windsbacher 1-2005 - Windsbacher Knabenchor
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<strong>windsbacher</strong><br />
Chor und Studienheim<br />
Leipzig, Bach und<br />
höchstes Lob<br />
Die <strong>Windsbacher</strong> zu<br />
Gast in der Heimat<br />
der Thomaner.<br />
Seite 4<br />
Aus dem Inhalt<br />
Was Windsbach<br />
ausmacht<br />
Ein Bericht von<br />
der Konsultation<br />
Anfang Juli.<br />
Seite 6 und 7<br />
»Boote mit hängenden<br />
Beinen und Armen«<br />
Ein erlebnisreiches<br />
Kanuwochenende im<br />
Altmühltal.<br />
Seite 12<br />
1 / <strong>2005</strong><br />
magazin
2<br />
editorial<br />
The day after<br />
Ein gewaltiger Sturm ist über den <strong>Knabenchor</strong> hinweggerast. Ein Jahr<br />
dauerten nun die Vorwürfe, Behauptungen, Verdächtigungen, Verleumdungen.<br />
Alle möglichen Dienststellen und Ämter, die mit dem Studienheim und<br />
dem <strong>Knabenchor</strong> zu tun haben, wurden auf den Plan gerufen. Allen Nachfragen<br />
wurde wahrheitsgetreu geantwortet. Und es erfolgte Entlastung auf der<br />
ganzen Linie. Die vielen Anfragen brachten große Mehrarbeit für das Haus,<br />
und auch für die Mitarbeitenden und die Bewohner und Choristen immer<br />
wieder unnötige Aufregungen. Den Löwenanteil der anfallenden Arbeiten<br />
und Verhandlungen trugen Johanna Haberer, die Vorsitzende des Kuratoriums,<br />
und Thomas Miederer als Direktor des Studienheims. An dieser Stelle<br />
spreche ich beiden persönlich und im Namen des Vorstandes einen herzlichen<br />
Dank aus.<br />
Nach den für Karl-Friedrich Beringer entlastenden Ergebnissen der<br />
staatsanwaltlichen Ermittlungen wurde ich schon öfters gefragt: »Ist jetzt<br />
wieder alles in Ordnung?« Ich kann darauf nur sagen: »Schön wäre es. Das<br />
Wasser der Sturmflut ist weg, doch danach werden die angerichteten Schäden<br />
erst so richtig sichtbar.« Der Sturm der Anschuldigungen und Verdächtigungen<br />
gegenüber Karl-Friedrich Beringer hat sich scheinbar gelegt. Doch die<br />
Schäden für die Choristen und Mitarbeitenden im Internat und Chorbereich<br />
wie auch für das Ansehen des Chores im In- und Ausland sind gewaltig. Und<br />
es gibt hier immer noch viel Bedarf an Gesprächen.<br />
Dazu kommt, dass das Haus und der Chor sich für die Zukunft und die<br />
zunehmend schwierigeren Bedingungen aufstellen müssen. Vorstand und<br />
Kuratorium haben sich dazu schon seit der Ankündigung des »G 8« Gedanken<br />
gemacht. Um diese Gedanken und das dazu gehörende pädagogische Profil<br />
umzusetzen, braucht es Ruhe. Wir hoffen, dass im kommenden Schuljahr<br />
an der Verwirklichung intensiv gearbeitet werden kann. Dabei ist für uns<br />
wichtig, dass wir weitere Spender und Förderer für das Internat und den<br />
Chor gewinnen. Chor und Internat gehören zusammen, keines ist ohne das<br />
andere lebensfähig. Daher gilt es einerseits, auch unter den jetzt schwierigen<br />
Bedingungen das Niveau des Chores zu halten und weiter auszubauen, und<br />
andererseits den Choristen und anderen Internatsbewohnern ein Zuhause<br />
in einem Ambiente zu bieten, das ihnen für ihre schulische und persönliche<br />
Entwicklung genügend Raum gibt und so ihre emotionale, rationale und<br />
künstlerische Kompetenz fördert.<br />
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern des Magazins eine frohe und<br />
erholsame Ferienzeit.<br />
Dekan Horst Heißmann Vorstandsvorsitzender <strong>Windsbacher</strong> <strong>Knabenchor</strong><br />
Titel: Der Chor vor dem Bach-Denkmal in Leipzig. <strong>windsbacher</strong> 1/ <strong>2005</strong>
STUDIENHEIM<br />
Erziehungsbereich wird verstärkt<br />
Der Erziehungsbereich im Internat wird für das neue Schuljahr noch einmal verstärkt.<br />
Zusätzlich zu zwei Erzieherinnen im Berufsanerkennungsjahr und einer Absolventin des<br />
freiwilligen sozialen Jahres kommt der Rummelsberger Diakon Michael Goller ins Team.<br />
Den letzten Ausbildungsabschnitt zur Erzieherin absolvieren Sandra Bauer und Melanie<br />
Schubert. Frau Bauer stammt aus Dietenhofen und studierte an der Fachakademie<br />
für Sozialpädagogik in Neuendettelsau. Neben Fahrradfahren und kreativem Gestalten<br />
gibt sie unter der Rubrik Hobbies »mein Hund« an. Damit tritt sie in die Fußstapfen von<br />
Frau Hecht, die im vergangenen Schuljahr oft mit ihrem Vierbeiner zum Dienst erschien<br />
(genauso wie die Erzieher-«Oldies« Walter Roob und Rainer Ohms). Eher musisch ausgerichtet<br />
ist Melanie Schubert aus Gunzenhausen. Sie spielt Schlagzeug und Gitarre und<br />
tanzt. Frau Schubert kommt von der Fachakademie für Sozialpädagogik in Gunzenhausen.<br />
Mit Katharina Ott aus Marktbreit-Gnodstadt beschäftigt das Studienheim erstmals<br />
eine Absolventin des freiwilligen sozialen Jahres. Frau Ott hat gerade ihr Abitur gemacht<br />
und nimmt die Zeit im Internat für die Berufsfindung. Sie schwankt zwischen Lehramt<br />
