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Umsatzperle von unterschätztem Wert

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42 dnv 14/2008 Bücher & Non-Press<br />

3.7.2008<br />

Romane, Comic, Rätsel<br />

<strong>Umsatzperle</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>unterschätztem</strong> <strong>Wert</strong><br />

Im Rahmen eines Einzelhandelsforums beim Pressegrossisten Schmitz schafften Vertreter<br />

aus Roman-, Comic- und Rätselverlagen Bewusstsein dafür, welches Umsatzpotenzial im<br />

Segment RCR schlummert und wie sich durch eine ansprechende Präsentation Mehrverkäufe<br />

erzielen lassen.<br />

„Willst Du mich heiraten?“ Rund 20 Mio. Mal wurde die<br />

alles entscheidende Frage in den 2007 erschienenen Romanen<br />

des Hamburger Cora Verlags gestellt. Liebeserklärungen<br />

wurden gar 100 Mio. Mal ausgesprochen. Und Treue beweisen<br />

nicht nur die Protagonisten der Romane, sondern auch die<br />

Käuferinnen. 2007 wurden in Deutschland, Österreich und<br />

der Schweiz in jeder Minute fast 40 Cora Liebesromane im<br />

Taschenbuchformat gekauft. „Funny Facts“ wie diese beeindrucken<br />

und bleiben im Gedächtnis haften. Genau das richtige<br />

Rezept also, um im Kreise <strong>von</strong> Presse-Einzelhändlern<br />

Bewusstsein zu schaffen, für den Stellenwert der Liebesromane<br />

im eigenen Sortiment.<br />

Das gesamte Segment der Romane, Comics und Rätsel<br />

(RCR) stand im Blickpunkt eines Einzelhandels-Forums, zu<br />

dem die Wilhelm Schmitz GmbH & Co. KG Ende Mai rund<br />

70 Einzelhandelskunden in den Kaisergarten am Schloss<br />

Oberhausen eingeladen hatte. Neben Miran Bilic, Produktmanager<br />

beim Hamburger Cora Verlag, referierten auch Herbert<br />

Baumhof, Vertriebsleiter RCR beim Meckenheimer Nationalvertrieb<br />

IPS und zugleich Mitglied der Projektgruppe RCR im<br />

VDZ, und Patricia Krause, Assistentin der Verkaufsleitung<br />

beim Berliner Egmont Ehapa Verlag. In einer anschließenden<br />

Diskussionsrunde standen zudem Eloff Hölscher, Nachfolger<br />

<strong>von</strong> Richard de Vries als Vertriebsleiter des Martin Kelter Verlags,<br />

