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seitenbühne Nr. 15 - Staatsoper Hannover

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seitenbühne 09.10Das Journal der <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong>


02. 03 operUlrich LenzThe story begins oderVorhang auf zum Ring-BlogDie Proben zum Rheingold haben begonnen. Auftakt zu einem anspruchsvollen Projekt, das die<strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong> bis zum Ende der Spielzeit 2010/11 beschäftigen wird. Doch wie bei RegisseurBarrie Kosky nicht anders zu erwarten, war das Konzeptionsgespräch am 28. Septemberzum ersten Teil der Tetralogie alles andere als ernst und weihevoll. Mit dem ihm eigenen Witzmachte Kosky den beteiligten Sängerinnen und Sängern Lust auf ein ganz anderes, verrücktes,heterogenes, auf keinen Fall jedoch langweiliges Rheingold.Wenn Sie nicht erst am Tag der Premiere in den neuen hannoverschen Ring einsteigen wollen, dann besuchen sie unter www.ring-blog.deab Mitte Oktober das Blog zur Neuinszenierung von Der Ring des Nibelungen. Dort berichten unter dem Motto »Mein Ring« nicht nur Ensemblemitgliederund Promis über ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Wagners Tetralogie, dort finden Sie neben Probenfotos auch die Kolumne»Blumis Ring«, in der ein ganz besonderer Hund von seinen Probenerfahrungen berichtet. Hier erste Kostproben ...Ulrich Lenz, Chefdramaturg:»Mein Weg nach Walhall war weit!«Das Reich der Oper öffnete mir bereits injungen Jahren – nein, nicht Meister Mozart,sondern ausgerechnet Wagners angeblicher»Antipode«: Giuseppe Verdi! Kein Wunder,dass es die episch auswuchernden Erzählungendes am liebsten in Samt und Seidegekleideten Bayreuther Meisters zunächstschwer hatten gegen die knappe und konzisedramatische Treffsicherheit des Bauernvon Roncole. Bis zum Fliegenden Holländerund zum Tannhäuser konnte ich Wagnersmusikdramatischer Sprache folgen, aberschon beim Lohengrin fand sich beim bestenWillen kein Schwan, der mich hätteübersetzen können ins Reich der »Zukunftsmusik«.Wie gut verstand ich da wiederumVerdi, der sich in seinen Klavierauszug vomLohengrin über die berühmte Gralserzählungein lapidares »lungo« (lang) notierthatte!Im Rahmen meines Studiums der Musikwissenschaftflößte mir ein Proseminar bei Prof.Egon Voss, dem Mitherausgeber der KritischenGesamtausgabe aller Werke RichardWagners allenfalls Ehrfurcht ein, konnte jedochkaum echte Begeisterung wecken: Angeblichzentrale Begriffe des WagnerschenSchaffens wie die »Kunst des Übergangs«oder die »musikalisch-dichterische Periode«blieben mir ebenso unverständlich wie dieseltsamen Runen von Alfred Lorenz’ endlosenABBACDABB-Schemata.Die erste eingehendere Beschäftigung mitWagners opus magnum sollte bezeichnenderweisebei den Theaterwissenschaftlernerfolgen, im Blockseminar Der Ring des Nibelungenbei keinem Geringeren als Prof.August Everding. Dessen reichhaltige Erinnerungenaus mehreren Jahrzehnten Regiearbeitmit den berühmtesten Sängern undDirigenten waren zwar ebenso spannendwie unterhaltsam, trugen allerdings nichtdazu bei, mir die weitverzweigte Handlungder Tetralogie in all ihren Aspekten restlosverständlich zu machen. Immerhin erhieltich zumindest eine erste Ahnung davon,dass es sich beim Ring um einen außergewöhnlichen,weil außergewöhnlich durchdachtenOpernplot handelte, der zugegebe-


operbleibtn dann noch von mir über? Bin ick dannüberhaupt noch Eliza Doolittle oder verändertbeibiejen, dem noblen Herrn Professor – imUmgang mit anderen Leuten is DER nämlichMy Fair LadyMusical von Frederick LoeweWinnie Böwe als Eliza Doolittlesich dann womöglich mein Charakter ooch?Will ick doch jar nich. Ick bin doch in Ordnung,so wie ick bin, ooch wenn der werteHerr Higgins dit anders sieht.Aber wisst ihr wat: der Kerl hat eenfachkeene Ahnung von Pädagogik, dit is nämlichviel wichtiger wie Phonetik. Wär der nurmal ’ne Minute ’n Tick freundlicher zu mir,würd er schon verstehn, wat ick sage. Ickwer’ ihm schon nochn paar Umgangsformen’ne jämmerliche und unjehobelte Rinnsteinpflanze,nich icke. Hat der ’n Glück, dit ichson jroßes Herz hab und ’ne Sympathie fürihn, denn er hat ja bei aller Perverseriemanchmal auch wat Nettes. Wenn er sich soverausgabt und die Sätze immer wiederwiederholt, wie wenn et ihm um sein Lebenginge, dit is irjendwie ooch rührend. Aberglücklich bin ick hier nich. Lasst mir hierbloß nich verjammeln, Mensch. Holt michhier raus!Musikalische Leitung Lutz de Veer InszenierungBernd Mottl Bühne Friedrich Eggert Kostüme Nicolevon Graevenitz Choreographie Otto Pichler Chor DanRatiu Dramaturgie Sylvia RothEliza Doolittle Winnie Böwe Henry Higgins KlausSchreiber Alfred Doolittle Frank Schneiders OberstPickering Roland Wagenführer Freddy Ivan Turšićfräulein Pearce Carola Rentz Mutter Higgins GertraudWagner, u. a.Premiere 2. Oktober 2009die nächsten Vorstellungen11., 16., 20. Oktober, 11., <strong>15</strong>. November 2009


06. 07 operDorothea HartmannDa ganz Mensch,wo er spieltZu Wolfgang Amadeus MozartsLe nozze di FigaroWie keine zweite Oper ist WolfgangAmadeus Mozarts 1786 inWien uraufgeführte Opera buffaLe nozze di Figaro ein Intrigenstück.Handlungsbeschreibungendieses Werks gehörennicht von ungefähr zu den längsten,denn irgendeiner heckthier immer etwas aus. Alle Figurensind Spieler. Und seltenwaren auch die Autoren selbstso durch und durch Spieler wiehier.»Spielen« im grundlegenden Sinne heißtfreies und kreatives Gestalten der Zeit ohneZiel und Zweck. Somit ist das Spiel immerauch Ausdruck von Freiheit, denn das Spielsetzt Handlungsfreiheit voraus. Und im Spiel,in einer Aktion, die grundlos Neues und Unbekanntesentstehen lässt, zeigt sich in besondererWeise der freie menschliche Wille.So verwundert es nicht, dass in jener Zeitdes politischen wie gesellschaftlichen Umbruchsam Ende des 18. Jahrhunderts, woFragen der Freiheit allerorten diskutiert wurden,diese auch mit der Idee des Spiels verknüpftwurden: Als einen homo ludens definierteSchiller den Menschen, und er, dergesellschaftspolitische Dichter (»Die Schaubühneals moralische Anstalt«), plädiertespäter in den »Briefen über die ästhetischeErziehung des Menschengeschlechts« für daszweckfreie Spiel, in dem der Mensch expliziterfährt, was er implizit immer schon ist: »Umes endlich auf einmal herauszusagen, derMensch spielt nur, wo er in voller Bedeutungdes Worts Mensch ist, und er ist nur da ganzMensch, wo er spielt.« In Mozarts Figaro istdas Spielerische in diesem Sinne elementarerBestandteil von Dramaturgie, Handlungund Musik.IntrigenDie Intrige ist dem Schachspiel verwandt,dem rationalen Durchdenken verschiedenerMöglichkeiten. Dabei bleibt es freilich nichtbeim zwecklosen Tun, im Gegenteil: Zielgerichtetwird der Verstand eingesetzt, umdie Zukunft zu steuern. In diesem Sinne intrigiertder Diener Figaro gegen den Grafen,der Figaros Verlobte Susanna verführen will.Die Gräfin entwickelt mit Susanna mehrerePläne, um ihren Gatten zurückzugewinnen.Und die Haushälterin Marcellina wiederumversucht listenreich, Figaro zur Hochzeit mitihr zu zwingen. Dazu treten die gewitztenSekundanten Bartolo und Basilio. Dieses Intrigenspielbestimmt die Dramaturgie vonMozarts Figaro von der ersten Sekunde an:Schon in Szene 1 schickt Susanna Figaro vondannen mit den Worten: »E tu cervello!«(»Und du setze deinen Verstand ein!«) Dasscheint die Losung aller zu sein: Figaro greiftsie auf in seiner nächsten Arie: »l’arte schermendo,l’arte adoprando« (»die Kunst, Listabzuwenden, die Kunst, List anzuwenden«).Und Bartolo prahlt, dass er »con l’astuzia,coll’arguzia, col giudizio, col criterio« (»mitList, Verschlagenheit, Verstand, Scharfsinn«)Marcellinas Pläne unterstützen wird. Ganzim Sinne des Menschenbilds der Aufklärungversteht sich der Mensch hier als Vernunftwesen,das mit Hilfe seines Verstandes dasLeben lenkt.AbsurditätenKunstvoll verknüpfen die Autoren die wechselndenKonstellationen, Verkleidungsaktionenund parallel verlaufenden, sich garüberkreuzenden Intrigen miteinander undpräsentieren ein Spiel von höchster Virtuosität,das die Grenzen des Realismus immerwieder unbekümmert überspringt. Ähnlich


