Praxis-LLeitfaden - Presse-Grosso Wilhelm Schmitz GmbH & Co. KG
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<strong>Praxis</strong>-Leitfaden<br />
für den <strong>Presse</strong>fachhändler<br />
Service<br />
Kunden gewinnen und binden<br />
„Service – das kostet Geld, macht Arbeit und bringt keinen<br />
Umsatz!“ – Wirklich?<br />
Ganz klar: viele Serviceleistungen, die der Einzelhändler<br />
seinen Kunden bietet oder bieten könnte, machen<br />
sich nicht sofort und direkt in klingender Münze bemerkbar.<br />
Sie haben auch gar nicht diese Aufgabe. Statt dessen<br />
dienen sie der Kundenbindung. Sie helfen Ihnen dabei, das<br />
eigene Geschäft unverwechselbar zu machen. Das ist heute<br />
nötiger denn je. Denn die gewünschte Ware bekommt der<br />
Kunde fast überall. Das gilt besonders für die klassischen<br />
Sortimente des <strong>Presse</strong>-Einzelhandels, also <strong>Presse</strong>-Artikel,<br />
Tabak- und Raucherbedarfsartikel sowie Getränke, Süßigkeiten<br />
und Lotto-Toto. Schließlich gibt es in Deutschland<br />
insgesamt rund 116.000 <strong>Presse</strong>-Verkaufsstellen. Zum Ver-<br />
In großen Lettern steht auf dem Schaufenster, was der Kunde hier erwarten darf<br />
Mai 2004<br />
Warum ich immer lache? Weil ich mich nicht<br />
überanstrengen will, denn zu einem lachenden Gesicht<br />
braucht man nur 13 Muskeln, während man für ein<br />
todernstes Gesicht 60 Muskeln benötigt.<br />
Bob Hope, amerikanischer Komiker, 1903-2003<br />
gleich:<br />
21.500<br />
Apotheken<br />
und weniger als<br />
9.000 Automatenspielhallen<br />
sind in<br />
Deutschland zu finden.<br />
Darum ist es wichtig, das eigene<br />
Geschäft zu etwas Unverwechselbarem<br />
zu machen. Das gelingt am einfachsten<br />
und effektivsten über den<br />
Service. Tipps und Hinweise dazu finden<br />
Sie in den Info-Kästen auf diesen<br />
Seiten.<br />
Das Sortiment als<br />
Service-Baustein<br />
Die Artikel, die Sie in Ihrem<br />
Geschäft zum Kauf anbieten, sollen<br />
Ihnen Umsatz und Verdienst bieten –<br />
ganz klar. Aber Sie wählen die Produkte<br />
Ihres Sortimentes nicht allein<br />
nach dem Ertragspotential aus. Neben<br />
Umsatzträgern gibt es auch so<br />
genannte Frequenzbringer – Artikel,<br />
deretwegen die Kunden ihren Laden<br />
betreten. Und bei dieser Gelegenheit<br />
kaufen sie oft noch andere Sachen.<br />
<strong>Presse</strong> ist in dieser Hinsicht für<br />
den Einzelhandel doppelt attraktiv:<br />
Dienst am Kunden<br />
<strong>Praxis</strong>-Leitfaden
Zeitungen und Zeitschriften locken die Kunden ins<br />
Geschäft, und die Margen können sich ebenfalls sehen lassen.<br />
Der Service-Gedanke sollte bei der Sortimtentsgestaltung,<br />
also der Entscheidung darüber, welche Produkte<br />
und Leistungen Sie Ihren Kunden anbieten, ebenfalls eine<br />
Rolle spielen.<br />
Welche Artikel erwartet der Kunde in Ihrem Geschäft?<br />
Die sollten Sie auf jeden Fall anbieten! Beispiel: wer Zigaretten<br />
führt, muss auch Feuerzeuge im Angebot haben.<br />
Welche Produkte erwartet der Kunde zwar nicht, könnten<br />
aber sinnvoll in Ihr Sortiment eingefügt werden? Beispiel:<br />
Wo Rätselhefte und -zeitschriften zu kaufen sind, werden<br />
auch Kugelschreiber gelegentlich einen Abnehmer finden.<br />
Prüfen Sie unter diesem Gesichtspunkt von Zeit zu Zeit<br />
Ihr Sortiment! Achten Sie auf neue Produkttrends, und überlegen<br />
Sie, wie Sie Ihr Sortiment entsprechend verändern<br />
oder erweitern und damit von ihnen profitieren können.<br />