Kelter-Verkaufsleiter Harald Kupfer, Ehapa-Verkaufsleiterin<br />

Barbara Sayer und Uwe Tegge, Vertriebsleiter Handel bei<br />

der ASV Vertriebs GmbH, den Einzelhändlern Rede und Antwort.<br />

Die Ziele solcher Veranstaltungen, wie sie jüngst beispielsweise<br />

auch das Braunschweiger Grossohaus Salzmann<br />

veranstaltete (siehe dnv 12/08, Seite 58), sind klar: den Han-<br />

del informieren, motivieren und mit Tipps zu Präsentation und<br />

Verkauf versorgen. „Die Einzelhändler reagierten sehr positiv<br />

auf die Veranstaltung und unsere Vorträge. Vielen Händlern<br />

war nicht bewusst, dass wir sie noch mehr unterstützen wollen<br />

und können“, zeigt sich Bilic zufrieden. Und je größer das<br />

Titelportfolio eines Verlages, desto lohneswerter ist eine ausführliche<br />

Vorstellung des Verlagshauses – wie Patricia Krause<br />

zu berichten weiß: „Uns war es<br />

wichtig, Ehapa als Marke mehr in<br />

das Bewusstsein der Einzelhändler<br />

zu rücken. Unsere Produkte kennt<br />

jeder, aber dass diese aus einem<br />

Hause kommen und sich dahinter<br />

ein für den Handel starker Partner<br />

mit ca. 60 Prozent Marktanteil im<br />

Segment Comic- und Kinderzeitschriften<br />

verbirgt, ist manchen in der<br />

Form nicht bekannt.“<br />

Nicht zuletzt sind EH-Foren<br />

für die VDZ-Projektgruppe RCR<br />

nahezu Pflichttermine, um dem<br />

Handel die hohe Umsatzbedeutung<br />

des Segmentes zu vergegenwärtigen.<br />

Herbert Baumhof, Vertriebsleitung<br />

RCR, IPS Pressevertrieb<br />

GmbH, und Mitglied<br />

Projektgruppe RCR im VDZ<br />

dnv: Was waren die zentralen Botschaften, die Sie den<br />

Teilnehmern des EH-Forums vermitteln wollten und welches<br />

Echo der Einzelhändler haben Sie wahrgenommen?<br />

Herbert Baumhof: Es wurde zuerst einmal dargestellt,<br />

was sich hinter dem Begriff RCR überhaupt verbirgt und um<br />

welche Verlage es geht: Es gibt nicht nur die klassischen<br />

© MIchael Kempf – Fotolia


3.7.2008<br />

„Uns ist es wichtig, Ehapa als<br />

Marke in das Bewusstsein der<br />

Händler zu rücken.“<br />

Patricia Krause<br />

Assistentin der Verkaufsleitung<br />

beim Berliner Egmont Ehapa Verlag<br />

Roman-, Comic- und Rätselobjekte, sondern auch die gesamte<br />

Zeitschriftenrätsel-Palette, die sich vor allem im Heftformat<br />

unterscheidet. So ist es nicht verwunderlich, dass dieses<br />

Segment für einen Gesamtjahresumsatz <strong>von</strong> 350 Mio. Euro<br />

oder zehn Prozent des gesamten Presse-Umsatzes steht,<br />

wo<strong>von</strong> ca. ein Fünftel in die Kasse des Einzelhandels wandert.<br />