und Pädagogik. Der Alltag mit den Kindern und Jugendlichen soll ihr Aufschluss geben,<br />
wo ihre Fähigkeiten und Interessen wirklich liegen.<br />
Diakon Michael Goller kommt für zunächst ein Jahr nach Windsbach. Nach zwei<br />
Operationen und dadurch bedingter längerer beruflicher Auszeit ermöglicht Rummelsberg<br />
ihm hier die berufliche Wiedereingliederung. Goller,<br />
Jahrgang 1963, war nach seiner Ausbildung an der<br />
Fachakademie der »Rummelsberger« in verschiedenen<br />
Gemeinden als Jugenddiakon tätig. Mit ihm sollen vor<br />
allem die von vielen Eltern immer wieder angemahnten<br />
»außerordentlichen« Freizeitmaßnahmen abgedeckt<br />
werden, für die im normalen Alltag in der Regel zu<br />
wenig Zeit, vor allem aber zu wenig Personal zur Verfügung<br />
steht.<br />
Sandra Bauer<br />
Rotarier spenden für Stipendien: Eine unerwartete und<br />
großzügige Finanzspritze erhielten Chor und Studienheim von den<br />
Nürnberger Rotary-Clubs. Anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens<br />
spendeten sie 40.000 Euro für einen Stipendien-Fonds. Mit dem Geld<br />
sollen in den nächsten Jahren finanzschwache Familien unterstützt<br />
werden, die die Internatsgebühren (immerhin 510 Euro pro Monat) aus<br />
eigener Kraft nicht aufbringen können. Mehr als 70.000 Euro jährlich<br />
überweist schon die Fördergesellschaft für Stipendien und andere fi-<br />
nanzielle Hilfen. Das reicht aber kaum noch aus, um den Bedarf zu de-<br />
cken. Die schlechte wirtschaftliche Lage macht auch vor den Sängerfa-<br />
milien nicht Halt. Immer mehr müssen den Antrag auf ein Stipendium<br />
stellen, damit der Sohn ein »<strong>Windsbacher</strong>« werden oder bleiben kann.<br />
Die Spende der Nürnberger Rotarier verschafft Chor und Internat nun<br />
ein wenig Luft, um begabte Kinder halten zu können.<br />
Diakon Michael Goller<br />
Melanie Schubert<br />
aktuell<br />
1/ <strong>2005</strong> <strong>windsbacher</strong> 3
4<br />
aktuell<br />
Leipzig, Bach und höchstes Lob<br />
Die Messlatte lag hoch: Zum Auftakt des Leipziger<br />
Bachfestes hatten die Thomaner bei ihrem »Heimspiel«<br />
in der Nikolaikirche ein Konzert abgeliefert,<br />
das die Kritik als »sensationell« einstufte. Nur zwei<br />
Tage später stellten sich die <strong>Windsbacher</strong> dem<br />
direkten Vergleich mit ihren Sänger-Kollegen und<br />
–Rivalen. Kantaten sowie die Bach-Motette »Jesu<br />
meine Freude« standen auf dem Programm.<br />
Die Spannung war im Vorfeld des Auftritts mit<br />
Händen zu greifen. Zum einen natürlich, weil die<br />
Wirkungsstätte Johann-Sebastian Bachs nicht<br />
irgendein Konzertort ist. Zum anderen aber auch,<br />
weil Ende April der Ausgang der staatsanwaltschaftlichen<br />
Ermittlungen gegen »Chef« Beringer<br />
noch völlig offen war. Zeitweise lagen die Nerven<br />
ziemlich blank.<br />
Doch gerade in dieser schwierigen Situation<br />
bewiesen Chor und Chorleiter ihre Professionalität.<br />
In den eineinhalb Stunden auf der Orgelempore der<br />
Nikolaikirche boten sie eine Leistung, die alle dunklen<br />
Wolken vergessen ließ. Mit einem makellosen<br />
Konzert zogen die <strong>Windsbacher</strong> das sachkundige<br />
Publikum in ihren Bann und ließen die Leipziger<br />
Volkszeitung von der »jungen Weltelite« schwärmen.<br />
Die Begeisterung war auch in im Internet-Forum<br />
des Bachfestes nachzulesen. Eine Besucherin<br />
schrieb: »Der Chor! Klasse Jungs! Da war kein<br />
Wackler, keine Ermüdung in den Sopranen zum<br />
Ende hin – einfach unglaublich! Die schreien nicht,<br />
die singen. Da höre ich, dass sie die musikalischen<br />
Phrasen verstanden haben, dass eine Stimmgruppe<br />
auf die andere wartet. Die Bässe sind ganz<br />
stolz, wenn sie mal richtig schön grollen dürfen,<br />
und die Tenöre würden andere Chöre sicher gern<br />
Die <strong>Windsbacher</strong> auf der Empore der Leipziger Thomaskirche.<br />
abwerben – mühelose Höhen, engagierte Menschen (wir saßen auf<br />
der Empore auf gleicher Höhe und konnten auch schön gucken). Uns<br />
gegenüber auf der anderen Empore saß Biller (der Thomaskantor; die<br />
Red.), der hätte den Thomanerchor bestimmt auch gern so gut …<br />
Karl-Friedrich Beringer dirigiert eigentlich nur seine Jungs, das Orchester<br />
muss sehen, wie es klar kommt, die scheinen aber öfter zusammen<br />
zu arbeiten, und es klappt ja auch.<br />
Kantate: BWV 124 »Meinen Jesum lass ich nicht«. Wieder gleiche<br />
Eindrücke: Chor ist wundervoll. Noch eins drauf: Eine Motette,<br />
BWV 227, »Jesu meine Freude«. Ein Monster, das so viel Konzentration<br />
erfordert, ich war schon nach dem Hören völlig fertig, aber<br />
alles ging gut. Übrigens nicht a cappella, sondern mit Begleitung.<br />
Ich wusste gar nicht, wohin mit mir nach dem Konzert. Kinderchöre<br />
werden ja immer frenetisch gefeiert, aber hier war es wirklich zu<br />
