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Demenz - Aliud Pharma GmbH & Co. KG

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www.aliud.deEs hilft, das Vergessen zuverstehen und sich dabeiselbst nicht zu vergessen.Ein Ratgeber für pflegendeAngehörige von <strong>Demenz</strong>erkrankten.Gesunde Kompetenz.


Rudi Assauer und ein „offener Brief“Ende Januar 2012 wurde bekannt: Rudi Assauer, ehemaligerFußball-Bundesliga-Spieler und Schalke-Manager, ist anAlzheimer-<strong>Demenz</strong> erkrankt. In Zeitungen und Fernsehsendungenmeldeten sich daraufhin zahlreiche „Experten“ zuWort. Sie wiesen auf die risikoreiche Lebensweise Assauershin. Auf Fotos sah man ihn meist mit einer dicken Zigarre imMund und einem Bierglas in der Hand. Unter dem Eindruckseiner Diagnose hatte der sogenannte „Ruhrpott-Macho“diese Leidenschaften bereits aufgegeben.Haben die „Experten“ das Richtige geraten, und hat derPatient das Richtige getan? Das Kuratorium Deutsche Altershilfehat zu diesem Thema kritisch Stellung bezogen und dieFragen verneint. In einem offenen Brief wird Assauers Mutbewundert, sich zu seiner <strong>Demenz</strong>erkrankung zu bekennen.Doch dann heißt es wörtlich:„Leben Sie Ihr Leben weiter! Neuere Erkenntnisse aus der<strong>Demenz</strong>forschung zeigen, dass Menschen mit <strong>Demenz</strong> geradedas weitermachen sollten, was ihnen auch bis dahin imLeben Freude gemacht hat. Dies stabilisiert Ihre Situationund verlangsamt den Verlauf der Erkrankung. Fußball, daswissen wir alle, ist Ihr Leben. Gehen Sie auf Schalke, trinkenSie in der Pause ein Bier und rauchen Sie eine dazu!“In diesem Sinne wollen wir uns an die pflegenden Angehörigenwenden. Es gilt, einige Vorurteile zu korrigieren undneue Erkenntnisse der Alzheimer-Forschung mitzuteilen: Medikamenteund nichtmedikamentöse Maßnahmen können denKrankheitsverlauf verlangsamen und das Leben des Patientenverbessern. Was uns aber besonders am Herzen liegt,sind Sie, die pflegenden Angehörigen. Wir möchten Ihnenhelfen, etwas für sich selbst zu tun. Wenn Sie den Patientenverstehen, bleibt Ihnen mehr Raum bei der Fürsorge, auchauf sich selbst besser zu achten.- 5 -


<strong>Demenz</strong> erkennenVon den ersten Anzeichen bis zum PflegefallDie Alzheimer-<strong>Demenz</strong> ist zu Beginn wie ein Chamäleon.Dieses Tier passt seine Körperform und Färbung den jeweiligenSituationen und Umgebungen an. Ähnlich macht esder Patient – das heißt, er verbirgt seine Einschränkungen.Das Anlassen einer Herdplatte wird mit einem störendenTelefonanruf erklärt. Das Meiden von Bank- oder Behördengängenmit: „Ach, diesen Schrift- und Zahlenkram habeich noch nie gemocht.“ Das Verfahren mit dem Auto in ansich gewohnter Umgebung wird mit sehr hoher Verkehrsdichtebegründet.Die ersten Anzeichen einer <strong>Demenz</strong> sind selten als solche zu erkennen.Oft kaschieren die Erkrankten ihre Fehlleistungen.Und: Je mehr Bildung ein Patient hat, desto länger kanner die Krankheitszeichen verheimlichen. So werden zumBeispiel fehlende Worte kaum merklich durch gleichbedeutendeandere ersetzt. Das erschwert in solchen Fällen dieso wichtige Früherkennung sehr.- 8 -


