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Cantores Suaves ab 1.10.12. Choeur du Soleil

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<strong>Cantores</strong> <strong>Suaves</strong><br />

<strong>ab</strong> <strong>1.10.12.</strong> <strong>Choeur</strong> <strong>du</strong> <strong>Soleil</strong><br />

Das a-cappella-Ensemble wurde 2008 von Sigrid Sendler und Dr.<br />

Günter Schütz gegründet, mit einem erfolgreichen ersten Auftritt<br />

in der Wiener Karlskirche. Das erste musikalische "Zuhause"<br />

wurde dann die Wiener Peterskirche, in der die "<strong>Cantores</strong> suaves"<br />

in regelmäßigen Abständen Hochämter musikalisch gestalten. Das<br />

Repertoire des Chores reicht von Alter Musik bis zu<br />

Zeitgenössischem; ebenso ist das Ensemble bemüht Werke der<br />

orthodoxen Kirchenmusik und innovative, selten gehörte<br />

Chormusik zur Freude der Menschen wieder zum Leben zu<br />

erwecken.<br />

Seit Herbst 2010 leitet Gerlinde Bachinger das Ensemble.<br />

Messtermine in St. Peter:<br />

15. Jänner; 19. Februar; 18. März; 15. April; und 17. Juni 2012, 21.<br />

Oktober 2012; 18. November 2012; 16. Dezember 2012<br />

jeweils um 11.15 Uhr.<br />

Kontakt: gerlinde_bachinger@yahoo.de<br />

Beim Pfingstkonzert in St. Peter<br />

am 18. Juni 2011<br />

Peterskirche Wien I<br />

Samstag, 18. Juni 2011, 20.00 Uhr


Pfingstkonzert<br />

JOHANN HEINRICH SCHMELZER (1623 – 1680)<br />

Sonata à sette<br />

JOHANN SEBASTIAN BACH (1685 – 1750)<br />

Kantate „Jauchzet Gott, in allen Landen“, BWV 51<br />

Sinfonia der Kantate „Wir danken dir, Gott, wir danken dir“, BWV 29<br />

Pfingstkantate „O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe“, BWV 34<br />

Monika Riedler – Sopran<br />

Katrin Auzinger – Alt<br />

Sebastian Köchig – Tenor<br />

Helmut Pohorec – Bass<br />

CANTORES SUAVES – Einstudierung Gerlinde Bachinger<br />

CAMERATA VIENNENSIS<br />

Musikalische Leitung – Rudolf Scholz<br />

Freier Eintritt – Spenden erbeten/ Gratis we accept donations


15.1.2011, 11.15 Uhr, 11.15 a.m.<br />

HOCHAMT, HIGH-MASS<br />

PETERSKIRCHE WIEN 1<br />

CANTORES SUAVES<br />

Leitung: Gerlinde Bachinger<br />

Introitus: M. Balakirev<br />

" Send forth thy light "<br />

Kyrie: S. Rachmaninoff (1873-1943)<br />

“Kyrie”<br />

Gloria: GL 406<br />

Psalm: Ippolitov-Ivanov (1859-1935)<br />

"Bless the Lord"<br />

Halleluja: Nach Kiever Tradition (1.Ton)<br />

Offertorium: S. Rachmaninoff (1873-1943)<br />

"Tebe poem"<br />

Sanctus: GL 407<br />

Vater unser: Kedrowa (1871-1954)<br />

"Otce nas"<br />

Agnus Dei: GL 408<br />

Kommunion: Kedrowa, P.I. Tschaikowsky (1840-93)<br />

"Otce nas, Dostoino yest”<br />

Benedictus: S. Rachmaninoff (1873-1943)<br />

“Ave Maria”


Liebe Messbesucher!<br />

Die heutige musikalische Begleitung des Gottesdienstes bietet selten Gehörtes aus dem<br />

russischen Kulturkreis.<br />

Werke der heute aufgeführten Komponisten kennt man aus dem Konzertsaal, der Oper oder<br />

vom Ballett her; weniger bekannt ist <strong>ab</strong>er - und damit überraschend - das kirchenmusikalisches<br />

Œvre dieser Komponisten. Vieles basiert auf genuin russischen bzw. slawischen Volksmelodien,<br />

<strong>ab</strong>er auch auf Harmonien der nichtslawischen Minoritäten des alten Russlands und traditionell<br />

Kirchentonalem (zB. Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomos). Die Chrysostomos-Liturgie ist<br />

die gebräuchlichste Messform im byzantinischen Ritus. Viele russischen Komponisten - so<br />

Rachmaninoff (1910) und Tschaikowsky (1880) - h<strong>ab</strong>en in ihren Kompositionen die Chöre dieser<br />

Liturgie vertont.<br />

Mili Alexejewitsch Balakirew (1837-1910); russischer Komponist, Pianist und Dirigent. Als<br />

Mathematik- und Klavierstudent lernte er 1855 in St. Petersburg Michael Glinka kennen und ließ<br />

sich von dessen Idee begeistern, eine nationale russische Musik zu kreieren; dies als Gegensatz<br />

zur westlichen, vor allem italienischen Musik. Es entstand das von dieser Vision beseelte<br />

„Mächtige Häuflein“ - auch „Gruppe der Fünf“ genannt - (Balakirew, Alexander Borodin, César<br />

Cui, Modest Mussorgski und Nikolai Rimski-Korsakow), dessen Mentor und Lehrer Balakirew<br />

wurde. Vom Petersburger Musikleben frustriert war er in den Jahren 1873 bis 1876 als<br />

Eisenbahnbeamter tätig; erst danach wandte er sich wieder der Musik zu und wurde ua. Dirigent<br />

der Hofsängerkapelle. 1881 erhielt er den Auftrag, die russisch-orthodoxe Liturgie musikalisch<br />

mit neuer Harmonie zu versehen. Seine Einkünfte aus der Hofsängerkapelle ermöglichten ihm<br />

ein weitgehend sorgenfreies kompositorisches Schaffen.<br />

Das „Mächtige Häuflein“ grenzte sich mit seinen musikalischen Intentionen von anderen<br />

russischen Komponisten dieser Zeit <strong>ab</strong>, die sich vorwiegend an westeuropäischen Vorbildern<br />

orientiert h<strong>ab</strong>en; zu deren bekanntesten Vertretern sind P.I.Tschaikowsky und<br />

