Schulhofgestaltung und Geschlechts- spezifische Raumaneignung
Schulhofgestaltung und Geschlechts- spezifische Raumaneignung
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<strong>Schulhofgestaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschlechts</strong><strong>spezifische</strong> <strong>Raumaneignung</strong><br />
Sortierte man die Wünsche nach Geschlechtern, so<br />
forderten die Jungen vor allem Sportmöglichkeiten.<br />
Mädchen wie Jungen wünschten sich Natur auf dem<br />
Schulhof <strong>und</strong> fast ausschließlich die Mädchen forderten<br />
ungestörte, gemütliche Ecken. (vgl. Benninghoven<br />
1993, S. 18f.)<br />
Eine Befragung des Hamburger Forums Spielräume<br />
erzielte zum Teil ähnliche Ergebnisse:<br />
Mädchen wünschten sich eher ungestörte Ecken zum<br />
Klönen, Jungen bevorzugten in der Regel größere<br />
freie Flächen zum Fußballspielen. Besonders jüngere<br />
Mädchen zeigten ein großes Interesse an einer<br />
Reifenschaukel, die aufeinander bezogenes Schaukeln ermöglicht, während die<br />
männlichen Befragten eine Spielmöglichkeit aus Blockhaustürmen <strong>und</strong> Brücken<br />
haben wollten. „Türme besetzen, oben sein, sich hinaufhangeln - dies ist eher<br />
eine Sache der Jungen“. (Hamburger Forum Spielräume 1997, S. 18) Ein Naturbzw.<br />
Ziergarten wurde dagegen vor allem von den Schülerinnen begehrt.<br />
Aus einer Studie, die Reinert <strong>und</strong> Zinnecker bereits im Jahre 1979 durchgeführt<br />
haben, geht hervor, dass Mädchen den Schulhof häufiger nutzen, um<br />
miteinander zu reden, spazieren zu gehen <strong>und</strong> Gummitwist zu spielen, als Jungen,<br />
während insbesondere bei den jüngeren Schülern das Fußballspielen deutlich<br />
im Vordergr<strong>und</strong> steht. (vgl. Zinnecker 1995, S. 63f.)<br />
Konsequenzen für<br />
Planung <strong>und</strong><br />
Pädagogik<br />
Großflächig versiegelte Schulhöfe, auf<br />
denen im günstigen Fall zwei Basketballkörbe<br />
angebracht sind, entsprechen<br />
den Bedürfnissen der Schülerinnen<br />
noch weniger als denen der<br />
Schüler; denn Mädchen wünschen sich<br />
Nischen zum Klönen, <strong>und</strong> sie wünschen sich häufiger einen „gestimmten Raum“<br />
(vgl. Kustor 1996, S. 43), der ansprechend gestaltet ist <strong>und</strong> „Atmosphäre“ hat.<br />
Daraus kann geschlossen werden, dass Schülerinnen sich auf entsprechend gestalteten<br />
Schulhöfen besonders wohl fühlen. (vgl. Schlapeit-Beck/Spalink-Sievers<br />
1993, S. 80) Durch die Umgestaltung von Schulhöfen besteht also die Möglichkeit,<br />
den bisher häufig vernachlässigten Bedürfnissen weiblicher Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendlicher in größerem Maße gerecht zu werden, als dies bisher der Fall war.<br />
Welche Bedeutung haben diese Überlegungen nun für die konkrete Gestaltung<br />
eines Schulhofes? Wichtig ist vor allem, die unterschiedlichen Bedürfnisse<br />
wahrzunehmen <strong>und</strong> in die Planung mit einzubeziehen. In diesem Zusammenhang<br />
wird deutlich, welchen großen Stellenwert die Partizipation (vgl. Burdewick<br />
1998) der Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen bereits in der Planungsphase hat;<br />
denn geschlechts<strong>spezifische</strong>n aber auch alters-, schicht- <strong>und</strong> regional<strong>spezifische</strong>n<br />
Bedürfnisse kann man nur gerecht werden, wenn Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen die