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windsbacher 1-2005 - Windsbacher Knabenchor

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<strong>windsbacher</strong><br />

Chor und Studienheim<br />

Leipzig, Bach und<br />

höchstes Lob<br />

Die <strong>Windsbacher</strong> zu<br />

Gast in der Heimat<br />

der Thomaner.<br />

Seite 4<br />

Aus dem Inhalt<br />

Was Windsbach<br />

ausmacht<br />

Ein Bericht von<br />

der Konsultation<br />

Anfang Juli.<br />

Seite 6 und 7<br />

»Boote mit hängenden<br />

Beinen und Armen«<br />

Ein erlebnisreiches<br />

Kanuwochenende im<br />

Altmühltal.<br />

Seite 12<br />

1 / <strong>2005</strong><br />

magazin


2<br />

editorial<br />

The day after<br />

Ein gewaltiger Sturm ist über den <strong>Knabenchor</strong> hinweggerast. Ein Jahr<br />

dauerten nun die Vorwürfe, Behauptungen, Verdächtigungen, Verleumdungen.<br />

Alle möglichen Dienststellen und Ämter, die mit dem Studienheim und<br />

dem <strong>Knabenchor</strong> zu tun haben, wurden auf den Plan gerufen. Allen Nachfragen<br />

wurde wahrheitsgetreu geantwortet. Und es erfolgte Entlastung auf der<br />

ganzen Linie. Die vielen Anfragen brachten große Mehrarbeit für das Haus,<br />

und auch für die Mitarbeitenden und die Bewohner und Choristen immer<br />

wieder unnötige Aufregungen. Den Löwenanteil der anfallenden Arbeiten<br />

und Verhandlungen trugen Johanna Haberer, die Vorsitzende des Kuratoriums,<br />

und Thomas Miederer als Direktor des Studienheims. An dieser Stelle<br />

spreche ich beiden persönlich und im Namen des Vorstandes einen herzlichen<br />

Dank aus.<br />

Nach den für Karl-Friedrich Beringer entlastenden Ergebnissen der<br />

staatsanwaltlichen Ermittlungen wurde ich schon öfters gefragt: »Ist jetzt<br />

wieder alles in Ordnung?« Ich kann darauf nur sagen: »Schön wäre es. Das<br />

Wasser der Sturmflut ist weg, doch danach werden die angerichteten Schäden<br />

erst so richtig sichtbar.« Der Sturm der Anschuldigungen und Verdächtigungen<br />

gegenüber Karl-Friedrich Beringer hat sich scheinbar gelegt. Doch die<br />

Schäden für die Choristen und Mitarbeitenden im Internat und Chorbereich<br />

wie auch für das Ansehen des Chores im In- und Ausland sind gewaltig. Und<br />

es gibt hier immer noch viel Bedarf an Gesprächen.<br />

Dazu kommt, dass das Haus und der Chor sich für die Zukunft und die<br />

zunehmend schwierigeren Bedingungen aufstellen müssen. Vorstand und<br />

Kuratorium haben sich dazu schon seit der Ankündigung des »G 8« Gedanken<br />

gemacht. Um diese Gedanken und das dazu gehörende pädagogische Profil<br />

umzusetzen, braucht es Ruhe. Wir hoffen, dass im kommenden Schuljahr<br />

an der Verwirklichung intensiv gearbeitet werden kann. Dabei ist für uns<br />

wichtig, dass wir weitere Spender und Förderer für das Internat und den<br />

Chor gewinnen. Chor und Internat gehören zusammen, keines ist ohne das<br />

andere lebensfähig. Daher gilt es einerseits, auch unter den jetzt schwierigen<br />

Bedingungen das Niveau des Chores zu halten und weiter auszubauen, und<br />

andererseits den Choristen und anderen Internatsbewohnern ein Zuhause<br />

in einem Ambiente zu bieten, das ihnen für ihre schulische und persönliche<br />

Entwicklung genügend Raum gibt und so ihre emotionale, rationale und<br />

künstlerische Kompetenz fördert.<br />

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern des Magazins eine frohe und<br />

erholsame Ferienzeit.<br />

Dekan Horst Heißmann Vorstandsvorsitzender <strong>Windsbacher</strong> <strong>Knabenchor</strong><br />

Titel: Der Chor vor dem Bach-Denkmal in Leipzig. <strong>windsbacher</strong> 1/ <strong>2005</strong>


STUDIENHEIM<br />

Erziehungsbereich wird verstärkt<br />

Der Erziehungsbereich im Internat wird für das neue Schuljahr noch einmal verstärkt.<br />

Zusätzlich zu zwei Erzieherinnen im Berufsanerkennungsjahr und einer Absolventin des<br />

freiwilligen sozialen Jahres kommt der Rummelsberger Diakon Michael Goller ins Team.<br />

Den letzten Ausbildungsabschnitt zur Erzieherin absolvieren Sandra Bauer und Melanie<br />

Schubert. Frau Bauer stammt aus Dietenhofen und studierte an der Fachakademie<br />

für Sozialpädagogik in Neuendettelsau. Neben Fahrradfahren und kreativem Gestalten<br />

gibt sie unter der Rubrik Hobbies »mein Hund« an. Damit tritt sie in die Fußstapfen von<br />

Frau Hecht, die im vergangenen Schuljahr oft mit ihrem Vierbeiner zum Dienst erschien<br />

(genauso wie die Erzieher-«Oldies« Walter Roob und Rainer Ohms). Eher musisch ausgerichtet<br />

ist Melanie Schubert aus Gunzenhausen. Sie spielt Schlagzeug und Gitarre und<br />

tanzt. Frau Schubert kommt von der Fachakademie für Sozialpädagogik in Gunzenhausen.<br />

Mit Katharina Ott aus Marktbreit-Gnodstadt beschäftigt das Studienheim erstmals<br />

eine Absolventin des freiwilligen sozialen Jahres. Frau Ott hat gerade ihr Abitur gemacht<br />

und nimmt die Zeit im Internat für die Berufsfindung. Sie schwankt zwischen Lehramt<br />

und Pädagogik. Der Alltag mit den Kindern und Jugendlichen soll ihr Aufschluss geben,<br />

wo ihre Fähigkeiten und Interessen wirklich liegen.<br />

Diakon Michael Goller kommt für zunächst ein Jahr nach Windsbach. Nach zwei<br />