Recht. Die Zugabe haute mich dann völlig weg – das »Nachtlied«<br />
von Reger. Meine Entscheidung ist jetzt ganz klar: Ich will ganz viele<br />
Söhne, die ich alle nach Windsbach schicke … «<br />
Na dann: Herzlich willkommen!<br />
Zum dritten Mal feierte das Evang.-Luth. Studienheim in Windsbach eine<br />
eigene Konfirmation. Drei Schüler der 8. Klasse hatten sich entschieden, dieses<br />
Angebot anzunehmen: Aron Ferenczy (vorne links), Michael Weigelt (mitte links)<br />
und Martin Graner (hinten). Sie wurden von Pfarrer Jürgen Henrich im Rahmen ei-<br />
nes festlichen Gottesdienstes in der Gottesruhkapelle eingesegnet. Reto Winkelsen<br />
und Maximilian Rüb hatte sich schon vorher in ihren eigenen Kirchengemeinden<br />
konfirmieren lassen, wirkten aber in Windsbach als Assistenten mit. Die Famili-<br />
en der drei Konfirmanden trafen sich nach dem Gottesdienst im Studienheim zu<br />
einem kleinen Empfang, den Mitglieder des Elternbeirates organisierten. Für viele<br />
war es die erste Begegnung mit dem Sängerinternat, und sie nahmen die Gelegen-<br />
heit wahr, sich ausführlich über das Leben im »Kasten« informieren zu lassen.<br />
<strong>windsbacher</strong> 1 / <strong>2005</strong>
Hohe Kunst für Augen,<br />
Ohren und den Gaumen<br />
»Musik und Kunst« hatten die mittelfränkischen Sparkassen, der<br />
Hauptsponsor der <strong>Windsbacher</strong>, ihre Einladung an Kunden von<br />
Treuchtlingen bis Erlangen überschrieben und mit einem »Blick<br />
hinter die Kulissen des <strong>Windsbacher</strong> <strong>Knabenchor</strong>es« geworben.<br />
Knapp 200 Gäste folgten am 9. Juni der Einladung. Sie erlebten<br />
ein buntes, hochklassiges und kontrastreiches Programm.<br />
Paul Sturm zum Beispiel, langjähriger Klavierbegleiter der<br />
<strong>Windsbacher</strong>, spielte sich mit dem Chor die Themen und Melodien<br />
der Stücke zu. In Form einer Live-Performance entstanden<br />
zur Musik grafische Kleinodien des »Malers vom Altmühlsee«,<br />
Reinhard Zimmermann. Das Besondere: Über eine fest installierte<br />
Kamera und einen Projektor konnte man die Entstehung der<br />
kleinen Kunstwerke Strich für Strich verfolgen. Oft wussten sich<br />
die Zuhörer und -schauer im vollbesetzten Hans-Thamm-Saal<br />
gar nicht recht zu entscheiden, wohin sie ihre Augen wenden<br />
sollten: Auf die Leinwand, wo die Musik sichtbar Form und Farbe<br />
bekam? Auf die großen und kleinen Sänger, die sich in bunten<br />
<strong>Windsbacher</strong> T-Shirts so ganz unkonventionell, aber ungeheuer<br />
präsent präsentierten? Oder auf den Chorleiter?<br />
Mehr als nur ein Rahmenprogramm bot schon bei der Ankunft<br />
der Gäste und dann während des festlichen Abendessens das<br />
Thomas-Fink-Trio. Von Evergreens á la »Ich weiß, es wird einmal<br />
ein Wunder geschehn« bis zu Bizets »Carmen« gaben die drei<br />
würdigen Herren jedem Titel eine besondere Note und setzten<br />
ihm swingende, jazzige Farbtupfer auf. Krönender musikalischer<br />
Abschluss war schließlich ein Mitternachtskonzert der Percussionistin<br />
Babette Haag. Trotz der späten Stunde faszinierte sie<br />
mit einer Demonstration der rhythmischen und klanglichen<br />
Möglichkeiten von Vibraphon, Marimbaphon, kleinen Becken,<br />
Pauken und Trommeln.<br />
Kunstwerke ganz eigener Art hatte die Küche des Studienheimes<br />
vorbereitet: Zander- und Lachsfilet, gefüllte Kräuterlende,<br />
eingelegte Zucchini, marinierte Pilze, Spinat-Biskuitrollen mit<br />
Lachs und Fischplatten. »Absolut hochklassig«, lautete das einhellige<br />
Urteil. Am Ende<br />
nahm jeder die Erkenntnis<br />
mit nach Hause, dass<br />
»Windsbach« nicht nur im<br />
Blick auf die Chormusik<br />
höchsten Ansprüchen<br />
gerecht wird.<br />
Neuer Schwung<br />
mit N-ERGIE<br />
Die Presse lief wegen der damals<br />
erneut erhobenen Vorwürfe gegen<br />
Karl-Friedrich Beringer gerade heiß,<br />
als der«Chef« und seine <strong>Windsbacher</strong><br />
den ersten Auftritt mit dem neuen<br />
Co-Sponsor N-ERGIE zu absolvieren<br />
hatten: Zwei Konzerte Ende Januar,<br />
das erste im ehrwürdigen Nürnberger<br />
Uhrenhaus, das zweite in der Uffenheimer<br />
St.-Johannes-Kirche. Und<br />
als ob diese Situation nicht schon<br />
schwierig genug gewesen wäre, fiel<br />
kurz vor dem Konzert der als Solist<br />
engagierte Percussionist Stefan Gagelmann<br />
krankheitsbedingt aus.<br />
Es ist der N-ERGIE AG hoch anzurechnen,<br />
dass sie angesichts der sich<br />
abzeichnenden Entwicklung (monatelange<br />
Ermittlungen gegen Beringer) zu<br />
den getroffenen Sponsorenvereinbarungen<br />
stand. Mehr noch: Die Offiziellen<br />
von N-ERGIE ließen beim Auftaktkonzert<br />
in Nürnberg keinen Zweifel<br />
daran, dass der Chorleiter ihr volles<br />
Vertrauen genießt. Die <strong>Windsbacher</strong><br />
dankten es ihnen mit zwei Konzerten,<br />