S.W.Rachmaninoff zu zählen.<br />

Sergej Wassiljewitsch Rachmaninoff (1873-1943) erhielt seine musikalische Ausbil<strong>du</strong>ng am St.<br />

Petersburger und Moskauer Konservatorium. Zunächst vorwiegend als Konzert-Pianist tätig,<br />

förderte seine Ehefrau seine kompositorischen Ambitionen. Zwei Jahre hin<strong>du</strong>rch wirkte er<br />

überdies als erfolgreicher Dirigent am Moskauer Bolschoi-Theater. Eine Gruppe um den<br />

Komponisten Alexander Skrj<strong>ab</strong>in propagierte neue kompositorische Wege, weg von der<br />

Tonalität. Rachmaninoff konnte dem nichts <strong>ab</strong>gewinnen; so wurde er <strong>ab</strong> 1910 seines tonalen<br />

Kompositionsstils wegen zunehmend kritisiert und von Anhängern der „Schönberg“-Schule<br />

spöttisch als „letzter Romantiker“ bezeichnet.<br />

Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren Rachmaninoffs Tourneen <strong>du</strong>rch Europa schlagartig<br />

beendet; er konnte nur noch in Russland konzertieren.<br />

Schließlich bewogen ihn <strong>ab</strong>er die politischen Veränderungen des Jahres 1917 seine Heimat zu<br />

verlassen. Der in den USA begehrteste und bestbezahlte Klaviervirtuose seiner Zeit konnte sich<br />

dort jedoch nicht akklimatisieren; er sehnte sich zurück nach Europa. 1930 erwarb Rachmaninoff<br />

eine Villa am Vierwaldstättersee; hier fand er auch wieder zum Komponieren. Doch mit<br />

Ausbruch des Zweiten Weltkriegs musste er die Schweiz verlassen und zurück in die USA gehen.<br />

Er starb in Beverly Hills, Kalifornien.<br />

Die heute zu hörenden Werke - Kyrie und Tibie paiom - stammen aus Rachmaninoffs „Liturgie<br />

des Hl. Johannes Chrysostomos" sowie das Ave Maria aus der „Vesper".<br />

Michail Michailowitsch Ippolitow-Iwanow (1859–1935). Russischer Komponist,<br />

Musikpädagoge und Dirigent. Begann als Chorkn<strong>ab</strong>e an der Isaak-Kathedrale in St. Petersburg,<br />

später Kompositionsschüler von N.Rimski-Korsakow am St. Petersburger Konservatorium. Ab<br />

1884 Dirigent des Kaiserlichen Theaters in Tiflis (Georgien); <strong>ab</strong> 1893 Professor am Moskauer<br />

Konservatorium, schließlich dessen Direktor (bis 1924). Seit 1925 Dirigent des Bolschoi-Theaters<br />

und ebenso der Russischen Choral-Gesellschaft. Politisch konnte er sich ein gewisses Maß an<br />

Un<strong>ab</strong>hängigkeit bewahren. 1922 erhielt er für seine Verdienste den Titel „Volkskünstler der<br />

UdSSR“ und den „Orden des Roten Banners der Arbeit“.<br />

Seine besonders an P.I.Tschaikowsky und N.Rimski-Korsakow orientierten Kompositionen<br />

verarbeiten häufig russische, <strong>ab</strong>er auch georgische und armenische Volksmelodien. Der heute<br />

gesungene Psalm „Bless the Lord" („Lobe den Herrn") ist ebenfalls Teil der Liturgie des Hl.<br />

Johannes Chrysostomos.


Nikolai Nikolajewitsch Kedroff sen. (1871–1940); russischer Bassist und Komponist<br />

liturgischer Musik. Als Sohn eines russisch-orthodoxen Erzpriesters in St. Petersburg geboren,<br />

studierte er am dortigen Konservatorium Gesang. Er wirkte ua. am Moskauer Bolschoi-Theater<br />

und am Mariinsky-Theater in St. Petersburg (gemeinsam mit seiner Frau, der Sopranistin Sophia<br />

Gladkaya). 1897 gründete er ein Männer-Quartett (TTBB), dessen Repertoire russische<br />

Volkslieder, Balladen, Opern- und Kirchenmusik umfasste. 1913/14 Schallplattenaufnahmen(!)<br />

dieses Quartetts gemeinsam mit Fjodor Schaljapin. Im Jahr 1917 erhielt Kedroff eine Professur<br />

am St. Petersburger Konservatorium. Einige Zeit nach der russischen Oktoberrevolution<br />

emigrierten er und seine Familie nach Berlin (1922) und schließlich nach Paris, wo er in<br />

intellektuellen russischen Emigrantenkreisen und in dem Zirkel um die Komponistin Nadja<br />

Boulanger verkehrte (1928). Unterrichtstätigkeit am Pariser Conservatoire. Eines seiner<br />

bekanntesten Kompositionen ist das „Vater unser“ - Отче Наш (Otsche Nasch), ebenfalls der<br />

Chrysostomos-Liturgie entstammend.<br />

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840-1893). Jurist, Komponist, Musikkritiker und Dirigent. Seine<br />

Eltern hatten ihn für den Staatsdienst vorgesehen; so besuchte er die Rechtsschule in St.<br />

Petersburg (1850-1859) und war anschließend im Justizministerium tätig. Seine musikalische<br />

Fortbil<strong>du</strong>ng<br />

beschränkte sich einstweilen auf private Klavierstunden. Doch schon 1862 hatte Tschaikowsky<br />

vom Beamtendasein genug und begann zum Entsetzen der Familie das Musikstudium am St.<br />

Petersburger Konservatorium. Kommentar seines Onkels Peter Petrowitsch: „Dieser Peter. Dieser<br />

nichtsnutzige Peter! Nun hat er die Jurisprudenz mit dem Dudelsack vertauscht!“ Er studierte mit großer<br />

Zielstrebigkeit und ging 1866 ans Konservatorium nach Moskau; als Student und als Dozent. Es<br />

entstanden die ersten erfolgreichen Kompositionen. So zB. das 1874 komponierte 1.<br />

Klavierkonzert (op. 23).<br />

Ab 1871 betätigte sich Tschaikowsky zusätzlich auch als Musikkritiker, teilweise mit recht<br />

eigenwilligen Einschätzungen. So sein Kalkül zu J.S.Bach „Ich kann wohl sagen, dass ich Bach gern<br />

spiele, weil das Spielen einer guten Fuge unterhaltend ist, <strong>ab</strong>er ich erblicke in ihm nicht ein großes Genie (…)“.<br />

