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Festival KLANGRAUM - Grafikdesignbuero

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<strong>Festival</strong> <strong>KLANGRAUM</strong>


<strong>Festival</strong> <strong>KLANGRAUM</strong><br />

Festwochen zur Wiedereröffnung des Konzerthauses<br />

der Hochschule für Musik Detmold<br />

vom 09. Mai – 21. Juni 2009


2 3


INHALT<br />

Grußworte S. 6<br />

09.05.2009<br />

Festlicher Auftakt der <strong>KLANGRAUM</strong>-Festwochen S. 12<br />

10.05.2009<br />

Glückverbreitend überall<br />

Konzert zum 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn Bartholdy S. 24<br />

12.05.2009<br />

Moriumur<br />

Christoph Poppen und The Hilliard Ensemble S. 32<br />

14.05.2009<br />

Konzert des Hochschulorchesters<br />

Benefizkonzert zu Gunsten des Studienfonds OWL S. 38<br />

16.05.2009<br />

Liederabend mit Thomas Quasthoff<br />

Benefizkonzert zu Gunsten der Stiftung der HfM Detmold S. 42<br />

17.05.2009<br />

Recital<br />

András Schiff und Miklós Perényi S. 48<br />

19.05.2009<br />

Preisträgerkonzert des Hochschulwettbewerbs 2009 S. 54<br />

20.05.2009<br />

Konzert Orchesterzentrum|NRW S. 56<br />

22.05.–24.05.2009<br />

Brahmsiade<br />

150 Jahre Brahms in Detmold S. 64<br />

25.05.2009<br />

Haydns Streichquartette XVI<br />

Ein Vortragszyklus des Auryn Quartetts S. 80<br />

26.05.2009<br />

Klaviernacht<br />

mit Professoren und ihren Studierenden S. 84<br />

27.05.2009<br />

Jazz an der HfM S. 90<br />

29.05.2009<br />

Ökumenischer Tag der Kirchenmusik S. 98<br />

30.05.2009<br />

Konzert der Barockakademie der HfM Detmold S. 102<br />

31.05.2009<br />

„Mythos Wald“<br />

Konzertmatinée mit jungen Studierenden S. 106<br />

05.06.2009<br />

„Benny Goodman revisited“<br />

Konzert der WDR Big Band S. 110<br />

07.06.2009<br />

SMS – Singen macht Sinn<br />

Singfest mit Grundschülern aus OWL S. 116<br />

07.06.2009<br />

„Klänge reisen um die Welt“<br />

4. OWL-Kindermusikfest S. 120<br />

09.06.2009<br />

Kammerkonzert mit Studierenden der HfM Detmold S. 124<br />

12.06.2009<br />

„DNA in concert“<br />

Der Fluss der genetischen Information als Sinfonie des Lebens S. 128<br />

12.–14.06.2009<br />

Tonmeisterkongress des Erich-Thienhaus-Instituts S. 134<br />

Andreas Meyer<br />

Die Wellenfeldsynthese S. 136<br />

14.06.2009<br />

„La Bohème“<br />

Konzertante Aufführung der Dirigenten-Werkstatt S. 140<br />

21.06.2009<br />

Kammerkonzert mit Dozenten der HfM Detmold<br />

Abschlusskonzert der <strong>KLANGRAUM</strong>-Festwochen S. 144<br />

Heinrich Micus<br />

Von der Neuen Aula zum Konzerthaus S. 154<br />

Saalplan und Informationen S. 156<br />

Förderer und Zustifter S. 159<br />

Impressum S. 160


GRUSSWORTE<br />

Sehr verehrte Konzertbesucher, liebe Freunde der<br />

Hochschule für Musik Detmold,<br />

es ist mir eine große Freude, Ihnen nach zahlreichen<br />

Umbauten und Neubauten auf dem Hochschulcampus<br />

nun auch das „Herzstück“ unserer Musikhochschule in<br />

neuem Gewand präsentieren zu können: unsere ehemalige<br />

„Neue Aula“ – jetzt „Konzerthaus der Hochschule<br />

für Musik Detmold“.<br />

Wenn am 9. Mai 2009 das Konzerthaus mit Wagners<br />

„Meistersinger-Ouvertüre“ festlich wiedereröffnet wird,<br />

liegen jahrelange Vorplanungen und eine fast zweijährige<br />

Bauphase hinter uns, in der immer wieder Geduld<br />

und langer Atem gefragt waren. Für ein Gesamtvolumen<br />

von über 7 Mio Euro wurde der Saal nicht nur grundlegend<br />

saniert, sondern hat – wie Sie sicherlich schon<br />

bemerkt haben – auch eine Vielzahl von baulichen<br />

Verbesserungen erfahren. Vor allem aber verfügt unser<br />

neuer <strong>KLANGRAUM</strong> über einen weltweit einzigartigen<br />

RAUMKLANG: 325 programmierbare Lautsprecher<br />

können alle Arten von Raumakustik im Konzerthaus reproduzieren<br />

und modifizieren. Mit dieser faszinierenden<br />

Beschallungstechnik, der so genannten Wellenfeldsynthese,<br />

hat die Hochschule ein echtes Alleinstellungsmerkmal,<br />

das Tonmeister aus der ganzen Welt an unser<br />

Erich-Thienhaus-Institut ziehen wird.<br />

„Mit Freunden feiern“ – dieses Motto soll unser sechswöchiges<br />

<strong>KLANGRAUM</strong>-<strong>Festival</strong> begleiten. Auch wenn<br />

unsere Hochschule geographisch weit entfernt von den<br />

großen Kulturmetropolen gelegen ist, haben wir doch im<br />

Laufe der Jahre zahlreiche Freundschaften mit Künstlern<br />

geknüpft, die sich gerne bereit erklärt haben, in unserem<br />

frisch sanierten Konzertsaal aufzutreten.<br />

Freuen Sie sich also mit mir auf unseren ehemaligen<br />

Professor Christoph Poppen, der mit dem renommierten<br />

Hilliard Ensemble gastieren wird, auf die WDR Big Band<br />

mit dem Programm „Benny Goodman revisited“ und auf<br />

unseren geschätzten Honorarprofessor András Schiff mit<br />

dem Cellisten Miklós Perényi.<br />

Vor allem aber lege ich Ihnen das Konzert mit dem vielfachen<br />

Grammy-Gewinner und ehemaligen Detmolder<br />

Hochschulprofessor Thomas Quasthoff ans Herz: Sein<br />

Liederabend ist eine Benefizveranstaltung zu Gunsten<br />

unserer Hochschulstiftung, und Ihr Konzertbesuch trägt<br />

somit unmittelbar zur Förderung unseres musikalischen<br />

Nachwuchses bei.<br />

Neben diesen weltberühmten Größen der<br />

Musikszene haben wir Partner eingeladen, die für<br />

uns als Ausbildungsinstitution wertvoll sind: das<br />

Orchesterzentrum|NRW, das Kooperationsprojekt<br />

Dirigentenwerkstatt, die Big Band der Hochschule für<br />

Musik Bremen sowie – im Rahmen des Ökumenischen<br />

Tages der Kirchenmusik – die Hochschule für Kirchenmusik<br />

Herford. Eine glückliche Fügung will es zudem, dass<br />

der von der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen<br />

ausgelobte bundesweite Hochschulwettbewerb<br />

nach 25 Jahren in diesem Mai erstmals wieder von<br />

und in unserer Hochschule ausgerichtet wird.<br />

Doch natürlich möchten wir das Musizieren nicht nur<br />

unseren Gästen überlassen: In den Konzerten können<br />

Sie sich auch einen aktuellen Eindruck vom Leistungsstand<br />

unserer eigenen Hochschulensembles verschaffen,<br />

die von der Barockakademie bis zum Ensemble für Neue<br />

Musik fast ausnahmslos am <strong>Festival</strong> mitwirken.<br />

Freunden des Liedes sei unsere „Brahmsiade“ empfohlen,<br />

in der sich Studierende und Dozenten unserer<br />

Gesangsabteilung dem umfangreichen Liedschaffen<br />

von Johannes Brahms widmen. Unseren talentierten<br />

musikalischen Nachwuchs können Sie in der Matinee<br />

unseres Detmolder Hochbegabtenzentrums hören, die<br />

im Zusammenhang mit dem Jubiläumsjahr „Hermann<br />

2009“ präsentiert wird. Und wenn Sie selbst Kinder<br />

haben, sollten Sie mit ihnen das Kindermusikfest<br />

besuchen, das die Philharmonische Gesellschaft OWL<br />

erstmals auf unserem Hochschulcampus durchführt.<br />

Am Tag des Kindermusikfestes findet auch das erste<br />

große Singfest mit Grundschülern aus der Region statt,<br />

in dem die Früchte des an unserer Hochschule angesiedelten<br />

Verbundprojekts „sms – Singen macht Sinn“ zu<br />

hören sein werden.<br />

Es ist mir ein besonderes Anliegen, mit diesem Projekt<br />

einen Beitrag zur Basismusikalisierung von Kindern<br />

leisten zu können.<br />

Sie sehen, es wird viel geboten. Denn wir möchten uns<br />

mit dem <strong>Festival</strong> <strong>KLANGRAUM</strong> herzlich bei allen bedanken,<br />

die uns in der Zeit der Sanierung unterstützt haben:<br />

Bei unseren Studierenden und Dozenten, die zwei Jahre<br />

lang bereitwillig enger zusammengerückt sind.<br />

Bei Kirchen und Veranstaltungshäusern, die uns freundlich<br />

aufgenommen haben.<br />

Bei unseren Förderern, die uns sowohl ideell als auch<br />

finanziell immer wieder unterstützen.<br />

Beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW und namentlich<br />

unserer Bauleiterin Kerstin Badde, die die Sanierung<br />

des Konzerthauses mit Energie vorangetrieben hat und<br />

in der wir jederzeit eine kompetente Ansprechpartnerin<br />

hatten.<br />

Bei allen am Bau beteiligten Handwerkern.<br />

Und nicht zuletzt natürlich bei Ihnen, sehr verehrte<br />

Konzertbesucher, die Sie uns auch in unseren Ersatzspielstätten<br />

die Treue gehalten haben.<br />

Ich bin fest davon überzeugt, dass unser neues Konzerthaus<br />

das Potential hat, sowohl den Hochschulstandort<br />

Detmold als auch unsere Position als fest in der Region<br />

verankerter Kulturanbieter nachhaltig zu stärken. Daher<br />

findet die markante Silhouette des Konzerthauses auch<br />

Eingang in das neue Logo unserer Hochschule, mit dem<br />

wir unser Selbstverständnis als traditionsbewusste, aber<br />

auch zukunftsgewandte und innovative Ausbildungsstätte<br />

optisch unterstreichen möchten.<br />

Ich wünsche Ihnen genussvolle Konzertstunden und<br />

hoffe auf anregende musikalische Begegnungen!<br />

Martin Christian Vogel<br />

Rektor<br />

6 7


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und<br />

Freunde der Musik und der Hochschule in Detmold,<br />

das Konzerthaus der Hochschule für Musik Detmold,<br />

die ehemalige „Neue Aula“, prägt den Hochschulcampus<br />

und zusammen mit dem benachbarten Palais auch das<br />

Bild der Stadt Detmold. Die Hochschule kann stolz sein<br />

auf die hohe architektonische Qualität des in den 1960er<br />

Jahren erbauten Gebäudes. Nach über 40 Jahren war<br />

nun aber eine Kernsanierung notwendig und ich freue<br />

mich sehr, dass das Land hier mit einer beträchtlichen<br />

Summe mithelfen konnte. Am 9. Mai bin ich sehr gerne<br />

dabei, wenn wir gemeinsam die Wiedereröffnung des<br />

Konzerthauses feiern. Dann können wir uns alle davon<br />

überzeugen, dass die Sanierung das gestalterische<br />

Grundkonzept beibehalten und äußerst gekonnt in die<br />

Gegenwart überführt hat.<br />

Außer den Arbeiten an der Fassade gab es die größten<br />

Veränderungen im Inneren des Konzerthauses. Heute,<br />

nach zwei Jahren der Sanierung, hält dieser Konzertsaal<br />

modernen Anforderungen stand - das gilt für die Akustik,<br />

aber auch für Sicherheitstechnik und Brandschutz.<br />

Die bemerkenswerteste Neuerung ist der Einbau der<br />

innovativen Technik der Wellenfeldsynthese. Experten<br />

beschreiben sie so, dass sich damit die Nachhallzeit des<br />

Saals auf Knopfdruck verändern lässt. Außerdem kann<br />

man jetzt Klänge interaktiv über die Bühne und um die<br />

Hörer bewegen. Ich habe mir sagen lassen, dass diese<br />

Technologie eine einzigartige Qualität räumlicher Tiefe<br />

und virtueller Realität ermöglicht. Anders als bei allen<br />

herkömmlichen Wiedergabesystemen wie beispiels-<br />

weise Stereo und Surround werde der einzelne Lautsprecher<br />

„unhörbar“ und die Illusion perfekt. Diese Innovation<br />

in einem Konzerthaus zu nutzen, das ist weltweit<br />

bisher einmalig. Wir dürfen gespannt sein!<br />

Das neue Konzerthaus, von dem aus die Hochschule ihre<br />

Studierenden auf die Bühnen dieser Welt schickt, ist ein<br />

sichtbares Zeichen: Diese Hochschule blickt optimistisch<br />

und tatkräftig nach vorne. Weniger sichtbar, aber genauso<br />

wichtig sind die inneren Neuerungen: Dazu zähle ich<br />

etwa die Detmolder Sommerakademie, das Detmolder<br />

Hochbegabtenzentrum und die Kooperation mit dem<br />

Orchesterzentrum|NRW.<br />

Ich wünsche allen, die in dieser Hochschule und für<br />

diese Hochschule arbeiten weiterhin Glück, Erfolg, gute<br />

Freunde und verlässliche Partner. Und ich lade Sie alle<br />

herzlich ein: Lassen Sie sich das <strong>Festival</strong>programm im<br />

neuen <strong>KLANGRAUM</strong> nicht entgehen!<br />

Ihr<br />

Prof. Dr. Andreas Pinkwart<br />

Minister für Innovation, Wissenschaft, Forschung<br />

und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

Liebe Detmolderinnen und Detmolder,<br />

liebe Gäste der Stadt Detmold!<br />

Liebe Freunde der Hochschule für Musik!<br />

Die Hochschule für Musik feiert in diesen Tagen mit der<br />

Wiedereröffnung ihres sanierten Konzerthauses ein<br />

besonderes Ereignis. Die lange Zeit der Einschränkungen<br />

und der Improvisation hat ein Ende.<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