Erst wenn sich Fehler, Versäumnisse und Auffälligkeiten nichtmehr verbergen lassen, ist der Weg zum Arzt unvermeidlich.Rückblickendes und vorausschauendes HandelnAls Arzt kennt man die Krankheitsentwicklung der Alzheimer-<strong>Demenz</strong> aus Lehrbüchern. Die Krankheitszeichen sindgleichermaßen im Zeitraffer dargestellt. Rückblickendwerden Sie ähnliche oder sogar dramatischere Erfahrungengemacht haben. Was sich dann in den Folgejahren anKrankheitsausprägungen entwickelt, ist ebenfalls in jedemindividuellen Fall anders. Wie vielfältig und unterschiedlichsich die ersten Anzeichen im Nachhinein und der Verlaufim Weiteren den Angehörigen sowie dem beruflichen undgesellschaftlichen Umfeld darbieten, erfährt man in einerAlzheimer-Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige.Es hilft, sich mit Menschen auszutauschen, die Ihre Situation verstehen.Wenden Sie sich an eine Selbsthilfegruppe bei Ihnen vor Ort.- 9 -


<strong>Demenz</strong> begreifen und begegnenIn welcher vergangenen Welt lebt der Kranke?Der Kranke mit Alzheimer-<strong>Demenz</strong> vergisst die jüngstenEreignisse als erste. Mit Fortschreiten der Krankheitgehen die Erinnerungen schrittweise in Richtung Jugendund Kindheit verloren. Es ist eine große Kunst, herauszulesen,in welcher imaginären Welt und Zeit sich der Patientgerade befindet, um ihm auf seiner augenblicklichenEbene zu begegnen.Alltagskompetenz einschätzenDie Alzheimer-<strong>Demenz</strong> führt zum schleichenden Verlust derAlltagskompetenz und des Wirklichkeitsbezugs. Dadurchnimmt die Hilfsbedürftigkeit zu. Von der Pflege ist derPatient jedoch zunächst noch weit entfernt. Wie weit entfernt– daran haben Sie als Angehörige großen Anteil.<strong>Demenz</strong>kranke neigen aus Scham oder Angst dazu, ihrezunehmende Hilflosigkeit so gut und so lange wie möglichzu verbergen. Es hat jedoch keinen Sinn, dem Patienten Vorwürfezu machen, ihn zu tadeln oder Kritik zu üben. Denn:Hinter Fehlleistungen oder Fehlverhalten steckt kein böserWille. Der Kranke glaubt, in bester Absicht zu handeln.Gefühlen Raum gebenKommen wir noch einmal kurz zum offenen Brief desKuratoriums Deutsche Altershilfe zurück. Dort lesen Sie:„Die Krankheit <strong>Demenz</strong> bedeutet nicht, dass man keineLebensfreude und Liebe mehr spüren kann. Viele an <strong>Demenz</strong>erkrankte Menschen haben einen besseren Zugang zu ihrenGefühlen. In vielen Momenten kann das sehr glücklich machen.Vieles, was früher wichtig war – wie Geld oder Beruf –verliert an Wichtigkeit. Die Krankheit <strong>Demenz</strong> macht oftmalsdas Wesentliche im Leben sichtbar.“- 10 -


Zuneigung und menschliche Nähe steigern die Lebensqualität des<strong>Demenz</strong>kranken.Ein liebevoller Blick kann drei finstere Tage eines Menschenerhellen. Warum nicht den Kranken umarmen und streicheln?Berührung ist eine Sprache, die jeder versteht!Lebensqualität erhalten – geht das?Vorab sei gesagt: Ja, es geht – für eine ganze Weile. UndSie profitieren davon. Aber es erfordert Ihren persönlichenEinsatz. Dabei sollten Sie darauf achten, die Bedürfnisse deserkrankten Menschen zu berücksichtigen, ohne die eigenenaus den Augen zu verlieren. Eine schwierige Gratwanderung.Für den Kranken und für Sie selbst ist jetzt wichtig: Waskönnen Sie für ihn tun, damit er trotz der Krankheit möglichstlange ein Leben in Würde und Selbstbestimmungführen kann? Wie können Sie dazu beitragen, dass es demKranken gut geht und sich der Krankheitsverlauf verlangsamt?Und was können Sie für sich selbst tun, damit derKraftaufwand bei der aufopfernden und selbstlosen PflegeIhre inneren Reserven – die körperlichen wie auch die seelischen– nicht aufzehrt?Fragen, auf die wir Ihnen auf den nächsten Seiten gerneAntworten geben möchten.- 11 -