Der kleine Tisch dient nicht nur zum Ausfüllen des Lottoscheins.<br />
Hier kann der Kunde auch gleich etwas trinken<br />
Ein Kunde beschwert sich?<br />
Da haben Sie aber Glück!<br />
„Your complaint is welcome!“ - „Ihre Beschwerde ist uns willkommen!“.<br />
Schilder mit dieser Aufschrift findet man in amerikanischen<br />
Supermärkten das klingt seltsam? Mag sein, schließlich<br />
hört niemand gerne negative Kritik. Aber: Kritik hilft Ihnen. Ein<br />
Kunde, der sich bei Ihnen beschwert, macht Sie damit auf einen<br />
Fehler oder einen Missstand aufmerksam, den Sie vielleicht noch<br />
gar nicht bemerkt haben. Er unterstützt Sie also dabei, besser zu<br />
werden.<br />
Aus einem weiteren Grund sollten Sie sich über Kritik freuen:<br />
wenn Sie einen Kunden, der sich beschwert hat, letztlich zufriedenstellen<br />
können, haben Sie gute Chancen, ihn als Stammkunden<br />
zu gewinnen. Die meisten Kunden, die mit dem Service oder<br />
einem Produkt unzufrieden sind, beschweren sich nämlich gar<br />
nicht – sie wechseln stillschweigend das Geschäft. Wer aber mit<br />
seiner Beschwerde ernst genommen wird, der fasst Vertrauen in<br />
das jeweilige Geschäft – und kommt wieder.<br />
Service-Ideen: Was tun?<br />
Schon ganz einfache Ideen, die fast jeder Einzelhändler mit<br />
wenig Aufwand umsetzen kann, helfen, das eigene Geschäft<br />
zu etwas Besonderem zu machen. Einige Anregungen finden<br />
Sie hier:<br />
� Fahrradständer<br />
� Möglichkeit, Hunde anzuleinen<br />
� Schirmständer<br />
� Wasserspender<br />
� Schüssel mit Bonbons zum Mitnehmen auf<br />
dem Tresen<br />
Hinweise auf Dienstleistungen: Schreiben Sie auf ein großes<br />
Schild, welche Produkte und Leistungen Sie in Ihrem<br />
Geschäft führen. Weisen Sie darauf hin, dass Sie bemüht<br />
sind, auch weitere Wünsche erfüllen.<br />
� Namensschilder für das Verkaufspersonal<br />
� Schwarzes Brett für Gesuche und Angebote aus<br />
der Nachbarschaft<br />
� Fläche für Plakate des örtlichen Fußballvereins oder<br />
lokaler Veranstaltungen<br />
� Zahlungsmöglichkeit per Electronic Cash, EC-Karte<br />
oder Kreditkarte<br />
� Stuhl zum Ausruhen, speziell für ältere Kunden<br />
� Lieferservice für Getränke<br />
Diese Liste können Sie entsprechend Ihrem Geschäft, seiner<br />
Lage und den lokalen Gegebenheiten ergänzen oder verändern.<br />
Die Ausgangsfrage lautet: mit welchen Leistungen kann<br />
ich mich von anderen Einzelhandelsgeschäften, die ein ähnliches<br />
Sortiment führen, abheben? Welche guten Gründe kann<br />
ich den Kunden bieten, damit sie in mein Geschäft kommen<br />
und nicht in ein anderes gehen?<br />
Service bedeutet auch: Eingehen auf Kundenwünsche und<br />
eine entsprechende Sortimentsgestaltung. Hier gibt es<br />
nicht nur <strong>Presse</strong>, sondern auch kalte und heiße Getränke.<br />
<strong>Praxis</strong>-Leitfaden Mai 2004
Service-Sünden: Was unterlassen?<br />
Die meisten Fehler im Service sind banal und lassen<br />
sich einfach und schnell ausräumen, wenn man sie<br />
einmal erkannt hat. Dabei ist es wichtig, dass der<br />
Einzelhändler sich Verhaltensweisen für bestimmte<br />
typische Verkaufssituationen zur Gewohnheit macht.<br />
Wem der richtige Umgang mit Kunden in Fleisch und<br />
Blut übergegangen ist, dem unterlaufen nicht so<br />
leicht Fehler.<br />
Zu den häufigsten Fehlern zählen: Ein Kunde,<br />
der ein Geschäft betritt, wird nicht beachtet. So fühlt<br />
er sich als Störenfried und geht schnell wieder.<br />
Abhilfe: Wenn Sie gerade einen anderen Kunden<br />
bedienen, ein Telefonat führen oder eine Tätigkeit<br />