Detmold ist Kulturstadt, und die Hochschule für Musik<br />

ist seit ihrer Gründung einer der wichtigsten Träger des<br />

städtischen und regionalen, aber auch des nationalen<br />

und internationalen Kulturlebens. Sie ist einer der<br />

zentralen Standortfaktoren in der Stadt und in Ostwestfalen-Lippe.<br />

Studierende aus aller Welt finden vorübergehend<br />

– und manchmal auch für immer – ein Zuhause<br />

in Detmold und sind nach ihrer Ausbildung weltweit als<br />

Musikerinnen und Musiker tätig. Sie verleihen Detmold<br />

Internationalität und werben mit ihrer hoch qualifizierten<br />

Ausbildung für die Hochschule für Musik und<br />

ihre Stadt.<br />

Die Hochschule für Musik gehört zu Detmold und<br />

ist durch zahlreiche Projekte im kommunalen Leben<br />

verwurzelt. Die Detmolder Bürgerinnen und Bürger<br />

schätzen das vielseitige musikalische Angebot sehr und<br />

besuchen die Konzerte der Lehrenden und Studierenden<br />

mit großer Begeisterung.<br />

Das Konzerthaus zählt zu den wichtigsten Kulturstätten<br />

in unserer Stadt. Mit großer Freude nehmen die Detmolderinnen<br />

und Detmolder und die vielen Freunde der<br />

Hochschule es wieder in ihren „Besitz“. Neu ausgestattet<br />

mit der besonderen Technik der Wellenfeldsynthese<br />

hat die Hochschule dabei ein weiteres internationales<br />

Aushängeschild dazubekommen, das gleichermaßen für<br />

die Tonmeister wie für die Musizierenden interessant<br />

und attraktiv ist.<br />

Mit dem <strong>Festival</strong> <strong>KLANGRAUM</strong> wird das Herzstück der<br />

