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thema - Regensburger Eltern eV

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Die veränderten Erziehungsziele und -muster<br />

sind zudem Ausdruck eines generellen<br />

gesellschaftlichen Wertewandels (Willy<br />

Brandt: „mehr Demokratie wagen“), der<br />

sich in Deutschland (West) seit in den<br />

1970er Jahren vollzogen hat.<br />

Ein weiteres Kennzeichen heutiger Kindheit<br />

ist, dass Kinder vielfach nicht mehr<br />

„selbstverständlicher“ Teil einer Familie<br />

sind, sondern „Wunschkinder“ – und das<br />

im doppelten Sinne. Sie sind gewünscht,<br />

und <strong>Eltern</strong> wollen sich oftmals durch ihre<br />

Kinder eigene Lebenswünsche erfüllen;<br />

eigene (auch versäumte oder nicht realisierte)<br />

Ziele werden auf die Kinder projiziert.<br />

Die wenigen Kinder (die meisten Familien<br />

sind Ein- oder Zwei-Kind-Familien) sollen<br />

für die <strong>Eltern</strong> eine emotionale Bereicherung<br />

und auch Lebenserfüllung sein. Eine solche<br />

Erwartung enthält grundlegende Probleme.<br />

Wenn Kinder die <strong>Eltern</strong> glücklich machen<br />

sollen, dann müssen Konfl ikte vermieden<br />

werden (weil die Kinder dann ja die Liebe<br />

zu ihren <strong>Eltern</strong> verweigern könnten), dann<br />

werden Zugeständnisse im elterlichen<br />

Verhalten gemacht, die man eigentlich<br />

nicht gutheißt.<br />

Die Erwartung, dass Kinder die Vorstellungen<br />

ihrer <strong>Eltern</strong> erfüllen sollen, passt zudem<br />

nicht zu dem Ziel der Selbstständigkeit.<br />

Eigenständigkeit impliziert grundlegend,<br />

dass Kinder sich anders entscheiden, anders<br />

entwickeln können als <strong>Eltern</strong> es bevorzugen<br />

würden. Das Kind als eigenständige<br />

Persönlichkeit zu akzeptieren bedeutet<br />

für die <strong>Eltern</strong> auch, zu akzeptieren, dass<br />

es andere, evtl. weniger erwünschte, eben<br />

eigene Wege geht. Das ist für <strong>Eltern</strong> oft<br />

nicht leicht auszuhalten.<br />

2. Bildungserwartungen und Erziehungskonflikte<br />

Das pädagogische Konfl iktpotential wird<br />

noch vergrößert durch die gestiegenen<br />

Bildungserwartungen der <strong>Eltern</strong> an ihre<br />

Kinder. Nur wenige <strong>Eltern</strong> geben heute<br />

an, dass sie für ihr Kind den Hauptschul-<br />

oder Mittelschulabschluss anstreben, dass<br />

sie also zufrieden wären mit einem solchen<br />

Schulabschluss. Der Wunsch der <strong>Eltern</strong> nach<br />

einem möglichst hohen Bildungsabschluss<br />

ihrer Kinder ist natürlich nachvollziehbar<br />

und prinzipiell gut zu heißen. Denn ein<br />

höherer Bildungsabschluss ermöglicht nicht<br />

nur vielfältigere weitergehende Ausbildungs-<br />

und Bildungsoptionen, sondern auch das<br />

spätere Einkommen ist dann in der Regel<br />

höher und die Gefahr einer Arbeitslosigkeit<br />

geringer.<br />

Viele <strong>Eltern</strong>-Kind-Konfl ikte hängen heute<br />

mit dem schulischen Lernen, mit den<br />

Bildungserwartungen der <strong>Eltern</strong> und den<br />

(als nicht ausreichend wahrgenommenen)<br />

Lernleistungen der Kinder zusammen.<br />

Warum gibt es gerade im Zusammenhang<br />

mit der Schule so viele Konflikte? Ein<br />

Grund für diese Konfl ikte dürfte in den<br />

widersprüchlichen Zielen einer „modernen<br />

Erziehung“ und den Anforderungen der<br />

Institution Schule liegen. Wenn Kinder<br />

zuhause ein hohes Maß an Freiheitlichkeit<br />

und Selbstbestimmung erfahren konnten,<br />

dann sind im Hinblick auf die Schule<br />

Konfl ikte oftmals vorprogrammiert, denn<br />

trotz manchmal geöffneter Unterrichtsphasen<br />

(z.B. Freiarbeit, Wochenplanarbeit)<br />

gilt hier im Wesentlichen das Merkmal der<br />

Fremdbestimmung: Schulische Lerninhalte,<br />

deren mehr oder weniger erfolgreiche<br />

Bewältigung durch Zensuren bewertet<br />

werden, Lernansprüche, Lernzeiten etc.<br />

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