10 ThemaLivia WeyMeier aus Gunzwil, Mitarbeiterin von Bischof Felix GmürDie Theologin im Team des BischofsLivia Wey-Meier hat sich ihre Berufswahlnicht leicht gemacht. Siedurchlief verschiedene Stationen,stets stand der Mensch im Zentrumihres Interesses. Als theologischeMitarbeiterin von Bischof FelixGmür zieht sie dieses Anliegen alsroten Faden weiter.«Schon nach der Matur war für michklar, dass ich mit Menschen arbeitenwill», sagt Livia WeyMeier. Deshalbbegann sie in Bern das Medizinstudium.Doch Medizin war nicht derfür sie bestimmte Weg. Sie wechseltenach einem Jahr an die UniversitätLuzern und begann dort das Theologiestudiumbis zum Propädeutikum.«Ich ärgerte mich in meinen jungenJahren über die engen Vorgaben füreinen späteren Berufseinstieg in dieKirche», weshalb sie das Theologiestudiumverwarf – vorerst, wie sichspäter zeigte.Die existenziellen FragenDer Weg führte an die UniversitätBern mit der Fachrichtung Jura.«Doch eines Tages musste ich mit mirselber ins Gericht gehen», schmunzeltsie. Die meiste Zeit besuchte sienämlich HebräischVorlesungen, diewenig mit dem JusStudium zu tunhatten. Die Materie interessierte sienach wie vor, weshalb sie beschloss,doch wieder zurück nach Luzernzu gehen und das Theologiestudiumweiterzuführen. «So kam ich vomThema kranker/gesunder Mensch inder Medizin zum Zusammenlebender Menschen und ihren Regeln imJurastudium zu den existenziellenFragen des Menschseins in der Theologie.»Auch ihre eben abgeschlossene Weiterbildungdreht sich um das ZusamEin dichtes ProgrammDie 35jährige Livia WeyMeierlebt mit ihrem Mann Benno undden Kindern Johann, Vincent undMathilda in Gunzwil. Sie ist bereitsdort aufgewachsen und zügeltenach Stationen in Herisau,Nussbaumen, Emmen und Bernvor der Geburt des ersten Kindeswieder in ihr Heimatdorf. LiviaWeyMeier teilt sich FamilienundErwerbsarbeit mit ihremMann. Neben ihrer Arbeit undden Kindern bleibt im Momentnicht mehr viel Zeit für Hobbys.Falls sie sich ein wenig herausnehmenkann, liest sie gerne, gehtschwimmen oder im Winter langlaufen.hfmenleben der Menschen. Im NachdiplomstudiumMediation an derUniversität Freiburg hat sie sich einvermittelndes Verfahren zur Konfliktlösungangeeignet. «Dies ist wie eineSchnittstelle zu meinen bisherigenStudien und Lernjahren», fasst siezusammen.Auf die Frage, ob sie gläubig sei, antwortetLivia WeyMeier: «Was verstehstdu darunter? Wenn gläubigsein heisst, dass man keine Fragenund Zweifel mehr hat, dann wohlIch sehe gelassen indie Zukunft. Ich kannnicht tiefer fallen alsin Gottes Hand.Livia Wey-Meiereher nicht.» Sie habe viele Fragen undmöchte sich damit auch auseinandersetzen.«Doch ich vertraue darauf,letztlich in Gott aufgehoben zu sein.Dieser Glaube gibt mir eine tiefe Kraftund ist mir eine wichtige Stütze»,weiss sie. Die Gemeinschaft sei fürsie etwas Wichtiges und sie geht sogarso weit zu sagen, dass «das Lebenalleine keinen Sinn machen würde».Eine LebensschuleNach dem Studium trat Livia Wey2006 ihre erste Stelle als Pastoralassistentinin Nussbaumen im KantonAargau an. Sie konnte dort, wie auchan ihrer nächsten Stelle in Emmen, inder gesamten Palette der Pastoralarbeittätig sein: von der Jugendarbeitzur Krankenseelsorge, zum Feiernder Liturgie und der Mitarbeit imFrauenbund.«Diese Jahre waren für mich eineLebensschule», ist Livia WeyMeierüberzeugt. In der Pastoralarbeit habeman nie Feierabend, immer könnteman noch mehr machen. «Ich musstelernen, wie viel ich geben kannund was mir gut tut», sagt sie. Dassdiese Zeit intensiv, aber auch gutwar, zeigt sich daran, dass sie immernoch einige Kontakte zu Menschenaus ihren Jahren in Nussbaumen aufrechterhaltenkonnte.Spass an der ForschungNach der Pastoralarbeit führte sieder Weg wieder an die Universität Luzern– in die theologische Forschung.Als wissenschaftliche Assistentin betreutesie die schriftlichen Arbeitender Studierenden, sammelte Erfahrungenin der Lehre und arbeitete aufuniversitärer Ebene in der Gleichstellungskommissionmit. Danebenkonnte sie sich vertieft in die theolo