Körper und Geist fordern und fördernWir wissen schon lange: Körperliche und geistige Aktivitätenvermindern das Risiko für das Auftreten von <strong>Demenz</strong> –so auch der Alzheimer-<strong>Demenz</strong>. Dabei beeinflussen sichbeide Aktivitäten gegenseitig.An <strong>Demenz</strong> Erkrankte stürzen ungleich viel häufiger undverletzen sich dabei schwerer! Ein gesundheitsorientiertesKrafttraining dient einem verlängerten Erhalt von Alltagshandlungen(z. B. Treppensteigen) sowie der Gleichgewichtskontrolle.Dies wiederum fördert die Selbstständigkeit desPatienten und hilft, Stürze zu vermeiden.Menschen mit Alzheimer-<strong>Demenz</strong> haben oft einen ungeheuerstark ausgeprägten Bewegungsdrang. Nutzen Siediesen, um die Konzentration und Koordination zu fördern.• Schritte zählen (vorwärts/rückwärts)• Muster im Gehweg oder Fliesen im Supermarkt für eineÄnderung der Schrittfolge nutzen• Ballspiele (fangen, werfen)Mit der konsequenten Steigerung der körperlichenAktivität wird eine Reihe von Zielen erreicht:• Anregung von Organfunktionen / Stoffwechsel• Besserung der Alltagskompetenz durch leichteres Gehen,Treppensteigen usw.• Erhalt von Gleichgewicht / Balance zur Vermeidung vonStürzen und Verletzungen• Erhalt der Aufmerksamkeitsleistungen- 12 -


Kommunikation mit dem KrankenAngehörigen von Alzheimer-Betroffenen wird bei der Kommunikationmit ihrem Kranken unglaublich viel abverlangt:Die Krankheit schreitet fort, und sie selbst müssen sichimmer wieder dem entsprechend aktuellen Zustand desPatienten anpassen. Das ist ein kontinuierlicher Prozessdes Lernens mit Versuch und Irrtum. Das erfordert Geduldund Zeit. Dennoch gibt es einige hilfreiche Hinweise bzw.Regeln, mit denen Gespräche für beide Seiten erfolgreichoder zumindest erträglich gestaltet werden können:• Sprechen Sie in kurzen, einfachen Sätzen – keineSchachtelsätze• Verwenden Sie einfache, deutsche Wörter – keineFremdwörter• Bringen Sie schwierige Sachverhalte auf den „einfachstenNenner“ – gegebenenfalls mit (mehrfacher) Wiederholung• Vermeiden Sie Diskutieren und Argumentieren• Sprechen Sie bestimmt – aber doch fürsorglich• Vergessen Sie Kritik und Vorwürfe• Versuchen Sie, auf Vorwürfe oder Anschuldigungen nichteinzugehen• Vermeiden Sie, in Gegenwart von Besuchern über Problemeund Defizite des Kranken zu sprechenLeider wird gelegentlich von „Experten“ empfohlen,mit <strong>Demenz</strong>kranken wie mit kleinen Kindern zu sprechen– oder sogar mit ihnen in der „Babysprache“ zukommunizieren. Solche Ratschläge sind abwegig undbeschämend.- 13 -


Den Alltag gemeinsam gestaltenWenn irgend möglich, sollten Sie dem Kranken auf derjenigenEbene begegnen, auf der er sich gerade befindet. Dieswird meist eine vergangene Zeit sein. Versuchen Sie, ihn inseiner Vergangenheit abzuholen bzw. diese neu auflebenzu lassen.Ein gesundes Maß findenBei all Ihren Bemühungen, mit Trainings und Übungen denKranken zu aktivieren, bewegen Sie sich auf einem schmalenGrat: Sie müssen die richtige Balance halten, um ihn wederzu überfordern noch zu unterfordern.Bei Überforderung wird der Kranke mit seinen Defizitenkonfrontiert. Er spürt, dass er die Leistung nicht erbringenkann. Daraus können sich Aggression, Resignation undDepression entwickeln. Bei Unterforderung kommt schnellein Gefühl der Bevormundung oder Kränkung auf. Auchhier können als Konsequenz Aggression, Resignation undDepression entstehen.Die Grenzen sind hierbei nicht nur von Mensch zu Mensch,sondern auch von Tag zu Tag variabel. So bleibt nur, sichmit viel Einfühlungsvermögen auf die jeweilige Situationeinzustellen.- 16 -


