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Hochwasserschutz im Land Bremen

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Der Senator fürBau und Umwelt<strong>Hochwasserschutz</strong><strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong>


Impressum:Herausgeber:Freie Hansestadt <strong>Bremen</strong>Der Senator für Bau und UmweltAnsgaristorstraße 2, 28195 <strong>Bremen</strong>Bearbeitung:Der Senator für Bau und Umwelt mit Unterstützung durch:- Bremischer Deichverband am linken Weserufer- Bremischer Deichverband am rechten Weserufer- Hansestadt Bremisches Hafenamt mit bremenports GmbH- Umweltschutzamt Bremerhaven- Niedersächsisches <strong>Land</strong>esamt für Ökologie,Forschungsstelle Küste- Franziusinstitut, Universität HannoverGestaltung:Claudia Castens be<strong>im</strong> Senator für Bau und UmweltFotos:Wasser- und Schiffahrtsamt <strong>Bremen</strong>NLWK – Betriebsstelle BrakeUmweltschutzamt BremerhavenBremischer Deichverband am rechten WeseruferStudio B, <strong>Bremen</strong>Wolfgang Scheer, SchiffdorfUmschlag:Naturpapier Luxo Samtoffset 250 g/m 2Inhalt:Naturpapier Luxo Samtoffset 150 g/m 2Herstellung:Werbedruck <strong>Bremen</strong>Druck:Mai 2003


Bericht des Senatszur <strong>Hochwasserschutz</strong>situation<strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> und Folgerungenanläßlich der Flutkatastrophe an der Elbe<strong>im</strong> August 2002Das alte Weserwehr in <strong>Bremen</strong>-Hemelingen(in Betrieb bis 1993)3


<strong>Hochwasserschutz</strong>bericht <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2002InhaltsverzeichnisVorwort 61. Einleitung 72. Hochwasserentstehung und Ablauf 8Sturmflut 8Meeresspiegelanstieg 9Höchste bekannte Sturmflutwasserstände 9Binnenhochwasser 113. <strong>Hochwasserschutz</strong>maßnahmen 13<strong>Hochwasserschutz</strong>anlagen 15Hochwasseraufnahmeraum 174. Betrieb und Unterhaltung 18Weserüberflutung der Schlachteam alten Martinianleger4


Sandsäcke schützen vor Hochwasser5. Katastrophenschutzbereich Deichverteidigung 19Hochwasserwarndienst 19Organisation der Deichverteidigung 196. Wümmehochwasser Sommer 2002 207. Ausblick / Weiterer Handlungsbedarf 20Anhang: 22Katastrophenfluten und extreme Sturmfluttidender Nordsee5


VorwortLiebe Leserinnen und Leser!Der Senat der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>hat am 4. Februar 2003 einen<strong>Hochwasserschutz</strong>bericht für das <strong>Land</strong><strong>Bremen</strong> verabschiedet und der Bürgerschaftzur Kenntnisnahme zugeleitet.<strong>Hochwasserschutz</strong> ist Daseinsvorsorgefür die Bevölkerung <strong>im</strong> <strong>Land</strong>e <strong>Bremen</strong>.Dieses muss <strong>im</strong> Bewusstsein derBevölkerung wach gehalten werdenauch mit der Erkenntnis, dass der Schutzdurch technische Anlagen keine absoluteSicherheit darstellt. Deshalb wird derBericht des Senats nicht nur der Bürgerschaftzugeleitet, sondern in Form dieserBroschüre auch den Bürgerinnen undBürgern des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong>.Der Bericht des Senats zum <strong>Hochwasserschutz</strong>macht deutlich, dass auchweiterhin intensiv Vorsorge gegen dieGefahr durch Sturmfluthochwasser undBinnenhochwasser zu treffen ist. Dabe<strong>im</strong>üssen die Rahmenbedingungen fürHochwasserentstehung ständig überprüftwerden. Zurzeit gilt das insbesonderefür die Kl<strong>im</strong>averänderungen undderen Folgen für den <strong>Hochwasserschutz</strong>,um rechtzeitig Maßnahmenergreifen zu können.Be<strong>im</strong> Deichschutz ist es unabdingbar,mit Niedersachsen die grundsätzlichenFragen abzust<strong>im</strong>men, was insbesonderebei der Unterweserabschleusung, demBau der drei Sperrwerke in den Mündungender Lesum, der Ochtum und derHunte mit Erfolg geschehen ist. Zurzeitwird ein Gutachten von Niedersachsenin Abst<strong>im</strong>mung mit <strong>Bremen</strong> erarbeitet,um die Deichsicherheit an der Unterweserauch <strong>im</strong> Hinblick auf Kl<strong>im</strong>afolgenabzuschätzen.Dass Hochwasser auch in kleinerenNebengewässern entstehen kann, hatdas Hochwasser der Wümme <strong>im</strong> Juli2002, <strong>im</strong> Sommer also, wo normalerweisekeine extremen Hochwasserauftreten, gezeigt. Dieses Hochwasser istin einer Größenordnung aufgetreten, wiees alle 100 Jahre statistisch gesehenentstehen kann. Die Deiche an derWümme <strong>im</strong> Bereich <strong>Bremen</strong> habendieses Hochwasser schadlos überstanden.Allerdings sind wegen des Auftretens<strong>im</strong> Sommer erhebliche Schäden fürdie <strong>Land</strong>wirtschaft <strong>im</strong> Überschwemmungsgebietder Wümme entstanden.Gemeinsam mit dem Senator fürWirtschaft und Häfen wird zurzeit einGutachten erarbeitet, um festzustellen,ob ggf. zusätzliche Maßnahmen notwendigsind und ergriffen werdenkönnen, mit denen wirksam undnaturverträglich etwaige neuerlicheSchäden in der <strong>Land</strong>wirtschaft zukünftigverringert werden können.Die Deiche und <strong>Hochwasserschutz</strong>bauwerkemüssen ständig gepflegtwerden. Sie müssen auf den Punktgenau <strong>im</strong> Hochwasserfall einsatzfähigsein. Diese Aufgabe erfüllen in <strong>Bremen</strong>die Deichverbände links und rechts derWeser; in Bremerhaven <strong>Bremen</strong> Portsund die Stadtgemeinde Bremerhaven.Der Bericht wäre ohne die Mithilfedieser genannten Verbände undBehörden nicht möglich gewesen. Dafürbedanke ich mich.Christine WischerSenatorin für Bau und Umwelt<strong>Bremen</strong>, <strong>im</strong> April 20036


