte:Kasus, Zeitform und ArtikelWortschatz und Modalpartikel -Das Zaubertischlein ist gedeckt,Eure Sprache wird perfekt.26 JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012


Die böse Hexe GrammaTik und ihr schwarzer Kater VokaBular platzten vor Wut,als sie von der Sprachfee hörten. GrammaTik wurde ganz grün im Gesicht undsprang wild auf einem Bein. „Die Menschen von K3 wagen es, sich meinem Fluchentgegen zu stellen? Immer sollen sie müde sein und keine Freude am Lernenhaben!“VokaBular fauchte „Miau, miau, so sei´s, genau!“Die Sprachfee Magda erschrak so sehr über das Ausmaß des Fluches, dass siedie Zauberglocke läutete, bis aus dem benachbarten Zauberwalde die SprachfeePatrizia als Verstärkung herbeikam.Gemeinsam sprachen sie:Wir sind Magda und Patrizia -Als Team für unsre Gruppe da!Alle werden schreiben, lesenHexe, schleich dich mit dem Besen.Und so zogen die beiden los im Kampf gegendie böse Hexe GrammaTik und ihren schwarzenKater VokaBular. Magda kämpfte für dasGute in ihrem Wortschatz-Zauberwald. Patriziakämpfte für das Gute in ihrem Satzbau-Zauberwald.Da plötzlich verzogen sich am Horizont derSprache die Wolken und die Sonne kam zumVorschein. Die Hexe GrammaTik und ihrschwarzer Kater VokaBular konnten ihren Fluchnicht aufrecht erhalten und stampften wild vorWut schnaufend zurück in ihren bösen, kalten,dunklen Wald.Aufgaben kreativ erledigenDie Gruppe K3 aber sprach, las und schrieb nach Herzenslust und soviel ich alsLehrerin weiß, leben sie sehr gut und traten bei der ÖSD-Sprachprüfung an, dieim Februar stattfand.JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012 27


SOWIESO MEHR!Deutschkurse während des Schulsemesters mit Unterstützung in anderen Fächern für Kinder von 11 bis 14 JahrenZEYNEP SAGUNPosition:DaF/DaZ-TrainerinBei <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>:seit 2010Ausbildung:Studium der InternationalenEntwicklung,DaF/DaZ-LehrgangAn vier Nachmittagen in der Woche unterrichte ich im Rahmen des ProjektesSowieso Mehr! Mit eine/m/r BegleitlehrerIn habe ich zwei Gruppen mit jeweils 15SchülerInnen.Diese Kurse stellen in meinen Augen eine wesentliche Ergänzung zum Schulunterrichtdar, da die Kinder hier die Erfahrung machen, dass es anderen ähnlich wieihnen selbst ergeht. Hier gibt es Raum und Zeit um Deutsch in bewältigbaren Einheitenzu lernen und bei Schwierigkeiten in anderen Fächern zu helfen. Viele derneuzugewanderten Kinder fühlen sich in der Anfangszeit permanent überfordertund empfi nden das Deutschlernen als besonders große Hürde. Viel Verständnisund Geduld sind wichtige Begleiter im Unterricht, um ein angstfreies Lernen zuermöglichen.Das Teamteaching ist ein großer Vorteil der Sowieso Mehr! Kurse. Dadurch wirdermöglicht auf individuelle Schwächen einzugehen. Bei schwierigeren Themen istes möglich die Gruppe zu teilen und somit kleine Gruppen zu bilden, welche sichsehr positiv auf den Lernprozess auswirken. Zudem gibt es zwei verschiedeneAnsprechpersonen für die Anliegen der SchülerInnen.Viele der neuzugewanderten Kinder fühlen sich in der Anfangszeitpermanent überfordert und empfi nden das Deutschlernen als besondersgroße Hürde. Viel Verständnis und Geduld sind wichtigeBegleiter im Unterricht, um ein angstfreies Lernen zu ermöglichen.SOWIESO MEHR - Sommerdeutschkurse 2012 -KursteilnehmerInnen nach Muttersprache(die größten 5 Sprachgruppen bei insgesamt 52 Sprachen)12%10%12%10%9%8%6%4%7%6%2%0%Türkisch Arabisch Farsi Polnisch Russisch28 JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012


Aus meiner Erfahrung bringen die meisten Kinder eine große Motivation und Disziplinauf, um Deutsch zu lernen. Als Sprachtrainerin bereitet es mir Freude dieLernfortschritte und vor allem die Freude beim Deutschlernen der Kinder zu beobachten.Viele von ihnen fi nden Freunde und Gleichgesinnte in diesen Kursen. Esist bewundernswert zu sehen, wie Schüler aus unterschiedlichen Ländern mit nochgeringen Deutschkenntnissen es schaffen, miteinander zu kommunizieren undneue Freunde fi nden. Die Sowieso Mehr! Kurse leisten hier besonders wichtigeArbeit und sind ein ganz wesentlicher Bestandteil der Integrationsarbeit in <strong>Wien</strong>.SchülerInnen bei der Sowieso Mehr-Urkundenverleihung im <strong>Wien</strong>er RathausJUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012 29


