treffpunkt campus - Hochschule Magdeburg-Stendal

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14 treffpunkt campus oktober 2006 Fußball-WM der Menschen mit Behinderung – ein Tagebuch „Anders ist auch normal“ Hup Holland Hup! Die Mannschaft der Niederlande stürmt gegen die australische Abwehrkette. Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 war von ihrer Art zwar einzigartig, aber nicht einmalig. Denn Deutschland war in diesem Jahr auch Gastgeber für die Fußball-WM 2006 der Menschen mit Behinderung, ausgerichtet von der INAS-FID (International Sports Federation for Persons with Intellectual Disability). Vom 26. August bis zum 17. September ging es für 16 Nationalmannschaften in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bayern und Sachsen-Anhalt um den Weltmeister-Titel. Es war die Saudi-Arabische Nationalmannschaft, die sich schließlich den ersten Platz holte. Die Journalistik/Medienmanagement-Studierenden der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) André Plaul, Joanna Jambor, Marco Perschon, Stefanie Milius und Wilko Florstedt waren bei den sechs Vorrundenspielen der Gruppe D (Australien, Niederlande, Polen, Saudi-Arabien) in der Altmark dabei. Im Rahmen eines Praktikums unterstützten sie die begleitende Agentur „pandamedien GmbH & Co. KG“ bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Für treffpunkt campus haben sie ihre Eindrücke und Erlebnisse in einem Tagebuch festgehalten. Tag 1: Mittwoch, 30. August Noch vor den ersten Sonnenstrahlen beginnt die Fahrt nach Arendsee. Für die nächsten zehn Tage wird die Stadt im nördlichsten Zipfel Sachsen-Anhalts unser Zuhause sein. Am Vor- wilko florstedt mittag treffen wir im Integrationsdorf Arendsee (IDA) ein. Das IDA ist eine Art Siedlung mitten in der Natur: gemütlich eingerichtete Häuser mit Terrasse und Vorgarten, dazwischen Plätze zum Treffen und Reden. Die Idee dahinter ist die Begegnung behinderter und nicht behinderter Menschen jeden Alters. Nach kurzer Verschnaufpause dann eine erste Lagebesprechung, bei der wir 13 Studenten des Studiengangs Rehabilitationspsychologie vom Hochschul-Standort Stendal kennen lernen. Sie sind vor Ort, um Organisationsund Betreuungsarbeit beim „2. Internationalen Kinder-, Jugend- und Familien-Sportcamp in Arendsee“, das während der Vorrundenspiele stattfindet, zu leisten. Auch wir werden neben unseren Aufgaben an den Spieltagen dabei mithelfen. Tag 2: Donnerstag, 31.August 8 Uhr, unser erstes Frühstück in Arendsee. Gleich danach werden mit allen Helfern die Aufgaben für den heutigen Tag besprochen. Nachmittags helfen wir beim Spiel- und Sportfest, zu dem das Kinder- und Jugenderholungszentrum (KiEZ) geladen hat. IDA und KiEZ unterstützen sich beim Kinder-, Jugend- und Familien-Sportcamp. Beim Fest organisieren wir ein integratives Fußballmatch für polnische Camp-Gäste und mental behinderte Jugendliche. Für uns eine neue Erfahrung, für die beteiligten Kicker ein großer Spaß. Am Abend dann noch eine kurze Abstimmung mit Annette Lippstreu, Chefin der „pandamedien“. Denn morgen wird es ernst: Die ersten Vorrundenspiele stehen an. Tag 3: Freitag, 1. September Der Wecker klingelt schonungslos um 6 Uhr. Doch die Neugier auf das, was uns heute erwartet, lässt jede Müdigkeit
schnell vergessen. In zwei Teams aufgeteilt fahren wir zu den Spielstätten. Die Partie Saudi-Arabien gegen die Niederlande findet in Salzwedel statt. Polen und Australien treffen in Osterburg aufeinander. In den Stadien angekommen, stehen Aufgaben wie Presseakkreditierung, VIP-Betreuung sowie Fotodokumentation, Spielberichterstattung, das Sammeln von O-Tönen und die Organisation der anschließenden Pressekonferenz an. Außerdem verfassen wir Pressetexte und setzen sie an die einzelnen Medienanstalten Sachsen- Anhalts ab. Im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein ist alles – interessante Zitate und gelungene Fotos sind der Lohn. Bei der INAS-FID Fußball-WM handelt es sich um Spieler mit geistiger und Lernbehinderung. Auf dem Spielfeld zeigen sie hingegen großen Einsatz und Leistungsvermögen. Unser Fazit: absolut sehenswerter, schöner Fußball. Die Top- Stimmung in den Stadien hat es heute bewiesen. Tag 4: Sonnabend, 2. September Höhepunkt auf unserem heutigen Tagesplan: die „WM- Night“. Wie in allen Gastgeber-Bundesländern, findet sie auch in Sachsen-Anhalt statt. Hochrangige Gäste aus Kultur, Wirtschaft und