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Einladung zum Tanz - Lied 137 und Ex 15, 19-21 - EMK Winterthur

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verwandelt. Aber getanzt? Davon steht nichts geschrieben. Und wenn auch alle anderenHochzeitsgäste getanzt haben, wie es bei einem Hochzeitsfest üblich ist – wenn wir nichtwollen, dass Jesus getanzt hat, dann gibt es kein Wort in den Evangelien, das dazu angetanwäre, uns vom Gegenteil zu überzeugen.Aber lasst uns bedenken: gegen manches, was von Jesus nicht berichtet wird, hat die Kircheeine Abneigung entwickelt, der wir heute mit Vorsicht begegnen sollten. Als jungeErwachsene war ich beeindruckt von Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“. Dortwehrt sich ein Mönch <strong>und</strong> Bibliothekar mit allen Mitteln dagegen, Jesus könne in seinenErdentagen gelacht haben. Dass Jesus geweint hat, steht geschrieben. Dass er Hunger <strong>und</strong>Durst gehabt hat, ist ein Zugeständnis, welches man dem Gottessohn machen muss. Es steht jaschliesslich so geschrieben. Aber dass er gelacht hat, steht nirgends geschrieben. Vielleichtmilde gelächelt, das ist ja noch eine verträgliche Vorstellung. Aber gelacht? Lachen istgefährlich. In Umberto Ecos Roman heisst es: „Lachen tötet die Furcht. Und ohne Furchtkann es keinen Glauben geben.“ Aber wenn schon Lachen gefährlich ist, <strong>Tanz</strong>en ist noch vielgefährlicher. Vieles, was wir Menschen verdächtig finden, möchten wir auch unserem Jesusnicht zuschreiben. Darum halten Menschen den Weg der Nachfolge gerne für einen ernsten,entbehrungsreichen Weg säuerlicher Selbstlosigkeit, auf dem zwar noch geliebt werden darf,aber nur mit reinem, geläutertem Herzen <strong>und</strong> manchmal gar mit hart zusammengepresstenLippen. Was würde ein Jesus der tanzt, nicht alles durcheinander bringen? Nicht zuletztunsere zahlreichen Klischees von dem, was sich für gottesfürchtige Männer <strong>und</strong> Frauen ziemt.Dabei steht unser Jesus heute an Palmsonntag an der Schwelle jener Stadt, die schon KönigDavid tanzend betrat – unziemlich tanzend, sich Hohn <strong>und</strong> Spott <strong>und</strong> Kritik aussetzend. Wertanzt, gibt sich eine Blösse. Wer tanzt macht sich verletzlich. Hat Rüstung <strong>und</strong> Kampfanzugabgelegt. Wer tanzt steht in der Tradition der Mirjam, jener Prophetin, die den Israelitinnenein neues <strong>Lied</strong> <strong>und</strong> eben einen neuen <strong>Tanz</strong> beibrachte. Sie nahm die Pauke in die Hand,schlug den Rhythmus <strong>und</strong> sang die Worte: „Gott hat eine herrliche Tat getan! Ross <strong>und</strong>Wagen warf er ins Meer.“ Was gelten da noch Feldherren <strong>und</strong> Siegerposen? DasKriegsmaterial – alles Kriegsmaterial wird in den Fluten der kommenden Welt untergehen.Der <strong>Tanz</strong> durchbricht die Schreckensstarre, in die Menschen geraten, wenn das Böse seinefurchtbaren Grimassen schneidet, sich aufspielt <strong>und</strong> so tut, als habe es alles im Griff. Der<strong>Tanz</strong> ist der Neuanfang in einer gebrochenen, gefallenen Welt, die das Gehen erst wiederlernen muss. Der <strong>Tanz</strong> ist Freude, die vom ganzen Körper Besitz nimmt, wenn ein Mensch3

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