operwie Mozart in den Bäsle-Briefen übermütigmit Quatsch und sprachlichem Nonsensjongliert, spielt er im Figaro mit überdrehtenSituationen. Davon lebt zwar jede Operabuffa, doch der Figaro gestaltet sich als immernoch kunstvoller und verrückter. Dasturbulente Sessel-Versteckspiel des erstenAktes gehört zu diesen Absurditäten ebensowie das Finale des vierten Aktes, wenn imnächtlichen Garten die Verwirrungen ihrenHöhepunkt erreichen, weil manche zu wenighören, andere zu wenig sehen. Das Finaledes zweiten Aktes schließlich ist ohnehinein Solitär, schon aufgrund seinerschieren Ausdehnung von 939 Takten, vorallem aber wegen der kunstvollen Dramaturgieder Lügengebäude, die sich durchimmer neu hinzukommende Figuren weiterund weiter auftürmen.Doch nicht nur diese meisterhaft gearbeitetenVerwicklungen, auch abstrusester Blödsinnscheint Mozart begeistert zu haben.Michael O’Kelly, Sänger des Basilio und DonCurzio in der Uraufführung, behauptete inseinen »Reminiscences«, das viel gescholteneErkennungssextett des dritten Aktessei Mozarts »Lieblingsstück« gewesen: eineder unwahrscheinlichsten Familienzusammenführungender Operngeschichte, wennMarcellina, die Figaro mit Heiratsabsichtenverfolgte, plötzlich seine Mutter ist und Bartoloder dazu gehörende Vater. Doch stattdie Unglaubwürdigkeit der Szene zu vertuschen,breitet Mozart sie genüsslich aus:Fünf Mal schallt Susannas ungläubiges »Suamadre?« durch den Raum, fünf Mal glaubtsie den Antworten nicht. Und das gleichewiederholt sich angesichts des neuenSchwiegervaters in spe: »Suo padre? – Suopadre! – Suo padre? – Suo padre! – Suopadre? – Suo padre! – Suo padre? – Suopadre, suo padre, suo padre! – Tuo padre?«In den Bäsle-Briefen würde solch penetrantwiederholter Nonsens nicht im Geringstenauffallen.Zu Mozarts Spiel mit Absurditäten und desillusionierendenTheaterelementen gehörtauch, dass er – anders als heute gemeinhinin der Theaterpraxis üblich – die Rollen vonBartolo und Antonio sowie von Basilio undDon Curzio mit jeweils nur einem Sängerbesetzte. Das heißt, aufwändige Kostümierungenwaren nicht möglich. Für derenUmzug zwischen den dicht aufeinander folgendenAuftritten hätte es schlicht keineZeit gegeben. Das heißt auch, dass sichMozarts Figaro-Theater als ein improvisatorischanmutendes, agiles Spiel im Spiel mitfliegenden Rollenwechseln präsentiert habenmuss.ErotikAuch wenn von Bartolo bis Susanna alleFiguren versuchen, mit Vernunft und Verstandam Intrigengeflecht zu stricken – keinergelingt es, stets alle Fäden in der Handzu halten. Dass eine Beherrschung der Weltmit Hilfe des rationalen Denkens nicht möglichist, legt Beaumarchais in seinem SchauspielLe Mariage de Figaro seinem Titelheldenexplizit in den Mund: »Der Zufall hatbesser gearbeitet als wir alle. So geht es inder Welt. Man strengt sich an, plant undordnet hier; das Glück entscheidet dort, undalle sind der Spielball seiner Launen.« Es ist


08. 09operDa ganz Mensch, wo er spielt Dorothea Hartmannder Geist des Rokoko, dessen spontane undchaotisch anmutende Kräfte immer wieder diestrenge und kalkulierende Aufklärung in Fragestellen.Und diese Antinomie aus Konstruktion undAnarchie, Rationalismus und Gefühl bestimmtdie Dramaturgie der gesamten Oper.Denn neben dem Zufall durchkreuzt eineweitere Kraft die kunstvoll ausgeklügeltenPläne – und ist selbst wiederum pures Spiel:die Erotik, das Spiel mit Nähe und Ferne, dasSpiel mit dem eigenen Begehren und demdes anderen, das Inszenieren von Abständenzwischen Menschen.Susanna erweist sich darin mehrfach alsMeisterin. Wenn sie Cherubino Mädchenkleideranzieht vor den Augen der Gräfin, istihre Arie »Venite inginocchiatevi« kein Sologesangals vielmehr im Verbund mit dembeweglichen Orchestersatz ein erotischesSpiel der Annäherungen, Verdichtungenund Trennungen aller drei Figuren. Auch inSusannas Duett mit dem Grafen scheint jedeNote von Erotik durchdrungen. Und hier verwirrtsich auch Susanna mehr und mehr imeigenen Spiel von Anschmiegen und Lösen.Sie erliegt den Anziehungskräften des Grafenund verheddert sich in Einwilligung undAbweisung: »si!« und »no!«Ähnlich erfährt das gesamte Figaro-Personal(abgesehen von den Nebenfiguren) daseigene Ich als instabil und verführbar. Andersgesagt: Le nozze di Figaro ist ebensoein helles Aufklärungsstück wie ein dunklesNachtstück, das die Tore zu dem Verstandnicht mehr zugänglichen Tiefen von Leidenschaftlichkeitund Sinnlichkeit öffnet undsein Bild findet im sommernachtstraumähnlichenvierten Akt. Die erotischen Verwirrungenkulminieren in nicht mehr beherrschbaremGefühlschaos und Selbstverlust.Und so stellt sich Beaumarchais’ Figaro, imInnersten verunsichert, die quälende Fragenach der eigenen Identität: »So weiß ichnicht einmal, wer dieses Ich ist, mit dem ichmich befasse.« Das (erotische) Spiel weitetden Horizont und führt in der Begegnung zueiner Erweiterung des Ich. Und gleichzeitigzerbricht es vertraute Ordnungen und schafftÄngste und Zweifel.Konzentriertester Ausdruck dessen ist Cherubino,der sich in der ersten Arie vorstelltmit »Non so più cosa son cosa faccio« (»Ichweiß nicht, wer ich bin, was ich tue«) – dasveritable Gegenteil eines aufgeklärt-rationalenMenschen. An ihm, den jede Frau vonder Gräfin über Susanna und Barbarina bishin zu Marcellina verwirrt, scheinen dieKräfte des Eros in besonderer Weise zu zerren.Gleichzeitig jagt er selbst wie ein freiesRadikal, wie ein personifizierter Amor durchdas Stück und durchkreuzt die Pläne vorallem des Grafen durch seine physische Präsenz:bei Barbarina, bei Susanna, bei derGräfin, im nächtlichen Garten – immer istCherubino schon vor dem Grafen da.Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren,dass diese Spiele ewig weitergehenwerden, auch wenn das Drängen und Vorwärtsstürmenvorübergehend zum Stillstandkommt: zunächst in der Versöhnung von Figaround Susanna mit »pace, pace mio dolcetesoro«, später in dem großartigen, schlichten»perdono«, mit dem der Graf die Gräfinum Entschuldigung bittet. Doch der Momentist kurz, die fast überirdische Ruhe diesesAndante währt nur 28 Takte. Dann knüpftdas finale »corriam tutti a festeggiar!« (»eilenwir zum Fest!«) einer Endlosschleife gleichwieder an den Beginn, an das drängendePresto/Allegro der Ouvertüre an. Das Spielbrettmag brüchig geworden sein, die Figurenmögen schmerzhaft Treulosigkeit undLügen, die Instabilität der Außenwelt wiedes eigenen Subjekts erfahren haben, dochanders als in Don Giovanni oder Così fantutte bleibt ihnen der Boden unter den Füßenerhalten.Pressestimmen zur Premiere<strong>Hannover</strong>sche Allgemeine Zeitung, 12.09.09»Ein [...] hochmusikalischer Opernabend der intelligenten Unterhaltung. Entsprechend animiertreagiert das Publikum, es gibt viele Lacher und Arienapplaus, am Ende einhelligenBeifall und gar Ovationen im Stehen für alle.«Neue Presse, 12.09.09»Kein Vorhang geht hoch. Eine tapezierte Wand steht da, eine angedeutete Tür, ein paarHolzstühle. Und sonst nichts. Das Bühnenbild ist ja doch schon ein wenig karg für MozartsPrachtoper. Ob das überhaupt was werden kann? Es wird. Und wie! [...] ›Ein toller Tag‹ heißtdie Opernvorlage von Beaumarchais – einen in jeder Hinsicht tollen Abend erlebt man mitdieser Inszenierung.«opernnetz.de, 13.09.09»Ein großer Abend des hannoverschen Ensembles war das und damit auch einmal mehr einPlädoyer für das Ensembletheater!«Le nozze di FigaroOpera buffa von Wolfgang Amadeus MozartIn italienischer Sprache mit deutschen ÜbertitelnMusikalische Leitung Rainer Mühlbach InszenierungIngo Kerkhof Bühne Anne Neuser Kostüme Stephanvon Wedel Choreographie Cássia Lopes DramaturgieDorothea HartmannIl Conte di Almaviva Stefan Adam / Jin-Ho Yoo LaContessa di Almaviva Arantxa Armentia / Kelly GodSusanna Ania Vegry / Hinako Yoshikawa FigaroTobias Schabel / Stefan Zenkl Cherubino MareikeMorr / Monika Walerowicz Marcellina Katja BeerBartolo / Antonio Shavleg Armasi / Young MyoungKwon Basilio / Don Curzio Jörn Eichler BarbarinaAnke Briegel / Francisca Prudenciodie nächsten Vorstellungen14. und 27. Oktober, 6. und 20. November 2009


