GrimmHeimat NordHessen
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V O G E L S B E R G � H E S S E N 2 0 0 9<br />
Der waldreiche Vogelsberg liegt rund 60 km<br />
nordöstlich von Frankfurt zwischen Alsfeld,<br />
Fulda, Büdingen und Nidda. Im Norden<br />
schließt sich das Knüllgebirge an, im Osten<br />
die Rhön, im Südosten der Spessart und im<br />
Westen die Wetterau. Für Wanderer und<br />
Radler erweist sich der markante Schildvulkan<br />
als wahres Schatzkästchen. Die<br />
abwechslungsreichen Landschaftsformen<br />
und die wilde Schönheit der Natur sind ein<br />
Genuss für Füße, Augen und Seele. Bei der<br />
Gestaltung der Wege stehen Erlebnisqualität,<br />
Vielfalt und Wandergenuss an erster<br />
Stelle. Vom Deutschen Wanderinstitut zertifi<br />
zierte Extratouren (s. Tourentipps auf<br />
den folgenden Seiten), der Weitwanderweg<br />
Vulkanring Vogelsberg (s. Tipp), die Themenwege<br />
des Westlichen Vogelsbergs und<br />
zahlreiche regionale Wege überziehen die<br />
gesamte Region.<br />
Auf Pilgerpfaden<br />
Der Weitwanderweg Bonifatius-Route, der<br />
sich auf 185 Pilgerkilometern zwischen<br />
den Bischhofsstühlen Mainz und Fulda<br />
erstreckt, quert in seinem Verlauf von den<br />
Hängen des Rheingaus kommend den gesamten<br />
Vogelsberg. Den Spuren des Trauerzuges,<br />
der im Jahr 754 den Leichnam des<br />
heiligen Bonifatius zur letzten Ruhestätte<br />
brachte, folgen heute zahlreiche Pilger<br />
und Wanderer durch die unterschiedlichen<br />
Kulturlandschaften. Viele Bauwerke – von<br />
der Romanik über die Gotik bis zum Barock<br />
– zeugen von der bewegten Geschichte<br />
der Landschaft. Lichte Laubwälder<br />
wechseln sich ab mit weiten Wiesen- und<br />
Ackerfl ächen, sanfte Hügel mit schroffen<br />
Basaltformationen, verschlafene Dörfer<br />
mit quirligen Kleinstädten. Die Motivation<br />
von Wanderern und Pilgern mag noch so<br />
unterschiedlich sein, beide berichten von<br />
der ergreifenden Schönheit der Natur, der<br />
Stille und besinnlichen Momenten am Weg.<br />
Ob mächtige Kirchen aus Sandstein oder<br />
von der Natur geformte Kathedralen, zu<br />
denen sich die Buchenwälder mancherorts<br />
erheben – Landschaftsgenuss und innere<br />
Einkehr liegen oft nah beieinander.<br />
Höhepunkte aus Basalt<br />
Der Sage nach sind streitende Riesen,<br />
die sich mit Felsbrocken und Steinen<br />
bewarfen, die Urheber der zahlreichen<br />
58 W A N D E R M A G A Z I N H E S S E N 2 0 0 9<br />
1<br />
Basaltformationen des Vogelsbergs. Die<br />
wissenschaftliche Erklärung ist weit weniger<br />
mystisch, aber mindestens genauso<br />
spannend. Überall in der Landschaft fi nden<br />
sich Spuren urzeitlicher Lavaströme: große<br />
und kleine Basaltfelsen, Felsenmeere,<br />
Basaltsteinbrüche. Die Blocktriften am<br />
Taufstein, die Felsklippen des Bilstein,<br />
die Bonifatiuskanzel bei Grebenhain oder<br />
die hohe, langgestreckte Steinwand der<br />
Uhuklippen – so unterschiedlich und einzigartig<br />
die Gesteinsvorkommen auch sind,<br />
sie haben doch den gleichen Ursprung.<br />
Vor 14 bis 17 Millionen Jahren spuckte es<br />
immer wieder aus zahlreichen Schloten<br />
und Spalten. Flüssiges Magma ergoss sich<br />
über die Vegetation und es entstanden<br />
übereinander geschichtete Basaltdecken,<br />
die entlang tektonischer Gräben in verschiedene<br />
Richtungen gelenkt wurden und<br />
sich durch Verwitterung, postvulkanische<br />
Störungen und Vegetation im Lauf der Zeit<br />
veränderten und das heutige Gesicht des<br />
Vogelsberges als einzigem Schildvulkan<br />
Deutschlands bestimmen. Allein 80 Geotope<br />
wurden vom Hessischen Landesamt<br />
für Umwelt und Geologie beschrieben,<br />
das sich für deren Schutz einsetzt, denn<br />
gerade dieses geologische Naturerbe prägt<br />
in charakteristischer Weise das Gesicht der<br />
Landschaft im Vogelsberg. Man sagt, die<br />
Vogelsberger wollten die Schönheit ihres<br />
Vulkans für sich behalten, ja nicht weiter<br />
erzählen, wo man so herrlich träumerisch<br />
verweilen kann. Richtig ist, dass es viele<br />
dieser schönen Plätze gibt, weil der Obere<br />
Vogelsberg mit seinen Bergwiesen,<br />
Gebirgsbächen und Wäldern kaum mehr<br />
und nur extensiv bewirtschaftet wird. Für<br />
Wanderer sind das jedoch gute Voraussetzungen,<br />
Naturschauspiele ungestört<br />
genießen zu können.<br />
Waldgefl üster<br />
Bis ins Mittelalter war der Vogelsberg von<br />
dichten Wäldern, hauptsächlich Buchen-<br />
1. Diebstein - mystisch<br />
und sagenumwoben an der<br />
Felsentour Herbstein<br />
(Foto: C. Marx)<br />
2. Ein Teil der Burgruine<br />
auf dem Schlossberg in<br />
Ulrichstein wurde zum<br />
Aussichtsturm ausgebaut<br />
3. Eine dicke Moosschicht<br />
verwandelt das Basaltblockmeer<br />
am Taufstein in<br />
eine grüne „Hölle“<br />
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