Befangenheitskatalog
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S CHWERPUNKTAUSGABE FÜR STADT-, G EMEINDE- UND O RTSCHAFTSRÄTE BWGZ 12/2009<br />
<strong>Befangenheitskatalog</strong><br />
Nachstehend sind die typischen Fälle des Mitwirkungsverbot<br />
wegen Befangenheit nach § 18 GemO aufgeführt. Dabei<br />
ist zu berücksichtigen, dass Befangenheit nicht nur dann<br />
ausgelöst wird, wenn der ehrenamtlich Tätige selbst von der<br />
Entscheidung betroffen ist; vielmehr tritt das Mitwirkungsverbot<br />
auch dann ein, wenn die Entscheidung den in § 18 Abs. 1 und<br />
Abs. 2 Nr. 1 bis 3 GemO genannten Dritten einen unmittelbaren<br />
Vorteil oder Nachteil bringen kann. Da das Eingreifen des<br />
gesetzlichen Verbots vielfach auch von den näheren Umständen<br />
des Einzelfalles abhängt, ist es nicht möglich, von vornherein und<br />
allgemeingültig alle Befangenheitsfälle schematisch zu erfassen.<br />
Maßgebend sind letztendlich immer die Verhältnisse im Einzelfall.<br />
Soweit also im konkreten Fall atypische, vom allgemeinen<br />
gesetzlichen Tatbestand abweichende Sachverhalte vorliegen,<br />
können sich andere Folgerungen ergeben.<br />
Abgaben/Abgabepflichtiger<br />
Entscheidungen in Einzelangelegenheiten<br />
(Rechtsbehelfe, Stundung, Niederschlagung,<br />
Erlass u. ä.) können für den betroffenen Abgabepflichtigen<br />
(Schuldner, Haftende) unmittelbare<br />
Vorteile oder Nachteile bringen. Damit<br />
ist Befangenheit gegeben. Dies gilt auch<br />
für Steuerberater, wenn sie in der Angelegenheit<br />
für den Abgabenpflichtigen tätig sind<br />
(§ 18 Abs. 2 Nr. 4 GemO). Keine Befangenheit<br />
liegt vor bei allgemeinen Festsetzungen,<br />
zum Beispiel in Abgabesatzungen oder Festsetzung<br />
von Hebesätzen.<br />
Abrundungssatzung bzw. Ergänzungssatzung<br />
nach § 34 Abs. 4<br />
Satz 1 Nr. 3 BauGB<br />
Grundstückseigentümer, dinglich Berechtigte<br />
sind befangen, weil mit der Satzung Grundstücke/Grundstücksteile<br />
in Ortsteile nach<br />
§ 34 BauGB einbezogen und Nutzungsrechte<br />
nach Maßgabe des § 34 BauGB geschaffen<br />
werden (Unmittelbarkeit).<br />
Siehe auch Angehörige, Gesellschafter.<br />
Adoptierte<br />
Adoptierte sind wie andere eheliche Kinder<br />
befangen bzw. können bei Angehörigen<br />
nach § 18 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 GemO Befangenheit<br />
auslösen. Bei im Zeitpunkt der Adoption<br />
Minderjährigen tritt Verwandtschaft<br />
und Schwägerschaft wie bei leiblichen Kin-<br />
dern ein; bei Volljährigen besteht Verwandtschaft<br />
nur zu den Annehmenden. Die Verwandtschaft<br />
und Schwägerschaft vor der<br />
Adoption erlischt.<br />
Aktiengesellschaften<br />
Aktiengesellschaften sind Unternehmen i.S.d.<br />
§ 18 Abs. 2 Nr. 2, 2. Halbsatz GemO.<br />
Siehe deshalb Aufsichtsratsmitglieder, Vorstand,<br />
Angehörige.<br />
Aktionäre<br />
Aktionäre sind nicht befangen, es sei denn,<br />
sie gehören dem Vorstand (§ 18 Abs. 1 Nr. 4<br />
bzw. Abs. 2 Nr. 2 GemO) oder dem Aufsichtsrat<br />
an (§ 18 Abs. 2 GemO Nr. 2).<br />
Altstadtsatzung<br />
Siehe örtliche Bauvorschrift.<br />
Angehörige<br />
Ein ehrenamtlich Tätiger ist nicht nur befangen,<br />
wenn die Angelegenheit ihm selbst einen unmittelbaren<br />
Vor- oder Nachteil bringen kann, sondern<br />
auch, wenn dies für den in § 18 Abs. 1<br />
Nrn. 1 bis 3 GemO bestimmten Personenkreis<br />
zutrifft. Dazu zählen Ehegatten (jedoch nicht<br />
der geschiedene Ehegatte), eingetragene Lebenspartner<br />
nach dem Lebenspartnerschaftsgesetz<br />
(LPartG) während der eingetragenen<br />
Lebenspartnerschaft, Eltern, Großeltern, Onkel,<br />
Tanten, Urgroßeltern, Kinder, Enkel, Urenkel,<br />
Neffen, Nichten, Schwager und Schwägerinnen.<br />
Verwandte eines eingetragenen Lebenspartners<br />
gelten nach § 11 LPartG als mit<br />
dem anderen Lebenspartner verschwägert und<br />
sind deshalb bis zum zweiten Grad bei Befangenheitsfragen<br />
zu berücksichtigen. Entgegen<br />
der Vorschriften des BGB führt Schwägerschaft<br />
nach der Auflösung einer Ehe durch Scheidung<br />
oder Tod nicht mehr zur Befangenheit. Cousins<br />
und Cousinen sind miteinander im vierten Grad<br />
verwandt und somit nicht befangen. Halbgeschwister<br />
(ein gemeinsamer Elternteil) sind im<br />
2. Grad Seitenlinie verwandt. Stiefgeschwister<br />
(kein gemeinsamer Elternteil) sind nicht verwandt,<br />
es sei denn Adoption.<br />
Siehe Adoption.<br />
Siehe dazu auch Schaubild und eheähnliche<br />
Lebensgemeinschaft.<br />
Außerdem sind ehrenamtlich Tätige auch<br />
dann befangen, wenn ihr Ehegatte, der eingetragene<br />
Lebenspartner nach LPartG oder<br />
Verwandte ersten Grades (Eltern bzw. Kinder)<br />
Gesellschafter einer Handelsgesellschaft<br />
oder Mitglied eines Organs eines rechtlich<br />
selbständigen Unternehmens sind und die<br />
Entscheidung dieser Gesellschaft/diesem<br />
Unternehmen einen unmittelbaren Vorteil<br />
oder Nachteil bringen kann. Ausnahme wiederum<br />