1. EinleitungDas <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> ist bezüglich Hochwasserin zweifacher Hinsicht gefährdet.Es ist zum einen das häufiger zu erwartendeHochwasser, das durch Sturmflutenvon der Nordsee her verursacht wirdund zum anderen das Hochwasser ausder Ober- und Mittelweser, das sogenannteBinnenhochwasser. Währenddas Sturmfluthochwasser <strong>im</strong> besonderenMaße die Stadt Bremerhaven, aberauch die Stadt <strong>Bremen</strong> bis etwa in Höhedes Weserwehres in <strong>Bremen</strong>-Hemelingen gefährdet, bedroht ein mitdem Elbehochwasser vergleichbaresHochwasser aus der Ober- und Mittelweserausschließlich die Deiche derStadt <strong>Bremen</strong> von Hemelingen-Arstenbis zur Stephanibrücke. Unterhalb desBereiches der Stephanibrücke ist derWeserfluß durch die vorhergegangenenAusbaumaßnahmen für die Schiffahrt inder Lage, jedes zu erwartende Binnenhochwasserschadlos mit nur unbedeutenderhöhten Wasserständen abzuführen.Weite Teile des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong> liegenunter dem mittleren Tidehochwasserstand,der in <strong>Bremen</strong> – Stadt etwa beiplus 2,40 m über Normal Null liegt.Neues Weserwehr(in Betrieb seit 1. April 1993)Ohne Deichschutz wäre die Ansiedlungnicht möglich. Insbesondere bei Sturmflut-Hochwasseraber auch bei Binnenhochwassernur auf <strong>Bremen</strong> bezogen,besteht bei einer Gefährdung der Deichedas Risiko einer Überflutung dertiefer gelegenen Flächen.Neben dem für das <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong>besonders maßgeblichen Sturmfluthochwasserund Binnenhochwasser inder Weser sind Hochwasser in derGeeste für Bremerhaven, in der Lesumund Ochtum für <strong>Bremen</strong> und in regionalkleineren Gewässern z. B. in <strong>Bremen</strong>-Nord eine weitere Gefährdung.7


2. Hochwasserentstehung und AblaufSturmflutDie normalen Tidehochwasserständewerden insbesondere durch Sturmzusätzlich beeinflusst. Bei hohen Windgeschwindigkeitenaus westlicherRichtung sind Sturmflutwasserständemit Stauhöhen von mehreren Meternüber dem astronomisch bedingtenTidehochwasser die Folge.Sturmfluten laufen in Abhängigkeit vomKüstenrelief regional unterschiedlichhoch auf. Dabei ist die Windrichtungbei gleicher Sturmstärke in erster Linieausschlaggebend. Im inneren Teil einesFlussästuars, z. B. Außen-/Unterweserverlauf,wächst stromauf derOberwassereinfluß aus dem Abfluss derOber- und Mittelweser.Mit der ersten Weserkorrektur 1887 bis1895 haben die Anlieger an der Unterweserin Kauf genommen, dass dieTideauswirkungen und damit verbundendie Sturmflutfolgen bis hin nach<strong>Bremen</strong> wesentlich verstärkt wurden.Untersuchungen über Sturmfluthäufigkeitenzeigen, dass kein Trend zusteigenden Sturmfluthäufigkeitenfeststellbar ist. Dieses ist auch derAbbildung “SturmfluthäufigkeitenBremerhaven, Auswertung 1936 bis2000” des Niedersächsischen <strong>Land</strong>esamtesfür Ökologie zu entnehmen(Abb.1).Schwere Sturmfluten an der deutschenNordseeküste verursachen nichtflächendeckend entlang der Küste denjeweils höchsten Wasserstand. So wardie Sturmflut von 1906 in Ostfrieslanddie höchste, die von 1962 <strong>im</strong> Jade-Weser-Bereich und die von 1976 <strong>im</strong>Elbegebiet.(nur 1962 und 1976)Abb. 18


MeeresspiegelanstiegIm Laufe der Jahrhunderte zunehmendeHöhen extremer Sturmfluten sind bisher<strong>im</strong> wesentlichen durch den Anstieg desmittleren Tidehochwassers bedingt.Ursache dafür ist der Meeresspiegelanstieg,der in den letzten 100 Jahren <strong>im</strong>Mittel etwa um 15 bis 20 cm angestiegenist. Für Deichbemessungen an derUnterweser nach 1962 ist einMeeresspiegelanstieg über 100 Jahre(säkularer Anstieg) von etwa 20 cmzugrunde gelegt worden.Die Auswirkungen menschlich bedingterErhöhungen von Spurengaskonzentrationenin der Atmosphäre undder Reduktion natürlicher CO 2-Senkenwie die tropischen Regenwälder lässteine Verstärkung des Treibhauseffektesmit einer Zunahme der globalenTemperaturen (Kl<strong>im</strong>aänderung) erwartenund u.a. als deren Folge eineBeschleunigung des Meeresspiegelanstieges.Derzeit ist jedoch keineQuantifizierung, geschweige denn eineregionale Differenzierung möglich. Esgibt zur Zeit keine verlässlichen wissenschaftlichabgesicherten Prognosen zurKl<strong>im</strong>afolgenabschätzung be<strong>im</strong>Meeresspiegelanstieg.Für Folgeabschätzungen wird daher zurZeit mit Szenarien gearbeitet, die nocherhebliche Bandbreiten beinhalten.Vorgaben des Intergovernmental Panelon Cl<strong>im</strong>atic Change (1994) lassen beiunveränderter Spurengasemission einenMeeresspiegelanstieg für den Zeitraum1990 bis 2100 von 31 cm bis 100 cmerwarten, wobei in der Fachdiskussionderzeit meistens als Schätzung 60 cmbezogen auf 100 Jahre genannt werden;das wären etwa 40 cm mehr als bisherbei der Deichhöhenbemessung <strong>im</strong>Unterweserraum berücksichtigt.Höchste bekannte Sturmflutwasserständein Bremerhavenund <strong>Bremen</strong>Die gewässerkundlichen Auswertungenfür die Zeit von 1901 bis 1999 für diePegel Bremerhaven, Vegesack undGroße Weserbrücke (s. Foto) zeigen diebisher bekannten höchsten Wasserstände.(Siehe auch Abbildungen 2 bis 4).Pegel Große Weserbrücke (Wilhelm-Kaisen-Brücke)Zum Vergleich sind in den Abbildungen2 bis 4 die Sollhöhen der Deicheangegeben. In der Regel sind dietatsächlichen Höhen streckenweise nochhöher.99