Dies bedeutet natürlich, dass diesem Segment ein ausreichendes<br />

Platzangebot zur Verfügung gestellt werden muss,<br />

sei es nun im Vollsichtregal oder mit Hilfe der eigens dafür<br />

<strong>von</strong> den Verlagen kostenlos zur Verfügung gestellten RCR-<br />

Verkaufshilfen. Da je nach Titel bis zu 80 Prozent der Exemplare<br />

zusammen mit anderen aus dem gleichen Segment<br />

gekauft werden, ist dies eine unabdingbare Voraussetzung für<br />

gute Verkaufsergebnisse. Keine andere Warengruppe kann so<br />

viele Mehrfach- oder Koppelkäufe im Pressesortiment beim<br />

P.o.S. generieren. Die immer häufiger auch im Bereich RCR<br />

feststellbaren Früh- und Sofortremissionen sind daher äußerst<br />

kontraproduktiv und müssen unbedingt vermieden werden.<br />

Die grundsätzliche Haltung des Einzelhandels zum<br />

Thema RCR muss sicherlich als positiv angesehen werden,<br />

ebenso die Bereitschaft zur Optimierung der Präsentation.<br />

Kritische Anmerkungen kamen zum Thema<br />

„Remissionsgutschriften alter Ausgaben“, die<br />

aber zufriedenstellend beantwortet werden<br />

konnten, da alle Verlage auf dem Kulanzweg<br />

Gutschriften alter Ausgaben vornehmen.<br />

dnv: Wo sehen Sie im Handel dringendes<br />

Verbesserungspotenzial im Angebot und Verkauf<br />

<strong>von</strong> RCR?<br />

Baumhof: Wie bereits erwähnt, ist die<br />

Grundeinstellung des Einzelhandels und speziell<br />

des Fachhandels gegenüber dem Bereich<br />

RCR als positiv anzusehen. Es ist jedoch sicherlich<br />

nötig – und hier sind sowohl die Verlage als<br />

auch der Großhandel gefordert – aufklärend<br />

tätig zu werden, die Bedeutung und die Umsatzmöglichkeiten<br />

des Segments noch deutlicher zu<br />

kommunizieren und auf Probleme besser einzugehen.<br />

Die Kommunikation mit dem Großund<br />

Einzelhandel muss verbessert werden, um<br />

diesen da<strong>von</strong> zu überzeugen, für ein ausreichendes<br />

und marktgerechtes Angebot Sorge zu<br />

tragen. Die hierzu <strong>von</strong> der VDZ-Projektgruppe<br />

RCR angebotenen Vorträge und Präsentationen,<br />

die visualisiert zur Verfügung stehen und<br />

sowohl auf Regionalgruppenebene als auch<br />

beim Presse-Grosso vor Ort eingesetzt werden<br />

können, seien nur als eine der Verbesserungsmöglichkeiten<br />

genannt.<br />

Bücher & Non-Press<br />

dnv 14/2008<br />

dnv: Wie wird Ihrer Meinung nach in zehn<br />

Jahren der Markt für RCR aussehen?<br />

Baumhof: Die Bedeutung des Gesamtbereichs RCR<br />

wird sicherlich nicht geringer werden, sondern eher noch<br />

weiter steigen, da alle betroffenen Verlage auf die Bedürfnisse<br />

der Leser mehr und mehr direkt und zeitnah eingehen.<br />

Beispiele hierfür aus den letzten Jahren gäbe es aus allen<br />

Bereichen zu nennen. Neben den seit Jahren und Jahrzehnten<br />

etablierten Serien speziell im Roman- und Rätsel-<br />

Bereich wird es sicherlich notwendig werden, die jüngere<br />

Generation noch mehr an dieses Segment heranzuführen.<br />

Dies wird sich sowohl im äußeren Erscheinungsbild als auch<br />

in den Themen niederschlagen. Letztlich bestimmt immer<br />

„Auslöser ist das<br />

Produkt im Display“<br />

Eine gute Präsentation, ein vielfältiges<br />

Sortiment und ein<br />

engagierter Verkäufer – so<br />

bringt Miran Bilic, Produktmanager<br />

beim Hamburger Cora<br />

Verlag, die Erfolgsfaktoren<br />

für den Verkauf <strong>von</strong> RCR-<br />

Titeln auf den Punkt:<br />

„Wir kennen das<br />

doch alle: Wenn die Ware<br />

schön präsentiert wird,<br />

greifen wir eher zu und<br />

kaufen etwas. Auch wenn<br />

wir viele, sehr treue Leserinnen<br />

haben, dürfen wir<br />

die Impulskäuferinnen<br />

nicht ignorieren. Die Kauf-<br />

Miran Bilic,<br />

Produktmanager beim<br />

Hamburger Cora Verlag<br />

entscheidung wird in vielen Fällen erst im Geschäft<br />

getroffen. Auslöser ist das Produkt im Display. Ein vielfältiges<br />

Angebot gewährleistet, dass der Händler für jede<br />

Situation das richtige Produkt hat. Unsere Romane sind<br />

so abwechslungsreich wie die Liebe selbst. Mal romantisch<br />

und verträumt, mal leidenschaftlich. Der engagierte<br />

Verkäufer macht dann den kleinen Unterschied zwischen<br />

einem guten Einzelhändler und einem sehr guten<br />

Einzelhändler aus. Unsere Leser sind sehr treu und gehen<br />

mehrmals pro Woche zu ihrem Einzelhändler. Sie kaufen<br />

selten nur ein Produkt, sondern meist mehrere verschiedene<br />

Bände. Oft kennen sie die Sonderbände nicht und<br />

sind auf eine gute Beratung und Empfehlung des Händlers<br />

angewiesen. Da alle Sonder- uns Einzelbände exklusiv<br />

im Handel erhältlich sind, sorgen sie auch für zusätzlichen<br />

Umsatz.“<br />

43


Bücher & Non-Press<br />

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noch der Leser die Kaufentscheidung. Die Verlage<br />

