Schulzeitung Nr. 74 (07/2012) - Paul-Gerhardt-Schule Kahl
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Fallen Hausaufgaben unter Kinderarbeit?<br />
Lernt man tatsächlich für das Leben und nicht nur für die <strong>Schule</strong>?<br />
Auszüge aus einem Vortrag von Conny Käfer, Sozialpädagogin,<br />
am 27. März <strong>2012</strong> in der PGS <strong>Kahl</strong><br />
Dass Hausaufgaben Arbeit sind, ist jedem klar und<br />
dass Arbeiten, die einem aufgetragen werden, erledigt<br />
werden müssen, auch. Dass aber Hausaufgaben so<br />
oft zu einem echten Problem zu Hause werden können,<br />
nicht nur für die Schüler selber, sondern auch für<br />
deren Eltern - das ist für alle Beteiligten eine echte<br />
Herausforderung. Der „erfolgreiche“- sprich effiziente<br />
Umgang mit dem Hausaufgabenstress hängt maßgeblich<br />
von verschiedenen Faktoren ab, die wir zwar nicht<br />
komplett ausschalten, wohl aber ein bisschen zum<br />
eigenen Nutzen beeinflussen können.<br />
• Das Lernumfeld: (äußere Bedingungen)<br />
Entscheidend für die Arbeitshaltung, die Grundeinstellung<br />
zu Verantwortung, Selbstdisziplin und Pflichtbewusstsein<br />
ist das Umfeld, in dem die Kinder aufwachsen.<br />
Den Umgang mit den kleinen und großen Herausforderungen<br />
des Alltags mit Eigenverantwortung und<br />
Zuverlässigkeit erleben unsere Kinder täglich und<br />
zuerst in der eigenen Familie und natürlich durch die<br />
Beobachtung ihrer unmittelbaren Umgebung. Kinder<br />
lernen mehr unbewusst am Vorbild ihrer<br />
Umwelt, als bewusst durch unsere formulierten<br />
Erziehungssaussagen (Pestalozzi) und damit haben<br />
wir als Eltern - ob wir das wollen oder nicht - eine<br />
unmittelbare Vorbildfunktion für unsere Kinder. Wir<br />
setzen die Maßstäbe an denen wir die „Leistung“<br />
unserer Kinder messen können und wir sind es, die<br />
unsere Kinder bei der Entwicklung ihrer eigenen<br />
Arbeitseinstellung fördern und unterstützen müssen.<br />
• Die „Beziehungskiste“: (innere Bedingungen)<br />
Natürlich ist Arbeit (hier gemeint: für unsere Kinder<br />
die „Hausaufgaben“) zunächst mal Anforderung und<br />
Stress und erst in zweiter Linie - wenn überhaupt -<br />
Spaß am Lernen. Das Leben ist eben kein Ponyhof und<br />
schon die Aussage „Erst die Arbeit, dann das Spiel“<br />
setzt da klare Prioritäten. Trotzdem - und das wissen<br />
wir alle aus eigener Erfahrung - lernt es sich leichter,<br />
wenn etwas Spaß macht und wir uns den<br />
gestellten Anforderungen<br />
nicht hilflos ausgesetzt<br />
fühlen.<br />
Dazu braucht<br />
es eine<br />
gewisse<br />
Wohlfühlat<br />
30<br />
mosphäre, in der Kinder entspannt und konzentriert<br />
arbeiten können. Wichtig dabei sind eindeutige Vorgaben<br />
(Arbeitsplatz, Organisation und Dauer der<br />
Arbeitsphasen, Zielvereinbarung für einzelne Arbeitsschritte),<br />
klare Regeln und das Wissen um Angenommensein.<br />
Über Sinnerfüllung und Freude am<br />
Leben entscheidet weniger der schulische Werdegang,<br />
als vielmehr eine reife Persönlichkeitsentwicklung<br />
(W. Bergmann). Und das heißt eben<br />
nicht nur Engagement in Bezug auf Lernerfolg und<br />
Schulnoten, sondern ebenso gezielte Förderung sozialer<br />
und emotionaler Kompetenzen.<br />
• Die „Schaltzentrale“ Gehirn:<br />
(Vererbte Bedingungen)<br />
Die Grundlage für das Phänomen Lernzuwachs ist<br />
unser Gehirn. Aus der Lernpsychologie weiß man,<br />
dass „Wissen“ nicht nur das reine Ansammeln von<br />
Fakten und Daten ist und dass „Lernen“ das<br />
Zusammenspiel von emotionalem Empfinden (EQ)<br />
und logischem Denken (IQ) beinhaltet. Also wird die<br />
messbare Schulleistung unserer Kinder einerseits<br />
durch die (angeborene) Gehirnleistung und andererseits<br />
durch die (beeinflussbare) Lernbereitschaft<br />
bestimmt.<br />
Lernen ist ein ganzheitlicher, gehirnorganischer<br />
Prozess, bei dem sowohl emotionale als<br />
auch informelle Fähigkeiten gefragt sind.<br />
(Peter Fenske, AOL)<br />
Ob die schulischen Anforderungen den Fähigkeiten<br />
eines Kindes entsprechen oder dessen Möglichkeiten<br />
permanent überreizen und damit eher Frust und Verweigerung<br />
statt Freude und Begeisterung auslösen,<br />
ist der Anspruch an uns als Eltern, unsere Kinder<br />
objektiv und wohlwollend zu beurteilen. Es geht<br />
darum, die eigenen Grenzen auszuloten und die<br />
bestehenden Möglichkeiten optimal zu nutzen.<br />
• Der Lerntyp: (Erlernbare Bedingungen)<br />
Jeder Mensch ist anders - das beginnt schon im kleinsten<br />
Kindesalter beim Essen oder Schlafen und wird<br />
später in der <strong>Schule</strong> beim Interesse an bestimmten<br />
Fächern, dem Ehrgeiz im Sport oder dem Durchhalten<br />
beim Instrument lernen noch deutlicher. Für uns<br />
Erwachsene ist es ganz selbstverständlich unseren Alltag<br />
beruflich und privat so zu strukturieren, dass wir<br />
sinnvoll damit umgehen können und wir unserem persönlichen<br />
Anspruch zwischen Verpflichtung und<br />
Bedürfnissen gerecht werden. Stichworte wie Biorhythmus<br />
und Leistungskurve sind uns in diesem<br />
Zusammenhang selbstverständlich geläufig und uns<br />
ist völlig bewusst, dass diese individuell sehr verschieden<br />
sind. Lernen (arbeiten) will gelernt sein und<br />
so unterschiedlich wir leben, so unterschiedlich lernen<br />
wir auch und genauso individuell verschieden sind<br />
eben auch die Lernstrategien, die unsere Kinder brauchen:<br />
die einen müssen es „vor Augen“ haben (visueller<br />
Typ), andere müssen „es ins Ohr“ bekommen<br />
(auditiver Typ) und manch einer muss „begreifen“ um<br />
zu verstehen (manueller Typ).