1887 entdeckte Tschaikowsky sein Talent als Dirigent. Es folgten Konzerttourneen <strong>du</strong>rch<br />

Europa und in die USA. Tschaikowsky starb überraschend am 6. November 1893 in St.<br />

Petersburg. Wenige Tage zuvor hatte er noch seine „Pathétique“ dirigiert. Die näheren Umstände<br />

bzw. Gründe seines Todes sind ähnlich legendenumwoben und größtenteils faktenfrei - ähnlich<br />

der Genesis des Mozart-Requiems ...<br />

Aus seiner Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomos ist heute das „Dostoino yest" („Ja, würdig ist<br />

es") zu hören.<br />

„<strong>Cantores</strong> <strong>Suaves</strong>”. Das im Jahr 2008 gegründete und heute von Mag. Gerlinde Bachinger<br />

geleitete Vokalensemble ist bemüht Werke zu interpretieren, die nicht so häufig aufgeführt<br />

werden; sei es nun Alte Musik, Zeitgenössisches oder Musik der Orthodoxie. Die „<strong>Cantores</strong><br />

<strong>Suaves</strong>” sind an jedem dritten Sonntag des Monats in der Peterskirche zu hören.<br />

Mag. Gerlinde Bachinger & Dr.Günter W.Schütz.


11.15 Uhr, 11.15 a.m.<br />

HOCHAMT, HIGH-MASS, MISA SOLEMNE<br />

19.2.2012<br />

CANTORES SUAVES<br />

Leitung: Gerlinde Bachinger<br />

Einzug<br />

Morgenstimmung (Grieg)Flöte und Orgel<br />

Kyrie:<br />

Kyrie (Fagertun)<br />

Gloria<br />

Gotteslob 406<br />

Psalm<br />

Ubi caritas (Gjeilo)<br />

Halleluja<br />

Gotteslob 530/7<br />

G<strong>ab</strong>enbereitung<br />

Beatitudines (Pärt) - Chor und Orgel<br />

Sanctus<br />

Gotteslob 407<br />

Agnus Dei<br />

(Caplin)<br />

Kommunion<br />

Dona nobis(Fjellheim) - Flöte, Orgel, Trommel und Chor<br />

Auszug<br />

Kom! (Åslund) Chor und Trommel


Edvard Hagerup Grieg (1843-1907); norwegischer Komponist und Pianist. Sein Vater<br />

war wohlh<strong>ab</strong>ender Kaufmann und britischer Konsul in Bergen, seine Mutter Pianistin.<br />

Die allwöchentlichen Musik<strong>ab</strong>ende im elterlichen Hause h<strong>ab</strong>en den jungen Edvard sehr<br />

geprägt; <strong>ab</strong> dem sechsten Lebensjahr Klavierunterricht von seiner Mutter, erste<br />

Kompositionen mit neun Jahren. 1858 brachte ihn der Violinvirtuose Ole Bull ans<br />

Leipziger Konservatorium, wo er bis 1862 studierte (ua. bei Carl Reinecke und Ignaz<br />

Moscheles). In Kopenhagen gründete er gemeinsam mit Hans Christian Andersen und<br />

anderen die Konzertgesellschaft „Euterpe“ zur Pflege neuer skandinavischer Musik<br />

(1864). 1869/70 Stipendiat in Rom, wo er Franz Liszt begegnete; <strong>ab</strong> 1874 freischaffender<br />

Komponist teils in Bergen, teils in Kristiania (heute Oslo). Zahlreiche Konzertreisen<br />

<strong>du</strong>rch Europa als Pianist und Dirigent.<br />

Bekannt ist die rege Korrespondenz seiner Frau Nina mit P.I. Tschaikowsky. Obwohl<br />

sich dessen Stil keineswegs mit dem von Grieg vergleichen lässt, so ist der prägende<br />

Einfluss dieser beiden Komponisten auf die klassische Musik des ausgehenden 19. Jhdts.<br />

unbestritten. Ähnlich wie das „Mächtige Häuflein“ in Russland verarbeitete Grieg in<br />

seinen Kompositionen Elemente der norwegischen Volksmusik (zB. leere Quinten, scharf<br />

betonte Tanzrhythmen). Etwa <strong>ab</strong> 1865 wandte er sich kompositorisch von der deutschen<br />

Romantik <strong>ab</strong> und wird - wie sein Mentor Ole Bull - zum Vorkämpfer einer eigenständigen<br />

norwegischen Musik und Kultur. Dies lässt auch die Zusammenarbeit mit dem<br />

Dramatiker Henrik Ibsen verstehen. Das Bemühen und Streben der Norweger nach<br />

eigener kultureller Identität ist im realpolitischen Kontext <strong>du</strong>rchaus verständlich: denn das<br />

seit dem Mittelalter fremd regierte Gebiet des heutigen Norwegen - zuletzt 1814 von<br />

Dänemark an Schweden <strong>ab</strong>getreten - wird erst anno 1905 wieder zum völkerrechtlich<br />

selbständigen Staat!<br />

Erlend Fagertun (*1980), norwegischer Komponist, Pianist und Dirigent; ua. Kantor<br />

und Leiter des Bodø Domkor. Seine Oper „Jakten på Ari Behn“ wurde 2008 an der<br />

Osloer Oper uraufgeführt.<br />

Ola Gjeilo (*1978), norwegischer Komponist und Pianist. Studierte in Oslo, London<br />

(Royal College of Music) und New York (Juilliard School). Lebt nun in den USA. Seine<br />

lyrischen Stücke sind von Klassik, Jazz, Volks- und Popmusik beeinflusst. „Ubi Caritas“,<br />

2001 komponiert, steht - wie Duruflés Vertonung dieses Textes - in der Tradition der<br />

Gregorianik.<br />

Die Antiphon „Ubi Caritas“ entstammt ursprünglich der Gründonnerstags-Liturgie und<br />

wurde zusammen mit dem dazugehörigen Hymnus „Congregavit nos“ (vermutlich von<br />

Paulinus von Aquileia im 8. Jhdt. verfasst) im Mittelalter während der Fußwaschung<br />

gesungen.<br />

Arvo Pärt (*1935); estnischer Komponist. Erste Kompositionen mit 14 Jahren;<br />

