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PDF zum Download: WPK-Quarterly I 2010

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I / <strong>2010</strong><strong>WPK</strong>-<strong>Quarterly</strong>2Recherche unerwünscht?!EDITORIALWir hatten es schwer mit dieserAusgabe. Das gewählte Thema, einWDR Dokumentarfilm über einerosa Salbe unter anderem gegenNeurodermitis, gesendet im Oktobervergangenen Jahres in derARD, erwies sich als harter Brocken.Weder Autor noch verantwortlicheRedaktion, weder Sender noch kundige,aber ansonsten unbeteiligteMitarbeiter desselben verspürtenirgendeine Lust, über diesen Filmetwas zu sagen. So bleiben wichtigeFragen ungeklärt: Wie konnte dieserFilm über den Sender gehen? Wiewird er beurteilt von jenen, die ihngemacht und verbreitet haben? Wasdenkt der Rundfunkrat über diesenFilm, über den mehrere Programmbeschwerdeneingegangen sind?Das nächste Mal wird sich das Gremiumam 19. Mai mit diesem Filmbeschäftigen. Bis dahin, verlauteteaus der Pressestelle des WDR, könneman nichts mitteilen. Kurz vorRedaktionsschluss wird nun dieseAusgabe durch neue Ereignisse eingeholt.Der WDR entlässt den Autorendes Films, Klaus Martens. Möglicherweisehofft der Sender, dadurchdie Diskussionen über diesen Filmim Rundfunkrat und anderswo zuersticken. Die eigentliche Frage, diedieser Film aufwirft, hat aber mit seinemAutor nur bedingt zu tun: Wasläuft in der Organisation WDR schief,die einen solchen Film nicht nurüber den Sender lässt, sondern ihnzu allem Überfluss auch noch in derSendung „Hart aber Fair“ zu einempräsentablen Beispiel öffentlichrechtlicherInvestigation erhebt?Wie ist es möglich, dass ein mitgroßen Ressourcen ausgestatteteröffentlich-rechtlicher Fernsehrieseso versagt? Man wüsste gerne, wasder WDR künftig besser machen will,um grundsätzliche Sorgfaltskriterienim Wissenschaftsjournalismus einzuhaltenund welche Sicherungen eretabliert hat, um solche Sendungenweniger wahrscheinlich zu machen.Der Film erzählt die Geschichteeiner rosa Salbe, die vor langer Zeitvon einem Medizinstudenten ausdem Vitamin B 12 und Avocadoölgerührt wurde, um damit seine damaligeFreundin zu behandeln. Sieerwies sich als wirksam, heißt es. DieSalbe wurde <strong>zum</strong> Gegenstand wissenschaftlicherStudien. Auch dort,glaubt man dem Film, zeigte sie Wirkung.Trotzdem fand sich niemand,der die Salbe auf den Markt bringenwollte. Warum? Dies bleibt unklar.Der Film suggeriert: Pharmakonzernewollen diese Salbe nicht, sie wollenkeine Heilung von annähernd 6Millionen Kranken: „Heilung unerwünscht!Wie Pharmakonzerne einMedikament verhindern“.Der Film enthalte zahlreiche Ungenauigkeiten,Weglassungen, Beschönigungenund Fehler schreibtder stern. Er ist damit einer von wenigenPrintmedien, die sich mit diesemFilm bislang intensiver auseinandergesetzt haben. Für andere warer kein Thema. Die intensive Diskussion,die wir gleichwohl feststellenkönnen, findet im Internet statt, inBlogs und Foren, dort also, wo manEinschätzungen, Bewertungen, Verrissegar unterbringen kann, ohnediese immer sorgfältig substantiierenzu müssen. Volker Stollorz undNicole Heißmann haben in diesemHeft ihre Kritik fachlich begründet.Entstanden ist ein in seinen Ausmaßenmonumentales Werk, dasjeder Botschaft dieses Films nachgehtund ihn als ein Produkt einesirregeleiteten Journalismus entarnt,der mit öffentlichem Geld subventioniertwird.Sie machen damit den erstenSchritt auf unserem Weg in die Untiefender Medienkritik, die bei diesemFilm ganz besonders offen zuTage treten, weil man ihn auch andersbeurteilen kann. Um was handeltes sich bei diesem Dokumentarfilm?Karl Renner, Professor fürFernsehjournalismus in Mainz, hältihn für eine Art Wirtschaftskrimi, eindurchaus gelungenes wirtschaftsjournalistischesProdukt, an dasKriterien der Wirtschaftspublizistikangelegt werden sollten, keine wissenschaftsjournalistischen.Wir stimmen ihm nicht zu: Wirhalten diesen Film für ein modernesVolksmärchen, wir zitieren Danteund nennen ihn ein „Trugbild, dasder Wahrheit Antlitz bietet“. DieWahrheit wurde der starken Geschichtegeopfert. Damit ist der Film

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