operUlrich lenz»Schenk mir den Bajazzo!«Sung-Keun Park über gespaltene Persönlichkeiten und koreanische EifersuchtDie in der Spielzeit 2007/08 im Ballhof uraufgeführteOper Mutter Bajazzo von PeterFrancesco Marino auf einen Text von F. K.Waechter taucht auf ebenso humorvolle wieskurrile Weise ein in die Abgründe einermultiplen Persönlichkeit, die drei Figuren ineiner vereinigt: Bajazzo, Giacomo und Mutter.Die Mutter – Kerstin Püst – wird zur treibendendestruktiven Kraft, die den Sohn GiacomoPüst zum Singen der Partie desBajazzo zwingt und sich immer dann eineStimme verschafft, wenn Giacomo seine Liebezur Tänzerin Sylvia, die die Nedda spielt,leben will. Und so bleiben wir auch beimGespräch mit Sung-Keun Park, der in MutterBajazzo alle drei Rollen verkörpert, nichtlange allein ...Mutter Bajazzo – das sind 80 Minutendichter Musik, die sängerisch zum allergrößtenTeil von dir bestritten werden.Wie bekommt man eine solche Menge anText und Musik in den Kopf?_____Sung-Keun Ganz einfach: üben, üben und ständigwiederholen, und das mit einem möglichstfrischen Hirn! Und dann hilft mir persönlichauch die szenische Aktion, Text und Musik zubehalten. Dennoch muss ich vor jeder Vorstellungnoch einmal die gesamte Partiedurchgehen. Es ist eine extreme Partie: Durchdie unterschiedlichen Rollen, die ich verkörpere,gibt es ganz unterschiedliche Stimmlagen,sehr hoch, sehr tief, im Falsett usw.Wie findet man als Darsteller ein Profil fürdiese drei so unterschiedlichen Rollen?_____Sung-Keun: Nun, Giacomo ist in meinenAugen eigentlich eine überaus bedauernswerteFigur. Ein junger Mensch, der von seinerMutter in eine Rolle gedrängt wurde, dieer eigentlich gar nicht spielen will. Vielleichtwäre aus ihm ein guter Fußballspieler geworden!?Aber weil die Mutter unbedingteinen Sänger aus ihm machen wollte, hat erdas befolgt – und wurde ein schlechter, unglücklicherSänger.Mutter Mein Sohn Giacomo schlecht?! Wasfällt Ihnen ein? Was habe ich nicht alles fürGiacomo getan! Für ihn, nur für ihn, hab ichden großen Buonadotti ausgewählt, dass ersein Vater werde. Ich ließ ihn schon alsSäugling viele Stunden schrei’n, damit sichseine Stimme kräftige!Giacomo Mama, bitte!Mutter Du Undankbarer! Das ist der Dank!Sung-Keun Ich muss da an viele koreanischeMütter aus der Generation meiner Elterndenken. Die 60er und 70er Jahre warenin Korea sehr vom wirtschaftlichen Fortschrittgeprägt. Arbeiten, arbeiten! Die nachfolgendeGeneration sollte es einmal besserhaben. Deshalb sollten die Söhne und Töchterstudieren, fleißig sein. Damit sich derTraum der Eltern verwirklicht. Das hat vielemeiner Freunde ziemlich unter Druck gesetzt.Ich hatte es da glücklicherweise besser.Was haben deine Eltern gesagt, als du ihnenmitgeteilt hast, dass du Sänger werdenwillst?_____Sung-Keun: Obwohl sierein gar nichts mit Musik zu tun haben, ließensie mich gewähren. »Wenn du das wirklichwillst, dann mach mal!«, haben siegesagt und mir einiges an finanzieller Unterstützungzukommen lassen.Mutter: Ja, ich habe mein Leben lang für Giacomogelebt, für Giacomo und seine Stimme!Ich lief von Pontius zu Pilatus, bis ich diejämmerliche Bühne fand, die das Sprungbrettwerden sollte für deine Karriere!Giacomo: Ja, Mama! Ich schenk ihn dir doch,den Bajazzo!Sung-Keun: Ich musste aber auch selbstGeld dazu verdienen! Da hab ich dann auchschon mal als Tellerwäscher gearbeitet. Oderbin auf »jämmerlichen Bühnen« aufgetreten,z. B. in italienischen Restaurants! Das wareinerseits ein Alptraum – du singst und nebenherwird geredet, gegessen und geraucht– andererseits aber auch eine wichtige Erfahrung.Bajazzo: Jetzt spielen, wo mich Rauch umwallet,wo kaum ich weiß zu singen, nochklar zu sehen! Ha ha! Ihr scherzet wohl?Zwar oben bin ich Bajazzo nur!Mutter: Ja, Giacomo, schenk mir den Bajazzo!Mutter BajazzoKammeroper von Peter Francesco MarinoMusikalische Leitung Toshiaki Murakami InszenierungHeidi Mottl Choreographie Götz Hellriegel Bühneund Kostüme Anna E. Lalloz Chor Dan RatiuMit Sung-Keun Park, Anja Spitzer u.a.Die letzten Vorstellungen27. Oktober und 20. November 2009, Ballhof Eins


10. 11 operSüddeutsche Zeitung, 22.09.07»Der Britten-Abend in <strong>Hannover</strong>s Opernhaus ist [...] ein grandioserErfolg, da er mühelos, beglückend Szene, Sänger und Musik zusammenbindet.Eine solche Stimmigkeit ist äußerst selten auf Opernbühnen.Und das Publikum jubelt, tobt, ruft laut ›bravo‹ – vor allem fürRobert Künzli in der Rolle des Peter Grimes.«Tagesspiegel, 25.09.07»Wenn Kosky Oper macht, dann findet ein Theater statt, das Staunenmacht, das ergreift und an die Wirksamkeit seiner Mittel wie an dieWahrhaftigkeit seiner Geschichten glaubt, ohne sich konzeptlastigfortwährend selbst infrage zu stellen.«Frankfurter Rundschau, 22.09.07»Es ist eine Hexenjagd, die nur der sich nicht vorstellen mag, der dieGräueltaten der Menschheit aus dem Sinn verloren hat; nachgeradekörperlich spürbar auf die Bühne gebracht vom Chor und Extrachorder <strong>Staatsoper</strong>.«Braunschweiger Zeitung, 26.09.07»Unbedingt ansehen!«Peter GrimesOper von Benjamin BrittenIn englischer Sprache mit deutschen ÜbertitelnMusikalische Leitung Wolfgang Bozic Inszenierung Barrie Kosky Bühne FlorianParbs Kostüme Alfred Mayerhofer Chor Dan Ratiu Dramaturgie Ulrich LenzPeter Grimes Robert Künzli Ellen Orford Kelly God Captain Balstrode BrianDavis Auntie Sonia Borowski-Tudor Niece 1 Hinako Yoshikawa Niece 2 Karen FrankensteinBob Boles Jörn Eichler Swallow Young Myoung Kwon Mrs. Sedley XeniaMaria Mann Reverend Horace Adams Hans Sojer Ned Keene Jin-Ho Yoo / StefanZenkl Hobson Shavleg Armasi /Albert PesendorferWiederaufnahme 8. Oktober 2009Nur drei weitere Vorstellungen 17., 21. und 25. Oktober 2009Robert Künzli als Peter Grimes


KantinenplauschEva Bessert-NettelbeckWer gut singt, kocht auch gut»Wenn es warm ist, wird die BulgarischeGurkensuppe immer gerne gegessen.« UndLatchezar Pravtchev muss es wissen, dennder gastfreundliche Bulgare ist nicht nurSänger aus Leidenschaft, sondern ein Gourmet,der es genießt, Freunde und Kollegenkulinarisch zu verwöhnen. »GenussvollesEssen und Trinken ist Lebensfreude pur«,bekräftigt er.Über die Frage, warum er Sänger gewordenist, hat er schon oft nachgedacht. Eine eindeutigeAntwort habe er aber noch nicht gefunden.Ein Stück weit sei es einem Jugendfreundaus seiner Heimatstadt Sofia zuverdanken, der bereits mit 16 Jahren toll gesungenhat. Immer mit seiner Gitarre unterwegs,war er »der Schwarm der Schule undSolist im Schulchor, und wir wussten alle,dass er mal Sänger wird ... Vielleicht dachteich da zum ersten Mal: ›Das will ich auch!‹ «,schmunzelt Pravtchev, »und bin ebenfalls inden Schulchor eingetreten.« Diese Entscheidungwar der Grundstein für seine Sängerkarriere.Auftritte auf Kuba und in Nordkoreamit dem Armeechor während des Wehrdienstestaten ihr Übriges, so dass im Altervon 20 Jahren dann die Aufnahmeprüfungfür Gesang am Konservatorium seiner Heimatstadtfolgte. Nach dem Diplom nahm erein zweijähriges Stipendium in Italien an derMailänder Scala an. »In Italien habe ich einenTroubadour mit Domingo und eine ganzeLucia di Lammermoor-Serie zusammenmit Pavarotti gesungen«, erzählt der Tenormit leuchtenden Augen. Besonders die Begegnungmit Letzterem hat ihn offenbarnachhaltig beeindruckt. So beschreibt Pravtchevlebhaft, wie in dem – nach einer Vorstellungmit Pavarotti üblichen – Gedrängeum Autogramme, eine zierliche Dame demstattlichen Sänger versehentlich auf den Fußtrat und sich mit den Worten entschuldigte:»Huch, Verzeihung, ich hab sie gar nicht gesehen.«Pravtchev grinst über das ganze Gesicht,als er die Situation Revue passierenlässt.Die Zeit an der Mailänder Scala hat seinLeben nachhaltig geprägt. Die dortige Bekanntschaftmit einem bulgarischen Tenorhat ihn schließlich nach Deutschland geführt.»Mein Landsmann, der viele Jahre ander Deutschen Oper in Berlin gesungen hat,riet mir: ›Wenn Du von der Pike auf lernenwillst, dann geh nach Deutschland.‹ « LatchezarPravtchev landete schließlich als Ensemblemitgliedam Staatstheater Braunschweig.Nicht zuletzt durch die Begegnungmit seiner heutigen Frau fühlte er sich dortschnell heimisch. Fünf Jahre später strecktedann die <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong> ihre Fühlernach ihm aus und engagierte ihn als festesMitglied des Ensembles. »Das war 1989, fürmich ein sehr emotionales Jahr, weil in diesemJahr auch meine Zwillinge zur Welt gekommensind.« So feierte der stolze Vater imJuni 2009 nicht nur den 20. Geburtstag seinerSöhne, sondern auch sein 20-jährigesBühnenjubiläum in <strong>Hannover</strong>. Letzteres beginger zusammen mit 90 Gästen im Rahmeneines Liederabends. Nicht zuletzt der Musikwegen – »in der Trauer der russischen Musikstecken die schönsten Momente« – war derAbend »sehr emotional«, und der Tenor zitiertsichtlich gerührt die Worte eines Gastes:»Das war wirklich endschön!«In dieser Spielzeit wird Latchezar Pravtchevin Beethovens Fidelio den Florestan singen.Es ist sein erster Florestan und somit eineneue Herausforderung, der er freudig entgegensieht.»Ich mag jede Inszenierung, inder die Logik auf der Bühne groß geschriebenist. Ich möchte die Inszenierung verstehenkönnen.« Und das sei in der Inszenierungvon Georg Schmiedleitner, in derLatchezar Pravtchev ab September zu erlebenist, absolut der Fall. »Fidelio ist schwerzu inszenieren«, konstatiert er nachdenklich.»Wenn es streng nach Libretto in Szene gesetztwird, ist es schnell langweilig. Undwenn ein Regisseur sich traut, mal über denTellerrand hinauszublicken, wird es schnellausgebuht. Das finde ich sehr schade!«Am Ende des Gesprächs wartet LatchezarPravtchev dann noch mal mit einer Anekdoteaus seiner Zeit in Italien auf: »Eines Abendsnach Vorstellungsende gingen wir alle zusammenessen. Pavarotti bestellte sich einenriesengroßen Teller Spaghetti, der für alle amTisch genügt hätte. Nachdem er ihn mitgroßem Appetit verputzt hatte, lehnte er sichzurück und sagte: ›Wer gut singt, isst gut undkocht auch gut!‹ « Dem sei nichts hinzuzufügen,feixt der humorvolle Bulgare mit einemAugenzwinkern.Tarator(Bulgarische Gurkensuppe)(für 4 Personen)1 Gurke (geschält und gewürfelt), gehackte Walnüsse,Olivenöl, Salz, 1 großer Becher türkischer Joghurt(Ümür), Dillspitzen, 1/2 Knoblauchzehe (gepresst).Gurkenwürfel, Walnüsse, Dillspitzen und Knoblauchin eine große Schale geben. Dazu ein großer SchussOlivenöl und Salz nach Geschmack. Die grüne Masseschließlich mit Joghurt und einem kleinen SchussWasser vermengen.Fertig ist das leckere Sommergericht!