die eine echte Werbung für das Ensemble<br />
und seinen Sponsor waren.<br />
Als Glücksgriff entpuppte sich<br />
dabei die für Stefan Gagelmann eingesprungene<br />
Percussionistin Babette<br />
Haag. Mit überschäumendem Temperament<br />
und unglaublicher Präzision<br />
bearbeitete sie ihre Instrumente und<br />
erklärte daneben launig Wirkungsweisen<br />
und Möglichkeiten von Vibra- und<br />
Marimbaphon oder die spezifischen<br />
Erkennungsmerkmale ihres Berufsstandes:<br />
»Wenn Sie Menschen mit solchen<br />
Handflächen sehen, dann wissen<br />
Sie in Zukunft: Ah, ein Percussionist.«<br />
Die Chemie zwischen ihr und den<br />
<strong>Windsbacher</strong>n stimmte auf Anhieb<br />
und führte schon zu einem weiteren<br />
Engagement bei »Kunst und Musik«<br />
(siehe nebenstehenden Bericht).<br />
aktuell<br />
1/ <strong>2005</strong> <strong>windsbacher</strong> 5
thema<br />
Was Windsbach ausmacht<br />
Anfang Juli luden Vorstand und<br />
Kuratorium zu einer Konsultation<br />
ein, um mit Vertretern<br />
verschiedener Gruppen über den<br />
Chor, sein Profil und seine Wahr-<br />
nehmung zu reden. Ein Bericht<br />
von Thomas Miederer.<br />
»Ich stamme aus einfachen<br />
Verhältnissen.<br />
Windsbach bedeutete<br />
für mich den sozialen<br />
Aufstieg ins Bildungsbürgertum.<br />
Der Preis<br />
dafür war eine schleichende<br />
Entfremdung<br />
vom Elternhaus.«<br />
Pfarrer Norbert Ellinger Ehemaliger<br />
»In Windsbach muss<br />
man ziemlich schnell<br />
selbstständig werden,<br />
weil keine Mami<br />
da ist, die alles für<br />
einen macht.«<br />
David Reimann Schüler<br />
Wunden lecken oder produktiv mit der Krise umgehen?<br />
Vor dieser Entscheidung standen die Verantwortlichen<br />
in Vorstand und Kuratorium, nachdem die Staatsanwaltschaft<br />
das Verfahren gegen Chorleiter Karl-Friedrich<br />
Beringer eingestellt hatte. Sie entschieden sich<br />
für das Letztere und taten Anfang Juli den ersten<br />
Schritt, indem sie Vertreter aus Elternschaft und<br />
Schule, aus dem Erziehungs- und dem Chorbereich,<br />
von ehemaligen und aktuellen <strong>Windsbacher</strong>n sowie<br />
als pädagogische Fachleute die Erlanger Professoren<br />
Max Liedtke und Eckart Liebau zu einer Konsultation<br />
einluden. Mit in der Runde saß auch der Regionalbischof<br />
des Kirchenkreises Ansbach-Würzburg, Helmut<br />
Völkel, der auf diese Weise die Verbundenheit und<br />
»kritische Solidarität« der Landeskirche zu Windsbach<br />
dokumentierte.<br />
Persönliche Statements der Teilnehmer<br />
»Was macht Windsbach aus, und was macht es<br />
aus mir?«, hieß das Thema, dem sich jeder Teilnehmer<br />
mit einem persönlichen Statement stellte. Schon hier<br />
wurde ein breiter Konsens darüber sichtbar, dass die<br />
Arbeit in Chor und Studienheim grundsätzlich positiv<br />
zu bewerten sei. Das Leben im Internat erziehe zu<br />
Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein, das Engagement<br />
im Chor zu Verantwortungs- und Leistungsbewusstsein.<br />
Die Schülervertreter betonten auch die<br />
großen Freiheiten, die sie in Windsbach hätten. Von<br />
den Ehemaligen wies der Münchner Pfarrer Norbert Ellinger<br />
darauf hin, dass Windsbach vielen Kindern und<br />
Jugendlichen Bildungs- und Aufstiegschancen eröffne,<br />
6 <strong>windsbacher</strong> 1/ <strong>2005</strong>
die ihnen sonst verschlossen blieben. Die Kehrseite sei<br />
eine gewisse Entfremdung vom Herkunftsmilieu und<br />
auch vom Elternhaus. Mit einer Ausnahme betonten<br />
alle Teilnehmer die zentrale Bedeutung der Chorarbeit<br />
für das <strong>Windsbacher</strong> Erziehungswerk. Der Moderator<br />
des Nachmittags, Prof. Dr. Eckart Liebau, hob die verschiedenen<br />
Aspekte dieser Arbeit hervor: Die umfassende<br />
Erfahrung der Leiblichkeit, die Einübung in die<br />
Sozialität und die ästhetische Erziehung.<br />
Unterschiedlich bewerteten die Teilnehmer die Rolle<br />
der <strong>Windsbacher</strong> als kirchliche Einrichtung. Während<br />
jeder dem Verkündigungsauftrag des Ensembles<br />
zustimmte, warnte Prof. Dr. Max Liedtke davor, den<br />
Chor einseitig als »Chor der Kirche« darzustellen. Dies<br />
werde seiner Rolle in der Region und im überregionalen<br />
Kulturleben nicht gerecht. Gleichzeitig bestehe<br />
die Gefahr, potenzielle Sänger aus kirchlich weniger<br />
oder überhaupt nicht gebundene Familien von einem<br />
Engagement in Windsbach abzuschrecken. Allgemein<br />
angemahnt wurden nach den negativen Nachrichten<br />
des vergangenen (Schul-)Jahres »vertrauensbildende<br />
Maßnahmen« und eine intensive Kommunikation auf<br />
allen Ebenen.<br />
»Das Besondere an diesem<br />
Chor ist, dass Kinder in<br />
der heutigen Zeit dazu<br />
gebracht werden können<br />
und im Stande sind, auch<br />
schwerer verständliche<br />
geistliche Inhalte mit einer<br />