bei Mitgliedschaft im Organ als Vertreter<br />
oder auf Vorschlag der Gemeinde.<br />
Siehe auch Aufsichtsratsmitglieder, Genossenschaften,<br />
Gesellschafter.<br />
Angrenzer<br />
Siehe Bausachen, Bebauungsplan.<br />
Anstalten – Selbstständige des öffentlichen<br />
Rechts –<br />
Organmitglieder sind bei unmittelbaren möglichen<br />
Vorteilen oder Nachteilen für die Anstalt<br />
befangen, sofern sie dem Organ nicht<br />
als Vertreter/oder auf Vorschlag der Gemeinde<br />
angehören (§ 18 Abs. 2 Nr. 3 GemO).<br />
Siehe auch Sparkasse.<br />
Arbeitnehmer<br />
Arbeitnehmer sind befangen in Angelegenheiten<br />
ihres Arbeitgebers, es sei denn, sie<br />
weisen im Einzelfall nach, dass ein Interes-<br />
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BWGZ 12/2009 S CHWERPUNKTAUSGABE FÜR S TADT-, G EMEINDE- UND O RTSCHAFTSRÄTE<br />
senwiderstreit in der Angelegenheit nicht<br />
anzunehmen ist. Sie sind nicht befangen,<br />
wenn die Angelegenheit nicht den Arbeitgeber,<br />
sondern etwa einen anderen Arbeitnehmer<br />
dieses Arbeitgebers, zum Beispiel den<br />
Vorgesetzten des Arbeitnehmers betrifft; dasselbe<br />
gilt, wenn kein unmittelbarer Vor- oder<br />
Nachteil für den Arbeitgeber möglich ist, bei<br />
der Verteilung von Wohnungsbaumitteln sind<br />
zum Beispiel Arbeiter einer Baufirma nicht<br />
befangen. Arbeitnehmer der Gemeinde (Arbeiter)<br />
sind bei Gemeindeangelegenheiten<br />
grundsätzlich nicht befangen. Natürlich in<br />
eigenen Angelegenheiten bzw. in Angelegenheiten<br />
der Angehörigen.<br />
Siehe Angehörige.<br />
Architekt<br />
Bei Architekten besteht Befangenheit nach<br />
§ 18 Abs. 2 Nr. 4 GemO, wenn es um das<br />
gemeindliche Einvernehmen zu einem Bauvorhaben<br />
geht, das von einem dem Gemeinderat<br />
bzw. einem Ausschuss angehörenden<br />
Architekten geplant wurde bzw. die<br />
Bauleitung übernommen werden wird.<br />
Siehe auch Ausschreibung, Bausachen, Bebauungsplan,<br />
Erschließung, Flächennutzungsplan,<br />
Grundstücksangelegenheiten,<br />
Vergabe.<br />
Aufsichtsratsmitglieder<br />
Aufsichtsratsmitglieder sind befangen, wenn<br />
die Entscheidung geeignet ist, „ihrem“ Unternehmen<br />
Vorteile oder Nachteile zu erbringen,<br />
soweit sie nicht von der Gemeinde<br />
auf Vorschlag oder als Vertreter der Gemeinde<br />
in den Aufsichtsrat entsandt worden<br />
sind.<br />
Siehe auch Bebauungsplan.<br />
Ausschreibung von VOB-Leistungen<br />
Bei Entscheidungen, ob Leistungen öffentlich<br />
oder beschränkt ausgeschrieben werden<br />
sollen, ist ein Ratsmitglied als Unternehmer<br />
nicht befangen, wenn er die geforderte<br />
Leistung anbieten könnte. Befangenheit liegt<br />
– bei beschränkter Ausschreibung – dann<br />
vor, wenn bei der Entscheidung über den<br />
Kreis der Unternehmer, die zum Angebot<br />
aufgefordert werden sollen, bereits feststeht,<br />
dass der Unternehmer zur Abgabe eines<br />
Angebots aufgefordert werden soll.<br />
In diesem Fall siehe auch Arbeitnehmer, Vergabe.<br />
Ausschüsse des Gemeinderats<br />
Es gelten die Befangenheitsbestimmungen<br />
des § 18 GemO, auch für beschließende<br />
und beratende Ausschüsse. Bei der Bestellung<br />
der Ausschussmitglieder gibt es keine<br />
Befangenheit zu berücksichtigen – § 18<br />
Abs. 3 GemO.<br />
Basen/Cousinen<br />
Basen/Cousinen können keine Befangenheit<br />
auslösen, weil sie nicht mehr von den<br />
verwandtschaftlichen Befangenheitsgründen<br />
erfasst sind. Diese reichen nur bis zum<br />
dritten Verwandtschaftsgrad, während Cousinen<br />
im vierten Grad miteinander verwandt<br />
sind.<br />
Siehe Angehörige.<br />
Baugenossenschaft<br />
Sowohl bei der Rechtsform der GmbH wie<br />
auch der Genossenschaft ist der Vorstand<br />
befangen, auch bei Betreuungsvorhaben<br />
der Baugenossenschaft (§ 18 Abs. 1 Nr. 4<br />
GemO). Mitglieder, die nicht dem Vorstand<br />
angehören oder auf die sich das Vorhaben<br />
selbst nicht bezieht, die also nicht Bauerwerber<br />
sind, sind nicht befangen.<br />
Siehe auch Aufsichtsrat, Bebauungsplan,<br />
Genossenschaften.<br />
Bausachen<br />
Bei Bauanträgen, Bauvorhaben, Bauvoranfragen<br />
u.ä. sind die Antragsteller, Grundstückseigentümer,<br />
dinglich Berechtigte, Angrenzer<br />
nach § 55 LBO, Nachbarn im baurechtlichen<br />
Sinne und Personen, die Rechtsbehelfe<br />
eingelegt haben, sowie deren<br />
Ehegatten, Angehörige nach § 18 Abs. 1<br />
Nr. 2 und 3 GemO befangen.<br />
Architekten sind befangen, wenn sie durch<br />
Planfertigung o.ä. tätig gewesen sind (§ 18<br />
Abs. 2 Nr. 4 GemO). Dies gilt auch für deren<br />
Sozii. Arbeitnehmer des Architekten<br />
sind nur befangen, wenn sie selbst mit der<br />
Bearbeitung des Bauantrags u.ä. befasst<br />
waren (§ 18 Abs. 2 Nr. 4 GemO). Architekten<br />
sind auch befangen, wenn sie vom Bauherrn<br />
mit der Wahrnehmung seiner Interessen<br />
beauftragt worden sind (Bevollmächtigung<br />
nach § 18 Abs. 1 Nr. 4 GemO). Die<br />
Ehefrau oder Verwandte/Verschwägerte<br />
