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Schulhofgestaltung und Geschlechts- spezifische Raumaneignung

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<strong>Schulhofgestaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschlechts</strong><strong>spezifische</strong><br />

<strong>Raumaneignung</strong><br />

Ingrid Burdewick/Fotos: Renate Brunkhorst<br />

Aktuelle Untersuchungen zur <strong>Raumaneignung</strong> <strong>und</strong> zum Spielverhalten von<br />

Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen kommen übereinstimmend zu folgenden Ergebnissen:<br />

Mädchen <strong>und</strong> Jungen eignen sich öffentliche Räume auf unterschiedliche Art <strong>und</strong><br />

Weise an. So nutzen männliche Kinder <strong>und</strong> Jugendliche beispielsweise einen<br />

weitaus größeren Aktionsraum als weibliche. Auch das Spielverhalten der<br />

Mädchen unterscheidet sich in vielen Punkten von dem der Jungen. Welche Rolle<br />

diese Forschungsergebnisse möglicherweise für die Gestaltung von Schulräumen<br />

spielen können, wurde bisher kaum untersucht.<br />

Forschungsarbeiten zur geschlechts<strong>spezifische</strong>n <strong>Raumaneignung</strong> befassen<br />

sich hauptsächlich mit der Präsenz von Mädchen <strong>und</strong> Jungen bzw. Männern<br />

<strong>und</strong> Frauen in der Öffentlichkeit. Das Besondere des Schulhofes als „institutionalisierter<br />

öffentlicher Raum“ wird dabei in der Regel nicht betrachtet. So thematisieren<br />

die meisten diesbezüglichen Untersuchungen das Spielverhalten auf<br />

öffentlichen Freiflächen, also auf Spielplätzen, in Parks oder auf Grünflächen.<br />

Ich werde in diesem Beitrag zunächst eine Reihe von Forschungsergebnissen<br />

zur <strong>Raumaneignung</strong> von Mädchen <strong>und</strong> Jungen darstellen, um dann die<br />

Bedeutung dieser Bef<strong>und</strong>e für den Aspekt <strong>Schulhofgestaltung</strong> zu erörtern.<br />

Das Öffentliche <strong>und</strong><br />

das Private<br />

Rotkäppchen trifft, als sie ihre Großmutter<br />

besuchen möchte, den Wolf,<br />

der sie vom Wege abbringen will. Sie<br />

erzählt später ihrer Großmutter, dass<br />

der Wolf sie bedroht hat:<br />

„Komm, sagte die Großmutter, wir wollen die Türe verschließen, daß er nicht<br />

herein kann.“ (Brüder Grimm 1819 zit. n. Flade 1996a, S. 9)<br />

„Hänschen klein, ging allein in die weite Welt hinein, Stock <strong>und</strong> Hut stehn<br />

ihm gut, Hänschen ist wohlgemut. Aber Mutter weinet sehr, hat ja nun kein Hänschen<br />

mehr. Hänschen klein geht allein in die weite Welt hinein.“ (Volkslied 1818,<br />

zit. n. Flade 1996a, S. 9)<br />

Mit diesen Passagen aus einem fast 200 Jahre alten Märchen <strong>und</strong> einem<br />

Volkslied leitet Antje Flade eine Veröffentlichung mit dem Titel „Raus aus dem<br />

Haus. Mädchen erobern die Stadt“ (Flade/Kustor 1996) ein. Beide Beispiele veranschaulichen<br />

geschlechts<strong>spezifische</strong> Sozialisationsmuster <strong>und</strong> <strong>Raumaneignung</strong>sformen,<br />

die zum Teil auch heute noch Gültigkeit besitzen: „Das Mädchen<br />

wird ins Haus geholt <strong>und</strong> vor der gefährlichen Welt beschützt. Der Junge erobert<br />

hingegen die Welt.“ (Flade 1996a, S.9) Damit ist die männliche Raumerfahrung<br />

stärker auf die Präsenz in der Öffentlichkeit bezogen, während die weibliche sich<br />

in größerem Maße an den Erfordernissen des Wohn- <strong>und</strong> Familienbereichs<br />

orientiert.