rasch zu Ende bringen wollen, geben Sie dem Kunden<br />
zu erkennen, dass Sie ihn gesehen haben und<br />
sich gleich um ihn kümmern werden – durch Blickkontakt,<br />
besser noch durch einen Satz, etwa „Ich bin<br />
gleich bei Ihnen“.<br />
Fehlende Freundlichkeit:<br />
Abhilfe: Lächeln und ein höflicher Gruß kosten<br />
nichts, aber bringen viel. Wer selbst missmutigen<br />
Kunden liebenswürdig begegnet, wird schnell feststellen,<br />
dass Freundlichkeit ansteckend ist. Und<br />
auch Ihnen selbst wird die Arbeit mit einem Lächeln<br />
Ein kleiner Stehtisch mit einer Grünpflanze, auf dem<br />
Milch und Zucker schon bereit stehen: wer möchte da<br />
nicht eine Kaffeepause einlegen?<br />
Mai 2004<br />
leichter von der Hand gehen als mit mürrischer<br />
Miene.<br />
Hohe Preise für Dienstleistungen verärgern<br />
Kunden.<br />
Abhilfe: schwierig, weil eine Gratwanderung.<br />
Natürlich wollen und müssen Sie mit Ihrem Geschäft<br />
Geld verdienen. Sie sollten sich aber gut überlegen,<br />
welche Ihrer Dienstleistungen zu Ihrem eigentlichen<br />
Geschäft zählen und welche Leistungen Zusatzangebote<br />
bilden, mit denen Sie Kunden an Ihr Unternehmen<br />
binden, aber nicht unbedingt hohe Erträge<br />
erwirtschaften wollen.<br />
Beschwerden von Kunden werden zurückgewiesen<br />
oder der Einzelhändler begegnet Ihnen<br />
mit Verteidigungen und Rechtfertigungen.<br />
Abhilfe: siehe Kasten auf der Seite zuvor:<br />
Die Liste der Fehler und Ihre Behebung können Sie<br />
leicht ergänzen. Denn Sie sind nicht nur Einzelhändler,<br />
sondern auch Kunde. Was hat Sie beim letzten<br />
Einkauf im Warenhaus, im Schuhgeschäft oder im<br />
Elektronik-Markt gestört? Wie könnte man es anders<br />
und besser machen? Wie würden Sie sich in Ihrem<br />
eigenen Geschäft in vergleichbaren Situationen verhalten?<br />
„Wer kein freundliches Gesicht aufsetzen kann, sollte<br />
lieber kein Geschäft eröffnen.“ Aybegül Budancamanak<br />
zeigt, wie man es besser macht<br />
<strong>Praxis</strong>-Leitfaden<br />
Dienst am Kunden
Die feine englische Art oder wie der Blick von draußen auch die<br />
deutsche Service-Mentalität verbessern kann<br />
Manchmal ist es ja richtig spannend zu erfahren, wie<br />
Ausländer, die hier im Land leben, uns Deutsche sehen.<br />
Welche Marotten haben wir? Was finden sie an uns liebenswert?<br />
Was fällt ihnen an uns unangenehm auf?<br />
Ein englischer Zeitungs-Korrespondent berichtete kürzlich<br />
über seine Erfahrung mit dem deutschen Einzelhandel,<br />
genauer mit dem <strong>Presse</strong>- und Tabakwaren-Einzelhandel.<br />
Gleich vorweg: Im Großen und Ganzen sind<br />
die Erfahrungen durchaus positiv. Er werde höflich bis<br />
freundlich behandelt. Man gebe sich in der Regel große<br />
Mühe, sein mit starkem Akzent gewürztes Deutsch zu<br />
verstehen. So weit, so gut.<br />
Doch es sind die kleinen Dinge, die den Unterschied<br />
ausmachen. Die einen begeistert sein lassen. Oder<br />
eben nicht. Die Amerikaner nennen es: Deliver the<br />
„wow“! Auf Deutsch: Bediene Deine Kunden so, dass<br />
sie von Dir und Deinem Service begeistert sind.<br />
Und so geht die Geschichte:<br />
Tag für Tag, meistens morgens, besucht unser englischer<br />
Kollege „sein“ deutsches <strong>Presse</strong>-Geschäft an<br />
der Ecke. Er kauft dort seine Zigaretten der Marke Benson&Hedges<br />
sowie stets und ständig die Bild-Zeitung,<br />
die Frankfurter Allgemeine, die Süddeutsche Zeitung<br />
sowie sein Leib- und Magenblatt, das Wallstreet Journal<br />