eines Architekten sind jedoch im vorliegenden<br />
Fall nicht befangen, weil § 18 Abs. 2<br />
Nr. 4 GemO nicht auf Angehörige anzuwenden<br />
ist. Unternehmer sind befangen,<br />
wenn sie durch Bauverträge (Vorverträge)<br />
an der Maßnahme beteiligt sind; nicht allgemein<br />
schon, wenn sie an dem Vorhaben<br />
interessiert sind. Arbeitnehmer des Unternehmers<br />
sind dann in solchen Fällen ebenfalls<br />
befangen (§ 18 Abs. 2 Nr. 1 GemO).<br />
Mieter und Pächter sind grundsätzlich nicht<br />
befangen.<br />
Siehe auch Arbeitnehmer, Angehörige, Gesellschafter,<br />
Vermessungsingenieur.<br />
Bebauungsplan<br />
Im Bebauungsplanverfahren (vom Aufstellungsbeschluss<br />
bis zum Satzungsbeschluss)<br />
sind Grundstückseigentümer stets befangen.<br />
Sind juristische Personen Grundstückseigentümer<br />
vgl. Gesellschafter, Vorstand, Aufsichtsräte.<br />
Gleiches gilt für Inhaber dinglicher<br />
Rechte, die zur Nutzung des im Plangebiet<br />
liegenden Grundstücks berechtigen<br />
(Erbbaurecht). Dies gilt allgemein, nicht nur<br />
wenn der Grundstückseigentümer durch einen<br />
konkret begünstigenden Inhalt betroffen<br />
ist, also nicht nur wenn qualitativ durch Maß<br />
oder Art der Bebauung oder quantitativ<br />
durch Flächenausweisungen vom bisher geltenden<br />
Recht abweichende Regelungen festgelegt<br />
werden, sondern auch wenn die<br />
bisherige Nutzung nur festgeschrieben und<br />
abgesichert wird. Dies kann auch noch gelten,<br />
wenn das Grundstück schon als Bauplatz<br />
verkauft ist, die Bauplatzeigenschaft<br />
aber erst durch den Bebauungsplan geschaffen<br />
wird. Auch unmittelbar an den<br />
Planbereich angrenzende oder nur durch<br />
eine Straße von ihm getrennte Nachbarn<br />
können davon noch betroffen sein (Einzelfallprüfung).<br />
Bei der Behandlung von Alternativstandorten<br />
im Bebauungsplanverfahren, zum Beispiel<br />
für eine öffentliche Einrichtung, liegt<br />
keine Befangenheit vor. Beim Aufstellungsbeschluss<br />
ist nur noch der Grundstückseigentümer<br />
unmittelbar betroffen, der Grundstücke<br />
am Standort hat. Grundstückseigentümer,<br />
die früher mit ihren Grundstücken als<br />
Standort in der Diskussion waren und mit<br />
der endgültigen Festsetzung eine Absage<br />
erhalten, sind nicht befangen (nähere Einzelheiten<br />
BWGZ 1992, 184).<br />
Mieter und Pächter im betreffenden Gebiet<br />
können im Einzelfall befangen sein, wenn<br />
sie in einem eigentumsähnlichen Recht nach<br />
Artikel 14 GG beeinträchtigt werden<br />
(BWGZ 1982, 552). Die Entscheidung des<br />
VGH Baden-Württemberg vom 28.6.1996,<br />
wonach ein Sonderinteresse u.a. bereits zu<br />
bejahen ist, wenn der Betroffene als Mieter<br />
im Geltungsbereich eines Bebauungsplanes<br />
seinen Lebensmittelpunkt hat, bezieht sich<br />
auf einen ganz speziellen Einzelfall und<br />
kann somit nicht verallgemeinert werden<br />
(dazu auch BWGZ 2000, S. 260). Der Vorstand/Aufsichtsräte<br />
u.a. Organmitglieder<br />
einer Gesellschaft/Genossenschaft/ Bauge-<br />
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nossenschaft sind nur befangen, wenn diese<br />
Grundstücke im Bebauungsplangebiet haben,<br />
nicht schon als Betreuungsunternehmen.<br />
Grundstücksmakler sind – falls nicht nach<br />
§ 18 Abs. 1 GemO allgemein befangen –<br />
nur befangen, wenn sie für Grundstücke im<br />
Bebauungsplangebiet Aufträge haben<br />
(§ 18 Abs. 2 Nr. 4 GemO). Baubewerber<br />
sind befangen, wenn ihre Bewerbungen eindeutig<br />
sind oder schon Zusagen erteilt wurden.<br />
Architekten sind befangen, wenn sie<br />
Planungs- oder Bauleitungsaufträge haben.<br />
Sobald und sofern Sonderinteresse vorliegt,<br />
führt dies auch zu einem Mitwirkungsverbot<br />
in allen Phasen des Bebauungsplanes, also<br />
vom Aufstellungsbeschluss bis zum Satzungsbeschluss.<br />
Gleichwohl kommt es für<br />
die Wirksamkeit des Bebauungsplanes<br />
grundsätzlich nur darauf an, dass der abschließende<br />
Satzungsbeschluss wirksam<br />
gefasst wurde.<br />
Mit anderen Worten, ein Bebauungsplan ist<br />
nicht schon deshalb nichtig, weil vor dem<br />
Satzungsbeschluss irrtümlich ein Befangener<br />
mitgewirkt hat. Eine unzulässige Mitwirkung<br />
befangener Gemeinderatsmitglieder<br />
in einem früheren Verfahrensabschnitt könnte<br />
allerdings im Einzelfall Auswirkungen auf<br />
das nachfolgende Verfahren haben, wenn<br />
es mit dem Fehler gleichsam „infiziert“ ist,<br />
also auf die Abwägung auswirkt. Eine Infizierung<br />
des Satzungsbeschlusses könnte<br />
beispielsweise angenommen werden, wenn<br />
das befangene Mitglied die Aufstellung<br />
oder Änderung des Bebauungsplanes initiiert<br />
und damit wesentlich mitgeprägt, und<br />
beim Aufstellungsbeschluss mitgewirkt hat.<br />
BGB-Gesellschaft<br />
Gesellschafter sind ggf. befangen, wenn sie<br />
persönlich unmittelbar betroffen sein können<br />
(§ 18 Abs. 1, Satz 1 GemO).<br />
Siehe auch Gesellschafter.<br />
Beigeordnete<br />
