Festival KLANGRAUM - Grafikdesignbuero
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FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY<br />
„Glückverbreitend überall“ – Konzert zum 200. Geburtstag<br />
„Mit goldenen Lettern möchte ich den gestrigen Abend<br />
in diesen Blättern aufzeichnen können. … Wie Mendelssohn<br />
das königliche Instrument Bachs zu handhaben<br />
versteht, ist schon anderweitig bekannt; und dann<br />
waren es lauter köstliche Kleinodien, die er gestern<br />
vorlegte, und zwar in herrlichster Steigerung ...<br />
Den Schluss machte eine Phantasie Mendelssohns,<br />
worin er sich denn zeigte in voller Künstlerglorie: sie war<br />
auf einen Choral, irr´ ich nicht, auf den Text ¸O Haupt<br />
voll Blut und Wunden‘ basiert, in den er später den Namen<br />
BACH und einen Fugensatz einflocht, und rundete<br />
sich zu einem so klaren meisterhaften Ganzen, dass es<br />
gedruckt ein fertiges Kunstwerk gäbe. Ein schöner Sommerabend<br />
glänzte zu den Kirchenfenstern hinein. Außen<br />
im Freien wird noch mancher den wunderbaren Klängen<br />
nachgesonnen haben […]“<br />
Mit diesen Worten rezensierte Robert Schumann das<br />
Konzert, das Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahre<br />
1840 in der Leipziger Thomaskirche zu Ehren Johann<br />
Sebastian Bachs gegeben hat. In ihnen klingt die Bewunderung<br />
an, die die Generation der Romantiker Mendelssohn<br />
entgegenbrachte. „Er empfing die Huldigungen<br />
aller Künstler“ berichtete Schumann und sah in ihm den<br />
„ersten Musiker der Zeit“. Wie kaum ein anderer Komponist<br />
wurde Mendelssohn schon zu Lebzeiten in ganz<br />
Europa gefeiert.<br />
Triumphe als Pianist, Organist, Dirigent, Musikforscher,<br />
Hochschulgründer – Mendelssohns musikalisches Wirken<br />
in Europa als „erster Musiker der Zeit“<br />
Im Jahr 2009 jährt sich Mendelssohns Geburtstag zum<br />
200. Mal. 1809 als Enkel des Philosophen Moses Mendelssohn<br />
geboren, erhielt Felix von frühester Kindheit<br />
an eine hervorragende Ausbildung. Jeden Morgen stand<br />
er um fünf Uhr auf, um Geschichte, Griechisch, Latein,<br />
Naturwissenschaften, Zeichnen und Musik zu studieren.<br />
Als 12jähriger Knabe spielte er Goethe vor, der sich von<br />
seiner „vollendeten, liebenswürdigen Kunst“ tief beeindruckt<br />
zeigte. Wie Mozart beherrschte er alle musikalischen<br />
Sparten. Als Pianist feierte er Triumphe in Paris,<br />
Wien und London. Auf seiner ersten Englandreise 1829<br />
war er der Solist der Erstaufführung von Beethovens<br />
Klavierkonzert Nr. 5. Als Organist lernte er in jungen<br />
Jahren auf seinen Reisen durch Europa die alten Orgeln<br />
kennen. Für sein Konzert in der Thomaskirche 1840 übte<br />
er nach eigener Aussage so sehr, „dass [er] kaum mehr<br />
auf [seinen] Füßen gerade stehen konnte und nichts als<br />
Orgelpassagen auf der Straße ging“. Als Musikforscher<br />
nahm er die Werke der Komponisten des 16. und<br />
17. Jahrhunderts in seine Programme auf, Palestrina<br />
und Orlando di Lasso. 1829 dirigierte er im Alter von<br />
zwanzig Jahren die erste Wiederaufführung der<br />
Matthäus-Passion seit Bachs Tod und leitete damit eine<br />
Bach-Renaissance ein, die von tief greifendem Einfluss<br />
auf die Kompositionsgeschichte des 19. Jahrhunderts<br />
war. Als Leiter der Gewandhauskonzerte in Leipzig wurde<br />
er die überragende Dirigentengestalt der ersten Hälfte<br />
des 19. Jahrhunderts. Ungewöhnlich für die damalige<br />
Zeit dirigierte er auch reine Instrumentalwerke nicht<br />
vom Instrument, sondern mit Hilfe eines Taktstocks vom<br />
Dirigentenpult aus. Er setzte sich für die soziale Absicherung<br />
seiner Musiker ein und erwirkte für jeden Orchestermusiker<br />
eine Pension. Mit Ferdinand David holte er<br />
einen der berühmtesten Geiger als Konzertmeister ans<br />
Gewandhaus. Er machte die Werke vieler zeitgenössischer<br />
Komponisten bekannt und dirigierte 1839 die<br />
Uraufführung der von Schumann aufgefundenen Großen<br />
C-Dur-Sinfonie von Franz Schubert. Unter ihm wurde<br />
Leipzig zu einem der musikalischen Zentren Europas.<br />
1842 gründete er unter dem Protektorat des Königs von<br />
Sachsen das Konservatorium der Musik in Leipzig und<br />
damit die erste deutsche Musikhochschule. In Köln, Düsseldorf,<br />