Operationen und dadurch bedingter längerer beruflicher Auszeit ermöglicht Rummelsberg<br />

ihm hier die berufliche Wiedereingliederung. Goller,<br />

Jahrgang 1963, war nach seiner Ausbildung an der<br />

Fachakademie der »Rummelsberger« in verschiedenen<br />

Gemeinden als Jugenddiakon tätig. Mit ihm sollen vor<br />

allem die von vielen Eltern immer wieder angemahnten<br />

»außerordentlichen« Freizeitmaßnahmen abgedeckt<br />

werden, für die im normalen Alltag in der Regel zu<br />

wenig Zeit, vor allem aber zu wenig Personal zur Verfügung<br />

steht.<br />

Sandra Bauer<br />

Rotarier spenden für Stipendien: Eine unerwartete und<br />

großzügige Finanzspritze erhielten Chor und Studienheim von den<br />

Nürnberger Rotary-Clubs. Anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens<br />

spendeten sie 40.000 Euro für einen Stipendien-Fonds. Mit dem Geld<br />

sollen in den nächsten Jahren finanzschwache Familien unterstützt<br />

werden, die die Internatsgebühren (immerhin 510 Euro pro Monat) aus<br />

eigener Kraft nicht aufbringen können. Mehr als 70.000 Euro jährlich<br />

überweist schon die Fördergesellschaft für Stipendien und andere fi-<br />

nanzielle Hilfen. Das reicht aber kaum noch aus, um den Bedarf zu de-<br />

cken. Die schlechte wirtschaftliche Lage macht auch vor den Sängerfa-<br />

milien nicht Halt. Immer mehr müssen den Antrag auf ein Stipendium<br />

stellen, damit der Sohn ein »<strong>Windsbacher</strong>« werden oder bleiben kann.<br />

Die Spende der Nürnberger Rotarier verschafft Chor und Internat nun<br />

ein wenig Luft, um begabte Kinder halten zu können.<br />

Diakon Michael Goller<br />

Melanie Schubert<br />

aktuell<br />

1/ <strong>2005</strong> <strong>windsbacher</strong> 3


4<br />

aktuell<br />

Leipzig, Bach und höchstes Lob<br />

Die Messlatte lag hoch: Zum Auftakt des Leipziger<br />

Bachfestes hatten die Thomaner bei ihrem »Heimspiel«<br />

in der Nikolaikirche ein Konzert abgeliefert,<br />

das die Kritik als »sensationell« einstufte. Nur zwei<br />

Tage später stellten sich die <strong>Windsbacher</strong> dem<br />

direkten Vergleich mit ihren Sänger-Kollegen und<br />

–Rivalen. Kantaten sowie die Bach-Motette »Jesu<br />

meine Freude« standen auf dem Programm.<br />

Die Spannung war im Vorfeld des Auftritts mit<br />

Händen zu greifen. Zum einen natürlich, weil die<br />

Wirkungsstätte Johann-Sebastian Bachs nicht<br />

irgendein Konzertort ist. Zum anderen aber auch,<br />

weil Ende April der Ausgang der staatsanwaltschaftlichen<br />

Ermittlungen gegen »Chef« Beringer<br />

noch völlig offen war. Zeitweise lagen die Nerven<br />

ziemlich blank.<br />

Doch gerade in dieser schwierigen Situation<br />

bewiesen Chor und Chorleiter ihre Professionalität.<br />

In den eineinhalb Stunden auf der Orgelempore der<br />

Nikolaikirche boten sie eine Leistung, die alle dunklen<br />

Wolken vergessen ließ. Mit einem makellosen<br />

Konzert zogen die <strong>Windsbacher</strong> das sachkundige<br />

Publikum in ihren Bann und ließen die Leipziger<br />

Volkszeitung von der »jungen Weltelite« schwärmen.<br />

Die Begeisterung war auch in im Internet-Forum<br />

des Bachfestes nachzulesen. Eine Besucherin<br />

schrieb: »Der Chor! Klasse Jungs! Da war kein<br />

Wackler, keine Ermüdung in den Sopranen zum<br />

Ende hin – einfach unglaublich! Die schreien nicht,<br />

die singen. Da höre ich, dass sie die musikalischen<br />

Phrasen verstanden haben, dass eine Stimmgruppe<br />

auf die andere wartet. Die Bässe sind ganz<br />

stolz, wenn sie mal richtig schön grollen dürfen,<br />

und die Tenöre würden andere Chöre sicher gern<br />

Die <strong>Windsbacher</strong> auf der Empore der Leipziger Thomaskirche.<br />

abwerben – mühelose Höhen, engagierte Menschen (wir saßen auf<br />

der Empore auf gleicher Höhe und konnten auch schön gucken). Uns<br />

gegenüber auf der anderen Empore saß Biller (der Thomaskantor; die<br />

Red.), der hätte den Thomanerchor bestimmt auch gern so gut …<br />

Karl-Friedrich Beringer dirigiert eigentlich nur seine Jungs, das Orchester<br />

muss sehen, wie es klar kommt, die scheinen aber öfter zusammen<br />

zu arbeiten, und es klappt ja auch.<br />

Kantate: BWV 124 »Meinen Jesum lass ich nicht«. Wieder gleiche<br />

Eindrücke: Chor ist wundervoll. Noch eins drauf: Eine Motette,<br />

BWV 227, »Jesu meine Freude«. Ein Monster, das so viel Konzentration<br />

erfordert, ich war schon nach dem Hören völlig fertig, aber<br />

alles ging gut. Übrigens nicht a cappella, sondern mit Begleitung.<br />

Ich wusste gar nicht, wohin mit mir nach dem Konzert. Kinderchöre<br />

werden ja immer frenetisch gefeiert, aber hier war es wirklich zu<br />

Recht. Die Zugabe haute mich dann völlig weg – das »Nachtlied«<br />

von Reger. Meine Entscheidung ist jetzt ganz klar: Ich will ganz viele<br />

Söhne, die ich alle nach Windsbach schicke … «<br />

Na dann: Herzlich willkommen!<br />

Zum dritten Mal feierte das Evang.-Luth. Studienheim in Windsbach eine<br />

eigene Konfirmation. Drei Schüler der 8. Klasse hatten sich entschieden, dieses<br />

Angebot anzunehmen: Aron Ferenczy (vorne links), Michael Weigelt (mitte links)<br />

und Martin Graner (hinten). Sie wurden von Pfarrer Jürgen Henrich im Rahmen ei-<br />

nes festlichen Gottesdienstes in der Gottesruhkapelle eingesegnet. Reto Winkelsen<br />

und Maximilian Rüb hatte sich schon vorher in ihren eigenen Kirchengemeinden<br />

konfirmieren lassen, wirkten aber in Windsbach als Assistenten mit. Die Famili-<br />

en der drei Konfirmanden trafen sich nach dem Gottesdienst im Studienheim zu<br />

einem kleinen Empfang, den Mitglieder des Elternbeirates organisierten. Für viele<br />

war es die erste Begegnung mit dem Sängerinternat, und sie nahmen die Gelegen-<br />

heit wahr, sich ausführlich über das Leben im »Kasten« informieren zu lassen.<br />

