Brandenburgisches Ärzteblatt 05/2009 - Landesärztekammer ...
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Landesgesundheitsamt<br />
Infektionsschutz<br />
Infektionskrankheiten/lmpfschutz/Krankenhaushygiene (März <strong>2009</strong> – Auszug)<br />
INFEKTIONSGESCHEHEN<br />
Im März wurden 80 ätiologisch geklärte<br />
Häufungen mit insgesamt 865 Erkrankten (E)<br />
aus allen Kreisen übermittelt. Die Ausbrüche<br />
(A) mit Norovirus (42A, insgesamt 568E)<br />
und Rotavirus (34A, insgesamt 1.046E) sind<br />
gegenüber dem Vormonat rückläufig.<br />
Der Landkreis Barnim übermittelte 2 Keratokonjunktivitis-Ausbrüche.<br />
Betroffen waren<br />
Kinder aus zwei Tagesstätten (8E, 9E). Frankfurt/Oder<br />
meldete aus einer Augenarztpraxis<br />
8 dort vorstellig gewordene Patienten mit den<br />
typischen klinischen Zeichen einer infektiösen<br />
Keratokonjunktivitis. Eine gemeinsame Ansteckungsquelle<br />
ließ sich nicht ermitteln.<br />
EINZELERKRANKUNGEN (Auszug)<br />
Eine 53-jährige Frau aus dem Landkreis Oder-<br />
Spree verstarb am 28.03.09 an einer klinisch-labordiagnostisch<br />
bestätigten Meningokokken-Sepsis.<br />
Sie erkrankte am 21.03.09.<br />
Aus der Blutkultur wurden Meningokokken<br />
isoliert. Die Serotypisierung im NRZ steht<br />
noch aus. Da sie kurz vor der Erkrankung an<br />
zwei Konferenzen in Berlin teilgenommen hatte,<br />
wurden alle 174 Konferenz-Teilnehmer aus<br />
dem gesamten Bundesgebiet kontaktiert und<br />
eine Chemoprophylaxe angeboten.<br />
Einen weiteren Sterbefall übermittelte der<br />
Landkreis Märkisch-Oderland. Betroffen war<br />
ein 17-jähriger Auszubildender, der innerhalb<br />
eines Tages unter dem klinischen Bild einesWaterhouse-Friderichsen-Symptomkomplexes<br />
am 13.03.09 verstarb. In der Blutkultur<br />
wurden Meningokokken der Serogruppe B<br />
nachgewiesen. Aufgrund der unmittelbar vor<br />
Erkrankung bestandenen zahlreichen Freizeitkontakte<br />
in und um Berlin wurden über<br />
das Gesundheitsamt zur Ermittlung der Kontaktpersonen<br />
die Medien mit eingeschaltet.<br />
Über 150 Personen erhielten eine Chemoprophylaxe.<br />
Eine schwer verlaufende Haemophilus influenzae-Meningitis<br />
übermittelte der Landkreis<br />
Potsdam-Mittelmark. Am 03.03.09 erkrankte<br />
ein 11 Monate altes Mädchen (Kita-Kind) an<br />
einer Meningitis. Aufgrund des zunehmenden<br />
schweren septischen Krankheitsverlaufes wurde<br />
das Kind in eine andere Klinik verlegt. Aus<br />
dem Liquor konnte Haemophilus influenzae<br />
isoliert werden. Das erkrankte Kind war entsprechend<br />
den Empfehlungen der Ständigen<br />
Impfkommission (STIKO) 3× gegen Haemophilus<br />
influenzae Typ b (Kombinationsimpfstoff<br />
mit Pertussis-Komponente) geimpft. Allen ungeimpften<br />
Kindern bzw. deren Eltern wurde<br />
eine Chemoprophylaxe angeboten. Der Haemophilus<br />
influenzae-Stamm wurde im NRZ als<br />
Kapseltyp f (Hif) identifiziert.<br />
HAEMOPHILUS INFLUENZAE (Kurzinfo mit Abbildung)<br />
Haemophilus influenzae ist in 10% der humanen<br />
physiologischen Flora des oberen Respirationstraktes<br />
nachweisbar. In ungeimpften<br />
Populationen liegt in den ersten 6 Lebensmonaten<br />
die Trägerrate mit Haemophilus influenzae<br />
Kapseltyp b (Hib) bei 1%, um dann in der<br />
weiteren Kindheit auf bis zu 5% anzusteigen.<br />
Die Trägerrate erhöht sich deutlich bei Aufenthalt<br />
in Gemeinschaftseinrichtungen. Hib ist der<br />
invasivste Typ der Haemophilus-Stämme. Vor<br />