Musikstudium in Tallinn und am Moskauer Konservatorium. Seine Musik erregte den<br />

Unwillen der sowjetrussischen Kulturfunktionäre; zum einen wegen der (als nicht<br />

systemkonform angesehenen) modernen Komponierweise, zum anderen ihres religiösen<br />

Inhalts wegen. Anfang der 1970er Jahre trat Pärt der russisch-orthodoxen Kirche bei. In<br />

einer langen schöpferischen Pause (bis 1976) befasste er sich vor allem mit Gregorianik<br />

und Renaissancemusik. Die danach entstandene Musiksprache nannte er den<br />

Tintinn<strong>ab</strong>uli-Stil (das lateinische Tintinn<strong>ab</strong>ulum bedeutet Glöckchenspiel; gemeint ist das<br />

„Klingeln“ des Dreiklangs, dessen drei Töne das ganze Stück über mittönen). Im Jahr<br />

1980 emigrierte Arvo Pärt auf politischen Druck hin mit seiner Familie nach Berlin.<br />

Pärt strebt in seinen nahezu ausschließlich religiös motivierten Schöpfungen nach<br />

Einfachheit, die die spirituelle Botschaft unterstützt. Einfache Harmonien, zumeist<br />

Dreiklänge und diese überlagernde Tonleitern bestimmen die rhythmisch bewusst einfach<br />

gehaltenen Kompositionen. Pärt erklärt seine Musik so: „Ich h<strong>ab</strong>e entdeckt, dass es genügt,<br />

wenn ein einziger Ton schön gespielt wird. Dieser Ton, die Stille oder das Schweigen beruhigen mich. Ich<br />

arbeite mit wenig Material, mit einer Stimme, mit zwei Stimmen. Ich baue aus primitivem Stoff, aus<br />

einem Dreiklang, einer bestimmten Tonqualität. Die drei Klänge eines Dreiklangs wirken<br />

glockenähnlich. So h<strong>ab</strong>e ich es Tintinn<strong>ab</strong>uli genannt.“


„Beatitudines“. Vertont wird der Text Matth. 5, 3-12; komponiert 1990/2001.<br />

Beati pauperes spiritu, quoniam ipsorum est regnum caelorum. Beati qui lugent, quoniam<br />

ipsi consol<strong>ab</strong>untur. Beati mites, quoniam ipsi posidebunt terram. Beati qui esuriunt, et<br />

sitiunt iustitiam, quoniam ipsi satur<strong>ab</strong>untur. Beati misericordes, quoniam ipsi<br />

misericordiam consequentur. Beati mundo corde, quoniam ipsi Deum videbunt. Beati<br />

pacifici, quoniam filii Dei voc<strong>ab</strong>untur. Beati qui persecutionem patiuntur propter<br />

iustitiam, quoniam ipsorum est regnum coelorum. Beati estis, cum maledixerint vobis, et<br />

persecuti vos fuerint, et dixerint omne malum adversum vos, mentientes, propter me:<br />

Gaudete et exultate, quoniam merces vestra copiosa est in coelis. Sic enim persecuti sunt<br />

prophetas, qui fuerunt ante vos. Amen.<br />

Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden<br />

getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern<br />

und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden<br />

Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz h<strong>ab</strong>en; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden<br />

stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt<br />

werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und<br />

verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel<br />

wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt. Amen.<br />

Thomas Richard Caplin (*1960); Sänger, Dirigent und Chorleiter. Seit 1989 Dozent für<br />

Chorleitung an der Hedmark Universität in Hamar (Norwegen).<br />

Frode Fjellheim (*1959) lebt in Trondheim (Norwegen) als freischaffender Musiker und<br />

Komponist. Er entstammt einer Samen-Familie, die - traditionell bis heute - Rentiere hält<br />

und züchtet. 1992 gründete er das „Frode Fjellheim<br />

JazzJoik Ensemble“, mit dessen Musik er den samischen Joik mit Jazz zu verbinden sucht.<br />

Die Samen, ein indigenes Volk in Nordskandinavien (Finnland, Karelien und Halbinsel<br />

Kola), wurden früher als Lappen bezeichnet. Heute empfindet man „Lappe“ (i.e.<br />

begrifflich „einer/eine, der/die Tätigkeiten eines Rentierhirten ausübt“) als pejorativ, wiewohl<br />

diese Bezeichnung der samischen Sprache entstammt (diese verwandt ua. mit dem<br />

Finnischen und Ungarischen).<br />

Der Joik, ein dem alpenländischen Jodler ähnlicher, eintönig-gutturaler Obertongesang,<br />

wird von Männern wie Frauen gepflegt. Ein musikalischer Kulturbestandteil der Samen.<br />

Für mitteleuropäische Ohren klingt er wie seltsamer Quarten-Gesang. In einer Mischung<br />

aus Lied und Ballade handeln die Texte meist vom Leben im kargen Lappland. Die<br />

traditionellen und beliebtesten Joiks sind jene über den Wolf, <strong>ab</strong>er auch solche, die den<br />

Charakter einer Person beschreiben. Die Finnin Ulla Pirtijärvi, zur Zeit eine der<br />

führenden Sängerinnen des Joik, wurde einmal gefragt, worüber sie denn da wortlos und<br />

lautmalend singe; sie meinte: „Ich singe Gefühle“. Und diese lassen sich eben nur schwer in<br />

Worte fassen …<br />

Monica Åslund (*1969), schwedische Komponistin und Musikerin. 1992 bis 1999<br />

Mitglied der schwedischen Frauenband „Anitas Livs“, deren Musik - auf Gitarren und<br />

Keyboards verzichtend - von Schlagzeug und dem folkloristischem Joik geprägt ist.<br />

„<strong>Cantores</strong> <strong>Suaves</strong>”. Das im Jahr 2008 gegründete und heute von Mag. Gerlinde<br />

Bachinger geleitete Vokalensemble ist bemüht Werke zu interpretieren, die nicht so häufig<br />

aufgeführt werden; sei es nun Alte Musik, Zeitgenössisches oder Musik der Orthodoxie.<br />

Die „<strong>Cantores</strong> <strong>Suaves</strong>” sind an jedem dritten Sonntag des Monats in der Peterskirche zu<br />

hören.<br />

Mag. Gerlinde Bachinger & Dr.Günter W.Schütz.