Ausdruckskraft rüberzubringen,<br />
die absolut<br />
professionell ist und gleichzeitig<br />
schlicht und rührend<br />
wirkt, manche je nach<br />
Inhalt auch erschütternd.«<br />
Uta Walther Klavierlehrerin<br />
thema<br />
»Die schlimmste Strafe für unseren Sohn wäre,<br />
ihn vor Ablauf seiner Zeit aus Windsbach rauszuholen.«<br />
Brigitte Reinard Mutter<br />
1 / <strong>2005</strong> <strong>windsbacher</strong> 7
internat<br />
Internatsfest trotz dunkler Wolken<br />
Irgendwie haben die <strong>Windsbacher</strong> dann doch<br />
immer wieder Glück mit ihrem Internatsfest.<br />
Auch wenn, wie in diesem Jahr, zwischendurch<br />
der Himmel seine Schleusen öffnet, sorgt die<br />
Sonne nur kurze Zeit später wieder für Entspannung.<br />
Schon der Gottesdienst um 10 Uhr in der<br />
Stadtkirche St. Margareta mit der Vorsitzenden<br />
des Kuratoriums, Prof. Johanna Haberer, als<br />
Gastpredigerin war gut besucht – besser sogar<br />
als in den vergangenen Jahren. Die Zahl der<br />
Gottesdienstprogramme (vor allem der fehlenden)<br />
liefert dafür einen genauen Indikator. Über<br />
Mittag und bis in die späten Nachmittagsstunden<br />
sorgte dann ein steter Strom von Gästen für<br />
Leben auf dem Gelände und in den Häusern.<br />
Ein Wermutstropfen für viele war sicher,<br />
dass die abschließende Serenade ohne den<br />
»Chef« Karl-Friedrich Beringer stattfinden musste.<br />
Seine Sänger schlugen sich aber auch ohne<br />
ihn beachtlich und entließen am Ende mit einer<br />
eigenen Version des Grönemeyer-Songs »Männer«<br />
ein bestens gelauntes Publikum. Trotzdem<br />
hoffen natürlich nächstes Jahr alle auf eine<br />
»normale« Serenade und auf ein Windsbach<br />
ohne dunkle Wolken.<br />
8 <strong>windsbacher</strong> 1/ <strong>2005</strong>
Herzlichen Dank für Ihre Treue<br />
Die Fördergesellschaft besteht – ausgehend<br />
von biblischen Zeitbögen<br />
– bisher erst seit kurzem. Jedoch mit<br />
menschlichem Maß gedacht, ist die<br />
Zeitspanne ihrer Existenz längst vorzeigbar.<br />
Noch heute sind mit Ludwig<br />
Fleischmann und Rudolf Streit zwei<br />
der Gründungsmitglieder aus dem<br />
Jahr 1967 dabei. Sie und andere langjährige<br />
Mitglieder sind der Boden, in<br />
dem die Fördergesellschaft wurzelt.<br />
Hieran in gewissen Zeitabständen zu<br />
erinnern, ist unser Ziel. Vielen Dank<br />
für Ihre Treue zum <strong>Windsbacher</strong><br />
<strong>Knabenchor</strong>!<br />
Neue Mitglieder der Fördergesellschaft<br />
Was wäre der <strong>Windsbacher</strong> <strong>Knabenchor</strong> ohne seine Förderer! Neben Patronat und Stiftung ermöglicht<br />
die Fördergesellschaft, dass der Chor seine hohen musikalischen Ansprüche bewahren und ausbauen<br />
kann. Die Fördergesellschaft ist ein gemeinnütziger Verein. Mitgliedsbeiträge und Spenden werden vor<br />
allem für die musikalische Aus- und Fortbildung sowie für die Erziehung und Bildung der Choristen<br />
verwendet. Mitglieder der Fördergesellschaft unterstützen also unmittelbar die Arbeit des Chores. Als<br />
Dankeschön und sozusagen stellvertretend für alle, die den <strong>Windsbacher</strong> <strong>Knabenchor</strong> unterstützen,<br />
begrüßen wir an dieser Stelle recht herzlich die neuen Mitglieder der Fördergesellschaft:<br />
Dr. Jochen Schmick, Limburgerhof · Pfarrer Friedrich Rommel, Neuendettelsau · Prof. Dr. Wolfgang Einsiedler,<br />
Schwabach · Claudia Hofmann, Ebersberg · Christa Hahn, Windsbach · Stephan Güthlein, Erlangen · Eva<br />
Caspary, Neuendettelsau · Renate Kriebel, Neuendettelsau · Dr. Wolfgang und Barbara Goll, Nürnberg · Sven<br />
Egelkraut, Windsbach · Matthias Heubusch, Nordhausen · Ruth M. Beringer, Neuendettelsau<br />
fördergesellschaft<br />
38 Jahre: Marietta und Rudolf Streit, Ludwig Fleischmann,<br />
Hermann Wallner, Gudrun Flier, Waldram Hollfelder,<br />
Dr. Harald Naumann, Dr. Johanna Braun, Dr. Werner Dollinger,<br />
Anna Carl, Christoph Mahla, Margaret Dietlen,<br />
Anneliese Höfer, Dr. Karl Hillermeier, Helmut Hopf,<br />
Horst Bohner, Evamarie Uhlemann, Werner Endres<br />
37 Jahre: Stadt Nürnberg, Sieglinde Rudolph,<br />
Wilhelm Grünwald, Theo und Erika Michael,<br />
Hans Schwarz, Gertrud Bosch<br />
36 Jahre: Gert Groß, Margarete Zink, Hartmut Meier,<br />
Horst Steckel, Dr. Ernst Stichel, Rudolf Feller,<br />
Pfr. Gottfried Lindenberg<br />
35 Jahre: Georg und Karoline Held<br />
34 Jahre: Annegret Bellmann, KMD Hans Thamm<br />
33 Jahre: Friedrich Kiessling, Georg Walter,<br />
Prof. Helmut Joho, Prof. Dr. Wolfgang Ulmer<br />
32 Jahre: Irene Eichert, Helga Möll, Helmtrud Bauer,<br />
Kunigunde Wiesenhütter, Gerhard Hammer<br />
31 Jahre: Annemarie Winter, Edmund Ritzler,<br />
Friedrich Köstner, Albert Koch, Karl Dimmerling,<br />
Siegfried Burghardt, Ingeborg Geistefeldt<br />
30 Jahre: Sigrid Lettenmeier, Rainer Ohms<br />
25 Jahre: Dr. Wolfram Schneider, Prof. Dr. Jürgen Miethke,<br />