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Eintrittswahrscheinlichkeit von Sturmfluten <strong>im</strong> Unterweserbereich :Die genannten Extremwasserständeentsprechen der Anpassung einer Log-Pearson-III-Verteilung (statistischesVerfahren). Bei Anwendung andererVerteilungsmethoden ergeben sich zumTeil erhebliche Abweichungen.Nach dieser Ermittlung entsprechen dieEreignisse von 1962 und 1994 in etwaHochwasserständen, die statistischbetrachtet alle 20 bis 50 Jahre auftretenkönnten.In einer Extremwertstatistik hat dasFranzius Institut der UniversitätHannover die Häufigkeit hoherSturmflutwasserstände ermittelt.Die zeitliche Gefährdung der Deiche beieinem Sturmfluthochwasser umfasst inder Regel einen Zeitraum eines Tidehochwassersvon etwa 5 bis 6 Stunden.Möglich ist bei selten längeren Windvoraussetzungenauch eine Verkettungnacheinander eintretender Sturmfluthochwasserstände.Das heißt, dassinnerhalb von 24 Stunden 2 mal einSturmfluthochwasserstand mit dazwischenliegendem Tideniedrigwassereintritt.BinnenhochwasserWeserhochwasserstände an derWilhelm-Kaisen-BrückeDas Wesereinzugsgebiet umfasst bei<strong>Bremen</strong> etwa 40.000 km 2 . Das ausdiesem Einzugsgebiet vor allem aus denFlußgebieten Werra, Weser und Allerzufließende Wasser führt insbesondere<strong>im</strong> Frühjahr bei Tauwetter und zusätzlichenstarken Niederschlägen zuHochwasserabflüssen der Weser. Diehöchsten Abflussereignisse der zurückliegendenJahre für den Pegel Intschede(maßgeblich für <strong>Bremen</strong>) sind in dernachstehenden Tabelle erfasst.Das höchste Ereignis von 1881 mit4200 m 3 /s ist auch das Bemessungshochwasserfür den Abfluss über dasWeserwehr Hemelingen in Kombinationmit dem Hochwasser-AbflussgerinneWerdersee.Höchste Hochwassermengen am Pegel Intschede/Weserunterhalb der Allermündung gem. Gewässerkundlichem Jahrbuch11


Eine Extremwertstatistik für den Pegel Intschedeergibt folgende Eintrittswahrscheinlichkeit fürHochwasserabflüsse.Dieses Ereignis hat damals zu einemhöchsten Wasserstand <strong>im</strong> Bereich derGroßen Weserbrücke von +7,80 m überNN geführt.Die Modellversuche von 1959 habengezeigt, dass ein so hoher Wasserstandbei 4200 m 3 /s Abfluß nicht mehreintreten kann, da die erheblich höhereAbflussleistung der Weser infolge desUnterweserausbaues das Wasserschneller abfließen lässt und so höhereWasserstände vermieden werden.Das Hochwasserereignis von 1881entspricht also etwa einer Eintrittshäufigkeit“alle 600 Jahre”.Die Weserbinnenhochwässerbelasteninsbesondere dieDeichstreckenzwischen der<strong>Land</strong>esgrenze <strong>im</strong>Süden <strong>Bremen</strong>sund derStephanibrückein <strong>Bremen</strong>. Beieinem Binnenhochwasseristder Zeitraum von ein bis zwei Wochenmit besonderer Belastung für die Deichewesentlich länger als bei einemSturmfluthochwasser.Bei zeitlichem Zusammentreffen vonBinnenhochwasser und Sturmfluthochwassererfolgt eine zeitlicheÜberlagerung. Das Tidehochwasser wirdin <strong>Bremen</strong> durch den Einfluss des Oberwasserserhöht. In Bremerhaven ist dieBeeinflussung nicht mehr wesentlich.Hochwasserabfluss der Weseram Weserwehr in <strong>Bremen</strong>-Hemelingen(Zufluss 4200 m 3 /s :verteilt auf 800 m 3 /s zum Werdersee und3400 m 3 /s über das Weserwehr )12


3. <strong>Hochwasserschutz</strong>maßnahmenGrundlegende Vorgaben für die<strong>Hochwasserschutz</strong>maßnahmen resultierenaus Modellversuchen des FranziusInstitutes der Universität Hannover aus1959. Diese Modellversuche führten zuSturmflutbemessungshöhen für Deiche,Hochwasserwände und Sperrwerke. DieModellergebnisse von 1959 erfassensowohl das Zusammentreffen vonBinnenhochwasser und Sturmfluthochwasserwie auch die Auswirkungdes Verlustes der NebenflussgebieteHunte, Ochtum und Lesum, die durchSperrwerke abgetrennt worden sind. Diefür die Deiche und Bauwerke aus derUnterweser mit Niedersachsen abgest<strong>im</strong>mtenBemessungshöhen enthaltendie bis heute wissenschaftlich abgesichertenErkenntnisse über Veränderungendes Meeresspiegels bis zum Jahr2100. In einem gemeinsamen bremisch/niedersächsischen Planfeststellungsverfahrenzur Unterweserabschleusung(dem Bau der Sperrwerke in Mündungsbereichender UnterwesernebenflüsseLesum, Ochtum, Hunte) sind dieBemessungshöhen wie folgt festgelegtworden:Zitat aus dem Planfeststellungsbeschlußvom 08.01.1971:6.13 Auswirkungen auf die Wasserständebei Sturmflut (Blatt 10)Die zu erwartenden Erhöhungen derWasserstände durch die Absperrung derNebenflüsse sind dem Modell-Versuchfür den Fall “Erhöhte Sturmflut 1906”entnommen worden. Der Verlauf dieserSturmflut st<strong>im</strong>mt mit dem der Sturmflut1962 weitgehend überein.Den Untersuchungen sind als Ausgangswasserständedie der Sturmflut1962 zugrunde gelegt worden.Durch die Schließung der Sperrwerkewerden die Hochwasserstände derSturmflut erhöht. Das Ausmaß derWasserstandserhöhung, auch durchweitere Ausbaumaßnahmen, ist innachstehender Tabelle zusammengefasst.Darüber hinaus sind die Wasserständeangegeben, die zu erwarten sind,wenn von einer Sturmflut ausgegangenwird, die in Bremerhaven 0,35 m höherals die von 1962, d. h. auf NN +5,70aufläuft und mit einem Oberwasser derWeser von 2100 m 3 /s (Sturmflut 1962:1200 m 3 /s) zusammentrifft. Weiterhinsind in einer zusätzlichen Spalte dieEndwasserstände durch die weiteresäkulare Hebung bis zum Jahre 2100angegeben. Im einzelnen geben dieSpalten an:LesumsperrwerkZahlenreihe G:Wasserstand über NN bei der Sturmflut 1962Zahlenreihe H:Erhöhung des HThw durch Absperrung der NebenflüsseLesum, Ochtum und Hunte *)Zahlenreihe H 1: Auswirkung des geplanten Anschlusses von ca. 100 haHochwasseraufnahmeraum <strong>im</strong> Bereich neuer Hafenflächenin <strong>Bremen</strong> *)Zahlenreihe I: Auswirkung des geplanten Fahrwasserausbaues derUnterweser von z. Z. rd. 8 m auf 9 m Mindesttiefe unter SKN *)Zahlenreihe K: Endwasserstand bei der Sturmflut 1962, wenn die geplantenBaumaßnahmen bereits fertiggestellt gewesen wärenZahlenreihe L: Berechneter Wasserstand der Sturmflut des Jahres 2000einschl. Endwasserstand K mit säkularer Hebung, erhöhtemWindstau und Oberwasserabfluß der Weser von 2100 m 3 /sZahlenreihe M: Wie L, jedoch mit säkularer Hebung bis zum Jahre 2100.Grohner JachthafenHuntesperrwerk13


