12.07.2015 Aufrufe

Artikel Prof. Behrbohm - FBI-Berlin.org

Artikel Prof. Behrbohm - FBI-Berlin.org

Artikel Prof. Behrbohm - FBI-Berlin.org

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

I Spezial _ StadtklimaInfrastrukturprojekt BER –Demokratie am Ende?Über Nachhaltigkeit,Vertrauens- und GesundheitsschutzAutor_<strong>Prof</strong>. Dr. Hans <strong>Behrbohm</strong>_Obwohl die Zustimmung zu großen Infrastrukturmaßnahmenin der Bevölkerung vorhanden ist,sind sie zunehmend ein Konfliktgegenstand, weil esan einer vorausschauenden und transparenten Planungfehlt. Ein Beispiel hierfür ist der neue <strong>Berlin</strong>erGroßflughafen BER BBI und seine Flugrouten._1. HintergründeAlle Gutachten zur Standortfindung für den neuen<strong>Berlin</strong>er Flughafen BER BBI kamen zu dem Fazit:Schönefeld ist ungeeignet. Dennoch wurde er letztlichaus politischen Gründen durchgesetzt. Mit einerEntfernung von nur 16 Kilometern außerhalb desStadtzentrums, umgeben von dicht besiedelten Gemeindenund <strong>Berlin</strong>er Stadtbezirken, entspricht derStandort praktisch einem neuen innerstädtischenFlughafen. Das ist gerade für <strong>Berlin</strong> unverständlich,weil ja mit Tempelhof und Tegel bereits jahrzehntelangalle Nachteile innerstädtischer Flughäfen bekanntwaren. 40.000 neue Arbeitsplätze für <strong>Berlin</strong>wurden zur politischen Begründung angeführt. Warumdiese Arbeitsplätze 30 Kilometer weiter draußennicht hätten entstehen können, hat bis heute niemandverstanden. Denn hier im Flächenland Brandenburggab es mit den hinterlassenen Flughäfender Roten Armee, z.B. in Sperenberg und Jüterbog,mehrere ideale Lagen in einsamer, menschenleererUmgebung. Noch heute liegen diese Brachen ungenutzt.Die Landebahnen wurden aus den aktuellenLandkarten getilgt. Der Ausbau von Schönefeld zumGroßflughafen BER ist das größte und teuerste In-01 I


Spezial _ Stadtklima INur diese Reihenfolge der drei Prinzipien sichert einvernünftiges Nutzungskonzept und bewahrt vorGigantomanie und Verirrung. Die Begründung desUrteils zum Nachtflugverbot des Bundesverwaltungsgerichteszeigt, wie verhängnisvoll die verkehrteReihenfolge in diesem Ranking ist. In derBegründung des Urteils ging es fünf Minuten umGesundheit und 35 Minuten um Gewinn._3. Interessenkonfliktfrastrukturprojekt