LERNEN IN DER SOMMERHITZEAuszüge aus der Reportage von Güler Alkan, 15.8.2012, daStandard.atGÜLER ALKANJournalistin,Der StandarddaStandard.atGASTBEITRAGWer diesen Sommer vormittags an der Volksschule Ortnergasse im fünfzehnten<strong>Wien</strong>er Gemeindebezirk vorbeigeht, wird sich darüber wundern, dass das Schultornicht geschlossen ist und Kinderstimmen zu hören sind. Es sind zwar Sommerferien,aber im Schulgebäude herrscht dennoch reger Betrieb. Einige Kinder spielenzu Mittag im Schulhof Fußball, es ist gerade große Pause, danach geht es wiederins Klassenzimmer. In den sonst im Sommer leerstehenden Klassen der VolksschuleOrtnergasse drücken Kinder aus ganz <strong>Wien</strong> auch in den Ferien die Schulbank,um ihre Deutschkenntnisse aufzubessern.Im dritten Stock sitzen vierzehn Kinder im Alter von elf bis vierzehn Jahren in einerKlasse. Schulbankreihen versucht man hier vergebens, stattdessen sind dieTische so ausgerichtet, dass sich die Kinder in einem großen Kreis gegenübersitzen.Auch die Lehrerin, Patricia Löwy, sitzt inmitten der Schüler. Frontalunterrichtgibt es hier keinen.Für Löwy ist der kommunikative Ansatz beim Sprachenlernen zentral. "Es ist wichtig,dass sie sich trauen Deutsch zu sprechen", so die Lehrerin. Am Anfang tastetesich daher mit Gruppenspielen an die Kinder an. Auch die Grammatikregelnwerden ganz simpel und ohne Druck wiederholt. "Im regulären Deutsch-Unterrichtwird immer noch vorausgesetzt, dass die Kinder gleich gut Deutsch können. Dagibt es keine Zeit Grammatikregeln zu wiederholen", erzählt Löwy.Es sind zwar Sommerferien,aber im Schulgebäudeherrscht dennochreger Betrieb. EinigeKinder spielen zu Mittagim Schulhof Fußball, esist gerade große Pause,danach geht es wiederins Klassenzimmer. Inden sonst im Sommerleerstehenden Klassender Volksschule Ortnergassedrücken Kinderaus ganz <strong>Wien</strong> auch inden Ferien die Schulbank,um ihre Deutschkenntnisseaufzubessern.In ihrer Sommerklasse werden daher die drei Grundkompetenzen Schreiben, Lesenund Sprechen gefördert. Die Kinder, die schon länger in Österreich leben oderhier aufgewachsen sind, haben weniger Probleme mit dem Sprechen, sondernmehr mit der Groß- und Kleinschreibung und der Grammatik.Dialoge und GruppenspieleResultate bringt der zweiwöchige Sprachkurs laut Löwy auf jeden Fall. "Es ist faszinierend,dass viele schon so gut Deutsch sprechen", sagt sie. Haben sich vieleder Kinder anfangs nicht getraut, auf Deutsch zu sprechen, sind sie nach denzwei Wochen schon viel selbstbewusster im Umgang mit der deutschen Sprache.Noémi aus Ungarn zum Beispiel erzählt stolz, dass sie viele neue Wörter im Kursgelernt hat. Und Sara, die in Österreich geboren ist und deren Eltern aus Ägyptenund Polen kommen, traut sich mittlerweile auch in der Gruppe zu sprechen."Ich lerne Deutsch, weil ich gut Deutsch sprechen muss und eine gute Note inder Schule haben will", sagt Kenny. Sie kommt aus Nigeria und ist seit achtzehnMonaten in Österreich.Die unterschiedlichen Herkunftsländer, von Afghanistan bis Polen, und Erstsprachender Kinder beziehungsweise deren Eltern werden hier nicht als Manko gesehen."Mir gefällt es sehr, dass ich hier Kinder aus anderen Ländern treffe undmit ihnen kommuniziere", sagt die 14-jährige Amélie aus den USA, der schon imElternhaus Deutsch beigebracht wurde, und die diesen Herbst in Österreich in dieSchule gehen wird.30 JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012