11.15 Uhr, 11.15 a.m.<br />

HOCHAMT, HIGH-MASS, MISA SOLEMNE<br />

18.3.2012<br />

CANTORES SUAVES<br />

Leitung: Gerlinde Bachinger<br />

Einzug<br />

H. Schütz "Kommt herzu, lasst uns fröhlich sein"<br />

Kyrie:<br />

G. Palestrina "Kyrie" (aus der Missa Papae Marcelli)<br />

Psalm<br />

J. Rosenmüller "De Lamentatione Jeremiae Prophetae"<br />

(Helmut Pohorec)<br />

G<strong>ab</strong>enbereitung<br />

M.A. Ingegneri "O bone Jesu"<br />

Sanctus<br />

G. Palestrina "Sanctus" (aus der Missa Papae Marcelli)<br />

Pater noster<br />

GL 378<br />

Kommunion<br />

G. Palestrina "Agnus Dei" (aus der Missa Papae Marcelli)<br />

Auszug<br />

M. Franck "Also hat Gott die Welt geliebt"<br />

PETERSKIRCHE, WIEN 1


Heinrich Schütz (latinisiert Henricus Sagittarius; 1585-1672) hatte einen etwas<br />

ungewöhnlichen Karrierestart: in der Stadt Weißenfels betrieb sein Vater Christoph<br />

einen ererbten Gasthof, in dem anno 1598 der Landgraf Moritz von Hessen-Kassel<br />

Quartier genommen hatte. Und d<strong>ab</strong>ei entdeckte der Landgraf den jungen Heinrich<br />

als talentierten Sängerkn<strong>ab</strong>en. So wurde er Schüler am Collegium Mauritianum in<br />

Kassel, einem jungen Adeligen vorbehaltenen Institut; hier erhielt er auch<br />

Unterricht in Orgel und Komposition. Anschließend folgte ein Jusstudium in<br />

Marburg, Frankfurt/Oder und Jena; Schütz strebte eine höhere<br />

Verwaltungslaufbahn als Jurist an!Doch Landgraf Moritz dachte anders; 1609<br />

finanzierte er ihm ein Studium bei Giovanni G<strong>ab</strong>rieli in Venedig. Nach dessen Tod<br />

(1612) ernannte ihn sein Gönner zum 2. Hoforganisten in Kassel und zu seinem<br />

Privatsekretär. Auf mehrfaches Drängen des sächsischen Kurfürsten Johann Georg<br />

I. war Landgraf Moritz <strong>ab</strong>er genötigt, seinen so talentierten Schützling <strong>ab</strong> 1617 an<br />

den Dresdner Hof quasi „dienstzuverpflichten“. Schütz blieb 55 Jahre in Diensten<br />

der sächsischen Kurfürsten und bekannte später, er bereue es bitter, so lange dort<br />

ausgehalten zu h<strong>ab</strong>en.Für den Dresdner Hof komponierte Schütz neben Tafel-,<br />

evangelische Kirchen- und höfische Festmusiken auch die erste deutschsprachige<br />

Oper „Dafne“ (nicht erhalten geblieben). 1628/29 weilte er bei Claudio Monteverdi<br />

in Venedig, um den neuen italienischen Stil kennen zu lernen. Infolge des<br />

30jährigen Kriegs wich Schütz mehrmals an den kunstsinnigen dänischen<br />

Königshof aus.So arbeitete er in den Jahren 1633-35, 1637/38 und 1642-44 in<br />

Kopenhagen, kehrte jedoch immer wieder nach Sachsen zurück; hoffend, die<br />

Situation in Dresden werde sich verbessern. Rembrandts „Bildnis eines Musikers“ -<br />

mit Sicherheit Heinrich Schütz darstellend - dürfte anlässlich seiner ersten<br />

Kopenhagen-Reise entstanden sein.Heinrich Schütz starb hochbetagt in Dresden.<br />

Von seiner Familie hatte ihn in diesen schicksalsschweren Zeiten - Krieg, Pest- und<br />

Typhusepidemien - nur eine Enkelin überlebt. Die Gr<strong>ab</strong>inschrift nennt Heinrich<br />

Schütz einen „Saeculi sui Musicus excellentissimus“ (seines Jahrhunderts<br />

hervorragendster Musiker).Das Schwergewicht seines Schaffens liegt bei der<br />

geistlichen Vokalmusik. Verglichen mit J.S. Bach scheint das Oeuvre von Heinrich<br />

Schütz nicht sehr umfangreich zu sein, wobei man annimmt, mindestens ein Drittel<br />

seiner Kompositionen sei verschollen oder verbrannt. Sarkastisch bemerkt -<br />

zeitgemäß eben.<br />

Giovanni Pierluigi da Palestrina (um 1524/25-1594), heute zumeist kurz<br />

Palestrina genannt, bekam seine musikalische Ausbil<strong>du</strong>ng in Rom (Sängerkn<strong>ab</strong>e an<br />

Santa Maria Maggiore), <strong>ab</strong> 1551 Kapellmeister am Petersdom. Von Papst Julius III.<br />

ins Sängerkollegium der Sixtinische Kapelle berufen. Dessen Kurzzeit-Nachfolger<br />

Marcellus II. - er regierte nur von April bis Mai 1555 - ermahnte nach der<br />

Karfreitagsliturgie die Sixtinischen Sänger, die Musik hätte an einem solchen Tage<br />

nicht freudig, sondern dem Leiden und Sterben des Herrn angemessen zu sein; und<br />

die Worte verständlich! Der nachfolgende Papst Paul IV. ernannte Palestrina zum<br />

Kapellmeister an San Giovanni in Laterano (als Nachfolger des Orlando di Lasso);<br />

1561 erhielt er die besser besoldete Kapellmeisterstelle an Santa Maria Maggiore.Im<br />

September 1562 beendete das Konzil von Trient seine Beratung über die<br />

Kirchenmusik: sie dürfe nichts Laszives und Unreines enthalten (also keine<br />

weltlichen Melodievorlagen); und es sei auch die Frage, ob die polyphone Musik<br />

der kirchlichen Erbauung förderlich oder nachteilig sei? Und einige Stimmen<br />

wollten sogar die Rückkehr zum einstimmigen gregorianischen Choral. Es folgte<br />

ein Wettbewerb, bei dem die päpstliche Kapelle den Kardinälen


Messkompositionen diverser Kirchenmusiker zur Prüfung vortrug, ob die Worte<br />

auch gut verständlich seien.<br />

Vermutlich zu diesem Anlass hat Palestrina die 6- bzw. 7stimmige Missa Papae<br />