12. 13 BallettSocken, Schläppchen, SpitzenschuhBilder vom ersten Ballettkindertag bei den Oster-Tanz-Tagen 2009Zum ersten Ballettkindertag am Ostermontag 2009 kamen 225 Kinder, um das Ballett näherkennenzulernen. Es gab Kurse für die Kleinsten im Kindergartenalter, für Kinder mit ersterBalletterfahrung und geübte Teenager. Als große Überraschung des Tages hatte BallettdirektorJörg Mannes nach der einstündigen Kinder-Vorstellung Cinderella alle jungen Besuchereingeladen, auf die Bühne zu kommen. Dort durften sie mit dem Ballettensemble eine neueBallchoreographie einstudieren. Eine echte Premiere!


Ballett


14. <strong>15</strong> Ballett<strong>Hannover</strong>sche Allgemeine Zeitung,25.05.09»Ein faszinierender Bilderreigen, der die Tänzerzu Höchstleistungen antreibt.«tanznetz.de, 25.05.09»Traumwandlerisch sicher hat Mannes’ Ensembleseinen Stil verinnerlicht, die wunderbarmelodiöse Phrasierung, die auf denPunkt genau konturierten Abläufe und Abschlüsse,sattelfest im moderaten Modernenwie Klassischen.«BILD, 25.05.09»Attraktiv, atmosphärisch, mit fetziger Musik.«Lux /Rossini CardsBallette von Jörg Mannes und Mauro BigonzettiLuxMusik Giovanni Sollima Choreographie Jörg MannesBühne Lars Peter Kostüme Marie-Luise LichtenthalLicht Peter Hörtner Dramaturgie Brigitte KnößRossini CardsMusik Gioacchino Rossini Choreographie Mauro BigonzettiKostüme Helena Medeiros Licht Carlo CerriKlavier Andrea SanguinetiDie letzten Vorstellungen30. Oktober und 26. November 2009Karine Seneca in Lux


OrchesterAnnika SaarReingehört!Erster Solobassist im NiedersächsischenStaatsorchester, Gründer des SalonorchestersEnsemble des Fleurs und nebenbei nochFamilienvater von drei Kindern – seit nunmehrfast 25 Jahren ist Andreas Koch an der<strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong> engagiert. »Zeit für andereDinge bleibt schon, aber das ist manchmalwirklich schwierig zu koordinieren.«Nach Umwegen über Geige, Klavier, Posauneund Trompete stellte sich eher zufällig heraus,dass sein Herz eigentlich für den Kontrabassschlug. Ein unbenutzter Bass im Probenraumdes Schulorchesters, in dem Kochdamals Geige spielte, weckte seine Neugierde.Danach war alles klar. Auf Bundesjugendorchester,Instrumentalstudium mitSchwerpunkt Bass und Posaune sowie mehrereVorspiele folgte 1984 dann die Solo-Stelle an der <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong>, die damalsgerade neu eingerichtet worden war.An seine ersten Erfahrungen mit klassischerMusik erinnert sich Andreas Koch auch heutenoch gerne: »Irgendwann entdeckte ich BeethovensSinfonien, da war es um mich geschehen.Ich besorgte mir alles, was ichkriegen konnte, las Partituren mit und hörtedie Werke rauf und runter.« Auch wenn BeethovensKompositionen heute nicht mehr zuseinen absoluten Favoriten zählen, hält erbesonders die neun Sinfonien noch immerfür wahre Höhepunkte der Musikgeschichte.Wobei eine gewisse Dosierung gefragt ist:»Da man hier ja ständig von Klängen umgebenist, höre ich privat nicht mehr so viel umfasst inzwischen um die 1.000 verschiedeneTitel. »Auch wenn das natürlich vielMusik wie früher.« Gerne greift Koch allerdingsauch heute noch auf die beiden französischenKomponisten des Impressionis-Andreas Koch hat das geschafft, wovon soArbeit ist, überwiegt der Spaß eindeutig.«mus, Maurice Ravel und Claude Debussy, viele träumen – er hat seine Leidenschaftbesonders in der Interpretation von Herbert zum Beruf gemacht.von Karajan und den Berliner Philharmonikern,zurück. »Tolle Musik ist für mich auchdie italienische Oper wie zum Beispiel Latraviata von Verdi. Das lernt man aber erstnach und nach so richtig zu schätzen.« Vor Die Aufnahmenallem »musikalische Meilensteine« wie eineLive-Aufnahme aus der Mailänder Scala im + Ludwig van Beethoven The 9 Symphonies.Orchestra of the 18th Century, Ltg.Jahr 1955, lassen sein Herz höher schlagen.Aber auch Stile wie Swing oder Jazzmusik Frans Brueggen (Philips)der zwanziger und dreißiger Jahre gehören + Maurice Ravel / Claude Debussy La Mer /zu Andreas Kochs Lieblingen. »Die dreißiger Daphnis et Chloë / Pavane. Berliner Philharmoniker,Ltg. Herbert von KarajanJahre waren eine unglaublich reichhaltigeZeit, da gibt es ganz viele tolle Aufnahmen.« (Deutsche Grammophon)So reichhaltig und so toll, dass daraus seine + Giuseppe Verdi La traviata (Live-AufnahmeMailänder Scala 28.05.1955) u.a. mitzweite große Leidenschaft entstand – dasSalonorchester Ensemble des Fleurs. Gegründet1994, war Koch mit seiner kleinen, Carlo Maria Giulini (EMI Classics)Maria Callas, Giuseppe di Stefano, Ltg.typischen Pariser Salonbesetzung sogar schon + Jazz is where is you (1924 –1930), Variousdeutschlandweit unterwegs. Das Repertoire (Timeless)Neu im OrchesterDas Niedersächsische Staatsorchester <strong>Hannover</strong>begrüßt nach den letzten Probespielen Gewandhausorchester Leipzig); JohannesBerlin, seit September 2007 Zeitvertrag beimvier Kollegen neu in seinen Reihen: MagdalenaZagozdzon als Vorspielerin der 2. Vio-(1983 geboren, Studium in Frankfurt undOtter als stellvertretenden Solo-Hornistenlinen (1982 geboren, Studium in Saarbrücken,Zürich, London und <strong>Hannover</strong>, seit Mai Sinfonikern, der Ensemble Modern Akade-Berlin, Orchestererfahrung bei den Berliner2007 erst Praktikantin, dann Aushilfe in der mie Frankfurt und bei den Duisburger Philharmonikern)sowie Lars Karlin als 2.Radiophilharmonie <strong>Hannover</strong> des NDR);Rebekka Wittig-Vogelsmeier in der Cellogruppe(1980 geboren, Studium in Berlin, Stockholm und <strong>Hannover</strong>, Orchestererfah-Posaunisten (1983 geboren, Studium inAushilfe beim DSO und KonzerthausorchesterBerlin sowie beim Ensemble Modern, Uppsala Chamber Orchestra, der Dalasinfonirungan der Stockholm Royal Opera, beim2006/07 Orchesterakademie Staatskapelle ettan und der Stockholm Sinfonietta).