<strong>windsbacher</strong> 1 / <strong>2005</strong>


Hohe Kunst für Augen,<br />

Ohren und den Gaumen<br />

»Musik und Kunst« hatten die mittelfränkischen Sparkassen, der<br />

Hauptsponsor der <strong>Windsbacher</strong>, ihre Einladung an Kunden von<br />

Treuchtlingen bis Erlangen überschrieben und mit einem »Blick<br />

hinter die Kulissen des <strong>Windsbacher</strong> <strong>Knabenchor</strong>es« geworben.<br />

Knapp 200 Gäste folgten am 9. Juni der Einladung. Sie erlebten<br />

ein buntes, hochklassiges und kontrastreiches Programm.<br />

Paul Sturm zum Beispiel, langjähriger Klavierbegleiter der<br />

<strong>Windsbacher</strong>, spielte sich mit dem Chor die Themen und Melodien<br />

der Stücke zu. In Form einer Live-Performance entstanden<br />

zur Musik grafische Kleinodien des »Malers vom Altmühlsee«,<br />

Reinhard Zimmermann. Das Besondere: Über eine fest installierte<br />

Kamera und einen Projektor konnte man die Entstehung der<br />

kleinen Kunstwerke Strich für Strich verfolgen. Oft wussten sich<br />

die Zuhörer und -schauer im vollbesetzten Hans-Thamm-Saal<br />

gar nicht recht zu entscheiden, wohin sie ihre Augen wenden<br />

sollten: Auf die Leinwand, wo die Musik sichtbar Form und Farbe<br />

bekam? Auf die großen und kleinen Sänger, die sich in bunten<br />

<strong>Windsbacher</strong> T-Shirts so ganz unkonventionell, aber ungeheuer<br />