Beigeordnete unterliegen den selben Vorschriften<br />
wie ehrenamtlich Tätige (§ 52 GemO).<br />
Beiträge<br />
Siehe Abgaben bzw. Satzungen.<br />
Besoldungsangelegenheiten<br />
Siehe Personalangelegenheiten.<br />
Bevollmächtigte<br />
Bevollmächtigte sind befangen (§ 18 Abs. 1<br />
Nr. 4 GemO). Dies gilt für mündliche und<br />
schriftliche Bevollmächtigungen auf dem<br />
Gebiet des privaten und des öffentlichen<br />
Rechts.<br />
Bieter<br />
Siehe Vergabe.<br />
Bürgerbegehren<br />
Bei der Entscheidung des Gemeinderats<br />
über die Zulässigkeit von Bürgerbegehren<br />
(§ 21 Abs. 4 GemO) sind weder Unterzeichner<br />
des Begehrens noch dessen Vertreter<br />
auszuschließen, weil diese für die Bevölkerungsgruppe<br />
in Ausübung eines verfassungsrechtlich<br />
verankerten Stimmrechts<br />
handeln (siehe § 18 Abs. 3 GemO).<br />
Bürgerinitiativen<br />
Mitglieder sind nicht befangen, wenn sie<br />
lediglich als Angehörige einer bestimmten<br />
Personen- oder Berufsgruppe berührt sind.<br />
Sind jedoch zugleich von der Entscheidung<br />
eigene Interessen unmittelbar berührt, kann<br />
Befangenheit vorliegen.<br />
Bürgermeister<br />
Bürgermeister unterliegen ebenfalls dem<br />
Mitwirkungsverbot (§ 52 GemO). Dies gilt<br />
nicht, wenn sie als Ratschreiber in Kaufverträgen<br />
Auflassungsvollmacht erhalten haben<br />
(§ 18 Abs. 2 Nr. 4 GemO – in öffentlicher<br />
Eigenschaft).<br />
Bürgschaftsübernahmen<br />
Bei Bürgschaftsübernahmen zu Kreditaufnahmen<br />
ist nur der Kreditnehmer befangen,<br />
nicht der Kreditgeber und seine Vertreter.<br />
Dagegen ist dies anders bei Bürgschaftsübernahmen<br />
zur Sicherung bereits bestehender<br />
oder zugesagter Kredite.<br />
Ehegatten<br />
Ehegatten lösen Befangenheit aus. Allerdings<br />
nicht der geschiedene Ehegatte.<br />
Siehe auch Angehörige.<br />
Eheähnliche Lebensgemeinschaft<br />
Eine eheähnliche Lebensgemeinschaft löst<br />
keine Befangenheit aus.<br />
Eigentümer<br />
Grundstückseigentümer sind befangen in<br />
Bausachen, Bebauungsplanverfahren, Baulandumlegungen,Grundstücksangelegenheiten,<br />
Enteignungen und Stellungnahmen<br />
der Gemeinde zu Planfeststellungsverfahren<br />
und dergleichen. Sie sind grundsätzlich<br />
nicht befangen bei erstmaliger Aufstellung<br />
des Flächennutzungsplans (siehe auch dort)<br />
und dem Erlass einer Stadtbildsatzung sowie<br />
im Flurbereinigungsverfahren bei allgemeinen<br />
Entscheidungen.<br />
Siehe auch Angehörige, Arbeitnehmer, Aufsichtsratsmitglieder,<br />
Gesellschafter, Sanierung,<br />
Vorstand.<br />
Einvernehmen<br />
Siehe Bausachen.<br />
Eltern<br />
Als Gruppe, zum Beispiel bei Schulangelegenheiten,<br />
Elternbeiträge für Kindergärten,<br />
kein Mitwirkungsverbot.<br />
Siehe Angehörige.<br />
Enkel<br />
Siehe Angehörige.<br />
Enteignung<br />
Befangen sind Grundstückseigentümer,<br />
dinglich Berechtigte und Enteignungsbegünstigte.<br />
Entschädigung für ehrenamtliche<br />
Tätigkeit – Satzung<br />
Bei der Beschlussfassung über die Höhe der<br />
Entschädigungssätze etc. sind Gemeinderäte<br />
und Ortschaftsräte grundsätzlich nicht<br />
befangen, weil es um die Umsetzung eines<br />
gesetzlichen Anspruches geht (= Schaffung<br />
eines adäquaten Ausgleichs für Verdienstausfall<br />
und Zeitausgleich).<br />
Einziehung einer Straße<br />
(Entwidmung)<br />
Bei der Entwidmung von Straßen usw. sind<br />
die angrenzenden Grundstückseigentümer<br />
befangen sowie diejenigen, für die die Straße<br />
den ausschließlichen oder besseren Zugang<br />
bildet.<br />
Erlass von Abgaben<br />
Siehe Abgaben.<br />
492 GEMEINDETAG BADEN-WÜRTTEMBERG
BWGZ 12/2009 S CHWERPUNKTAUSGABE FÜR S TADT-, G EMEINDE- UND O RTSCHAFTSRÄTE<br />
Erschließung<br />
(Straßen, Wasser, Abwasser). Grundstückseigentümer<br />
als Anlieger sind befangen,<br />
wenn es nicht nur um die bloße Ausführung<br />
des Bebauungsplans geht oder um die Ausschreibung<br />
und Vergabe von Bauarbeiten,<br />
sondern etwa Art, Umfang und Zeit der<br />
Durchführung beraten und beschlossen werden<br />
oder die Abgrenzung der Erschließungsgebiete.<br />
Architekten sind nur befangen,<br />
wenn sie nach § 18 Abs. 2 Nr. 4 GemO<br />
in der Planung tätig waren oder sind<br />
oder als Bevollmächtigte von Anliegern,<br />
nicht schon als Planverfasser für angrenzende<br />
Bauten.<br />
Feuerwehrangehörige<br />
Die Feuerwehr ist eine gemeinnützige Einrichtung<br />
der Gemeinde ohne eigene Rechtspersönlichkeit.<br />
Bei Behandlung von Feuerwehrangelegenheiten<br />
im Gemeinderat handelt es<br />
sich grundsätzlich um „eigene“ Angelegenheiten<br />
der Gemeinde, für die die Befangenheitsvorschriften<br />
grundsätzlich keine Anwendung<br />
finden. Gemeinderäte/Ortschaftsräte<br />
als ehrenamtliche Feuerwehrangehörige sind<br />
deshalb aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Feuerwehr<br />
allein nicht befangen. Bei Entscheidungen,<br />
die dem Betreffenden einen individuellen,<br />
über den allgemeinen Nutzen hinausgehenden<br />
