Zehntausende bei Trinkgelagen in Spanien - KMK-Projekt Format
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Isabelle Huppert, 52, nahm schon <strong>in</strong> der Schule erste Rollen an<br />
und ar<strong>bei</strong>tete später mit Regisseuren wie Chabrol, Godard und Zadek.<br />
Ihre fast unbewegte Mimik und Wortkargheit machten sie weltberühmt.<br />
2001 bekam sie die Goldene Palme <strong>in</strong> Cannes, kommende Woche läuft<br />
ihr neuer Film an. Huppert lebt <strong>in</strong> Paris.<br />
„Grausam und zerbrechlich<br />
– die Mischung mag ich“<br />
Fahrstühle und Metros meidet sie. Wenn sie nicht spielt, langweilt<br />
sie sich. Und was würde Isabelle Huppert wirklich gerne tun?<br />
E<strong>in</strong>mal Hamlet se<strong>in</strong>.<br />
Interview: Verena Mayer und Christ<strong>in</strong>e Meffert<br />
Madame Huppert, wir kennen Sie als Inkarnation des weiblichen Unglücks: Sie waren die Kameliendame,<br />
Madame Bovary, die Klavierspieler<strong>in</strong>. Alles Geschichten, die tragisch enden. Was bedeutet für Sie Glück?<br />
Isabelle Huppert, braune Samthose, flache Schuhe, azurblauer Rollkragenpullover, seufzt lange und laut. Dann<br />
schiebt sie sich ihre eckige Brille im zarten, durchsche<strong>in</strong>enden Gesicht zurecht und schaut sehr streng. Sie ist<br />
kle<strong>in</strong> und extrem dünn. Sie gießt sich M<strong>in</strong>eralwasser e<strong>in</strong>.<br />
Also Gabrielle, die Figur <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em neuen Film, ist durchaus glücklich. Wenn auch nur kurz.<br />
Und warum ist sie glücklich?<br />
Sie hat e<strong>in</strong>en Mann getroffen, den sie liebt – auch wenn es nur e<strong>in</strong> schmieriger Chefredakteur ist. Das genügt,<br />
um glücklich zu se<strong>in</strong>, denke ich.<br />
Wir würden aber gerne wissen, was Sie glücklich macht. Ist es möglicherweise die Energie, die Sie aus Ihrer<br />
Kunst gew<strong>in</strong>nen?<br />
Also, ich kann diese Frage nicht beantworten. Ne<strong>in</strong>, wirklich. Und ich mag diese Frage auch nicht beantworten.<br />
Ich weiß nicht, warum Sie e<strong>in</strong>en Darsteller mit e<strong>in</strong>er Frage überfallen, die Sie von Rechts wegen e<strong>in</strong>em<br />
Philosophen stellen müssten. Außerdem mache ich ke<strong>in</strong>e Kunst, ich spiele. Ich f<strong>in</strong>de es immer sehr albern, wenn<br />
sich jemand Künstler nennt.<br />
Aber wenn Sie spielen, s<strong>in</strong>d Sie doch glücklich?<br />
Sicher. Das Leben langweilt mich manchmal. Spielen h<strong>in</strong>gegen ermüdet mich nie.<br />
Liegt dar<strong>in</strong> das Motiv Ihres Ehrgeizes, Ihrer Ar<strong>bei</strong>tswut? 60 Filme <strong>in</strong> 30 Jahren, Theaterauftritte <strong>in</strong> der<br />
ganzen Welt – ist das Ihr Weg zum Glück?<br />
Es macht mir <strong>in</strong> der Tat, mehr Probleme, nicht zu spielen, als zu spielen.<br />
Können Sie denn gar nicht faul se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>fach mal alles schleifen lassen?<br />
Aber ich b<strong>in</strong> doch sehr faul. Das ist etwas, was mich sehr stört.<br />
Das können wir uns nicht vorstellen, dazu wirken Sie auf der Le<strong>in</strong>wand viel zu perfekt.<br />
Es sieht vielleicht von außen so aus, aber ich will nicht perfekt se<strong>in</strong>. Wenn man sich zu sehr darum sorgt, perfekt<br />
zu se<strong>in</strong>, verliert man die Leichtigkeit. Der Beweis dafür, dass ich nicht perfekt b<strong>in</strong>, ist, dass Sie glauben, es sei<br />
perfekt. Voilà, so e<strong>in</strong>fach ist das.<br />
Sie wirken immer völlig konzentriert. Man hat als Zuschauer das Gefühl, es gibt da e<strong>in</strong>e enorme Anspannung<br />
<strong>in</strong> Ihnen, die Sie auf Ihrem Gesicht mit m<strong>in</strong>imalen Mitteln abbilden. E<strong>in</strong> Wimpernschlag von Ihnen ist e<strong>in</strong>e<br />
unglaubliche Spannungsentladung – e<strong>in</strong> Erdbeben.<br />
Das stimmt, aber das ist etwas anderes. Das bee<strong>in</strong>flusse ich nicht, das ist e<strong>in</strong>fach da. Es ist <strong>in</strong> mir wie e<strong>in</strong>e fixe<br />
Idee, e<strong>in</strong>e Obsession.<br />
Ist es die Obsession, angeschaut zu werden, sich zu zeigen? Sie haben e<strong>in</strong>mal gesagt, Sie beobachten die<br />
Leute, während die Leute Sie beobachten – und dass daraus e<strong>in</strong>e unglaubliche Spannung entsteht.<br />
Sie rutscht auf Ihrem riesigen Hotelsessel h<strong>in</strong> und her, auf dem sie aussieht wie e<strong>in</strong>e Puppe. Ihr Blick wird noch<br />
strenger.<br />
Das ist jetzt aber sehr obskur, was Sie da sagen. Das lassen wir mal besser <strong>bei</strong>seite.<br />
Aber woher kommt Ihre ungeheure Energie, was treibt Sie an?<br />
Vielleicht geht es gar nicht um e<strong>in</strong>en Motor, der e<strong>in</strong>en antreibt. Ich f<strong>in</strong>de überhaupt, dass das e<strong>in</strong> ziemlich<br />
langweiliges Bild ist. Vielleicht geht es mehr um e<strong>in</strong>e Bremse. Man macht D<strong>in</strong>ge ja auch aus e<strong>in</strong>er<br />
Vermeidungsstrategie heraus.<br />
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