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Willi Weinert: Dr. Egon Schönhof - Alfred Klahr Gesellschaft

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Beiträge 5<strong>Dr</strong>. <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong>Der Anwalt an der Seite des ProletariatsEin Name bekommt ein GesichtIrgendwie hat das Schicksal den Goldschmiedund Sozialdemokraten SiegfriedMühlstein, der kurz nach derAnnexion Österreichs verhaftet wordenwar, mit dem Rechtsanwalt und Kommunisten<strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong>, der damals, 1938,ebenso verhaftet worden war, im KZDachau zusammengeführt. Beide gingenam gleichen Tag von Dachau auf Transportins KZ Buchenwald, aber ihre Wegesollten sich trennen. Während Mühlsteinzu jenen („Juden“) gehörten, die durchein Visum (er hatte eines für Argentinien)1939 die Möglichkeit erhielten, auszureisen,scheiterte selbiger Versuch bei<strong>Schönhof</strong>. Mühlstein hatte beim Verlassendes KZs nur das, was er bereits beiseiner Ankunft hatte, und das waren dieKleidungsstücke, die er trug. Aber erhatte etwas, was damals für ihn vielleichtnicht so eine Bedeutung hatte und erstlange nach seinem Tod von seiner Tochterin seinem Wert erkannt wurde. Erhatte ein Foto von <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong> beisich, das die Lager-SS in Buchenwaldangefertigt hatte. Ein Unikat, wie sichherausstellen sollte, wurden doch die Fotosdes „Erkennungsdienstes“ des KZBuchenwalds durch einen amerikanischenBombenangriff noch vor Kriegsendeam 24. August 1944 vernichtet. 1Wieso hatte Mühlstein ein Foto von<strong>Schönhof</strong> bei sich, als er das Lager verließ?Aufklärung darüber könnten dieBriefe geben, die von <strong>Schönhof</strong> erhaltengeblieben sind. Doch davon weiter unten.Onkel <strong>Egon</strong>Wenige Wochen, nachdem das NeueÖsterreich als überparteiliche Zeitungdas erste Mal erschienen ist, verfasste<strong>Dr</strong>. Gustav Herzog den Artikel „ÖsterreichsBlutzeugen“ (14.7.1945), der dieerste Seite der Zeitung dominierte. Unteranderen Namen wurde auch der desRechtsanwaltes <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong>s erwähnt,der u.a. Rechtsanwalt der russischenGesandtschaft in Wien war und„in Auschwitz am 19. Oktober 1942 2als ,Körperschwacher‘ ausgesucht undnoch am gleichen Tag mittels Giftspritzegetötet“ worden sei.Viele Jahre später (1961) hat die KPÖaus Anlass des 70. Geburtstags des ParteivorsitzendenJohann Koplenig Erinnerungenaus der Geschichte der KPÖWILLI WEINERTzusammengetragen und in dem Buch„Aus der Vergangenheit der KPÖ“ publiziert.Darunter auch jene von EngelbertBroda über <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong>.Brodas Familie war mit der von<strong>Schönhof</strong> bereits seit den 90er Jahren des19. Jahrhunderts bekannt. Die Beziehungwar eng und <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong>, von Engelbert(und wahrscheinlich auch von seinemBruder Christian, dem Justizministerder Zweiten Republik) als „Onkel<strong>Egon</strong>“ bezeichnet, wurde sein Taufpate. 3Broda erinnerte sich: „<strong>Schönhof</strong> kamaus bürgerlich-intellektueller Familie.Schon sein Vater war ein ,Hof- und Gerichtsadvokat‘im dritten Wiener Gemeindebezirk[Hainburger Str. 27 –W.W.]. <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong> behielt mit demKonservativismus, den er in seinem Privatlebenzeigte, die Tafel mit dieser Aufschriftwährend der Jahrzehnte bei,während deren er selbst den gleichen Berufim gleichen Haus in der Hainburgerstraße[Nr. 27 – W.W.] ausübte.“Sein Vater Friedrich stammte ausMähren und wurde am 31. Juli 1845 imdortigen Dìditz geboren (verstorben am26. Dezember 1922 in Wien). Er promovierte1867 an der Wiener Universität,und führte ab 1875 eine Rechtsanwaltskanzlei(„Hof- und Gerichtsadvocat“, wie<strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong> in seiner „Nationale“ ander Universität Wien ausgefüllt hat). Erwar fünfunddreißig Jahre, als am 9. April1880 sein Sohn <strong>Egon</strong> Oskar in Wien aufdie Welt kam. Dieser absolvierte das AkademischeGymnasium (Wien 1, Beethovenplatz)und begann 1898 sein Jusstudium,das er 1903 beendete. 