präsent präsentierten? Oder auf den Chorleiter?<br />

Mehr als nur ein Rahmenprogramm bot schon bei der Ankunft<br />

der Gäste und dann während des festlichen Abendessens das<br />

Thomas-Fink-Trio. Von Evergreens á la »Ich weiß, es wird einmal<br />

ein Wunder geschehn« bis zu Bizets »Carmen« gaben die drei<br />

würdigen Herren jedem Titel eine besondere Note und setzten<br />

ihm swingende, jazzige Farbtupfer auf. Krönender musikalischer<br />

Abschluss war schließlich ein Mitternachtskonzert der Percussionistin<br />

Babette Haag. Trotz der späten Stunde faszinierte sie<br />

mit einer Demonstration der rhythmischen und klanglichen<br />

Möglichkeiten von Vibraphon, Marimbaphon, kleinen Becken,<br />

Pauken und Trommeln.<br />

Kunstwerke ganz eigener Art hatte die Küche des Studienheimes<br />

vorbereitet: Zander- und Lachsfilet, gefüllte Kräuterlende,<br />

eingelegte Zucchini, marinierte Pilze, Spinat-Biskuitrollen mit<br />

Lachs und Fischplatten. »Absolut hochklassig«, lautete das einhellige<br />

Urteil. Am Ende<br />

nahm jeder die Erkenntnis<br />

mit nach Hause, dass<br />

»Windsbach« nicht nur im<br />

Blick auf die Chormusik<br />

höchsten Ansprüchen<br />

gerecht wird.<br />

Neuer Schwung<br />

mit N-ERGIE<br />

Die Presse lief wegen der damals<br />

erneut erhobenen Vorwürfe gegen<br />

Karl-Friedrich Beringer gerade heiß,<br />

als der«Chef« und seine <strong>Windsbacher</strong><br />

den ersten Auftritt mit dem neuen<br />

Co-Sponsor N-ERGIE zu absolvieren<br />

hatten: Zwei Konzerte Ende Januar,<br />

das erste im ehrwürdigen Nürnberger<br />

Uhrenhaus, das zweite in der Uffenheimer<br />

St.-Johannes-Kirche. Und<br />

als ob diese Situation nicht schon<br />

schwierig genug gewesen wäre, fiel<br />

kurz vor dem Konzert der als Solist<br />

engagierte Percussionist Stefan Gagelmann<br />

krankheitsbedingt aus.<br />

Es ist der N-ERGIE AG hoch anzurechnen,<br />

dass sie angesichts der sich<br />

abzeichnenden Entwicklung (monatelange<br />

Ermittlungen gegen Beringer) zu<br />

den getroffenen Sponsorenvereinbarungen<br />

stand. Mehr noch: Die Offiziellen<br />

von N-ERGIE ließen beim Auftaktkonzert<br />

in Nürnberg keinen Zweifel<br />

daran, dass der Chorleiter ihr volles<br />

Vertrauen genießt. Die <strong>Windsbacher</strong><br />

dankten es ihnen mit zwei Konzerten,<br />

die eine echte Werbung für das Ensemble<br />

und seinen Sponsor waren.<br />

Als Glücksgriff entpuppte sich<br />

dabei die für Stefan Gagelmann eingesprungene<br />

Percussionistin Babette<br />

Haag. Mit überschäumendem Temperament<br />

und unglaublicher Präzision<br />

bearbeitete sie ihre Instrumente und<br />

erklärte daneben launig Wirkungsweisen<br />

und Möglichkeiten von Vibra- und<br />

Marimbaphon oder die spezifischen<br />

Erkennungsmerkmale ihres Berufsstandes:<br />

»Wenn Sie Menschen mit solchen<br />

Handflächen sehen, dann wissen<br />

Sie in Zukunft: Ah, ein Percussionist.«<br />

Die Chemie zwischen ihr und den<br />

<strong>Windsbacher</strong>n stimmte auf Anhieb<br />

und führte schon zu einem weiteren<br />

Engagement bei »Kunst und Musik«<br />

(siehe nebenstehenden Bericht).<br />

aktuell<br />

1/ <strong>2005</strong> <strong>windsbacher</strong> 5


thema<br />

Was Windsbach ausmacht<br />

Anfang Juli luden Vorstand und<br />

Kuratorium zu einer Konsultation<br />

ein, um mit Vertretern<br />

verschiedener Gruppen über den<br />

Chor, sein Profil und seine Wahr-<br />

nehmung zu reden. Ein Bericht<br />

von Thomas Miederer.<br />

»Ich stamme aus einfachen<br />

Verhältnissen.<br />

Windsbach bedeutete<br />

für mich den sozialen<br />

Aufstieg ins Bildungsbürgertum.<br />

Der Preis<br />

dafür war eine schleichende<br />

Entfremdung<br />

vom Elternhaus.«<br />

Pfarrer Norbert Ellinger Ehemaliger<br />

»In Windsbach muss<br />

man ziemlich schnell<br />

selbstständig werden,<br />

weil keine Mami<br />

da ist, die alles für<br />

einen macht.«<br />

David Reimann Schüler<br />

Wunden lecken oder produktiv mit der Krise umgehen?<br />

Vor dieser Entscheidung standen die Verantwortlichen<br />

in Vorstand und Kuratorium, nachdem die Staatsanwaltschaft<br />

das Verfahren gegen Chorleiter Karl-Friedrich<br />

Beringer eingestellt hatte. Sie entschieden sich<br />

für das Letztere und taten Anfang Juli den ersten<br />

Schritt, indem sie Vertreter aus Elternschaft und<br />

Schule, aus dem Erziehungs- und dem Chorbereich,<br />

von ehemaligen und aktuellen <strong>Windsbacher</strong>n sowie<br />

als pädagogische Fachleute die Erlanger Professoren<br />

Max Liedtke und Eckart Liebau zu einer Konsultation<br />

einluden. Mit in der Runde saß auch der Regionalbischof<br />

des Kirchenkreises Ansbach-Würzburg, Helmut<br />

Völkel, der auf diese Weise die Verbundenheit und<br />

»kritische Solidarität« der Landeskirche zu Windsbach<br />

dokumentierte.<br />

Persönliche Statements der Teilnehmer<br />

»Was macht Windsbach aus, und was macht es<br />

aus mir?«, hieß das Thema, dem sich jeder Teilnehmer<br />

mit einem persönlichen Statement stellte. Schon hier<br />

wurde ein breiter Konsens darüber sichtbar, dass die<br />

Arbeit in Chor und Studienheim grundsätzlich positiv<br />

zu bewerten sei. Das Leben im Internat erziehe zu<br />

Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein, das Engagement<br />

im Chor zu Verantwortungs- und Leistungsbewusstsein.<br />

Die Schülervertreter betonten auch die<br />

großen Freiheiten, die sie in Windsbach hätten. Von<br />

den Ehemaligen wies der Münchner Pfarrer Norbert Ellinger<br />

darauf hin, dass Windsbach vielen Kindern und<br />

Jugendlichen Bildungs- und Aufstiegschancen eröffne,<br />

6 <strong>windsbacher</strong> 1/ <strong>2005</strong>


die ihnen sonst verschlossen blieben. Die Kehrseite sei<br />

eine gewisse Entfremdung vom Herkunftsmilieu und<br />

auch vom Elternhaus. Mit einer Ausnahme betonten<br />

alle Teilnehmer die zentrale Bedeutung der Chorarbeit<br />

für das <strong>Windsbacher</strong> Erziehungswerk. Der Moderator<br />

des Nachmittags, Prof. Dr. Eckart Liebau, hob die verschiedenen<br />

Aspekte dieser Arbeit hervor: Die umfassende<br />

Erfahrung der Leiblichkeit, die Einübung in die<br />

Sozialität und die ästhetische Erziehung.<br />

Unterschiedlich bewerteten die Teilnehmer die Rolle<br />

der <strong>Windsbacher</strong> als kirchliche Einrichtung. Während<br />