Binnenhochwasser der Weser 1981WeserwehrNach dem Binnenhochwasser der Weser1981 sind ergänzende Modelluntersuchungenzum Hochwasserabflussaus dem Wesergebiet über das Weserwehrund durch die Stadtstrecke <strong>Bremen</strong>ebenfalls be<strong>im</strong> Franzius Institut durchgeführtworden. Das damalige Hochwassermit 2400 Kubikmeter proSekunde traf auf eine Baustellensituationam Weserwehr Hemelingen.Von damals zwei vorhandendenWehröffnungen war eine vorübergehendaußer Betrieb. Das führte dazu, dass dasHochwasser <strong>im</strong> Vorland zwischen denSchutzdeichen um das Weserwehrherum abfloss.Dabei sind <strong>im</strong> betroffenen Kleingartengebiet<strong>im</strong> Überschwemmungsgebieterhebliche Schäden aufgetreten.Die Hochwasserabflussleistungen amneuen Weserwehr/Stadtstrecke <strong>Bremen</strong>der Weser und über das HochwasserabflussgerinneWerdersee/Kleine Weser/Wehr Kleine Weser sind mit 3400 m 3 /süber das neue Weserwehr und 800 m 3 /süber das Hochwasserabflußgerinne,insgesamt also 4200 m 3 /s festgelegtworden.Weserdurchbruch3400 m 3 /sWerderseezulauf800 m 3 /s4200 m≈/s14


<strong>Hochwasserschutz</strong>anlagenDie <strong>Hochwasserschutz</strong>anlagen zurSicherung der Städte <strong>Bremen</strong> undBremerhaven vor Hochwasser bestehenaus Erddeichen, <strong>Hochwasserschutz</strong>wänden,Sturmflutsperrwerken, sonstigentechnischen Bauwerken undHochwasserabflussgerinnen. Diesewurden bzw. werden von den Deichverbändenin <strong>Bremen</strong>, den Städten unddem <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> erstellt und auchunterhalten. Diese <strong>Hochwasserschutz</strong>anlagensind auf Grundlage der Erkenntnisseder Sturmfluten in denJahren 1954 und 1962 bzw. desOberwasserereignisses 1981 und deroben erwähnten Modelluntersuchungengebaut worden. Das sind <strong>im</strong> besonderendas Sturmflutsperrwerk in der Geeste inBremerhaven, das kurz vor der Sturmflut1962 fertiggestellt war und damals seineerste Bewährungsprobe hatte. Aber auchdie seit 1979 in Betrieb befindlichenSturmflutsperrwerke in Lesum, Ochtumund Hunte, die die Gefährdung der Stadt<strong>Bremen</strong> über die Lesum/Wümmeniederungund über die Ochtumniederungerheblich reduzierten. InVerbindung mit dem Bau der Sperrwerkewurden <strong>Hochwasserschutz</strong>anlagen in<strong>Bremen</strong>-Nord errichtet und die vorhandenenWeserdeiche für die nach Inbetriebnahmeder Sperrwerke zu erwartendenhöheren Sturmflutwasserstände inder Weser erhöht. Daneben wurden vonden Deichverbänden permanent Deichstreckenverstärkt und auf Schutzhöhegehalten.Sturmflutsperrwerk an der GeesteDer Bereich Bremerhaven wird auf einerLänge von etwa 15 km mit Hilfe vonKüstenschutzbauwerken (Deichen,Sperrwerken und Kajenkonstruktionen)vor Hochwasser und Sturmflutengeschützt.Im Norden und Süden der <strong>Hochwasserschutz</strong>liniebefinden sich Hafenkomplexe.Im Norden der stadtbremischeÜberseehafen und <strong>im</strong> Südender landeseigene Fischereihafen.Zwischen den beiden Hafenkomplexenbefindet sich die Stadtmitte Bremerhavens.Entlang des östlichen Weseruferserstrecken sich Gründeiche mit Kronenlagenvon NN +7,47 m bis NN +8,90 m.Im Bereich des Überseehafens übernehmenKa<strong>im</strong>auern (Containerkaje) miteiner Höhe von NN +7,50 m die<strong>Hochwasserschutz</strong>funktion. Bei derColumbuskaje mit einer Höhe von NN+4,93 m erfüllt eine zurückverlegteSpundwand mit einer Höhe von NN+5,94 m bis NN +6,80 m die<strong>Hochwasserschutz</strong>funktion.Innerhalb des KüstenabschnittesBremerhaven mündet die Geeste in dieWeser. Die Geeste besitzt ein Tidesperrwerketwa 4 kmoberhalb derMündung.An der Geestemündung befindet sichein Sturmflutsperrwerk mit einerSperrtorhöhe von NN +5,79 m. Durchden Bau des Sturmflutsperrwerkeswurde die damalige (vor 1962) <strong>Land</strong>esdeichschutzlinievon ca. 26 km auf ca.13 km verkürzt.Der Fischereihafen wird durch eineSchleuse (Fischereihafenschleuse NN+7,20 m) und der Überseehafen durch2 Schleusen (Kaiserschleuse NN +6,19 mund Nordschleuse NN +5,76 m) von dertidebeeinflussten Weser abgetrennt.An der südlichen <strong>Land</strong>esgrenze befindetsich das stillgelegte Lunesiel mit einerStemmtorhöhe von NN +6,26 m.Im nördlichen Bereich, ca. 2 km vor dernördlichen <strong>Land</strong>esgrenze mündet derGrauwall-Kanal in die Weser. DerGrauwall-Kanal kreuzt mit dem Sielgebäudeden Weddewarder Deich.Volksfest in Bremerhaven am grünen Weserdeich15


OchtumsperrwerkLesumsperrwerkDer Bereich <strong>Bremen</strong> wird auf einerLänge von etwa 155 km mit Hilfe von<strong>Hochwasserschutz</strong>bauwerken geschützt.Davon liegen etwa 87 km oberhalb derSperrwerke (Lesum und Ochtum) und68 km unterhalb der Sperrwerke entlangder Weser, Lesum und Ochtum.Die markantesten Bauwerke sind dasLesumsperrwerk und dasOchtumsperrwerk. Mit deren Bau undder Inbetriebnahme 1979 verkürztensich die sturmflutgefährdeten Deiche ander Lesum um 38 km und an derOchtum um 22 km.Die Deichstrecken oberhalb der Sperrwerkemussten damals nicht erhöhtwerden, sind allerdings auch nichtüberflüssig geworden. Der Oberwasserabflussin den Flussgebieten und damitverbundene Hochwässer erfordern dortweiterhin die Existenz von DeichenAls Besonderheit ist zu erwähnen, dassals einziges Sperrwerk dasLesumsperrwerk ein leistungsstarkesSchöpfwerk erhalten hat. Damit soll beibesonders hohem Oberwasserzuflussder zulässige max<strong>im</strong>ale Binnenwasserstandeingehalten werden. DieSperrhöhe am Lesumsperrwerk wie aucham Ochtumsperrwerk beträgt NN+6,60 m.Im Hafenbereich ist nur der Industriehafenabgeschleust und vor Sturmflutwasserständengeschützt.Die Deichhöhen entlang der Weser vonder südlichen <strong>Land</strong>esgrenze HöheMahndorf/Arbergen bzw. Habenhausenbis zur nördlichen <strong>Land</strong>esgrenze beiFarge bewegen sich, abhängig auch vonder Art des Bauwerkes, zwischen+10,50 m NN <strong>im</strong> Süden und +7,20 mNN <strong>im</strong> Norden.16