Einbahnstraße Alzheimer-<strong>Demenz</strong>Fehlendes FeedbackEs liegt im Wesen der Alzheimer-<strong>Demenz</strong>, dass sie wie eineEinbahnstraße verläuft. Alles geht in Richtung des Erkrankten– wenig, beziehungsweise nichts, kommt zurück.Dank, Anerkennung, Streicheleinheiten? Fehlanzeige. KeinWunder, dass die pflegenden Angehörigen häufig zweifelnund sich fragen:Lohnt sich der Aufwand?Die Antwort lautet ganz klar: JA!Heute verfügen wir über hochspezialisierte bildgebendeUntersuchungsverfahren, mit denen sich Hirnaktivitätendarstellen lassen. Wissenschaftler haben 2010 erstmalsdokumentiert: Das Training des Gehirns kann die Gedächtnisleistungvon Kranken mit Alzheimer-<strong>Demenz</strong> tatsächlichunterstützen. Medikamente und die Bemühungen derpflegenden Angehörigen lohnen sich für den Patientenund damit auch für Sie!Selbstzweifel sind bei Ihrer anstrengenden Aufgabe ganz natürlich.Gewinnen Sie Abstand und gönnen Sie sich Zeit für sich selbst.- 17 -


Ihre Gesundheit geht vorDie eigenen Kräfte bewahrenBisher standen die Kranken mit Alzheimer-<strong>Demenz</strong> imMittelpunkt. Wir können die typischen Veränderungen imGehirn und deren Auswirkungen auf das Leben der Betroffenensowie den Alltag der Angehörigen nicht heilen. DurchIhre Fürsorge und Pflege sowie durch Medikamente kannder Krankheitsprozess jedoch verlangsamt werden. Aberwie lange reicht Ihre seelische und körperliche Kraft aus,um auch in Zukunft Zuwendung, Verständnis, Aufmerksamkeitund vor allem Geduld aufzubringen? Schließlich kommtja auch noch harte körperliche Arbeit hinzu.Einsatz bis zum Letzten?Auch Fachleute und geschultes Personal sind nur Menschen.Das heißt: Auch sie zeigen bei starker Anspannung Nerven.So ist es durchaus vorgekommen, dass selbst eine erfahreneStationsschwester eine alte, demente Patientin ohrfeigte.Zur Rede gestellt, gab sie als Begründung für ihr Fehlverhaltenan: „Zweimal haben wir schon das Bett reinigen müssen.Jetzt hat sie wieder die Windeln vollgemacht. Und gleich istChefvisite ... Da sind mir die Nerven durchgegangen.“Zum Glück bleiben Situationen wie diese die Ausnahme.Sie machen aber betroffen und nachdenklich. Wie konntees dazu kommen? Wie konnte ein intelligenter, fleißigerund zuwendungsorientierter Mensch derartig versagen?Und vor allem: Wie sollen dann erst Angehörige, die weitausweniger Praxiserfahrung besitzen, diesem permanentenDruck standhalten?- 18 -


Einen Moment innehaltenWie stark Ihre Nerven angespannt sind, merken Sie oft erst,wenn sie reißen. Nur ist es in der Regel dann bereits zuspät. Es gibt aber Anzeichen, die schon frühzeitig daraufhindeuten:• Empfinden Sie sich selbst zunehmend als ungerecht,unbeherrscht und ungeduldig?• Hat sich in letzter Zeit Ihr Nikotin-, Koffein- oderAlkoholkonsum erhöht?• Benötigen Sie jetzt öfter einmal ein Beruhigungsmittel?• Mehren sich die Konflikte mit Ihrem Umfeld?• Rührt sich in irgendeinem Bereich ein schlechtes Gewissen?Wenn Sie eine oder sogar mehrere dieser Fragen mit Jabeantwortet haben, sollten Sie unbedingt die folgendenSeiten weiterlesen.Mit Nossrat Peseschkian, dem Begründer derpositiven Psychotherapie, könnte man es sozusammenfassen:Es reicht nicht aus, nur über den Erhalt Ihrer Leistung nachzudenken.Sie müssen auch etwas für Ihre eigene seelischeund körperliche Gesundheit tun. Sie dürfen nicht Ihre Kontaktezu Freunden und Partnern verkümmern lassen. Nehmen Siesich Zeit, Ihren Gedanken freien Lauf zu lassen und zu träumen.Und: Versuchen Sie die Sinnhaftigkeit Ihres Tuns und IhresLebens positiv zu beantworten.- 19 -


