Dir. Ing. Walter UltesLeibnitzerfeldWasserversorgung GmbH8430 LeibnitzWasserwerkstraße 33Tel. +43(0)3452/825 22mail@lfwv.atDie Nitratproblematikaus der Sicht eines betroffenenWasserversorgungsunternehmensTrinkwasser-Qualitätsproblematik bedeutet im Unteren Murtal und Leibnitzerfeld Nitratproblematik.Bereits Ende der 80er Jahreherrschte mit dem Erlass derTrinkwasser – Nitratverordnung(BGBl. 557/1989) und derdarin verordneten stufenweisenSenkung des Nitratgrenzwertesakuter Handlungsbedarf.Umfangreiche Schutzgebieteund in weiterer Folge Schongebietewurden ausgewiesen. Diegesetzten Maßnahmen stelltensich als efzient heraus, undes erfolgte die Sanierung desGrundwasserkörpers bzw. dasErreichen des in der Verordnungvorgegebenen Grenzwertes von50 mg/l Nitrat.Trinkwasser mit Nitratgehaltenvon 25 bis 35 mg/l zu liefern(Wert des Hochbehälters Leibnitz).Die Intensiv-Schweinemast undder Maisanbau sind als Verursacherdes neuerlichen NO 3-Anstieges heute unbestritten.Die wesentlichen Faktoren dabeiliegen aber nicht im Verantwortungsbereichdes Wasserversorgungsunternehmens:Gülleausbringung, mineralischeDüngung, neue spät reifendeMaissorten, Bodenverhältnisse,Tatsache aber ist, dass gesetzlicheRahmenbedingungenbestehen, die eine sach- undfachgerechte landwirtschaftlicheNutzung fordern, um den Grundwasserkörpernicht zu verunreinigen.Um die Entwicklungen im Bereichder <strong>Landwirtschaft</strong> besserbeobachten, mitverfolgen undkontrollieren zu können, wurde imvergangenen Jahr von der LeibnitzerfeldWV-GmbH und demWasserverband LeibnitzerfeldSüd die Trinkwasserschutz-GesbR.wieder ins Leben gerufen.Entwicklung der NO 3– Werte von 1997 bis 2007 Brunnen Haslach 1, Brunnen Kaindorf 2, Hochbehälter LeibnitzSeit 2001 beobachtet die LeibnitzerfeldWasserversorgungGmbH wieder einen Anstiegder Nitratwerte in den Brunnen.Durch Beimischung der hervorragendenWasserqualität unsererBrunnen in der Haslacher Au,Nitratwerte um 10 mg/l, ist esuns möglich, den KonsumentenWitterung, zeitweise Aussetzungdes NO 3-Aktionsprogrammes,Gründecken und Herbizidanwendung,Futtermittelzukauf, Biogasanlagenund deren Substratentsorgung,landwirtschaftlicheStrukturveränderungen, agrarischeFördersysteme, usw.können hier genannt werden.Auch ist die Efzienz und Umsetzbarkeitder Schongebietsnovelle2007 noch abzuwarten.In der Problematik Nitrat imGrundwasser hat auf alle Fälledas Verursacherprinzip zugreifen, und es darf nicht derWasserversorger und damit letztlichder Konsument zur Kassegebeten werden.2
Die Nitratproblematik im Murtalvon Graz bis Radkersburg aus hydrologischer SichtEnde der 80er und Anfang der90er Jahre des 20. Jahrhundertswurden im Grundwasserdes Murtales zwischen Grazund Bad Radkersburg Nitratwertegemessen, die überden erlaubten Grenzwertenlagen. In Zusammenarbeit vonVerwaltung, Behörde, <strong>Landwirtschaft</strong>und Wissenschaftgelang es, das Grundwasserbis Anfang des 21. Jahrhundertszu sanieren. Nach denTrockenjahren 2001 bis 2003begannen die Nitratwerte imGrundwasser des Murtaleswieder zu steigen, so dassaktuell an einigen Wasserversorgungsbrunneneine direkteEinspeisung in das Trinkwasserversorgungsnetznichtmöglich ist.Die Nitratkonzentration im Grundwasserdes Murtales ist in ersterLinie eine Folge der Art und Intensitätder landwirtschaftlichenBewirtschaftung. Stickstoff ausder Düngung wird über infiltrierendeNiederschläge über dasSickerwasser aus der ungesättigtenZone in das Grundwassereingetragen und dort über dieGrundwasserströmung verteilt.Infiltrierende Oberflächengewässer(Flüsse und Nassbaggerungen)führen zu einer Verdünnungund damit zu einer Verminderungder Nitratkonzentration imGrundwasser. Derzeit ist imMurtal