<strong>Schulhofgestaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschlechts</strong><strong>spezifische</strong> <strong>Raumaneignung</strong><br />

Zahlreiche aktuelle Untersuchungsergebnisse belegen diese Hypothese.<br />

Öffentliche Freiflächen werden wesentlich häufiger von Jungen genutzt als von<br />

Mädchen. Dies gilt für jede Region, jede Altersstufe <strong>und</strong> jede Schicht. (vgl. Nissen<br />

1998, S. 182) Außerdem sind männliche Kinder in der Gruppe der „Draußenspieler“<br />

weitaus stärker vertreten als weibliche. Jungen nutzen nicht nur einen<br />

größeren Aktionsraum als Mädchen, sie sind in der Regel auch mobiler. Männliche<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche verwenden zum Beispiel das Fahrrad wesentlich<br />

häufiger als Verkehrsmittel, während Mädchen öfter zu Fuß gehen als Jungen.<br />

(vgl. Kustor 1996 S. 34f.)<br />

Welche Erklärungsmuster lassen sich für die hier dargestellte Unterrepräsentanz<br />

der Mädchen in der Öffentlichkeit finden? Die weibliche Sozialisation<br />

verläuft weitaus kontrollierter <strong>und</strong> enger an das Elternhaus geb<strong>und</strong>en als die<br />

männliche. Weibliche Kinder <strong>und</strong> Jugendliche sind nach wie vor stärker in die<br />

Hausarbeit eingeb<strong>und</strong>en. So müssen sich einer Studie des Deutschen Jugendinstituts<br />

aus dem Jahre 1992 zufolge 43% der Mädchen, aber nur 23% der Jungen<br />

täglich bzw. mehrmals in der Woche an der Hausarbeit beteiligen. (vgl. Pfarr<br />

1993, S. 10) Außerdem verbringen Mädchen ihre Freizeit eher in institutionalisierten<br />

Angeboten, wie der Ballett- oder Musikschule. (vgl. Kröner 1997, S.<br />

136.) Auch die Angst vor sexueller Belästigung spielt eine wichtige Rolle: den<br />

Mädchen sind mehr Spielorte verboten als den Jungen<br />

Spielverhalten von<br />

Mädchen <strong>und</strong> Jungen<br />

Aber nicht nur, was die Präsenz in der<br />

Öffentlichkeit anbelangt, lassen sich<br />

erhebliche geschlechts<strong>spezifische</strong> Unterschiede<br />

nachweisen. Auch das Spielverhalten<br />

der Mädchen unterscheidet<br />

sich in vielen Punkten von dem der Jungen. So spielen Mädchen lieber in kleineren<br />

Gruppen als Jungen <strong>und</strong> ihre Spiele sind weniger auf Wettstreit <strong>und</strong> Konkurrenz<br />

ausgerichtet. ( vgl. Flade 1996b, S. 21f.) Männliche Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

setzen ihre körperlichen Kräfte stärker ein, ihr Spielverhalten ist empirischen<br />

Untersuchungen zufolge – „rauher“ <strong>und</strong> raumgreifender. Jungen<br />

spielen in größeren Gruppen, was automatisch mehr Platz erfordert. (vgl. Flade<br />

1993, S. 26 f.)<br />

Nutzungsanalysen von Spielplätzen (konventionellen <strong>und</strong> Abenteuerspielplätzen)<br />

haben ergeben, daß männliche Kinder <strong>und</strong> Jugendliche vor allem<br />

Spielangebote in sportlicher Kampfform (wie Fußball, Basketball <strong>und</strong> Tischtennis)<br />

bevorzugen. Sie sind häufiger an mobilitätsfördernden Spielgeräten, wie<br />

Klettergerüsten <strong>und</strong> Mattenspringanlagen zu finden. Mädchen nutzen dagegen<br />

Schaukeln weitaus lieber als Jungen.(vgl. Nissen 1998, S. 183) Selbstverständlich<br />

sind die Spiele- <strong>und</strong> Lebenswelten von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen historischen<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlichen Veränderungen unterworfen. Viele Sing- <strong>und</strong> Kreisspiele<br />

haben zum Beispiel in Deutschland in den letzten h<strong>und</strong>ert Jahren an Bedeutung<br />

verloren. Mädchen „eroberten“ manche Jungenspiele für sich, wie etwa


den Jägerball, der zu Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts „als typisch für die ‚Knabenart‘“<br />