von <strong>Berlin</strong> und im Osten Deutschlands.Die Betreiber haben sich der Vision eines internationalenDrehkreuzes verpflichtet und damit dasGroße und Ganze, den realistischen Blick für dasMachbare an diesem Standort aus den Augen verloren.Dieses Projekt hat seine humane Dimension verloren,ist zu einem ungeliebten Monster geworden,das die Gesundheit von Hunderttausenden bedroht._2. PrinzipienDrei Prinzipien müssen bei solchem Projekt nacheinanderBerücksichtigung finden:1. Die Sicherheit der Passagiere,2. die Gesundheit der betroffenen Bevölkerung und3. die Wirtschaftlichkeit des Flughafens.Abhängige Wissenschaft und Forschung ist inakzeptabel,weil der Geist nicht mehr frei ist. Jeder Promovendmuss in seiner Schrift erklären, dass er einenInteressenkonflikt zwischen Industrie und Wissenschaftbei seinen Studien ausschließt. Gilt dasnicht auch in diesem Falle? Die Doppelfunktion desRegierenden Bürgermeisters in Personalunion mitder des Aufsichtsratsvorsitzenden des BER BBI maganfänglich in dem guten Glauben akzeptabel gewesensein, weil ein neuer Flughafen für <strong>Berlin</strong> als eineArt Synonym für Mobilität, Globalisierung und Zukunftsgeistgalt. Inzwischen richten sich die Interessender Flughafenbetreiber gegen die von Hunderttausendenvon Bürgern in <strong>Berlin</strong> und Brandenburg.Das wird in Menschenketten um den Müggelseemit 26.000 Menschen am 28. August 2011, umdas Kanzleramt am 16. September 2011 mit 8.000Menschen und mit allein ca. 50.000 Demonstrantenauf den Montagsdemonstrationen seit dem 4. Juli2011 nur allein in Friedrichshagen deutlich. Danebenwurde und wird in dutzenden Gemeinden Brandenburgsund Ortsteilen von <strong>Berlin</strong>, z.B. Zeuten,Großbeeren, Wildau, Neuenhagen, Lichtenrade,Steglitz …, dauerhaft demonstriert. Die demokratischeLegitimation der Doppelfunktion eines gewähltenPolitikers als Sachwalter der Interessen derBürger von <strong>Berlin</strong> und eines Wirtschaftsunternehmensmit dem Interesse der Gewinnmaximierungwar aus heutiger Sicht eine Fehlentscheidung. DieBürger sehen sich heute einer absolutistischen Zentralgewaltgegenüber, die die unselige Verschmelzungvon Interessen von Wirtschaft und Politik personifiziert(Abb. 1).Abb. 1Abb. 1_ Menschenkette um denMüggelsee.I02