Politik, darunter auch unser Ministerpräsident Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, treffen sich im Kulturhaus Salzwedel zu einer Galaveranstaltung für die Mannschaften der Gruppe D. Statt auf dem Fußballfeld haben die Spieler ihren Auftritt heute auf der Bühne. Tag 5: Sonntag, 3. September Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Heute haben wir endlich Zeit für die Auswertung der Begegnungen vom Freitag. Rund 500 Fotos müssen gesichtet, ausgesondert und bearbeitet werden. Den Nachmittag verbringen wir mit den Camp-Kindern und Jugendlichen, die uns nach nur wenigen Tagen bereits in ihr Herz geschlossen haben. Tag 6: Montag, 4. September Der zweite Spieltag – für Steffi, Marco und André ein „Heimspiel“, denn das Duell Polen gegen Saudi-Arabien findet in Arendsee statt. Joanna und Wilko machen sich auf nach Gardelegen, wo Australien auf die Niederlande trifft. Mittlerweile sind wir eingespielte Teams, die Aufgaben sind uns zunehmend vertraut. Besonderer Spieltags-Höhepunkt: Der Besuch des DFB Vize-Präsidenten Dr. Hans-Georg Moldenhauer, der die Stimmung bei der INAS-FID Fußball-WM 2006 auf den Punkt bringt: „Man ist einfach begeistert.“ Tag 7: Dienstag, 5. September 2006 Das IDA lädt zu einem Festtag und erwartet dazu zusätzlich rund 200 Kinder aus dem KiEZ. Gemeinsam mit den Rehabilitationspsychologie-Studenten, die fast rund um die Uhr engagiert für die Gäste im Camp da sind, sowie der IDA-Bildungsbeauftragten Anke van Meegen stellen wir ein buntes Programm mit Schnitzeljagd, Fußball, Volleyball und weiteren Spielen zusammen. Die Mühe zahlt sich aus: Die Kinder haben sichtlich Spaß und halten uns ordentlich auf Trab. Beim Grillfest mit anschließendem gemütlichem Lagerfeuer können wir dann entspannen. Tag 8: Mittwoch, 6. September Es sind 24 Grad Celsius – ein perfekter Tag für das heutige Fest im KiEZ. Unter dem Motto „Zu Gast bei Freunden“ versuchen wir die Kids mit Sport und Spielen bei Laune zu hal- treffpunkt campus 15 oktober 2006 ten. Und das ist bei circa 400 Kindern unterschiedlichsten Alters nicht immer ganz einfach. Es macht zwar Spaß, kostet aber auch Kraft. Zeit zum Entspannen und Akkus aufladen finden wir abends bei einer Schifffahrt auf dem Arendsee. Mittlerweile ist für uns der Umgang mit Mentalbehinderten nichts Außergewöhnliches mehr. Man trifft sich, unterhält sich über Alltägliches, ohne dass die Behinderung der Leute für uns eine Rolle spielt. Tag 9: Donnerstag, 7.September Der letzte Vorrundenspieltag: Die heutigen Ergebnisse entscheiden über den Einzug in die WM-Hauptrunde. Saudi-Arabien gegen Australien in Stendal, die Niederlande gegen Polen in Klötze – heute wird es noch einmal spannend. Begeisternde Szenen am Stadion „Stendaler Hölzchen“: Als die Mannschaftsbusse anrollen, postiert sich eine Schulklasse am Bus der Australier. Zur Begrüßung singen sie die australische Nationalhymne, was Spieler und Coach gleichermaßen rührt. Trotz ihrer großen Niederlagen in den ersten beiden Spielen – 24:0 gegen Polen und 50:2 gegen die Niederlande – sind die Australier immer mit fairem Kampfgeist dabei und somit zu den absoluten Publikumslieblingen, dem „Weltmeister der Herzen“ geworden. Heute dann die 41:0-Niederlage gegen die Saudi-Arabier – macht insgesamt 115 Tore bei drei Begegnungen. Aber es ist wahrscheinlich so, wie Dr. Moldenhauer es schon sagte: „Es geht bei diesen Spielen nicht um das Ergebnis.“ Abends findet in der Landessportschule in Osterburg eine große Abschiedsfeier für die Mannschaften statt. Polen, Niederländer, Saudi-Arabier und Australier – alle feiern miteinander. Es werden T-Shirts und Mützen getauscht, Autogramme verteilt und alle sind sich einig: Wir sehen uns wieder. Wenn nicht in den Hauptrundenspielen, dann bei der nächsten WM 2010 in Südafrika. Tag 10: Freitag, 8. September Heute ist der große Tag der Verabschiedung. Nach dem Frühstück werden noch schnell ein paar Telefonnummern und E- Mail-Adressen getauscht, bevor sich alle Gäste und Betreuer auf den Weg nach Hause machen. In den vergangenen zehn Tagen konnten wir eine Menge wertvoller Erfahrungen sammeln, nicht nur für unser Studium, sondern auch fürs Leben, ganz nach dem Leitgedanken dieser WM: Jeder Mensch ist anders und „anders ist auch normal“. Freistoß für die australische Mannschaft Die fünf Studierenden vom WM-Team wilko florstedt
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