(Pfister 1993, S. 46) galt. Das Interesse männlicher Kinder an Spielen des<br />

anderen <strong>Geschlechts</strong> war <strong>und</strong> ist jedoch vergleichsweise gering. (vgl. Pfister<br />

1993, S. 46) Insgesamt betrachtet sind die Spiele der Mädchen nach wie vor stärker<br />

standortgeb<strong>und</strong>en als die der Jungen.<br />

„Die einen spielen Gummitwist, Seil- <strong>und</strong> Figurenhüpfen, die anderen bauen<br />

Staudämme, lassen Drachen steigen <strong>und</strong> fahren Boot.“ ( Nissen 1998, S. 187)<br />

Untersuchungen zur geschlechts<strong>spezifische</strong>n Sozialisation gehen davon aus,<br />

dass das unterschiedliche Spielverhalten von Mädchen <strong>und</strong> Jungen dazu führt,<br />

dass sich <strong>spezifische</strong> soziale Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten herausbilden. Demzufolge<br />

sind die Spiele von Jungen eine Vorbereitung „auf die Rolle als ‘Außenvertreter’,<br />

‘Hauptverdiener’ <strong>und</strong> Akteur im außerhäuslichen Bereich“<br />

(Flade 1996b, S. 24), während Mädchen eher auf ihre Rolle im Wohn- <strong>und</strong> Familienbereich<br />

eingestimmt werden.<br />

Jungen sind mit ihren Bedürfnissen meist stärker präsent <strong>und</strong> „öffentlicher“<br />

als Mädchen. Nicht zuletzt deshalb werden ihre Wünsche bei der Planung<br />

beispielsweise von Spielplätzen in größerem Maße berücksichtigt als die der<br />

Mädchen. Beatrice Kustor-Hüttl schreibt in einer Veröffentlichung zum Thema<br />

„Mädchen in der Stadtplanung“:<br />

„Spielplätze für die Altersgruppe der 10 bis 12jährigen sind in der Regel<br />

Bolzplätze. Aber auch Skate-Bord-Bahnen, die Angebote für ältere Kinder sind,<br />

werden vornehmlich von Jungen genutzt. Auf die Bedürfnisse von Mädchen wird<br />

nicht reagiert, Mädchen sind in öffentlichen Räumen weitgehend unsichtbar.<br />

Ihre Bedürfnisse sind kaum bekannt <strong>und</strong> werden auch nicht wahrgenommen.“<br />

(Kustor-Hüttl 1993, S. 183)<br />

Schulraum <strong>und</strong><br />

Geschlecht<br />

Lernen mit Kopf, Herz <strong>und</strong> Hand<br />

Um die Bedeutung dieser Bef<strong>und</strong>e für<br />

die Gestaltung von Schulräumen herauszustellen,<br />

sollen hier Ergebnisse<br />

von drei verschiedenen Projekten bzw.<br />

Befragungen zum Thema Schulhof im<br />

Hinblick auf geschlechts<strong>spezifische</strong> Gestaltungswünsche <strong>und</strong> <strong>Raumaneignung</strong>sformen<br />

dargestellt werden.<br />

In der Stadt Frankfurt haben Eltern gemeinsam mit Schülern <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

Wunschlisten erstellt. Die beteiligten Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen hatten die<br />

Möglichkeit aufzulisten, wie sie sich ihren Schulhof idealerweise vorstellen würden.<br />

Dabei kristallisierten sich drei voneinander getrennte Bereiche heraus:<br />

1. aktive Bewegung <strong>und</strong> Sport (z.B. Fußball, Basketball, Tischtennis)<br />

2. naturnahe Bereiche mit Teich <strong>und</strong> Wasserpflanzen, Schulgarten etc.<br />

3. gemütliche Sitzecken zum Reden, Essen <strong>und</strong> Beobachten


<strong>Schulhofgestaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschlechts</strong><strong>spezifische</strong> <strong>Raumaneignung</strong><br />

