themaFotos: Miederer (3)Einen Ofen, dazu Holzfür die nächsten15 Jahre schenkten dieGeburtstagsgäste demJubilar. Ein Schelm, werangesichts des anbrechendenRuhestandesBöses dabei denkt.Ade KFBEs waren zwei Abschieds-Veranstaltungen, wiesie unterschiedlicher nicht sein könnten. Am21. Dezember luden das Kuratorium des <strong>Windsbacher</strong><strong>Knabenchor</strong>es und der Veranstalter derdrei letzten Beringer-Konzerte, der Vorstand vonKultur am Schloss Ansbach, zum Empfang indas Foyer des Borkholder Hauses am Residenzplatzein. Dreieinhalb Wochen später, an seinem64. Geburtstag, wurde ein völlig fassungsloser,weil ahnungsloser »Chef« von über 700 Gästenin der Heilsbronner Hohenzollernhalle begrüßt,beglückwünscht und mit einem sechsstündigenProgramm geehrt. Eingeladen hatten die Fördergesellschaft,der Ehemaligen-Verein »Montesoprano« und – hinter dem Rücken des Jubilars– seine Familie.Die hohe Wertschätzung, die Beringer genießt,spiegelte sich in den Grußworten, die Vertreteraus Kirche und Politik beim Empfang in Ansbachdem scheidenden Dirigenten mitgaben. So betonteder Staatsminister des Innern, Joachim Herrmann,Beringers »leidenschaftliche Hingabe und höchsteAmbition«, seine Kreatitivät, Innovationskraft undseinen künstlerischen Impetus. Landesbischof Dr.Heinrich Bedford-Strohm erkannte neidlos an: »Siesind ein wahrer Botschafter des Evangeliums.« DieKirche sei stolz auf die <strong>Windsbacher</strong>, die durch ihreQualität nicht nur »das musikalische Aushängeschildunserer Landeskirche, sondern unserer ganzen Republik«geworden seien. In launigen Versen beschriebRegionalbischof Christian Schmidt den Aufstieg unddie Arbeit des scheidenden Chorleiters. Zur Liebe8windsbacher januar 2012
themafür die Musik seien ihm auch Genie, Fleiß, guteNerven, Geduld und Menschenliebe mitgegebenworden – Voraussetzungen nicht nur für denErfolg, sondern um den Menschen ein Stück vomHimmel aufzuschließen.Am persönlichsten war das Grußwort einesfrüheren Sängers gehalten. Elmar Stollberger,Vorsitzender des Ehemaligen-Vereins »montesoprano«, beschrieb Beringers Erfolgsrezept:»Drastik, Dynamik, Disziplin – nicht der pädagogischeWeichspülgang.« Dabei sei der verehrteChorleiter immer »bewundertes musikalischesVorbild, humorvoller Erzieher, strenger, Trainer;nicht wenigen Vaterersatz« gewesen. Er wisse, wieKinder »ticken«. Die Sänger seien für ihn nicht»Mittel zum Zweck«, sondern »Mittel und Zweck«.Aus eigener Erfahrung wisse er, Stollberger:»<strong>Windsbacher</strong> ist man auf Lebenszeit.« Das gelteerst recht für deren Leiter.Zu diesem Zeitpunkt wusste Beringer nochnicht, dass Stollberger ihn nur kurze Zeit späternoch einmal »bepredigen« würde. Bei der »Geburtstagsfeierin kleinem Rahmen« – so hatteHeidi Beringer ihrem Mann die abendliche Fahrtnach Heilsbronn erklärt – trat Stollberger (dieFaschingschorandacht lässt grüßen) als Papst auf.Im Blick auf manchen (vergangenen) Ärger desJubilars über seine Kirche warb er intensiv füreinen Wechsel der <strong>Windsbacher</strong> unter die FitticheRoms. Die Geldsorgen, so verhieß er, gehörtendann der Vergangenheit an. Beringer nahm denNoch einmal im Mittelpunkt: Karl-Friedrich Beringerbeim offiziellen Abschiedsempfang in Ansbach.Papst Elmar I. (links) wirbt um die <strong>Windsbacher</strong>.Auftritt genauso mit Humor wie den Auftritt seines»Doubles« Jörg Scholkowski, der im Duett mit MaxRüb (»Frau Sauerbier«) eine typische Szene aus demChorbüro nachspielte: »Das ist jetzt die Liste für dasWochenende. Der da singt nur am Samstag mit, derda nur am Sonntag. Aber beide am Freitag. Und denda kannst du streichen. Den hab ich gestern rausgeschmissen.Den da auch. Den schmeiss´ ich morgenraus.« Das Auditorium feixte und juxte: Jeder derEhemaligen hatte in seiner aktiven Zeit über Jahrehinweg die oft »geniale« Organisation des »Chefs«wie auch seinen schnell verrauchten Ärger über diesängerischen Unzulänglichkeiten manches »Knaben«erlebt.Es ist den Organisatoren des denkwürdigen HeilsbronnerAbends – neben Elmar Stollberger vor allem»Beppo« Myrus und Alexander Eichmüller (Lampe)– nicht genug zu danken, mit welcher Akribie sie dieAbschiedsfeier geplant, vorbereitet und mit vielenFreiwilligen durchgeführt haben. Aus den letztendreieinhalb Jahrzehnten fehlte kaum einer von denen,die – von Beringer animiert – in einem künstlerischenBeruf gelandet waren. Sie standen entwederlive auf der Bühne (das Carus-Quintett, viva voce,der Trompeter und Altus-Sänger Yosemeh Adjei,der Bariton Julian Orlishausen – um nur einigezu nennen) oder klinkten sich in Form von Video-Botschaften ins Geschehen ein. Als schließlichgeschätzte 200 Ehemalige nach zwei Wagner-Chörenden verehrten »Chef« ans Pult baten, um (ein letztesMal?) drei Volkslieder zu intonieren, versagte ihmzunächst die Stimme. Mit Tränen in den Augen zoger dann ein Fazit: »Vor drei Wochen in Ansbachwaren die da, die wissen wollten, wer ich bin.Heute waren die da, die es wissen.«januar 2012 windsbacher 9