Die meisten Kinder in der Gruppe besuchen den Deutschkurs als Vorbereitungfür den Schuleintritt in Österreich. … Zielgruppe sind SchülerInnen im Alter vonsieben bis vierzehn Jahren, die erst vor kurzem nach <strong>Wien</strong> zugewandert sind undkeine Benotung im Unterrichtsfach Deutsch erhalten haben, aber auch diejenigen,die im Schulzeugnis mit einem Vierer oder Fünfer benotet wurden.Haben sich viele der Kinder anfangs nicht getraut, auf Deutsch zusprechen, sind sie nach den zwei Wochen schon viel selbstbewussterim Umgang mit der deutschen Sprache."Mir gefällt es sehr,dass ich hier Kinder ausanderen Ländern treffeund mit ihnen kommuniziere",sagt die 14-jährigeAmélie aus den USA,der schon im ElternhausDeutsch beigebrachtwurde, und die diesenHerbst in Österreich indie Schule gehen wird.Am Nachmittag Sport oder KulturDie Kurse fi nden im Zweiwochentakt statt, die Eltern können sich für die Ganztags-oder Halbtagsvariante entscheiden. Je nach Variante kostet der zweiwöchigeIntensivkurs dreißig oder sechzig Euro. Beim Ganztagsangebot gibt es neben demDeutschkurs am Vormittag auch ein reichhaltiges Nachmittagsprogramm, das jenach Interessen der Kinder Sport- oder kulturelle Freizeitangebote beinhaltet."Wir bieten Sprachkurse in Verbindung mit einer Nachmittagsbetreuungan. Die Kinder können Schwimmen lernenoder <strong>Wien</strong> kennen lernen. Auch die Kinder, die schon längerhier sind, lernen dabei die Stadt von neuem kennenund erzählen begeistert ihren Eltern, was man in <strong>Wien</strong> inder Freizeit so alles unternehmen kann", erzählt RomanaM. vom Verein "Zeit!Raum", der für die sozialpädagogischeBetreuung der Kinder zuständig ist. Dabei wird Wert daraufgelegt, dass die Kinder auch beim Sport- oder Nachmittagsprogrammspielerisch ihre Deutschkenntnisse verbessern.Am Ende des Kurses bekommen die Kinder eine Urkunde.Manche hängen nach dem ersten Anfängerkurs noch einmalzwei Wochen an und kommen dann in eine Klasse für Kindermit fortgeschritteneren Deutschkenntnissen kommen.Im Sommer vormittags für zwei oder mehrere Wochen in derSchule zu hocken, scheint den Kindern nicht viel auszumachen.Ganz im Gegenteil. In Patricia Löwys kleiner Gruppehaben sich in den zwei Wochen auch innige Freundschaftenentwickelt. Die Kinder stecken die Köpfe auch in denPausen oder beim nachmittaglichen Sport- oder Kulturprogrammzusammen, tuscheln und tauschen Geheimnisseaus oder helfen sich gegenseitig, wenn die Sitznachbarinoder der Sitznachbar Fehler beim Schreiben oder Sprechenmacht.Lernen in der Sommerhitze - daStandard.at › BildungdaStandard.at › BildungLernen in der SommerhitzeREPORTAGE | GÜLER ALKAN, 15. August 2012, 11:23foto: güler alkanPatricia Löwy übt mit ihrer Gruppe Einkaufsdialoge.foto: güler alkanSprache lernen und neue Freunschaften schließen.foto: güler alkanNachmittagsprogramm für die Gruppe der der SiebenbisZehnjährigen im Auer-Welsbach-Park.http://dastandard.at/1343744864930/Lernen-in-der-SommerhitzeIn <strong>Wien</strong> können Kinder auch im Sommer ihreDeutschkenntnisse verbessern. Ein Augenschein ausder Volksschule OrtnergasseWer diesen Sommer vormittags an der VolksschuleOrtnergasse im fünfzehnten <strong>Wien</strong>er Gemeindebezirkvorbeigeht, wird sich darüber wundern, dass das Schultornicht geschlossen ist und Kinderstimmen zu hören sind.Es sind zwar Sommerferien, aber im Schulgebäudeherrscht dennoch reger Betrieb. Einige Kinder spielen zuMittag im Schulhof Fußball, es ist gerade große Pause,danach geht es wieder ins Klassenzimmer. In den sonstim Sommer leerstehenden Klassen der VolksschuleOrtnergasse drücken Kinder aus ganz <strong>Wien</strong> auch in denFerien die Schulbank, um ihre Deutschkenntnisseaufzubessern.Kommunikativer AnsatzIm dritten Stock sitzen vierzehn Kinder im Alter von elf bisvierzehn Jahren in einer Klasse. Schulbankreihenversucht man hier vergebens, stattdessen sind dieTische so ausgerichtet, dass sich die Kinder in einemgroßen Kreis gegenübersitzen. Auch die Lehrerin,Patricia Löwy, die während des Schuljahres eigentlichEnglisch und Biologie an einer Neuen Mittelschule in<strong>Wien</strong>-Hietzing unterrichtet und während des Studiumseine Ausbildung zur DaF-Trainerin (Deutsch alsFremdspracheabsolviert hat, sitzt inmitten der Schüler.Frontalunterricht gibt es hier keinen.Für Löwy ist der kommunikative Ansatz beimSprachenlernen zentral. "Es ist wichtig, dass sie sichtrauen Deutsch zu sprechen", so die Lehrerin. Am Anfangtastete sich daher mit Gruppenspielen an die Kinder an.Auch die Grammatikregeln werden ganz simpel und ohneDruck wiederholt. "Im regulären Deutsch-Unterricht wirdimmer noch vorausgesetzt, dass die Kinder gleich gutDeutsch können. Da gibt es keine Zeit Grammatikregelnzu wiederholen", erzählt Löwy.In ihrer Sommerklasse werden daher die dreiGrundkompetenzen Schreiben, Lesen und Sprechengefördert. Die Kinder, die schon länger in Österreichleben oder hier aufgewachsen sind, haben wenigerProbleme mit dem Sprechen, sondern mehr mit der GroßundKleinschreibung und der Grammatik. Löwy gibt daherauch Hausaufgaben auf, um etwaige Fehler beimSchreiben zu erkennen und in Zukunft zu vermeiden.Dialoge und Gruppenspiele1 von 3 19.09.2012 13:38JUGENDBILDUNGSWERKSTATT - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012 31