unmittelbaren Vorteil oder Nachteil<br />
bringen kann, gelten die bekannten Vorschriften<br />
des § 18 GemO (z.B. Gemeinderat und<br />
Feuerwehrangehöriger ist Fachhändler, der<br />
sich an der Ausschreibung für die Vergabe<br />
von Ausrüstungsgegenständen der Feuerwehr<br />
beteiligt).<br />
Feuerwehrentschädigungssatzung<br />
Siehe ehrenamtliche Entschädigung, Satzung.<br />
Flächennutzungsplan<br />
Keine Befangenheit bei der erstmaligen Aufstellung<br />
bzw. bei einer generellen Fortschreibung,<br />
da keine unmittelbare Auswirkung<br />
(unverbindliche Planung) und außerdem<br />
Gruppeninteressen berührt werden.<br />
Weitere Prüfung ist jedoch erforderlich bei<br />
Änderung des Flächennutzungsplans in einem<br />
klar abgrenzbaren kleineren Teilbereich<br />
oder wenn in einem Parallelverfahren<br />
ein Bebauungsplan aufgestellt wird, der eine<br />
Änderung des Flächennutzungsplans<br />
voraussetzt.<br />
Flurbereinigungsverfahren<br />
Siehe Landschaftsschutzgebiet.<br />
Förderverein<br />
Siehe Verein.<br />
Gebühren<br />
Siehe Abgaben bzw. Satzungen.<br />
Gemeindebedienstete<br />
Gemeindebedienstete als Gemeinderatsmitglieder<br />
(nur Arbeiter) sind bei Angelegenheiten<br />
der Gemeinde nicht befangen. Im<br />
Übrigen dann schon, wenn sie selbst oder<br />
eine in § 18 GemO genannte Bezugsperson<br />
von den Entscheidungen unmittelbar<br />
betroffen sein könnten. Gemeindebedienstete<br />
als Vortragende sind bei der Behandlung<br />
von Angelegenheiten, die sie selbst<br />
oder Angehörige i.S.d. § 18 GemO betreffen,<br />
nach dem Beamtenrecht (§ 77 LBG) von<br />
der Mitwirkung ausgeschlossen.<br />
Siehe auch Personalangelegenheiten.<br />
Genossen<br />
Wie Aktionäre.<br />
Genossenschaften<br />
Mitglieder des Vorstands bzw. Aufsichtsrats<br />
einer Genossenschaft (z.B. Aufsichtsrat einer<br />
Volksbank) sind befangen, sofern die<br />
Entscheidung der Angelegenheit für die Genossenschaft<br />
einen unmittelbaren Vorteil<br />
oder Nachteil bringen kann; nicht, wenn sie<br />
als Vertreter oder auf Vorschlag der Gemeinde<br />
bestellt sind (§ 18 Abs. 2 Nr. 2<br />
GemO).<br />
Siehe auch Angehörige, Bebauungsplan,<br />
Bausachen.<br />
Geschäftsführer<br />
Geschäftsführer von Genossenschaften und<br />
GmbHs sind befangen, wenn die Angelegenheit<br />
der Genossenschaft oder der GmbH<br />
unmittelbare Vor- oder Nachteile erbringen<br />
kann. Geschäftsführer ohne Auftrag können<br />
nach § 18 Abs. 2 Nr. 4 GemO befangen<br />
sein. Geschäftsführer von Interessenverbänden<br />
sind bei der Wahrnehmung allgemeiner<br />
Angelegenheiten nicht befangen, jedoch<br />
dann, wenn sie in einzelnen Angelegenheiten<br />
als Bevollmächtigte auftreten<br />
oder nach § 18 Abs. 2 Nr. 4 GemO durch<br />
ein Gutachten oder sonst wie tätig waren,<br />
zum Beispiel Schriftsatzfertigung für Rechtsbehelfsverfahren.<br />
Siehe auch Arbeitnehmer.<br />
Geschäftsordnungsfragen<br />
im Gemeinderat<br />
Grundsätzlich kein Mitwirkungsverbot, weil<br />
Entscheidungen dazu in aller Regel nicht<br />
geeignet sind, unmittelbare Vorteile oder<br />
Nachteile zu entfalten. Je nach Ausgestaltung<br />
des Falls könnte ausnahmsweise Befangenheit<br />
gegeben sein, zum Beispiel bei<br />
Vertagungsanträgen (Einzelfallprüfung!).<br />
Gesellschafter<br />
Gesellschafter von Handelsgesellschaften<br />
(KGaA, GmbH) sind in Angelegenheiten,<br />
die die Gesellschaft betreffen, befangen<br />
(§ 18 Abs. 2 Nr. 2 GemO). Wegen Befangenheit<br />
von Angehörigen der Gesellschafter<br />
siehe Angehörige. Gesellschafter von<br />
OHG, KG, BGB-Gesellschaften, stille Gesellschafter<br />
sind bereits nach § 18 Abs. 1,<br />
Satz 1 GemO persönlich unmittelbar betroffen<br />
und damit bei Vorliegen der Befangenheitstatbestandsmerkmale<br />
befangen.<br />
Gesetzlicher Vertreter<br />
Siehe Bevollmächtigter, Verein, Vertreter.<br />
Gewerkschaftsfunktionäre<br />
Siehe Geschäftsführer von Interessenverbänden.<br />
GmbH<br />
GmbH sind Unternehmen i.S.d. § 18 Abs. 2<br />
Nr. 2, 2. Halbsatz GemO.<br />
Siehe deshalb Angehörige, Aufsichtsratsmitglieder,<br />
Gesellschafter, Geschäftsführer,<br />
Vorstand.<br />
Großeltern<br />
Siehe Angehörige.<br />
Großonkel, Großtante<br />
Verwandtschaft des vierten Grades, deshalb<br />
können sie keine Befangenheit auslösen.<br />
Grundstücksangelegenheiten<br />
Eigentümer sind stets befangen, dinglich Berechtigte<br />
nur dann, wenn ihre Rechtspositionen<br />
berührt werden, zum Beispiel bei der<br />
Enteignung oder Umlegung oder Sanierung.<br />
Architekten sind nur befangen, wenn sie als<br />
Bevollmächtigte des Eigentümers auftreten<br />
oder Planverfasser sind. Makler sind nicht<br />
allgemein bei allen Grundstücksangelegenheiten<br />
befangen, sondern im Einzelfall nur<br />
dann, wenn sie beauftragt worden sind<br />
GEMEINDETAG BADEN-WÜRTTEMBERG 493
S CHWERPUNKTAUSGABE FÜR STADT-, G EMEINDE- UND O RTSCHAFTSRÄTE BWGZ 12/2009<br />
oder sonstwie ihr Interesse offenkundig ist.<br />