1900 konvertierteer von der mosaischen zur römischkatholischenReligion. Während seinesStudiums machte er das Einjährigen-Freiwilligenjahrund wurde 1903 Leutnant derReserve. Ein Jahr später promovierte erzum <strong>Dr</strong>. jur., war sechs Jahre in verschiedenenKanzleien Konzipient, bevor er1911 die Kanzlei seines Vaters in derHainburger Straße übernahm. 4Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurdeer als Reserveoffizier eingezogen,avancierte 1914 mit signum laudis zumOberleutnant, wie aus dem Briefwechselhervorgeht, den er nach seiner Verhaftungmit seiner Sekretärin MargaretheHeindl führte, und worin sie ihm berichtete,dass sie einen Fragebogen der„Rechtsanwaltskammer sowie vom Zivillandesgericht“„wahrheitsgemäß“ ausgefülltund seine Zeit als „Frontkämpfer“und seiner Auszeichnung erwähnt hätte.(Brief vom 10. Mai 1938)... verrückt geworden?Im Mai 1915 geriet er in russischeKriegsgefangenschaft, war in einigen Lagern,zuletzt im Lager Kansk-Jeniseiski(Sibirien). Er erlebte die Oktoberrevolutionin Russland und kehrte, wie viele andereösterreichische Soldaten, als Kommunistnach Österreich zurück, um hierin der im November 1918 gegründetenKPÖ aktiv zu werden. Auch Johann Kopleniggehörte zu jenen Soldaten, dievon der Oktoberrevolution ergriffen wurden– er sollte wenig später als Parteivorsitzenderdie Konsolidierung der vonFraktionskämpfen gebeutelten KPÖ einleiten.Und als die österreichische KlassenjustizKoplenig nach seiner Rede amWiener Zentralfriedhof für die von derExekutive erschossenen Opfer des 27. Juli1927 verhaftete und anklagte, war es<strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong>, der ihn verteidigte.<strong>Schönhof</strong> zog als „liberaler Intellektueller“(Broda, 38) in den Krieg undkehrte als Genosse zurück. Seine altenFreunde trauten ihren Ohren nicht, alssie davon erfuhren und „verbreiteten ...die Version, er sei durch die in Sibirienerlittenen Schicksale verrückt geworden;er würde früher oder später gewisswieder vernünftig werden“. (Broda, 38)<strong>Schönhof</strong> nahm nach seiner Rückkehrim Jahr 1920 wieder seine Tätigkeit alsAnwalt auf und wurde zum „Anwaltder KPÖ“, der nicht nur die immer wiederangeklagten Funktionäre, sondernauch einfache Arbeiter mit seinen juristischenund rhetorischen Fähigkeitenvor Gericht verteidigte.Es war ein logischer Schritt für denRechtsanwalt, dass er in der Roten Hilfeaktiv wurde, jener Hilfsorganisation, dieauf Initiative der Kommunistischen Internationaledurch Beschluss desIV. Weltkongresses 1923 ins Leben gerufenwurde. In vielen Ländern gab esschon proletarische Hilfsorganisationen,so auch in Österreich das Ende 1919 aufAnregung der KPÖ geschaffene RevolutionäreRote Kreuz 5 , deren Aufgabe eswar, den Opfern und Angehörigen der1/07


6 BeiträgeOpfer des Weißen Terrors zu helfen. DieRote Hilfe in Österreich unterstützte aufvielfältigste Weise die zahlreichen Proletarier,die aus den Ländern des Faschismusnach Österreich gekommenwaren, aber natürlich auch die Opfer inÖsterreich selbst. Wie z.B. jene des Juli1927 oder die der Februarkämpfe 1934.Da sich die Rote Hilfe in der Ersten Republikbemühte, das Asylrecht für dievor dem Terror in den verschiedenenStaaten des Balkans nach Österreich Geflüchtetendurchzusetzen, d.h. ihre Abschiebungzu verhindern, waren dieFähigkeiten von versierten Rechtsanwältengefragt. <strong>Schönhof</strong> war einer vonihnen. Dazu führte er in seinem Referatzum Thema „Kampf um das Asylrecht“auf der Zweiten Reichskonferenz derRoten Hilfe aus: „Wir müssen die breitestenKreise der Proletarier mobilisieren,wir müssen sie aufklären, dass dieDurchbrechung des Asylrechts parallelzu den Angriffen der Bourgeoisie aufdie Arbeiterschaft geht.“ 61924 verteidigte Genosse <strong>Schönhof</strong> diebeiden kommunistischen HeeresangehörigenGuido Zamis und Gottlieb Fiala. 