Marcelli komponiert; der Titel sollte wohl auf die Reformintentionen hinweisen (im<br />

übrigen gibt es - wie immer, wenn nur wenige Fakten vorliegen - unzählige<br />

„G’schichterln” zur Entstehung dieser Messe; diese seien Ihnen hier <strong>ab</strong>er erspart).<br />

Palestrinas Komposition überzeugte - trotz polyphoner Stimmverflechtung bleibt<br />

die Textdeutlichkeit gewahrt. Die Konzilsväter g<strong>ab</strong>en dieser Form der<br />

Kirchenmusik ihre Zustimmung. Einstimmig.Palestrina widmete sich danach der<br />

Umsetzung der tridentinischen Reform am neugeschaffenen Seminario Romano.<br />

Die Berufung Palestrinas nach Wien als Hofkapellmeister scheiterte an seinen<br />

Gehaltsvorstellungen. Ab 1571 war Palestrina wiederum Kapellmeister am<br />

Petersdom; nach dem Tode seiner Frau (1580) überlegte er, Priester zu werden.<br />

Doch heiratete er schließlich die Witwe des päpstlichen Pelzlieferanten; so mutierte<br />

Palestrina - als Inh<strong>ab</strong>er einer Pelzhandlung - zum erfolgreichen Kaufmann, der<br />

seine Geschäftserträge umsichtig in Immobilien anlegte. Seinen Plan,<br />

Domkapellmeister in Palestrina zu werden, hatte der Tod vereitelt. Palestrina starb<br />

kurz vor Vertragsunterfertigung. Sein Gr<strong>ab</strong> im Petersdom ziert die Inschrift<br />

„Musicae princeps“ (Fürst der Musik).Und tröstlich: nicht alle Kirchenmusiker<br />

sterben in Armut!<br />

Johann Rosenmüller (auch Giovanni Rosenmiller; 1619-1684) studierte in<br />

Leipzig Theologie und nahm Musikunterricht bei dem Thomaskantor Tobias<br />

Michel, dessen Stellvertreter er später wurde. Seit 1651 Organist der Nikolaikirche.<br />

Wegen eines Skandals flüchtete er nach Venedig (1655), wo er bis zu seiner<br />

Rückkehr nach Deutschland (1682) als Musiker und Komponist am Ospedale della<br />

Pietà tätig war, der späteren Wirkungsstätte von Francesco Gasparini und Antonio<br />

Vivaldi. Gemeinsam mit Dietrich Buxtehude und Johann Pachelbel ist Rosenmüller<br />

einer der bedeutendsten deutschen Komponisten <strong>ab</strong> Mitte des 17. Jhdts. Seine<br />

Kompositionen verbinden die deutsche mit italienischer Tradition. Seine insgesamt<br />

sieben Lamentationen hat Rosenmüller um 1660 für liturgische Feierlichkeiten in<br />

der Karwoche komponiert. Die biblischen Klagelieder thematisieren die historisch<br />

belegte Zerstörung Jerusalems und die Verschleppung deren Einwohner in die<br />

b<strong>ab</strong>ylonische Gefangenschaft <strong>du</strong>rch König Nebukadnezaar (597 v.Chr). Im<br />

Mittelalter wurden die Klagelieder nur mit einfacher, gregorianischer Melodie<br />

gesungen. Um 1515 schuf der päpstliche Kapellmeister Carpentras für die<br />

Sixtinische Kapelle die erste polyphone Vertonung; dies mit stilbildender Wirkung<br />

auf die „Lamentationes“ anderer in Rom wirkender Musiker. Und nach dem Konzil<br />

von Trient (1545-63) war es in ganz Europa zu einer Fülle von weiteren<br />

Vertonungen gekommen (Juan Escribano, Cristóbal de Morales, Orlando di Lasso,<br />

Giacomo Carissimi, Marc-Antoine Charpentier, Jan Dismas Zelenka und andere).<br />

Ebenso im 20. Jhdt; allerdings primär als Konzertstücke gedacht und nicht für<br />

liturgische Verwen<strong>du</strong>ng (zB. Kantaten von Ernst Krenek und Igor Strawinsky oder<br />

Leonard Bernstein, „Symphonie Nr. 1. Jeremia“,1942).Das heute gesungene Lied<br />

vertont den Text Klgl 2, 8-11; als Bezifferung der Verse stehen Buchst<strong>ab</strong>en des<br />

hebräischen Alph<strong>ab</strong>ets (Heth, 8. Buchst<strong>ab</strong>e bis Caph, 11. Buchst<strong>ab</strong>e). Es ist eine<br />

zwar poetische, doch überaus drastische Beschreibung der Verhältnisse unmittelbar<br />

nach der Zerstörung Jerusalems: Mauern wie Tore und vor allem der Tempel sind<br />

zerstört; die Führungsschicht ist verschleppt, Menschen hungern und Kleinkinder<br />

sterben grausam. Die „Tochter Zion“ steht als Metapher für Jerusalem.


Aus der Klage des Propheten Jeremias (Übersetzung nach der Einheitsübersetzung der Bibel).<br />

Heth. Zu schleifen plante der Herr die Mauer der Tochter Zion. Er spannte die Messschnur und<br />

zog nicht zurück die Hand vom Vertilgen. Trauern ließ er Wall und Mauer; miteinander sanken<br />

sie nieder.<br />

Teth. In den Boden sanken ihre Tore, ihre Riegel hat er zerstört und zerbrochen. Ihr König und<br />

ihre Fürsten sind unter den Völkern, keine Weisung ist da, auch keine Offenbarung schenkt der<br />

Herr ihren Propheten.<br />

Jod. Am Boden sitzen, verstummt, die Ältesten der Tochter Zion, streuen sich Staub aufs Haupt,<br />

legen Trauerkleider an. Zu Boden senken den Kopf die Mädchen von Jerusalem.<br />