16. 17 konzertDorothea Hartmann im Gespräch mit Joachim SchwarzManager mit PartiturKein Konzert, kein Orchesterauftritt ohne ihn, auf der Bühne steht er jedoch nie:Joachim Schwarz ist Orchesterdirektor, seit März 2009 an der <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong>.Mit Konzertdramaturgin Dorothea Hartmann sprach er über seinen Beruf,seinen Wechsel von Darmstadt nach <strong>Hannover</strong> und die ersten Sinfoniekonzertedieser Spielzeit.Seit gut fünf Monaten leben Sie jetzt in <strong>Hannover</strong>.Sind Sie gut in der Stadt angekommen?_____Bislangkenne ich vor allem den Weg von meiner Wohnung zurOper. Mir bleibt momentan noch keine Zeit für Stadtbesichtigungen.Wenn man mitten in der Spielzeit eineneue Stelle antritt, ist man sehr beschäftigt, den Betriebkennen zu lernen. Und die <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong> ist einsehr viel größeres Haus als das Staatstheater Darmstadt,wo ich in den letzten Jahren engagiert war.Ein Wechsel an ein größeres Haus – was bedeutetdas für die Arbeit eines Orchesterdirektors?_____Vorallem bedeutet es, sehr, sehr viele Menschen kennen zulernen. Das Staatstheater Darmstadt hat 78 Planstellenim Orchester, das Niedersächsische Staatsorchester hatdagegen über 100 Stellen. In den letzten Monaten habeich erst einmal versucht, diese Kollegen alle kennen zulernen. Darüber hinaus ist man auch Drehscheibe undAnlaufstation für viele weitere Abteilungen: natürlich fürdie Künstlerische Leitung, die Dirigenten, aber auch dieTechnik (Orchesteraufbau) oder die Verwaltung (Abrechnungen).Das sind sehr unterschiedliche Baustellen, undda gilt es herauszufinden, wer genau was von mir erwartet.In <strong>Hannover</strong> hat das Orchester außerdem erheblichmehr Produktionen als in Darmstadt zu spielen. Mitden Ballhof-Produktionen stehen hier ungefähr 28Stücke auf dem Spielplan. Dazu kommt die lange Listeder Konzerte: Sinfoniekonzerte und Kammerkonzerte,dann Sonderkonzerte wie Violinwettbewerb, Neujahroder Herrenhausen und dazu noch etliche Kinder- undJugendkonzerte. Insgesamt haben wir also zwischen 50und 60 unterschiedliche Projekte, an denen das Orchesterbeteiligt ist. Das ist wunderbar, aber natürlich für dieOrchesterdirektion eine Masse, die man kennen lernenmuss.Wie sah dieses Kennenlernen konkret aus für dieseSpielzeit?_____Für die acht Sinfoniekonzerte habe ichin den letzten Monaten das gesamte Konzertprogrammdurchgehört: mit der Partitur in der Hand, um die Werkewirklich gut kennen zu lernen und um die Sonderaufgabenfür die jeweiligen Konzerte herauszufinden. Dabeihabe ich festgestellt, dass eigentlich fast kein Konzertstandardmäßig laufen wird.Was heißt das?_____Das liegt an der Idee, die unseremKonzertspielplan zugrunde liegt: Vorbild oder Anregungfür einige Programme waren die Akademie-Konzerte des19. Jahrhunderts, die sehr unterschiedliche Gattungenmiteinander kombinierten. Es gibt ein berühmtes Akademie-Konzertvon Beethoven, in dem wurden aufgeführt:Beethovens 5. und 6. Sinfonie, ein Klavierkonzert, dasGloria und Sanctus aus der C-Dur-Messe, eine Konzertarieund zusätzlich Klavierimprovisationen. Das war einMarathon von über fünf Stunden! Solche Extreme sindbei uns zwar nicht geplant. Aber es gibt ungewöhnlicheund selten zu hörende Kombinationen: Im 3. Sinfoniekonzertzum Beispiel wird Haydns Schöpfung WebernsOrchesterstücken opus 10 gegenübergestellt. Hier stelltsich für mich als Orchesterdirektor die Frage nach demBühnenaufbau dieser zwei sehr unterschiedlichen Besetzungen.Im 4. Sinfoniekonzert »Paris – New York: retour«,ein Konzert mit Werken von Ives, Gershwin, Satie, Bernstein,John Adams und John Lennon, auf das ich michpersönlich ganz besonders freue, bringt der Dirigent undPosaunist Christian Muthspiel eine Reihe von eigenen


konzertInstrumenten mit. Auch hier muss ich überlegen, wie wirdas auf der Bühne platzieren werden.Das 1. Sinfoniekonzert war ein reines Tschaikowsky-Programm, ganz klassisch mit einem Klavierkonzertund einer Sinfonie._____Das ist für mich als Orchesterdirektorvon der technischen und dispositionellen Seiteeine eher einfachere Übung. Die Herausforderung seheich hier vor allem auf der musikalischen Ebene: Tschaikowskys1. Klavierkonzert und die 5. Sinfonie sind ja soetwas wie die Blockbuster der Orchesterliteratur. BeideStücke kann jeder mitpfeifen, und beide Werke sind sehrklischeebeladen. Ich selbst habe auch lange gebraucht,um mich von den gängigen Klischees zu lösen.Welche Vorurteile waren das?_____Im schlechten Sinne»populistisch«: das heißt, ein oberflächlicher, pathetischer,gefühlsseliger Bombast – so habe ich dieseWerke anfänglich gehört. Wir haben dann TschaikowskysPathétique im Uni-Orchester gespielt. Unser Dirigentkämpfte gegen allerlei schnulzige Vorstellungen der Musiker,er nahm die Musik sehr ernst. Das war ein Momentdes Umdenkens bei mir: Man muss Tschaikowsky ernstnehmen. Er meint es wirklich so, es ist kein Kitsch.Vielleicht spielen auch Mentalitätsunterschiede zwischenRussland und Westeuropa eine Rolle?_____Ichglaube, dass diese Musik einerseits sehr direkt gedachtist: Ohne Umwege trifft den Hörer eine bestimmte – russische– Emotionalität. Andererseits ist Tschaikowskynicht nur der Gefühlskomponist. Er war genauso auchWestler, ein sehr origineller Musiker, der sich intensivmit musikalischen Formen auseinandersetzte: Das 1. Klavierkonzertist so gesehen sehr interessant. Seit Beethovens4. Klavierkonzert bekam ja die Fragen nach demBeginn eines Konzerts neues Gewicht: Beethoven setztmit solistischem Klavier ein, danach erst folgt die Orchesterexposition.Und im 5. Konzert eröffnet der Solist garmit einer virtuosen Kadenz den 1. Satz. In diese Traditionstellt sich Tschaikowsky mit seinem 1. Klavierkonzert:Mit den berühmten, wuchtigen Klavierakkorden findetebenfalls zu Beginn ein extrem aufgeladener Höhepunktstatt, der so nie wieder erklingt. Tschaikowsky experimentierthier mit der Form, gleichzeitig ist es ein sehremotionaler Anfang. Diesen Gegensatz finde ich anTschaikowsky spannend.Ist das ein Wermutstropfen, dass man als Orchesterdirektorim eigentlichen Moment des Konzerts nie aktivdabei ist?_____Ich habe Musikwissenschaft studiertund mich nie als aktiven Musiker betrachtet. Ich sehemich als Musik-Ermöglicher, und -Vermittler. Ich habe zunächstals Konzertdramaturg gearbeitet und wurde inDarmstadt eher zufällig Leiter des Orchesterbüros. MeinZiel ist es, eine gute Aufführung vorzubereiten. Auf dramaturgisch-inhaltlicherEbene heißt das: Was spielt man?Wie vermittle ich die Inhalte? Im organisatorischen Bereichsorgt man dafür, dass das Konzert überhaupt stattfindenkann. Während der Aufführung kann ich michdann zurücklehnen.Die ersten beiden Sinfoniekonzerte stehen ganz imZeichen des Klaviers. Von Tschaikowskys großem romantischenKonzert schlagen wir den Bogen zurückzu den komponierenden Klaviergrößen des 18. Jahrhunderts:Haydn, Mozart und Beethoven. Im 2. Sinfoniekonzertstehen gleich drei Klavierkonzerte aufdem Programm, dazu haben wir einen der ganz großenPianisten unserer Zeit eingeladen, Rudolf Buchbinder,der in der <strong>Staatsoper</strong> in den letzten Spielzeitenschon mehrfach gefeiert wurde. Was bedeutetdieses Sinfoniekonzert für den Orchesterdirektor?___2. SinfoniekonzertJoseph Haydn Klavierkonzert D-Dur Hob XVIII:11Wolfgang Amadeus Mozart »Ch’io mi scordi di te – Non temer, amatobene«, Szene und Rondo für Sopran mit obligatem Klavier und OrchesterKV 505 . Klavierkonzert <strong>Nr</strong>. 21 C-Dur KV 467Ludwig van Beethoven Klavierkonzert <strong>Nr</strong>. 1 C-Dur op. <strong>15</strong>Solistin Ania Vegry (Sopran)Leitung und Solist Rudolf Buchbinder (Klavier)1. November 2009, 17.00 Uhr; 2. November 2009, 19.30 Uhr3. SinfoniekonzertAnton Webern Fünf Stücke für Orchester op. 10Joseph Haydn Die Schöpfung, Oratorium für Soli, Chor und OrchesterHob XXI:2Solisten Dorothea Maria Marx (Sopran), Young-Hoon Heo (Tenor),Stefan Adam (Bariton)Chor der <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong> (Choreinstudierung: Dan Ratiu)Dirigent Andreas Spering13. Dezember 2009, 17.00 Uhr; 14. Dezember 2009, 19.30 Uhr