7 IhrProzess wurde 1925 in der Broschüre„Soldatenschinderei in der Republik. AntimilitaristischePropaganda vor demKlassengericht“ (Mai 1924) veröffentlicht.In der Broschüre findet sich aucheine derbe Strichzeichnung vom Profil<strong>Schönhof</strong>s, die bis zum jetzigen Auftauchenseines Fotos das einzig bekanntePortrait von ihm war.Ein Jahr später gab das Zentralkomiteeder Roten Hilfe eine fünfundfünfzig Seitenstarke Organisationsbroschüre heraus.Im Anhang schrieb <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong>den Artikel „Wie verhält sich ein Proletariervor Gericht“. Es war dies ein Leitfadenmit Verhaltensmaßregeln für dasVerhalten nach einer Verhaftung, beiVerhören und vor Gericht.Juli 1927Nach der opferreichen Demonstrationvon Wiener Arbeitern vor dem Justizpalast,bei der 80 Demonstranten von derPolizei getötet worden sind, versuchteder Polizeiminister Johann Schober in einemWeißbuch den Opfern die Schuld amVorgehen (und den auch bei der Exekutivezu verzeichnenden Opfern) und demAusgang der Zusammenstöße zu geben.Dem trat man seitens der Roten Hilfe mitder umfangreichen Broschüre unter demTitel Rotbuch entgegen, an der auch<strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong> mitgearbeitet hat. 8Am 15. Juli 1927, nachdem die Justizdie Mörder von Schattendorf freigespro-1/07chen hatte, entlud sich der aufgestauteZorn der Arbeiter. Aus einigen WienerBetrieben zogen sie in einem Demonstrationszugüber die Ringstraße zum Justizpalast,dem Symbol der Klassenjustiz.Die KPÖ verteilte nach dem Massakeram Schmerlingplatz ein Flugblatt,das zu weiteren Demonstrationen aufriefund in dem die „Entwaffnung und Auflösungaller faschistischer Organisationen“verlangt wurde. „Weg mit Vaugoin, wegmit Schober! Kommunalisierung der Polizei!Beseitigung der Faschistenzentraleauf der Universität!“ hieß es da, und weiter:„Die faschistisch durchseuchte Polizeihat heute Arbeiterblut auf den StrassenWiens vergossen! Die Arbeitermördersind straffrei! Jetzt seid ihr auf derStrasse! Wenn ihr siegen wollt, muss derStreik weitergeführt und erweitert werdenbis zur restlosen Erfüllung der lebenswichtigenArbeiterforderungen!“Bei der Verabschiedung der Opfer amWiener Zentralfriedhof konnte auch Koplenigeine Rede halten, wurde aber sofortnach der Rede verhaftet und saß siebzigTage in Untersuchungshaft. Koplenigwurde angeklagt und von <strong>Schönhof</strong> verteidigt.Bei dem 1928 durchgeführtenProzess nutzte Koplenig in seiner Rededie Möglichkeit, auf das Verhalten der Justiznicht nur ihm, sondern auch anderenArbeitern gegenüber hinzuweisen. „AufGrund von unstichhältigen Verdachtsmomentenverhaftet wurden, wochenlang inUntersuchungshaft waren und bei denenes sich dann herausstellte, dass die Verdachtsmomenteunbegründet waren.“ 9Als Koplenig dann in seinen Ausführungensagte, dass die Rede einesAbgeordneten „eine offizielle Lüge“war, wurde er vom Vorsitzenden ermahnt,künftighin das Wort Lüge nichtzu gebrauchen, sondern Unrichtigkeitoder Unwahrheit zu sagen. Hier schaltetesich <strong>Schönhof</strong> ein und sagte, zu Kopleniggewandt: „Auch ich möchte Ihnendas als Ihr Verteidiger raten. Siewissen, ein österreichischer Funktionärlügt nicht.“ Auf das hin ertönte Lachenim Zuschauerraum. 10Die Anklage gegen Koplenig wegen„versuchter Verleitung zum Aufstand“durch seine Rede am Zentralfriedhof, undwegen „Störung der öffentlichen Ruhe“wegen des Flugblattes führte nicht, wievom Staatsanwalt von den Geschworenenverlangt, zu einem Schuldspruch, sondernzu einem Freispruch. Koplenigs Redehatte diese mehr überzeugt als diekonstruierte Anklage des Staatsanwaltes.„Vor Gericht kamen <strong>Schönhof</strong> seine umfassendeGesetzeskenntnis sowie seineKlarheit des Verstandes und der Formulierungin höchstem Maße zustatten.Nicht selten gestanden Richter undStaatsanwälte, selbst wenn sie gegen ihnvoreingenommen waren, dass sie ganz imBanne der Argumentation des hoch gewachsenenschlanken Mannes mit demscharf profilierten Antlitz standen.“ 11Bei den Nationalratswahlen 1927 und1930 war <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong> Kandidat fürdie KPÖ.<strong>Schönhof</strong> als Funktionär<strong>Schönhof</strong> war aber für die KPÖ nichtnur als Rechtsanwalt tätig, sondern zähltezu jenen Intellektuellen, die im Bereichder marxistischen Schulung tätig waren.Anfang 1932 begannen unter der Leitungvon <strong>Dr</strong>. Arnold Reisberg 12 die sogenannten MASCH-Kurse, die an diegleichnamigen Kurse der KPD inDeutschland angelehnt waren. In dieserMarxistischen Arbeiterschule solltenden Kommunisten und Kommunistinnendie politischen und ökonomischenGrundbegriffe des Marxismus-Leninismusnahe gebracht werden. Zu denKursen gab es entsprechendes Schulungsmaterial,das von den MASCH-Kursen der KPD