Auf das eigene Wohlbefinden achtenNehmen Sie sich einmal am Tag die Zeit, den morgigen Tagzu planen und die wirklich wichtigen Ziele festzulegen.Ziele setzen und den Überblick behaltenUm erfolgreich zu arbeiten, benötigen Sie zunächst einenrichtigen Überblick über das zu Bewältigende. MancheMenschen verdoppeln schnell ihre Anstrengungen, ohnegenau zu wissen, wohin die Reise eigentlich gehen soll.Machen Sie es gedanklich wie die Grizzlybären, wenn siedurch eine Störung beunruhigt sind: Sie stellen sich auf dieHinterbeine, um das Umfeld besser zu überschauen. Dannerst folgt die Entscheidung: Rückzug oder Angriff.Besinnen Sie sich darauf, was Sie in Ihrem Leben mit dem„Sorgenkind“ eigentlich erreichen wollen – in den nächstenJahren, am morgigen Tag. Mit einem klaren Ziel vor Augenentscheiden Sie besser: Was ist wichtig und was ist unwichtig?Was wichtig ist, hat Vorrang – nicht was dringlich- 20 -


ist. Wichtig sind für Sie alle Vorgänge, Bemühungen undEntscheidungen, die Sie oder den Kranken heute demgesteckten Ziel einen Schritt näher bringen.Nehmen Sie sich einmal am Tag die Zeit, die Ziele für denmorgigen Tag zu planen. Überlegen Sie, ob Sie wirklichimmer alles selbst erledigen müssen. Oder können Freunde,Bekannte, die Sozialstation oder der Pflegedienst Ihnendie Aufgabe abnehmen? Vielleicht ist das eine oder andereauch gänzlich verzichtbar? Solche Überlegungen dienendazu, dass Sie Zeit für sich selbst gewinnen.Von der Psychologin Regula Schräder-Naefstammt der Hinweis:„Menschen, die Zeit haben, die sich auf die Gegenwart einstellenkönnen, haben nicht unbedingt weniger Arbeit alsandere, die ständig gehetzt und getrieben sind. Es ist vorallem die Fähigkeit, eigene Schwerpunkte zu setzen und zuseinen Entscheidungen zu stehen.“Sprechen Sie sich ausPflegende Angehörige neigen in verstärktem Maße dazu,ihr Umfeld nicht belasten zu wollen.Das Motto: „Wie es in meinem Inneren aussieht, geht niemandenetwas an“ kostet enorm viel Kraft und Energie.Bevor es zum seelischen oder körperlichen Zusammenbruchkommt, folgen Sie unserem Rat: Kippen Sie ruhig IhrenKummer – wie Müll – woanders ab. Was Sie brauchen, sindMenschen, die zuhören können. Denn: Reden hilft, Sorgenzu entsorgen. Sich aussprechen zu können, auch Jammernund Klagen, sind wichtige Maßnahmen gegen Herzinfarkt,Depressionen und andere seelisch-körperliche Erkrankungen.- 21 -