Hochschule gebührend eingeweiht. Geboten wird eine<br />

große musikalische und programmatische Vielfalt.<br />

Musiker mit internationalem Renommee sind zu Gast,<br />

aber auch zahlreiche Studierende und Lehrende der<br />

Hochschule werden sowohl solistisch als auch im Ensemble<br />

und im Orchester ihr Können präsentieren und<br />

mit attraktiven Programmen Einblicke in ihre Arbeit<br />

und ihr Schaffen in Detmold geben können.<br />

Wir in Detmold freuen uns darauf!<br />

Ich wünsche allen Beteiligten viel Erfolg und den Gästen<br />

im <strong>KLANGRAUM</strong> viel Spaß!<br />

8<br />

Rainer Heller<br />

Bürgermeister der Stadt Detmold<br />

9<br />

Ihr


FESTLICHER AUFTAKT<br />

09.05.2009 | 19.30 UHR<br />

Richard Wagner (1813– 1883)<br />

Die Meistersinger von Nürnberg<br />

Vorspiel 1. Akt<br />

KARL-HEINZ BLOEMEKE, Musikalische Leitung<br />

Begrüßung durch<br />

PROFESSOR MARTIN CHRISTIAN VOGEL<br />

Rektor der HfM Detmold<br />

mit anschließender Schlüsselübergabe durch<br />

Dipl.-Ing. Architekt HEINRICH MICUS<br />

Grußwort des Bürgermeisters<br />

der Stadt Detmold RAINER HELLER<br />

Martin Christoph Redel (*1947)<br />

ARCHIPEL (UA)<br />

Klanginseln für Orgel, Marimbaphon,<br />

Schlagzeuggruppen und Orchester op. 64<br />

GERHARD WEINBERGER, Orgel<br />

RUVEN RUPPIK, Marimbaphon<br />

CHIA LIN CHENG, Schlagzeug<br />

YONGWOON CHO, Schlagzeug<br />

JU WON JEONG, Schlagzeug<br />

KARL-HEINZ BLOEMEKE, Musikalische Leitung<br />

12 13<br />

– Pause –<br />

In der Pause lädt die HfM Detmold<br />

Sie zur musikalischen Einweihung der<br />

Wasserspiele in den Palaisgarten ein.<br />

Stefan Lienenkämper (*1963)<br />

frame/24<br />

Uraufführung des preisgekrönten Werkes des<br />

Internationalen Kompositionswettbewerbs 2008<br />

für Kammerensemble und Wellenfeldsynthese<br />

Ensemble der HfM Detmold<br />

PATRICIA DOSER, Musikalische Leitung<br />

ROBIN BÖS, Tonmeister<br />

TOM PHILIP KRAUSE, Tonmeister<br />

Grußwort<br />

PROF. DR. ANDREAS PINKWART<br />

Minister für Innovation, Wissenschaft, Forschung<br />

und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

Preisverleihung an den 1. Preisträger<br />

Stefan Lienenkämper<br />

Grußwort<br />

FRIEDEL HEUWINKEL<br />

Landrat des Kreises Lippe und Vorsitzender des<br />

Stiftungsrates der Stiftung Standortsicherung<br />

Kreis Lippe<br />

Preisverleihung an den 2. und 3. Preisträger<br />

Valerio Sannicandro und Carlo Ciceri<br />

Ludwig van Beethoven (1770–1827)<br />

Chorphantasie c-Moll op. 80<br />

JEAN-EFFLAM BAVOUZET, Klavier<br />

SVENJA PIEPENBRINK, Sopran<br />

KI-SUN KIM, Sopran<br />

CAROLINA FEE GR. DARRELMANN, Alt<br />

GEORG FÜHRER, Tenor<br />

CHANG HYUN KIM, Tenor<br />

SEBASTIAN PILGRIM, Bass<br />

CHOR und ORCHESTER der HfM Detmold<br />

KARL-HEINZ BLOEMEKE, Musikalische Leitung


RICHARD WAGNER<br />

Vorspiel zur Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“<br />

„Nirgends [...] ist Wagners Musik so artifiziell wie in dem<br />

Schein von Simplizität, mit dem sie sich in den Meistersingern<br />

umgibt“ beschreibt Carl Dahlhaus den für die<br />

Oper charakteristischen feierlich-archaisierenden Duktus.<br />

Im Gegensatz zu fast allen anderen Musikdramen<br />

Richard Wagners spielt die Handlung nicht in mythischer<br />

Vorzeit, sondern ist zeitlich und örtlich eindeutig im<br />

Nürnberg des 16. Jahrhunderts angesiedelt. Um einen<br />

entsprechenden „altdeutschen“ Klang zu erzeugen,<br />

verwendet Wagner beim festlichen Hauptthema Stil-<br />

elemente der französischen Barockouvertüre und durchsetzt<br />

die gesamte Oper mit einer an barocken (nicht<br />

mittelalterlichen!) Vorbildern angelehnten, diatonisch<br />

dominierten Polyphonie.<br />

Noch bevor Wagner auch nur eine Textzeile vertont<br />

hatte, komponierte er das Orchestervorspiel, aus dessen<br />

Hauptthema ein Großteil der Motivik des gesamten<br />

Œuvres entwickelt wird. Das Vorspiel ist eine in Sonatensatzform<br />

angelegte Symphonische Dichtung: In der<br />

Exposition steht das erste Thema in strahlendem C-Dur<br />

für die stolze Zunft der Meistersinger, während das<br />

zweite Thema in der Mediant-Tonart E-Dur das schwelgerische<br />

und chromatisch durchsetzte Preislied antizipiert,<br />

mit dem Walther von Stolzing um Eva, die Tochter<br />

des Goldschmiedes Pogner, wirbt. Die Durchführung ist<br />

ein Vorgeschmack auf die parodistisch-komödiantischen<br />

Anteile der Oper. Sie führt den Stadtschreiber Beckmesser<br />

ein, den Gegenspieler Stolzings, dessen pedantische<br />

„Beckmesserei“ durch eine aus dem Hauptthema entwickelte,<br />

aber rhythmisch verkleinerte und im emsigen<br />

Staccato von den Holzbläsern vorgetragene Passage<br />

treffend karikiert wird. In der Reprise schließlich werden<br />

das erste und zweite Thema der Exposition kunstvoll<br />

kontrapunktisch übereinandergelegt. Schon das Ende<br />

des Vorspiels weist somit auf den letzten Akt der Oper<br />

hin, in dem es nach vierstündiger Spielzeit zur Vereinigung<br />

der tradierten Kunst der Meistersinger mit dem<br />

ungebändigten schöpferischen Ausdruckswillen des<br />

jungen Ritters Stolzing als Vorreiter einer neuen Kunst<br />

kommt.<br />

Jelka Lüders<br />

MARTIN CHRISTOPH REDEL<br />

Archipel<br />

Die Komposition entstand im Auftrag der Hochschule für<br />

Musik Detmold, deren Konzertsaal am 9. Mai 2009 nach<br />

zweijährigen Sanierungs- und Renovierungsarbeiten<br />

wieder feierlich eröffnet werden soll. Für diesen „Auftrag“<br />

wurde vom Rektor der Wunsch geäußert, sowohl<br />

die im Saal befindliche Orgel einzubeziehen als auch<br />

dem Schlagzeug eine besondere Position zuzuschreiben,<br />

zumal ich selbst lange Jahre als Schlagzeuger aktiv war.<br />

So entstand „Archipel“, eine 15 Minuten dauernde<br />

Komposition, in welcher die Orgel (rechts vom Podium)<br />

und das Marimbaphon (am linken Podiumsrand) dem<br />

Orchester konzertierend gegenübergestellt werden, und<br />

drei kleine Schlagzeuggruppen an drei verschiedenen<br />

Punkten des Konzertsaales – quasi in Form eines Triangels<br />

– positioniert werden. Damit ergibt sich schon allein<br />

aus der Aufstellung der Instrumente ein musikalischer<br />

„Archipel“, eine musikalische „Insellandschaft“.<br />

Jede der drei Schlagzeuggruppen ist sowohl mit einem<br />

„glockenähnlichen“ Instrument (Röhrenglocken/Vibraphon/Crotales)<br />

als auch einer Gruppe von Geräuschinstrumenten<br />

(Holz/Metall/Fell) ausgestattet. Diese<br />

Schlagzeug-„Inseln“ werden im Verlauf der Komposition<br />

mal mehr kontrastierend, mal mehr kommentierend<br />

eingesetzt, sicherlich in manchen Fällen auch „überraschend“.<br />

Der formale Aufbau der Komposition ist ebenfalls<br />

vielgliedrig (wie ein Archipel), wobei alle musikalischen<br />

Charaktere mehrfach auftauchen und dadurch die Form<br />

bestimmen. Hieraus ergibt sich für den Hörer eine klare<br />

Nachvollziehbarkeit der Einzelteile des Werkes: hierzu<br />

gehört der Auf- oder Abbau großräumiger Klänge<br />

oder Klangflächen ebenso wie die Formulierung eines<br />

konkreten Themas; rhythmisch markante Abschnitte<br />

in schnell wechselnden Instrumentationen kehren<br />

ebenso mehrfach wieder wie überraschend eingefügte<br />

Schlagzeugkaskaden; charakterlich unterschiedliches<br />

„Glockengeläut“ von den verschiedenen „Inseln“ taucht<br />

insgesamt viermal auf (hier die Wiedereröffnung des<br />

Konzerthauses verkündend!) und aus der bunten, durchaus<br />

nicht vorhersehbaren Reihenfolge der verschiedenen<br />

variiert wiederkehrenden Charaktere ergibt sich ein aus<br />

vielen musikalischen Inseln zusammengesetzter Archipel,<br />

der doch insgesamt – trotz aller Unterschiede – viele<br />

Gemeinsamkeiten aufweist.<br />

STEFAN LIENENKÄMPER<br />

Holophonie für Altstimme und zwölf Instrumente<br />

nach einem Text von William Shakespeare<br />

In der Komposition frame/24 ist der Raum, der mit Hilfe<br />

der Wellenfeldsynthese plastische und variable Örtlichkeiten<br />

und ihn durchmessende Bewegungen ermöglicht,<br />

formbildend. Die genaue Ortbarkeit der musikalischen<br />

Ereignisse evoziert ein Hören, in dem Ortung und Bewegung<br />

so wichtig wird wie in der visuellen Orientierung.<br />

Es entsteht quasi ein „akustischer Film“.<br />

Der Komposition liegt das 24. Sonett von William<br />

Shakespeare zugrunde.<br />

Die lyrische Form Sonett ist zum einen von strikt<br />

festgelegtem Versmaß, Reim, Strophenform und Länge<br />

geprägt, und zum anderen weist der Name Sonett, der<br />

aus dem Italienischen stammt und soviel wie „Tönchen“<br />

bedeutet, auf eine am Klang orientierte sprachliche<br />

Gestaltung hin, was sich auch in der deutschen Bezeichnung<br />

„Kling-Gedicht“ zeigt, die Andreas Gryphius für<br />

das Sonett prägte. Form und Klang sind gleich wichtig<br />

im Sonett. Die strenge Form des Sonetts war mir eine<br />

„Reibungsfläche“, ein Gegenpol zu meinen Klangassoziationen.<br />

Dies hinterließ Spuren: Es entstanden sozusagen<br />

„verbeulte Vierecke“, „eingedellte Kugeln“ oder „gewellte<br />

Flächen“. Die feste Struktur weist Unregelmäßigkeiten<br />

auf, sie ist verzerrt, gedehnt, gestaucht.<br />

Stefan Lienenkämper<br />

14 Martin Christoph Redel<br />

Jelka Lüders<br />

15<br />

frame/24<br />

LUDWIG VAN BEETHOVEN<br />

Fantasie für Klavier, Chor und Orchester c-Moll op. 80<br />

Im Dezember 1808 veranstaltete Beethoven im Theater<br />

an der Wien eine große Akademie, in der er dem Publikum<br />

sowohl seine 5. und 6. Sinfonie erstmalig vorstellte<br />

als auch das 4. Klavierkonzert und Teile aus der C-Dur-<br />

Messe. Erst wenige Wochen zuvor hatte Beethoven als<br />

„glänzendes Schlussstück“ für das Konzert noch rasch<br />

eine Chorfantasie komponiert. Den fertigen Satz legte er<br />

dem k.k. Hofkriegsrat Christoph Kuffner vor, der binnen<br />

kurzem die Verse dichten musste. Kein Geringerer als<br />

der Komponist selbst übernahm dann im Konzert den<br />

anspruchsvollen Klavierpart. Für die Orchesterproben<br />

blieb so wenig Zeit, dass Beethoven sich genötigt sah,<br />

die Uraufführung zu unterbrechen und noch einmal zu<br />

wiederholen: Zu sehr fehlte es – so der Rezensent – am<br />

„richtigen präzisen Zusammentreffen der Stimmen und<br />

an der Sicherheit der Executeurs.“<br />

Die insgesamt dreiteilig angelegte Chorfantasie ist<br />

formal nicht eindeutig zu klassifizieren und enthält<br />

gattungstypische Merkmale sowohl des Klavierkonzerts<br />

bzw. Konzertstücks als auch der Kantate. Der mit Adagio<br />

überschriebene erste Abschnitt umfasst eine 26-taktige<br />

Einleitung für Klavier solo, in der virtuose Arpeggien,<br />

Akkorde und Skalen ohne feste thematische Anbindung<br />

kadenzartig von c-Moll nach C-Dur geführt werden.<br />

Beethoven hatte diese Passage während der Uraufführung<br />

improvisiert und erst später für die Drucklegung<br />

zu Papier gebracht. Ein sich aus den Kontrabässen<br />

entwickelnder Marschrhythmus leitet zum heiteren,<br />

volksliedhaften Hauptthema in C-Dur über, das zunächst<br />

vom Klavier, dann von verschiedenen Holzbläsern und<br />

solistischen Streichern und schließlich vom gesamten<br />

Orchester intoniert wird. Es folgt ein durchführungsartiger<br />

Mittelteil, der das Thema in äußerst gegensätzlichen<br />

Charakteren und Tonarten spannungsvoll variiert.<br />

Schließlich übernimmt im reprisenhaft angelegten<br />

dritten Abschnitt der Chor das reigenhafte Hauptthema<br />

und beschließt das Werk mit einer ausgedehnten Presto-<br />

Coda.<br />

Selten im Konzert gespielt und zeitlebens als<br />

„kleine Schwester“ im Schatten der später komponierten<br />

9. Sinfonie stehend, wurde die Chorfantasie 1968<br />

anlässlich der Eröffnung der Neuen Aula in Detmold<br />

aufgeführt und soll heute, nach mehr als 40 Jahren,<br />

zur Wiedereröffnung wieder erklingen.


MARTIN CHRISTOPH REDEL<br />

Komposition<br />

Seine Werke, die in vielen Ländern der Welt und bei verschiedensten<br />

Rundfunksendern zur Aufführung bzw. Produktion gelangten, wurden<br />

mit zahlreichen in- und ausländischen Preisen ausgezeichnet,<br />

darunter die Förderpreise des Landes Nordrhein-Westfalen und<br />

der Städte Stuttgart und Mannheim, der „Gino Marinuzzi-Preis“<br />

(San Remo) und der „Prix Arthur Honegger“ (Paris).<br />

16<br />

Martin Christoph Redel wurde am<br />

30. Januar 1947 als Sohn des Flötisten<br />

Kurt Redel und der Pianistin<br />

Erika Redel-Seidler in Detmold<br />

geboren. Er studierte an der Nordwestdeutschen<br />

Musikakademie<br />

Detmold Schlagzeug bei Friedrich<br />

Scherz sowie Komposition bei Rudolf<br />

Kelterborn, Giselher Klebe und<br />

Johannes Driessler. Anschließend<br />

ging Redel an die Musikhochschule<br />

Hannover zu Isang Yun.<br />

Seit 1971 ist er Dozent für Musiktheorie<br />

und Gehörbildung an der<br />

Hochschule für Musik Detmold, und<br />

seit 1979 Professor für Komposition.<br />

Zwischen 1993 und 2001 leitete er<br />

die Hochschule als Rektor.<br />

Mit Kollegen der Hochschule bildete<br />

er zwischen 1974 und 1984 das<br />

„Ensemble Kontraste“ zur Pflege<br />

zeitgenössischer Musik, und seit<br />

Anfang der 1970er Jahre leitet<br />

er die von der Jeunesses Musicales<br />

Deutschland veranstalteten<br />

Kurse und Wettbewerbe „Jugend<br />

komponiert“ und „Treffen junger<br />

Komponisten“ auf Schloss Weikersheim.<br />

Von 1992 bis 2004 war Redel<br />

Bundesvorsitzender der Jeunesses<br />

Musicales Deutschland und weiterhin<br />

solistisch als Schlagzeuger tätig.<br />

STEFAN LIENENKÄMPER<br />

Komposition<br />

Stefan Lienenkämper studierte<br />

Komposition an der Hoge School<br />

voor de Kunsten Utrecht bei Henk<br />

Alkema. Zudem waren Begegnungen<br />

mit den Komponisten Paul Heinz<br />

Dittrich, Gehard Stäbler, Gabriel<br />

Iranyi und Toshio Hosokawa besonders<br />

prägend.<br />

Er erhielt unter anderem folgende<br />

Auszeichnungen:<br />

1995 : 1. Preis beim Kompositionswettbewerb<br />

des Brandenburgischen<br />

Colloquium für Neue Musik, Vorsitz<br />

von Prof. Paul Heinz Dittrich.<br />

1999: Künstler-Stipendium der<br />

Käthe Dorsch Stiftung.<br />

2002: 2. Preis (1. Preis wurde nicht<br />

vergeben) beim Kompositionswettbewerb<br />

der flammabis zeitgenössische<br />

Musik e.V.<br />

2003: 1. Preis beim Gustav Mahler<br />

Kompositionswettbewerb der Stadt<br />

Klagenfurt, Vorsitz: Prof. Siegfried<br />

Palm.<br />

2009: 1. Preis beim internationalen<br />

Kompositionswettbewerb der<br />

Associazione Culturale „Continuum<br />

Musicum“ in Reggio Calabria.<br />

Stefan Lienenkämper arbeitete mit<br />

international bekannten Solisten<br />

zusammen, unter anderem mit<br />

Garth Knox, Michael Riessler, Peter<br />

Veale, Kensei Yamaguchi, Klaus<br />

Schöpp, Stefan Conradi, Bernd<br />

Gehlen und Mareike Schellenberger.<br />

Es entstanden zudem zahlreiche<br />

Filmmusiken.<br />

Er lebt in Berlin.


GERHARD WEINBERGER<br />

Orgel<br />

18<br />

Gerhard Weinberger studierte an<br />

der Hochschule für Musik München<br />

Orgel bei Prof. Franz Lehrndorfer<br />

sowie Kirchen- und Schulmusik.<br />

1971 war er Preisträger im Fach<br />

Orgel im „Internationalen Musikwettbewerb<br />

der deutschen Rundfunkanstalten“<br />

(ARD), der zu den<br />

renommiertesten Wettbewerben<br />

der Welt gehört. Nach einer dreijährigen<br />

Tätigkeit als Chordirektor an<br />

der Basilika St. Lorenz in Kempten<br />

wurde er 1974 als Dozent für Orgel<br />

und Kirchenmusik an die Hochschule<br />

für Musik in München berufen.<br />

Drei Jahre später erhielt er dort<br />

eine Professur für Orgel.<br />

Seit 1983 unterrichtet er als Professor<br />

für Orgel an der HfM Detmold,<br />

an der er auch die Abteilung<br />

Kirchenmusik leitet. Er ist Mitglied<br />

der Europäischen Akademie der<br />

Wissenschaften und Künste und des<br />

Direktoriums der Neuen Bachgesellschaft<br />

Leipzig.<br />

Gerhard Weinberger gab zahlreiche<br />

Konzerte in fast allen europäischen<br />

Ländern, in Asien sowie in Nord- und<br />

Südamerika. Im Jahr 2000 unternahm<br />

er mehrmals die zyklische<br />

Gesamtaufführung des Bachschen<br />

Orgelwerkes. Außerdem spielte er<br />

zahlreiche CD-Aufnahmen ein,<br />

u.a. das gesamte Orgelwerk von J. S.<br />

Bach auf historischen Instrumenten<br />

der Bachzeit, und erhielt Schallplattenpreise.<br />

Neben diversen Jurytätigkeiten<br />

veröffentlichte er zahlreiche<br />

Editionen von Orgel- und geistlicher<br />

Chormusik, darunter das gesamte<br />

Orgelwerk von Johann Ludwig Krebs<br />

und Robert Schumann.<br />

RUVEN RUPPIK<br />

Schlagzeug<br />

Ruven Ruppik wurde 1986 in Rheda<br />

Wiedenbrück geboren. 1995 erhielt<br />

er seinen ersten Schlagzeugunterricht.<br />

Den Bundeswettbewerb<br />

„Jugend musiziert“ gewann er in der<br />

Kategorie Schlagzeug Solo im Jahr<br />

2004 mit der Höchstpunktzahl und<br />

Sonderpreisen der Irino-Foundation<br />

für Zeitgenössische Musik, der<br />

Deutschen Stiftung Musikleben,<br />

der Bundesapothekerkammer u.a.<br />

Neben Meisterkursen bei Karlheinz<br />

Stockhausen, Markus Stockhausen<br />

und anderen spielte er unter der<br />

Leitung von Kurt Masur und Peter<br />

Eötvös. Als Solist spielte Ruven<br />

Ruppik 2004 eine Tournee in Japan,<br />

2005 in der Schweiz, gab ein Konzert<br />

in der Düsseldorfer Tonhalle und trat<br />

2008 beim <strong>Festival</strong> für neue Musik<br />

Mazedonien sowie bei Europas<br />

größtem Schlagzeug & Percussion<br />

<strong>Festival</strong> auf. Ruven wirkt in verschiedenen<br />

Kammermusikensembles,<br />

mit denen er in China, auf Sylt und<br />

Teneriffa sowie in ganz Deutschland<br />

konzertierte. Er nahm drei CDs<br />

mit dem ensemble vinorosso und<br />

seinem Trio für Gesang, Gitarre und<br />

Percussion auf.<br />

Seit 2008 ist Ruven Ruppik Lehrer<br />

am Hochbegabtenzentrum der<br />

HfM Detmold, an der er seit 2004<br />

studiert.