HochwasseraufnahmeraumFür den Sturmflutfall existieren alsHochwasseraufnahmeraum in <strong>Bremen</strong>-Stadt und <strong>Bremen</strong>-Nord das Flussgebietder Weser zwischen den <strong>Land</strong>esschutzdeichen,die tidebeeinflussten Häfen, einHochwasseraufnahmeraum zwischenSenator-Apelt-Straße und NeustädterHäfen, der Stadtwerder in Teilen mit derKleinen Weser und dem Werderseesowie Teile der Pauliner Marsch und desSuhrfeldes (siehe Abb. 6).Für ein Hochwasser aus der Oberweserexistieren in <strong>Bremen</strong> keine Rückhalteflächenabgesehen von demHochwasserabflussraum zwischen denDeichen. Sie würden auch keinenwesentlichen absenkenden Einfluss aufden Hochwasserstand mehr haben, danur relativ geringe Flächen bei einerRückdeichung oberhalb desWeserwehres zur Verfügung stehenwürden. Ab Stadtmitte kann dasHochwasser wegen des größer werdendenWeserabflussquerschnittes problemlosabgeführt werden. Zum Schutzder Oberlieger aber auch der Deicheoberhalb des Weserwehres mussallerdings der ungehinderte Abflussdurch <strong>Bremen</strong> gesichert sein, was mitder bereits genannten Neugestaltungdes Hochwasserabflussgebietes Werdersee/KleineWeser bzw. Neubau Weserwehrund Sicherung der Stadtstrecke derWeser erreicht worden ist. Die Anordnungvon Rückhalteflächen muss <strong>im</strong>Ober- und Mittellauf eines Flusssystemeserfolgen, wie es bereits auchschon jetzt <strong>im</strong> Wesereinzugsgebiet derFall ist.Die durch Sturmflutsperrwerke abgesichertenNebenflüsse der Weser (Geeste,Lesum, Ochtum) haben zwischen denDeichen ausreichende Hochwasseraufnahmeräume,um das während desSchließzeitraumes der Sperrwerkeanfallende Oberwasser auch beiHochwasser zwischenzuspeichern. Ander Ochtum ist <strong>im</strong> Bereich Huchting undam Unterlauf oberhalb des SperrwerkesÜberschwemmungsgebiet alsHochwasseraufnahmeraum vorgesehen.17


4. Betrieb und UnterhaltungZu den Aufgaben des Betriebs und derUnterhaltung von <strong>Hochwasserschutz</strong>anlagengehört u.a.:- Unterhaltung und ggf. Betrieb technischer<strong>Hochwasserschutz</strong>anlagen wieSperrwerke, Schleusen, Tore, Scharte,Spundwände und ähnlich- Deichüberwachung, Deichschauen,Deichverteidigungsarbeiten undDeichverteidigungsmittel vorhalten- Technische Stellungnahmen beiDeichbaumaßnahmen- Planung und Ausbau von <strong>Hochwasserschutz</strong>maßnahmen- Mittelbewirtschaftung <strong>im</strong> Deichbereich- Pflegen und schützen der Grasnarbebei Gründeichen- Mähen und Mahdentfernung- Schutz vor Unkraut, Gehölz undWühltieren- Treibselentfernung undandere Tätigkeiten.GemeinsameSturmflutordnungderbremenportsund desHansestadt Bremischen HafenamtesBremerhavenBis zum Jahre 2001 ist Betrieb undUnterhaltung der gesamten<strong>Hochwasserschutz</strong>linie in der RegionBremerhaven vom Hansestadt BremischenHafenamt wahrgenommenworden. Mit Gründung der<strong>Bremen</strong>Ports Management und ServiceGmbH & Co. KG am 01.01.2002 sinddie Unterhaltungsaufgaben aufbremenports übertragen worden.Die <strong>Hochwasserschutz</strong>linie in Bremerhavenverläuft sowohl auf Hoheitsgebietder Stadtgemeinde <strong>Bremen</strong> als auch derStadt Bremerhaven. Zuständige Behördein diesem Bereich ist das HansestadtBremische Hafenamt als stadtbremischeDienststelle. Für den tidebeeinflusstenBereich der Geeste zwischen Sturmflutsperrwerkund Tidesperrwerk ist derMagistrat der Stadt Bremerhaven alsWasserbehörde zuständig.Die laufenden Jahreskosten für Betriebund Unterhaltung der <strong>Hochwasserschutz</strong>anlagen<strong>im</strong> Raum Bremerhavenliegen bei 1,11 Mio. Euro für dasHansestadt Bremische Hafenamt undbei 65.000,– Euro für den MagistratBremerhaven.Insgesamt betragen die Jahreskosten fürdie Vorhaltung der <strong>Hochwasserschutz</strong>anlagen<strong>im</strong> Raum Bremerhaven etwa1,175 Mio. Euro. Das <strong>Land</strong> Niedersachsenbeteiligt sich mit 50 % am Betriebder beiden Geestesperrwerke in derHöhe von 0,165 Mio. Euro. Für denRaum Bremerhaven errechnet sich alsGesamtbetrag nach Abzug von 0,165Mio. Euro ein Betrag von 1,01 Mio.Euro.<strong>Bremen</strong>Betrieb und Unterhaltung der<strong>Hochwasserschutz</strong>anlagen <strong>im</strong> Bereichder Stadtgemeinde <strong>Bremen</strong> werden vonden Bremischen Deichverbänden linksund rechts der Weser in den jeweiligenVerbandsgebieten ausgeführt. ImAuftrag der Stadt <strong>Bremen</strong> betreibenbeide Deichverbände zusätzlich seit dem01.10.2001 <strong>Hochwasserschutz</strong>anlagen.So wird das HochwasserabflussgerinneWerdersee/Kleine Weser und das WehrKleine Weser am linken Weserufer vomBremischen Deichverband am linkenWeserufer und das Lesumsperrwerksowie die <strong>Hochwasserschutz</strong>anlagen in<strong>Bremen</strong>-Nord vom Bremischen Deichverbandam rechten Weserufer betrieben.Die Anlagen sind entweder <strong>im</strong> Besitz derDeichverbände oder der Stadtgemeinde<strong>Bremen</strong> bzw. des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong>. Fürden Bereich der Stadtgemeinde <strong>Bremen</strong>zuständige Behörde ist der Senator fürBau und Umwelt.Die Kosten für Betrieb und Unterhaltungder <strong>Hochwasserschutz</strong>anlagen <strong>im</strong>Raum <strong>Bremen</strong> ergeben sich aus etwa 1,5Mio. Euro be<strong>im</strong> Bremischen Deichverbandam rechten Weserufer, etwa0,76 Mio. Euro be<strong>im</strong> BremischenDeichverband am linken Weserufer miteiner Gesamtsumme in Höhe von 2,26Mio. Euro. Aufgrund der Verträge derStadtgemeinde <strong>Bremen</strong> mit den beidenVerbänden seit dem 01.10.2001 trägtdie Stadt <strong>Bremen</strong> von der Gesamtsummein Höhe von 2,26 Mio. Euro etwa 1Mio. Euro als Entgelt für die von beidenDeichverbänden <strong>im</strong> Auftrag der Stadtbetriebenen <strong>Hochwasserschutz</strong>anlagen.18