ABTEILUNG ELTERN UND KINDEREMINE DANACI-BATURPosition:AbteilungsleiterinEltern und KinderBei <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>:seit 2006Ausbildung:Studium Philosophiemit FächerkombinationPädagogik, Psychologie,Soziologie, DaF/DaZ-LehrgangDie Abteilung Eltern und Kinder (EKi) unterstützt Frauen, Eltern und Kinder im Altervon 6 bis 11 Jahren durch muttersprachliche Bildungsangebote, Sprachkurse mitintegrierter Basis- und Allgemeinbildung und Lernhilfe für Kinder. Mit den KursleiterInnenund NetzwerkpartnerInnen aller Projekte wie beispielsweise SchuldirektorInnen,KindergartenleiterInnen, Obfrauen von Vereinen fi nden regelmäßigeRefl exionstreffen und -gespräche statt, um die Projekte entsprechend den Bedürfnissender Zielgruppe zu adaptieren.Die Angebote im Einzelnen sind:• Elternbildung• Lernhilfe. Indirekter Spracherwerb durch Festigung des Regelschulstoffes• Fit für die Schule. Coaching für Eltern von Kindern mit nichtdeutscherMuttersprache vor dem Schuleintritt• Mama lernt Deutsch• Frauen College. Basisbildung als Brücke zur dauerhaften Integration in denRegelarbeitsmarkt.20001800160014001200100080060040020001760EKi 2012 - Maßnahmen für Eltern und Kinder7026551<strong>Teil</strong>nehmerInnenVeranstaltungen/Gruppen1208112Elternbildung Fit für die Schule LernhilfeEKi 2012 - Elternbildung nach <strong>Teil</strong>nehmerInnenMänner; 182; 10% Jugendliche; 36; 2%Frauen; 1542; 88%ElternbildungDie muttersprachlichen Elternbildungsveranstaltungen werden in Form von Workshopsund vertiefenden Bildungsmodulen angeboten und haben das Ziel, Elternin ihrer Erziehungs- und Handlungskompetenz zu stärken. Sie fi nden in MigrantInnenvereinenund Schulen statt.Impulsthemen sind z.B. „Bildung gegen Armut und Arbeitslosigkeit“, „Wie geht esKindern mit nichtdeutscher Muttersprache in den <strong>Wien</strong>er Pfl ichtschulen und welcheBildungschancen haben sie?“, „Berufsvorstellungen und ihre Verwirklichung“,„Das österreichische Schul- und Bildungssystem“, „Kommunikation zwischenEltern und Schule“, etc.Für Eltern, die sich mit einem Thema intensiver auseinandersetzen möchten, gibtes die Möglichkeit von Gruppenarbeit im Rahmen vertiefender Bildungsmodule.32 ELTERN UND KINDER - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012


Die vertiefenden Bildungsmodule beinhalten folgende Themenschwerpunkte:• Was kann Kindern helfen, sich optimal zu entwickeln?• Beweggründe kindlichen Verhaltens• ( Über-)Leben als Eltern• Regeln, Grenzen und Konfl ikte• Gelingende Freizeitbeschäftigung• Wie kann ich mein Kind unterstützen,damit es auch Krisen und Belastungenmeistern kann?2012 wurden in 22 Vereinen und 8 Schulen 70 Veranstaltungen angeboten, davon10 als Podiumsdiskussionen, an denen insgesamt 1760 Personen teilgenommenhaben.Lernhilfe. Indirekter Spracherwerb durchFestigung des RegelschulstoffesEKi 2012 - Lernhilfe - <strong>Teil</strong>nehmerInnen in Österreich seit ...Das Hauptziel des Projekts Lernhilfe bestehtdarin, durch verstärktes Empowerment diePotentiale und Kompetenzen lernschwacherKinder zu aktivieren, um die eigenständigeSteuerung und Organisation ihrer Lernprozessezu unterstützen und ihre Sprachkompetenznach den Prinzipien des Zweitsprachenwachstumsschrittweise nachhaltig zufestigen und zu erweitern. Durch die verschiedenenÜbungen zur Motivation undFestigung der schulischen Inhalte und durchdas zusätzliche Training von Lernmethodenwerden die Kinder darin bestärkt, ihre schulischenAufgaben selbstständig zu bewältigen.9008007006005004003002001000804Geburt29wenigerals 1 Jahr52wenigerals 2 Jahre3 - 5Jahre1116 - 10Jahre144Im Jahr 2012 wurden an 31 Schulstandorten112 Lernhilfegruppen organisiert. Im SS/2012wurden insgesamt 537 und im WS/2012 671Kinder mit Lernschwierigkeiten aus sozioökonomischschwachen Familien durch dasAngebot unterstützt.Fit für die Schule. Coaching für Eltern vonKindern mit nicht-deutscher Muttersprachevor dem Schuleintritt.600500400300EKi 2012 - Lernhilfe - KursteilnehmerInnen nach Muttersprache(die 10 größten Sprachgruppen)524<strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> bietet im Rahmen von Fit fürdie Schule muttersprachliche Elternbildungsveranstaltungenfür Eltern, deren Kinder vordem Schulantritt stehen an und zeigt ihnenMöglichkeiten wie sie sich und ihre Kinderauf die Herausforderungen der Schule (besser)vorbereiten können.2001000Türkisch144BKS105856737 37 3118 14ArabischDeutschAlbanischTschetschenischAfghanischRumänischPolnischEdoELTERN UND KINDER - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012 33