übernommen wurde.Dem Vorstand des Vereins gehörteauch <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong> an. Als 1933 inder Roten Fahne zehn Kurse (Dauerzehn Wochen á zwei Stunden) angekündigtwurden, gehörten zu denVortragenden neben Friedl Fürnbergund dem Sozialdemokraten <strong>Dr</strong>. SigismundPeller auch <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong>. DasSchulungslokal befand sich in Wien 1,Fleischmarkt 18/Stg. 1/17. Hier hielt imJänner 1933 auch <strong>Schönhof</strong> ein Referatüber den Faschismus. Die Behörde lösteden Verein – ein knappes halbesJahr nach dem Verbot der KPÖ im Mai– im Oktober 1933 auf. Die wahrscheinlichvon <strong>Schönhof</strong> formulierteund eingebrachte Beschwerde dagegenwurde am 1. März 1935 vom Verfassungsgerichtshofabgelehnt.An ein Treffen mit <strong>Schönhof</strong> als Referenterinnerte sich auch Max Stern. 13Anfang der 1930er Jahre war er amWeg zu einer damals jährlich abgehaltenenLLL-Feier (in Erinnerung an die ermordetenRosa Luxemburg, Karl Liebknechtund den 1924 verstorbenen W.I.Lenin) in Wien–Hernals. Friedrich Hexmannsollte eine Rede halten, aber wegender Gefahr einer Verhaftung tratman an Stern heran, statt ihm die Redezu halten. „Zum Glück sprach als ersterGenosse <strong>Dr</strong>. <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong> für denBund der Freunde der Sowjetunion.“ 14


Beiträge 7Wie viele andere, die mit den Februarkämpfennicht unmittelbar etwas zu tunhatten, wurde <strong>Schönhof</strong> „vorbeugend“ verhaftet.In einer erhalten gebliebenen Haftlisteist unter der Rubrik „Besondere Umstände“festgehalten: „Kommunist,Rechtsanwalt“. 15 Man verbrachte ihn insAnhaltelager Wöllersdorf und hielt ihndort für zwei Jahre fest. 16 Danach stand erunter Polizeikontrolle, musste sich regelmäßigbei dieser melden und vor demHaus in der Hainburgerstraße stand ein Polizist„der – wie <strong>Schönhof</strong> scherzend bemerkte– gleichzeitig auf ihn und den ebenfallsin der Hainburger Straße wohnhaftenBundespräsidenten Miklas aufpasste“. 17In GefangenschaftWenige Stunden, nachdem die Nazis inWien einmarschiert waren, begannen dieVerhaftungswellen gegen ihre politischenGegner. Bereits am 12. März verhafteteman <strong>Egon</strong> Schönfeld. Zuerst saß er imGefängnis an der Rossauerlände 7–9(Elisabethpromenade), in dem die Gestapodie Verhafteten solange festhielt, wiesie sie für die Verhöre benötigte. Danachkamen sie (quasi offiziell) in die Untersuchungshaftins Wiener Landesgericht.Aus den ersten Jahren seiner Gefangenschafthat sich eine Korrespondenz zwischenihm und seiner KanzleisekretärinMargarethe Heindl erhalten, die bis März1939 reicht. Erhalten blieben auch seineSchreiben aus den Haftanstalten und dieDurchschläge ihrer Briefe an ihn. Gekennzeichnetsind diese Schreiben vomVerantwortungsbewusstsein <strong>Schönhof</strong>sin Bezug auf die anhängigen Fälle seinerKanzlei. Er unterweist seine Sekretärin,was sie in den jeweiligen Anlassfällen zumachen hat, welche Zahlungen sie leistenund welche sie einfordern muss. Nur wenigeAspekte haben privaten Charakter,betreffen die Tatsache seiner Verhaftungund daraus resultierende Wünsche.Ein Monat nach seiner Verhaftungschreibt er Heindl eine Karte, dass ersich nun im LG I befindet. Sie hat ihmkurz davor beruhigend mitgeteilt, dasssie sich bemühe „die Kanzleiangelegenheitenin Ordnung zu halten“. (9.4.1938)Im Mai informiert sie ihn, dass Intourist18 unter „kommissarischer Leitung“stehe. (10.5.1938)Seine Kanzlei hatte in dieser Zeit bereitseinen Substitut, der die Angelegenheitender Kanzlei weiterführte. Es wardies <strong>Dr</strong>. Hans Herda (Wien 3, ErdbergerStr. 48; Herda war i.d.F. in Hochverratsprozessenals ex offo-Verteidiger tätig.).<strong>Schönhof</strong> wollte natürlich mit diesemSubstitut – nicht zuletzt wegen seiner eigenenInhaftierung – in persönlichenKontakt treten, doch wie aus dem Briefvon Heindl hervorgeht, lag dem nichtsdaran. Als sie wegen <strong>Schönhof</strong>s Wunschan ihn herangetreten war, sagte er ihr,dass er sich bei der Gestapo wegen so einerGesprächserlaubnis genauso anstellenmüsse, wie die anderen Leute auch,„und dazu fehle ihm die Zeit“, musste sieernüchtert <strong>Schönhof</strong> mitteilen.