5. KatastrophenschutzbereichDeichverteidigungFür den Bereich Bremerhavens ebensowie für den Bereich <strong>Bremen</strong>s ist dieDeichverteidigung Teil des Katastrophenschutzes.Hochwasserwarndienst, Deichkontrollewährend der Zeit der Hochwassergefahrund vorbereitende Organisation fürDeichsicherungsmaßnahmen sind diewesentlichen Elemente für den Einsatzfall.HochwasserwarndienstDas Bundesamt für Seeschiffahrt undHydrographie in Hamburg errechnet fürjedes Tidehochwasser die Abweichungvom mittleren Tidehochwasser. DieseInformationen werden über Radio,Internet und telefonischen Ansagedienstder Öffentlichkeit mitgeteilt. Beibest<strong>im</strong>mten Vorhersagen für Sturmflutenwerden Funktionsträger an derdeutschen Nordseeküste auch unmittelbarvom Bundesamt verständigt. Soauch der Senator für Bau und Umweltfür den Bereich <strong>Bremen</strong> bzw.bremenports für den Bereich Bremerhaven.Diese Sturmflutvorhersage erfolgt in derRegel etwa 12 Stunden vor demHochwassereintrittszeitpunkt.Die Hochwassermeldung für dasBinnenhochwasser der Weser wird vomüberregionalen Hochwassermeldedienstdes Niedersächsischen <strong>Land</strong>esbetriebesfür Wasserwirtschaft und Küstenschutzin Zusammenarbeit mit der Wasser- undSchiffahrtsdirektion Mitte u.a. an denSenator für Bau und Umwelt geleitet.Aufgrund verschiedener Wasserstandspegelauswertungen<strong>im</strong> Einzugsgebietder Weser und Aller werdenHochwasserentwicklung und –vorhersagefür die Weser ermittelt. Sobaldbest<strong>im</strong>mte Wasserstände der Pegelüberschritten sind, wird gemeldet. In derRegel erfolgt dieses mehr als 48 Stundenvor dem Hochwassereintrittszeitpunkt.Organisation der DeichverteidigungDie Durchführung des <strong>Hochwasserschutz</strong>dienstes(Sturmflutdienst/Deichverteidigung) <strong>im</strong> Bereich Bremerhavenist gemäß Geschäftsbesorgungsvertragzwischen <strong>Bremen</strong> undbremenports als Regelaufgabe anbremenports übertragen worden. Dieabzuleistenden Aufgaben <strong>im</strong> Deichverteidigungsfallsind in einer jährlichaktualisierten Fassung einer “Sturmflutordnung”von bremenports beschrieben.Die Sturmflutordnung regelte dieeinzuleitenden Sicherheitsmaßnahmenbei verschiedenen Hochwasserständenam <strong>Land</strong>esschutzdeich des BereichesBremerhaven.Im Katastrophenfall in der StadtgemeindeBremerhaven – einschließlich desstadtbremischen Überseehafengebietes– ist der Oberbürgermeister der StadtBremerhaven für die Durchführung desKatastrophenschutzes (OrtskatastrophenschutzbehördegemäßBremer Hilfeleistungsgesetz) zuständig.Die genannte Sturmflutordnung istBestandteil der Katastrophenschutzordnungfür die Stadtgemeinde Bremerhaven.Das Hansestadt Bremische Hafenamtist <strong>im</strong> Katastrophenfall <strong>im</strong>Katastrophenstab Bremerhavens vertreten.In <strong>Bremen</strong> wird der Alarmkalender fürden Katastrophenschutzbereich Deichverteidigungvom Senator für Bau undUmwelt jährlich aktualisiert. Der Kalenderenthält Vorschriften für die Meldevorgänge,benennt verantwortlichePersonen und Aufgaben <strong>im</strong> Einsatzfall,enthält Telefon- und Funkgerätenummern,beschreibt sturmflutgefährdeteGebiete, verzeichnet die betroffenenVerbände, wichtige Bauwerkeund beschreibt Einsatzkräfte, Material,Geräte und Kraftfahrzeuge.Der Kalender für denKatastrophenschutzbereich Deichverteidigungist Bestandteil desKatastrophenschutzkalenders derStadtgemeinde <strong>Bremen</strong>.Der Senator für Bau und Umwelt ist fürden Bereich Deichverteidigung <strong>im</strong>Katastrophenschutzstab be<strong>im</strong> Senatorfür Inneres vertreten.KS - KALENDERBEREICHDEICHVERTEIDIGUNGSenator für Bau und Umwelt19


