Alexander Dorin - Kai Homilius Verlag
Alexander Dorin - Kai Homilius Verlag
Alexander Dorin - Kai Homilius Verlag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Camp gab es noch mehr Grausamkeiten als im vorherigen. Sie<br />
schlugen uns noch mehr, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Es ist<br />
gar nicht möglich, alle aufzuzählen, die dort waren, aber die, die<br />
uns regelmäßig schlugen, waren die „Mudschaheddin“. Sie verfluchten<br />
alles Serbische. Meistens verfluchten sie unsere „Tschetnik-Mutter“.<br />
Ich wusste gar nicht, dass man so viel fluchen und<br />
dass man so viele Dinge finden kann, die man verflucht. Sie<br />
haben die niedrigsten Triebe an uns ausgelebt, uns auf die primitivste<br />
Art misshandelt – Zigaretten an uns ausgedrückt, uns<br />
angespuckt und getreten.<br />
Auch Slavka Matić, deren Zeugenaussage wir vorher aus dem erwähnten<br />
UN-Dokument bereits zitiert haben, darf noch einmal Angaben über<br />
den Überfall auf ihr Dorf und das Massaker an ihrer Familie machen:<br />
Ich war an dem Tag außerhalb unseres Hauses. Als ich zurückkam,<br />
fand ich meine Familie massakriert vor der Türe liegen. Was<br />
soll ich jetzt machen? Alles, wofür ich 25 Jahre lang gearbeitet<br />
habe, haben diese Monster an einem Tag zerstört. Ich möchte,<br />
dass die Verantwortlichen bestraft werden. Sie ermordeten alles<br />
und jeden, den sie in ihre Hände kriegen konnten, egal ob Frau<br />
oder Mann, alt oder jung. Sie töteten auch Kinder. An einem<br />
einzigen Tag haben sie in meinem Dorf 109 Menschen ermordet.<br />
Verübt haben dieses Verbrechen Naser Orićs Truppen. Ich<br />
möchte, dass die Wahrheit über das Leiden unserer Lieben bekannt<br />
wird. Man soll wissen, wie viele von ihnen ermordet wurden<br />
und auf welche Weise.<br />
Erwähnt wird auch Danica Gagić aus dem Dorf Karna, die zu Protokoll<br />
gab, dass ihre schwangere Schwester Ljubica im August 1992 in<br />
moslemischer Gefangenschaft Selbstmord verübte, weil sie die Vergewaltigungen<br />
und anderen Torturen nicht mehr ertragen konnte. Und<br />
Milka Kovacić, Präsidentin der Vereinigung der Mütter von Srebrenica<br />
und Bratunac, brachte die ganze Tragödie folgendermaßen auf den<br />
Punkt:<br />
Bis zum heutigen Tag wurde niemand damit beauftragt, die Verbrechen<br />
aufzuklären, die zwischen 1992 und 1995 in der Region<br />
Srebrenica an unseren Angehörigen begangen worden sind.<br />
Ganze Familien wurden ausgelöscht, und keiner überlebte, um<br />
das Geschehene zu berichten. Orićs Moslems töteten Behinderte,<br />
Mütter und Kinder auf grausamste Weise. Orićs Männer schnitten<br />
die Kehle meines Mannes durch, hinten im Hühnerhof, wo<br />
44