400350300250200150100500EKi 2012 - Lernhilfe - <strong>Teil</strong>nehmerInnen nach Schulstufe1512312733621. Klasse 2. Klasse 3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse** Die zwei Lernhilfegruppen der 6. Schulstufe fanden auf Ansuchen der Schuldirektorinausnahmsweise im Wintersemester 2012/13 statt.9121Das Projekt Fit für die Schule umfasst dreimuttersprachliche Module zu folgenden Themen:• „Das österreichische Schul- undBildungssystem“,• „Methoden der Kindergartenpädagogikund Bildungsziele des Kindergartens“• „Kinder brauchen Regeln und Grenzen“Das Projekt trägt dazu bei den <strong>Teil</strong>habe- undHandlungsspielraum für die Eltern zu erweitern,die Bildungsinstitutionen bei ihrer Arbeitzu unterstützen und die Kinder in ihrer Bildungslaufbahnzu fördern.Bei Veranstaltungen werden je nach ZielgruppeReferentInnen eingesetzt, die im muttersprachlichenNiveau Albanisch, Arabischoder Türkisch können. Alle ReferentInnenbeherrschen auch die deutsche Sprache perfekt. Die ReferentInnen kommengroßteils aus dem pädagogischen Bereich. Im Jahr 2012 nahmen insgesamt 265Eltern an 51 muttersprachlichen Veranstaltungen teil.Fit für die Schule trägt dazu bei den <strong>Teil</strong>habe- und Handlungsspielraumfür die Eltern zu erweitern, die Bildungsinstitutionen beiihrer Arbeit zu unterstützen und die Kinder in ihrer Bildungslaufbahnzu fördern.Zu Beginn der Maßnahmewird mit den <strong>Teil</strong>nehmerinneneine Einstiegsberatungdurchgeführtund während des KursesLern- bzw. Bildungsberatungangeboten. Umden Lernfortschritt der<strong>Teil</strong>nehmerinnen sichtbarzu machen, wird derLernforschritt in regelmäßigenAbständendreimal in einem Kursjahrdokumentiert. Die<strong>Teil</strong>nehmerinnen führenauch <strong>Teil</strong>nehmerinnenportfolios.Am Ende derMaßnahme stehen den<strong>Teil</strong>nehmerinnen je nachBedarf Zusatzmodule zuRechnen, IKT und ÖSD-Prüfungsvorbereitung zurVerfügung.Mama lernt DeutschDas Projekt Mama lernt Deutsch ist seit Jänner 2012 im Rahmen der Bund-Länder-InitiativeErwachsenenbildung als Basisbildungskurs für Frauen, die ein Kindin einer Schule oder in einem Kindergarten haben, akkreditiert. Durch den Übergangin die Basisbildung haben Veränderungen im Projekt stattgefunden. Zu denbisherigen Schwerpunkten Sprache, Orientierung in <strong>Wien</strong> und „Lernen lernen“kamen Rechnen und Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) dazu.Das projektbezogene Curriculum zu Mama lernt Deutsch gliedert sich weiterhingrundsätzlich in fünf Kernthemen:• Einander kennen lernen• Wohnen in <strong>Wien</strong>• Kindergarten, Schulalltag, Bildung, Beruf• Gesundheit• Feste, Feiern, soziale KontakteIm Rahmen der Kurse fi nden regelmäßig Exkursionen und Workshops statt. Fürdie heterogenen Gruppen und für Gruppen mit Alphabetisierungsbedarf wirdTeamteaching angeboten. Der Erfahrungswert bei Bedarf an Teamteaching liegtbei ca. 25% der Maßnahme.34 ELTERN UND KINDER - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012


Zu Beginn der Maßnahme wird mit den <strong>Teil</strong>nehmerinneneine Einstiegsberatung durchgeführtund während des Kurses Lern- bzw.Bildungsberatung angeboten. Um den Lernfortschrittder <strong>Teil</strong>nehmerinnen sichtbar zu10090EKi 2012 - Mama lernt Deutsch - <strong>Teil</strong>nehmerinnen nach Herkunftsland94machen, wird der Lernforschritt in regelmäßigenAbständen dreimal in einem Kursjahr 708066dokumentiert. Die <strong>Teil</strong>nehmerinnen führen 60auch <strong>Teil</strong>nehmerinnenportfolios. Am Ende50der Maßnahme stehen den <strong>Teil</strong>nehmerinnen40je nach Bedarf Zusatzmodule zu Rechnen,31 26IKT und ÖSD-Prüfungsvorbereitung zurVerfügung.30201014 13 13 13 13 1123 Kurse, die im Oktober 2011 begonnenhatten, wurden ab Jänner 2012 als Basisbildungskurseim Rahmen der Initiative Erwachsenenbildungweitergeführt. Im Oktober2012 ist das neue Kursjahr 2012/2013mit 23 Kursen gestartet. Von Jänner 20120bis Dezember 2012 haben insgesamt 501 Frauen an den von <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>angebotenen Mama lernt Deutsch Kursen teilgenommen.Zusatzmodule, ÖSD Prüfungsvorbereitungskurse und PrüfungenAm Ende des Kursjahres 2011/2012 haben sich insgesamt 78 Frauen in 9 Vorbereitungskursenmit je 30 Unterrichtseinheiten auf die ÖSD Prüfung vorbereitet.Ergebnisse der ÖSD Prüfungen: von den 70 Frauen, die angetreten sind, haben60 bestanden.Frauen College.Basisbildung als Brücke zur dauerhaften Integration in den RegelarbeitsmarktDas Projekt Frauen College bietet bildungsbenachteiligten Frauen mit oder ohneSchulbildung eine Basisallgemeinbildung. Das Projekt schafft für die Absolventinnennotwendige Voraussetzungen in den Regelarbeitsmarktoder zum Einstieg in aus- und weiterbildende Maßnahmenwie zum Programm des <strong>Wien</strong>er ArbeitnehmerInnenFörderungsfonds (WAFF/NOVA) oder den Vorbereitungslehrgangfür den Hauptschulabschluss in der VHS polycollege.Eine der Besonderheiten des Projektes ist die Alphabetisierungin der Muttersprache. Frauen College wird alsGood Practice auf der Europäischen Website für Integration(http://ec.europa.eu/ewsi/de/practice/details.cfm?ID_ITEMS=19674) angeführt.TürkeiÄgyptenAfghanistanRumänienBulgarienKosovoPolenSerbienSomalienMazedonienDie von 2010 bis Ende 2011 als ESF Projekt durchgeführteMaßnahme Frauen College. Basisbildung als Brücke zurdauerhaften Integration in den Regelarbeitsmarkt wurdeden Bedürfnissen einer erweiterten Zielgruppe entsprechend2012 sowohl didaktisch als auch organisatorisch reorganisiert.Mama lernt Deutsch - UnterrichtELTERN UND KINDER - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012 35