I Spezial _ StadtklimaAbb. 2_ Bär der Woche. Motto einerjeder Montagsdemonstration inFriedrichshagen ist ein Bär derWoche, der Themen abstrahiert. DerBär zur Entscheidung in Leipzig.… Roma locuta causa finita …_4. NachhaltigkeitDas Prinzip der ökologischen Nachhaltigkeit beschreibtdas gesellschaftliche Ziel, Natur und Umweltfür die nachfolgenden Generationen zu erhalten.Dies umfasst die Bewahrung und Pflege vonArtenvielfalt, Klimaschutz und von Kultur- undLandschaftsräumen in ihrer ursprünglichen Gestalt,generell einen schonenden Umgang mit der natürlichenUmgebung. Die ökonomische Nachhaltigkeitsieht den Schutz wirtschaftlicher Ressourcen vorAusbeutung vor. Die soziale Nachhaltigkeit sicherteinen Weg, in dem die an einem Großprojekt partizipierendenMitglieder einer Gesellschaft, eine zukunftsfähigelebenswerte Alternative für die Gesellschaft,die Stadt oder das Land und letztlich für sichselbst erkennen._5. VertrauensschutzFür den Bürger besteht Rechtssicherheit in erster Linieim Vertrauensschutz. Dieser Verfassungsgrundsatzverlangt keine Unabänderbarkeit der bestehendenRechtsnormen. Der Bürger soll nicht vor jeder„Enttäuschung“ oder „Kursänderung“ bewahrt werden,doch er soll staatliche Maßnahmen, insbesonderebelastende Eingriffe, voraussehen und sichrechtzeitig darauf einrichten können. Grundsätzlichsoll sich der Bürger auch bei seiner persönlichenLebensgestaltung und seinen wirtschaftlichen Dispositionenauf die geltende Rechtsordnung verlassen,auf sie vertrauen können (Kontinuitätsgewährleistung)._6. GesundheitsschutzEr beschreibt eine Analyse krankmachender Einflüssez.B. am Arbeitsplatz und eine langfristigeVermeidung und Abwehr solcher Faktoren auf denMenschen. Das betrifft einerseits die Vermeidungvon Expositionen gegenüber Schadstoffen und dieOptimierung von Lebens- bzw. Arbeitsabläufen. Einwichtiges Prinzip ist das der Prävention. BetrieblicherGesundheitsschutz gehört z.B. zu den Unternehmerpflichtennach dem Arbeitsschutzgesetz.Darin heißt es: … Gefahren sind an der Quelle zu bekämpfen…_7. Gesundheitsförderung… ist eine gesellschaftliche Aufgabe und dient derDetermination von Gesundheit, d.h. sie stellt dieFrage danach: Was hält den Menschen gesund? Zielist eine Veränderung der Arbeits-, Umwelt- undLebensbedingungen sowie des individuellen Verhaltenszur Schaffung der Voraussetzungen für ein gesundesLeben. Erstmals wurde das Konzept der Gesundheitsförderungam 21. November 1986 von derWHO (World Health Organization) in Ottawa entwickelt,sog. Ottawa-Charta, und in weiteren Konferenzenin Adelaide 1988, Sundsvall 1991, Jakarta 1997,Mexiko-City 2000, Bangkok 2005, Nairobi 2009 spezifiziert.Die in diesen Konferenzen bestimmtenGrundsätze gelten heute als akzeptierter Orientierungsrahmenfür die politische Gesundheitsförderung.Wichtige Grundsätze sind dabei das anwaltschaftlicheEintreten der Politik für die Gesundheitder Bevölkerung im Sinne einer Beeinflussung politischer,ökonomischer, sozialer, kultureller, biologischersowie Umwelt- und Verhaltensfaktoren._8. Aktuelle Situation am BERMit dem Ziel, einen Stadtflughafen zu einem internationalenDrehkreuz für den internationalen Luftverkehrauszubauen, haben sich die Flughafenbetreiberdes BER BBI auf ein Spiel eingelassen, das alleder o.g. Prinzipien missachtet und zu einer erheblichenGefährdung von großen Anteilen der Bevölkerungin <strong>Berlin</strong> und Brandenburg führt.Im Einzelnen folgen exemplarische Beispiele (Abb. 2)!Abb. 2_9. NachtflugUm den Flugverkehr nach Asien zu öffnen, sind diesog. Nachtrandzeiten für die großen Maschinen ausz.B. Singapur, Peking u.a. unverzichtbar. Das führtzu besonderer Lärmexposition für Hunderttausendenachts. Nach <strong>Artikel</strong> 2 Absatz 2 des Grundgesetzeshat jeder Mensch das Recht auf gesundheitlicheUnversehrtheit. Nach den aktuellen Studien undErkenntnissen der evidenzbasierten Medizin überdie Auswirkungen von nächtlichem Fluglärm, ins-03 I