Auf das eigene Wohlbefinden achtenDie Psychologin Ursula Nuber sagt:„Wer über seine Sorgen spricht, hält sie in Schach.“Sie haben keinen Menschen, bei dem Sie sich Ihren Kummervon der Seele reden können? Dann nehmen Sie an einerSelbsthilfegruppe für Alzheimer-Angehörige teil. Bei derweiten Verbreitung der Alzheimer-<strong>Demenz</strong> finden Sie injeder Stadt oder auch auf dem Land in Ihrer Nähe derartigeGesprächskreise. Nutzen Sie diese Möglichkeit, um überIhre Belastung, Ängste und Verzweiflung zu sprechen.Geteiltes Leid ist halbes Leid! In der Gruppe vermeiden SieIhre soziale Isolation. Sie erfahren vielmehr Unterstützungund Entlastung.Eine weitere Lösung oder vielleicht nur eine vorübergehendeNotlösung ist die Teilnahme an einem der Alzheimer-Forenim Internet. Sie gelangen damit an eine Fülle von Informationenzu der Krankheit. Zugleich können Sie sich austauschen,gegenseitig trösten und Mut machen. Was hier im Vergleichzur Selbsthilfegruppe fehlt, sind die eigentlich schönstenSeiten der menschlichen Kommunikation: der Blickkontaktund die Möglichkeit, jemanden in den Arm zu nehmen.Pflegen Sie nicht nur Ihren Patienten. Pflegen Sie Ihr privatesUmfeld, so gut es geht. Lassen Sie im persönlichen undgefühlsmäßigen Bereich nichts ungeklärt und ungeordnetzurück. Vor allem: Tun Sie sich selbst den Gefallen und gehenSie nicht mit Ärger, aufgestauter Wut oder Feindseligkeitzum Erkrankten ins Zimmer. Eine in der Krankenpflege sehrerfahrene Frau teilte uns dazu mit: „Ich kann einem krankenoder sterbenden Menschen nur dann ganz nahe sein, wennmeine Person in Ordnung ist und ich mich vor der Tür zumKranken zurücklasse.“- 22 -


Auszeiten zum AusspannenFür unseren Körper bedeutet die Stufenlagerung eine Art„Null-Stellung“ mit größtmöglicher Muskelentspannung.Er kennt diese Haltung aus dem menschlichen Werden. EinEmbryo schwebt in dieser Lage im Fruchtwasser der Gebärmutterdem Tag der Geburt entgegen.Die Stufenlagerung trägt in kurzer Zeit zur tiefgreifenden körperlichenund seelischen Entspannung bei.Übrigens: Bereits 20 Minuten in der Stufenlagerungvermögen den Verlust von ein bis zwei Stunden Nachtschlafzu kompensieren. Dieser körperlich-geistig-seelischeSchwebezustand füllt Energiereserven auf und gibt Kraftund Tatendrang zurück.Vom amerikanischen Schriftsteller JohnSteinbeck stammt der Satz:„Die Kunst des Ausruhens ist ein Teil der Kunst der Arbeit.“- 24 -


Die Kraft der MeditationWer innere Ruhe in sich trägt, vermag auch, diese Gelassenheitnach außen auszustrahlen. Ein Effekt, der nicht nur daseigene Gleichgewicht, sondern auch die Ausgewogenheit inder Beziehung zum Pflegebedürftigen positiv beeinflusst. Siekönnen hier und jetzt eine Reise in der Fantasie machen,die zu einer Entspannungsreaktion führt. Der amerikanischeHerzspezialist Herbert Benson lehrt, dazu in vier grundlegendenSchritten vorzugehen:• Sitzen Sie still und atmen Sie langsam und natürlich.• Schließen Sie die Augen.• Wiederholen Sie ein Wort, einen Gedanken, einen(Summ-)Ton, ein Gebet immer wieder für 10 bis 15 Sek.• Wenn andere Gedanken auftauchen, gehen Sie nichtdarauf ein, sondern kehren Sie zur Wiederholung desMeditationswortes zurück.Versuchen Sie es einmal und Sie werden sehen, was sichändert. Ängste, depressive Verstimmungen, angestauterÄrger und Feindseligkeiten gegen andere lassen nach.Jemand, der diese Ausgeglichenheit hervorragend verinnerlichthatte: Mutter Teresa. Diese zierliche, kleine Frauarbeitete mit ihren Mitschwestern von morgens früh bisspät in die Nacht hinein für Kranke, Gestrandete und Sterbende.Woher holte sie sich die Kraft für ihre unglaublichekörperliche und seelische Leistung? Natürlich aus ihremtiefen Glauben und aus ihrer Überzeugung, anderen Menschendienen zu sollen.- 25 -