JEAN-EFFLAM BAVOUZET<br />

Klavier<br />

20<br />

Jean-Efflam Bavouzet, in St-Efflam<br />

geboren, studierte in Metz und<br />

am Pariser Conservatoire National<br />

Supérieur. Sein Konzert-Repertoire<br />

beinhaltet u.a. die Konzerte von<br />

Bartók, Beethoven und Prokofieff.<br />

In seinen Soloprogrammen spielt<br />

er oft Stücke von Boulez, Ligeti,<br />

Stockhausen. In dieser Saison führt<br />

er sämtliche Beethoven-Sonaten<br />

in Peking sowie alle fünf Prokofieff-Konzerte<br />

in Warschau und die<br />

gesamten Debussy-Solowerke beim<br />

<strong>Festival</strong> La Roque d’Anthéron auf. Er<br />

gastierte u.a. mit dem Boston Symphony<br />

Orchestra, dem Berliner Sinfonie-Orchester,<br />

dem BBC Symphonic<br />

Orchestra sowie dem Orchestre<br />

National de France und spielt seit<br />

vielen Jahren mit dem Orchestre de<br />

Paris, wo er mit Georg Solti und<br />

Pierre Boulez zusammenarbeitete.<br />

Im vergangenen Jahr spielte er<br />

erstmals beim London Philharmonic<br />

Orchestra. Als Kammermusiker tritt<br />

er u.a. mit Zoltán Kocsis und Christian<br />

Tetzlaff auf.<br />

Bavouzets Aufnahmen wurden<br />

zahlreich prämiert, darunter die Gesamtaufnahme<br />

von Ravels Werken<br />

für Klavier solo und Werke von Liszt,<br />

Haydn, Schumann und Chopin. Seine<br />

neueste Debussy-Gesamtaufnahme<br />

für Chandos hat die wichtigsten<br />

Preise in England und Frankreich bekommen.<br />

Als Erst-Einspielung nahm<br />

er die gesamten Etüden von Maurice<br />

Ohana auf.<br />

Seit 1999 ist Jean-Efflam Bavouzet<br />

Professor an der Hochschule für<br />

Musik in Detmold.<br />

TONMEISTER<br />

Robin Bös | Tom Philip Krause<br />

Nachdem sie sich bereits im Oktober<br />

2005 beim gemeinsamen Beginn<br />

ihres Tonmeisterstudiums in Detmold<br />

kennen lernten, wuchsen die<br />

individuellen Charaktere Krause<br />

und Bös schnell zu einem funktionierenden<br />

Team zusammen. Etliche<br />

gemeinsame Produktionen sowie<br />

die Zusammenarbeit als Tutoren,<br />

Musiker und eine enge Freundschaft<br />

bildeten optimale Voraussetzungen<br />

für die Durchführung eines solch<br />

besonderen Projektes wie frame/24.<br />

Robin Bös<br />

Robin Bös ist technischer Tutor am<br />

Erich-Thienhaus-Institut und neben<br />

dem Studium für den Hessischen<br />

Rundfunk tätig. Die kreative Vernetzung<br />

zwischen Komposition, Tonmeister,<br />

Musiker und Technik, wie<br />

sie speziell bei frame/24 entsteht,<br />

ist für ihn eine Herausforderung.<br />

Tom Philip Krause<br />

Tom Philip Krause, Jahrgang 1984,<br />

legte zunächst in seiner Geburtsstadt<br />

Hamburg als Schlagzeuger<br />

und Pianist den Grundstein für<br />

seine musikalische Zukunft. Seine<br />

stilistische Vielseitigkeit führte<br />

bereits zur Mitwirkung an diversen<br />

Musikproduktionen in Studio- und<br />

Livebetrieb.


PATRICIA DOSER<br />

Musikalische Leitung<br />

Seit April 2006 studiert Patricia<br />

Doser Dirigieren an der HfM Detmold<br />

bei Prof. Karl-Heinz Bloemeke<br />

und Prof. Joachim Harder.<br />

Sie besuchte Meisterkurse bei<br />

Jorma Panula, Michael Dittrich und<br />

Prof. Werner Stiefel. Unter anderem<br />

arbeitete sie mit dem Duna-Symphonie-Orchestra<br />

Budapest und<br />

dem St. Petersburg State Academic<br />

Symphonie Orchestra zusammen<br />

sowie im Rahmen von verschiedenen<br />

Dirigentenwerkstätten mit<br />

der Südwestfälischen Philharmonie<br />

Hilchenbach, dem Landestheaterorchester<br />

Detmold und dem Nordharzer<br />

Städtebundtheater Halberstadt.<br />

Neben der sinfonischen Literatur<br />

und Oper arbeitet sie regelmäßig<br />

mit Chören sowie mit Kammer-<br />

ensembles und Orchestern im Bereich<br />

der Neuen Musik. Die Leitung<br />

des „Concertino Detmold“ hat sie<br />

seit August 2006 inne. Im Frühjahr<br />

2009 ist Patricia Doser zum Auswahldirigieren<br />

für die „Interaktion“-<br />

Dirigentenwerkstatt des Kritischen<br />

Orchesters, ein Auswahlorchester<br />

aus Mitgliedern der Berliner Philharmoniker,<br />

der Staatskapellen Berlin<br />

und Dresden, dem Gewandhaus-<br />

orchester Leipzig u.a. eingeladen.<br />

Patricia Doser ist seit 2008 Stipendiatin<br />

der Oscar und Vera Ritter-<br />

Stiftung.<br />

KARL-HEINZ BLOEMEKE<br />

Musikalische Leitung<br />

Karl-Heinz Bloemeke studierte an<br />

der HfM Detmold bei Prof. Martin<br />

Stephani und Prof. Gustav König<br />

und erweiterte seine Ausbildung<br />

durch Studien bei Hans Swarowsky,<br />

Wien, und Franco Ferrara, Rom.<br />

Erste Engagements als Kapellmeister<br />

erhielt er an den Städtischen Bühnen<br />

Bielefeld und am Landestheater<br />

Coburg. Bereits mit 29 Jahren wurde<br />

er 1978 zum stellvertretenden Generalmusikdirektor<br />

an das Staatstheater<br />

Darmstadt berufen und war von<br />

1981 bis 1985 in gleicher Funktion<br />

am Nationaltheater Mannheim tätig.<br />

1985 erfolgte die Berufung zum<br />

Professor für das Fach Dirigieren an<br />

die HfM Detmold.<br />

Als Gastdirigent wirkte Karl-Heinz<br />

Bloemeke an großen deutschen<br />

Opernhäusern wie der Staatsoper<br />

Hannover, der Oper Frankfurt<br />

und dem Staatstheater Karlsruhe.<br />

Konzertreisen führten ihn in das<br />

gesamte europäische Ausland sowie<br />

die USA. Von 1990 bis 1997 war er<br />

ständiger Dirigent an der Deutschen<br />

Oper am Rhein.<br />

Von 1991 bis 2001 war Bloemeke<br />

Chefdirigent des Folkwang Kammerorchesters<br />

Essen und ist seit 1990<br />

ständiger Dirigent des Sinfonieorchesters<br />

Berlin. Eine regelmäßige<br />

Zusammenarbeit verbindet ihn<br />

überdies mit der Nordwestdeutschen<br />

Philharmonie und dem<br />

Orchester des Nationaltheaters<br />

Mannheim.<br />

Karl-Heinz Bloemeke ist seit 1994 Mitglied des Beirates „Deutscher Orchesterwettbewerb“<br />

