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Multilingualism across Europe - EURAC

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3.3 Ergebnisse von entsprechenden Untersuchungen in Deutschland<br />

Renata Rozalowska - dâo<br />

Die Erkenntnisse dieser in Polen durchgeführten Untersuchung stimmen mit denen überein, die in den letzten Jahren<br />

in Deutschland in den bilingualen Zweigen mit Englisch durchgeführt wurden. Die Analyse der schriftlichen Arbeiten in<br />

der Studie von Wode und seinen Mitarbeiten ergab, dass das sprachliche Niveau der bilingual unterrichteten Schüler<br />

und der Schüler aus den Kontrollgruppen durchaus vergleichbar ist und dies als ein normales Entwicklungsstadium betrachtet<br />

werden sollte. (Wode et al 1996: 15-42, Wode 1998: 55-75) Es muss allerdings erwähnt werden, dass in dieser<br />

Studie die Leistungen der bilingual unterrichteten Schüler nach nur sieben Monaten des bilingualen Unterrichts untersucht<br />

wurden. (Kickler 1995: 138)<br />

Zu ähnlichen Ergebnissen im Bereich des Leseverständnisses kommt Bredenbröker, der anhand einer zweijährigen Untersuchung<br />

ein erhebliches Anwachsen von Leistungsunterschieden zwischen den bilingual und nicht-bilingual unterrichteten<br />

Schülern bereits nach einem Jahr bilingualen Unterrichts feststellte. (Bredenbröker 2000: 99-100)<br />

4. Andere Faktoren, die die Untersuchungsergebnisse beeinflussen<br />

Bei der Interpretation der Untersuchungsergebnisse muss aber noch auf andere Faktoren eingegangen werden, die<br />

möglicherweise den Lernprozess der polnischen Schüler positiv beeinflusst haben.<br />

Um einen Platz in einer bilingualen Klasse bewerben sich vier bis sieben motivierte Schüler, die hoffen dank des bilingualen<br />

Unterrichts bessere Zukunftsperspektiven zu gewinnen.<br />

Es ist also anzunehmen, dass es sich um besonders leistungsstarke und leistungswillige Schüler handelt.<br />

Dieses Problem erwähnt auch Iluk, der bemerkt, dass in die bilingualen Klassen keine leistungsschwächeren Schüler<br />

aufgenommen werden, weil der bilinguale Sachfachunterricht von den Lernern besondere intellektuelle Begabungen<br />

und überdurchschnittliche Arbeitsleistungen verlangt.(Iluk 2000: 8)<br />

Anhand des Sprachbegabungstests werden die besten Kandidaten ausgewählt, die theoretisch über keine Vorkenntnisse<br />

in Deutsch verfügen. Aus der durchgeführten Umfrage geht aber hervor, dass nur etwas mehr als ein Drittel von ihnen<br />

tatsächlich Anfänger waren. Somit ist also die Voraussetzung, nur Schüler ohne Sprachkenntnisse aufzunehmen,<br />

nicht erfüllt. Die Sprachkenntnisse der Schüler werden dank dem sehr intensiven Deutschkurs in der sog. Null-Klasse<br />

(18 Unterrichtsstunden pro Woche) weiterentwickelt. Das Ausgangsniveau einer bilingualen Klasse ist also wesentlich<br />

höher als das Ausgangsniveau einer Klasse mit erweitertem Deutschunterricht.<br />

Die Schüler aus den bilingualen Klassen fahren im Rahmen eines Schüleraustausches öfter als die nicht-bilingual unterrichteten<br />

Schüler in die deutschsprachigen Länder. Dadurch haben sie auch einen intensiveren Kontakt zu Muttersprachlern.<br />

Auch das steigert zusätzlich ihre Motivation, die deutsche Sprache möglichst gut zu beherrschen.<br />

In Anbetracht der oben erwähnten Umstände wäre also zu erwarten gewesen, dass der Leistungsunterschied zwischen<br />

den untersuchten Gruppen viel deutlicher zu Gunsten der bilingual unterrichteten Schüler ausfällt.<br />

5. Probleme des bilingualen Unterrichts in den untersuchten Gruppen<br />

Aufgrund der Ergebnisse von Umfragen, die unter Schülern und Lehrern durchgeführt wurden, können einige Schwierigkeiten<br />

aufgezeigt werden, die die Effektivität des bilingualen Unterrichts in Bezug auf die sprachlichen Leistungen<br />

der untersuchten Schüler negativ beeinflussen könnten. Zu diesen gehören u.a.: das Fehlen einer einheitlichen Didaktik<br />

und Methodik des bilingualen Unterrichts, Mangel an Lehrplänen, unklare Lehr- und Lernziele, Mangel an entsprechenden<br />

Lehrmaterialien, die für die polnische Schule geeignet sind, Mangel an Lehreinrichtungen, in denen Lehrer<br />

speziell für die bilingualen Bildungsgänge ausgebildet werden könnten und ein unzureichendes Fortbildungsangebot für<br />

die bereits bilingual unterrichtenden Lehrer.<br />

Da sich das bilinguale Lernen und Lehren in Deutschland anscheinend bewährt hat, sollten vielleicht die Probleme, die<br />

die praktische Umsetzung dieser spezifischen Unterrichtsform in Polen mit sich bringt, genau analysiert und nach Möglichkeit<br />

schrittweise gelöst werden, wobei die Einrichtung von Studiengängen zur Ausbildung von zukünftigen bilingualen<br />

Sachfachlehrern und Entwicklung von Weiterbildungsprogrammen im Vordergrund stehen sollte.<br />

6. Schlussbemerkungen<br />

Die oben präsentierten Schlussfolgerungen wurden anhand der Analyse von 872 schriftlichen Arbeiten von bilingual unterrichteten<br />

Schüler aus drei Klassen formuliert. In Anbetracht der Tatsache, dass es derzeit in Polen etwa 24 Schulen<br />

mit bilingualen deutsch-polnischen Zweigen gibt, sollte der Wert dieser Arbeit in Bezug auf die Allgemeingültigkeit der<br />

gezogenen Schlussfolgerungen nicht überschätzt werden. Nur Querschnittanalysen mehrerer Schülergruppen in verschiedenen<br />

Lernstadien können zu aussagekräftigen Ergebnissen führen.<br />

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