Die Basisbildungsmaßnahme folgt nun einem modularenAufbau mit 6 Niveaustufen:• Modul 1: Frauen College Alpha1• Modul 2: Frauen College Alpha 2• Modul 3: Frauen College Basis 1• Modul 4: Frauen College Basis 2• Modul 5: Frauen College Aufbau 1• Modul 6: Frauen College Aufbau 2Frauen College - Keksebacken Frauen CaféZur Sicherung eines gleich bleibenden Qualitätsstandardsder Unterrichtsinhalte wird das von einem PädagogInnenteamentwickelte Lehrwerk Frauen College verwendet. DasLehrwerk wird basierend auf die Erfahrungen und Rückmeldungender Kursleiterinnen regelmäßig ergänzt.Zu Beginn der Maßnahme wird mit jeder <strong>Teil</strong>nehmerin eine Einstiegsberatungdurchgeführt und während des Kurses Lern- bzw. Bildungsberatung angeboten.Die <strong>Teil</strong>nehmerinnen führen <strong>Teil</strong>nehmerinnenportfolios und der Lernfortschritt der<strong>Teil</strong>nehmerinnen wird regelmäßig dokumentiert. Am Ende der Maßnahme stehenden <strong>Teil</strong>nehmerinnen je nach Bedarf Zusatzmodule zum Rechnen, IKT und ÖSDPrüfungsvorbereitung zur Verfügung.6 Frauen College Kurse, die im Oktober 2011 noch im Rahmen von ESF Finanzierunggestartet wurden, wurden ab Jänner 2012 nach dem neuen Frauen CollegeKonzept fortgesetzt. Von Jänner 2012 bis Juni 2012 haben insgesamt 20 FrauenCollege Kurse stattgefunden. Seit September 2012 ist das Projekt im Rahmender Initiative Erwachsenenbildung als Basisbildungskurse akkreditiert. Im Oktober2012 hat das neue Kursjahr 2012/2013 mit 22 Kursen begonnen.Im Jahr 2012 haben insgesamt 454 Frauen am Projekt Frauen College teilgenommen.Zusatzmodule, ÖSD Prüfungsvorbereitungskurse ÖSD PrüfungenVon Jänner 2012 bisJuni 2012 haben insgesamt20 Frauen CollegeKurse stattgefunden. SeitSeptember 2012 ist dasProjekt im Rahmen derInitiative Erwachsenenbildungals Basisbildungskurseakkreditiert.Im Oktober 2012 hat dasneue Kursjahr 2012/2013mit 22 Kursen begonnen.Am Ende des Kursjahres 2011/2012 haben sich insgesamt 25 Frauen in 2 Vorbereitungskursenmit je 30 Unterrichtseinheiten auf die ÖSD Prüfung vorbereitetund 17 Frauen haben die Prüfung bestanden.Weiterbildung für die KursleiterinnenIm Februar 2012 wurde für die Kursleiterinnen des Projektes Frauen College eineinterne Weiterbildung zum Thema Alphabetisierung in der Muttersprache angeboten.An dieser Weiterbildung haben jene Kursleiterinnen teilgenommen, die einenAlphabetisierungskurs leiten.Im Oktober 2012 hat für die Basisbildungstrainerinnen des Projektes FrauenCollege eine 2-tägige projektbezogene interne Weiterbildung im Ausmaß von 15Unterrichtseinheiten stattgefunden. Inhalte dieser Weiterbildung waren methodisch-didaktischeIdeen für die Planung, Arbeitsformen, Lernzielkontrolle, „Lernenlernen“, Informationen und Arbeitshinweise zu den einzelnen Unterrichtsgegenständen.36 ELTERN UND KINDER - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012


KooperationenSeit Oktober 2012 kooperiert die Abteilung Eltern und Kinder im 21.Bezirk mitWohnpartner und Verein Juvivo. <strong>Teil</strong>nehmerinnen des Frauen College treffen sichim Rahmen von „Mädchen- und Frauen Cafe“, das von Jugendtreff Juvivo.21 angebotenwird, mit den Bewohnerinnen des Gemeindebaus Karl Seitz Hof und Umgebung.Verein Juvivo und Wohnpartner vermitteln auch <strong>Teil</strong>nehmerinnen für dieProjekte Mama lernt Deutsch und Frauen College.Mit den Büchereien <strong>Wien</strong> lief die bestehende Kooperation auch 2012 weiter. In 3Büchereien, in Bücherei XI, Hauptbücherei und Bücherei Engerthstraße, fi ndenFrauen College Kurse statt.Nach der Beendigung des Modul 6 gehen die <strong>Teil</strong>nehmerinnenzum WAFF und es wird ihnen eine Kompetenzenbilanzangeboten, damit sie eine ihnen entsprechende Weiterbildungsmaßnahmenutzen.Im Frühjahr 2012 haben mit VHS polycollege Gesprächestattgefunden, um in Kooperation den interessierten <strong>Teil</strong>nehmerinnenvon Frauen College die Möglichkeit einesHauptschulabschlusses zu geben. Bei diesem Gesprächfand auch ein Austausch darüber statt, wie die <strong>Teil</strong>nehmerinnenauf den Vorbereitungslehrgang für den Hauptschulabschlussoptimal vorbereitet werden können. Ab Herbst 2013erhalten interessierte Frauen auch die Möglichkeit, bei derVHS polycollege in den Vorbereitungslehrgang für denHauptschulabschluss einzusteigen.Mama lernt Deutsch - Im Sisi MuseumELTERN UND KINDER - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012 37