Adolf Lorenz, Herbert Nonn<br />
1/ <strong>2005</strong> <strong>windsbacher</strong> 9
aktuell<br />
PATRONAT<br />
Geld fürs Requiem<br />
Das Patronat <strong>Windsbacher</strong> <strong>Knabenchor</strong> investiert seine Fördergelder in diesem<br />
Jahr in zwei Projekte: In die Aufführung des Mozartrequiems in Barcelona<br />
und Nürnberg, sowie in die nach den Ereignissen der vergangenen Monate<br />
dringend nötige Image-Arbeit. Zwei Mal kommt Ende Oktober und Anfang<br />
November das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart zur Aufführung: Am<br />
25. Oktober in Barcelona und am 1. November in der Meistersingerhalle in<br />
Nürnberg. Während für die Konzerte selbst<br />
kostendeckende Verträge ausgehandelt werden<br />
konnten, braucht der Chor für die Reise<br />
nach Barcelona finanzielle Unterstützung.<br />
Das Patronat übernimmt hier die Flugkosten<br />
für Sänger, Solisten und Orchester. Schon im<br />
Frühjahr war im Vorstand die Entscheidung<br />
gefallen, für eine Image-Kampagne des Chores<br />
Werbeprofis zu engagieren. Sie kümmern<br />
sich als erstes um den Internet-Auftritt der<br />
<strong>Windsbacher</strong>, die Nachwuchswerbung, und<br />
überarbeiten dann die verschiedenen Image-<br />
Broschüren von Chor und Internat. Das Projekt<br />
ist zunächst auf ein Jahr angelegt.<br />
Hartmut Kawohl, langjähriger<br />
Instrumentallehrer beim <strong>Knabenchor</strong>,<br />
scheidet mit Ablauf<br />
des Schuljahres aus dem Team<br />
der <strong>Windsbacher</strong> aus. Er verlegt<br />
sein berufliches Standbein<br />
nach Nürnberg und wirkt dort<br />
an der Musikschule (nach den<br />
Worten seines neuen Chefs) als<br />
»musikalische Allzweckwaffe«.<br />
Neben seiner Haupttätigkeit als<br />
Posaunenlehrer wurde ihm auch<br />
die Leitung des Kinderchores der<br />
Musikschule übertragen.<br />
Kawohl absolvierte Mitte der siebziger Jahre seinen<br />
Zivildienst im Internat. Der damalige Direktor, Pfarrer<br />
Friedrich Gagsteiger, regte den passionierten Posaunisten<br />
an, eine Bläsergruppe aufzubauen. Kawohl blieb den<br />
<strong>Windsbacher</strong>n auch nach der Zivildienstzeit treu und<br />
wurde nach Abschluss seines Musikstudiums 1985 auf<br />
Teilzeit angestellt. Mittlerweile hatte seine Ensemble, die<br />
Bester ausländischer Chor:<br />
Im Nachklang zur Südamerika-<br />
Tournee des vergangenen Herbs-<br />
tes erfuhren die »<strong>Windsbacher</strong>«<br />
noch eine besondere Ehrung.<br />
Die »Vereinigung der Musikkri-<br />
tiker Argentiniens« wählten sie<br />
zum »besten ausländischen Chor<br />
des Jahres 2004«. Der Winds-<br />
bacher <strong>Knabenchor</strong> hatte am<br />
5. und 6. November in Buenos<br />
Aires gastiert. Die Kritik sprach<br />
danach von einem »wunderbaren<br />
<strong>Knabenchor</strong>« und rühmte die<br />
»Disziplin, die wunderschöne<br />
Musikalität und den Wohlklang«<br />
des Ensembles.<br />
Abschied nach fast drei Jahrzehnten<br />
»<strong>Windsbacher</strong> Blechbläser«, an sehr ansehnliches<br />
bzw. anhörbares Niveau erreicht. Mit einzelnen<br />
Schülern wie mit der ganzen Bläsergruppe räumte<br />
Kawohl in den folgenden Jahren bis heute immer<br />
wieder vordere Plätze bei »Jugend musiziert« ab.<br />
Eine ganze Reihe von Kawohl-Schülern blieb dem<br />
Instrument auch nach der Schulzeit treu und wurde<br />
Berufsmusiker.<br />
Den Wechsel von Windsbach nach Nürnberg<br />
vollzieht Kawohl mit einem weinenden und einem<br />
lachenden Auge. Immerhin verabschiedet er sich<br />
nach fast drei Jahrzehnten sozusagen von seinen<br />
beruflichen Wurzeln. Zunehmend schwerer aber fiel<br />
ihm in den letzten Jahren, dass für Eltern wie für<br />
Schüler der Instrumentalunterricht oft nicht einmal<br />
mehr die zweite, sondern nur noch die dritte Geige<br />
spielte – nach Schule und Chor. Ganz aus den Augen<br />
verlieren wird Kawohl den Chor und das Internat<br />
dennoch nicht: Sein Privatdomizil steht nur wenige<br />
hundert Meter vom »Kasten« entfernt. Ein »<strong>Windsbacher</strong>«<br />
bleibt Kawohl also auf jeden Fall.<br />
10<br />
<strong>windsbacher</strong> 1/ <strong>2005</strong>
Der Chor<br />
im Spiegel<br />
der Medien<br />
Neun Komponisten aus dem 20. Jahrhundert<br />
sind auf dieser CD vertreten. Von<br />
Hugo Wolfs »Sechs geistlichen Liedern«<br />
für vierstimmigen Chor bis zu Arvo<br />
Pärts Magnificat. Eine musikalische Tour<br />
d´horizon, die der <strong>Windsbacher</strong> <strong>Knabenchor</strong><br />
unter seinem Leiter Karl-Friedrich<br />
Beringer zur klingenden Sternstunde<br />
macht. Stimmkultur, Klangreinheit, klare<br />
Textdeklamation und Präzision sind<br />
bestechend. Das Repertoire für diese<br />
CD ist klug ausgewählt.<br />
BR Kultur aktuell<br />
zur CD »Chormusik des 20. Jahrhunderts<br />
Ein starker Impuls ging vom Jubiläumskonzert der<br />
