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Februar / März 2014 - Theater und Orchester Heidelberg

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THEATER-MAGAZIN – FEBRUAR/MÄRZ <strong>2014</strong> 9Das DaseinverpasstMarkus Dietz über seineInszenierung der „Möwe“Von Stephanie Michels„Aktuell damals wie heute“, sagt RegisseurMarkus Dietz zu AntonTschechows „Die Möwe“. Im Interviewspricht er über seine Sicht aufeine gelangweilte Gesellschaft in derZarenzeit.> Herr Dietz, Sie haben bereits mehrereStücke Anton Tschechows inszeniert.Was fasziniert Sie an ihm?Tschechow vermag es, Gesellschaftsbilderzu entwerfen, hier dasBild einer Gesellschaft, die die eigeneLethargie immer wieder beschreibt,<strong>und</strong> gleichzeitig durch ihreUnfähigkeit, Entschlüsse zu fällen<strong>und</strong> diese dann zu leben, das eigeneDasein verpasst. Und darin ist dasGesellschaftsbild – kurz vor demAusbruch des Ersten Weltkrieges –eines, welches dem heutigen inDeutschland sehr ähnlich ist. Und dasfasziniert mich, dass über h<strong>und</strong>ertJahre vergehen <strong>und</strong> die Gesellschaftsich zwar technisch <strong>und</strong> materiellenorm entwickelt hat, der Einzelnesich jedoch in der kritischen Auseinandersetzungmit dem eigenen Lebensentwurfkaum.Wiedersehenmit HölderlinDie illustre Gesellschaft in Anton Tschechows „Die Möwe“. Foto: Merdes> Wie äußert sich das Gesellschaftsbildkonkret im Schicksal der Figurenin der „Möwe“, was durchlebtbeispielsweise der jungeSchriftsteller Konstantin?Konstantin will den literarischenAufbruch, jedoch scheitert er an seinerForderung nach einer neuen Formdes Dramas <strong>und</strong> noch mehr in seinerLiebesbeziehung zur Nina. Er scheitert,weil er offensichtlich als Kindkein liebendes Vertrauen bekommenhat, er ist bei seiner berühmten Mutteraufgewachsen, die ihm nur wenigAufmerksamkeit widmete. So zeigtTschechow, dass die ältere Generationihre eigenen Interessen auf Kostender Jungen lebt. Die Etabliertensetzen sich durch, ein junger Menscherschießt sich. Und ähnliche Schicksaleerleiden auch Mascha, Nina oderdem Lehrer Medwedenko, allen bleibtes verwehrt, ihr Leben selbst zu gestalten.> Birgt Konstantins Forderung nachneuen ästhetischen Formen eineLösung für die gesellschaftlicheSchieflage, die Tschechow da beschreibt?Es bedeutet erst einmal genau das,was er beschreibt, ich würde keineMetaebene darin sehen, TschechowModerne(Anti-)Heldenist konkreter. Er ist Arzt <strong>und</strong> stelltDiagnosen. In Bezug auf die Kunst istes so, dass der junge Konstantinglaubt, es brauche neue Formen, einenAufbruch, <strong>und</strong> zwei Jahre später,kurz bevor er sich erschießt, bezeichneter die Forderung nach neuenFormen als Unsinn: Entweder ichhabe etwas zu sagen <strong>und</strong> dann sageich es auch, oder ich habe eben nichtszu sagen. Tschechow weist also daraufhin,dass jede ästhetische Entscheidungin der Kunst aus der inhaltlichenAussage motiviert seinsollte beziehungsweise erst der Inhaltdie Form bedingt.> Premiere „Die Möwe“, 14. <strong>Februar</strong>,19.30 Uhr; weitere Vorstellungen17. <strong>und</strong> 25. <strong>Februar</strong> sowie 7. <strong>und</strong> 22.<strong>März</strong>, jeweils 19.30 Uhr im Marguerre-Saal.> Matinee mit Regisseur MarkusDietz <strong>und</strong> den Schauspielern am 2.