Kaufinteressenten (Bewerber) sind befangen,<br />
wenn ihr Interesse offenkundig ist.<br />
Gutachterausschuss<br />
Für den Ausschluss von Gutachtern im Einzelfall<br />
gelten die Vorschriften des § 18 GemO.<br />
Gutachtergebührensatzung, siehe Satzung.<br />
Bestellung von Gutachter, siehe Wahl zu<br />
ehrenamtlicher Tätigkeit.<br />
Halbgeschwister<br />
siehe Angehörige<br />
Haushaltsplan, Haushaltssatzung<br />
Da durch die/den Haushaltssatzung/-plan<br />
Ansprüche und Verbindlichkeiten weder begründet<br />
noch aufgehoben werden, vermag<br />
die Entscheidung über ihn grundsätzlich keine<br />
unmittelbaren Wirkungen auszulösen. Das<br />
heißt, grundsätzlich keine Befangenheit.<br />
Hebesätze<br />
Bei der Festsetzung der Hebesätze (Gewerbesteuer,<br />
Grundsteuer) gilt für die hiervon<br />
Betroffenen kein Mitwirkungsverbot; sie sind<br />
Angehörige einer Bevölkerungsgruppe im<br />
Sinne des § 18 Abs. 3 GemO.<br />
Siehe Abgaben.<br />
Ingenieure<br />
Siehe Architekten.<br />
Jagdverpachtung<br />
Befangen ist der Interessent für die Pacht,<br />
nicht der Jagdgast.<br />
Kinder<br />
Siehe Angehörige.<br />
Kirchengemeinderatsmitglieder<br />
Kirchengemeinderatsmitglieder sind befangen,<br />
wenn die (eigene) Kirchengemeinde<br />
unmittelbar von der Entscheidung des Gemeinderats<br />
berührt sein kann (§ 18 Abs. 2<br />
Nr. 3 GemO).<br />
Kommanditgesellschaft (KG)<br />
Komplementär als persönlich haftender Gesellschafter<br />
ist ggf. nach § 18 Abs.1 Satz 1<br />
GemO persönlich unmittelbar betroffen.<br />
Siehe auch Gesellschafter.<br />
Kreisräte<br />
Sie sind bei der Verhandlung von Angelegenheiten<br />
des Landkreises im Gemeinderat nicht<br />
befangen (§ 18 Abs. 2 Nr. 3 GemO).<br />
Landschaftsschutzgebiet<br />
Gemeinderäte, die im Geltungsbereich eines<br />
geplanten Landschaftsschutzgebietes<br />
Grundeigentum besitzen, dürfen bei der Beratung<br />
und Beschlussfassung über die Stellungnahme<br />
der Gemeinde gegenüber der<br />
unteren Naturschutzbehörde nicht mitwirken<br />
(vergleiche auch BWGZ 1995, 148).<br />
Bei unmittelbaren Auswirkungen der Landschaftsschutzverordnung<br />
auf Pachtverhältnisse<br />
sind auch Pächter befangen.<br />
Lebenspartnerschaft –<br />
eingetragene<br />
Lebenspartner einer eingetragenen Lebenspartnerschaft<br />
nach dem LPartG werden<br />
von den Befangenheitsvorschriften erfasst,<br />
solange die eingetragene Partnerschaft besteht.<br />
Ebenso sieht § 18 Abs. 1 Nr. 3 GemO<br />
hier die Anwendung der Befangenheitsvorschriften<br />
für Verschwägerte bis zum zweiten<br />
Grad in gerader und Seitenlinie vor.<br />
Siehe Angehörige.<br />
Lehrer<br />
Siehe Schulleiter.<br />
Makler<br />
Siehe Bausachen, Bebauungsplan, Grundstücksangelegenheiten.<br />
Mieter<br />
Mieter sind bei Grundstücksangelegenheiten,<br />
Bausachen, Bebauungsplänen, Schätzungen<br />
und dergleichen nicht befangen, weil nur mittelbar<br />
berührt. Anders ist es bei unmittelbarem<br />
Eingriff in Mietverhältnisse bei Enteignungen,<br />
Sanierungen und dergleichen.<br />
Siehe auch Bausachen, Bebauungsplan,<br />
Sanierung.<br />
Naturschutzgebiet<br />
Siehe Landschaftsschutzgebiet.<br />
Neffen<br />
Siehe Angehörige und Schaubild.<br />
Nichten<br />
Siehe Angehörige und Schaubild.<br />
Niederschlagung<br />
Siehe Abgabepflichtiger, Steuerschuldner.<br />
Notar<br />
Der Notar ist nicht befangen durch Mitwirkung<br />
bei der Beurkundung, da insoweit in<br />
öffentlicher Eigenschaft tätig (§ 18 Abs. 2<br />
Nr. 4 2. Halbsatz GemO).<br />
494 GEMEINDETAG BADEN-WÜRTTEMBERG<br />
OHG<br />
Siehe Gesellschafter.<br />
Örtliche Bauvorschrift<br />
Keine Befangenheit bei allgemeinen Ortsbausatzungen,<br />
Altstadt- oder Stadtbildsatzungen.<br />
Bei örtlichen Bauvorschriften, die zusammen<br />
mit Bebauungsplänen erlassen werden, gelten<br />
die Ausführungen zu Bebauungsplänen.<br />
Onkel<br />
Siehe Angehörige.<br />
Bausachen –<br />
Befangenheit für<br />
Makler, Architekten,<br />
Unternehmer<br />
oder Bauherren<br />
ist je nach Einzefall<br />
zu prüfen. Foto: © Alpix / PIXELIO
BWGZ 12/2009 S CHWERPUNKTAUSGABE FÜR S TADT-, G EMEINDE- UND O RTSCHAFTSRÄTE<br />
Ortsvorsteher<br />
Für sie gelten nach § 72 GemO die Befangenheitsvorschriften<br />
ebenfalls, auch für den<br />
Fall, dass sie im Gemeinderat als beratende<br />
Mitglieder mitwirken.<br />
Pächter<br />
Siehe Bebauungsplan, Mieter, Landschaftsschutzgebiet.<br />
Personalratsmitglieder<br />
Personalratsmitglieder sind bei der Verhandlung<br />
allgemeiner Angelegenheiten nicht<br />
befangen, auch nicht bei einzelnen, da sie<br />
insoweit in öffentlicher Eigenschaft tätig<br />
sind.<br />
Personalangelegenheiten<br />
Befangen sind die unmittelbar betroffenen<br />
Bediensteten und Bewerber, deren Ehegatten,<br />
eingetragene Lebenspartner<br />
(LPartG) und Verwandte und Verschwägerte;<br />
nicht dagegen Vorgesetzte, Untergebene,<br />
Personalratsmitglieder und Gewerkschaftsvertreter.<br />
Siehe auch Gemeindebedienstete.<br />