jeder dem Verkündigungsauftrag des Ensembles<br />

zustimmte, warnte Prof. Dr. Max Liedtke davor, den<br />

Chor einseitig als »Chor der Kirche« darzustellen. Dies<br />

werde seiner Rolle in der Region und im überregionalen<br />

Kulturleben nicht gerecht. Gleichzeitig bestehe<br />

die Gefahr, potenzielle Sänger aus kirchlich weniger<br />

oder überhaupt nicht gebundene Familien von einem<br />

Engagement in Windsbach abzuschrecken. Allgemein<br />

angemahnt wurden nach den negativen Nachrichten<br />

des vergangenen (Schul-)Jahres »vertrauensbildende<br />

Maßnahmen« und eine intensive Kommunikation auf<br />

allen Ebenen.<br />

»Das Besondere an diesem<br />

Chor ist, dass Kinder in<br />

der heutigen Zeit dazu<br />

gebracht werden können<br />

und im Stande sind, auch<br />

schwerer verständliche<br />

geistliche Inhalte mit einer<br />

Ausdruckskraft rüberzubringen,<br />

die absolut<br />

professionell ist und gleichzeitig<br />

schlicht und rührend<br />

wirkt, manche je nach<br />

Inhalt auch erschütternd.«<br />

Uta Walther Klavierlehrerin<br />

thema<br />

»Die schlimmste Strafe für unseren Sohn wäre,<br />

ihn vor Ablauf seiner Zeit aus Windsbach rauszuholen.«<br />

Brigitte Reinard Mutter<br />

1 / <strong>2005</strong> <strong>windsbacher</strong> 7


internat<br />

Internatsfest trotz dunkler Wolken<br />

Irgendwie haben die <strong>Windsbacher</strong> dann doch<br />

immer wieder Glück mit ihrem Internatsfest.<br />

Auch wenn, wie in diesem Jahr, zwischendurch<br />

der Himmel seine Schleusen öffnet, sorgt die<br />

Sonne nur kurze Zeit später wieder für Entspannung.<br />

Schon der Gottesdienst um 10 Uhr in der<br />

Stadtkirche St. Margareta mit der Vorsitzenden<br />

des Kuratoriums, Prof. Johanna Haberer, als<br />

Gastpredigerin war gut besucht – besser sogar<br />

als in den vergangenen Jahren. Die Zahl der<br />

Gottesdienstprogramme (vor allem der fehlenden)<br />

liefert dafür einen genauen Indikator. Über<br />

Mittag und bis in die späten Nachmittagsstunden<br />

sorgte dann ein steter Strom von Gästen für<br />

Leben auf dem Gelände und in den Häusern.<br />

Ein Wermutstropfen für viele war sicher,<br />

dass die abschließende Serenade ohne den<br />

»Chef« Karl-Friedrich Beringer stattfinden musste.<br />

Seine Sänger schlugen sich aber auch ohne<br />

ihn beachtlich und entließen am Ende mit einer<br />

eigenen Version des Grönemeyer-Songs »Männer«<br />

ein bestens gelauntes Publikum. Trotzdem<br />

hoffen natürlich nächstes Jahr alle auf eine<br />

»normale« Serenade und auf ein Windsbach<br />

ohne dunkle Wolken.<br />

8 <strong>windsbacher</strong> 1/ <strong>2005</strong>


Herzlichen Dank für Ihre Treue<br />

Die Fördergesellschaft besteht – ausgehend<br />

von biblischen Zeitbögen<br />

– bisher erst seit kurzem. Jedoch mit<br />

menschlichem Maß gedacht, ist die<br />

Zeitspanne ihrer Existenz längst vorzeigbar.<br />

Noch heute sind mit Ludwig<br />

Fleischmann und Rudolf Streit zwei<br />

der Gründungsmitglieder aus dem<br />

Jahr 1967 dabei. Sie und andere langjährige<br />

Mitglieder sind der Boden, in<br />

dem die Fördergesellschaft wurzelt.<br />

Hieran in gewissen Zeitabständen zu<br />

erinnern, ist unser Ziel. Vielen Dank<br />

für Ihre Treue zum <strong>Windsbacher</strong><br />

<strong>Knabenchor</strong>!<br />

Neue Mitglieder der Fördergesellschaft<br />

Was wäre der <strong>Windsbacher</strong> <strong>Knabenchor</strong> ohne seine Förderer! Neben Patronat und Stiftung ermöglicht<br />

die Fördergesellschaft, dass der Chor seine hohen musikalischen Ansprüche bewahren und ausbauen<br />

kann. Die Fördergesellschaft ist ein gemeinnütziger Verein. Mitgliedsbeiträge und Spenden werden vor<br />

allem für die musikalische Aus- und Fortbildung sowie für die Erziehung und Bildung der Choristen<br />

verwendet. Mitglieder der Fördergesellschaft unterstützen also unmittelbar die Arbeit des Chores. Als<br />

Dankeschön und sozusagen stellvertretend für alle, die den <strong>Windsbacher</strong> <strong>Knabenchor</strong> unterstützen,<br />

begrüßen wir an dieser Stelle recht herzlich die neuen Mitglieder der Fördergesellschaft:<br />

Dr. Jochen Schmick, Limburgerhof · Pfarrer Friedrich Rommel, Neuendettelsau · Prof. Dr. Wolfgang Einsiedler,<br />

Schwabach · Claudia Hofmann, Ebersberg · Christa Hahn, Windsbach · Stephan Güthlein, Erlangen · Eva<br />

Caspary, Neuendettelsau · Renate Kriebel, Neuendettelsau · Dr. Wolfgang und Barbara Goll, Nürnberg · Sven<br />

Egelkraut, Windsbach · Matthias Heubusch, Nordhausen · Ruth M. Beringer, Neuendettelsau<br />

fördergesellschaft<br />

38 Jahre: Marietta und Rudolf Streit, Ludwig Fleischmann,<br />

Hermann Wallner, Gudrun Flier, Waldram Hollfelder,<br />

Dr. Harald Naumann, Dr. Johanna Braun, Dr. Werner Dollinger,<br />

Anna Carl, Christoph Mahla, Margaret Dietlen,<br />

Anneliese Höfer, Dr. Karl Hillermeier, Helmut Hopf,<br />

Horst Bohner, Evamarie Uhlemann, Werner Endres<br />

37 Jahre: Stadt Nürnberg, Sieglinde Rudolph,<br />

Wilhelm Grünwald, Theo und Erika Michael,<br />

Hans Schwarz, Gertrud Bosch<br />

36 Jahre: Gert Groß, Margarete Zink, Hartmut Meier,<br />

Horst Steckel, Dr. Ernst Stichel, Rudolf Feller,<br />

Pfr. Gottfried Lindenberg<br />

35 Jahre: Georg und Karoline Held<br />

34 Jahre: Annegret Bellmann, KMD Hans Thamm<br />

33 Jahre: Friedrich Kiessling, Georg Walter,<br />

Prof. Helmut Joho, Prof. Dr. Wolfgang Ulmer<br />

32 Jahre: Irene Eichert, Helga Möll, Helmtrud Bauer,<br />

Kunigunde Wiesenhütter, Gerhard Hammer<br />

31 Jahre: Annemarie Winter, Edmund Ritzler,<br />

Friedrich Köstner, Albert Koch, Karl Dimmerling,<br />

Siegfried Burghardt, Ingeborg Geistefeldt<br />

30 Jahre: Sigrid Lettenmeier, Rainer Ohms<br />

25 Jahre: Dr. Wolfram Schneider, Prof. Dr. Jürgen Miethke,<br />

Adolf Lorenz, Herbert Nonn<br />

1/ <strong>2005</strong> <strong>windsbacher</strong> 9


aktuell<br />

PATRONAT<br />

Geld fürs Requiem<br />

Das Patronat <strong>Windsbacher</strong> <strong>Knabenchor</strong> investiert seine Fördergelder in diesem<br />

Jahr in zwei Projekte: In die Aufführung des Mozartrequiems in Barcelona<br />

und Nürnberg, sowie in die nach den Ereignissen der vergangenen Monate<br />

dringend nötige Image-Arbeit. Zwei Mal kommt Ende Oktober und Anfang<br />

November das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart zur Aufführung: Am<br />

