Vom Alternativdesign zur Nachhaltigkeit - bewusst-sign.
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10 De<strong>sign</strong>geschichte<br />
AlternAtiVDe<strong>sign</strong><br />
Durch die Ölkrise 1973/74 verstärkte sich in der<br />
Öffentlichkeit das Bewusstsein für Umweltprobleme:<br />
Ausbeutung der Rohstoffe, Luftverschmutzung,<br />
Pestizide in Nahrungsmitteln, Radioaktivität, kontaminierte<br />
Böden, usw. Mit seinem Bericht über die<br />
„Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome (Dennis<br />
Meadow) wurde 1972 eine weltweite Diskussion<br />
über die Endlichkeit der Rohstoffreserven, über Energieeinsparung<br />
und alternative Energieträger in Gang<br />
gesetzt.<br />
Auch das De<strong>sign</strong> versucht in dieser Epoche der<br />
Verunsicherung eine Antwort auf ungelösten Fragen<br />
zu geben. Phänomene wie die Überproduktion<br />
von Waren, Unmengen von Müll und Schadstoffen,<br />
Angstzustände, Gefühle der Entfremdung und Verzweiflung<br />
und die Gier nach immer mehr materiellen<br />
Gütern veranlassen Studentenbewegungen und<br />
Querdenker zum Ruf nach der Abkehr vom konsumistischen<br />
Lebensstil. Das De<strong>sign</strong> solle nicht weiter<br />
dazu beitragen, Rohstoffe zu verschwenden und die<br />
Umwelt zu zerstören. Als Ausdruck dieses veränderten<br />
Selbstverständnisses kehrte man der Industrie<br />
den Rücken und konzentrierte sich auf das „environmental<br />
de<strong>sign</strong>“ (Umweltde<strong>sign</strong>). Den individuellen<br />
Bedürfnissen und den ökologischen Aspekten wolle<br />
man mehr Aufmerksamkeit schenken.<br />
Hauptsächlich im Bereich Bauen und Wohnen<br />
wurden um 1970 zahlreiche De<strong>sign</strong>-Institutionen<br />
neu gegründet, um dem geänderten De<strong>sign</strong>verständ-<br />
nis Rechnung zu tragen und alternative Ideen und<br />
Konzepte in der De<strong>sign</strong>theorie zu positionieren:<br />
- In Darmstadt 1969 „Institut für Bauen und<br />
Wohnen“<br />
- In Ulm 1970 „Institut für Umweltplanung“<br />
(Neubeginn der HfG Ulm)<br />
- In Berlin „Internationales De<strong>sign</strong> Zentrum“<br />
- In Offenbach „Hochschule für Gestaltung“.<br />
Die De<strong>sign</strong>-Initiative DES-IN (1974 –1980) an<br />
der HfG Offenbach um Jochen Gros stiegen beispielsweise<br />
aus dem normalen De<strong>sign</strong>betrieb aus, um in<br />
eigenen Werkstätten alternative Wege des Entwurfs,<br />
der Produktion und der Vermarktung zu gehen. Ziel<br />
war es, ohne institutionelle Vorgaben eigene Ideen<br />
zu entwickeln und diese auch theoretisch zu hinterfragen.<br />
Sie entwickelten aus gebrauchten Waren neue<br />
Produkte, die handwerklich hergestellt und ohne<br />
Zwischenhandel angeboten wurden: Lampenschirme<br />
aus gebrauchten Druckplatten, Regale aus Teekisten,<br />
Sofas aus alten Autoreifen. Diese Möbel waren<br />
ebenso wie Möbel aus Sperrholz oder selbstgebaute<br />
Möbel ein Ausdruck des progressiven, sozial-krititschen<br />
Lebensstils Mitte der 70er Jahre.