(19.5.1938) Heindl ist seine erste Kontaktperson,die ihm auch Geld ins Gefängnisüberweist und sich offensichtlichSorgen um ihn macht. Er schreibt ihrnoch aus dem LG I: „Um meine Gesundheitbraucht sich niemand zu sorgen, ichkomme täglich in die Luft, schlafe leidlich,habe <strong>Gesellschaft</strong>. Das Geld braucheich hauptsächlich für Butter, Schokolade,Klopapier u. dgl.“ (22.5.1938)Ende Mai versuchte sie selbst bei derGestapo eine Sprecherlaubnis zu bekommen,scheiterte aber, wie sie ihmschrieb. (31.5.1938)KZ Dachau, KZ BuchenwaldAm 17. Juni kam <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong> imKZ Dachau an, wo er im Block 20, Stube4 untergebracht war. „Bin Freitaghier gut angekommen, bin gesund undwohlauf.“ (19.6.1938) 19Auch von Dachau enthält die KorrespondenzKanzleiangelegenheiten, dieauch ihren Urlaub betreffen. Ob es sichum seinen Optimismus oder um seinBemühen handelt, den Zustand nicht zudramatisieren, kann bei der Behandlungder „Urlaubsfrage“ nicht gesagt werden.„Mein Vorschlag bezüglich IhresUrlaubs ist dadurch begleitet, dass jespäter Sie ihn nehmen, desto eher ichbis dahin vielleicht doch zurück seinwerde.“ (31.7.1938)In dieser Zeit schreibt sie ihm bereits,dass mit einer Kündigung seiner Kanzleiräumezu rechnen ist und fragt ihn,was sie dann machen solle. „Es ist nichtausgeschlossen, dass alle vier Parteienim Haus demnächst die Kündigung bekommen.Für diesen Fall bitte ich Sie,mir zu schreiben, was ich mit den Möbelnmachen soll. Wäsche, Kleider, Bettzeugund Bücher würde ich verpacken,hoffentlich nimmt es der Spediteur, allehaben ihre Lagerräume überfüllt ... Auchdie Bilder werde ich verpacken. Akteweiß ich nicht, was ich machen soll, damüsste sich <strong>Dr</strong>. H. den Kopf zerbrechen.Die laufenden Akte müsste er auf alleFälle zu sich nehmen, was aber soll mitden alten geschehen? ... Bitte schreibenSie mir, wie ich am besten die Sache mitder Wohnung, d.h. Kanzlei regeln soll,<strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong>, aufgenommen vomErkennungsdienst des KZ Buchenwald,17. Juni 1939ich wäre sehr froh. Für die Möbel wirdman nicht viel kriegen, weil sehr großesAngebot vorhanden ist.“ (19.8.1938)Am 22. September 1938 kam <strong>Schönhof</strong>ins KZ Buchenwald und bekam dieHäftlingsnummer 8814. Sofort teilte erseiner Sekretärin mit, dass er ihr nurmehr zwei Briefe pro Monat schreibenkönne. (16.10.1938) Am Jahresende teiltedie Kommandantur des KZ BuchenwaldFrau Heindl mit: „Der Schutzhäftling<strong>Schönhof</strong> hat gegen die bestehendeLagerordnung verstoßen und istbis auf weiteres mit Postsperre zu bestraftworden.“ (30.12.1938)Mitte Jänner 1939 kann er wieder Briefeschreiben und schreibt seiner Sekretärin,was sie betreffend der Räumungseiner Wohnung machen soll.(14.1.1939) Im nächsten Brief bestätigter den Erhalt einer Geldsendung undschreibt: „Übrigens habe ich jetzt so vielGeld, dass weitere Sendungen durch dreiMonate überflüssig sind.“ (5.2.1939)Anfang 1939 erfolgte die Kündigungseiner Kanzleiräumlichkeiten und derVerkauf seiner Möbel. Seiner Sekretärinschreibt er diesbezüglich: „Soweit meineWohnungseinrichtung noch vorhandenund nicht wertlos ist, möchte ich doch bitten,sie wenn möglich in Aufbewahrungzu geben.“ (5.2.1939) Aber dieser1/07


8 BeiträgeDas bislang einzige bekannte Portraitvon <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong>.Wunsch kam nicht mehr zum Tragen. DerRechtsanwalt <strong>Dr</strong>. Albrecht Alberti (Wien1, Opernring 5) bestätigt wenig später dieBelege über den Verkauf, dessen Erlös143.– RM betragen hat. (17.2.1939)Bemühungen um ein VisumIn dieser Zeit liefen aber bereitsBemühungen, ein Visum für eine Ausreiseins Ausland zu erhalten. Zwar istin der Korrespondenz kein Brief enthalten,der unmittelbar die Einleitung derAngelegenheit betrifft, die <strong>Schönhof</strong> indie Hände seiner Sekretärin gelegt hat,aber es sind Briefe von ihm erhalten,die darauf Bezug nehmen.Mitte Oktober 1938 teilt sie ihm nachBuchenwald mit: „Aus London sindzwei Einladungen vorhanden, hoffentlichwerden Sie diese benützen können.Da ich nicht weiß, ob Sie direkt vondort verreisen können, wäre es mir sehrwünschenswert, wenn Sie mir schreiben,was alles Sie mitzunehmen wünschen.