Pfarrgemeinderäte<br />
Siehe Kirchengemeinderäte.<br />
Planfeststellung<br />
Siehe Bebauungsplan.<br />
Ratschreiber<br />
Siehe Notar.<br />
Rechtsanwalt<br />
Ein Rechtsanwalt ist nicht befangen bei Angelegenheiten,<br />
in denen er die Gemeinde<br />
vertritt, dagegen bei Angelegenheiten anderer<br />
Personen, die er vertritt (gegenüber<br />
der Gemeinde nach § 17 Abs. 3 GemO<br />
verboten). Dies gilt auch dann, wenn echte<br />
Sozietät mit gemeinschaftlicher Bevollmächtigung<br />
vorliegt, für den Sozius. Keine Befangenheit<br />
dagegen, wenn er die Übernahme<br />
der Vertretung abgelehnt hat.<br />
Rektor<br />
Siehe Schulleiter.<br />
Richter<br />
Richter, die in einem gerichtlichen Verfahren<br />
mitwirken oder mitgewirkt haben, sind nicht<br />
befangen, weil sie insoweit in öffentlicher<br />
Eigenschaft tätig sind (§ 18 Abs. 2 Nr. 4<br />
GemO).<br />
Sanierung<br />
Keine Befangenheit bei vorbereitenden Untersuchungen<br />
nach § 140 Nr. 1 und § 141<br />
BauGB. Alle nachfolgenden Schritte der<br />
Vorbereitung (Maßnahmen nach § 140<br />
Nrn. 2 bis 7 BauGB) sowie der Durchführung<br />
der Sanierung lösen beim Grundstückseigentümer,<br />
Mieter und Pächter des betreffenden<br />
Gebiets Befangenheit aus.<br />
Siehe auch Bebauungsplan.<br />
Satzungen<br />
Grundsätzlich ist dabei keine Befangenheit<br />
gegeben, ausgenommen Bebauungspläne<br />
und Satzungen über die Veränderungssperre<br />
und die Festlegung des Sanierungsgebiets.<br />
Schulleiter<br />
Schulleiter sind bei Angelegenheiten der<br />
Schulen einschließlich ihrer Schule nicht befangen,<br />
es sei denn, es handle sich zum<br />
Beispiel um den Bau einer Lehrerwohnung<br />
für den Schulleiter oder die Miete dafür.<br />
Bei fiskalischen Geschäften zwischen dem<br />
Land und der Gemeinde ist der Schulleiter<br />
nicht befangen (keine Interessenkollision).<br />
Schwägerschaft<br />
Siehe Angehörige.<br />
Sparkasse (Bezirks-)<br />
Sie ist eine rechtsfähige Anstalt des öffentlichen<br />
Rechts (juristische Person i.S.d. § 18<br />
Abs. 2 Nr. 3 GemO). Verwaltungsratsmitglieder<br />
aus der Mitte des Gemeinderats der<br />
Gewährträgergemeinde sind bei Angelegenheiten<br />
der Sparkasse nicht befangen,<br />
weil sie als Vertreter der Gemeinde diesem<br />
Organ angehören. Mitglieder des Verwaltungsrats<br />
einer Kreissparkasse sind dagegen<br />
befangen, wenn die Entscheidung einer<br />
Angelegenheit der Kreissparkasse unmittelbare<br />
Vorteile oder Nachteile bringen kann;<br />
sie sind nicht als Vertreter der Gemeinde,<br />
sondern als Vertreter des Gewährträgers,<br />
des Landkreises, Organmitglied.<br />
Siehe auch Anstalt.<br />
Stadtbildsatzung<br />
Siehe örtliche Bauvorschrift.<br />
Stellplatzsatzung § 74 Abs. 2 LBO<br />
Siehe örtliche Bauvorschrift.<br />
Steuern<br />
Siehe Abgaben.<br />
Steuerberater<br />
Steuerberater sind befangen in einzelnen<br />
Angelegenheiten, in denen sie für den Steuerschuldner<br />
tätig sind bzw. waren (z.B. für<br />
den Steuer- oder sonstigen Abgabepflichtigen),<br />
ohne Rücksicht auf mögliche Vorteile<br />
oder Nachteile. Voraussetzung ist aber eine<br />
enge sachliche Verbindung zwischen der zu<br />
entscheidenden Angelegenheit und der Tätigkeit<br />
(vgl. § 18 Abs. 2 Nr. 4 GemO „in<br />
der Angelegenheit“). Deshalb sind sie darüber<br />
hinaus nicht bei allen Angelegenheiten<br />
ihrer Klienten befangen, zum Beispiel nicht<br />
bei Grundstücksangelegenheiten und Vergaben,<br />
wenn sie in diesen Angelegenheiten<br />
gar nicht im Sinne der Vorschrift tätig geworden<br />
sind. Bei der allgemeinen Festsetzung<br />
von Abgaben, zum Beispiel Hebesätzen,<br />
Höhe der Abwassergebühren, sind sie<br />
nicht befangen.<br />
Steuerschuldner<br />
Steuerschuldner sind bei einzelnen Angelegenheiten<br />
befangen bzw. können Befangenheit<br />
auslösen, zum Beispiel bei Niederschlagung,<br />
Stundung, Erlass; nicht aber bei der<br />
allgemeinen Festsetzung von Steuern, zum<br />
Beispiel Hebe satz und anderen Abgaben.<br />
Stiftung<br />
Mitglieder eines Organs einer Stiftung des<br />
öffentlichen Rechts sind befangen, wenn die<br />
Entscheidung dieser einen unmittelbaren<br />
Vorteil oder Nachteil bringen kann, außer<br />
der ehrenamtlich Tätige ist als Vertreter oder<br />
auf Vorschlag der Gemeinde in diesem Organ<br />
(§ 18 Abs. 2 Nr. 3 GemO). Rechtsfähige<br />
Stiftungen des privaten Rechts können<br />
Unternehmen i.S.d. § 18 Abs. 2 Nr. 2 2.<br />
Halbsatz GemO sein, dann siehe Vorstand,<br />
Aufsichtsrat, Angehörige.<br />
Stiefgeschwister<br />
Siehe Angehörige.<br />
GEMEINDETAG BADEN-WÜRTTEMBERG 495
S CHWERPUNKTAUSGABE FÜR STADT-, G EMEINDE- UND O RTSCHAFTSRÄTE BWGZ 12/2009<br />
Stundung<br />
Siehe Abgabepflichtiger/Steuerschuldner.<br />
Tanten<br />
Siehe Angehörige.<br />
Umlegung<br />
Mitglieder des Umlegungsausschusses sind<br />
nicht befangen bei allgemeinen, die Umlegung<br />
als solche und Ganzes betreffenden<br />