im Deutschen Musikrat. Beim „Dirigentenforum“ des Deutschen<br />

Musikrates wirkt er unter anderem als Juror und Dozent.<br />

22 23


GLÜCKVERBREITEND ÜBERALL<br />

Konzert zum 200. Geburtstag von<br />

Felix Mendelssohn Bartholdy<br />

10.05.2009 | 18.00 UHR<br />

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)<br />

Präludium und Fuge e-Moll<br />

(ohne op. Zahl, komponiert 1841)<br />

Orgelbearbeitung:<br />

William Thomas Best (1826–1897)<br />

Orgelsonate D-Dur op. 65, 5 (1844)<br />

Andante con moto<br />

Allegro maestoso<br />

TOMASZ ADAM NOWAK, Orgel<br />

Streichquartett D-Dur op. 44, 1<br />

Molto Allegro vivace<br />

Menuetto. Un poco Allegretto<br />

Andante espressivo ma con moto<br />

Finale. Presto con brio<br />

AURYN QUARTETT<br />

MATTHIAS LINGENFELDER, Violine<br />

JENS OPPERMANN, Violine<br />

STEWART EATON, Viola<br />

ANDREAS ARNDT, Violoncello<br />

Felix Mendelssohn Bartholdy<br />

Auf Flügeln des Gesanges op. 34, 2 (Heine)<br />

Andres Maienlied (Hexenlied) op. 8,8 (Hölty)<br />

Nachtlied op. 71, 6 (Eichendorff)<br />

Fanny Hensel (1805–1847)<br />

Nach Süden op. 10, 1 (Hensel)<br />

Nachtwanderer op. 7, 1 (Eichendorff)<br />

Dämmrung (Goethe)<br />

Felix Mendelssohn Bartholdy<br />

Frühlingslied op. 47, 3 (Lenau)<br />

Gruß op. 19, 5 (Heine)<br />

SABINE RITTERBUSCH, Sopran<br />

MARKUS GOTTHARDT, Klavier<br />

Tomasz Adam Nowak (*1962)<br />

Improvisation „Hommage à Mendelssohn“<br />

TOMASZ ADAM NOWAK, Orgel<br />

Texte von Felix Mendelssohn Bartholdy,<br />

Fanny Hensel, Robert Schumann,<br />

Johann Wolfgang von Goethe,<br />

Heinrich Heine, Charles Dickens u.a.<br />

CHRISTIAN KLEINERT, DOROTHEA GEIPEL,<br />

RAINER WEISS, Sprecher<br />

Idee und Konzeption:<br />

Studierende und Dozenten<br />

des Studiengangs Musikvermittlung<br />

der Hochschule für Musik Detmold<br />

JANINA SCHAEFER<br />

JOACHIM THALMANN<br />

DANIEL FINKERNAGEL<br />

JOACHIM HARDER<br />

CHRISTIAN KLEINERT<br />

DOROTHEA GEIPEL<br />

RAINER WEISS<br />

ULRICH HOLLE<br />

24 25


FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY<br />

„Glückverbreitend überall“ – Konzert zum 200. Geburtstag<br />

„Mit goldenen Lettern möchte ich den gestrigen Abend<br />

in diesen Blättern aufzeichnen können. … Wie Mendelssohn<br />

das königliche Instrument Bachs zu handhaben<br />

versteht, ist schon anderweitig bekannt; und dann<br />

waren es lauter köstliche Kleinodien, die er gestern<br />

vorlegte, und zwar in herrlichster Steigerung ...<br />

Den Schluss machte eine Phantasie Mendelssohns,<br />

worin er sich denn zeigte in voller Künstlerglorie: sie war<br />

auf einen Choral, irr´ ich nicht, auf den Text ¸O Haupt<br />

voll Blut und Wunden‘ basiert, in den er später den Namen<br />

BACH und einen Fugensatz einflocht, und rundete<br />

sich zu einem so klaren meisterhaften Ganzen, dass es<br />

gedruckt ein fertiges Kunstwerk gäbe. Ein schöner Sommerabend<br />

glänzte zu den Kirchenfenstern hinein. Außen<br />

im Freien wird noch mancher den wunderbaren Klängen<br />

nachgesonnen haben […]“<br />

Mit diesen Worten rezensierte Robert Schumann das<br />

Konzert, das Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahre<br />

1840 in der Leipziger Thomaskirche zu Ehren Johann<br />

Sebastian Bachs gegeben hat. In ihnen klingt die Bewunderung<br />

an, die die Generation der Romantiker Mendelssohn<br />

entgegenbrachte. „Er empfing die Huldigungen<br />

aller Künstler“ berichtete Schumann und sah in ihm den<br />

„ersten Musiker der Zeit“. Wie kaum ein anderer Komponist<br />

wurde Mendelssohn schon zu Lebzeiten in ganz<br />

Europa gefeiert.<br />

Triumphe als Pianist, Organist, Dirigent, Musikforscher,<br />

Hochschulgründer – Mendelssohns musikalisches Wirken<br />

in Europa als „erster Musiker der Zeit“<br />

Im Jahr 2009 jährt sich Mendelssohns Geburtstag zum<br />

200. Mal. 1809 als Enkel des Philosophen Moses Mendelssohn<br />

geboren, erhielt Felix von frühester Kindheit<br />

an eine hervorragende Ausbildung. Jeden Morgen stand<br />

er um fünf Uhr auf, um Geschichte, Griechisch, Latein,<br />

Naturwissenschaften, Zeichnen und Musik zu studieren.<br />

Als 12jähriger Knabe spielte er Goethe vor, der sich von<br />

seiner „vollendeten, liebenswürdigen Kunst“ tief beeindruckt<br />

zeigte. Wie Mozart beherrschte er alle musikalischen<br />

Sparten. Als Pianist feierte er Triumphe in Paris,<br />

Wien und London. Auf seiner ersten Englandreise 1829<br />

war er der Solist der Erstaufführung von Beethovens<br />

Klavierkonzert Nr. 5. Als Organist lernte er in jungen<br />

Jahren auf seinen Reisen durch Europa die alten Orgeln<br />

kennen. Für sein Konzert in der Thomaskirche 1840 übte<br />

er nach eigener Aussage so sehr, „dass [er] kaum mehr<br />

auf [seinen] Füßen gerade stehen konnte und nichts als<br />

Orgelpassagen auf der Straße ging“. Als Musikforscher<br />

nahm er die Werke der Komponisten des 16. und<br />

17. Jahrhunderts in seine Programme auf, Palestrina<br />

und Orlando di Lasso. 1829 dirigierte er im Alter von<br />

zwanzig Jahren die erste Wiederaufführung der<br />

Matthäus-Passion seit Bachs Tod und leitete damit eine<br />

Bach-Renaissance ein, die von tief greifendem Einfluss<br />

auf die Kompositionsgeschichte des 19. Jahrhunderts<br />

war. Als Leiter der Gewandhauskonzerte in Leipzig wurde<br />

er die überragende Dirigentengestalt der ersten Hälfte<br />

des 19. Jahrhunderts. Ungewöhnlich für die damalige<br />

Zeit dirigierte er auch reine Instrumentalwerke nicht<br />

vom Instrument, sondern mit Hilfe eines Taktstocks vom<br />

Dirigentenpult aus. Er setzte sich für die soziale Absicherung<br />

seiner Musiker ein und erwirkte für jeden Orchestermusiker<br />

eine Pension. Mit Ferdinand David holte er<br />

einen der berühmtesten Geiger als Konzertmeister ans<br />

Gewandhaus. Er machte die Werke vieler zeitgenössischer<br />

Komponisten bekannt und dirigierte 1839 die<br />

Uraufführung der von Schumann aufgefundenen Großen<br />

C-Dur-Sinfonie von Franz Schubert. Unter ihm wurde<br />

Leipzig zu einem der musikalischen Zentren Europas.<br />

1842 gründete er unter dem Protektorat des Königs von<br />

Sachsen das Konservatorium der Musik in Leipzig und<br />

damit die erste deutsche Musikhochschule. In Köln, Düsseldorf,<br />

Schwerin und Birmingham unterstützte er die<br />

Gründung von Musikfestspielen. Daneben bewältigte<br />

er eine riesige Korrespondenz, von deren mehr als 5000<br />

erhaltenen Briefen erst ein Teil publiziert wurde. Tief getroffen<br />

vom Tod seiner geliebten Schwester Fanny starb<br />

Mendelssohn wenige Monate nach ihr im Jahre 1847 im<br />

Alter von nur 38 Jahren. Sein Name „Felix“ bedeutete<br />

„der Glückliche“. Robert Schumann, der Mendelssohn als<br />

„den hellsten Musiker, der die Widersprüche der Zeit am<br />

klarsten durchschaut und zuerst versöhnt“, bezeichnet<br />

hat, nannte ihn und sein musikalisches Wirken<br />

„glück- und segenverbreitend überall“.<br />

Das Konzert zum 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn<br />

Bartholdy entwirft in Ausschnitten aus seinem<br />

kompositorischen Œuvre und in poetisch assoziativen<br />

Annäherungen ein Lebensbild des Komponisten. Es<br />

werden Werke aus drei unterschiedlichen Schaffensbereichen<br />

aufgeführt. Mit den Orgelsonaten op. 65<br />

aus dem Jahre 1844/45 begründete Mendelssohn die<br />

Gattung der romantischen Orgelsonate und übte maßgeblichen<br />

Einfluss auf Josef Rheinberger und Max Reger<br />

aus. In seiner Zeit als Gewandhauskapellmeister schuf er<br />

mit den „Quartett-Morgen“ einen neuen Rahmen für die<br />

Kammermusik im öffentlichen Konzertwesen und trug<br />

selbst mit der Komposition seiner Quartette op. 44 aus<br />

den Jahren 1837/38 zu dieser Gattung bei. Einen hohen<br />

Stellenwert in seinem Œuvre nahm das Liedhafte ein.<br />

Neben den Liedern ohne Worte für Klavier, mit denen<br />

Mendelssohn eine neue romantische Gattung schuf,<br />

komponierte er zahlreiche Lieder für Gesang und Klavier,<br />

die insgesamt einen Schaffenszeitraum von 25 Jahren<br />

umfassen. Mendelssohn war außerdem einer der großen<br />

Improvisatoren des 19. Jahrhunderts. Tomasz Adam<br />

Nowak wird mit einer großen Improvisation „Hommage<br />

à Mendelssohn“ daran erinnern.<br />

Verbindung von Wissenschaft und Musikpraxis, innovative<br />

Konzertkonzeptionen und der Dialog mit anderen<br />

Künsten – die Studienrichtung Musikvermittlung an der<br />

Hochschule für Musik Detmold<br />

Konzipiert wird das Konzert von den Studierenden und<br />

Dozenten des Studiengangs Musikvermittlung der Hochschule<br />

für Musik Detmold. Der Begriff „Vermittlung“<br />

spielte bislang schon in verschiedenen musikalischen<br />

Disziplinen eine Schlüsselrolle. So ist im künstlerischen<br />

Bereich der „Interpret“ ein Vermittler zwischen der<br />

Komposition und dem Publikum. Die Musikwissenschaft<br />

räumt in der Dreiteilung ihrer Aufgabenbereiche in<br />

„Erschließung, Deutung und Vermittlung“ der Musikvermittlung<br />

neben dem editorischen Bereich und der Analyse<br />

einen zentralen Platz ein. Weiterhin ist „vermitteln“<br />

ein Kernbegriff der Musikpädagogik. In der Verbindung<br />

der verschiedenen musikalischen Disziplinen hat es<br />

sich die Studienrichtung „Musikvermittlung“ zum Ziel<br />

gesetzt, auf innovativen Wegen dem Hörer die Musik in<br />

all ihren Dimensionen und in ihrer Lebendigkeit näher<br />

zu bringen. In diesem Zusammenhang werden kulturgeschichtliche,<br />

biographische und musikästhetische<br />

Aspekte einbezogen oder es wird in Konzertmode-<br />

rationen ein Blick in die „Geheimnisse der Werkstatt“<br />

des Komponisten geworfen.<br />

Seit der Gründung des Studiengangs Musikvermittlung<br />

an der Hochschule für Musik Detmold vor zehn<br />

Jahren hat die Entwicklung neuer Vermittlungsformen<br />

im Konzertwesen immer mehr an Bedeutung gewonnen.<br />

Sie lassen scheinbar Altbekanntes neu entdecken<br />

und suchen den Dialog mit anderen Künsten wie der<br />

Literatur, dem Schauspiel und der Bildenden Kunst.<br />

Über ihren Ausgangspunkt im Bereich der Kinder- und<br />

Jugendkonzerte hinaus haben sie ihren Siegeszug durch<br />

die Konzerthäuser angetreten und schaffen neuen Raum<br />

für den lebendigen Umgang mit dem kulturellen Erbe<br />

unserer Gesellschaft. Absolventen des Studiengangs<br />

sind heute an herausragenden Stellen des Musiklebens<br />

tätig, bei den Wiener Philharmonikern, beim Rundfunk<br />

in Hamburg oder München, in der Tonhalle Düsseldorf<br />

oder am Festspielhaus Baden-Baden.<br />

Janina Schaefer<br />

26 27


TOMASZ ADAM NOWAK<br />

Orgel<br />

Tomasz Adam Nowak wurde 1962<br />

in Warschau geboren. Zunächst studierte<br />

er an der Hochschule „Frédéric<br />

Chopin“ seiner Heimatstadt, danach in<br />

München, Paris und Amsterdam. Er ist<br />

Preisträger zahlreicher internationaler<br />

Orgelwettbewerbe, u.a. Sieger im<br />

Haarlemer Improvisationswettbewerb.<br />

Konzerte, Rundfunk- und Tonträgeraufnahmen<br />

führen ihn nach Europa und<br />

Übersee. Schwerpunkte seiner künstlerischen<br />

Arbeit sind das Orgelwerk<br />

J. S. Bachs, das er mehrmals komplett<br />

aufgeführt und aufgenommen hat,<br />

die Werke Max Regers, die Musik des<br />

20. und 21. Jahrhunderts sowie die<br />

Kunst der Improvisation.<br />

Nowak ist Professor für Künstlerisches<br />

Orgelspiel und Improvisation an der<br />

Hochschule für Musik Detmold und<br />

Organist der Stadt- und Marktkirche<br />

St. Lamberti in Münster. Die Leitung<br />

von Meisterkursen in Europa und den<br />

USA, die Tätigkeit als Juror bei internationalen<br />

Wettbewerben und die<br />

Zusammenarbeit mit verschiedenen<br />

Sinfonieorchestern im In- und Ausland<br />

sowie die Künstlerische Leitung des<br />

Internationalen Orgelfestivals Westfalen-Lippe<br />

runden sein Wirken ab.<br />

AURYN QUARTETT<br />

Matthias Lingenfelder, Jens Oppermann, Stewart Eaton, Andreas Arndt<br />

Das Auryn Quartett, seit 25 Jahren in<br />

unveränderter Besetzung konzertierend,<br />

zählt heute zu den weltweit<br />

führenden Streichquartetten. Gestalterische<br />

Meisterschaft, Individualität<br />

und Intensität im Ausdruck<br />

zeichnen das Ensemble aus. Im<br />

Laufe seines Bestehens konzertierte<br />

das Auryn Quartett in allen Musikmetropolen<br />

der Welt und wurde<br />

zu den renommiertesten <strong>Festival</strong>s<br />

eingeladen. Neben regelmäßigen<br />

Tourneen durch die USA bereiste es<br />

die Sowjetunion, Südamerika, Australien<br />

und Japan. Den Grundstein<br />

dieser Entwicklung legten die vier<br />

Musiker durch Studien beim Amadeus<br />

Quartett in Köln sowie beim<br />

Guarneri Quartett an der University<br />

of Maryland, USA. Bereits 1982, ein<br />

Jahr nach seiner Gründung, konnte<br />

das Auryn Quartett durch Preise bei<br />

zwei der renommiertesten Wettbewerbe<br />

auf sich aufmerksam machen<br />

– dem ARD-Wettbewerb in München<br />

und dem International String<br />

Quartet Competition Portsmouth.<br />

Seit Jahren widmet sich das Auryn<br />

Quartett mit großer Intensität auch<br />

der zeitgenössischen Musik und<br />

brachte eine Vielzahl von Werken<br />

zur Uraufführung. Zu den Kammermusik-Partnern<br />

des Auryn Quartetts<br />

zählen Eduard Brunner, Gérard<br />

Caussé, Michael Collins, Nobuko<br />

Imai, Sharon Kam, Alexander<br />

Lonquich, Paul Meyer, Peter Orth,<br />

Christian Poltéra, Karl-Heinz Steffens, Jörg Widmann, Tabea Zimmermann sowie Mitglieder des Guarneri-, Amadeusund<br />

Prazak-Quartetts. Seit Herbst 2000 ist das Auryn Quartett exklusiv dem Label TACET verbunden. Eine Vielzahl<br />

von Aufnahmen, davon etliche preisgekrönt (Diapason d’Or, Preis der Deutschen Schallplattenkritik, CD Classic<br />

Award), dokumentieren den hohen künstlerischen Rang des Ensembles. Neben Meisterkursen im In- und Ausland<br />

unterrichtet das Auryn Quartett im Rahmen einer Professur für Kammermusik an der Musikhochschule Detmold.<br />

28 29


SABINE RITTERBUSCH<br />

Sopran<br />

30<br />

Sabine Ritterbusch studierte an der<br />

HfM Detmold zunächst Schulmusik,<br />

dann Gesang bei Mechthild Böhme.<br />

Von August 1993 bis Juli 2002 war<br />

sie an der Hamburgischen Staatsoper<br />

engagiert. Seitdem ist sie freischaffend<br />

tätig und singt u.a. an der Staatsoper<br />

München, der Semperoper Dresden,<br />

der Staatsoper und der Deutschen<br />

Oper Berlin sowie der Deutschen Oper<br />

am Rhein unter Leitung von Daniel<br />

Barenboim, Frieder Bernius, Ingo<br />

Metzmacher, Helmuth Rilling, Stefan<br />

Soltesz und Christian Thielemann.<br />

Darüber hinaus ist Sabine Ritterbusch<br />

eine international gefragte Lied- und<br />

Konzertsängerin. Sie wirkte unter anderem<br />

bei Rundfunkproduktionen für<br />

die Sender WDR, NDR, SWR, SFB und<br />

Radio Bremen, CD-Einspielungen und<br />

Fernsehproduktionen des ZDF, NDR<br />

und ARTE mit. Ihre mit der Pianistin<br />

Heidi Kommerell aufgenommene CD<br />

mit Liedern von Alma und Gustav<br />

Mahler wurde in der internationalen<br />

Presse herausragend besprochen und<br />

erhielt eine Silbermedaille von Diapason<br />

France.<br />

Seit April 2005 hat Sabine Ritterbusch<br />

eine Professur für Gesang an der<br />

HfM Detmold inne.<br />

MARKUS GOTTHARDT<br />

Klavier<br />

Markus Gotthardt studierte in<br />

Dortmund und Zürich bei Richard<br />

Braun, Eckart Heiligers sowie in<br />

der Meisterklasse von Irwin Gage.<br />

Wichtige Anregungen erhielt er<br />

von Karl Heinz Kämmerling, Günter<br />

Reinhold, Peter Feuchtwanger und<br />

Dalton Baldwin. Nach einem<br />

zweijährigen Stipendium des DAAD<br />

folgten Stipendien der Richard-<br />

Wagner-Stipendienstiftung und der<br />

Westfälischen Förderakademie für<br />

bildende Kunst und Musik Ruhr-<br />

Lippe. Markus Gotthardt beendete<br />

seine Studien mit Konzertdiplomen<br />

in Liedgestaltung und Soloklavier.<br />

Seine besondere Zuneigung gilt<br />

dem Kunstlied als kammermusikalischer<br />

Form. Die Zusammenarbeit<br />

mit Sängern, das Ausarbeiten von<br />

Programmen und die Beschäftigung<br />

mit Literatur im Spiegel der Musik<br />

bereiten ihm ein besonderes Vergnügen.<br />

Zusammen mit seinen Duopartnern<br />

geht er auch unkonventionelle<br />

Wege, etwa in Form moderierter<br />

oder szenischer Programme.<br />

Markus Gotthardt ist Finalist des<br />

Wettbewerbs „Schubert und die<br />

Musik der Moderne“ sowie offizieller<br />

Klavierpartner des ARD-Wettbewerbs<br />

in München.<br />

Als Liedpianist, Kammermusiker und<br />

Solist konzertiert er in ganz Europa,<br />

unter anderem beim Schleswig-<br />

Holstein Musikfestival, der Biennale<br />

Bern, bei MM::99 und dem <strong>Festival</strong><br />

Dalheimer Sommer, außerdem bei<br />

Rundfunk- und Fernsehaufnahmen<br />

(NDR, DRS).<br />

Seit 2005 unterrichtet Markus<br />

Gotthardt an der HfM Detmold.