LERNHILFEHAMIDE ERSANPosition:Projektleiterin LernhilfeBei <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>:seit 2008Ausbildung:Studium Betriebs- undSozialwissenschaftenHeutzutage brauchen immer mehr Kinder Unterstützung von außen, um mit demLeistungsdruck der Schule mitzuhalten. Gerade hier kommen Kinder aus sozioökonomischschwachen Familien zu kurz, weil oft die fi nanziellen und zeitlichenRessourcen der Eltern nicht gegeben sind.Das Projekt Lernhilfe. Indirekter Spracherwerb durch Festigung des Regelschulstoffesbietet eine Unterstützung für Kinder mit Lernunsicherheiten und Lernschwierigkeitenim vertrauten Umfeld Schule und fördert dadurch die Stärkenund Kompetenzen der Kinder. Somit ermöglichen wir diesen Kindern die eigenständigeOrganisation und Steuerung ihrer Lernprozesse selbst zu gestalten. Dadie Sprachkompetenz eine wichtige Rolle beim Schulerfolg der Kinder spielt, istunser Hauptziel, die Sprachkompetenz der Kinder schrittweise nachhaltig zu fördernund zu erweitern. Natürlich werden auch die Maßnahmen zur Steigerung derKonzentrations- und Merkfähigkeit sowie die Motivation und die Vermittlung vonLernstrategien nicht außer Acht gelassen.Hinzuzufügen ist, dass bei bisherigen Refl exionen mit SchuldirektorInnen hervorgehobenwurde, dass die Lernhilfe eine Säule für die Kinder geworden ist, wosie viel für den Unterricht profi tieren und Zusätzliches lernen und Lernhilfe einezusätzliche Säule geworden ist, die sie nicht mehr „wegdenken“ möchten.Die Lernhilfe läuft in den heterogenen Lernhilfegruppen sehr differenziert ab. DieSchüler und Schülerinnen von der ersten bis zur vierten Schulstufe kommen zusammenund der/die Lernhilfetrainer/in arbeitet mit den Kindern in Einzel- undGruppenarbeit. Insbesondere nach der Erledigung der Hausübungen werden mitgruppendynamischen sowie mit lern- bzw. sprachfördernden Spielen die Kinderzum gemeinsamen Lernen motiviert. Dies fördert gezielt den indirekten Erwerban Sprache und die Erweiterung des Wortschatzes. Dabei lernen die Kinder auchaufeinander Rücksicht zu nehmen und ihre Grenzen einzuschätzen und dementsprechendzu handeln.Die Lernhilfegruppe der VS Kirchenplatz, 1230 <strong>Wien</strong> unter der Leitung von LernhilfetrainerinEva Keindl, hat im Sommersemester eine eigene Zeitung über ihrenKurs gestaltet. Die Zeitung beinhaltet viele Fotos, eine Personenbeschreibungder Lernhilfetrainerin und Statements von den Kindern zur Lernhilfe sowie vonden Kindern erfundene Fantasiegeschichten und Rätselaufgaben. Sie zeigt diePotenziale und Kreativität der SchülerInnen.38 ELTERN UND KINDER - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012


Lernhilfegruppe VS Kirchenplatz, 1230 <strong>Wien</strong>:M., 3.B„Ich gehe in die Lernhilfe, damit ich meine Hausübung gut und ohne Fehlermachen kann.“Das sagen die anderen Kinder über sie:Sie ist nett und klein, hat schöne Augen, sie hat ein gutes Herz, ist sehr fleißigund sie ist sehr freundlich. Sie trägt schönen Schmuck und ist nie böse. Sie hatgute Freunde. Sie kann sehr schön und gut schreiben, zeichnen und rechnen.A., 4.B„Ich gehe in die Lernhilfe, weil, wenn ich Schwierigkeiten habe, hilft Eva mir.In der Lernhilfe macht es sehr Spaß.“Das sagen die anderen Kinder über sie:A. ist nett, kann schön zeichnen. Sie spricht Persisch und Afghanisch. Sie istsehr fleißig, rechnet sehr schnell, schreibt sehr schön und schnell. Sie ist fröhlichund freundlich, hat lange Haare. Sie hat ein sehr gutes Herz und Verständnis fürJeden.A., 4.B„Ich gehe in die Lernhilfe, weil mein Vater es will. Und manchmal kenne ich michnicht bei den Hausübungen aus. Die Aufgaben in der Schule werden immerschwieriger. Daher brauche ich Hilfe. Mein Vater kann mir nicht helfen, weil erarbeiten geht. Meine Mutter kann mir auch nicht helfen, weil sie nicht Deutschversteht. Und ich habe auch keine großen Geschwister. Deshalb muss ich in dieLernhilfe gehen.“Das sagen die anderen Kinder über sie:Sie ist nett, eine gute Freundin. Sie kommt aus Pakistan, ist sehr fleißig, lernt gut,redet nicht viel und macht alles alleine.G., 3.A„Ich gehe in die Lernhilfe, weil ich die Lernhilfe mag und die Eva auch.Wir spielen dort, es ist lustig. Und wir gehen in den Park.“Das sagen die anderen Kinder über sie:G. ist 10 Jahre alt, sie trägt eine Brille. Sie ist sehr sportlich, sehr offen für alles.Sie ist sehr groß, sehr nett und eine gute Freundin. Sie spielt gerne.ELTERN UND KINDER - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012 39