18. 19 konzertDorothea Hartmann im Gespräch mit Joachim Schwarz__Aus organisatorischer Sicht ist auch das eine eherleichte Aufgabe. Interessant finde ich es inhaltlich: Erstensspielte auch hier bei der Planung der Akademiegedankeeine Rolle, da neben drei Klavierkonzerten ganzwie zur damaligen Zeit üblich, auch eine Konzertarie,eine völlig andere Gattung, erklingt. Und spannend ist,dass man drei Klavierkonzerte hört, die innerhalb wenigerJahre entstanden sind und anhand derer die Entwicklungssprüngeder Gattung deutlich werden. Vomeher klassischen »Nebenprodukt« bei Haydn wird beiMozart und Beethoven die Öffentlichkeit immer wichtiger.Beethovens Klavierkonzerte suchen die große Form,das 1. Konzert knüpft aber auch noch an die Vorgängeran. Selten hört man drei Klavierkonzerte der »WienerKlassiker« direkt nacheinander. Hier kann man die Entwicklungnachvollziehen.Gleichzeitig hört man auch die großen Unterschiede:Haydns Sprache ist – anders als es der chronologischeVerlauf suggeriert – der Beethovens oft verwandterals der Mozarts, wenn man an die Entfaltung kleinsterMotive zu ausgewachsenen Themen denkt, diemanchmal einen ganzen Satz bestimmen können._____Die direkte Nebeneinanderstellung der drei Klassikeröffnet die Ohren! Man wird sensibel für eben diese Entwicklungenund Kontraste. Sensibilität in höchstemMaße ist bei diesem Konzert auch von den Musikern gefordert:Rudolf Buchbinder wird – wie zur Zeit der Uraufführungenüblich – das fast kammermusikalisch kleineOrchester vom Klavier aus leiten. Für die Musiker heuteist das eine Ausnahmesituation, auch sie werden die Ohrenwahrscheinlich noch ein wenig weiter öffnen.swantje Gostomzyk im Gespräch mit Suyoen KimAm besten den ersten Preis ...Vor drei Jahren begeisterte sie Jury wie Publikum, in diesem Jahr eröffnete sie den InternationalenViolin-Wettbewerb <strong>Hannover</strong> 2009: Suyoen Kim erhielt 2006 den 1. Preis des hoch renommiertenWettbewerbs. Anfang August hat Swantje Gostomzyk ein Gespräch mit Suyoen Kim geführt,einen Tag, bevor die junge koreanische Geigerin, die in Münster lebt, zu einer Tournee nachKorea aufgebrochen ist.Wenn Sie heute drei Jahre zurückdenken,an Ihren 1. Preis beim Internationalen Violin-Wettbewerb2006, woran erinnernSie sich?_____Es war eine sehr intensiveund sehr angenehme Zeit in <strong>Hannover</strong>. ImVergleich zu den vielen anderen Wettbewerben,bei denen ich gespielt habe, habe ichmich in <strong>Hannover</strong> einfach am besten gefühlt.Das betraf zum Beispiel die Zeiteinteilungder verschiedenen Runden: Der Wettbewerbgibt den Teilnehmern viel Zeit, sich zwischenden verschiedenen Runden auszuruhen, sichneu vorzubereiten. Ich fand es sehr, sehr gutorganisiert. Gewohnt habe ich bei nettenGasteltern, alle haben mitgefiebert, meineMutter war auch dabei damals – es war einesehr schöne Zeit.Welche Bedeutung hat der Preis für Sie imRückblick?_____Zunächst ist es natürlichimmer schön, einen 1. Preis zu gewinnen,egal wo. Doch da <strong>Hannover</strong> zu den größtenWettbewerben überhaupt für Geiger gehört,hat er mich weitergebracht und mir auch geholfen.Dennoch reicht es bei weitem nichtaus, einen Wettbewerb zu gewinnen, umseine Karriere zu machen, seinen Weg imMusikgeschäft zu finden – man braucht guteKontakte, um eine Agentur zu bekommen,man muss Dirigenten und andere Musikerkennen, die einem weiterhelfen können.Viele andere Faktoren müssen also auch mitspielen.


Aus aller Weltswantje Gostomzyk im Gespräch mit Suyoen Kimsitzt die Jury, die gibt mir Punkte, ich musseinen Preis gewinnen, ich muss in die nächsteRunde kommen« – dieser Druck hätte mirüberhaupt nicht gut getan.Außerdem sollte man nie vergessen, dassauch ein Wettbewerb eine subjektive Sacheist, auf der Seite der Juroren, aber auch beieinem selbst. Wenn ich an einem Tag nichtgut drauf bin, dann kann mir etwas passieren,und das wird bewertet. Diese Bewertungist aber nichts Endgültiges, sondernetwas Punktuelles, das genau in diesem Momentpassiert und eine subjektive Einschätzungist. Deswegen sollte man versuchen,davon ein bisschen loszukommen. Natürlichist es ein Wettbewerb, und man möchte einenPreis gewinnen, am besten den ersten– aber während des Wettbewerbs ist es auchwichtig, sich mental davon immer wiederfrei zu machen.Beim Eröffnungskonzert am 26. Septemberhaben Sie mit dem NiedersächsischenStaatsorchester <strong>Hannover</strong> das Violinkonzertvon Alexander Glasunow gespielt.Kannten Sie es vorher schon?_____Nein, eswar für mich ein neues Stück. Es sollte einKonzert sein, das nicht im Finale des Wettbewerbsauf dem Programm steht, und ichwollte das Glasunow-Konzert schon seit längeremlernen. So bin ich froh, dass ich eineGelegenheit dazu bekommen habe, ich freuemich sehr auf das Konzert. Ich bin gerademitten in den Vorbereitungen und beim Erlernendes Stückes. Man merkt schon, dassGlasunow selbst kein Geiger war, deswegengibt es ein paar komplizierte Stellen. Es istaber ein sehr romantisches Stück, ich mag essehr gerne.Internationaler Violin-Wettbewerb <strong>Hannover</strong> 2009Wie hat sich Ihre Laufbahn entwickelt?_____Es ist viel passiert – damals war ich erst18 Jahre alt! Ich habe seitdem zwei CD-Aufnahmengemacht: Durch den InternationalenViolin-Wettbewerb konnte ich die Violinkonzertevon Joseph Joachim aufnehmen,die wird bei NAXOS erscheinen. In diesemJahr habe ich Mozart-Sonaten und Duos fürGeige und Viola aufgenommen. Ich habeviele Konzerte gespielt und war schließlichin diesem Jahr Preisträgerin beim Queen ElizabethWettbewerb in Brüssel.Haben Sie einen Tipp für die diesjährigenTeilnehmer?_____Ich kann da nur für michsprechen. Jeder reagiert anders in dieser Extrem-Situation.Ich habe versucht, den Wettbewerbals Chance wahrzunehmen, die jeweiligenRunden als Konzerte zu empfinden.Ich hatte viele Freunde unter den Teilnehmern,habe versucht, mich abzulenken, habebei meinen Gasteltern nicht nur geübt, sondernauch relaxt und andere Dinge gemacht.Zweieinhalb Wochen sich ausschließlich aufden Wettbewerb zu konzentrieren, hätte mirnicht geholfen. Für mich war wichtig, vondem mentalen Druck wegzukommen: »Dasist ein Wettbewerb, ich werde bewertet, daDas Eröffnungskonzert mit Suyoen Kim vom26.09.09 ist als Video-Aufzeichnung im Internetnachzuhören:www.violin-wettbewerb.de/de/violinwettbewerb/service/videos_2009/standardvideo.htm+ bis 02.10.09: Vorrunden, Hochschule fürMusik und Theater (HMTH)+ 03. bis 05.10.09 Recitals des Semifinales,HMTH+ 04. bis 06.10.09 Haydn- und Mozart-Konzerte des Semifinales, HMTH+ 08./09.10.09 Finalkonzerte mit der NDRRadiophilharmonie, Ltg. Nicholas Milton,Großer Sendesaal des NDR LandesfunkhausesNiedersachsen+ 10.10.09 Gala-Konzert der Preisträger


20. 21KinderWilhelmElfriedeManfredSylvia RothEin Schaf sucht einen NamenSophie Kassies’ Musiktheaterstück im Ballhof ZweiHildegardZufriedener als Schaf kann man eigentlich gar nicht sein: Von einersaftig-grünen, herrlich duftenden Wiese umgeben, würziges Grasund bisweilen auch eine Butterblume zwischen den Zähnen, ein lauerWind um die Nase und die anderen Schafe in kuschliger Reichweite– was will man mehr! Doch eines schönen Tages gerät dieidyllische Welt von Schaf durcheinander: Ein Prinz kommt auf diegrüne Wiese gerannt und sucht ein Versteck. Es graut ihm davor, denThron zu besteigen, weil er solche Angst davor hat, von allen angestarrtzu werden. Schaf hilft dem schüchternen Thronfolger, sich zuverbergen, woraufhin dieser dem Schaf seine Freundschaft anbietet.Noch nie ist Schaf von jemand anderem zum Freund gewählt worden,es ist stolz und glücklich zugleich. Doch als der Prinz es beimNamen rufen will, stellt sich heraus, dass Schaf gar keinen Namenhat.Keinen Namen? Hat man so was schon mal gehört? Jeder Mensch,jedes Tier, jeder Kühlschrank, jeder Salatteller hat doch einen Namen!Der Prinz, der übrigens Lorenzo heißt, kann es nicht fassen.Und da unser Schaf ein guter Gefährte sein und in Sachen Freundschaftalles richtig machen will, begibt es sich kurzentschlossen aufdie Suche nach einem Namen.Vielen, vielen Menschen begegnet es dabei. Abweisenden, wütenden,traurigen, einsamen Menschen. Einen Namen aber findet esnicht. Geborgenheit auch nicht. Und so beginnt es, sich nach dergrünen Wiese zurück zu sehnen, nach ihrem Duft, ihrer Farbe, ihremSchutz. Ach, wie schön es dort war, auch ohne Namen. Zum erstenMal in seinem Leben begreift Schaf, wo es hingehört.SchafMusiktheater mit Musik von Henry Purcell, GeorgFriedrich Händel und Claudio Monteverdi. Text vonSophie Kassies, aus dem Niederländischen von EvaMaria Pieper für Kinder ab 5 JahrenMusikalische Leitung Siegmund Weinmeister InszenierungFriederike Karig Bühne und Kostüme AnjaLütgens Dramaturgie Sylvia RothMit Laura Bleimund, Sandra Janke, Olivia Stahn; Hans-Henning Stober; Lukasz Grzechnik / Grzegorz Krawczak(Violoncello)Premiere 18. Oktober 2009, Ballhof ZweiWeitere Vorstellungen19. und 25. Oktober, 8., 9., und 22. November 2009.SchafGertrudeSophie Kassies’ Schaf ist ein besonderes »Stationendrama«. Es erzähltvon einer Reise, an deren Ende die Frage steht, wie weit Individualisierunggehen muss und ob die so oft geforderte »Selbstverwirklichung«nicht auch darin bestehen kann, die eigenen Grenzenkennen zu lernen und zu respektieren. Mit Musik von Monteverdi,Purcell und Händel finden zwei Sängerinnen, zwei Schauspielerund zwei Musiker heraus, was es bedeutet, ein Individuum zusein und dennoch immer wieder in der Masse unter- odereben auch aufzugehen.