Schwerin und Birmingham unterstützte er die<br />
Gründung von Musikfestspielen. Daneben bewältigte<br />
er eine riesige Korrespondenz, von deren mehr als 5000<br />
erhaltenen Briefen erst ein Teil publiziert wurde. Tief getroffen<br />
vom Tod seiner geliebten Schwester Fanny starb<br />
Mendelssohn wenige Monate nach ihr im Jahre 1847 im<br />
Alter von nur 38 Jahren. Sein Name „Felix“ bedeutete<br />
„der Glückliche“. Robert Schumann, der Mendelssohn als<br />
„den hellsten Musiker, der die Widersprüche der Zeit am<br />
klarsten durchschaut und zuerst versöhnt“, bezeichnet<br />
hat, nannte ihn und sein musikalisches Wirken<br />
„glück- und segenverbreitend überall“.<br />
Das Konzert zum 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn<br />
Bartholdy entwirft in Ausschnitten aus seinem<br />
kompositorischen Œuvre und in poetisch assoziativen<br />
Annäherungen ein Lebensbild des Komponisten. Es<br />
werden Werke aus drei unterschiedlichen Schaffensbereichen<br />
aufgeführt. Mit den Orgelsonaten op. 65<br />
aus dem Jahre 1844/45 begründete Mendelssohn die<br />
Gattung der romantischen Orgelsonate und übte maßgeblichen<br />
Einfluss auf Josef Rheinberger und Max Reger<br />
aus. In seiner Zeit als Gewandhauskapellmeister schuf er<br />
mit den „Quartett-Morgen“ einen neuen Rahmen für die<br />
Kammermusik im öffentlichen Konzertwesen und trug<br />
selbst mit der Komposition seiner Quartette op. 44 aus<br />
den Jahren 1837/38 zu dieser Gattung bei. Einen hohen<br />
Stellenwert in seinem Œuvre nahm das Liedhafte ein.<br />
Neben den Liedern ohne Worte für Klavier, mit denen<br />
Mendelssohn eine neue romantische Gattung schuf,<br />
komponierte er zahlreiche Lieder für Gesang und Klavier,<br />
die insgesamt einen Schaffenszeitraum von 25 Jahren<br />
umfassen. Mendelssohn war außerdem einer der großen<br />
Improvisatoren des 19. Jahrhunderts. Tomasz Adam<br />
Nowak wird mit einer großen Improvisation „Hommage<br />
à Mendelssohn“ daran erinnern.<br />
Verbindung von Wissenschaft und Musikpraxis, innovative<br />
Konzertkonzeptionen und der Dialog mit anderen<br />
Künsten – die Studienrichtung Musikvermittlung an der<br />
Hochschule für Musik Detmold<br />
Konzipiert wird das Konzert von den Studierenden und<br />
Dozenten des Studiengangs Musikvermittlung der Hochschule<br />
für Musik Detmold. Der Begriff „Vermittlung“<br />
spielte bislang schon in verschiedenen musikalischen<br />
Disziplinen eine Schlüsselrolle. So ist im künstlerischen<br />
Bereich der „Interpret“ ein Vermittler zwischen der<br />
Komposition und dem Publikum. Die Musikwissenschaft<br />
räumt in der Dreiteilung ihrer Aufgabenbereiche in<br />
„Erschließung, Deutung und Vermittlung“ der Musikvermittlung<br />
neben dem editorischen Bereich und der Analyse<br />
einen zentralen Platz ein. Weiterhin ist „vermitteln“<br />
ein Kernbegriff der Musikpädagogik. In der Verbindung<br />
der verschiedenen musikalischen Disziplinen hat es<br />
sich die Studienrichtung „Musikvermittlung“ zum Ziel<br />
gesetzt, auf innovativen Wegen dem Hörer die Musik in<br />
all ihren Dimensionen und in ihrer Lebendigkeit näher<br />
zu bringen. In diesem Zusammenhang werden kulturgeschichtliche,<br />
biographische und musikästhetische<br />
Aspekte einbezogen oder es wird in Konzertmode-<br />
rationen ein Blick in die „Geheimnisse der Werkstatt“<br />
des Komponisten geworfen.<br />
Seit der Gründung des Studiengangs Musikvermittlung<br />
an der Hochschule für Musik Detmold vor zehn<br />
Jahren hat die Entwicklung neuer Vermittlungsformen<br />
im Konzertwesen immer mehr an Bedeutung gewonnen.<br />
Sie lassen scheinbar Altbekanntes neu entdecken<br />
und suchen den Dialog mit anderen Künsten wie der<br />
Literatur, dem Schauspiel und der Bildenden Kunst.<br />
Über ihren Ausgangspunkt im Bereich der Kinder- und<br />
Jugendkonzerte hinaus haben sie ihren Siegeszug durch<br />
die Konzerthäuser angetreten und schaffen neuen Raum<br />
für den lebendigen Umgang mit dem kulturellen Erbe<br />
unserer Gesellschaft. Absolventen des Studiengangs<br />
sind heute an herausragenden Stellen des Musiklebens<br />
tätig, bei den Wiener Philharmonikern, beim Rundfunk<br />
in Hamburg oder München, in der Tonhalle Düsseldorf<br />
oder am Festspielhaus Baden-Baden.<br />
Janina Schaefer<br />
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