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1-7.pdf - johannesgemeinde.org.za

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seid ihr. Der Weinberg Gottes: Ein nichtsnutziges,fruchtloses Stück Land, auf dem nur stinkendeTrauben und faule Beeren wachsen.Dabei hatte doch alles so gut angefangen. DerBesitzer des Weinbergs – oh, ja: die Feierndenwissen ganz genau, wer damit gemeint ist – Gottselbst, der Besitzer des Weinbergs hat doch allesgetan, damit Frucht wachsen kann, daß guter,edler Wein reife in seinem Weinberg Israel. Hatkeine Mühe gescheut, hat geackert und sich geplagtum sein geliebtes Volk, hat gegraben undSteine weggetragen, hat gepflanzt und bewacht,damit wachsen kann, was wachsen soll, hat gehofftund wieder gehofft – und dann die Enttäuschung:Nichts, aber auch gar nichts hat dieserWeinberg herv<strong>org</strong>ebracht, nicht, was all die Müheund Arbeit auch nur im Geringsten rechtfertigenwürde. Recht und Gerechtigkeit – das waren dieTrauben, auf die er gehofft, für die er gearbeitetund sich geplagt hat – und was ist da zu sehen, imLand jenseits des Festbanketts? Schlechtigkeit,und Rechtsbruch, Ausbeutung und Unterdrückungder Ärmsten und Schwächsten, damit dieReichen und Großen weiter feiern und ihr Gewissenmit Wein betäuben können.Gott – ein enttäuschter Liebhaber. Enttäuschtvon dem, was in seinem Land, in seinem Volkgeschieht, unter seinen Augen verspotten sie seinGebote, in seinem Angesicht haben sie ihn undseine Weisungen vergessen. Wer so handelt, werso lebt, der hat sich selbst längst das Urteil gesprochen.Und so hören die Obersten von Jerusalemund die ganze feiernde Gemeinde den endgültigen,den unumkehrbaren Urteilsspruch: Vorbeiist es mit meinem Weinberg, einreißen will ichdie schützende Mauer, öde und unfruchtbar soller werden, Dornen und Disteln werden die Weinrankenüberwuchern, und bald schon wird niemandmehr sich erinnern, daß hier einmal GottesWeinberg stand, daß hier Gottes Augapfel war,daß hier einmal seine Geliebte lebte – und ihn,den Herrn und Liebhaber, verspottete und vergaß.Aus, aus und vorbei ist es mit Jerusalem,zuende ist es mit Juda, der einst von Gott geliebten.Kann das sein? Kann das sein, daß Gott vergeblicharbeitet, sich vergeblich müht, vergeblichliebt und leidet und hofft und nachläuft? Ja, ihrLieben, das ist eine der erschreckenden Einsichtender Heiligen Schrift: Das kann sein, daß Gottvergeblich arbeitet, sich vergeblich müht, vergeblichliebt und leidet und hofft und nachläuft. Israelselbst hat es erlebt. Als es am Boden zerstörtwar, kurz nachdem Jesaja sein bitteres Lied vonden bitteren Trauben gesungen hatte, als Juda imExil saß und an den Wassern Babylons bittereTränen vergoß, da dämmerte es ihnen: Wir habenes verspielt. Haben Gottes Liebe und Fürs<strong>org</strong>emißachtet, verspottet, verspielt. Und darum sitzenwir jetzt hier. Und darum müssen wir jetzt weinen,weil wir vorher den Hals nicht voll bekamenvon Genuß und Wohlstand und den ganz vergessenhatten, dem wir all das zu verdanken hatten.Eingetroffen war, was Jesaja besungen und mitseinem Lied angekündigt hatte: Aus, aus und vorbeiist es mit Jerusalem, zuende ist es mit Juda,der einst von Gott geliebten. Da war es zu spätfür Umkehr, da war es zu spät für Besinnung undEinsicht; der Untergang war beschlossen, undnun ist er da. Und wer ist schuld daran? Gottetwa, der sich nicht genug Mühe gegeben hätte?Gott, der nicht alles getan hätte, damit in seinemWeinberg schöne und reife, wohlschmeckendeund edle Trauben wüchsen? Nein, nicht Gott,sondern wir, Israel, wir selbst, sein Weinberg,seine Frucht, wir haben enttäuscht, waren ungehorsam,unfruchtbar, nutzlos und haben unserenUntergang verdient.Aber eben das ist nun die entscheidende Frage:Wieso können wir heute m<strong>org</strong>en überhaupt diesesLied eines enttäuschten Liebhabers hören, wiesokann ich heute überhaupt darüber predigen, wenndoch alle aus und vorbei war und die Klänge desLiedes in ferner Vergangenheit verklungen undverweht sind, zwischen umgestoßenen Tischenund zerbrochen Weingläsern? Eben deshalb: WeilIsrael am tiefsten Punkt seiner Erniedrigung diesesLied aufbewahrt und festgehalten hat, weil daszerstörte Volk aus der Anklage und dem Urteilsspruchein Geständnis und ein Schuldbekenntnisgemacht hat: Ja, wir haben Gottes Liebe verspielt,haben seine Liebe und Fürs<strong>org</strong>e gedankenlosvergeudet, haben uns seiner Mühe und Arbeitunwürdig erwiesen. Und so wurde aus der bitterenAnklage, aus dem Lied von den bitterenTrauben, das bittere Bekenntnis zur eigenenSchuld, zum eigenen Versagen. Und deshalb hatGott später, viel später seinem Volk einen neuenAnfang geschenkt und hat sich wieder und wiedermit Mühe und Plage daran gemacht, aufzubauen,was zerstört war, umzupflügen und umzugraben,was wüst und öde war, damit neues Leben möglichwürde. Gott hat seinem Volk einen neuenAnfang geschenkt, durch Strafe und Sühne hin-

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