Spezial _ Stadtklima Ibesondere auf Kinder und ältere Menschen, ist eineMindestnachtruhe von 22.00 bis 06.00 Uhr medizinischnotwendig.Mit dem Urteilsspruch des Bundesverwaltungsgerichtesin Leipzig am 13. September 2011 wurde dasÜberfliegen von dicht besiedelten Gemeinden undGroßstadt-Stadtlagen in geringen Flughöhen legitimiert.Für die betroffenen Kinder ist das zwangsweisemit Störungen der geistigen und sozialen Entwicklungverbunden, mit der Schwächung kognitiverLeistungen, mit Konzentrationsstörungen undeiner verzögerten geistigen und schulischen Entwicklung.Generell kommt es zu einer Zerstörung der Schlafarchitektur,nicht nur zu einer Verkürzung derSchlafdauer. Neben den sog. Dauerschallpegelnsind besonders beim nächtlichen Fluglärm dieSchallspitzen, d.h. die Maximalschallpegel entscheidend,die zu den einzelnen und wiederholtenAufwachereignissen führen._11a. LärmkartierungenDie gesetzlich v<strong>org</strong>eschriebenen Lärmprognosenund -kartierungen liegen bis heute nicht vor. ZumVerständnis: Mit 122 Tiefflügen wird eine Region inder 15-Kilometer-Zone der Startbahn mit 66–83dB(A) überflogen werden, ohne dass es auch nur einInteresse der Flughafengesellschaft gäbe, die tatsächlichenFluglärmemissionen und -immissionenzu bestimmen. Dabei kommt es durch Reflexionenüber der großen Wasseroberfläche zu Schallverstärkungen,sodass am Nordufer des Sees Schallspitzenvon ca. 100 dB auftreten werden. Diese Besonderheitenwurden bisher nicht bedacht (Abb. 3)._10. FlugroutenNach Angaben der Flughafenbetreiber-Gesellschaftist der unabhängige Parallelbetrieb der Startbahnenunverzichtbar. Der Grund ist die Gewinnmaximierung.Dazu benötige der Flughafen Flugrouten, diediesen Betrieb ermöglichen. Das war seit dem Planfeststellungsverfahrenklar. Erst über zehn Jahre danachwurden von der DFS am 4. Juli 2011 sog. neueFlugrouten präsentiert. Angeblich wurden hierEmpfehlungen der Fluglärmkommisson berücksichtigt.Allerdings ist dieses Gremium unsinnig zusammengesetzt.Gemeinden mit vergleichsweisesehr geringer Einwohnerzahl stimmen mit einerStimme für die Gemeinde und einer weiterenStimme für den Landkreis. <strong>Berlin</strong> sitzt insgesamt miteiner Stimme in dieser Kommission und in neubetroffeneGemeinden gar nicht bzw. in Einzelfällen,z.B. Neuenhagen, erst kürzlich. Diese Kommission istdaher strukturell nicht geeignet, dem eigenen Zielzu genügen, nämlich Routen zu verabschieden, diemöglichst wenige Menschen mit Fluglärm belasten.Zudem sitzen hier Vertreter von Fluglinien am Tisch,die ja völlig andere Interessen haben. Das Prinzip desVertrauensschutzes wurde hier vorsätzlich wiederholtverletzt._11. Beispiel MüggelseerouteAm Beispiel der sog. Alternativroute 25, die denMüggelsee in einer Höhe von 1.150 Meter bei östlichenWinden mittig überfliegen soll, wird dasganze Dilemma der Flugrouten-Planung deutlich.Die Route ist nach Aussage der DFS für den unabhängigenParallelbetrieb notwendig, durchkreuztdabei ein Naturschutzgebiet mit vielfältigen Bedeutungenfür <strong>Berlin</strong>.Abb. 3_11b. Klima- und immisionsökologischerAusgleichsraumDie Region Müggelsee und Stadtforst Bürgerheideist der leistungsstärkste Klimafaktor für <strong>Berlin</strong>. Hierwird Kalt- und Frischluft nicht nur produziert, sondernüber ideale natürliche Leitbahnen, z.B. Spreeund Dahme, über einen Grünkeil bis in das Zentrumvon <strong>Berlin</strong> geleitet (Kaltluftkonvexion). In derBrennkammer einer Flugzeugturbine herrschen um1.150°C. Hinter einem Flugzeug mit vier Turbinenentsteht ein Abgasstrom von ca. 1.000°C. Zuvorwird die Luft angesaugt, vedichtet, verbrannt undausgestoßen. Dabei kommt es durch die Emissionwichtigster Treibhausgase, z.B. von CO 2 , zu einer lo-Abb 3_ Bodenreflexion ist von denSchallabsorptionseigenschaftender Bodenflächen abhängig. GroßeWasserflächen weisen eine hoheSchallreflexion auf. Bei Temperaturinversionoder Mitwindausbreitungwerden die Schallwellen in RichtungWasseroberfläche gebrochen und erneutreflektiert. Durch die Mehrfachreflexionendurch das schallharteWasser kommt es zu Verstärkungender Immissionsrate, z.B. am Norduferdes Müggelsees für einzelneFrequenzen um 15–20 Prozent.Abb. 2–5: Grafik: Andreas MückeI04