Thema 11gische Materie eingeben. «Für michwar das eine gute Wahl», ist sie überzeugt,«denn es macht mir Spass,mich auf dem Laufenden zu haltenüber das, was in der Theologie aktuellgeforscht wird.»Als Frau im Umfeld KircheGleichstellungsfragen beschäftigtendie 35Jährige immer wieder. Währenddes Studiums organisierte sie mitsechs Kolleginnen eine Ringvorlesungzum Thema «Woman in Church» –Beiträge zu Kirche und Amt im Kontextder Geschlechterfrage.Im Anschluss daran gab sie mit zweiKolleginnen ein Buch über dieseRingvorlesung heraus. Die einzelnenBeiträge des Buches versuchen neueWege aufzuzeigen, um Diskriminierungaufgrund des Geschlechts auszuschliessen,erklären die lehramtlichenPositionen zum Thema, bietenEinblick in die «Frauenpraxis» in derPastoral oder zeichnen das Bild einerKirche, in der die biblisch grundgelegteWürde eines jeden MenschenAuswirkung hat auf ihre sozialeStruktur.Die Geschlechterfrage vertieft LiviaWeyMeier in ihrer Arbeit immerwieder und bringt die Anliegen derFrau in ihren Arbeitsalltag ein. «Ichbinde es niemandem auf die Nase,dass ich feministisch predige, aberich sage, was die Erkenntnisse ausder feministischen Forschung sind.Das wird eher gehört und nützt demAnliegen schliesslich auch mehr», istsie überzeugt.Wunschkonzert für die Zukunft«Auf privater Basis bin ich wunschlosglücklich», freut sich WeyMeier undist dankbar dafür. Auch im beruflichenBereich ist sie zufrieden. «Ichhabe eine sinnstiftende Arbeit, diemir sehr gut gefällt.» Sowieso siehtLivia WeyMeier gelassen in die Zukunft,ganz nach dem Wissen: «Ichkann nicht tiefer fallen als in GottesHand.»Helene Fleischlin«Die Zusammenarbeit mit Bischof Felix Gmür ist unkompliziert und offen»:Livia Wey-Meier in ihrem Büro in Solothurn.Bild: Adrienne SuvadaReden schreiben, theologische Grundlagen aufbereitenDie Anfrage von Bischof Felix Gmür vor zwei Jahren kam für Livia WeyMeier unerwartet. «Ich bin eine Theologin, die vieles hinterfragt. Dieshabe ich im Vorstellungsgespräch auch betont», schmunzelt sie. Doch genaudiese andere Sicht war es, die Felix Gmür in seinem Team suchte. SeitMitte April 2012 arbeitet sie als Theologische Mitarbeiterin für den Diözesanbischofund das Generalvikariat in einem 50ProzentPensum.Ihre Arbeit umfasst eine grosse Bandbreite. Sie schreibt an Reden undReferaten des Bischofs, stellt theologische Grundlagen zusammen undbereitet Vereinbarungen vor. Ihr Aufgabenfeld ist stark auf die Agenda vonFelix Gmür ausgerichtet, der ihr direkter Vorgesetzter ist. Bischof FelixGmür erlebt sie als guten Zuhörer, der wisse, was er wolle. Die Zusammenarbeitsei unkompliziert und offen. «Ich mache für ihn Zubringerarbeitenund muss es danach aus der Hand geben. Das ist manchmal nichtganz einfach für mich.» Auf die Frage, ob sie den direkten Kontakt mit denMenschen an der Basis nicht vermisse, meint sie: «Meine Familie gibt mirhier den Ausgleich.» Zudem hält sie als Privatperson pro Halbjahr zweiPredigten. «So verliere ich den Kontakt zur <strong>Pfarrei</strong>basis nicht.» hf