25. Oktober in Barcelona und am 1. November in der Meistersingerhalle in<br />

Nürnberg. Während für die Konzerte selbst<br />

kostendeckende Verträge ausgehandelt werden<br />

konnten, braucht der Chor für die Reise<br />

nach Barcelona finanzielle Unterstützung.<br />

Das Patronat übernimmt hier die Flugkosten<br />

für Sänger, Solisten und Orchester. Schon im<br />

Frühjahr war im Vorstand die Entscheidung<br />

gefallen, für eine Image-Kampagne des Chores<br />

Werbeprofis zu engagieren. Sie kümmern<br />

sich als erstes um den Internet-Auftritt der<br />

<strong>Windsbacher</strong>, die Nachwuchswerbung, und<br />

überarbeiten dann die verschiedenen Image-<br />

Broschüren von Chor und Internat. Das Projekt<br />

ist zunächst auf ein Jahr angelegt.<br />

Hartmut Kawohl, langjähriger<br />

Instrumentallehrer beim <strong>Knabenchor</strong>,<br />

scheidet mit Ablauf<br />

des Schuljahres aus dem Team<br />

der <strong>Windsbacher</strong> aus. Er verlegt<br />

sein berufliches Standbein<br />

nach Nürnberg und wirkt dort<br />

an der Musikschule (nach den<br />

Worten seines neuen Chefs) als<br />

»musikalische Allzweckwaffe«.<br />

Neben seiner Haupttätigkeit als<br />

Posaunenlehrer wurde ihm auch<br />

die Leitung des Kinderchores der<br />

Musikschule übertragen.<br />

Kawohl absolvierte Mitte der siebziger Jahre seinen<br />

Zivildienst im Internat. Der damalige Direktor, Pfarrer<br />

Friedrich Gagsteiger, regte den passionierten Posaunisten<br />

an, eine Bläsergruppe aufzubauen. Kawohl blieb den<br />

<strong>Windsbacher</strong>n auch nach der Zivildienstzeit treu und<br />

wurde nach Abschluss seines Musikstudiums 1985 auf<br />

Teilzeit angestellt. Mittlerweile hatte seine Ensemble, die<br />

Bester ausländischer Chor:<br />

Im Nachklang zur Südamerika-<br />

Tournee des vergangenen Herbs-<br />

tes erfuhren die »<strong>Windsbacher</strong>«<br />

noch eine besondere Ehrung.<br />

Die »Vereinigung der Musikkri-<br />

tiker Argentiniens« wählten sie<br />

zum »besten ausländischen Chor<br />

des Jahres 2004«. Der Winds-<br />

bacher <strong>Knabenchor</strong> hatte am<br />

5. und 6. November in Buenos<br />

Aires gastiert. Die Kritik sprach<br />

danach von einem »wunderbaren<br />

<strong>Knabenchor</strong>« und rühmte die<br />

»Disziplin, die wunderschöne<br />

Musikalität und den Wohlklang«<br />

des Ensembles.<br />

Abschied nach fast drei Jahrzehnten<br />

»<strong>Windsbacher</strong> Blechbläser«, an sehr ansehnliches<br />

bzw. anhörbares Niveau erreicht. Mit einzelnen<br />

Schülern wie mit der ganzen Bläsergruppe räumte<br />

Kawohl in den folgenden Jahren bis heute immer<br />

wieder vordere Plätze bei »Jugend musiziert« ab.<br />

Eine ganze Reihe von Kawohl-Schülern blieb dem<br />

Instrument auch nach der Schulzeit treu und wurde<br />

Berufsmusiker.<br />

Den Wechsel von Windsbach nach Nürnberg<br />

vollzieht Kawohl mit einem weinenden und einem<br />

lachenden Auge. Immerhin verabschiedet er sich<br />

nach fast drei Jahrzehnten sozusagen von seinen<br />

beruflichen Wurzeln. Zunehmend schwerer aber fiel<br />

ihm in den letzten Jahren, dass für Eltern wie für<br />

Schüler der Instrumentalunterricht oft nicht einmal<br />

mehr die zweite, sondern nur noch die dritte Geige<br />

spielte – nach Schule und Chor. Ganz aus den Augen<br />

verlieren wird Kawohl den Chor und das Internat<br />

dennoch nicht: Sein Privatdomizil steht nur wenige<br />

hundert Meter vom »Kasten« entfernt. Ein »<strong>Windsbacher</strong>«<br />

bleibt Kawohl also auf jeden Fall.<br />

10<br />

<strong>windsbacher</strong> 1/ <strong>2005</strong>


Der Chor<br />

im Spiegel<br />

der Medien<br />

Neun Komponisten aus dem 20. Jahrhundert<br />

sind auf dieser CD vertreten. Von<br />

Hugo Wolfs »Sechs geistlichen Liedern«<br />

für vierstimmigen Chor bis zu Arvo<br />

Pärts Magnificat. Eine musikalische Tour<br />

d´horizon, die der <strong>Windsbacher</strong> <strong>Knabenchor</strong><br />

unter seinem Leiter Karl-Friedrich<br />

Beringer zur klingenden Sternstunde<br />

macht. Stimmkultur, Klangreinheit, klare<br />

Textdeklamation und Präzision sind<br />

bestechend. Das Repertoire für diese<br />

CD ist klug ausgewählt.<br />

BR Kultur aktuell<br />

zur CD »Chormusik des 20. Jahrhunderts<br />

Ein starker Impuls ging vom Jubiläumskonzert der<br />

Erwin-Fricke-Stiftung aus. Weit über den materiellen<br />

Ertrag hinaus stiftete die Initiative eine geradezu<br />

modellhafte Zusammenarbeit herausragender Künstler<br />

aus der eigenen Region – eine attraktive, schöpferische<br />

Ergänzung zu den globalen Glanzlichtern der bevorstehenden<br />

Bachwoche – und eine Sympathieerklärung für<br />

den Dirigenten, für Karl-Friedrich Beringer. Sozusagen<br />

»en famille« konnte Beringer drei gediegene bis schillernde<br />

Solisten aus der <strong>Windsbacher</strong> Talentschmiede<br />

vorstellen, welche eminent zur Lebendigkeit und Farbenpracht<br />

der – zwei glanzvollen Bach-Kantaten beitrugen<br />

– Yosemeh Adjei (Altus), Matthias Heubusch (Tenor) und<br />

Oliver Weidinger (Bassbariton). Vor allem blieb ihnen<br />

der Verkündigungsauftrag des <strong>Knabenchor</strong>es erhalten.<br />

Auch noch so kunstvolle Koloraturen oder verschlungene<br />

Duette vermochten je das kristallklare Textverständnis<br />

zu schmälern.<br />

»Die Nacht ist kommen, drin wir ruhen sollen«. Das Schiff<br />

der Thomaskirche voller Zuhörer, stehen geblieben nach den<br />

Ovationen, mucksmäuschenstill geworden nach den schallenden<br />

Bravo-Rufen, innehaltend nach dem aufbrausenden Applaus.<br />

»Schirm beid, Leib und Seel, unter deine Flügel«. Oben auf der<br />

Empore ein Weltklasse-Ensemble: der <strong>Windsbacher</strong> <strong>Knabenchor</strong>.<br />