I Spezial _ Stadtklimakalen Klimaveränderung mit Erwärmung. Dadurchist mit einer Destabilisierung dieses intakten Ökosystemsfür <strong>Berlin</strong> zu rechnen.Wo soll die regulierende Kalt-/Frischluft für <strong>Berlin</strong>später herkommen? In Anbetracht des fortschreitendenKlimawandels ein hochriskantes und unkalkulierbaresUnterfangen (Abb. 4).Forderung Rechnung, die Feinstaubexposition derBevölkerung durch den Straßenverkehr zu reduzieren.Bei einer Emission in die tiefen „gebremsten“austauscharmen Luftschichten muss von einer erheblichenBelastung der Atemluft der Bevölkerungausgegangen werden. Feinstäube sind mit ca. 300<strong>org</strong>anischen Verbindungen kontaminiert. Sie sindje nach Partikelgröße Auslöser von bronchialenEntzündungen, Krebs und bei kleinsten PartikelgrößenAuslöser von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. DieSchadstoffe Benzol, Ethylbenzol, Mesithylen u.a.haben direkte pathogene und auch kanzerogeneBedeutung (Abb. 5).Abb. 4Abb. 4_ „Grüne Lunge“ von <strong>Berlin</strong>.Aus der Region Müggelsee erfolgt dieDurchlüftung der Innenstadt.Abb. 5_ Die Feinstaubfahneder Alternativroute 25 überdem Naturschutzgebiet._11c. Feinstaub/SchadstoffeDie Rolle von Feinstäuben durch die Emission ausTriebwerken wurde in den letzten Jahren völligunterschätzt. Die Umweltzonen in <strong>Berlin</strong> tragen derAbb. 5_11d. Naturschutz & Flora und FaunaBeim Abbau von Kerosin entstehen u.a. auch Salpeter-und Schwefelsäure, die schwerer sind als Luftund als Regen zu „sauren Einträgen“ der Böden,Pflanzen und der Gewässer führen. Die Intensitätund das Intervall von Pflanzen- und Baumerkrankungenbis zum -sterben lässt sich schwer prognostizieren,muss aber im 15-Kilometer-Radius derFlughafens erwartet werden._11e. TrinkwasserDie Region ist Trinkwasserschutzgebiet von <strong>Berlin</strong>.„Ein Tropfen Öl verseucht eine Million Liter Wasser“…so stand es jahrelang auf Plakaten in Ufernähe.Die meisten der Schadstoffe sind bei sommerlichenTemperaturen wasserlöslich. Eine Veränderungder Trinkwasserqualität ist nicht auszuschließen._11f. NaherholungÜber eine Million Menschen besuchen die Müggelseeregionjährlich. Frische Luft, ein einzigartigesLandschaftspanorama, ein See, der zum Baden einlädt,frische Luft und klares Wasser. Das ist derReichtum der Region. Wer wird im BER-Zeitalternoch kommen, um sich seine Feinstaub-, Fluglärmund Schadstoffration abzuholen? Eine Region imwirtschaftlichen und ökologischen Niedergang(Abb. 6)?_11g. FischfangFischer Andreas Thamm ist der letzte Fischer vomMüggelsee. Seine Aufgabe besteht nicht nur darinFische zu fangen, sondern die Hege ist wichtiger Bestandteilseiner S<strong>org</strong>e um sein Revier Müggelsee. ImWinter sammeln sich die Fische unter der Eisdecke.Ihr Stoffwechsel wird heruntergefahren. Sie verbrauchenviel weniger Energie, finden auch wenigerNahrung. Jetzt brauchen sie Ruhe. Die Verlärmungin zu erwartender Größenordnung wird die Fische05 I