KinderBertramSylvia RothSpektakuläre DrachenkämpfeAndy Papes Kinderoper wieder im Ballhof EinsDas war ein Jubel, als das zerbrochene Schwert Gram unter großem Feuerzauber auf demAmboss in Regins Schmiede zusammengeschweißt wurde und Sigurd seine ersten Kampfversuchemit der gefährlichen Waffe machte! Mit großer Begeisterung und vielen staunendenAugen wurde Andy Papes Oper Sigurd, der Drachentöter von den zahlreichen Kindern imBallhof Eins verfolgt. Denn die packende Geschichte um Sigurd, der in einem spektakulärenKampf den Drachen Fafner besiegt, ließ keinen kalt.Basierend auf der Siegfried-Episode aus der Nibelungensage erzählen Andy Pape und seinLibrettist Bent Nørgaard auf spannende Weise vom Weg eines jungen Menschen, der sich aufdie Suche nach der eigenen Identität begibt und dafür seine ganze bisherige Existenz inFrage stellen muss. Auf schmerzhafte Weise begreift Sigurd, dass ihn der Schmied Regin, dener immer für seinen Vater gehalten hat, nur für seine eigenen, besitzgierigen Zwecke missbrauchthat. Denn Regin will, dass Sigurd, der in Wahrheit ein Sohn des kriegerischen Wälsungengeschlechtsist, mit dem Schwert Gram den Drachen Fafner tötet, um dessen riesigenGoldschatz an sich zu reißen. Nach und nach durchschaut Sigurd die wahren Verhältnisseund kämpft für sein eigenes Leben. Und siehe da: Nachdem Sigurd die enttäuschenden Begegnungenmit Bosheit und Hass gemacht hat, ist der Weg offen für eine neue, unendlichwertvollere Erfahrung: die Erfahrung von Freundschaft und Liebe.»Man wünscht es jedem hannoverschen Jungen (und vielen abenteuerlustigen Mädchen),dass sie einmal den Drachenkampf in der neuen Produktion der hannoverschen <strong>Staatsoper</strong>erleben«, jubelte die HAZ nach der Premiere. »Die Art, wie das Untier plötzlich auf der Bühnesteht, sein Furcht erregendes Funkeln und Schnauben, dazu die unheimliche Musik und dernur schemenhaft sichtbare Kampf zweier Männer mit Schwert und Speer im Inneren desDrachen – das ist Theaterzauber, aufregendes Illusionstheater für Kinder. Die ach so altmodischeOper beweist hier eindrucksvoll, dass es aufregende und phantasievolle Alternativenzu Fernsehen und Computern gibt.« Um möglichst vielen Kinder die Chance zu ermöglichen,die packende Inszenierung von Dorothea Schroeder zu sehen, wurde die Produktion in dieserSaison wieder aufgenommen.Sigurd, der DrachentöterOper für Kinder ab 7 Jahren von Andy PapeMusikalische Leitung Toshiaki Murakami / RobertRoche Inszenierung Dorothea Schroeder Bühne undKostüme Telse Hand Dramaturgie Sylvia RothSigurd Ilja Werger Regin Albrecht Pöhl Rabe DorotheaMaria Marx / Ania Vegry / Hinako Yoshikawa FafnerMichael HumannVorstellungen 4. und 14. Oktober, 6. November 2009Das Kinder- und Jugenprogramm der<strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong> wird gefördert von:


22. 23 Aus den AbteilungenAnnika SaarJeder Tag sieht anders ausDas Gebäude- und Veranstaltungsmanagement der Staatstheater <strong>Hannover</strong>Morgens auf dem Opernplatz. Die Rückseitedes Opernhauses schmückt ein riesiges rotesPlakat, das die Premiere von Mozarts Oper Lenozze di Figaro ankündigt. Auf der Vorderseitedes Hauses befestigen zwei Kollegenvon hoch oben ein weiteres Plakat, diesmalweiß, das auf die abendliche Vorstellung LaCenerentola, Rossinis Interpretation vomAschenputtel-Märchen, aufmerksam macht.Die beiden Banner erregen Aufmerksamkeitund bringen die Imposanz des Opernhausesnoch besser zur Geltung.Zur gleichen Zeit – ein anderes Bild. Ein Mitarbeiterversucht, ein verstopftes Waschbeckenin einer der Damentoiletten im Opernhauszu reinigen. Nebenan in der Garderoberepariert ein anderer Mitarbeiter eine Deckenleuchte.Für die Vorstellung heute Abendsoll schließlich alles richtig funktionieren.Was aber haben das Hängen der aktuellenGroßplakate und Klempner- oder Elektroarbeitenmiteinander zu tun? Nun ja, so oderauch ganz anders könnte ein typischerArbeitsalltag im Gebäude- und Veranstaltungsmanagement,kurz GVM, der Staatstheater<strong>Hannover</strong> aussehen. Ob für Kurzeinführungenin den Foyers Stühle aufgestelltwerden sollen, der Müll rausgebracht wirdoder jemand aus einem Fahrstuhl geborgenwerden muss – beim GVM wird es nie langweilig.»Wir sind dafür da, dass alles läuft,wir ergänzen und helfen. Man kann sagen,wir sind ein kleines Zahnrad zwischen denanderen, größeren Zahnrädern wie Bühne,Orchester oder Künstlerischem Betriebsbüro«,erklärt Ulf Bosold. Der Betriebsinspektorist seit drei Jahren dafür zuständig, den Betriebder Staatstheater <strong>Hannover</strong> zu inspizieren,also festzustellen, wo es hapert, wo verbessertwerden muss, wo Aktion gefordertist. Dabei gibt es immer wieder unerwarteteHerausforderungen. »Was diesen Job auf jedenFall auszeichnet, ist, dass es ständigneue Aufgaben gibt, es ist sehr abwechslungsreich.«Das geht schon damit los, dass seine Abteilung,die aus zwanzig festen Mitarbeiternsowie zwei Lehrlingen besteht, zwar in dreiverschiedene Gruppen unterteilt ist, sich dortaber ganz unterschiedliche, meist handwerklicheBerufsgruppen finden lassen: VonElektrikern, Lüftungs- und Heizungsspezialistenüber Klimatechniker, Maler und Tischlerbis hin zu Schlossern und Klempnern.Gerda Klaft, Sachbearbeiterin des GVM, istdabei die einzige Frau unter ihnen. Auf dieFrage, ob der Grund dafür die meist schwerekörperliche Arbeit sei, erklärt Bosold, dass erzwar gerne mehr Frauen in der Abteilunghätte, sich aber von Anfang an keine bewerbenwürden. »Wir hatten jetzt gerade wiedereine Elektriker-Stelle ausgeschrieben. Es kamenfast siebzig Bewerbungen, aber nichteine Frau war dabei.«Obwohl sich seine Abteilung also größtenteilsaus Handwerkern zusammen setzt, istfür Ulf Bosold die Bereitschaft, im Team arbeitenzu wollen eine ebenso wichtige Voraussetzungwie ein gewisser Respekt vorder Kunst. Dieser dürfe nicht fehlen, denndas sei letztendlich ja, was den jeweiligenJob überhaupt erst möglich mache. Trotz seinerhandwerklichen Laufbahn – vom Elektriker-Lehrlingbis hin zum Bauleiter – ist derpassionierte Motorrad-, Mountainbike- undRennradfahrer selber regelmäßig bei Premierenim Opernhaus zu Besuch. »Im Bereichder Musik habe ich schon immer alles gehört,von Punk bis Klassik. Seit ich hier arbeite,ist speziell der Kontakt zur Oper natürlichnoch enger geworden.«Egal, ob es um größere Projekte geht wieden Umzug des Kostümfundus oder umkleinere Aufgaben wie zum Beispiel dasWechseln der Fahne auf dem Dach desOpernhauses – die Kollegen vom GVM arbeitentäglich in zwei Schichten von 7 bis 23Uhr, 364 ½ Tage im Jahr. Auch in den Theaterferienoder an Silvester. Nur an Heiligabendab mittags, da ist keiner mehr im Haus.Trotzdem strahlt Ulf Bosold, wenn er von seinemJob erzählt: »Früher habe ich mirmanchmal meinen Idealjob ausgemalt. Undgenau den habe ich jetzt, sogar mit der Aussichtins Grüne: auf den neu gestaltetenOpernplatz.«Ulf Bosold plant die Modernisierung der Saalluft-Kühlung