Sortierte man die Wünsche nach Geschlechtern, so<br />

forderten die Jungen vor allem Sportmöglichkeiten.<br />

Mädchen wie Jungen wünschten sich Natur auf dem<br />

Schulhof <strong>und</strong> fast ausschließlich die Mädchen forderten<br />

ungestörte, gemütliche Ecken. (vgl. Benninghoven<br />

1993, S. 18f.)<br />

Eine Befragung des Hamburger Forums Spielräume<br />

erzielte zum Teil ähnliche Ergebnisse:<br />

Mädchen wünschten sich eher ungestörte Ecken zum<br />

Klönen, Jungen bevorzugten in der Regel größere<br />

freie Flächen zum Fußballspielen. Besonders jüngere<br />

Mädchen zeigten ein großes Interesse an einer<br />

Reifenschaukel, die aufeinander bezogenes Schaukeln ermöglicht, während die<br />

männlichen Befragten eine Spielmöglichkeit aus Blockhaustürmen <strong>und</strong> Brücken<br />

haben wollten. „Türme besetzen, oben sein, sich hinaufhangeln - dies ist eher<br />

eine Sache der Jungen“. (Hamburger Forum Spielräume 1997, S. 18) Ein Naturbzw.<br />

Ziergarten wurde dagegen vor allem von den Schülerinnen begehrt.<br />

Aus einer Studie, die Reinert <strong>und</strong> Zinnecker bereits im Jahre 1979 durchgeführt<br />

haben, geht hervor, dass Mädchen den Schulhof häufiger nutzen, um<br />

miteinander zu reden, spazieren zu gehen <strong>und</strong> Gummitwist zu spielen, als Jungen,<br />

während insbesondere bei den jüngeren Schülern das Fußballspielen deutlich<br />

im Vordergr<strong>und</strong> steht. (vgl. Zinnecker 1995, S. 63f.)<br />

Konsequenzen für<br />

Planung <strong>und</strong><br />

Pädagogik<br />

Großflächig versiegelte Schulhöfe, auf<br />

denen im günstigen Fall zwei Basketballkörbe<br />

angebracht sind, entsprechen<br />

den Bedürfnissen der Schülerinnen<br />

noch weniger als denen der<br />

Schüler; denn Mädchen wünschen sich<br />

Nischen zum Klönen, <strong>und</strong> sie wünschen sich häufiger einen „gestimmten Raum“<br />

(vgl. Kustor 1996, S. 43), der ansprechend gestaltet ist <strong>und</strong> „Atmosphäre“ hat.<br />

Daraus kann geschlossen werden, dass Schülerinnen sich auf entsprechend gestalteten<br />

Schulhöfen besonders wohl fühlen. (vgl. Schlapeit-Beck/Spalink-Sievers<br />

1993, S. 80) Durch die Umgestaltung von Schulhöfen besteht also die Möglichkeit,<br />

den bisher häufig vernachlässigten Bedürfnissen weiblicher Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendlicher in größerem Maße gerecht zu werden, als dies bisher der Fall war.<br />

Welche Bedeutung haben diese Überlegungen nun für die konkrete Gestaltung<br />

eines Schulhofes? Wichtig ist vor allem, die unterschiedlichen Bedürfnisse<br />

wahrzunehmen <strong>und</strong> in die Planung mit einzubeziehen. In diesem Zusammenhang<br />

wird deutlich, welchen großen Stellenwert die Partizipation (vgl. Burdewick<br />

1998) der Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen bereits in der Planungsphase hat;<br />

denn geschlechts<strong>spezifische</strong>n aber auch alters-, schicht- <strong>und</strong> regional<strong>spezifische</strong>n<br />

Bedürfnisse kann man nur gerecht werden, wenn Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen die


Gelegenheit gegeben wird, ihre Wünsche auszudrücken,<br />

sei es nun in Form einer Wunschliste, einer<br />

Befragung oder einer Zukunftswerkstatt. (vgl. Deutsches<br />

Kinderhilfswerk 1997)<br />

Mit Augenmerk auf einen emanzipatorischen<br />

Ansatz sollte aber auch - für Mädchen <strong>und</strong> für Jungen<br />

- darauf geachtet werden, geschlechts<strong>spezifische</strong><br />

Rollenzuweisungen nicht einfach festzuschreiben.<br />

Dies bedeutet, dass es mit der Gummitwist- <strong>und</strong><br />

Klönecke für Mädchen <strong>und</strong> der Freifläche zum Fußballspielen<br />