Caph. Meine Augen ermatten vor Tränen, mein Inneres glüht. Ausgeschüttet auf die Erde ist<br />

mein Herz über den Zusammenbruch der Tochter, meines Volkes. Kind und Säugling<br />

verschmachten auf den Plätzen der Stadt.<br />

Jerusalem, kehre zum Herrn, deinem Gott, zurück.<br />

Marc' Antonio Ingegneri (auch Ingigneri; um 1536-1592). Italienischer<br />

Komponist und Instrumentalist, der größtenteils in Norditalien wirkte. Um 1568<br />

kam er nach Cremona, wo er 1581 zum Domkapellmeister avancierte. Zu seinen<br />

Schülern zählte Claudio Monteverdi.Kompositorisch ähnelt sein Stil der Klarheit<br />

seines Zeitgenossen Palestrina. In manch seinen Madrigalen hingegen ignoriert<br />

Ingegneri die vom Tridentinum postulierten Vorg<strong>ab</strong>en und komponiert<br />

mehrstimmige Vokalwerke voll kühner Harmonik zulasten der Textdeutlichkeit.<br />

O guter Jesus, erbarme dich unser, denn <strong>du</strong> hast uns erschaffen, <strong>du</strong> hast uns erlöst mit deinem<br />

allerkostbarsten Blut.<br />

Melchior Franck (um 1580-1639). Über Francks Ausbil<strong>du</strong>ng und<br />

Lebensumstände ist heute kaum etwas bekannt. Es existiert von ihm lediglich ein<br />

einziges Autograph.<br />

1603 trat Franck die Stelle eines Hofkapellmeisters bei Herzog Johann Casimir in<br />

Coburg an, der an seinem Hof ein blühendes Musikleben unterhielt. Die Wirren<br />

des 1618 begonnenen 30jährigen Kriegs und eine Typhusepidemie h<strong>ab</strong>en Coburg<br />

und seine Umgebung nach 1632 nahezu entvölkert und wirtschaftlich devastiert.<br />

Franck musste den Tod seiner gesamten Familie und den seines Gönners Herzog<br />

Johann Casimir erleben; er starb in Armut.<br />

Seine Kompositionen verraten eine gründliche Kenntnis des „niederländischen<br />

Stils“ eines Orlando di Lasso, <strong>ab</strong>er auch des „venezianischen“ Hans Leo Haßlers.<br />

Das sehr umfangreiche Werk weltlicher wie geistlicher Kompositionen aller<br />

Gattungen war auf den musikalischen Bedarf eines evangelischen Fürstenhofes<br />

zugeschnitten. Claudio Monteverdi und Heinrich Schütz sind seine Zeitgenossen.<br />

Doch Franck war ein konservativer, noch der Spätrenaissance verhafteter<br />

Komponist, im Gegensatz zu den beiden progressiven, frühbarocken Tonkünstlern<br />

Monteverdi und Schütz.<br />

Schon 100 Jahre nach seinem Tod ist Franck völlig vergessen, wiewohl seine<br />

Schöpfungen zu Lebzeiten oftmals gedruckt worden waren. Erst Ende des 19.<br />

Jhdts g<strong>ab</strong> es seine Wiederentdeckung. Aber vielleicht war er doch nie ganz<br />

vergessen gewesen? Musikalisch zumindest: das Volkslied „Ach Tannenbaum“,<br />

eine Ursprungsversion des Liebesliedes „O Tannenbaum“, das später zum<br />

populären Weihnachtslied umgedichtet worden war, wird Melchior Franck<br />

zugeschrieben ...<br />

G.W.S. scripsit


HOCHAMT, HIGH-MASS<br />

<strong>Cantores</strong> <strong>Suaves</strong><br />

Leitung: Gerlinde.Bachinger<br />

Orgel: Angela Amodio<br />

Introitus: G. Fauré(1845-1924)<br />

" Cantique de Jean Racine"<br />

Kyrie und Gloria: M. Duruflé(1902-1986)<br />

"aus Missa cum jubilo"<br />

Halleluja: GL 530/7<br />

Credo: GL 423<br />

Offertorium: M. Duruflé<br />

"Ubi caritas"<br />

Sanctus und Benedictus: M. Duruflé<br />

"aus Missa cum jubilo"<br />

Vater unser: M. Duruflé<br />

"Notre Père"<br />

Kommunion: M. Duruflé<br />

"Agnus Dei aus aus Missa cum jubilo"<br />

Benedictio:<br />

"Orgelimprovisation"<br />

15.4.2012, 11.15 Uhr, 11.15 a.m.<br />

Peterskirche Wien 1


Die musikalische Gestaltung des Hochamts am 15. April 2012 bietet diesmal Musik<br />

aus Frankreich.<br />

G<strong>ab</strong>riel Fauré - Cantique de Jean Racine<br />

Maurice Duruflé - Messe “Cum Jubilo”<br />

Offertorium: Maurice Duruflé - Ubi caritas et amor<br />

Vater unser: Maurice Duruflé - Notre père<br />

G<strong>ab</strong>riel Urbain Fauré (1845-1924), französischer Organist und Komponist, war<br />

Schüler von Camille Saint-Saëns. Ab 1874 Organist an der Madeleine in Paris, <strong>ab</strong><br />

1896 - als Nachfolger von Jules Massenet - Professor für Komposition am<br />

Conservatoire de Paris; seit 1905 dessen Direktor. Den Schwerpunkt seines<br />

kompositorischen Schaffens bildet Vokal-, Kammer- und Klaviermusik.<br />

Das Werk Cantique de Jean Racine (1863/64 komponiert) bescherte Fauré den<br />

ersten Preis bei seinem Diplom an der École Niedermeyer in Paris. Der Text<br />

„Verbe égal au Très-Haut“ ist eine Paraphrase von Jean Racine (1639-1699) auf den<br />

lateinischen Hymnus „Consors paterni luminis“ (Hymnes tra<strong>du</strong>ites <strong>du</strong> Bréviaire romain,<br />

1688).<br />

Maurice Duruflé (1902-1986) studierte ua. bei Paul Dukas und Louis Vierne. Seit<br />

1930 Organist an der Kirche St. Etienne-<strong>du</strong>-Mont in Paris; als Konzertorganist<br />

bereiste er Europa und Nordamerika. Ab 1944 Professor für Harmonielehre am<br />

Conservatoire de Paris. Ein schwerer Autounfall beendete Duruflés<br />

Organistenkarriere im Jahr 1975.<br />

Als Komponist war er von der Spätromantik, dem Impressionismus und dem<br />

Gregorianischen Choral geprägt. Allerdings hatte er lediglich einen Bruchteil seiner<br />

