Fotos und Dokumente: Günter SprankeSchienenkrieg in Huckarde 2.TeilIm ersten Teil unseres Berichtes über die Eisenbahn in Huckarde berichtetenwir über die Auseinandersetzungen zwischen der Eisenbahnverwaltungund dem Huckarder Bürger Ignaz Schilling, der am 2. März 1901 kurz vordem Eintreffen eines Zuges die Eisenbahnschienen auf seinem Grundstückentfernen ließ. In diesem „Anno dazumal“ lesen Sie nun den weiteren Verlaufdes Huckarder Schienenkrieges.Nachteil verursachen würde. DerProzess schleppte sich noch weiterbis zum Reichsgericht. Inzwischenaber war am 12. April 1901 dieEnteignung durchgeführt; Schillingerhielt für seine 22 Ar 7700 M.Damit hatte der Rechtstreit in derHauptsache seine Erledigung gefunden.... Gutsbesitzer Schilling, dersomit als voller Sieger <strong>aus</strong> seinemSchienenkrieg hervor gegangen war,wurde damals als „Fiskusbezwinger“lebhaft gefeiert, vor allem inHuckarde versöhnt sich mit der EisenbahnWie der <strong>Bahnhof</strong>, so wurdenauch die als „Kolonie“ zuerstabgelehnten Wohnhäuser der Eisenbahneran der Thielenstraße letztlichgebaut und diese wurden zurKeimzelle einer doch großen Siedlungvon Eisenbahnbeschäftigten,für die im weiteren Verlauf derThielenstraße und an der HuckarderStraße immer mehr Wohnhäuser entstanden.Die Anwohner arbeitetenhäufig im Bereich des Lokomotiv-Eine der Schienen war bereits <strong>aus</strong>gehoben,die zweite sollte geradelosgeschraubt werden, da kam derPersonenzug 1.39 Uhr ab Dortmundheran gebr<strong>aus</strong>t.Kurz vor der unterbrochenen Streckezum Stehen gebracht, entstiegenihm, vom Stationsvorsteher telefonischbenachrichtigt, mehrere höhereEisenbahnbeamte und 20 bis30 Rottenarbeiter. Der königlicheGerichtsvollzieher musste, wenner es nicht zu Gewalttätigkeitenkommen lassen wollte, vor denebenso königlichen Eisenbahnbeamtenzurückweichen, was dannunter Protest geschah. Die Rottenarbeiterstürzten sich auf die losgelöstenSchienen, befestigten siewieder an den Schwellen und mit3/4Stündiger Verspätung rollte derZug unter dem lauten Gelächter deranwesenden Huckarder und Reisendenüber die wiederherge<strong>stellte</strong>nGleise weiter.Auf die Beschwerde des Gerichtsvollziehersgab das Landgerichtdem Eisenbahnfiskus in einem Beschlussauf, das Grundstück sofortzu räumen. Das OberlandesgerichtHamm <strong>stellte</strong> am 19. März 1901 gegenSicherheitsleistung des Fiskusvon ebenfalls 6000 M die Vollstreckungeinstweilen ein, da diese derBahn einen nicht zu ersetzendeneiner Siegesfeier des Stammtisches„Jungbrunnen“ im Gasthof Wibbecke.Damals hat der HuckarderSchienenkreig weit über die engereUmgebung hin<strong>aus</strong> heiteres Aufsehenerregt, ja, er istin den Spalten derZeitungen sogar füreinen Tag zum „weltbewegendenEreignis“geworden. Schillinghatte jedenfalls dieLacher auf seiner Seite;allgemein gönnteman der Eisenbahnden Reinfall. Das aberhat die Eisenbahnden Huckardern langeZeit nicht vergessen.Die Quittung war ein<strong>Bahnhof</strong>sgebäude,einfach mitten aufdie Straße hingesetzt,das den früheren direktenDurchgangsverkehrauf dieserStraße zwischenOrtmitte und dem industriellenMailoh mitZeche Hansa und weiter nach Netteund Mengede stillgelegt hat.“Wittkamp bezeichnet im Weiterenden <strong>Bahnhof</strong> mitten auf der Straßeals ein „Huckarder Unikum, dasweit und breit nicht seinesgleichenfindet“.betriebswerkes, das schon ab 1849von der K.M.E. in Huckarde und aufdem späteren Uniongelände angesiedeltworden war. Seine Aufgabenbestanden in der Instandhaltungund im Umbau von Dampflokomotiven.Nachdem das Werk ab 1914eine Direktverbindung zum nur zweiKilometer entfernten Hauptbahnhoferhalten hatte und der 1876 inHuckarde geborene Josef Sprankeals Werkmeister und Bahninspektordie Stelle des Leiters des Werkes in-18
ne hatte, fanden immer mehr Huckarderin den schweren Kriegs- undNachkriegszeiten des 1. WeltkriegsAnstellung im dortigen Betriebswerk.Zwar blieb J. Spranke als Leitereines kriegswichtigen Betriebes,wie viele seiner Mitarbeiter, vomKriegsdienst verschont, doch mussteer in Zeiten der französischenRuhrbesetzung und den damit verbundenenStreiks und Inflation insMecklemburgische Exil gehen. Kaumwaren die Franzosen im Jahr 1924abgezogen rekrutierte er erneut eineeinsatzfreudige Mannschaft undführte bis zu seinem frühen Tod imJahr 1929 den Lokomotivumbauweiter. Im Jahr 1930 verließ jedochdie letzte Lok das Betriebswerk, dassich fortan verstärkt der Instandhaltungvon Wagons widmete. DerFortbestand der Eisenbahnanlagen,des Rangierbahnhofs und des Betriebswerksführte dazu, dass immermehr Eisenbahner in Huckardeansässig wurden und so entstandenspäter im Bereich des Walkmühlenwegsund Pothmorgenwegs weitereSiedlungen, in denen noch heuteviele aktive und ehemalige Eisenbahnerund ihre Familien wohnen.Das Schicksal des Huckarder <strong>Bahnhof</strong>sDer <strong>Bahnhof</strong> Huckarde-Nord bliebüber Jahrzehnte, in der Zeit der„Hamsterfahrten“, wie auch währenddes „Wirtschaftswunders“ einewichtige Verkehrsverbindung inRichtung Dortmund Hauptbahnhofoder Herne. Die Fahrkarten für dieroten halbstündig verkehrendenSchienenbusse konnte man zuerstnoch am Fahrkartenschalter erwerben,die dortigen Beamten sindebenso verschwunden, wie dasBahnsteigspersonal mit ihren Signalkellenund Trillerpfeifen. Seit1968 ist kein Bundesbahnbeamtermehr in Huckarde beschäftigt. Mitteder 80er Jahre stand das Gebäudezum Verkauf, der Wirt der <strong>Bahnhof</strong>sgaststätteverließ als letzter seinen„Posten“, Fahrkartenautomatenersetzten den zuletzt üblichen Verkaufvon Billets „über den Tresen“.Moderne Züge passieren nun dasalte Gebäude, das, nachdem es voneiner Huckarder Investorengruppegekauft und saniert wurde, am11. Mai 1989 als Gaststätte „<strong>Alter</strong><strong>Bahnhof</strong>“ wieder eröffnet, ein Stückerhaltener Huckarder Geschichtebleibt.Eine Millionen Mark, Notgeld der Deutschen Reichsbahn 192319