Europe. Regelmäßig. Immer. Ständig. Am Montag<br />
kommen natürlich noch der Spiegel und Focus und am<br />
Donnerstag die Zeit und der Stern hinzu.<br />
Und nun verwundert den Kollegen von der Insel immer<br />
wieder eins: Obwohl er die besagten Einkäufe seit rund<br />
Servicewüste Deutschland?<br />
Das ist Ihre Chance!<br />
Eine im Auftrag der Unternehmensberatung MC Marketing <strong>Co</strong>rporation<br />
AG, Bad Homburg, im Herbst 2003 erstellte Umfrage<br />
unter 1.000 Personen ergab, dass über 63 Prozent der Deutschen<br />
den Service der Unternehmen als deutlich schlechter<br />
bewerteten als noch einige Jahre zuvor. Und mehr als 60 Prozent<br />
der Befragten gaben an, kürzlich im Restaurant oder beim<br />
Einkaufen schlecht bedient oder unhöflich behandelt worden zu<br />
sein. Das ist Ihre Chance: Bieten Sie gute Servicequalität, und<br />
setzen Sie sich von Ihren Wettbewerbern ab!<br />
Impressum<br />
<strong>Presse</strong> Fachverlag <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong> • Eidelstedter Weg 22 •20255 Hamburg<br />
Telefon: (0 40) 60 90 09-0 • Telefax: (0 40) 60 90 09-15<br />
Chefredakteur: Ralf Deppe (rd) –80 (verantwortlich für den Inhalt) • Redaktion: Stefan Golunski (sgo) –84, Ilka Schwabedissen (is) –83<br />
Redaktionsbeirat: Kai-Christian Albrecht, Geschäftsführer <strong>Presse</strong>-<strong>Grosso</strong> Marketing <strong>GmbH</strong>, Alexander Grade, Fachressort-Vorstand Einzelhandelsmarketing<br />
im Bundesverband <strong>Presse</strong>-<strong>Grosso</strong>, Jarmila Musil, Marketing-Referentin, Bundesverband <strong>Presse</strong>-<strong>Grosso</strong><br />
Robert Schwarz, Sprecher des Arbeitskreises Facheinzelhandel im Bundesverband <strong>Presse</strong>-<strong>Grosso</strong><br />
Internet: www.presse-fachverlag.de • E-Mail: pressereport@presse-fachverlag.de<br />
zwei Jahren dort tätigt, ist die ansonsten freundliche<br />
Inhaberin „seines“ Ladens, noch nie auf folgende zwei<br />
Ideen gekommen:<br />
� diesen regelmäßigen Kunden nach seinem Namen zu<br />
fragen, um ihn höflicherweise ansprechen zu können<br />
� seine gewünschten Zeitungen und Zigaretten gleich<br />
für ihn bereit zu halten. Vielleicht sogar in einer Tragetasche?<br />
Nein, unser englischer Gast muss jeden Morgen sein<br />
entsprechendes Sprüchlein aufsagen: „Ich nehme die...<br />
und die... und außerdem die....<br />
Eine derartige Situation sei in England undenkbar. Es ist<br />
so unpersönlich. Wir kennen uns doch jetzt schon zwei<br />
Jahre, meint unser Kollege.<br />
Moral von der Geschicht’:<br />
Es geht hier nicht darum, dass die Inhaberin und ihr<br />
Bedienpersonal unfreundlich sind und unser britischer<br />
Kollege maulfaul. Nein, es geht vielmehr darum, dass das<br />
Ansprechen des Kunden mit seinem Namen und die<br />
Bereitstellung seiner Zeitungen und Zigaretten die Wertschätzung<br />
der Inhaberin für diesen Kunden ausdrücken<br />
würden. Sicherlich schätzt die Inhaberin auch diesen<br />
Kunden, aber sie zeigt es ihm nicht. Das ist schade. Denn<br />
so ist unser englischer Kollege zwar einigermaßen zufrieden,<br />
doch eine Begeisterung für das Geschäft gibt es<br />
nicht. Und damit wird wahrscheinlich Umsatz verschenkt.<br />
In der nächsten Ausgabe:<br />
Beratung, Nachbestellung,<br />
Reservierung – diese Dienstleistungen<br />
bietet jedes Geschäft mit BLAUEM GLOBUS<br />
an. Der <strong>Praxis</strong>-Leitfaden zeigt, wie<br />
Sie sich mit einem Plus an Service<br />
stärker profilieren.<br />
<strong>Praxis</strong>-Leitfaden Mai 2004