Erwin-Fricke-Stiftung aus. Weit über den materiellen<br />
Ertrag hinaus stiftete die Initiative eine geradezu<br />
modellhafte Zusammenarbeit herausragender Künstler<br />
aus der eigenen Region – eine attraktive, schöpferische<br />
Ergänzung zu den globalen Glanzlichtern der bevorstehenden<br />
Bachwoche – und eine Sympathieerklärung für<br />
den Dirigenten, für Karl-Friedrich Beringer. Sozusagen<br />
»en famille« konnte Beringer drei gediegene bis schillernde<br />
Solisten aus der <strong>Windsbacher</strong> Talentschmiede<br />
vorstellen, welche eminent zur Lebendigkeit und Farbenpracht<br />
der – zwei glanzvollen Bach-Kantaten beitrugen<br />
– Yosemeh Adjei (Altus), Matthias Heubusch (Tenor) und<br />
Oliver Weidinger (Bassbariton). Vor allem blieb ihnen<br />
der Verkündigungsauftrag des <strong>Knabenchor</strong>es erhalten.<br />
Auch noch so kunstvolle Koloraturen oder verschlungene<br />
Duette vermochten je das kristallklare Textverständnis<br />
zu schmälern.<br />
»Die Nacht ist kommen, drin wir ruhen sollen«. Das Schiff<br />
der Thomaskirche voller Zuhörer, stehen geblieben nach den<br />
Ovationen, mucksmäuschenstill geworden nach den schallenden<br />
Bravo-Rufen, innehaltend nach dem aufbrausenden Applaus.<br />
»Schirm beid, Leib und Seel, unter deine Flügel«. Oben auf der<br />
Empore ein Weltklasse-Ensemble: der <strong>Windsbacher</strong> <strong>Knabenchor</strong>.<br />
Dirigent Karl-Friedrich Beringer hat mit den Kindern an diesem<br />
Samstagabend Unglaubliches geleistet: kaum ein Ton, der es<br />
nicht wert wäre, ihn direkt auf CD festzuhalten, eine Musikalität,<br />
die ihresgleichen sucht. Und kernige Kinderstimmen, die<br />
tragfähig sind und doch zu jedem Zeitpunkt zu einem so homogenen<br />
und anrührenden Klang verschmelzen, dass man aus dem<br />
Staunen gar nicht mehr herauskommt.<br />
»Send uns dein Engel« – mit Max Regers »Nachtlied« als Zugabe<br />
schafft Beringer im letzten Moment noch einen ungefähren<br />
Bezug zum Motto »Bach und die Zukunft«. Im Hauptprogramm<br />
gibt es nämlich nur Bach: die Motette »Jesu meine Freude« und<br />
drei Kantaten (BWV 172, 124, 137). Fröhlich strahlen schon im<br />
einleitenden »Erschallet Ihr Lieder« die hervorragenden Trompeten<br />
der Deutschen Kammervirtuosen Berlin durch den Kirchenraum,<br />
und auch die anderen Instrumentalisten halten auf dem<br />
hohen Niveau locker mit. Wie auch die Solisten, vor allem Sebastian<br />
Bluth mit gut fokussiertem Bass und Markus Ullmann, der<br />
sich allerdings gern um hohe Töne herummogelt. Das haben die<br />
Knaben hinter ihm nicht nötig: Eine so unangreifbare Leistung<br />
gibt es auch bei großen Internationalen Festivals nicht oft.<br />
Leipziger Volkszeitung vom 2. Mai <strong>2005</strong><br />
Der nicht enden wollende Applaus nach dem<br />
Schlusschoral steigerte sich zu einer macht- und<br />
eindrucksvollen Demonstration der Solidarität<br />
für Karl-Friedrich Beringer. An der Integrität des<br />
Maestros hatte es in diesem Kreise offenkundig nie<br />
Zweifel gegeben. Beringer winkte aber souverän<br />
ab, umarmte und ehrte die anderen Mitwirkenden<br />
– und ließ die Musik sprechen. Für Aficionados des<br />
<strong>Knabenchor</strong>es kam ein besonderer Höhepunkt, als<br />
Beringer unter den Zugaben zwei A-cappella-Lieder<br />
von Felix Mendelssohn Bartholdy intonierte:<br />
»Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht« und »0 Täler<br />
weit, o Höhen«. Balsam pur für die Seele. Auch<br />
für die Künstler aus der Region stand das Konzert<br />
unter dem Zeichen der Solidarität, wie bei einem<br />
historischen »Familientreffen«. Der Stern der<br />
»<strong>Windsbacher</strong>« indes leuchtete heller als je zuvor.<br />
Fränkische Landeszeitung vom 7. Juni <strong>2005</strong><br />
presse<br />
1/ <strong>2005</strong> <strong>windsbacher</strong> 11
wochenende<br />
»Boote mit hängenden Beinen und Armen«<br />
Anfang Juli verbrachten<br />
zwölf Knaben und neun<br />
Väter ein gemeinsames<br />
Kanuwochenende auf<br />
der Altmühl. Ein Erleb-<br />
nisbericht von Lukas<br />
Dall‘ Omo:<br />
Um acht Uhr starteten zwei Internatsbusse,<br />
voll gepackt mit Zelten und einer ordentlichen<br />
Portion Proviant. Kurz nach neun<br />
kamen wir in Eichstätt an und trafen auf<br />
Familie Reinard, die dieses Wochenende so<br />
toll organisiert hat. Mit Kentertonnen und<br />
Schwimmwesten ausgerüstet und nach einer<br />
Schnelleinführung ins Paddeln verstauten<br />
wir unser Gepäck wasserdicht. Und dann<br />
ging es auch schon los – anfänglich mit<br />
Schwierigkeiten, wie Zick-Zack-Fahrten, die<br />
nach kurzer Zeit und spektakulären Verrenkungen<br />
meist im ufernahen Gebüsch endeten.<br />
Natürlich blieb es auch nicht aus, dass von<br />
einigen die Tiefe und Temperatur der Altmühl<br />