FoyerMarian Joel KüsterOper hilft!Vom Jugendclub in die Statisterie: Julius KlugeSelbstbewusst wirkt er, der 20-jährige Julius Kluge.»Oper hilft!«, so erklärt er sein sicheres Auftreten – »undzwar in jeder Lebenslage...!« Seine langen Haare zueinem straffen Zopf zusammen gebunden, sitzt er in derKantine des Opernhauses, lächelt verschmitzt und erzähltbegeistert von seiner Beziehung zur <strong>Staatsoper</strong>.Alles fing damit an, dass er 2006, mit 17 Jahren, in dendamaligen XL-Club der Musiktheaterpädagogik kam. Daer schon immer gerne gesungen hat, egal ob auf demFahrrad, mit Freunden oder unter der Dusche, hatte ihmdie Chorsängerin und gute Freundin Leyla Erdoganeines Tages einen Zeitungsausschnitt des hiesigen Jugendclubsin die Hand gedrückt. Julius nahm, las – undwar sofort infiziert. »Irgendwie musste ich einfach dahin!«. Heute ist er zwar nicht mehr im Jugendclub, demHaus aber noch als Mitglied der Statisterie verbunden,wo er momentan bei der Inszenierung Le nozze di Figarovon Wolfgang Amadeus Mozart mitwirkt. »Einfachklasse!«, schwärmt er. »Hier ist man nicht einfach nurStatist, sondern ein richtiger Bestandteil der Inszenierung!«Doch ist Julius Kluge nicht nur auf der Bühne zu sehen.Mindestens so oft sitzt er auch als Zuschauer im Parkettdes Großen Hauses und verfolgt gebannt die Opernproduktionen.Ein Teil des Publikums zu sein, bietet ihm einenwichtigen Ausgleich, nicht nur zu seinen Bühnenaktivitäten,sondern auch zum alltäglichen Leben. In derOper kann er sich fallen lassen, abschalten, ja geradezu»in den Kompositionen zerfließen«. Diese Entspanntheit,welche sich in ihm als Zuschauer ausbreitet, weckt inihm die Leidenschaft, die ihn so fest mit der Oper verbindet.»Man hat eine ganz andere Energie, wenn man imParkett sitzt.« Dennoch stellt das Sehen und Hören einerOper für ihn nicht nur eine Erholung, sondern auch eineHerausforderung dar. »Vorbereitung ist das A und O!«,sagt er voller Überzeugung und führt weiter aus, dass ersich umfassend mit der Materie beschäftigt, um die Inszenierungim vollem Umfang verstehen und sich ganzdarauf einlassen zu können. Es ist ihm sehr wichtig,nicht einfach nur zu konsumieren. »Das Publikum mussdie Gelegenheit haben, etwas mitzunehmen,« so seineMeinung – aus der Oper ins Leben.Aber nicht nur im Zuschauerraum, auch beim Kraftsport,den er regelmäßig treibt, sind Opern wie Die Zauberflötebei ihm auf seinem mp3-Player immer präsent. Ohne Papagenogeht’s einfach nicht ...!Ein Jugendlicher in der Oper – stößt das nicht auf Verwunderungim Freundeskreis? »Nein!«, antwortet er entschlossenauf die Frage. Seine Freunde sind hellauf begeistert,dass er in die Oper geht. Keiner von ihnenwürde auf die Idee kommen, es merkwürdig oder verschrobenzu finden, sich als junger Mensch von der Operverzaubern zu lassen, denn viele seiner Freunde sindebenfalls im Jugendclub.So ist die Oper gewissermaßen sein zweites Zuhause geworden,das er noch dadurch ergänzt, dass er seit eineinhalbJahren regelmäßig zum Gesangsunterricht geht.Denn Julius hat ein großes Ziel. Er will Opernsängerwerden, genauer gesagt: Tenor. Ein gewaltiger Entschluss,für den wir ihm alle die Daumen drücken!Und sollte es mit der Gesangskarriere nicht klappen, hater sich schon einen Notfallplan ausgedacht: Veranstaltungstechnikerwäre für den 20-Jährigen, der geradeseinen Realschulabschluss an der Volkshochschulenachholt, auch eine Option.Egal ob im Zuschauerraum oder auf der Bühne – manmerkt Julius Kluge an, dass ihn die <strong>Staatsoper</strong> menschlichweiter gebracht hat. Wie hat er es zu Beginn desGesprächs noch mal so schön formuliert? »Oper hilft!«.


24 fundusSylvia RothÄttentscheeeen ... uuuund ... go!!!»Die fliegenden Holländer« beim Drachenbootrennen 20095.000 Euro fürBärenhunger»Jetzt aber mal volle Wumme, Mensch, sonst wird das hier nichts mehr! Ättentscheeeen ...uuuund ... go!!! Eins zwei, eins zwei, eins zwei ...« Nein, hier ruft kein preußischer Feldherrseine Armee zum martialischen Vormarsch auf, hier versucht Steuermann Hartmut eine buntzusammengewürfelte Mann- und Frauschaft aus dem Opernhaus dazu zu mobilisieren, einDrachenboot in Bewegung zu setzen. Muskulöse Bühnentechniker sitzen neben zarten Ankleiderinnen,durchtrainierte Tänzerinnen neben eingerosteten Dramaturgen, fragile Hutmacherinnenneben kräftigen Tischlern – doch da alle bei ihrer Arbeit am Opernhaus auf dieein- oder andere Art mit Rhythmus zu tun haben, klappt das gemeinsame Navigieren garnicht so schlecht. Das finden zumindest die Opernmitarbeiter, Steuermann Hartmut vomKanu-Club <strong>Hannover</strong> hingegen ist längst nicht zufrieden ... »Ihr müsst die Paddel tiefer insWasser tauchen, sonst kommt ihr nicht vorwärts. Und immer schööön aus der Hüfte raus!«Ganz kurzfristig haben sich die Kolleginnen und Kollegen unter dem operngerechten Namen»Die fliegenden Holländer« zum Drachenbootrennen auf dem Maschsee angemeldet. Mit nureinem Training pro Mannschaft, dafür aber mit um so mehr Spaß stürzten sich die blutigenAnfänger am 30./31. Mai 2009 in das bunte Getümmel und hatten ein klar gestecktes Zielvor Augen: »Bloß nicht die Letzten werden!« Das ist ihnen auch gelungen: Angesichts derTatsache, dass in der rein spaßorientierten Fun-Fun-Gruppe kein Platz mehr frei war und die»Fliegenden Holländer« sich ad hoc in der schon wesentlich anspruchsvolleren Fun-Sport-Kategorie unter Beweis stellen mussten, kann sich das Ergebnis – Platz 36 von 42 – durchaussehen lassen. Derart in ihrem sportlichen Ehrgeiz angeheizt und außerdem begeistert vonder abteilungsübergreifenden gemeinsamen Teamarbeit, wollen die Opernpaddler nächstesJahr auf jeden Fall wieder dabei sein. Warschon Wagners sagenumwobener »FliegenderHolländer« eine rastlos über dieMeere irrende Legende, so will auch diegleichnamige Drachenbootmannschaft Geschichteschreiben. Ganz bestimmt werdennicht nur die Wasser des Maschsees über dieUfer treten, sondern auch die anderen Bootevor den pfeilschnell dahingleitenden »Flie-Für einen guten Zweck haben die Fußballerder <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong> am 4. Mai 2009 inGodshorn gegen die Delta Lloyd Allstars gespielt.Das Spiel endete 7:1 für die Delta LloydAllstars, der eigentliche Gewinner war aber»Bärenhunger« in Langenhagen: Ein Schecküber 5.033,22 Euro wurde überreicht!Das Projekt »Bärenhunger« ist ein kostenloserMittagstisch für Kinder von 6 bis 16 Jahrenim Café Metropol in Langenhagen, das vomdortigen Haus der Jugend und ehrenamtlichenSchülern und Studenten betreut wird.Mit dem Spendengeld soll unter anderem dieInfrastruktur im Café verbessert und ein Ausflugmit den Kindern organisiert werden.Den Anstoß am 4. Mai hatte OpernintendantDr. Michael Klügl getreten. In der Mannschaftder <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong> standen Kollegenaus Bühnentechnik, Opernensemble, Chor,Orchester und Schneiderei gegen ehemaligeBundesliga-Profis auf dem Platz.FIG TREESEine dokumentarische Oper über AIDS; diePharmaindustrie und Gertrude SteinJohn Greyson, Kanada, engl. OF, dt. UntertitelKino im Künstlerhaus, 24.10.09, 11 Uhrgenden Holländern« erbeben, wenn es im John Greyson hat gemeinsam mit dem Komponisten und Sänger David Wall ein einzigartigeskommenden Jahr heißt: »Ättentscheeeen ... Werk geschaffen: eine dokumentarische Oper. Der authentische Kampf der beiden Aids-Aktivistengegen die Behörden und die Pharmaindustrie wird mit einer surrealistischen Handlunguuuund ... go!!!«verknüpft, in deren Zentrum Gertrude Stein steht: Wie Zero Patience, Greysons Aids-Musicalvon 1993, gelingt es Fig Trees, Botschaft und Politik des Aids-Aktivismus durch das MediumGesang auszudrücken. Fig Trees ist nicht nur ein Fest für die Ohren, sondern auch für dieAugen. Greyson hat ein Kunstwerk geschaffen, das mit Erzählkonventionen und Sehgewohnheitenbricht. Der Film erhielt bei der Berlinale 2009 den Teddy Award für den besten Dokumentarfilm.PERLEN 2009 – <strong>Hannover</strong>s lesbisch-schwules Filmfest18.–24. Oktober 2009, Kino im Künstlerhaus, Sophienstr. 2, www.filmfest-perlen.de


seitenbühne . September / Oktober 2009

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