MORIMUR<br />

12.05.2009 | 19.30 UHR<br />

THE HILLIARD ENSEMBLE<br />

MONIKA MAUCH, Sopran<br />

DAVID JAMES, Countertenor<br />

JOHN POTTER, Tenor<br />

GORDON JONES, Bariton<br />

CHRISTOPH POPPEN, Barockvioline<br />

Johann Sebastian Bach (1685–1750)<br />

Partita d-Moll BWV 1004 für Violine solo<br />

Allemande<br />

Courante<br />

Sarabande<br />

Giga<br />

Chaconne<br />

Choräle<br />

1 Auf meinen lieben Gott (Cantata)<br />

2 Den Tod … (Chorale)<br />

3 Allemanda (Partita)<br />

4 Christ lag in Todesbanden (Chorale)<br />

5 Corrente (Partita)<br />

6 Den Tod niemand bezwingen kunnt (Chorale)<br />

7 Sarabanda (Partita)<br />

8 Wo soll ich fliehen hin (Cantata)<br />

9 Giga (Partita)<br />

10 Den Tod … (Chorale)<br />

11 Ciaccona (Partita)<br />

12 Christ lag in Todesbanden (Chorale)<br />

13 Dein Will gescheh’ (Johannespassion)<br />

14 Befiehl Du Deine Wege (Chorale)<br />

15 Jesu meine Freude (Chorale)<br />

16 Auf meinen lieben Gott (Cantata)<br />

17 Jesu Deine Passion (Cantata)<br />

18 In meines Herzens Grunde (Johannespassion)<br />

19 Nun lob’, mein Seel’, den Herren (Chorale)<br />

20 Den Tod ... (Chorale)<br />

21 Ciaccona (Partita)<br />

für Violine solo und vier Stimmen nach einer<br />

Analyse von Helga Thoene<br />

22 Den Tod ... (Chorale)<br />

Um 18.00 Uhr findet im Brahms-Saal ein Einführungsvortrag von<br />

Frau Prof. Dr. Helga Thoene statt.<br />

Eintritt frei<br />

32 33


JOHANN SEBASTIAN BACH<br />

Die „Ciaconna“ in der Partita d-Moll<br />

Johann Sebastian Bach fügt im Jahr 1720 während seiner<br />

Amtszeit als Hofkapellmeister des Fürsten Leopold<br />

von Anhalt-Köthen (1717 bis 1723) drei Sonaten und<br />

drei Partiten für Violine allein zu einem Werkzyklus in<br />

endgültiger Reinschrift zusammen. Der Titel des Autographs,<br />

das in der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrt<br />

wird, lautet<br />

„Sei Solo. / Á / Violino / senza / Basso / accompagnato.“<br />

Es sind drei viersätzige Sonaten, im Stil der italienischen<br />

Kirchensonate, und drei Partiten, mehrsätzige Tanz-Suiten,<br />

in paarweiser Anordnung; auf jede „Sonata“ folgt<br />

eine „Partita“. Jedoch weisen außermusikalische Maßnahmen,<br />

die Bach hier getroffen hat, darauf hin, dass die<br />

drei Sonaten (g-Moll, a-Moll und C-Dur) als eine in sich<br />

geschlossene Werkgruppe bereits 1718 vollendet waren.<br />

Entsprechende Hinweise gibt eine kryptographisch in<br />

der Sonata C-Dur angebrachte Datierung in Verbindung<br />

mit der klingenden Signatur B-A-C-H.<br />

Neueren Ermittlungen zufolge repräsentiert die Gruppe<br />

der drei Sonaten die drei Hochfeste des Kirchenjahres:<br />

Weihnachten / Inkarnation (g-Moll), Ostern / Passion<br />

und Auferstehung (a-Moll), Pfingsten / Geistsendung<br />

(C-Dur). Biblische Zahlen des Alten und des Neuen<br />

Testamentes, verschlüsselte Texte der Liturgie und vor<br />

allem unhörbare Choral-Zitate nehmen Bezug auf die<br />

kirchlichen Feste und lassen die vermeintlich textlosen<br />

Instrumentalwerke „zu Wort“ kommen.<br />

Erst 1720, im Jahr der Reinschrift des vollständigen<br />

sechsteiligen Zyklus, werden die drei Partiten h-Moll,<br />

d-Moll und E-Dur hinzugefügt.<br />

Die Komposition des mittleren Werkes, die fünfsätzige<br />

Partita d-Moll (BWV 1004) mit der zur Legende gewordenen<br />

Ciaccona als Schluss-Satz, dürfte in Zusammenhang<br />

zu sehen sein mit einem für Bach tragischen<br />

familiären Geschehen. Es ist der Tod seiner ersten Frau,<br />

Maria Barbara Bach (1684–1720).<br />

34<br />

Im Jahr 1720 weilt Bach mit seinem Fürsten Leopold von<br />

Anhalt-Köthen für die Monate Mai bis Juli in Karlsbad.<br />

Bei der Rückkehr von dieser Reise erfährt er, unvorbereitet,<br />

dass seine Frau wenige Tage zuvor gestorben und<br />

begraben worden ist.<br />

Lorenz Mizlers „Musicalische Bibliothek“ (Leipzig 1754)<br />

berichtet: „ … Nachdem er mit dieser seiner ersten<br />

Ehegattin 13 Jahre eine vergnügte Ehe geführet hatte,<br />

wiederfuhr ihm in Cöthen, im Jahre 1720 der empfindliche<br />

Schmerz, dieselbe, bey seiner Rückkunft von einer<br />

Reise, mit seinem Fürsten nach dem Carlsbade, todt und<br />

begraben zu finden; ohngeachtet er sie bey der Abreise<br />

gesund und frisch verlassen hatte. Die erste Nachricht,<br />

daß sie krank gewesen und gestorben wäre, erhielt er<br />

beym Eintritte in sein Hauß.“ (BACH-Dok. III/666)<br />

Der Tod der Maria Barbara dürfte der eigentliche Anlass<br />

gewesen sein, die Ciaccona insgeheim zu einem klingenden<br />

Epitaph, zu einem Tombeau zu gestalten. Bach<br />

hat ihren Namen verschlüsselt in Form eines magischen<br />

Quadrats in den ersten Takt eingraviert, mit liturgischen<br />

Texten und biblischen Zahlen versehen, die die christlichen<br />

Tugenden der Verstorbenen hervorheben. Die<br />

Variationen der dreiteiligen Ciaccona aber umspielen<br />

von Anfang bis Ende unhörbare Choral-Zitate, die hörbar<br />

gemacht werden können.<br />

Von Martin Luthers Osterlied wird der 256 Takte lange<br />

Satz eingefasst:<br />

„Christ lag in Todesbanden,<br />

Für unser Sünd gegeben,<br />

Der ist wieder erstanden<br />

Und hat uns bracht das Leben.<br />

Des wir sollen fröhlich sein,<br />

Gott loben und ihm dankbar sein<br />

Und singen Halleluja, Halleluja.“<br />

Helga Thoene<br />

HELGA THOENE<br />

Musikwissenschaften<br />

Prof. Dr. h.c. Helga Thoene, Düsseldorf,<br />

wurde in Rheydt im Rheinland<br />

geboren. Nach dem Musikstudium<br />

mit dem Hauptfach Violine bei<br />

Prof. Kurt Schäffer, Düsseldorf,<br />

Prof. Max Rostal, Köln und Prof. Jan<br />

Damen, Amsterdam, erfolgte eine<br />

langjährige Unterrichtstätigkeit<br />

in den Fächern Violine, Aufführungspraxis<br />

und Fachdidaktik an<br />

der Robert Schumann Hochschule<br />

Düsseldorf. Interpretationskurse<br />

und Gastvorlesungen führten<br />

Helga Thoene in viele deutsche<br />

und europäische Städte sowie nach<br />

Israel und Japan. Zu ihren speziellen<br />

Forschungsgebieten gehören<br />

die sechs Werke für Violine solo<br />

(BWV 1001 bis 1006) von Johann<br />

Sebastian Bach. Inzwischen sind zu<br />

diesem Thema bereits mehrere ihrer<br />

Arbeiten erschienen:<br />

„Johann Sebastian Bach, Ciaccona<br />

– Tanz oder Tombeau?“<br />

„Johann Sebastian Bach, Die Violin-<br />

Sonate g-Moll (BWV 1001) – Der<br />

verschlüsselte Lobgesang“ (Cöthener<br />

Bach-Hefte 1994 und 1998).<br />

Der dr.ziethen verlag, Oschersleben,<br />

veröffentlichte:<br />

„Johann Sebastian Bach, Ciaccona<br />

– Tanz oder Tombeau?” (Erweiterte<br />

Fassung 2003)<br />

„Johann Sebastian Bach, Sonata<br />

a-Moll (BWV 1003) – Eine wortlose<br />

Passion“ (2005)<br />

„Johann Sebastian Bach, Sonata<br />

C-Dur (BWV 1005) – Lob sey Gott<br />

dem Heilgen Geist“ (2008)<br />

Helga Thoene ist Ehrenmitglied<br />

des Freundes- und Förderkreises<br />

der BACH-Gedenkstätte Köthen in<br />

Sachsen-Anhalt.


CHRISTOPH POPPEN<br />

Violine<br />

Prof. Christoph Poppen ist Dirigent<br />

und Violinist. 1978 gründete er das<br />

Cherubini-Quartett, das im Jahre<br />

1981 den Grand Prix beim internationalen<br />

Streichquartett-Wettbewerb<br />

im französischen Evian gewann. Im<br />

Zeitraum von 1981 bis 1997 konzertierte<br />

der Primarius mit seinem<br />

Cherubini-Quartett in der ganzen<br />

Welt, zahlreiche CD-Einspielungen<br />

entstanden.<br />

Im Jahre 1988 nahm Poppen eine<br />

Professur für Violine und Kammermusik<br />

an der HfM Detmold an, die<br />

er bis 1995 ausübte. Danach übernahm<br />

er eine Professur für Violine<br />

an der Musikhochschule „Hanns<br />

Eisler“ in Berlin, deren Rektor er<br />

von 1996 bis 2000 war. Seit 2003<br />

ist Poppen schließlich Professor für<br />

Violine und Kammermusik an der<br />

Hochschule für Musik und Theater<br />

München.<br />

1995 bis 2006 war Poppen der<br />

künstlerische Leiter des Münchner<br />

Kammerorchesters, und seit der<br />

Spielzeit 2006/07 ist er Chefdirigent<br />

des Rundfunk-Sinfonieorchesters<br />

Saarbrücken (RSO). Darüber hinaus<br />

war Poppen von 2001 bis 2005<br />

künstlerischer Leiter des Internationalen<br />

Musikwettbewerbs der ARD.<br />

© Harrison/Parrott GmbH<br />

THE HILLIARD ENSEMBLE<br />

Monika Mauch, David James, John Potter, Gordon Jones<br />

Das Hilliard Ensemble hat sich in<br />

den mehr als 30 Jahren seines Bestehens<br />

einen unverwechselbaren Ruf<br />

erworben und gilt heute als eines<br />

der weltbesten Vokalensembles. Die<br />

Formation hat sich auf die Musik vor<br />

1600 spezialisiert, das Repertoire<br />

reicht jedoch bis hin zu Werken zeitgenössischer<br />

Komponisten wie Arvo<br />

Pärt, Gavin Bryars, Heinz Holliger,<br />

Brian Elias oder John Casken.<br />

Das Hilliard Ensemble ist heute auf<br />

allen wichtigen Podien der Welt zu<br />

Gast. Neben regelmäßigen Konzertreisen<br />

durch Europa, Asien und die<br />

USA arbeitet das Hilliard Ensemble<br />

verstärkt mit Orchestern zusammen,<br />

darunter auch große Klangkörper<br />

wie das Gewandhaus-Orchester<br />

Leipzig, das Philadelphia Orchestra<br />

oder das New York Philharmonic<br />

Orchestra.<br />

Das Hilliard Ensemble beschäftigt<br />

sich immer wieder mit der Musik<br />

von Arvo Pärt. Aufführungen der<br />

Johannes-Passion sowie anderer<br />

Werke, darunter das „Stabat Mater“,<br />

haben in ganz Europa und in den<br />

USA stattgefunden. Rundfunk-, Fernseh-<br />

und Schallplattenaufnahmen,<br />

die meistenteils mit internationalen<br />

Preisen ausgezeichnet wurden,<br />

runden das weite Feld der Arbeit<br />

des Hilliard Ensembles ab.<br />

Neben seiner Zusammenarbeit mit Jan Garbarek („Officium“) und Christoph Poppen („Morimur“) erregte das Hilliard<br />