Auszeiten zum AusspannenAber da gab es noch etwas anderes, das nicht nur mit demGlauben zu tun hat. Jeden Abend trafen sich die Schwesternzum Gebet. Eine Stunde lang murmelten sie – ähnlich wiedie Hindi ihre Mantra – nur den einen Satz: „Heilige Maria,Mutter Gottes, bitte für uns.“ Und das 200 oder 300 Malhintereinander. Schon nach wenigen Wiederholungen warendie Schwestern wie in Trance.In allen Kulturkreisen und unabhängig von Religionen ist einsolches monotones Wiederholen von Worten oder Sätzenzur Entspannung oder Meditation bekannt. Wenn es Ihnenohne Anleitung nicht gelingen will, versuchen Sie es mit Musik.Bestimmte Klangvibrationen oder Tonfolgen werden seitJahrtausenden überall in der Welt eingesetzt, um eine tiefeEntspannung zu erreichen.Ausflüge in die Fantasie„Ich bin reif für die Insel.“ Diesen Satz hören wir oft vonMenschen, die sich Ruhe, Abstand, Zeit mit Unabhängigkeit,ja, eine größere Pause in einer kraftverschleißenden Arbeitsphasewünschen. Das Problem ist nur, die äußeren Zwängehindern Sie, einfach mal die Sachen zu packen und fürmehrere Wochen „abzutauchen“. Dann gehen Sie eben kraftIhrer Gedanken auf Reisen und schaffen sich so Ihre eigeneWirklichkeit. Die Fantasie ermöglicht es uns, eine Idee oderein Bild vor unserem geistigen Auge entstehen zu lassen.Jeder hat in seinem Leben schöne Bilder und Erlebnissewahrgenommen. Entspannen Sie doch einmal in der Stufenlagerungund versuchen Sie, solche Bilder innerlich vor sichzu sehen:• Das erste Morgenlicht bei einer Bergwanderung• Das Heben und Senken des Bootes im sanftwelligen Meer• Ein Blick auf Wiesen und Bäume in der Abendsonne- 26 -


Genießen Sie kleine Auszeiten, indem Sie in Ihrer Vorstellungskraftschöne Bilder entstehen lassen.Viele kurze PausenJeden Tag ein Stück Urlaub kann für Ihre Erholung mehrbedeuten als Urlaub an einem Stück. Gönnen Sie sich alsomöglichst viele kurze Ruhepausen.Versuchen Sie, sich geistig, seelisch und körperlich zuentspannen. Anfangs mag es schwerfallen, sich einfach aufeinem Stuhl sitzend zurückzulehnen und Stress und Hektikzu ignorieren. Hilfreich ist, sich dabei eine der folgendenVorsatzformeln vorzusprechen, wie zum Beispiel:• Ich bin ganz ruhig und entspannt• Hektik – ganz gleichgültigSuchen Sie für sich selbst nach der richtigen Formel, mitder Sie das Bedrängende „wegdrücken“ können.- 27 -


Rat und HilfeIhr gutes RechtAb Januar 2013 soll das am 28.03.2012 vom Bundeskabinettbeschlossene Pflege-Neuausrichtungsgesetz in Kraft treten.Es wird einige Verbesserungen für Menschen mit Alzheimer-<strong>Demenz</strong> und deren Angehörige bringen. Die DeutscheAlzheimer Gesellschaft e. V. betrachtet diese Pflegereformallerdings als „Flickwerk“.Das sind die wichtigsten Änderungen:Für Pflegebedürftige mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenzwird es bereits in der „Pflegestufe 0“ ein Pflegegeld von 120,– € geben.Die Pflegegelder und Pflegesachleistungen in Pflegestufe I und IIwerden deutlich angehoben.Wohngemeinschaften als Alternative zum Heim sollen künftig stärkergefördert werden.Pflegekassen müssen Antragstellern innerhalb von zwei Wochen einenBeratungstermin anbieten. Schaffen sie das nicht, können die Antragstellermit einem „Beratungsgutschein“ auch einen qualifiziertenunabhängigen Beratungsdienstleister aufsuchen.Die Rechte der Pflegebedürftigen/pflegenden Angehörigen gegenüberPflegekasse/Medizinischem Dienst werden gestärkt.Der Eigenanteil bei verbessernden Maßnahmen für das Wohnumfeldentfällt.In Pflegeheimen soll die medizinische Versorgung verbessert werden –unter anderem durch zusätzliche Betreuungskräfte und verstärkteArztbesuche.Pflegende Angehörige profitieren ebenfalls durch das Pflege-Neuausrichtungsgesetz.So werden Sie leichter Rehabilitationsmaßnahmen zum Erhalt dereigenen Gesundheit bekommen.Außerdem wird das halbe Pflegegeld weitergezahlt, wenn Sie eineKurzzeit- oder Verhinderungspflege in Anspruch nehmen.Schließlich soll sich über eine stärkere Förderung von Selbsthilfegruppendie Situation der pflegenden Angehörigen verbessern.- 28 -