Einführung der Impfung war er in den Industriestaaten<br />
für mehr als 90% der schwerverlaufenden<br />
systemischen Haemophilus influenzae-Infektionen<br />
insbesondere im Säuglingsund<br />
Kleinkindalter verantwortlich. Die anderen<br />
Kapseltypen (a, c, d, e, f) und die nicht bekapselten<br />
Stämme können aber auch im Einzelfall<br />
systemische Erkrankungen hervorrufen.<br />
Die mittlere Dauer der Trägerzeit wird mit 1,5<br />
bis 2 Monaten angegeben. Mit der Implementierung<br />
der Impfung gegen Hib hat sowohl die<br />
Rate der Träger als auch der systemischen invasiven<br />
Infektionen abgenommen. Die STIKO<br />
empfiehlt seit 1990<br />
die generelle Impfung<br />
aller Säuglinge<br />
beginnend im Alter<br />
von 2 Monaten mit<br />
Auffrischimpfungen<br />
je nach Impfstoffzusammensetzungen<br />
im Alter von 3, 4<br />
und 11–14 Monaten<br />
(www.rki.de><br />
Infektionsschutz><br />
Impfen>Aktuelle STI-<br />
KO-Empfehlungen).<br />
Bei der kinderärztlichen<br />
Untersuchung<br />
der 4-jährigen Bran-<br />
Infektionskrankheit Fälle Kumulativwert<br />
29.12.2008–<br />
29.03.<strong>2009</strong>*<br />
Lyme-Borreliose 49 113<br />
Campylobacter 91 336<br />
Dengue-Fieber 2 3<br />
E.-coli-Enteritis 21 75<br />
Giardiasis 11 30<br />
Haemophilus influenzae 1 3<br />
Meningokokken 4 7<br />
Keuchhusten 43 165<br />
Influenza 81 746<br />
Ornithose 1 2<br />
Norovirus-Erkrankung 1.282 5.238<br />
Rotavirus-Erkrankung 1.046 2.778<br />
Salmonellose 49 159<br />
* vorläufige Zahlen (durch Nachmeldungen kann es<br />
Differenzen zwischen der Summe der Einzelmonate<br />
und dem aktuellen Kumulativwert geben)<br />
denburger Kita-Kinder über die vorgelegten<br />
Impfdokumente wurde für die Jahre 2006<br />
bis 2008 in über 96% der Fälle eine abgeschlossene<br />
Grundimmunisierung gegenüber<br />
Hib nachgewiesen. Als Folge der Hib-Impfung<br />
sind die systemischen Haemophilus influenzae-Erkrankungen<br />
gesunken. Im Land Brandenburg<br />
(s. Abbildung) sind im Zeitraum<br />
2001 bis Mitte April <strong>2009</strong> insgesamt 18 invasive<br />
Haemophilus influenzae-Erkrankungen<br />
gemeldet worden, wobei nur in 9 Fällen<br />
eine Kapseltypisierung vorgenommen wurde.<br />
In 2001 wurde bei einem Erkrankungsfall und<br />
im Jahr 2006 bei 2 Erkrankungsfällen der<br />
Kapseltyp b nachgewiesen. Im Jahr 2007 war<br />
bei 2 Erkrankungsfällen und im Jahr 2008<br />
bei 3 Erkrankungsfällen kein Kapseltyp bestimmbar.<br />
Im Jahr <strong>2009</strong> wurde der Kapseltyp<br />
f nachgewiesen.<br />
Der Nachweis der Kapseltypen – außer Typ b<br />
– gehört nicht zur mikrobiologischen Routinetestung.<br />
Zur Beantwortung epidemiologischer<br />
Fragestellungen wie zur Inzidenz invasiver<br />
Haemophilus influenzae-Erkrankungen,<br />
zur Impfeffizienz und zur Erfassung eines<br />
möglichen Kapseltypenshifts ist es unerlässlich,<br />
aus Liquor und Blutkulturproben die<br />
Kapseltypisierung im Referenzlabor durchzuführen(www.rki.de>Infektionsschutz>Nationale<br />
Referenzzentren).<br />
WICHTIG:<br />
Im aktuellen Epidemiologischen Bulletin<br />
vom 14.04.09, Nr. 15, ist der RKI-Ratgeber<br />
Infektionskrankheiten – Merkblätter<br />
für Ärzte zur Tollwut – in aktualisierter<br />
Fassung erschienen: www.rki.de>Infektionsschutz>Epidemiologisches<br />
Bulletin.<br />
<strong>Brandenburgisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong> 5/<strong>2009</strong> · 19. Jahrgang<br />
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