für die Jungen nicht getan ist.<br />

Das hier geschilderte Problem der räumlichen<br />

Dominanz der Jungen <strong>und</strong> der räumlichen „Zurückhaltung“<br />

der Mädchen lässt sich selbstverständlich<br />

nicht in erster Linie durch Planung beheben.<br />

„Trotzdem müssen alle Planungsmaßnahmen<br />

sorgfältig nach geschlechts<strong>spezifische</strong>n Konsequenzen<br />

durchdacht werden, so daß nicht schon durch<br />

die bereitgestellten Spielräume eine Zuordnung vorgegeben<br />

wird, die Jungen zu Platzhirschen <strong>und</strong><br />

Mädchen zu Zaungästen macht.“ (Steinmaier 1993,<br />

S. 140)<br />

Lernen mit Kopf, Herz <strong>und</strong> Hand<br />

Um dies zu verhindern, sollten planerische Maßnahmen <strong>und</strong> pädagogische<br />

Angebote Hand in Hand gehen. Dabei ist zum einen die Wahrnehmung <strong>und</strong> Unterstützung<br />

„typisch“ weiblicher Spielformen von Bedeutung <strong>und</strong> zum anderen<br />

ist es wichtig, Mädchen zu motivieren, sich etwas zu trauen, <strong>und</strong> ihre Bewegungsfreude<br />

<strong>und</strong> -sicherheit stärker zu fördern. Dies könnte zum Beispiel durch<br />

die Schaffung von Mädchenräumen geschehen, in denen weibliche Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche die Chance erhalten, Bewegungsbedürfnisse auszuleben, die sie<br />

„bislang nicht als ihnen entsprechend zu empfinden wagten“ (Steinmaier 1993,<br />

S. 140f.), wie etwa Skaten, Fußballspielen oder BMX-Radfahren.<br />

Außerdem sollten Jungen mit ihren Möglichkeiten, aktiver zu sein, nicht<br />

idealisiert werden. Auch sie werden in ein Rollenschema hineinsozialisiert, das<br />

sie auf eine bestimmte Rolle festlegt. So lassen sich bei Jungen erhebliche Defizite<br />

im sozialen Umgang mit anderen nachweisen. (vgl. Krumpholz-Reichel<br />

1998 <strong>und</strong> Böhnisch/Winter 1993 ) Folglich wäre es beispielsweise sinnvoll, besonders<br />

für Jungen Bewegungs- <strong>und</strong> Interaktionsformen anzubieten, in denen<br />

nicht nur der Wettkampf, sondern auch die soziale Kompetenz gefördert wird.<br />

Ingrid Burdewick<br />

Bütersworthstraße 16<br />

30161 Hannover


<strong>Schulhofgestaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschlechts</strong><strong>spezifische</strong> <strong>Raumaneignung</strong><br />

Literatur:<br />

Benninghoven, Carola: Mädchen in Schneckenhäusern: still, stetig <strong>und</strong> beschützt.<br />

In: Flade, Antje/Kustor-Hüttl, Beatrice (Hrsg.): Mädchen in der Stadtplanung.<br />

Bolzplätze - <strong>und</strong> was sonst? Weinheim 1993.<br />

Böhnisch, Lothar/Winter, Reinhard: Männliche Sozialisation. Bewältigungsprobleme<br />

männlicher <strong>Geschlechts</strong>identität im Lebenslauf. Weinheim/München 1993.<br />

Burdewick, Ingrid: „... in die Politik hineingerissen.“ Politische Partizipation<br />

von Mädchen <strong>und</strong> Jungen am Beispiel des Jugendparlamentes in Wittingen.<br />

In: Neumann, Karl in Zusammenarbeit mit Burdewick, Ingrid (Hrsg.): „Ein<br />

bißchen mehr Macht ...“ Politische Partizipation von Mädchen <strong>und</strong> Jungen.<br />

Braunschweig/Gifhorn 1998.<br />

Deutsches Kinderhilfswerk <strong>und</strong> Aktion Schleswig-Holstein - Land für Kinder<br />