Hier erhalten Sie UnterstützungDeutsche Alzheimer Gesellschaft e. V.Friedrichstraße 236, 10969 BerlinTelefon: 0 30 / 2 59 37 95-0E-Mail: info@deutsche-alzheimer.dewww.deutsche-alzheimer.deDeutsche Seniorenliga e. V.Heilsbachstraße 32, 53123 BonnTelefon: 02 28 / 3 67 93-0E-Mail: info@deutsche-seniorenliga.dewww.dsl-alzheimer.deAlzheimer Forschung Initiative e. V.Kreuzstraße 34, 40210 DüsseldorfTelefon: 08 00 / 2 00 40 01 (kostenfrei)E-Mail: info@alzheimer-forschung.dewww.alzheimer-forschung.deWegweiser <strong>Demenz</strong>Ein Internetportal des Bundesministeriums für Familie,Senioren, Frauen und Jugend mit Informationen undUnterstützung für <strong>Demenz</strong>kranke und ihre Angehörigen.www.wegweiser-demenz.deKuratorium Deutsche AltershilfeWilhelmine-Lübke-Stiftung e. V.An der Pauluskirche 3, 50677 KölnTelefon: 02 21 / 93 18 47-0Fax: 02 21 / 93 18 47-6E-Mail: info@kda.dewww.kda.de- 29 -


NachgeschlagenDas <strong>Aliud</strong> <strong>Pharma</strong> ® BroschürenangebotALIUD PHARMA ® bietet eine große Auswahl an praktischenPatientenratgebern zu vielen Erkrankungen mit verständlichenInformationen und vielen wertvollen Tipps für denAlltag.BluthochdruckEin Ratgeber für Betroffene.Bluthochdruck-TagebuchDepression, Bipolare Erkrankungen und ManieEin Ratgeber für Betroffene und deren Angehörige.SchmerzEin Ratgeber zu akuten und chronischen Schmerzen.Schmerz-TagebuchGelenkrheumaEin Ratgeber für Betroffene.PilzinfektionenWie man sie erkennt und loswird.FRauengesundheitEin Ratgeber von A bis Z.WechseljahreEin Ratgeber für den neuen Lebensabschnitt.Uns gehts gut mit ALIUD ®Wissenswertes zum richtigen Umgang mit Medikamenten.- 30 -


ImpressumHERAUSGEBERALIUD PHARMA ® <strong>GmbH</strong>Gottlieb-Daimler-Straße 1989150 LaichingenVerantwortlichALIUD PHARMA ® <strong>GmbH</strong>RedaktionALIUD PHARMA ® <strong>GmbH</strong>GestaltungSCHAFFHAUSEN COMMUNICATION <strong>GmbH</strong>Daimlerstraße 1725337 ElmshornProduktion und DruckMako Druckzentrum <strong>GmbH</strong>Zeissstraße 889264 WeißenhornDie Inhalte dieser Broschüre sind sorgfältig recherchiertund erarbeitet. Dennoch kann aus rechtlichen Gründenkeine Haftung oder Gewähr übernommen werden.Stand: Juni 2012.Bei Neuregelungen durch die Gesundheitsreform fragenSie bitte Ihren Arzt oder Apotheker.2. Auflage September 2012- 31 -


Überreicht vonStempelMit freundlicher Empfehlung von:<strong>Aliud</strong> <strong>Pharma</strong> ® <strong>GmbH</strong>Gottlieb-Daimler-Straße 19 · 89150 Laichingen · GermanyFon +49 7333 9651-0 · Fax +49 7333 9651-4000info@aliud.de · www.aliud.de

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