<strong>Februar</strong>, 11 Uhr, Foyer des Marguerre-Saals.Stückemarkt:Finnland zu Gastjp. Vom 25. April bis 4. Mai findet der31. <strong>Heidelberg</strong>er Stückemarkt statt.Wieder gibt es aktuelle Gastspieledeutschsprachiger Bühnen, <strong>und</strong> wiederpräsentiert der Autorenwettbewerbvielversprechende neue <strong>Theater</strong>autoren.Gastland <strong>2014</strong> ist Finnland,ein Land am nördlichen RandEuropas, das selten in den Schlagzeilenerscheint – <strong>und</strong> wenn, dann mitskurrilen Superlativen wie „Bildungsweltmeister“.Obendrein entwickeltesich in Finnland in den letztenJahreneineüberauslebendige<strong>und</strong>innovative <strong>Theater</strong>szene, die es zuentdecken gilt. Finnland ist <strong>2014</strong>nicht bloß Gastland beim <strong>Heidelberg</strong>erStückemarkt, sondern auchbei der Frankfurter Buchmesse. Dasdetaillierte Programm erscheint Anfang<strong>März</strong>, Karten sind ab 15. <strong>März</strong>,für Abonnenten <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>eskreismitgliederab 10. <strong>März</strong>, erhältlich.120. ZUNGENSCHLAGIn der Kabarett-Musik-<strong>Theater</strong>-Show „Zungenschlag“ versammelnsich am 16. <strong>März</strong> um 19 Uhrim Marguerre-Saal die schönsten<strong>und</strong> interessantesten Stimmen derWelt: Deutschlands bekanntesterSynchron- <strong>und</strong> HörbuchsprecherChristian Brückner trifft auf diehellklingenden Stimmen des legendären„HardChor“, der seinBetriebsjubiläum feiert. Außerdemsind Rosemie Warth, NinaWurman, Bernhard Bentgens,Thomas C. Breuer, Jean-MichelRäber <strong>und</strong> Axel Naumer dabei.ANZEIGEjp. Der Hölderlin-Abend von HannesHametner, Hans Rotman <strong>und</strong> AndreasSeifert (Foto: Lieberenz) feiertseine Wiederaufnahme im Zwinger 1.Hier erwartet den Zuschauer eineatemberaubende St<strong>und</strong>e lang: Hölderlinpur. Eingeschlossen in seinenTübinger Turm überblickt der Dichterdas Scheitern seiner Hoffnungen.Ohne Aussicht auf Veränderungbleibt ihm letztlich bloß die Sprache,um seiner Wut, Verzweiflung <strong>und</strong>Trauer Ausdruck zu verleihen. AndreasSeifert ist Hölderlin!> „Zur Blindheit überredete Augen/Hölderlin“,8. <strong>und</strong> 22. <strong>März</strong>, jeweils20 Uhr im Zwinger 1.sw. Bunte Aspekte des Menschlichenbringt das <strong>Heidelberg</strong>er <strong>Theater</strong> aufdie Bühne. Ein Comic-Held rettet dieWeltmacht oder, wie es bei RebekkaKricheldorf heißt: „Sergeant Superpowerrettet Amerika“! Diese Uraufführungwirft einen ironischenBlick auf mehrere Jahrzehnte amerikanischerGeschichte.Die berauschende Bildsprache,die die junge Regisseurin MiriamHorwitz für die Deutsche Erstaufführung„Yukonstyle“ gef<strong>und</strong>en hat,entführt in die klirrende Kälte deskanadischen Winters. Das tragikomischeStück „Samurai“ geht derdurcheinander geratenen Biografieeines Mannes nach, der immer allesrichtig machen wollte. Und letztmaligim <strong>Februar</strong>: „B for Baby“, dasum die Nöte zweier Paare kreist.> „Yukonstyle“,4.<strong>Februar</strong>,9.<strong>und</strong>26.<strong>März</strong>; „Samurai“, 20. <strong>Februar</strong> <strong>und</strong> 18.<strong>März</strong>; „B for Baby“, 5. <strong>Februar</strong>; alleim Zwinger 1. „Sergeant Superpowerrettet Amerika“ am 15.,17.,19.<strong>März</strong> im Alten Saal.Mieder-, Wäsche-, BademodenNeugasse 13 · 69117 <strong>Heidelberg</strong>Telefon 0 62 21 / 2 42 95 · www.maja-dessous.de

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