LERNHILFE AN DER VOLKSSCHULEAtzgersdorf Kirchenplatz 2-3 im 23. <strong>Wien</strong>er Gemeindebezirk LiesingELISABETHWALDEGG-LINDLKlassenlehrerin undKontaktperson für dieLernhilfe an der VolksschuleAtzgersdorfKirchenplatz 2-3GASTBEITRAGSeit nunmehr 5 Jahren und damit seit Bestehen des Angebotes der nachmittäglichenBetreuung für SchülerInnen von der gemeinnützigen GmbH <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>,beteiligt sich die Volksschule Atzgersdorf an diesem Projekt. Gleich von Anfang anwaren Leitung, LehrerInnen, Eltern und auch Kinder sehr daran interessiert.Das sehr sozial ausgerichtete Projekt ist vor allem für unseren Schulstandort mitbesonders vielen fi nanziell schwächer gestellten Familien sehr interessant und sostarteten zu Beginn im 1.Semester 4 Kurse. In weiterer Folge musste jedoch auf 6Kurse pro Semester erweitert werden, da die Nachfrage seitens der Elternschaftanstieg. Sogar Eltern von Kindern aus Schulen der Umgebung fragten an, obauch ihre Kinder die nachmittägliche Betreuung nützen könnten. Die Lernhilfe istjedoch nur SchülerInnen der eigenen Schule vorbehalten.Die Auswahl der Lernhilfebetreuerinnen erfolgt durch Frau Hamide Ersan bei<strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong>, die für unseren Schulstandort immer sehr qualifi zierte Pädagoginnenausgewählt hat. Bei Erkrankung oder anderer Verhinderung einer Lernhilfebetreuerinwerden automatisch Ersatzbetreuerinnen gestellt, sodass die Kinderimmer zu den festgesetzten Stunden versorgt waren und sind. Dies ist für dieSchülerInnen sehr wichtig, da sie immer wissen, dass jemand für sie Zeit hat,dadurch fühlen sich die Kinder nie allein gelassen.Die Lernhilfebetreuerinnen bemühten und bemühen sich sehr um die ihnen anvertrautenKinder, die größtenteils aus dem Bereich der SchülerInnen mit nicht deutscherMuttersprache stammen. Aber auch deutschsprachige SchülerInnen nützendiese Hilfestellung zur besseren Bewältigung ihrer Hausaufgaben. Außerdem hilftden Kindern das von den Lernhilfebetreuerinnen selbstständig entwickelte zusätzlicheÜbungsprogramm sehr beim Festigen und Vertiefen der Lerninhalte.Die SchülerInnen gestalten unter Anleitung der Betreuerinnen auch selbstständigZeitungen, entwickeln Choreographien zu Tänzen, die sie dann selbst auch vortanzen,machen kleine Büchlein mit selbst geschriebenen Geschichten, erarbeitenPlakate über Sachthemen passend zu aktuellen Themen aus der Umwelt derSchülerInnen bzw. zum Unterrichtsstoff und dürfen dies nicht nur ihren Kollegenund Kolleginnen im Lernhilfekurs präsentieren, sondern alles auch am Ende desSchuljahres der Schulleitung, den LehrerInnen und vor allem ihren Eltern, zeigen.Durch die zusätzlichen Übungen am Nachmittag wird Selbstvertrauen und Selbstwertgefühlder Kinder gesteigert und rasch stellen sich im täglichen UnterrichtErfolge ein.Deshalb besuchen alle <strong>Teil</strong>nehmerInnen der Kurse die Lernhilfe sehr gerne.40 ELTERN UND KINDER - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012


Seitens der Lehrerschaft gibt es ebenfalls sehr positive Rückmeldungen – dieHausaufgaben sind ordentlich erledigt, die Leseübungen sind geübt, etc. – derSchulalltag für die Kinder ist somit geordnet und verläuft ruhig und harmonisch.Die dadurch gewährleistete Ruhe und Harmonie trägt für alle beteiligten Personensehr zu einem guten Miteinander und positivem Schulklima bei. Die Eltern sindzufrieden, wenn das Kind in der Schule Erfolge erzielt und sich dadurch rundumwohl fühlt.Abschließend bleibt nur zu sagen, dass alle an der Volksschule Atzgersdorf arbeitendenPersonen sehr zufrieden mit dem Angebot und der Durchführung derLernhilfe sind, niemand diese Möglichkeit der zusätzlichen Hilfe für unsere SchülerInnenmissen wollte und die Zusammenarbeit mit der Schulleitung und denLehrerInnen perfekt funktioniert. Ein großes Lob und Danke an das Team von<strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> – bitte weiter so.Erfundene Unsinngeschichte von KindernELTERN UND KINDER - <strong>Interface</strong> <strong>Wien</strong> Jahresbericht 2012 41

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