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Die Adjektivflexion im Alt

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Entwicklungstendenzen in derNominalphrasenflexionWintersemester 2011/12Said Sahel<strong>Die</strong> <strong>Adjektivflexion</strong> <strong>im</strong> <strong>Alt</strong>- undMittelhochdeutschen


Flektiertheit des Adjektivs <strong>im</strong> Neuhochdeutschen• Im Neuhochdeutschen hängt die Flektiertheit eines Adjektivs davon ab, ob esinnerhalb oder außerhalb der Nominalphrase verwendet wird.– Flektiert wird ein Adjektiv, wenn es innerhalb der Nominalphrase vorkommt:1. [Der schnelle Läufer NP ]– Adjektive, die außerhalb der Nominalphrase verwendet werden, werden nichtflektiert.2. [[Der Läufer NP ] [ist schnell] VP ]3. [[Der Mann NP ] [läuft schnell] VP ]• Mit dieser formal-syntaktischen Unterscheidung geht eine funktionalsyntaktischeDifferenzierung einher:– Attributiv (1) verwendete Adjektive werden flektiert, prädikativ (2) und adverbial (3)verwendete Adjektive nicht.2


Flektiertheit des Adjektivs <strong>im</strong> Neuhochdeutschen• <strong>Die</strong> komplementäre Verteilung flektierter Adjektive war in den älteren Stufendes Deutschen noch nicht so strikt, wie es <strong>im</strong> NHD der Fall ist.• <strong>Die</strong>se komplementäre Verteilung entwickelte sich aus einer sprachhistorischenTendenz heraus, die Substantivgruppe (NP) von der Verbgruppe (VP)abzugrenzen:– Flektiert werden Adjektive, wenn sie Teil einer NP sind.– Adjektive, die Teil einer VP sind, bleiben unflektiert.3


Das Adjektiv <strong>im</strong> <strong>Alt</strong>hochdeutschenDas starke AdjektivDas schwache Adjektiv4


Der syntaktische Gebrauch von Adjektiven <strong>im</strong> <strong>Alt</strong>hochdeutschen• Der prädikative Gebrauch:– In prädikativem Gebrauch treten die Adjektive flektiert und unflektiert auf:der man ist blintder man ist blinter– Tendenz: unflektierte Adjektive werden bevorzugt.5


Der syntaktische Gebrauch von Adjektiven <strong>im</strong> <strong>Alt</strong>hochdeutschen• Der attributive Gebrauch:– In attributivem Gebrauch treten die Adjektive flektiert und unflektiert auf:blinter manblint man– Im Singular sind beide Formen gleichberechtigt.– Im Plural werden die flektierten Formen bevorzugt.blinte man– <strong>Die</strong> flektierten und die unflektierten Formen können vor wie nach demSubstantiv stehen:guot manguoter manman guotman guoter6


Der Gebrauch starker und schwacher Adjektive <strong>im</strong> AHD• Ausgangssituation:– <strong>Die</strong> starke <strong>Adjektivflexion</strong> kann anfänglich (<strong>im</strong> Germanischen) sowohlbest<strong>im</strong>mte als auch unbest<strong>im</strong>mte Größen bezeichnen.– <strong>Die</strong> schwache <strong>Adjektivflexion</strong> hat von Haus aus die Aufgabe,best<strong>im</strong>mte Größen zu bezeichnen.7


Der Gebrauch starker und schwacher Adjektive <strong>im</strong> AHD• Das <strong>Alt</strong>hochdeutsche:– Aufkommen und Obligatorischwerden des Artikels.– Herausbildung einer klaren Tendenz:• Starke Adjektivform zur Bezeichnung unbest<strong>im</strong>mter Größen (nach best. Artikel)• Schwache Adjektivform zur Bezeichnung best<strong>im</strong>mter Größen (ohne Artikel)– Dennoch: Es lässt sich in ahd. Texten oft die starke Adjektivform nachbest<strong>im</strong>mtem Artikel belegen :Themo unsubremo geiste thaz sconaz annuzzi thie ungiloubige(Dal 1962: 64)– Regelmäßiger erscheint die starke Adjektivform nach Possessivpronomina, diebis ins MHD hinein nicht als Best<strong>im</strong>mungswörter behandelt wurden:Dîniu liehtiu ougen(Brinkmann 1969: 99)– Ebenso wenig war die schwache <strong>Adjektivflexion</strong> auf die Bezeichnungunbest<strong>im</strong>mter Größen begeschränkt.8


