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Zerebrale Fehlbildungen

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Tabelle 1.6<br />

Syndrome<br />

Mit der Balkenagenesie vergesellschaftete<br />

Syndrom Assoziation<br />

Aicardi-Syndrom obligat<br />

Shapiro-Syndrom obligat<br />

Andermann-Syndrom obligat<br />

Orofaziodigitales Syndrom fakultativ<br />

Dandy-Walker-Syndrom sporadisch<br />

Lissenzephalie sporadisch<br />

Apert-Syndrom sporadisch<br />

Trisomie 8, 13, 14, 15 sporadisch<br />

Meckel-Syndrom sporadisch<br />

Di-George-Syndrom sporadisch<br />

Goldenhar-Syndrom sporadisch<br />

Tabelle 1.7 Stoffwechselstörungen, die mit einer Agenesie<br />

des Corpus callosum einhergehen können<br />

Zellweger-Syndrom<br />

Nichtketotische Hyperglyzinämie<br />

Neonatale Leukodystrophie<br />

Kinky-Hair-Disease<br />

Pyruvatdehydrogenase-Mangel<br />

Glutarazidurie Typ I<br />

Komplette Agenesie<br />

Bei Vorliegen einer kompletten Balkenagenesie haben<br />

die Balkenfasern die Mittellinie nicht überschritten.<br />

Stattdessen erstrecken sie sich als dickes Faserbündel<br />

parallel zur Mittellinie. Diese paramedianen, von vorne<br />

nach hinten verlaufenden Balkenfasern werden als<br />

Probst-Bündel bezeichnet. Sie formen damit das Dach<br />

des entsprechenden Seitenventrikels, das von medial<br />

und kranial imprimiert wird und nach lateral verlagert<br />

ist.<br />

g Bei der kompletten Balkenagenesie kann das Corpus<br />

callosum im Koronar- und Sagittalschnitt nicht dargestellt<br />

werden (Abb. 1.31a–c).<br />

g Im mittleren Koronarschnitt bildendie Seitenventrikel<br />

und der III. Ventrikel die typische Leitstruktur eines<br />

Stierkopfs (Abb. 1.31a, b), wobei der III. Ventrikel<br />

dem Kopf und die Seitenventrikel den Hörnern des<br />

Stierkopfes entsprechen (64, 192).<br />

g Die Frontalhörner sind durch die längs verlaufenden<br />

Probst-Bündel nach lateralverlagert und spitz ausgezogen<br />

(Abb. 1.31a, b) (210).<br />

g Weiterhin werden sie von kranialundmedialimprimiert<br />

(Abb. 1.31a, b).<br />

g Der III. Ventrikel ist durch das Fehlen des Balkens<br />

nach kranial zwischen die beiden Seitenventrikel<br />

verlagert und bildet zusammen mit diesen die typische<br />

Stierkopfkonfiguration (Abb. 1.31a–c) (91,121).<br />

g Durch das Fehlen des Balkens kann die freie Kommunikation<br />

des Interhemisphärenspalts mit dem III.<br />

Ventrikel nachgewiesen werden (Abb. 1.31a–c).<br />

g Sulcus und Gyrus cinguli sind nicht nachweisbar<br />

(Abb. 1.31d)(91,121).DiesistvorallemzurDiagnose<br />

der partiellen Balkendysgenesie wichtig.<br />

g Statt des Gyrus und Sulcus cinguli sind die Sulci und<br />

Gyri im medianen Sagittalschnitt radiär um den<br />

nach kranial verlagerten dysplastischen III. Ventrikel<br />

angeordnet (Abb. 1.31d) (91,121, 270).<br />

g Im nach hinten geneigten Koronarschnitt lässt sich<br />

die weite Separation beider Seitenventrikel, die nach<br />

lateral verlagert sind, darstellen (121, 294). Der parallele<br />

Verlauf, der weit voneinander getrennt verlaufenden<br />

Seitenventrikel ist bereits pränatal verdächtig<br />

auf das Vorliegen einer Balkenagenesie<br />

(294).<br />

g Häufig liegt gleichzeitig eine Dilatation der Seitenventrikel-Hinterhörner<br />

(Kolpozephalie) vor, die<br />

ebenfalls zur pränatalen sonographischen Diagnose<br />

herangezogen werden kann (294). Im Gegensatz<br />

dazu sind die Vorderhörner häufig schmal.<br />

Anhand der typischen Ventrikelkonfiguration mit den<br />

nach lateral verlagerten Seitenventrikeln, den disproportional<br />

weiten Hinterhörnern und einem dilatierten<br />

kranial verlagerten III. Ventrikel kann die Diagnose auch<br />

pränatal gestellt werden (29, 294).<br />

In 30% der Fälle ist die Balkenagenesie mit einer im<br />

Interhemisphärenspalt in der Mittellinie lokalisierten<br />

Zyste vergesellschaftet (Abb. 1.32). Seltener werden isolierte<br />

Arachnoidalzysten oder kommunizierende porenzephale<br />

Zysten gefunden (121). Weitere assoziierte<br />

ZNS-<strong>Fehlbildungen</strong> sind Migrationsstörungen, Heterotopien<br />

und Zephalozelen. Für die klinischen Symptome<br />

und die weitere Prognose sind in der Regel die assoziierten<br />

<strong>Fehlbildungen</strong> verantwortlich.<br />

Partielle Dysgenesie<br />

<strong>Zerebrale</strong> <strong>Fehlbildungen</strong> 1<br />

Während der Nachweis der kompletten Agenesie des<br />

Corpus callosum sonographisch in der Regel keine<br />

Schwierigkeiten bereitet, erfordert die Diagnose einer<br />

partiellen Agenesie die sorgfältige Untersuchung der<br />

Mittellinienstrukturen. Da sich der Balken von rostral<br />

nach okzipital entwickelt, fehlen bei der partiellen Balkendysgenesie<br />

in der Regel das Splenium und eventuell<br />

auch der Korpus des Balkens.<br />

g Im mittleren Sagittalschnitt lassensichdie hinteren<br />

Balkenanteile oft nicht sicherdarstellen.<br />

g Indirekte Hinweise auf eine partielle Balkenagenesie<br />

sind:<br />

– der fehlende Nachweis des Sulcus und Gyrus cinguli<br />

im Okzipitalbereich sowie<br />

– die radiäre Anordnung der Sulci und Gyri, die bis<br />

zum etwas dysplastisch wirkenden III. Ventrikel<br />

reichen.<br />

Hofmann, Deeg, Hoyer, Ultraschall in Pädiatrie und Kinderchirurgie (ISBN 3131009535), © 2005 Georg Thieme Verlag<br />

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