(Hrsg.): Planen mit Phantasie. Zukunftswerkstatt <strong>und</strong> Planungszirkel für<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche. Berlin/Kiel 1997.<br />

Flade, Antje/Kustor-Hüttl, Beatrice (Hrsg.): Mädchen in der Stadtplanung.<br />

Bolzplätze - <strong>und</strong> was sonst? Weinheim 1993.<br />

Flade, Antje/Kustor, Beatrice (Hrsg.): Raus aus dem Haus. Mädchen erobern<br />

die Stadt. Frankfurt/New York 1996.<br />

Flade, Antje: Einleitung (1996a). In: Flade, Antje/Kustor, Beatrice (Hrsg.):<br />

Raus aus dem Haus. Mädchen erobern die Stadt. Frankfurt/New York 1996.<br />

Flade, Antje: Sozialisation – das Hineinwachsen in die weibliche <strong>und</strong> männliche<br />

Lebenswelt (1996b). In: Flade, Antje/Kustor, Beatrice (Hrsg.): Raus aus<br />

dem Haus. Mädchen erobern die Stadt. Frankfurt/New York 1996.<br />

Hamburger Forum Spielräume (Hrsg.): Zur Beteiligung von Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schülern an der Schulraumgestaltung. Hamburg 1997.<br />

Kröner, Sabine: „Hier dagegen ist das anders“ - Bilanz einer innovativen Praxisforschung.<br />

In: Henkel, Ulrike/Kröner, Sabine: Und sie bewegt sich doch!<br />

Sportwissenschaftliche Frauenforschung – Bilanz <strong>und</strong> Perspektiven. Pfaffenweiler<br />

1997.<br />

Krumpholz-Reichel: Unsere Söhne. Aussen hart ...aber innen ganz weich. In:<br />

Psychologie Heute. Heft 12/1998.


Lernen mit Kopf, Herz <strong>und</strong> Hand<br />

Kustor, Beatrice: Das Verschwinden der Mädchen aus dem öffentlichen Raum.<br />

In: Flade, Antje/Kustor, Beatrice (Hrsg.): Raus aus dem Haus. Mädchen erobern<br />

die Stadt. Frankfurt/New York 1996.<br />

Nissen, Ursula: Kindheit, Geschlecht <strong>und</strong> Raum. Sozialisationstheoretische<br />

Zusammenhänge geschlechts<strong>spezifische</strong>r <strong>Raumaneignung</strong>.<br />

Weinheim/München 1998.<br />

Pfarr, Heide: Mädchen in der Stadtplanung. In: Flade, Antje/Kustor-Hüttl, Beatrice<br />

(Hrsg.): Mädchen in der Stadtplanung. Bolzplätze - <strong>und</strong> was sonst?<br />

Weinheim 1993.<br />

Pfister, Gertrud: Spiel- <strong>und</strong> Bewegungserfahrungen von Mädchen. Zum Zusammenhang<br />

von Körperkarrieren, <strong>Raumaneignung</strong> <strong>und</strong> Persönlichkeitsentwicklung.<br />

In: Flade, Antje/Kustor-Hüttl, Beatrice (Hrsg.): Mädchen in der Stadtplanung.<br />

Bolzplätze – <strong>und</strong> was sonst? Weinheim 1993.<br />

Schlapeit-Beck, Dagmar/Spalink-Sievers, Johanna: Räume für Mädchen: Innen<br />

<strong>und</strong> Außen. In: Flade, Antje/Kustor-Hüttl, Beatrice (Hrsg.): Mädchen in der<br />

Stadtplanung. Bolzplätze - <strong>und</strong> was sonst? Weinheim 1993.<br />

Steinmaier, Helga: Raus aus dem Haus – Mädchen erobern sich städtische<br />

Freiräume. In: Flade, Antje/Kustor-Hüttl, Beatrice (Hrsg.): Mädchen in der<br />

Stadtplanung. Bolzplätze – <strong>und</strong> was sonst? Weinheim 1993.<br />

Zinnecker, Jürgen: Kindheitsort Schule - Kindheitsort Straße. In: Reiß, Gunter<br />

(Hrsg.): Schule <strong>und</strong> Stadt. Lernorte, Spielräume, Schauplätze für Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche. Weinheim/München 1995.

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