“(13.10.1938) Im nächsten Briefheißt es: „Über die Einreisebewilligungkann ich Ihnen nichts Konkreteres mitteilenals dass sie bald eintreffen wird.Wegen des Passes ist bereits eingereichtworden, doch fehlt auch hier noch eineErledigung.“ (1.11.1938)Da sich offensichtlich lange nichts inder Frage der Ausreisemöglichkeit getanhat (und er auch wegen der Postsperreüber ihn, keine Information erhaltenhat), schreibt er an Heindl: „Ich bitte umMitteilung, ob die angekündigte Einreisebewilligunginzwischen aus Englandeingetroffen ist, sowie, was sonst nochan den zur Ausreise nötigen Papierennoch zu beschaffen werden konnte undwarum nicht.“ (5.2.1939)1/07Der wahrscheinlich letzte (aber undatierte)Brief von ihm an Heindl enthältdie Bitte „um umgehende Mitteilung desgenauen Datums des Abgang des Schiffes,des Einschiffungs- und Ankunftshafens“.Ihr letzter erhaltener Brief an ihndatiert mit 8. März 1939 und darin teiltsie ihm mit, dass sie in einem Industrieunternehmenuntergekommen ist.Am 14. Februar 1939 konnte Mühlsteindas KZ Buchenwald verlassen, weiler im Besitz eines Visums war. Es istdurchaus möglich, dass ihm <strong>Schönhof</strong>das Foto des Lager-Erkennungsdienstesmit der Absicht mitgegeben hat, vielleichtzusätzlich zu den laufendenBemühungen für ein Visum aktiv zuwerden. Aber darüber kann ebenso nurspekuliert werden, wie zur Frage, wie<strong>Schönhof</strong> an sein Foto (und dabei handeltees sich um ein auf der Rückseitegestempeltes und vom Lagerleiter unterzeichnetesOriginal) gekommen ist.Mit diesen Hinweisen auf seinen vergeblichenVersuch, die zum Schlussschon sehr konkret geklungen haben undeine schon gesicherte Ausreise vermutenlassen, endet die Rekonstruktion des Lebensvon <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong>. Die Gründedes Scheiterns sind mit den vorhandenenDokumenten nicht zu benennen. Aus denBriefen von und an seine Sekretärin gehthervor, dass er noch eine Schwester hatte20 – sie lässt er im Brief vom 5. Februar1939 durch Heindl Grüße senden. Auchmit deren Sohn, seinem Neffen scheint erKontakt während seiner Haft gehabt zuhaben. Über Heindl lässt er sich bei seinem„Neffen Heinz“ für dessen Brief bedanken.(29.5.1938)<strong>Schönhof</strong> war nach diesen letzten vorhandenenBriefen noch dreieinhalb Jahreim KZ Buchenwald, bis er ins KZ Auschwitzzur Vernichtung überstellt wurde. Indiesen Jahren hat er, wie Broda schrieb,nie den Mut verloren. Und wie Mithäftlingenach 1945 mitteilten, war er, der bereitssein sechzigstes Lebensjahr erreichthatte, es, der „Mitgefangenen sogar inden schwersten Tagen durch seine Worteaufrichtete“. 21 Auch wenn versucht wurde,ihn zeitweise von den schwersten Arbeiten,wie Steine schleppen, fernzuhalten,hatte ihm die Lagerhaft schwer zugesetzt.Vierzehn Tage nach seiner Ankunftim KZ Auschwitz wurde <strong>Schönhof</strong> getötet;mit einer Benzininjektion, wie Brodaschrieb, als „Körperschwacher“, wie1945 in der Presse zu lesen war. (NeuesÖsterreich, 14.7.1945)Ich möchte den Artikel über Genossen<strong>Dr</strong>. <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong> 22 mit der Beschreibungvon Engelbert Broda beenden, der nichtnur die längste, sondern auch die persönlichsteErinnerung an ihn verfasst hat.„Im persönlichen Umgang war<strong>Schönhof</strong> ein liebenswürdiger, gütigerund besonders humorvoller Mensch. Erliebte die Kunst, die Natur und die einfachenFreuden des Lebens. Als jungerMann war er ein ausgezeichneter Alpinistund Skiläufer und es gab wenigeGebiete der Alpen, die er nicht bis indie Einzelheiten kannte. Auch außeralpineGebirge (Skandinavien) besuchteer. Noch in späteren Jahren unternahmer ausgedehnte Bergwanderungen undes war eine große Freude, an einer solchenWanderung teilnehmen zu dürfen.<strong>Schönhof</strong>s Zukunftsplan trug den Stempelseiner Bescheidenheit. Er träumte davon,sich zur Ruhe setzen zu können, umin ländlicher Umgebung philosophischenStudien zu leben. Er plante die Niederschrifteines philosophischen Werkes, indem er seine materialistische Weltanschauungdarlegen wollte. Wer <strong>Schönhof</strong>als kristallklaren Vortragenden kannte,wird das Bedauern teilen, dass es zu dieserNiederschrift nicht gekommen ist.Nicht nur war <strong>Schönhof</strong> ein Versammlungsredner,der durch seine sachlicheKlarheit fesselte, sondern er war auch eingeistesgegenwärtiger Debattenredner erstenRanges. Unvergesslich sind seinescharfen Auseinandersetzungen mit MaxAdler, der den Marxismus, wie es damalsnoch üblich war, für die Sozialdemokratiein Anspruch nahm. <strong>Schönhof</strong>stand mit dem sympathischen Adler persönlichauf gutem Fuß. Aber die Unwahrhaftigkeitund der Opportunismusder Sozialdemokratie, die z.B. dieschwarzgelbe Kriegführung unterstützthatte, später aber behauptete, für das Unglückdes Krieges keine Verantwortungzu tragen, waren ihm verhasst. Er wurdenicht müde, nachzuweisen, wie die Sozialdemokratiein jeder historischenHauptfrage den Kapitalismus deckte undunterstützte. In anderen Veranstaltungensetzte sich <strong>Schönhof</strong> in überzeugendenAusführungen mit den Tolstoianern undabsoluten Pazifisten auseinander.Was immer der Gegenstand der Diskussionwar – stets war der Kernpunkt dieWahrheitsliebe <strong>Schönhof</strong>s. Nie gab er sichmit noch so schönen Worten zufrieden,sondern er forderte unbedingte Klarheitüber die wahren Verhältnisse. Ungeduldigwar er mit Menschen, deren Worte und Tateneinander nicht entsprachen. Abneigunggegen Kriecherei, Polizeimethoden undBürokratie, gegen Überheblichkeit und nationalenHochmut, gegen Autoritätsglaubenund Selbstzufriedenheit erfüllte ihn.“ 23


Beiträge 9Anmerkungen:Die Kopien des Briefwechsels zwischen <strong>Egon</strong><strong>Schönhof</strong> und seiner Sekretärin MargaretheHeindl liegen im Dokumentationsarchiv des österreichischenWiderstandes (DÖW, Nr. 22.584)1/ Curt Ponger, wie <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong> Kommunist,der ebenfalls im KZ Buchenwald saß, gehörtezu jenen, die ein Visum für ein anderes Landhatten und aus dem KZ entlassen wurden. Esist bekannt, dass Ponger von England nach denUSA auswanderte und Offizier bei den US-Streitkräften wurde. Von ihm bekamen sie dieLagepläne von Buchenwald. Ponger kam mitden US-Streitkräften nach Österreich undgehörte zu jenem Stab, der nach Dokumentenfür die Anklage der Nazikriegsverbrecher inNürnberg suchte und zum Stab der Verhörspezialistengehörte.Ponger wurde (gemeinsam mit Otto Verber) imJänner 1953 in der US-Zone in Wien gekidnappt,illegal in die USA entführt, dort der Spionagefür die Sowjetunion angeklagt und zu 15Jahren Haft verurteilt. Erst 1962, nach zehnJahren Haft in den berüchtigsten US-Gefängnissen,konnte er nach Wien zurückkehren.2/ Lt. Totenbuch des KZ Auschwitz verstarb<strong>Schönhof</strong> am 5. November 1942.3/ Engelbert Broda, der ältere der beiden Brüder,war Jahrgang 1910.4/ <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong> begann mit dem Jus-Studiuman der Universität Wien im Wintersemester1898/98. Von Ende Juli 1903 bis März 1904 legte<strong>Schönhof</strong> die drei für das Doktorat notwendigenRigorosen ab und wurde am 21. Juli 1904zum <strong>Dr</strong>. jur. promoviert.5/ siehe dazu: Erwin Zucker-Schilling, Hochklang das Lied der Solidarität, in: Weg und Ziel,4/1973, S. 160ff.6/ ebda. S. 161.7/ Guido Zamis (20.11.1899 Dalmatien –17.4.1985 Berlin); war bei der Roten Gardeund machte die so genannte Soldatenarbeit.Zamis war journalistisch tätig, arbeitete 1929als Wiener Korrespondent der Inprekorr undwar bei der Roten Fahne angestellt; ging nach1934 nach Zürich, wo er für die Basler Rundschautätig war, dann nach Paris, wo er in derTelegrafenagentur Agence France-Monde arbeitete.Ab Ende 1942 machte er „Soldatenarbeit“innerhalb der Widerstandsorganisation inMontpellier, wo er als Dolmetsch im Quartieramtder Deutschen Wehrmacht Arbeit gefundenhatte. Im März 1950 wurde er aus Frankreichausgewiesen und ging in die DDR. 1987schrieb er ein Buch über Antonio Gramsci „Gedankenzur Kultur“.Gottlieb Fiala (14.10.1891 Trebitsch –28.12.1970 Wien). Lernte Schuhmacher, war ab1914 Soldat an der Ostfront. Geriet 1915 imRaum Tula in russische Kriegsgefangenschaft,wo er unter österreichischen und deutschen Gefangenenpolitisch arbeitete. Er kam im Jänner1919 nach Österreich zurück, wo er sich amAufbau der KPÖ beteiligte. Er gehörte dem Parteivorstandan, war Teilnehmer an mehrerenKongressen der Kommunistischen Internationale(KI) und Vertreter der KPÖ im Exekutivkomiteeder KI. 1945 war er mit Johann Böhm undLeopold Kunschak Gründer des ÖsterreichischenGewerkschaftsbundes und