unfreiwillig aber gründlich erforscht wurde.<br />
Selbst manch Vater blieb von solcher<br />
Erfahrung nicht verschont, was den Rest der<br />
Gruppe naturgemäß besonders freute. Nach<br />
einer kurzen Mittagspause und einem Partnerwechsel<br />
in den Booten fuhren wir weiter<br />
zum bald herbeigesehnten Campingplatz in<br />
Gungolding, wo die meisten trotz anstrengender<br />
18 Kilometer Paddeln ausprobierten,<br />
was man noch alles mit Boot und Schwimmweste<br />
machen kann. Aber als unser Reiseleiter<br />
»Karl« den Grill anschürte, war das für<br />
uns das Signal, schnell die Zelte aufzustellen<br />
und dann gemeinsam zu essen. Nach kurzer<br />
Ruhepause wanderten wir auf einen nahe<br />
gelegenen Hügel, auf dem die Dorfjugendlichen<br />
ein Sonnwendfeuer entzündet hatten.<br />
Ein kurzes Sommergewitter trieb uns bald<br />
darauf zurück zu unseren Zelten, die Wind<br />
und Regen aber sicher trotzten. Nach diesem<br />
Intermezzo zündeten wir unser eigenes<br />
Lagerfeuer an, doch waren die meisten Jungs<br />
bereits so erschöpft, dass sie sich bald freiwillig<br />
ihn ihre Zelte zurückzogen.<br />
Am nächsten Morgen gegen sechs Uhr<br />
wurden wir unsanft von den Pfadfindern<br />
in den Nachbarzelten geweckt. Einige von<br />
uns nutzten die Gelegenheit, ein morgendliches<br />
und sehr erfrischendes Bad in der<br />
Altmühl zu nehmen, während sich andere<br />
noch etwas in ihren Schlafsäcken wälzten.<br />
Jetzt schnell noch einen »Löslichen«<br />
im Plastikbecher ansetzen, zwei Brote für<br />
die Fahrt belegt, die Zelte abgebaut und<br />
den Campingplatz aufgeräumt und schon<br />
konnten wir mit neuem Schwung die<br />
zweite Etappe in Angriff nehmen. 21 Kilometer<br />
galt es diesmal zu bewältigen, und<br />
da alle mittlerweile geübte Paddler waren,<br />
kamen wir in den ersten beiden Stunden<br />
gut voran. Doch langsam machte sich der<br />
anstrengende Vortag bemerkbar und so sah<br />
man immer häufiger Boote mit hängenden<br />
Beinen und Armen. Alle waren froh, als<br />
wir endlich an der Kratzmühle anlegten<br />
und von Frau Reinard und Frau Paulsteiner<br />
mit Kuchen empfangen wurden. Die Jungs<br />
brauchten wiederum nur eine kurze Erholung,<br />
bevor es in den Kratzweiher ging, der<br />
doch erheblich wärmer war als die Altmühl.<br />
Um 17 Uhr ging es dann endgültig<br />
zurück nach Windsbach, wo ein harmonisches,<br />
abwechlungs- und erlebnisreiches<br />
Wochenende für die Väter und Knaben endete,<br />
das man nur weiterempfehlen kann.<br />
Nochmals danke an alle Organisatoren und<br />
Mithelfer.<br />
12 <strong>windsbacher</strong> 1/ <strong>2005</strong>
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Fr. 7. 10. 05 19 Uhr, Nürnberg, St. Lorenz: Motette<br />
Fr. 14. 10. 05<br />
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Di. 1. 11. 05<br />
19 Uhr, Neumarkt, Reitstadel: Motetten, Lieder und Lieder<br />
ohne Worte; Solist: Paul Sturm (Klavier) – Patronatskonzert<br />
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(Solokantate für Sopran), BWV 227 Motette »Jesu, meine Freude«,<br />
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Mi. 30. 11. 05<br />
So. 4. 12. 05<br />
17 Uhr, Polling, Bibliothekssaal Kloster Polling: Weihnachtliche<br />
Lieder mit Orgel und Trompete; Prof. Friedemann Winklhofer<br />
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Di. 13. 1 2. 05<br />
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19.30 Uhr, Glashütte, Atrium in der Uhrenmanufaktur:<br />
»In dulci jubilo« Tel. 03 50 53 / 462 38<br />
19 Uhr, Frankfurt am Main, Commerzbank-Zentrale:<br />
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19.30 Uhr, Nürnberg, Frankenhalle: »Sternstunden-Gala <strong>2005</strong>«<br />
(BR-Livesendung) Tel. 089 / 54 81 81 81<br />
17 Uhr, Schweinfurt, Johanniskirche: »In dulci jubilo«<br />
Tel. 097 21 / 47 02 - 0 oder Tel. 097 21 / 700 60<br />
17 Uhr, Rothenburg ob der Tauber, St. Jakobs-Kirche:<br />
»In dulci jubilo« Tel. 098 61 / 404 - 800<br />
19.30 Uhr, Ansbach, St. Gumbertus: »In dulci jubilo«<br />
Tel. 09 81 / 970 40 - 0<br />
19.30 Uhr, Ansbach, St. Gumbertus: »In dulci jubilo«<br />
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20 Uhr, Darmstadt, Stadtkirche: »In dulci jubilo«<br />
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<strong>Knabenchor</strong> zusammen mit dem <strong>Windsbacher</strong> <strong>Knabenchor</strong><br />
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Redaktion: Thomas Miederer (verantwortlich),<br />
Hans-Günther Bonk, Christian Topp<br />
Gestaltung: Christian Topp, München<br />
Druck: Kilian-Druck, Sigmundstraße 45c, 90431 Nürnberg<br />
Der Druckerei und den Anzeigenpartnern herzlichen Dank<br />
für ihre großzügige Unterstützung des Projekts.<br />
<strong>windsbacher</strong> 1/ <strong>2005</strong>
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