6. WümmehochwasserSommer 2002Im Juli/August 2002 haben starkeRegenereignisse auch in der Wümme einHochwasser verursacht. Dieses Hochwasserstellt sowohl von der Menge desOberwassers als auch von dem jahreszeitlichenEintritt her ein extrem seltenesEreignis dar. Im bremischen Bereich derWümme sind die Überschwemmungsgebietezwischen den Wümmedeichenmehrere Wochen überstaut gewesen.Die Deiche selbst waren nicht gefährdet.Aufgrund der langenÜberschwemmungsdauer warenerhebliche Ernteschäden die Folge.Der Senat hat sich mit dem betroffenenDeichverband, der <strong>Land</strong>wirtschaft undden Naturschutzverbänden auf eineBegutachtung dieses Hochwasserereignissesverständigt. In dem Gutachtensoll untersucht werden, ob dasWasser in der Wümme schlechterabfließt als in den Vorjahren, ob sich dieScheitelwasserstände <strong>im</strong> Vergleich derletzten 30 Jahre verändert haben undob die Überschwemmungsdauerzugenommen hat. Verbesserungsvorschlägewerden entsprechend derUntersuchungsergebnisse erwartet. DasGutachten wird vom Franzius Institutder Universität Hannover erarbeitet.Zwischenergebnisse werden Anfang2003 und der Abschlußbericht für 2004erwartet.7. Ausblick / Weiterer HandlungsbedarfSturmfluthochwasser und Binnenhochwassersind auch zukünftig eineGefahr für die Deiche und damit einRisiko für <strong>Bremen</strong> und Bremerhaven.Der Senat der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>wird wie bisher dafür Sorge tragen, dassdas heutige gute Schutzniveau erhaltenbleibt, damit die Menschen in Bremerhavenund <strong>Bremen</strong> <strong>im</strong> Schutz der Deichesicher leben können.Das heißt aber auch, ständig dieRahmenbedingungen für Hochwasserentstehungzu überprüfen. Zur Zeit giltdas insbesondere für die Kl<strong>im</strong>averänderungenund deren Folgen fürden <strong>Hochwasserschutz</strong>, um rechtzeitigMaßnahmen ergreifen zu können. Ausdieser Sicht ist festzustellen:- Die heutigen Deiche sind in ihremguten Zustand dauerhaft vorzuhalten.- Verläßliche Organisationen für diePflege und den Betrieb der<strong>Hochwasserschutz</strong>anlagen wie dieDeichverbände in <strong>Bremen</strong> undbremenports für Bremerhaven sindlangfristig zu sichern.- Hochwasseraufnahmeräume solltenohne Ausgleich nicht mehr reduziertwerden. Die Reduzierung vonRetentionsflächen hat <strong>im</strong> Sturmflutfalleine Erhöhung des höchsten Wasserstandeszur Folge, da die gleichbleibendeWassermenge sich nur aufeiner reduzierten Fläche ausbreitenkann.- Der Deichschutz für das <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong>hat auch weiterhin in enger Abst<strong>im</strong>mungmit dem <strong>Land</strong> Niedersachsen zuerfolgen.- Im Hinblick auf die Kl<strong>im</strong>aänderungenund deren Folgen hat Niedersachsenin Abst<strong>im</strong>mung mit <strong>Bremen</strong> einGutachten zur Überprüfung derDeichhöhen an der Unterweserbeauftragt. Eine gemeinsame Bewertungder Ergebnisse ist in 2003 zu erwarten. Ziel ist eine verläßliche Basisfür mittel- bis langfristige Festlegungenzum Sturmflutschutz in derUnterweserregion.20


Auf dieser Grundlage soll sodann in denFolgejahren ein eventuell erforderlichesMaßnahmenprogramm entwickeltwerden.Parallel zu diesen Grundsätzen be<strong>im</strong>Sturmflutschutz hat das <strong>Land</strong> Niedersachsenbe<strong>im</strong> BinnenhochwasserschutzHandlungsbedarf für Niedersachsen u.a.für Deiche <strong>im</strong> Mittelweserbereich rechtsder Weser bei Ach<strong>im</strong> benannt undbereits den Zuschuss für notwendigeDeichverstärkungen bei der EuropäischenUnion und dem Bund beantragt.Bei einem Bruch der genannten Deichstreckewären auch Teile des BremerOstens durch Überschwemmunggefährdet.Die Planungs- und Ausführungsvoraussetzungenfür diese Maßnahmensind in die Wege geleitet worden. EineAbst<strong>im</strong>mung mit <strong>Bremen</strong> ist erfolgt.Deichverstärkungen werden auch aufder linken Weserseite oberhalb <strong>Bremen</strong>sgeplant und zur Ausführung vorbereitet.Die Bremischen Deichverbänderechts und links der Weser st<strong>im</strong>men sichbezüglich dieser niedersächsischenPlanungen zum Binnenhochwasserschutz<strong>im</strong> Weserbereich mit den benachbartenniedersächsischen Verbändenab und planen ihrerseits angleichendedeichverstärkende Maßnahmenfür die Deiche links und rechts derWeser zwischen der südlichen <strong>Land</strong>esgrenzeund dem Weserwehr inHemelingen.Generell fügen sich die genanntenDeichverstärkungen zum Schutz vorBinnenhochwasser der Weser in dasAktionsprogramm “Vorsorgender<strong>Hochwasserschutz</strong> 2000 bis 2010 <strong>im</strong>Flussgebiet Weser” ein. Dieses Aktionsprogrammbenennt als Maßnahmen u.a.- Verbesserung des Gebietsrückhaltes- Ausweisung von Überschwemmungsgebieten- technischer <strong>Hochwasserschutz</strong>- Wasserrückhaltung und Hochwassermelde-und Vorhersagedienst und privateHochwasservorsorge.Die betroffenen Weserländer haben dieMaßnahmen nach Möglichkeit umzusetzen.Insbesondere ist darauf zuachten, dass sowohl in <strong>Bremen</strong> aberauch bei den Anliegerländern <strong>im</strong>Einzugsbereich der Mittel- und Oberweser,die vorhandenen Retentionsflächenerhalten und nicht weiterverkleinert werden, wenn möglich sogarnoch weiter ausgebaut werden. Es solltejede Chance intensiv geprüft undabgewogen werden, den Flüssenangemessenen Raum zu geben.Planungen und Untersuchungen indiesem Zusammenhang in <strong>Bremen</strong> sind:- Gutachten bei Franzius Institut derUniversität Hannover zur Vermeidungnachteiliger Folgen bei Hochwasserabflussin der Wümme anläßlich desWümmehochwassers <strong>im</strong> Sommer2002- Folgeabschätzungen bei Flussbauplanungenwie Vertiefung der Außenweserbzw. Unterweser (vergleichbareUntersuchungen bei der aktuellenAußenweservertiefung bzw. Überseehafenbeseitigunghaben gezeigt,dass geringe Erhöhungen bei denHochwasserständen <strong>im</strong> Zent<strong>im</strong>eterbereich möglich sind)- Offenhalten der Rückdeichungsoption<strong>im</strong> Zuge der RahmenplanungArbergen/ Mahndorfer- Marschgemäß Mitteilung des Senats an dieBremische Bürgerschaft vom6. November 2001- Bei der Änderung des <strong>Land</strong>eswassergesetzesist zu prüfen, ob die Aufhebungvon Überschwemmungsräumenbzw. die Nutzung in Überschwemmungsräumeneingeschränkt oderverboten werden sollte- Prüfung, ob bei Hochwasserlagen alsEntscheidungshilfe für Folgeabschätzungenbei Deichgefahrenverbesserte Geo-Informationengenutzt werden können.Aufgrund des Elbehochwasserereignisses2002 haben die Umweltministerder Länder und der Bundesumweltministerdas Thema Binnenhochwasserschutzaktuell am7./8. November 2002 beraten.Die “Leitlinien für einen zukunftsweisenden<strong>Hochwasserschutz</strong>“ aus demJahr 1995 sollen danach unter Berücksichtigungder Erfahrungen derSommerhochwasser 2002 fachlichüberprüft und ggf. angepasst werden.Flussgebietsbezogen sollen bis Ende2003 <strong>Hochwasserschutz</strong>aktionspläneausgearbeitet werden, die verbindlicheMaßnahmen für Hochwasservorsorgeund <strong>Hochwasserschutz</strong> enthalten. Fürdie Weser wird sich der Senator für Bauund Umwelt mit den anderen Umweltressortsder Weseranliegerländer für dieUmsetzung der Beschlüsse vom 7./8.November 2002 unter Berücksichtigungdes vorliegenden Aktionsplanes“Vorsorgender <strong>Hochwasserschutz</strong>Weser 2000 bis 2010” einsetzen.21