bis 1950 dessenVizepräsident. Im Zuge der politischen Verfolgungvon KommunistInnen nach den Oktoberstreikswurde auch er aus dem ÖGB ausgeschlossen.1951war er der Kandidat der KPÖbei der Bundespräsidentenwahl.8/ Zucker-Schilling, a.a.O., S. 162.9/ Johann Koplenig, Reden und Aufsätze, Wien1951, S. 27.10/ ebda.11/ Engelbert Broda, <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong>, in: Ausder Vergangenheit der KPÖ, Wien 1951, S. 38f.12/ Arnold Reisberg (17.2.1904 Borislaw –20.7.1980 Berlin). Kam mit seiner Familie vordem Ersten Weltkrieg nach Wien und studierteab 1924 an der Uni Wien Geschichte, wo er1928 promovierte. Ab1924 war er Mitglied derKPÖ, Leiter der Propagandaabteilung und Redakteurder ersten theoretischen Zeitung derKPÖ Der Kommunist. Im November 1934 wurdeer nach seiner Verhaftung mit der Auflage freigelassen,Österreich zu verlassen. Ab 1935 warer Dozent an der Lenin-Schule in Moskau. Anfang1937 wurde ihm „Abweichung“ vorgehalten,er wird am 11. März 1937 aus d. ILS entlassen;kurz danach Parteiausschluss; am 22. April1937 verhaftet und wegen antisowjetischer Propagandazu fünf Jahren Lager verurteilt. 1946 inKolyma, dann erneut bis 1954 verbannt. Österreichverweigert Reisberg das Visum, woraufdieser in die DDR geht und am Institut für Marxismus-Leninismustätig ist. Reisberg schreibtzahlreiche Bücher, darunter ein zweibändigesWerk über Lenin („Dokumente seines Lebens“).13/ Max Stern gehörte zur Generation vonFriedl Fürnberg und war ebenso zuerst imKJVÖ aktiv.14/ Max Stern, Geschichte wird gemacht. VomLehrlingsstreik 1919 zum Freiheitsbataillon1945, Wien 1988, S. 53 (Biografische Texte zurGeschichte der österreichischen Arbeiterbewegung,Bd. 2). Stern lebte von 1903 bis 1980.15/ DÖW, Nr. 5924.16/ Eine andere Angabe spricht davon, dass erdort bis Ende 1934 war; vgl. ÖsterreichischesBiografisches Lexikon: „<strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong>“.17/ Broda, a.a.O. S. 39.18/ Intourist war die staatliche Reiseorganisationder UdSSR, die auch in Wien eine Expositurhatte.19/ Die Behauptung, dass <strong>Egon</strong> <strong>Schönhof</strong> zum„Ersten Transport“ ins KZ Dachau gehört hat,wie bei Erich Fein/Karl Flanner „Rot-Weiß-Rotin Buchenwald“ zu lesen ist, kann demnachnicht stimmen.20/ Auf seiner Karteikarte im KZ Buchenwaldwurde vermerkt: Angehörige: Schwester, FriederikeMann, Wien 3, Jacquingasse 2.21/ Broda, a.a.O., S. 39.22/ Auf der Homepage des DÖW wird <strong>Schönhof</strong>als „Shoa“- resp. als „Holocaustopfer“ aufgelistet.Diese Zuordnung ist grundsätzlich fragwürdig,weil damit die „Rasse“kriterien des NS-Reichsippenamtes 1:1 übernommen werden,die die Grundlage der Gestapo für seine Verhaftungund Deportation in ein KZ waren. Währenddie NS-Verfolgungsbehörde auf seiner Häftlingsnummernkarteipräzise den Vermerk „Pol /Jude“ gemacht hat und damit festhielt, dass<strong>Schönhof</strong> ein „politischer Häftling“ war, der auchihrer „Rassen“kategorie „Jude“ zuzuordnen ist,wird dieser Bezug in der DÖW-Holocaustkarteiübergangen. Es wird dabei ebenso völlig ignoriert,dass <strong>Schönhof</strong> 1900 zur römisch-katholischenKirche konvertierte. Hierin manifestiertsich die fragwürdige Übernahme der Prämisse:Aus dem Judentum kann man nicht austreten.23/ Broda, a.a.O., S. 40f.7. Gedenkfahrtnach EngerauProgramm9.15 Gedenkkundgebung beim Mahnmalfür die ungarisch-jüdischenZwangsarbeiter auf dem Friedhof Petrzalka(Engerau) / Bratislava11.00 Aufstellung einer Gedenkplastikund eines informativen Briefkastensam Bahnhofsvorplatz in Petrzalka12.00–14.00 Fahrt zu denGedächtnisorten des ehemaligen LagersEngerau in Petrzalka14.00–16.00 Fahrt zu den Gedächtnisortendes „Todesmarsches“ zwischenWolfsthal und HainburgHistorische Begleitung: Mag. <strong>Dr</strong>. ClaudiaKuretsidis-Haider17.00 Abschluss der Veranstaltungbeim Gedenkstein für ungarisch-jüdischeZwangsarbeiter auf dem Friedhofvon Bad Deutsch-Altenburg1. April 2007Abfahrt: 8.00, Rückkehr: 18.00Treffpunkt: Praterstern, 1020 Wien(bei der Bushaltestelle vor dem Billa-Supermarkt)Unkostenbeitrag: 10.– EuroAnmeldung bei:Mag. <strong>Dr</strong>. Claudia Kuretsidis-Haider,kuretsidis@hotmail.comTel.: 01/2289469/315weitere Infos:www.nachkriegsjustiz.at1/07

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