Vokal- und Orgelkompositionen zur Veröffentlichung freigegeben, weshalb sein<br />

Gesamtwerk nur 14 mit Opuszahl versehene Werke umfasst (darunter das<br />

berühmte Requiem für Soli, Chor, Orgel und Orchester; 1947).<br />

Die Messe „Cum Jubilo“, op. 11, seiner Frau, der Organistin Marie-Madeleine<br />

Chevalier gewidmet, entstand 1966; es gibt davon neben der heute aufgeführten<br />

Fassung für Orgel auch eine solche mit großem (1970) bzw. kleinem (1972)<br />

Orchester.<br />

Die Motette „Ubi caritas et amor“ (aus den Quatre Motets sur des Thèmes Grégoriens,<br />

op. 10, für Chor A-cappella; 1960) vertont einen alten Text aus dem<br />

Gregorianischen Choral.<br />

Notre père, op. 14, ein Werk für vierstimmig gemischten A-cappella-Chor,<br />

komponierte Duruflé 1977. Es blieb seine letzte Komposition.<br />

<strong>Cantores</strong> suaves - Das zu Ostern 2008 aus einem „ad-hoc“-Chor entstandene A-<br />

Cappella-Ensemble, wirkt jeden dritten Sonntag im Monat an der musikalischen<br />

Gestaltung der 11.15 Uhr-Messe in St. Peter mit.<br />

Interpretiert werden Kompositionen von Alter Musik bis zu Zeitgenössischem,<br />

Fremdsprachigem und Musik der Orthodoxie; so zB. Werke/Messen von<br />

Albrechtsberger, J.S. Bach, Balakirew, Bárdos, Batten, Bern<strong>ab</strong>ei, Bortnianski,<br />

Caldara, Croce, Desprez, Duruflé, Fux, Hassler, M. Haydn, Heiller, di Lasso,<br />

Monteverdi, L. und W.A. Mozart, Palestrina, Praetorius, Rachmaninoff, Reger,<br />

Rutter, Scarlatti, Schütz, Stanford, Tschesnokow, Viadana und da Victoria - um<br />

einiges nur zu nennen.<br />

Seit Herbst 2010 steht das Ensemble unter der Leitung von Mag. Gerlinde<br />

Bachinger.<br />

G.W.S. scripsit


HOCHAMT, HIGH-MASS<br />

<strong>Cantores</strong> <strong>Suaves</strong><br />

Leitung: Gerlinde.Bachinger<br />

Orgel: Angela Amodio<br />

Introitus: trad. K.B.<br />

"Evr'y time I feel the spirit "<br />

Kyrie (GL 405)<br />

"aus Missa de Angelis"<br />

Gloria G.F. Händel<br />

"Sing praise to God"<br />

Halleluja: GL 531/2<br />

Credo: GL 423<br />

"aus Missa de Angelis"<br />

Offertorium: M. J. Lauridsen(*1943)<br />

"O nata lux aus lux aeterna"<br />

Sanctus : J.Stainer (1840-1901)<br />

"Holy aus I saw the Lord"<br />

Vater unser: GL 378<br />

Agnus Dei: Ch. V. Stanford (1852-1924)<br />

Kommunion: C.Berry<br />

"Remember me"<br />

Benedictio: J.E.Moore (1951)<br />

"Irish blessing"<br />

17.6.2012, 11.15 Uhr, 11.15 a.m.<br />

Peterskirche Wien 1


HOCHAMT, HIGH-MASS<br />

<strong>Choeur</strong> <strong>du</strong> soleil<br />

G.P. da Palestrina(1524 –1594)<br />

"Missa Papae Marcelli"<br />

Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus Benedictus<br />

Agnus Dei<br />

Zum Introitus<br />

Sonata für Flöte und Orgel aus der Kantate BWV 182<br />

"Himmelskönig, sei willkommen" von J. S. Bach (1685-1750)<br />

Zwischengesang<br />

"Jesu, meines Glaubens Zier" - aus dem Schemelli-Gesangsbuch BWV 472<br />

von J.S. Bach (Solo: Helmut Pohorec)<br />

Halleluja: GL 531/2<br />

Zum Offertorium:<br />

Largo für Flöte und Orgel - aus der Sonate h-Moll BWV 1030 von J.S. Bach<br />

Pater noster<br />

von N.A. Rimski-Korsakow (1844-1908)<br />

Zur Communio<br />

Agnus Dei - aus der "Missa Papae Marcelli" von G.P. da Palestrina<br />

Zur Benedictio:<br />

"Haniel" - aus "Five Angels" von Peter Przystaniak (*1956)<br />

Flöte: G<strong>ab</strong>i Eichberger-Mairböck<br />

Orgel & Leitung: Gerlinde Bachinger<br />

21.10.2012, 11.15 Uhr, 11.15 a.m.<br />

Peterskirche Wien 1


HOCHAMT, HIGH-MASS<br />

<strong>Choeur</strong> <strong>du</strong> soleil<br />

Russisch Orthodoxe Musik<br />

Introitus<br />

Duh tvoj blagi (Psalm 143 - Tschesnokow)<br />

Kyrie<br />

Gospodi pomiluj (Kyrie - Rachmaninoff)<br />

Gloria<br />

Missa de Angelis (Gregorianik)<br />

Zwischengesang<br />

Send forth thy light (Balakirew)<br />

Halleluja:<br />

Alliluia (Tschesnokow)<br />

Credo<br />

Credo IV (Gregorianik)<br />

Zum Offertorium:<br />

Vocalise (Rachmaninoff)<br />

Sanctus<br />

Missa de Angelis (Gregorianik)<br />

Pater noster<br />

von N.A. Rimski-Korsakow<br />

Agnus Die<br />

Missa de Angelis (Gregorianik)<br />

Zur Communio<br />

Otche nas (Vater unser - Rachmaninoff)<br />

Zur Benedictio:<br />

Bogoroditse Djevo (Ave Maria - Rachmaninoff)<br />

Flöte: G<strong>ab</strong>i Eichberger-Mairböck<br />

Orgel & Leitung: Gerlinde Bachinger<br />

18.11.2012, 11.15 Uhr, 11.15 a.m.<br />

Peterskirche Wien 1

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