sind gefordert, Trends zu erkennen und umzusetzen.<br />

Der Handel muss dann dafür Sorge tragen, dass neue<br />

Produkte zusammen mit den etablierten Serien für den<br />

Käufer so attraktiv und ausreichend präsentiert werden<br />

wie z. B. etablierte Tageszeitungen und Zeitschriften.<br />

Gelingt dies allen Beteiligten, wird es<br />

sicherlich auch in zehn Jahren noch so viel Spaß<br />

machen wie heute, sich für den Bereich RCR zu engagieren<br />

und damit gutes Geld zu verdienen.<br />

(Die Fragen stellte Jeanette Hoffmann)<br />

Aus zwei mach drei:<br />

Julia mit zusätzlichem Band<br />

In der Romanreihe Julia gibt der Cora Verlag<br />

ab Ausgabe 16 (EVT: 30. Juli) bis zum Jahresende<br />

jeweils drei statt zwei Bände heraus.<br />

„Bereits 2007, als für kurze<br />

Zeit drei Bände angeboten<br />

wurden, war der Zuspruch<br />

unserer Leserinnen überwältigend“,<br />

so Cora-Produktmanager<br />

Miran Bilic. Im Vergleich<br />

zu den Julia-Ausgaben<br />

mit zwei Bänden verzeichnete<br />

der Verlag im<br />

vergangenen Jahr mit der<br />

Dreier-Version 30 Prozent<br />

Absatzzuwachs. Für zusätzliche<br />

Verkaufsimpulse<br />

soll die Julia Sommeredition sorgen: Bereits<br />

seit dem 27. Juni erscheinen wöchentlich<br />

drei Romane als Sonderausgaben. Zum Juli<br />

erscheint außerdem neben dem regulären<br />

Julia Extra das Julia Extra Sommerspecial.<br />

Bruckmann erwirbt Christian Verlag<br />

und Frederking & Thaler<br />

Das Münchner Verlagshaus GeraNova Bruckmann hat Ende Juni<br />

den Christian Verlag und den Frederking & Thaler Verlag vom bisherigen<br />

Verleger Johannes Heyne erworben. Die beiden Verlage<br />

firmierten seit Oktober 2007 zusammen mit dem Prestel Verlag<br />

unter dem gemeinsamen Namen Prestel Publishing Group. Bereits<br />

Mitte Juni hatte die Verlagsgruppe Random House den Prestel Verlag<br />

übernommen. Ex-Verleger Heyne hatte dafür „wirtschaftliche<br />

Gründe“ angeführt.<br />

Schwerpunkte des Christian Verlags sind gehobene Bücher zu<br />

den Themen Kochen, Garten, Reisen und Lifestyle. Unter anderem<br />

erscheint der Restaurantführer Gault Millau im Christian Verlag. Frederking<br />

& Thaler gibt vor allem Bildbände und Reiseberichte heraus<br />

und ist u. a. bekannt durch die NATIONAL GEOGRAPHIC Taschenbuchreihe<br />

und die Zusammenarbeit mit GEO (u.a. Die Erde <strong>von</strong> oben, China).<br />

Wie Gera Nova Bruckmann mitteilte, will Clemens Schüssler<br />

die Unternehmen als Verleger mit allen Mitarbeitern in das Münch-<br />

Mehr zum Thema RCR<br />

Der Hamburger Lotto- und Toto-Verband<br />

begrüßte zu seiner Jahreshauptversammlung<br />

am 18. Juni Kelter-<br />

Verlagschef Gerhard Melchert (r.), der<br />

den anwesenden Einzelhändlern sein<br />

Unternehmen und Möglichkeiten der<br />

Verkaufsförderung vorstellte. Siehe<br />

dazu Seite 48/49.<br />

ner Verlagshaus integrieren, zu dem auch Bruckmann, C. J. Bucher,<br />

GeraMond und J. Berg gehören. Johannes Heyne bleibt dem Christian<br />

Verlag als Herausgeber “besonderer Bücher“ und des Gault<br />

Millau erhalten, Martin Dort als Verlagsleiter. Die Programmgeschäftsführung<br />

übernimmt Gerhard Grubbe, der bereits das<br />

Bucher-Programm in derselben Position verantwortet.<br />

Piper übernimmt Pendo und<br />

kooperiert mit Westend<br />

Der Piper Verlag, München, hat die in München bzw. Zürich<br />

ansässigen Verlage Pendo und Fahrenheit übernommen. Der<br />

bisherige Verleger Christian Strasser, der sich schrittweise ins<br />

Privatleben zurückziehen will, hatte den Pendo Verlag 2004<br />

<strong>von</strong> der Eichborn AG erworben.<br />

Momentan ist Pendo mit Nina Schenk Gräfin <strong>von</strong> Stauffenberg<br />

der Autorin Konstanze <strong>von</strong> Schulthess auf der SPIEGEL-<br />

Bestsellerliste vertreten.<br />

2006 stieß Dr. Doris Janhsen als Co-Verlegerin zu Pendo<br />

und gründete 2007 Fahrenheit, einen belletristischen Verlag<br />

Dr. Doris Janhsen, jetzige Leiterin <strong>von</strong> Pendo und Fahrenheit,<br />

und Ex-Pendo Verleger Christian Strasser<br />

mit einem kleinen literarischen Programm. Der Pendo Verlag<br />

beschäftigt zehn Mitarbeiter, macht eigenen Angaben<br />

zufolge rund fünf Millionen Jahresumsatz und verlegt zirka 40<br />

Titel jährlich.<br />

Pendo und Fahrenheit werden unter der Leitung <strong>von</strong> Dr.<br />

Doris Janhsen eigenständig weitergeführt. Das Verlags- und<br />

Vertreterteam bleibt bestehen, für die Auslieferung sorgt<br />

weiterhin LKG, Leipzig.<br />

Weitere Neuigkeit aus dem Hause Piper: Der Verlag<br />

kooperiert ab sofort in den Bereichen Marketing, Vertrieb und<br />

Herstellung mit dem Westend Verlag. Westend wurde 2004<br />

<strong>von</strong> Markus J. Karsten gegründet, der sich nach seinem Ausscheiden<br />

bei Random House Audio nun ganz auf den Verlag<br />

konzentriert. Der Frankfurter Verlag steht mit der Reihe 50<br />

einfache Dinge für verständliche Wissensvermittlung.

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