Angelegenheiten, dagegen bei einzelnen, sie<br />
selbst oder Angehörige betreffenden. Dinglich<br />
Berechtigte sind befangen, da sie nach<br />
§ 48 BauGB Verfahrensbeteiligte sind.<br />
Urenkel<br />
Siehe Angehörige.<br />
Urgroßeltern<br />
Siehe Angehörige.<br />
Veränderungssperre (Satzung) –<br />
§ 14 BauGB<br />
Es gelten die Ausführungen zum Bebauungsplan<br />
bzw. Satzungen. Es ist Befangenheit<br />
gegeben.<br />
Verbandsversammlung<br />
Ratsmitglieder als Vertreter in Verbandsversammlungen<br />
von Zweckverbänden und Verwaltungsgemeinschaften<br />
sind bei der Behandlung<br />
von Verbandsangelegenheiten im<br />
Gemeinderat/Ortschaftsrat nicht befangen.<br />
Vereine – Vereinsrichtlinien<br />
Befangen sind die Mitglieder des Vorstands,<br />
die nach der Satzung des Vereins vertretungsberechtigt<br />
sind, bei allen Angelegenheiten,<br />
die dem Verein einen unmittelbaren<br />
Vor- oder Nachteil erbringen können, zum<br />
Beispiel Gewährung eines Zuschusses konkret<br />
für den Verein. Keine Befangenheit ist<br />
gegeben für die übrigen Vereinsmitglieder<br />
und für die Vorstandsmitglieder bei Angelegenheiten,<br />
die alle Vereine berühren.<br />
Vorstandsmitglieder von Fördervereinen<br />
sind nicht befangen, wenn die Entscheidung<br />
den allgemeinen Zielen des Vereins entspricht.<br />
z.B. Förderverein für musikalische<br />
Bildung im Kindergarten – keine Befangenheit,<br />
wenn Gemeinderat entscheidet, Musik-<br />
instrumente für den gemeindlichen Kindergarten<br />
zu kaufen.<br />
Keine Befangenheit beim Erlass von abstrakten<br />
Regelungen, wie zum Beispiel Richtlinien<br />
über Voraussetzungen und die Höhe eines<br />
Zuschusses, auch dann, wenn der Verein<br />
mit einem Zuschuss in Zukunft rechnen<br />
kann.<br />
Vergabe<br />
Bei der Verhandlung über den Zuschlag<br />
sind alle Bieter und deren Angehörige und<br />
Arbeitnehmer befangen, falls bei letzteren<br />
nicht bewiesen werden kann, dass keine<br />
Interessenkollision vorliegt. Architekten sind<br />
nur befangen, wenn sie den Auftrag zur<br />
Planung oder Bauleitung haben oder sonstwie<br />
nach § 18 Abs. 2 Nr. 4 GemO tätig<br />
waren oder sind.<br />
Siehe auch Ausschreibung.<br />
Vermessungsingenieure<br />
Ein öffentlich bestellter Vermessungsingenieur,<br />
der mit den Aufgaben nach § 46 Abs. 4<br />
Satz 3 BauGB beauftragt ist, ist bei den<br />
Beratungen und Beschlussfassungen über<br />
den Bebauungsplan oder bei Umlegungsverfahren<br />
im Umlegungsausschuss und Gemeinderat<br />
nicht befangen. Sind ihm neben<br />
den Aufgaben im Umlegungsverfahren die<br />
technische Aufstellung des Bebauungsplanes<br />
übertragen, ist er in diesem Bebauungsplanverfahren<br />
befangen, da er bei dieser<br />
Tätigkeit nicht in öffentlicher Eigenschaft tätig<br />
wird (§ 18 Abs. 2 Nr. 4 GemO).<br />
Bei der Behandlung von Bauanträgen, Baugesuchen,<br />
Bauvoranfragen usw. sind sie<br />
befangen, wenn sie im betreffenden Fall – in<br />
privater Eigenschaft – den Lageplan gefertigt<br />
haben.<br />
Vertreter<br />
Gesetzliche und bevollmächtigte Vertreter<br />
sind stets befangen, wenn die von ihnen<br />
vertretenen Personen einen unmittelbaren<br />
Vorteil oder Nachteil haben können.<br />
Verwaltungsrat<br />
Siehe Sparkassen, Anstalten.<br />
Vettern/Cousins<br />
Vettern lösen keine Befangenheit aus.<br />
Siehe Angehörige.<br />
Vollmacht<br />
Siehe Vertreter.<br />
Vorkaufsrecht<br />
Bei Beratung und Beschlussfassung über die<br />
Satzung über das Vorkaufsrecht (§ 25<br />
BauGB) liegt keine Befangenheit vor, dagegen<br />
bei Behandlung von Einzelfälle für<br />
Grundstückseigentümer, Verkäufer, Käufer<br />
und dinglich Berechtigte.<br />
Siehe u.a. auch Angehörige, Arbeitnehmer,<br />
Gesellschafter.<br />
Vorstand<br />
Mitglieder eines Vorstands einer AG oder<br />
Genossenschaft sind befangen, sofern sie<br />
diesem nicht als Vertreter der Gemeinde oder<br />
auf Vorschlag der Gemeinde angehören.<br />
Vorstand von Vereinen<br />
Siehe Vereine, im Übrigen siehe Vertreter.<br />
Wahlen<br />
Bei Wahlen zu ehrenamtlicher Tätigkeit ist<br />
keine Befangenheit gegeben (vgl. § 18<br />
Abs. 3 GemO), zum Beispiel Wahl der ehrenamtlichen<br />
Stellvertreter des Bürgermeisters,<br />
Bestellung der Mitglieder von Ausschüssen<br />
und Verbandsversammlung von Zweckverbänden,<br />
Wahl des ehrenamtlichen Ortsvorstehers,<br />
sachkundigen Einwohnern u.Ä.<br />
Für Personalentscheidungen der Gemeinde<br />
(Beamte, andere Beschäftigte), die im Rahmen<br />
einer Wahl erfolgen, siehe Personalentscheidungen.<br />
Wasserschutzgebiet<br />
Siehe Landschaftsschutzgebiet.<br />
Wettbewerb<br />
Siehe Ausschreibung.<br />
Zurückstellung von Baugesuchen<br />
§ 15 BauGB<br />
Einzelfallentscheidung für die betroffenen<br />
Grundstückseigentümer, deshalb Befangenheit<br />
gegeben.<br />
Siehe u.a. auch Angehörige, Arbeitnehmer,<br />
Gesellschafter.<br />
Zuschüsse an Vereine<br />
Siehe Vereine.<br />
496 GEMEINDETAG BADEN-WÜRTTEMBERG