Spezial _ Stadtklima IAbb. 6 Abb. 7 Abb. 8aufschrecken. Sie verlassen ihre Winterlager. Vielekönnen ihren Energiebedarf dann nicht mehr decken(Abb. 7)._11h. Ein besonderes SegelrevierDer Müggelsee, das „<strong>Berlin</strong>er Meer“, ist ein traditionsreichesSegelrevier. Hier stand die Wiege des<strong>Berlin</strong>er Segelsports. Auf der Bootswerft Berkholz &Gärsch wurde der Jollenkreuzer zum 50. Geburtstagvon und für Albert Einstein gebaut. In der Segel-Bibelvon Manfred Curry wird in Bild und Text von großenRegatten auf dem Müggelsee berichtet. Hier hatder legendäre Jochen Schümann im „Opti“ das ersteMal Wasser unterm Kiel gehabt und bei Karl Lehmanndas Segeln erlernt (Abb. 8)._11i. ZugvogelsammelregionIm Herbst sammeln sich Wildgänse, Kormorane undKraniche am Nord- und Südufer des Müggelsees,um ihre lange Reise in den Süden anzutreten. Eineuntrügbare innere Uhr und ein sensibler sensorischerKompass leiten sie dorthin. Unglaublich, welcheGebirge sie dabei überfliegen. 2009 kam es zueiner spektakulären Landung eines Airbus auf demHudson-River, weil Wildgänse ins Triebwerk geratenwaren. Solche Überlegungen sind unter dem Niveauder Flugroutenplaner (Abb. 9)._11j. FriedrichshagenDer Ort ist ein ganz besonderes Gemeinwesen. Hierleben Künstler, Handwerker, Lebenskünstler, Wissenschaftleranders zusammen als in privilegiertenVorstadt-Villengegenden. Friedrichshagen ist wie„Mitte mit V<strong>org</strong>arten“, hatte schon Bruno Wille gesagt.Ein urbaner Ort im Grünen, eine „Stadt vor derStadt“ und doch echt <strong>Berlin</strong>. Auf ihren GründungsvaterFredericus Rex sind die Friedrichshagenerstolz. Unter seinem Denkmal versammeln sie sichseit dem Juli jeden Montag zur „Demo“, um ihren Ortals das zu bewahren, war er eben ist – ein besondersliebenswürdiges Stück <strong>Berlin</strong>. Vielleicht ist es ja derGeist der „alten Friedrichshagener“, die als Dichterkreisum Wilhelm Bölsche, Julius Hart, Bruno Willeu.a. viel für die Kunst, die Theaterentwicklung unddie politische und soziale Entwicklung und Erneuerungvon <strong>Berlin</strong> unternommen haben, der nochheute die vielen Inspirationen liefert im Kampf gegeneine ungewollte Fluglinie.LiteraturH.<strong>Behrbohm</strong> (2011), Gutachterliche Stellungnahmezu den gesundheitlichen Risiken der Alternativroute 25 (Müggelseeroute)H.<strong>Behrbohm</strong> (2011), Flugverkehr & Gesundheit, Gsundheitsschädendurch Fluglärm, Schadstoffe & Feinstaub, Einfluss auf das Stadtklimaund Ökosysteme, face 4/2011, OEMUS MEDIA AG_Kontakt<strong>Prof</strong>. Dr. H. <strong>Behrbohm</strong>www.ku61.deAbb. 6_ Demonstrieren imNaherholungsgebiet.Abb. 7_ Andreas Thamm, der letzteFischer vom Müggelsee.Abb. 8_ Deutsche MeisterschaftFolkeboot 2003 auf dem Müggelsee.Abb. 9_ Zugvögelbeim Sammeln über dem See.Abb. 10_ Friedrichshagen,ein Ort am Ufer.Abb. 11_ Otto Brahm, Gründer der„Freien Bühne“ und GerhardtHauptmann in Friedrichshagenbei einem Spaziergang desDichterkreises.Abb. 12_ Fidus: Friedrichshagen& Jugendstil – zwei Seiten einerMedaille.Abb. 13_ Friedrichshagen wurdeam 29. Mai 1753 von Friedrich demGroßen als Kolonistendorf gegründet.Ende des 19. Jahrhunderts wurde eszur Künsterkolonie. EntscheidendeImpulse gingen von hier nach <strong>Berlin</strong>.Abb. 11Abb. 9 Abb. 10 Abb. 12Abb. 13I06

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!