Dirigent Karl-Friedrich Beringer hat mit den Kindern an diesem<br />

Samstagabend Unglaubliches geleistet: kaum ein Ton, der es<br />

nicht wert wäre, ihn direkt auf CD festzuhalten, eine Musikalität,<br />

die ihresgleichen sucht. Und kernige Kinderstimmen, die<br />

tragfähig sind und doch zu jedem Zeitpunkt zu einem so homogenen<br />

und anrührenden Klang verschmelzen, dass man aus dem<br />

Staunen gar nicht mehr herauskommt.<br />

»Send uns dein Engel« – mit Max Regers »Nachtlied« als Zugabe<br />

schafft Beringer im letzten Moment noch einen ungefähren<br />

Bezug zum Motto »Bach und die Zukunft«. Im Hauptprogramm<br />

gibt es nämlich nur Bach: die Motette »Jesu meine Freude« und<br />

drei Kantaten (BWV 172, 124, 137). Fröhlich strahlen schon im<br />

einleitenden »Erschallet Ihr Lieder« die hervorragenden Trompeten<br />

der Deutschen Kammervirtuosen Berlin durch den Kirchenraum,<br />

und auch die anderen Instrumentalisten halten auf dem<br />

hohen Niveau locker mit. Wie auch die Solisten, vor allem Sebastian<br />

Bluth mit gut fokussiertem Bass und Markus Ullmann, der<br />

sich allerdings gern um hohe Töne herummogelt. Das haben die<br />

Knaben hinter ihm nicht nötig: Eine so unangreifbare Leistung<br />

gibt es auch bei großen Internationalen Festivals nicht oft.<br />

Leipziger Volkszeitung vom 2. Mai <strong>2005</strong><br />

Der nicht enden wollende Applaus nach dem<br />

Schlusschoral steigerte sich zu einer macht- und<br />

eindrucksvollen Demonstration der Solidarität<br />

für Karl-Friedrich Beringer. An der Integrität des<br />

Maestros hatte es in diesem Kreise offenkundig nie<br />

Zweifel gegeben. Beringer winkte aber souverän<br />

ab, umarmte und ehrte die anderen Mitwirkenden<br />

– und ließ die Musik sprechen. Für Aficionados des<br />

<strong>Knabenchor</strong>es kam ein besonderer Höhepunkt, als<br />

Beringer unter den Zugaben zwei A-cappella-Lieder<br />

von Felix Mendelssohn Bartholdy intonierte:<br />

»Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht« und »0 Täler<br />

weit, o Höhen«. Balsam pur für die Seele. Auch<br />

für die Künstler aus der Region stand das Konzert<br />

unter dem Zeichen der Solidarität, wie bei einem<br />

historischen »Familientreffen«. Der Stern der<br />

»<strong>Windsbacher</strong>« indes leuchtete heller als je zuvor.<br />

Fränkische Landeszeitung vom 7. Juni <strong>2005</strong><br />

presse<br />

1/ <strong>2005</strong> <strong>windsbacher</strong> 11


wochenende<br />

»Boote mit hängenden Beinen und Armen«<br />

Anfang Juli verbrachten<br />

zwölf Knaben und neun<br />

Väter ein gemeinsames<br />

Kanuwochenende auf<br />

der Altmühl. Ein Erleb-<br />

nisbericht von Lukas<br />

Dall‘ Omo:<br />

Um acht Uhr starteten zwei Internatsbusse,<br />

voll gepackt mit Zelten und einer ordentlichen<br />

Portion Proviant. Kurz nach neun<br />

kamen wir in Eichstätt an und trafen auf<br />

Familie Reinard, die dieses Wochenende so<br />

toll organisiert hat. Mit Kentertonnen und<br />

Schwimmwesten ausgerüstet und nach einer<br />

Schnelleinführung ins Paddeln verstauten<br />

wir unser Gepäck wasserdicht. Und dann<br />

ging es auch schon los – anfänglich mit<br />

Schwierigkeiten, wie Zick-Zack-Fahrten, die<br />

nach kurzer Zeit und spektakulären Verrenkungen<br />

meist im ufernahen Gebüsch endeten.<br />

Natürlich blieb es auch nicht aus, dass von<br />

einigen die Tiefe und Temperatur der Altmühl<br />

unfreiwillig aber gründlich erforscht wurde.<br />

Selbst manch Vater blieb von solcher<br />

Erfahrung nicht verschont, was den Rest der<br />

Gruppe naturgemäß besonders freute. Nach<br />

einer kurzen Mittagspause und einem Partnerwechsel<br />

in den Booten fuhren wir weiter<br />

zum bald herbeigesehnten Campingplatz in<br />

Gungolding, wo die meisten trotz anstrengender<br />

18 Kilometer Paddeln ausprobierten,<br />

was man noch alles mit Boot und Schwimmweste<br />

machen kann. Aber als unser Reiseleiter<br />

»Karl« den Grill anschürte, war das für<br />

uns das Signal, schnell die Zelte aufzustellen<br />

und dann gemeinsam zu essen. Nach kurzer<br />

Ruhepause wanderten wir auf einen nahe<br />

gelegenen Hügel, auf dem die Dorfjugendlichen<br />

ein Sonnwendfeuer entzündet hatten.<br />

Ein kurzes Sommergewitter trieb uns bald<br />

darauf zurück zu unseren Zelten, die Wind<br />

und Regen aber sicher trotzten. Nach diesem<br />

Intermezzo zündeten wir unser eigenes<br />

Lagerfeuer an, doch waren die meisten Jungs<br />

bereits so erschöpft, dass sie sich bald freiwillig<br />

ihn ihre Zelte zurückzogen.<br />

Am nächsten Morgen gegen sechs Uhr<br />

wurden wir unsanft von den Pfadfindern<br />

in den Nachbarzelten geweckt. Einige von<br />

uns nutzten die Gelegenheit, ein morgendliches<br />

und sehr erfrischendes Bad in der<br />

Altmühl zu nehmen, während sich andere<br />

noch etwas in ihren Schlafsäcken wälzten.<br />

Jetzt schnell noch einen »Löslichen«<br />

im Plastikbecher ansetzen, zwei Brote für<br />

die Fahrt belegt, die Zelte abgebaut und<br />

den Campingplatz aufgeräumt und schon<br />

konnten wir mit neuem Schwung die<br />

zweite Etappe in Angriff nehmen. 21 Kilometer<br />

galt es diesmal zu bewältigen, und<br />