Fazit: <strong>Alt</strong>hochdeutsch• Im <strong>Alt</strong>hochdeutschen bestand keine strikte Korrelation zwischen der Positioneines Adjektivs bzw. seiner syntaktischen Funktion und der Flektiertheit:• In prädikativer Funktion wurden die Adjektive sowohl flektiert als auchunflektiert verwendet.• In attributiver Funktion wurden die Adjektive sowohl flektiert als auchunflektiert verwendet.• In attributiver Funktion standen flektierte wie unflektierte Adjektivesowohl vor als auch nach dem Substantiv.• Im <strong>Alt</strong>hochdeutschen zeichnet sich zwar eine klare Tendenz ab, dass starkeAdjektivformen unbest<strong>im</strong>mte Größen, schwache Adjektivformen best<strong>im</strong>mteGrößen bezeichnen.• Das Prinzip der Monoflexion, das der Verteilung der starken und schwachen<strong>Adjektivflexion</strong> <strong>im</strong> NHD zugrunde liegt, war nicht durchgeführt.9


Das Adjektiv <strong>im</strong> MittelhochdeutschenDas starke AdjektivDas schwache Adjektiv10


Der syntaktische Gebrauch von Adjektiven <strong>im</strong> Mittelhochdeutschen• Der prädikative Gebrauch:– In prädikativem Gebrauch treten die Adjektive überwiegend flektiert auf(Fortsetzung der Tendenz aus dem AHD).– Flektierte Adjektivformen kommen aber auch vor.11


Der syntaktische Gebrauch von Adjektiven <strong>im</strong> Mittelhochdeutschen• Der attributive Gebrauch:– In attributivem Gebrauch treten die Adjektive so gut wie ausschließlichflektiert und präpositiv auf.– Geht dem attributiven Adjektiv kein Artikelwort mit Flexionsendung voraus,wird es in der Regel stark flektiert.– Nach best<strong>im</strong>mtem Artikel wird das attributive Adjektiv überwiegend schwachflektiert.– Nach Possessivpronomen kommen sowohl starke als auch schwacheAdjektivformen vor.12


Fazit: Mittelhochdeutsch• Trotz einiger Variabilität lässt der syntaktische Gebrauch des Adjektivs <strong>im</strong>Mittelhochdeutschen die Verhältnisse, die <strong>im</strong> Neuhochdeutschen vorliegen,deutlich erkennen.– Prädikativ gebrauchte Adjektive treten überwiegend unflektiert undpostpositiv auf.– Attributiv gebrauchte Adjektive treten so gut wie ausschließlich flektiert undpräpositiv auf.– Geht dem attributiven Adjektiv kein Artikelwort mit Flexionsendung voraus,wird es in der Regel stark flektiert.– Adjektive werden nach best<strong>im</strong>mtem Artikel und Demonstrativpronomen in derRegel schwach flektiert.13


LiteraturAdmoni, W. (1990). Historische Syntax des Deutschen. Tübingen: Niemeyer.Braune, W. (1987 14 ). <strong>Alt</strong>hochdeutsche Grammatik. Tübingen: Niemeyer.Brinkmann, H. (1969). Das deutsche Adjektiv in synchronsicher und diachronischerSicht. Wirkendes Wort 19, 94-104.Dal, I. (1962). Kurze deutsche Syntax. Tübingen: Niemeyer.Paul, H. (1998 24 ). Mittelhochdeutsche Grammatik. Tübingen: Niemeyer.14

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