Ensemble ganz aktuell Aufsehen mit der Uraufführung von Heiner Goebbels’ szenischem Konzert in drei<br />

Bildern „I went to the house but did not enter“, das beim Edinburgh <strong>Festival</strong> 2008 herauskam und sich seither auf einer<br />

Welt-Tournee befindet.<br />

© Konzertbüro Andreas Braun<br />

36 37


KONZERT<br />

DES HOCHSCHULORCHESTERS<br />

Benefizkonzert zu Gunsten des Studienfonds OWL<br />

14.05.2009 | 19.30 UHR<br />

Richard Wagner (1813–1883)<br />

Die Meistersinger von Nürnberg,<br />

Vorspiel 1. Akt<br />

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)<br />

Fagott-Konzert B-Dur, KV 191<br />

1. Allegro<br />

2. Andante ma Adagio<br />

3. Rondo: Tempo di Minuetto<br />

JI-HYUN LEE, Fagott<br />

Martin Christoph Redel (*1947)<br />

Archipel<br />

Klanginseln für Orgel, Marimbaphon,<br />

Schlagzeuggruppen und Orchester op. 64<br />

(2007/08)<br />

GERHARD WEINBERGER, Orgel<br />

RUVEN RUPPIK, Marimbaphon<br />

CHIA LIN CHENG, Schlagzeug<br />

YONGWOON CHO, Schlagzeug<br />

JU WON JEONG, Schlagzeug<br />

38 39<br />

– Pause –<br />

César Franck (1822–1890)<br />

Sinfonie d-Moll<br />

1. Lento | Allegro ma non troppo<br />

2. Allegretto<br />

3. Allegro ma non troppo<br />

Hochschulorchester der HfM Detmold<br />

KARL-HEINZ BLOEMEKE, Musikalische<br />

Leitung<br />

Studienfonds OWL –<br />

Studierende fördern und OWL stärken<br />

Der Studienfonds OWL ist eine gemeinnützige<br />

Stiftung der fünf staatlichen<br />

Hochschulen in Ostwestfalen-Lippe, dessen<br />

Gründung auf die Einführung der Studienbeiträge<br />

zurückgeht. Er fördert Studierende<br />

in der Region durch Stipendien, die über<br />

Spendengelder von regional ansässigen<br />

Unternehmen, Stiftungen und Privatpersonen<br />

finanziert werden.<br />

Das langfristige Ziel dahinter ist, den<br />

Studierenden frühzeitig Perspektiven in<br />

OWL aufzuzeigen, um sie langfristig in der<br />

Region zu halten und den Standort damit<br />

zu stärken.