da alle mittlerweile geübte Paddler waren,<br />

kamen wir in den ersten beiden Stunden<br />

gut voran. Doch langsam machte sich der<br />

anstrengende Vortag bemerkbar und so sah<br />

man immer häufiger Boote mit hängenden<br />

Beinen und Armen. Alle waren froh, als<br />

wir endlich an der Kratzmühle anlegten<br />

und von Frau Reinard und Frau Paulsteiner<br />

mit Kuchen empfangen wurden. Die Jungs<br />

brauchten wiederum nur eine kurze Erholung,<br />

bevor es in den Kratzweiher ging, der<br />

doch erheblich wärmer war als die Altmühl.<br />

Um 17 Uhr ging es dann endgültig<br />

zurück nach Windsbach, wo ein harmonisches,<br />

abwechlungs- und erlebnisreiches<br />

Wochenende für die Väter und Knaben endete,<br />

das man nur weiterempfehlen kann.<br />

Nochmals danke an alle Organisatoren und<br />

Mithelfer.<br />

12 <strong>windsbacher</strong> 1/ <strong>2005</strong>


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KONZERTKALENDER<br />

Do. 29. 9. 05 19 Uhr, Windsbach: Chorandacht<br />

Do. 6. 10. 05 19 Uhr, Immeldorf: Chorandacht<br />

Fr. 7. 10. 05 19 Uhr, Nürnberg, St. Lorenz: Motette<br />

Fr. 14. 10. 05<br />

Di. 25. 10. 05<br />

Di. 1. 11. 05<br />

19 Uhr, Neumarkt, Reitstadel: Motetten, Lieder und Lieder<br />

ohne Worte; Solist: Paul Sturm (Klavier) – Patronatskonzert<br />

Barcelona, L‘ auditorio: BWV 199 »Mein Herze schwimmt im Blut«<br />

(Solokantate für Sopran), BWV 227 Motette »Jesu, meine Freude«,<br />

Mozart Requiem d-moll (KV 626); Ruth Ziesak (Sopran), Rebecca<br />

Martin (Alt), Thomas Cooley (Tenor), Thomas Laske (Bass)<br />

20 Uhr, Nürnberg, Meistersingerhalle: Programm siehe 25.10.05<br />

Tel. 09 11/ 558 00<br />

Fr. 25. 11. 05 19 Uhr, Nürnberg, St. Lorenz: Motette<br />

Mi. 30. 11. 05<br />

So. 4. 12. 05<br />

17 Uhr, Polling, Bibliothekssaal Kloster Polling: Weihnachtliche<br />

Lieder mit Orgel und Trompete; Prof. Friedemann Winklhofer<br />

(Orgel), Trompete N. N.<br />

15 Uhr, Nürnberg, St. Jakob: Weihnachtskonzert für die Sparkasse;<br />

Silke Aichhorn (Harfe), Klaus Schamberger (Rezitator)<br />

Do. 8. 12. 05 17 Uhr, Heilsbronn, Sparkasse: Weihnachtliche Chormusik<br />

Sa. 10. 1 2. 05<br />

Mo. 12. 1 2. 05<br />

Di. 13. 1 2. 05<br />

Mi. 14. 1 2. 05<br />

Fr. 16. 12. 05<br />

Sa. 17. 12. 05<br />

So. 18. 12. 05<br />

Mo. 19. 12. 05<br />

Di. 20. 12. 05<br />

Mi. 21. 12. 05<br />

16.30 Uhr, Ansbach und 20.30 Uhr, Ansbach, St. Johannis: Weihnachten<br />

in Europa (BR-Fernsehproduktion) Tel. 09 11 / 655 02 22<br />

20 Uhr, Dresden, Frauenkirche: »In dulci jubilo« – Weihnachtliche<br />

Motetten und Liedsätze mit festlicher Instrumentalmusik; Joachim<br />

Pliquett (Trompete), Arvid Gast (Orgel)<br />

Tel. 03 51 / 491 17 66, bd-fk@semperoper.de<br />

19.30 Uhr, Glashütte, Atrium in der Uhrenmanufaktur:<br />

»In dulci jubilo« Tel. 03 50 53 / 462 38<br />

19 Uhr, Frankfurt am Main, Commerzbank-Zentrale:<br />

»In dulci jubilo«<br />

19.30 Uhr, Nürnberg, Frankenhalle: »Sternstunden-Gala <strong>2005</strong>«<br />

(BR-Livesendung) Tel. 089 / 54 81 81 81<br />

17 Uhr, Schweinfurt, Johanniskirche: »In dulci jubilo«<br />

Tel. 097 21 / 47 02 - 0 oder Tel. 097 21 / 700 60<br />

17 Uhr, Rothenburg ob der Tauber, St. Jakobs-Kirche:<br />

»In dulci jubilo« Tel. 098 61 / 404 - 800<br />

19.30 Uhr, Ansbach, St. Gumbertus: »In dulci jubilo«<br />

Tel. 09 81 / 970 40 - 0<br />

19.30 Uhr, Ansbach, St. Gumbertus: »In dulci jubilo«<br />

Tel. 09 81 / 970 40 - 0<br />

20 Uhr, Darmstadt, Stadtkirche: »In dulci jubilo«<br />

www.philharmonie-merck.de<br />

CHOR UND STUDIENHEIM<br />

Heinrich-Brandt-Straße 18<br />

91575 Windsbach<br />

Zentraler Ruf (098 71) 708 - 0<br />

Chorbüro<br />

Karl-Friedrich Beringer Chorleiter - 200<br />

Uli Sauerbier Sekretariat - 200<br />

chorbuero@<strong>windsbacher</strong>-knabenchor.de<br />

Fax Chorbüro - 222<br />

Studienheim<br />

Thomas Miederer Direktor - 116<br />

direktor@<strong>windsbacher</strong>-knabenchor.de<br />

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Fax Studienheim - 129<br />

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Vorsitzender · Mail: hans-guenther.bonk@hvb.de<br />

Manfred Häßlein (098 71) 93 44<br />

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Dekan Horst Heißmann (098 71) 387<br />

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Albrecht-Dürer Straße 15<br />

91217 Hersbruck<br />

Beatrice Kappler (091 51) 48 31<br />

Patronatsbeauftragte<br />

KapplerBeatrice@aol.com<br />

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IMPRESSUM<br />

herausgegeben von der Fördergesellschaft <strong>Windsbacher</strong><br />

<strong>Knabenchor</strong> zusammen mit dem <strong>Windsbacher</strong> <strong>Knabenchor</strong><br />

- Chor und Studienheim<br />

Redaktion: Thomas Miederer (verantwortlich),<br />

Hans-Günther Bonk, Christian Topp<br />

Gestaltung: Christian Topp, München<br />

Druck: Kilian-Druck, Sigmundstraße 45c, 90431 Nürnberg<br />

Der Druckerei und den Anzeigenpartnern herzlichen Dank<br />

für ihre großzügige Unterstützung des Projekts.<br />

<strong>windsbacher</strong> 1/ <strong>2005</strong>


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