Katastrophenfluten und extreme Sturmfluttiden der NordseeDatumName der SturmflutBetroffene GebieteBemerkungen17.02.116416.01.121914.12.128723.11.133416.01.136209.10.137409.10.137718.11.142111.01.143606.01.147026.09.150916.01.151131.10.153201.11.157026.02.162511.10.163422.02.165112.11.168624./25.12.171731.12.1720/01.01.172103./04.02.182501./02.01.185513.03.190631.01./01.02.195316./17.02.1962vom 13.11. bis14.12.197301.01.197621.01.197624.11.198128.01.199401./02.01.1995Erste JulianenflutErste MarcellusflutLuciaflutClemensflutZweite Marcellusflut(Große oder ersteManndränke)Erste DionysiusflutZweite DionysiusflutElisabethflutAllerheiligenflutDreikönigsflutCosmas- undDamianflutAntoniusflutAllerheiligenflutAllerheiligenflutFastnachtsflutZweite ManndränkePetriflutMartinsflutWeihnachtsflutNeujahrsflutFebruarflutJanuarflutMärzflutHollandflutFebruarflut(Zweite Julianenflut)22Gesamte NordseeküsteWest- und OstfrieslandGesamte NordseeküsteFlandern, OstfrieslandGesamte NordseeküsteOstfriesland, OldenburgOstfriesland, OldenburgOstengland, NiederlandeDeutsche NordseeküsteDeutsche NordseeküsteOstfriesland, OldenburgOstfriesland, OldenburgGesamte NordseeküsteGesamte NordseeküsteGesamte NordseeküsteWestküsteSchleswig-HolsteinFrieslandGroningen- <strong>Land</strong> WurstenGesamte NordseeküsteGesamte NordseeküsteGesamte NordseeküsteGesamte NordseeküsteOstfriesland, OldenburgNiederlande und EnglandGesamte NordseeküsteGesamte NordseeküsteGesamte NordseeküsteElbe und WestküsteSchleswig-HolsteinOstfriesland, EmslandOstfriesland, EmslandEine der ersten sehr schweren Sturmfluten nach dem Bau derDeiche. 20.000 Tote zwischen Rhein und Elbe. Beginn derBildung des Jadebusens.Ein erster Augenzeugenbericht ist überliefert. 36.000 Tote.Beginn der Bildung des Dollarts. 50.000 Tote.Erweiterung des Jadebusens nach Süden und Osten. Die 1.Verbindung (Heete) zwischen Jade und Weser reißt auf.1. Dollarteinbruch, Erweiterung der Harle- und Leybuchtsowie Eidermündung und Jade vergrößert. Untergang NordfrieslandGrößte Ausdehnung der Leybucht bis zur Stadt NordenÜberflutungen u. a. in Eiderstedt und Nordstrand. Bleibende<strong>Land</strong>verluste sind gering.Überflutungen in Eiderstedt. Keine bleibenden <strong>Land</strong>verluste.Der Dollart erreicht seine größte Ausdehnung, Jadebusenvergrößert.Sturmflut bei gleichzeitigem starken Eisgang, wobei die EisschollenZerstörungen an den Deichen hervorrufen. <strong>Land</strong>verlustezwischen Jade und Weser.Mehrere tausend Menschen in Nordfriesland umgekommen.Erste Höhenmarke des Scheitelwertes überliefert in der Kirchevon Klixbüll.Schadenszusammenstellung für Teilgebiete erarbeitet. 9.000bis 10.000 Tote zwischen Weser und Ems. <strong>Land</strong>verluste Ostfriesland13 km 2 (Hormeier 1970) Flutmarke an der Kirchevon Suurhusen (ehem. LK Norden) NN + 4,40 m.Eine Eisflut. Eine Höhenangaben überliefert.Die Insel Strand zerreißt in Nordstrand und Pellworm. Genauezeitgen. Berichte vorhanden. Mindestens 8.000 Tote.(Hinrichs u. a. 1965) Mehrere Höhenangaben.Größere Verwüstungen <strong>im</strong> gesamten Küstengebiet. 10.000km 2 <strong>Land</strong> überflutet. 12.000 Tote. Bleibende <strong>Land</strong>verlustegering. (Lang, 1963, Rohde, 1964) Zentrale Flutmarken u. a.Dangast NN + 4,89 m.Deichreparaturen nach der Weihnachtsflut zum Teil wiederzunichte gemacht. Große Schäden an vielen Orten.Große Gebiete überflutet, aber keine bleibenden <strong>Land</strong>verluste.800 Tote. Sehr genaue zeitgen. Berichte (Arends,1826, Müller, 1825) Viele Flutmarken u. a. DangastNN + 5,26 m.Schwere Zerstörungen auf den Ostfriesischen Inseln.Größere Scheitelhöhen als 1825. Keine hohen Verluste anMenschen, <strong>Land</strong> und Sachgütern. Dangast NN + 5,35 mGroße Überflutungen in den Niederlanden. Mehr als 2.000Tote.Überall starke Deichschäden und 61 Deichbrüche. Keine<strong>Land</strong>verluste. 340 Tote. Schweiburger Siel NN + 5,57.Insgesamt 5 schwere Sturmfluten kurz hintereinander, z. T.mit Scheitelhöhen wenig unter 1962. (Rohde, 1974). GroßeSachschäden <strong>im</strong> Hamburger Hafen. Höchste Flut am 19./20.11.1973An vielen Pegelorten wurden die bisher höchsten Scheitelhöhengemessen, insbesondere <strong>im</strong> ganzen Bereich der Elbe.Deichbrüche <strong>im</strong> Bereich der Haseldorfer Marsch und <strong>Land</strong>kreisStade. Notdeiche am 21.01. wieder gebrochen!In Nordfriesland und oberhalb von Hamburg traten die bisherhöchsten Scheitelwasserstände auf.Im Bereich der Ems oberhalb Leerort und Vegesack/Lemwerder treten die bisher höchsten Scheitelwasserständeauf.Im Bereich der Ems oberhalb Leerort traten nur geringfügiggeringere Scheitelwasserstände auf als am 28.01.1994.

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