CÉSAR FRANCK<br />

Sinfonie d-Moll<br />

„Sie steht eben zugleich in d-Moll und in f-Moll ...“ –<br />

César Franck suchte nach einer Erklärung für die gründlich<br />

misslungene Uraufführung seiner d-Moll-Sinfonie<br />

im Jahre 1889. Kritiker bemängelten eigentlich alles,<br />

besonders den harmonischen „Parforce-Ritt“ der ersten<br />

50 Takte.<br />

Kopfzerbrechen bereitete dem Fachpublikum allerdings<br />

auch die „kreative Formgebung“ der Sinfonie: Auf den<br />

ersten Blick erscheint sie dreisätzig, Franck versteckt<br />

jedoch im mittleren Satz einen zusätzlichen; er vereint<br />

hier den langsamen Satz und das Scherzo der klassischen<br />

Sinfonieform. Ein ganzer Scherzotakt ist dabei<br />

so lang wie eine einzelne Zählzeit des langsamen Satzes,<br />

was eine kunstvolle Schichtung beider Satzcharaktere<br />

möglich macht – eine für die Kritiker völlig unhaltbare<br />

ästhetische Position.<br />

Auch im Kopfsatz leitet Franck das Hauptthema gegen<br />

jede schulmäßige Gepflogenheit direkt aus der langsamen<br />

Einleitung ab und lässt sie in ihrer epischen<br />

Breite sogar wörtlich wiederholen. Im Finalsatz werden<br />

die Themen des Kopfsatzes nicht nur zitiert, sondern<br />

erhalten eine formal tragende Funktion. Dadurch gibt<br />

Franck seiner Sinfonie eine für seine Kompositionsweise<br />

charakteristische zyklische Form.<br />

In der Instrumentation des Werks zeigt sich der Einfluss<br />

von Francks jahrelanger Tätigkeit als Organist, ähneln<br />

doch die vielfältigen Klangfarben deutlich dem Effekt<br />

des Registrierens beim Orgelspiel.<br />

Die Kritiker der Uraufführung sollten bald verstummen:<br />

César Francks Sinfonie wurde schon bald zu einem<br />

zentralen Repertoirewerk der Spätromantik.<br />

40<br />

WOLFGANG A. MOZART<br />

Fagottkonzert B-Dur, KV 191<br />

Über die Hintergründe der Entstehung des Fagottkonzerts<br />

B-Dur ist fast nichts bekannt – den lange als<br />

Auftraggeber vermuteten Freiherrn von Dürnitz lernte<br />

Mozart nachweislich erst 1775 kennen, ein Jahr nach<br />

Fertigstellung des Werks. Vermutlich ist das Konzert<br />

vielmehr im Rahmen seiner Tätigkeit für den Salzburger<br />

Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo entstanden.<br />

Das Fagottkonzert zeichnet sich durch seinen heiteren,<br />

leichten Ton sowie die ideale Anpassung an die Gegebenheiten<br />

des Soloinstruments aus. Dazu war vom Komponisten<br />

große Sensibilität gefordert, denn die Möglichkeiten<br />

der Blasinstrumente im 18. Jahrhundert waren<br />

noch recht beschränkt. Umso erstaunlicher mutet die<br />

Leichtigkeit an, mit der Mozart in diesem Werk sowohl<br />

den Tonumfang des Fagotts als auch dessen spezifische<br />

Mittellage wirkungsvoll in Szene setzt. Dem Virtuosen<br />

gibt er damit Gelegenheit, sowohl seine technische Brillanz<br />

als auch seine lyrische Tongebung zu präsentieren.<br />

Britta Lesniak<br />

JI-HYUN LEE<br />

Fagott<br />

Ji-Hyun Lee wurde 1976 in<br />

Seoul, Süd-Korea, geboren. Nach<br />

der Ausbildung in ihrem Heimatland<br />

studierte sie ab dem Wintersemester<br />

2001/02 im Fach Fagott bei Prof.<br />

Helman Jung an der HfM Detmold.<br />

Neben Konzerttätigkeiten mit dem<br />

Detmolder Kammerorchester, der<br />

NWD Philharmonie und dem Philharmonischen<br />

Orchester der Stadt<br />

Bielefeld war sie festes Mitglied des<br />

Bundesstudentenorchesters „Junge<br />

Deutsche Philharmonie“, zudem<br />

wirkte sie zusammen mit ihrem Lehrer<br />

bei mehreren Produktionen des<br />

Ensembles Consortium Classicum<br />

mit. Für die CD der Bläsersextette<br />

von A. C. Cartellieri bekam auch sie<br />

daher die Auszeichnung „Preis der<br />

Deutschen Schallplattenkritik für<br />

die beste Kammermusikproduktion“.<br />

Seit 2005 ist Ji-Hyun Lee Solofagottistin<br />

des Wonju Philharmonie<br />

Orchestra in Südkorea. Neben<br />

Konzerten als Solistin und in<br />

verschiedenen Kammermusikformationen<br />

spielt sie als Mitglied<br />

des Soniorite-Bläserquintetts und<br />

des Ensembles Diapason. Bei regelmäßigen<br />

Soloabenden im großen<br />

Konzertsaal des Seoul Arts Center<br />

hatte sie wiederholt Gelegenheit,<br />

ihre in Deutschland erworbenen<br />

Fähigkeiten mit großem Erfolg<br />

einem breiten Publikum vorzustellen.<br />

Biografie von Karl-Heinz Bloemeke siehe Seite 23<br />

Biografie von Martin Christoph Redel siehe Seite 16<br />

Biografie von Ruven Ruppik siehe Seite 19<br />

Biografie von Gerhard Weinberger siehe Seite 18


LIEDERABEND<br />

MIT THOMAS QUASTHOFF<br />

Benefizkonzert zu Gunsten der<br />

Stiftung der HfM Detmold<br />

16.05.2009 | 19.30 UHR<br />

Franz Schubert (1797–1828)<br />

Prometheus<br />

Erlkönig<br />

Grenzen der Menschheit<br />

Der Zwerg<br />

Im Frühling<br />

Der Tod und das Mädchen<br />

Seligkeit<br />

Abschied von der Erde<br />

THOMAS QUASTHOFF, Bassbariton<br />

ALFREDO PERL, Klavier<br />

42 43<br />

– Pause –<br />

Jazz-Standards und Improvisationen,<br />

von Thomas Quasthoff angesagt und moderiert<br />

THOMAS QUASTHOFF, Bassbariton<br />

ROLF ZIELKE, Klavier


FRANZ SCHUBERT<br />

Zum Liedwerk<br />

Die Bedeutung Schuberts für die Gattung Lied liegt<br />

nicht etwa bloß im quantitativen Gewicht von ca. 600<br />

Schöpfungen, welche sein Liedschaffen umfasst. Von<br />

Anfang an tritt Schubert mit einem voll ausgeformten,<br />

eigenständigen Liedtypus an die Öffentlichkeit. Bereits<br />

die Frühwerke weisen die Qualitäten auf, die das<br />

Schubertlied und später das romantische Kunstlied<br />

überhaupt charakterisieren. Etliche Lieder verfahren mit<br />

dem typisch Schubertschen Signum der beibehaltenen<br />

Spielfigur, so z.B. „Der Zwerg“, dessen tremolierende<br />

Sechzehntel-Begleitung das ganze Stück dominiert,<br />

wodurch die angespannte Stimmung des Liedes erzeugt<br />

und aufrecht erhalten wird.<br />

44<br />

Die Faktur des Klaviersatzes erhält ein interpretierendes<br />

Moment und übernimmt die Aufgabe einer subtil das<br />

Deklamierte ausdeutenden Begleitung, die nicht mehr<br />

austauschbar ist, sondern spontan auf die spezifischen<br />

Gehalte von Dichtung reagieren kann. Damit ergänzt die<br />

Vertonung das Gedicht um eine interpretierende, nicht<br />

selten psychologisierende Sinnebene. Relevantes Mittel<br />

der Textausdeutung ist darüber hinaus die Harmonik als<br />

derjenige Parameter, welcher Schuberts Schöpferkraft<br />

am deutlichsten entsprach. Dies gilt besonders für die<br />

ins Mythische tendierenden Goethe-Vertonungen „Prometheus“<br />

und „Grenzen der Menschheit“. Lichtwechsel<br />

durch rasche Modulation in entfernte Tonarten, herbe<br />

Rückungen, unvermitteltes Nebeneinander von Dur und<br />

Moll, die kräftigen Farbwerte entlegener Terzverwandter<br />

sowie die Unwägbarkeiten der Dissonanzbehandlung<br />

prägen seit Schubert die Liedharmonik des 19. und noch<br />

des beginnenden 20. Jahrhunderts.<br />

Michael Koch<br />

THOMAS QUASTHOFF<br />

Bass-Bariton<br />

Ausgebildet bei Charlotte Lehmann<br />

und Ernst Huber-Contwig in Hannover,<br />

startete Thomas Quasthoff seine<br />

Karriere mit Wettbewerbserfolgen<br />

wie dem Ersten Preis des Inter-<br />

nationalen Musikwettbewerbs der<br />

ARD (1988).<br />

Heute zählt er zu den international<br />

profiliertesten Lied- und Konzertsängern<br />

der bedeutendsten Musikzentren,<br />

der neben den Berliner<br />

und Wiener Philharmonikern mit<br />

vielen anderen führenden Orchestern<br />

regelmäßig auftritt und mit<br />

Dirigenten wie Abbado, Barenboim,<br />

Haitink, Jansons, Muti, Ozawa,<br />

Rattle, Rilling, Thielemann und<br />

Welser-Möst zusammenarbeitet.<br />

Liederabende führten ihn durch<br />

ganz Europa und in die USA. Als<br />

Exklusivkünstler der Deutschen<br />

Grammophon spielte er ein großes<br />

Repertoire an Liedern und Orchesterwerken<br />

ein, die mit wichtigen<br />

Preisen wie dem Diapason d’Or, dem<br />

Echo Klassik und dreimal mit einem<br />

Grammy ausgezeichnet wurden.<br />

Seit 1998 hatte Thomas Quasthoff<br />

eine Professur an der HfM Detmold<br />

inne und wechselte im Herbst 2004<br />

an die Hochschule für Musik „Hanns<br />

Eisler“ in Berlin.<br />

© Künstleragentur Dr. Raab &<br />

Dr. Böhm


ALFREDO PERL<br />

Klavier<br />

46<br />

Alfredo Perl, 1965 in Santiago,<br />

Chile, geboren, studierte zunächst in<br />

seiner Heimatstadt bei Carlos Botto<br />

und später bei Günter Ludwig in Köln<br />

und Maria Curcio in London.<br />

Seit seinem ersten Auftritt im Alter<br />

von neun Jahren gab der Künstler weltweit<br />

zahlreiche Konzerte, die ihn, den<br />

Preisträger bedeutender Wettbewerbe,<br />

bald zu einem der führenden Pianisten<br />

seiner Generation werden ließen.<br />

Als bemerkenswert vielseitiger<br />

Künstler spielte Alfredo Perl mit<br />

namhaften Orchestern, darunter das<br />

London Symphony Orchestra, das Royal<br />

Philharmonic Orchestra, das Orchestre<br />

de la Suisse Romande, das Nederlands<br />

Philharmonisch Orkest, das Melbourne<br />

und Sydney Symphony Orchestra, das<br />

Gewandhausorchester Leipzig sowie<br />

das Mozarteumorchester Salzburg.<br />

Er gab im September 1997 sein Debüt<br />

bei den Promenade Concerts in der<br />

Royal Albert Hall in London.<br />

In Deutschland hat Alfredo Perl gemeinsam<br />

mit den Münchner Symphonikern<br />

die gesamten Klavierkonzerte<br />

Beethovens zur Aufführung gebracht,<br />

was ihm durchweg höchstes Lob von<br />

Publikum und Presse einbrachte.<br />

Alfredo Perl ist seit 2007 Professor für<br />

Klavier an der HfM Detmold.<br />

ROLF ZIELKE<br />

Klavier<br />

Rolf Zielke ist ein Pianist und<br />

Komponist, dessen Musik zeitgenössischen<br />

Jazz und World-Music<br />

widerspiegelt. Er wurde 1964 in<br />

Hameln geboren, begann mit sieben<br />

Jahren das Klavierspiel und studierte<br />

Musik an der Hochschule für Musik<br />

und Theater Hannover.<br />

Seit Mitte der 1980er Jahre ist Rolf<br />

Zielke mit eigenen Projekten und als<br />

„Sideman“, z.B. von Charlie Mariano,<br />

in der Jazzszene präsent und bei<br />

internationalen Konzertveranstaltungen<br />

als Künstler aktiv.<br />

In den Jahren 1986 bis 2002<br />

gehörten seine Bands 13 Mal zu<br />

den Preisträgern des Wettbewerbs<br />

„Jazzpodium Niedersachsen“. Das<br />

„Rolf Zielke Trio“ war Preisträger des<br />

Studioprojekts des Berliner Senats<br />

im Jahre 2001, das Duo Zielke/Boztüy<br />

war 2004 Preisträger, und 2006<br />

war sein Trio „Hot Impressions“<br />

Preisträger.<br />

Seit 1993 unterrichtet Rolf Zielke<br />

Jazzpiano an der Hochschule für<br />

Musik „Hanns Eisler“ Berlin, und<br />

seit 1999 auch an der Universität<br />

der Künste in Berlin.<br />

Rolf Zielke war musikalischer Leiter<br />

an Theatern in Hannover und Hamburg<br />

und komponierte Film- und<br />

Theatermusik. 2006 leitete er das<br />

niedersächsische „Jazz Art Ensemble“.


RECITAL<br />

17.05.2009 | 18.00 UHR<br />

Johann Sebastian Bach (1685–1750)<br />

Gambensonate g-Moll BWV 1029<br />

Vivace<br />

Adagio<br />

Allegro<br />

Johannes Brahms (1833–1897)<br />

Sonate für Violoncello und Klavier e-Moll op. 38<br />

Allegro non troppo<br />

Allegretto quasi Menuetto<br />

Allegro<br />

– Pause –<br />

Béla Bartók (1881–1945)<br />

Rhapsodie Nr. 1 Sz 87 für Violine und Orchester<br />

übertragen von Béla Bartók für Violoncello und Klavier (1928)<br />

Moderato, attacca<br />

Allegretto<br />

Ludwig van Beethoven (1770-1827)<br />

Sonate für Violoncello und Klavier A-Dur op. 69<br />

Allegro ma non tanto<br />

Scherzo: Allegro molto<br />

Adagio cantabile – Allegro vivace<br />

MIKLÓS PERÉNYI, Violoncello<br />

ANDRÁS SCHIFF, Klavier<br />

48 49


JOHANN SEBASTIAN BACH<br />

Gambensonate g-Moll BWV 1029<br />

(in einer Bearbeitung für Violoncello und Klavier)<br />

Bachs drei Sonaten für Gambe und Cembalo (BWV<br />

1027–1029) stammen vermutlich aus der Leipziger Zeit<br />

(vor 1741). Sie dürften zu unterschiedlichen Anlässen<br />

entstanden sein und bilden daher keinen geschlossenen<br />

Zyklus. In den Gambensonaten wie in den sechs Violin-<br />

und drei Flötensonaten überträgt Bach den Typ der Triosonate<br />

auf ein Melodieinstrument und ein Cembalo mit<br />

zwei obligaten Stimmen. Im dreistimmigen Satz tritt der<br />

Cembalist aus der Rolle des Begleiters heraus und wird<br />

zum gleichwertigen Partner. Die beiden ersten Gambensonaten<br />

folgen mit der Satzfolge langsam-schnelllangsam-schnell<br />

dem Schema der Kirchensonate. Die<br />

g-Moll-Sonate entspricht dagegen mit der Folge schnelllangsam-schnell<br />

einem dreisätzigen italienischen Konzert.<br />

Es ist anzunehmen, dass Bach die Gambensonaten<br />

aus früheren Werken neu zusammenstellte. Als Urform<br />

der g-Moll-Sonate wird ein Konzert für zwei Violinen<br />

(oder Flöten) vermutet.<br />

Die im Fugato einsetzenden Stimmen des ersten Satzes<br />

lassen an das 3. Brandenburgische Konzert denken. Im<br />

Mittelsatz (B-Dur) stimmen die beiden Oberstimmen<br />

imitatorisch eine ausdrucksvolle Arie über einem schlichten<br />

Bass an. Der Schlusssatz (g-Moll) ist eine dreistimmige<br />

Fuge, in die ein kontrastierendes zweites Thema<br />

(cantabile) eingeführt wird.<br />

BÉLA BARTÓK<br />

Rhapsodie Nr. 1 Sz 87<br />

Bartók schrieb 1928 die beiden Rhapsodien für Violine<br />

und Klavier. Im gleichen Jahr fertigte er zusätzlich eine<br />

Transkription der 1. Rhapsodie für Cello und Klavier<br />

an. In engem Zusammenhang mit Bartóks Volksliedersammlung<br />

stehend, ist diese Rhapsodie aus dem Geist<br />

der Folklore geboren. In den beiden Sätzen (Moderato,<br />

attacca – Allegretto) werden insgesamt sechs verschiedene<br />

Tänze verarbeitet.<br />

JOHANNES BRAHMS<br />

Cellosonate e-Moll op. 38<br />

Brahms komponierte seine beiden Cellosonaten (e-Moll<br />

op. 38, F-Dur op. 99) in den Jahren 1862/65 bzw. 1886.<br />

Die e-Moll-Sonate weist eine dreisätzige Anlage auf.<br />

Ein ursprünglich vorhandener weiterer Satz, ein Adagio,<br />

wurde von Brahms gestrichen. Der erste Satz (Allegro<br />

non troppo) beginnt mit einem kantablen Thema des<br />

Cellos, das allmählich in das rhythmisch unruhigere Seitenthema<br />

(h-Moll) hinüberführt. In der an Modulationen<br />

reichen Durchführung findet sich das thematische Material<br />

vorwiegend im Klavier. In einer lyrisch gehaltenen<br />

Coda (E-Dur) klingt die Reprise aus. Wie ein tanzartiges<br />

Menuett stellt sich der zweite Satz (Allegretto quasi<br />

Menuetto) in a-Moll dar, das Trio (fis-Moll) leitet sich aus<br />

dem Hauptteil ab. Der Finalsatz (Allegro) in e-Moll ist<br />

ein Fugato, das thematisch an Bachs „Kunst der Fuge“<br />

erinnert.<br />

LUDWIG VAN BEETHOVEN<br />

Cellosonate A-Dur op. 69<br />

Mit den fünf Sonaten für Klavier und Violoncello<br />

begründet Beethoven eine neue Gattung mit völliger<br />

Gleichberechtigung beider Instrumente. Die A-Dur-Sonate,<br />

1807 und Anfang 1808 komponiert und somit in<br />

zeitlicher Nähe zur 5. und 6. Symphonie, entstammt der<br />

mittleren Schaffensperiode. Den ersten Satz (Allegro ma<br />

non tanto) leitet das Cello mit dem allein vorgetragenen<br />

Hauptthema ein, das vom Klavier fortgeführt wird und<br />

in einer kleinen Solokadenz endet. Dieses Thema wird in<br />

umgekehrter Reihenfolge, zunächst vom Klavier, dann<br />

vom Cello, wiederholt. Einem markanten a-Moll-Motiv<br />

folgt das lyrische Seitenthema. Nach längerem Durchführungsteil<br />

und der Reprise schließt eine schwungvolle<br />

Coda den Satz ab. Der zweite Satz, ein synkopiertes<br />

fünfteiliges Scherzo in d-Moll, wird zweimal von einem<br />

A-Dur-Trio unterbrochen. Wie in den beiden Sonaten<br />

op. 5 fehlt auch hier ein eigenständiger langsamer Satz.<br />

Das 18 Takte lange Adagio cantabile in E-Dur besitzt<br />

mehr die Funktion einer Überleitung zum vierten Satz<br />

(Allegro vivace) in A-Dur. Dieser bildet ebenfalls einen<br />

Sonatensatz mit einer umfangreichen Coda.<br />

Hans Huchzermeyer<br />

50 51


ANDRÁS SCHIFF<br />

Klavier<br />

52<br />

András Schiff wurde 1953 in Budapest<br />

geboren. Den ersten Klavierunterricht<br />

erhielt er im Alter von<br />

fünf Jahren bei Elisabeth Vadász.<br />

Später setzte er sein Studium an der<br />

Franz-Liszt-Akademie in Budapest<br />

bei Prof. Pál Kadosa, György Kurtág<br />

und Ferenc Rados sowie bei George<br />

Malcolm in London fort.<br />

András Schiff tritt mit den meisten<br />

international bedeutenden Orchestern<br />

und Dirigenten auf, wobei er<br />

hier einen Schwerpunkt auf die<br />

Aufführung der Klavierkonzerte von<br />

Bach, Beethoven und Mozart unter<br />

eigener Leitung setzt. Seit früher<br />

Jugendzeit ist András Schiff ein<br />

leidenschaftlicher Kammermusiker.<br />

Gemeinsam mit Heinz Holliger gründete<br />

er 1995 die Ittinger Pfingstkonzerte<br />

in der Kartause Ittingen,<br />

Schweiz, und seit 1998 findet im Teatro<br />

Olimpico in Vicenza unter seiner<br />

Leitung die Konzertreihe „Omaggio<br />

a Palladio“ statt. András Schiff wurde<br />

mit mehreren internationalen<br />

Preisen ausgezeichnet.<br />

An den Musikhochschulen Budapest,<br />

Detmold und München wurde<br />

András Schiff eine Honorarprofessur<br />

verliehen. András Schiff gastiert<br />

regelmäßig an der HfM Detmold,<br />

um Meisterkurse zu geben.<br />

© Hochuli Konzert Agentur<br />

MIKLÓS PERÉNYI<br />

Violoncello<br />

Der ungarische Cellist Miklós Perényi<br />

ist in einer Musikerfamilie aufgewachsen.<br />

Bereits mit neun Jahren<br />

gab er seinen ersten Konzertabend<br />

in Budapest.<br />

1963 war Miklós Perényi Preisträger<br />

beim Internationalen Cello-Wettbewerb<br />

„Pablo Casals“ in Budapest.<br />

Casals berief ihn 1965 und 1966<br />

zu seinen Meisterkursen, und es<br />

folgten etliche Sommer beim<br />

Marlboro <strong>Festival</strong>.<br />

Seit 1974 unterrichtet Miklós<br />

Perényi an der Budapester Franz-<br />

Liszt-Akademie, wo er seit 1980<br />

eine Professur innehat. Für sein<br />

musikalisches Wirken wurde er<br />

1980 mit dem Kossuth-Preis und<br />

1987 mit dem Bartók-Pasztory-Preis<br />

ausgezeichnet.<br />

Sein Repertoire umfasst Werke vom<br />

17. Jahrhundert bis zur Gegenwart,<br />

die er in zahlreichen Konzerten mit<br />

Orchester, in Solo- und Duo-Rezitals<br />

sowie bei Kammermusikabenden<br />

präsentiert. Neben seinen Konzertauftritten<br />

und dem Unterrichten<br />

bildet die Komposition von Werken<br />

für kleinere und größere Instrumentalensembles<br />

und Cello-Soli<br />

einen weiteren Schwerpunkt seiner<br />

Tätigkeit.<br />

© Impresariat Simmenauer GmbH

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