die Einhaltung von Trinkwassergrenzwertennur in jenenBereichen möglich,• in denen die Erneuerungdes Grundwassers zusätzlichzur ächenhaften Neubildungüber inltrierendeNiederschläge auch durcheine Wechselwirkung desGrundwassers mit Flüssenund Bächen gesteuert wird,• im Aubereich, der durchgeringe Boden- und Überdeckungsmächtigkeitensowie durch Waldbestandgekennzeichnet ist, wo eineReduktion der Nitratkonzentrationenim Grundwasserim Zuge der Durchströmungvon Nassbaggerungen erfolgt.Generell war nach den Trockenjahren2001 – 2003 ein Ansteigender Nitratwerte zu erwarten.Das Ausmaß dieses Anstieges inüberwiegend landwirtschaftlichgenutzten Bereichen ist aber alleindurch die Witterungsverhältnissenicht erklärbar. Als möglicheUrsachen für die negativenEntwicklungen der Nitratsituationim Murtal lassen sich drei Faktorenherausarbeiten:• Die landwirtschaftlicheNutzungssituation, die durchgroßächig zu hohe Düngeniveauscharakterisiertwerden muss.• Die Wettersituation derJahre 2001 bis 2003, diezu einer Depotbildung vonStickstoff in der ungesättigtenZone führte; dieseswurde in den darauf folgendenJahren mit hoherGrundwasserneubildung insGrundwasser ausgetragen.• Die Grundwassersituation,die in den Jahren2004 bis 2006 durch hoheGrundwasserspiegellagen– entsprechend einem höherenDargebot an Wasser– charakterisiert werdenkann. Dies führt v.a. in denRandbereichen des südöstlichenLeibnitzer Feldes(Wagendorfer Terrasse) undan der Einmündung der Grabenlandbächein das UntereMurtal zu einem verstärktenZuuss von Grundwassermit hohen Nitratwerten.Die seit 1987 laufenden Großparzellenversucheam landwirtschaftlichenVersuchsfeld Wagnamit der integrierten Lysimeteranlagezeigen, dass sich geradeauf den gut durchlässigen,seicht- bis mittelgründigenStandorten im Murtal die Anwendungder Richtlinien für sachgerechteDüngung empfiehlt,wobei jedoch das angeführteAbschlagssystem zu berücksichtigenist. Wesentlichstes Elementist dabei die korrekte Einschätzungder standortbezogenzu erwartenden Ernteerträge, dieauf den meisten Böden des MurtalGrundwasserleitersbestenfallsals „mittel“ einzustufen sind. Einedem Standort (Bodenverhältnisse)angepasste Düngemenge,die Anlage von winterhartenGründecken (mit möglichstfrüher Anlage im Herbst undmöglichst spätem Umbruch imFrühjahr) sowie der Verzicht aufeine Düngung im Herbst führenim Maisanbau zu Nitratkonzentrationenvon unter 50 mg/l imSickerwasser. Die Ertragssituationwird auf den seichten sandigbis sandig-lehmigen Böden inerster Linie durch die verfügbareWassermenge in der Vegetationszeitund erst in zweiter Liniedurch die Stickstoffdüngermengegesteuert. Eine zu hohe Stickstoffdüngermengeführt zu einerüberproportional starken Zunahmeder Nitratauswaschung unddamit zu einer nicht tolerierbarenNitratkonzentration im Grundwasser.Während die grundwasserverträglicheackerbauliche Bewirtschaftungunter Anwendung dersachgerechten Düngung auf denkurzfristig reagierenden Systemender leichten Böden realiesierbarscheint, wurden bishernoch keine Strategien entwickelt,die die Sanierung der Nitratwerteunter den gut Wasser speicherndentiefgründigen Böden erlauben.Hier sind langfristige Konzeptedes „Abmagerns“ zu entwickeln,da das Grundwasserunter diesen Böden mit demGrundwasser der Niederterrasseoft in Wechselwirkung tritt (Jöss,Wagendorfer Terrasse, Einmündungsbereichder Grabenlandbächein das Untere Murtal etc.),woraus sich eine Gefährdungfür die Trinkwassergewinnungin den Talgrundwassersystemenergibt.Dr. Johann FankJOANNEUM RESEARCHInstitut für WasserRessourcenManagement8010 GrazElisabethstraße 16Tel. +43(0)316/876 1391johann.fank@joanneum.at<strong>Landwirtschaft</strong>liches VersuchsfeldWagna3