01.12.2012 Aufrufe

Mai 2006 - Ihr Alfahosting Team!

Mai 2006 - Ihr Alfahosting Team!

Mai 2006 - Ihr Alfahosting Team!

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

CHORTIROL | Bezirk-Kanons - Bezirk Kitzbühel 15<br />

wan an mich gedencken?<br />

– ob sie nicht bisweilen lust<br />

haben sich aufzuhencken?<br />

– ob sie etwa gar bös waren?<br />

Auf mich armen narrn;<br />

ob sie nicht gutwillig wollen<br />

fried machen, oder ich<br />

lass bei meiner Ehr einen<br />

krachen! Doch sie lachen<br />

– – victoria! – – unsre arsch<br />

sollen friedenszeichen seyn!<br />

– ich dachte wohl, dass sie<br />

mir nicht länger wiederstehen<br />

könnten. Ja, ja, ich bin<br />

meiner sache gewis, und<br />

sollt ich heut noch machen einen<br />

schiss, obwohl ich in 14<br />

Tägen geh nach Paris. wenn<br />

sie mir also wolln antworten,<br />

aus der stadt Augsburg<br />

dorten, so schreiben sie mir<br />

baldt, damit ich in den brief<br />

erhalt, sonst, wenn ich etwa<br />

schon bin weck, bekomme<br />

ich statt einen brief einen<br />

dreck. dreck! – – dreck!<br />

– o dreck! o süsses wort!<br />

– dreck! – schmeck! – auch<br />

schön! – dreck, schmeck!<br />

– dreck! – leck! – o charmante!<br />

– dreck, leck! – das freüet<br />

mich! – dreck, schmeck und<br />

leck! – schmeck dreck, und<br />

leck dreck![...]“<br />

Mozart bereiteten Wortverdrehungen,<br />

das Erfi nden<br />

lustiger Spitznamen und<br />

„kindische“, unfl ätige Aussprüche<br />

Zeit seines Lebens<br />

großen Spaß, und so fi nden<br />

sich Passagen aus seinen<br />

„Bäsle“-Briefen wörtlich in<br />

Kanontexten wieder. Mit<br />

hoher Wahrscheinlichkeit<br />

dachte der Komponist weder<br />

beim Schreiben der Briefe<br />

noch beim Komponieren<br />

der Kanons daran, dass sich<br />

die Nachwelt jemals damit<br />

auseinandersetzen würde.<br />

„Er war ein Kindskopf und<br />

blieb es, weil Kindköpfi gkeit<br />

für einen Schöpfer, zur<br />

Entspannung und zur Verheimlichung<br />

seines tieferen<br />

Ichs, manchmal notwendig<br />

ist,“ urteilt der bekannte Mozart-Forscher<br />

Alfred Einstein.<br />

Der „Kindskopf“ Mozart<br />

machte sich auch nicht ungern<br />

über seine Mitmenschen<br />

lustig. Dies zeigt sich<br />

zum Beispiel in den beiden<br />

der Überlieferung nach in direktem<br />

Zusammenhang stehenden<br />

Kanons Diffi cile lectu<br />

mihi mars KV 559 und O du<br />

eselhafter Peierl! O du Peirlicher<br />

Esel! KV 560a (559a):<br />

Der bayrische Tenor Johann<br />

Nepomuk Peyerl, Ende des<br />

Jahres 1785 von Salzburg<br />

nach Wien gekommen, soll<br />

bestimmte Eigenheiten in der<br />

Aussprache vor allem lateinischer<br />

Texte gehabt haben.<br />

Mozart nahm sich dies zum<br />

Anlass und erfand einen Kanon<br />

mit dem scheinbar lateinischen<br />

Text Diffi cile lectu<br />

mihi mars et ionicu. Genau<br />

genommen handelt es sich<br />

dabei aber nur um eine<br />

sinnlose Aneinanderreihung<br />

lateinischer Vokabel und ei-<br />

Erfolgreiches Bezirkskonzert in Kössen<br />

Der neue Kaiserwinkl-Chor<br />

aus Kössen, mit Obmann<br />

Hans Foidl und Chorleiterin<br />

Angelika Fahringer, veranstaltete<br />

Anfang November<br />

das diesjährige Bezirks-Chorkonzert<br />

des Tiroler Sängerbundes<br />

in der Grenzlandhalle<br />

in Kössen. Die acht beteiligten<br />

Chöre boten einen<br />

Überblick über die Vielfalt<br />

des Chorsingens. Die vielen<br />

Zuhörer konnten eine gelun-<br />

gene Mischung aus Volkliedern,<br />

klassischen und modernen<br />

Liedern hören und erleben.<br />

Aufgelockert wurde das<br />

Programm durch die Bläser<br />

des Viera Blech aus Kössen<br />

und den Pianisten Georgi<br />

aus Kitzbühel.<br />

Alle Beteiligten, sowohl Aktive<br />

als auch Zuhörer, lobten<br />

die Veranstaltung und freuten<br />

sich über den gelungenen<br />

Abend.<br />

gener Wortschöpfungen Mozarts,<br />

wobei vor allem „lectu“<br />

und „mars“ an klanglich<br />

ähnliche deutsche Wörter<br />

mit einschlägiger Bedeutung<br />

erinnern. Geht man davon<br />

aus, dass Peyerl die damals<br />

übliche deutsche Aussprache<br />

des Lateinischen verwendete,<br />

in der etwa Cicero<br />

als „Kikero“ ausgesprochen<br />

wurde, so lässt auch „diffi cile“<br />

durchaus eine bestimmte<br />

Assoziation zu. Peyerl soll<br />

jedoch nicht in der Lage gewesen<br />

sein, all diese Doppeldeutigkeiten<br />

zu durchschauen<br />

– Mozarts „Spaß“ ist also<br />

aufgegangen, und gemäß<br />

dem Sprichwort „Wer den<br />

Schaden hat, spottet jeder<br />

Beschreibung“ stimmten die<br />

Anwesenden den zweiten<br />

Kanon O du eselhafter Peierl!<br />

O du Peirlicher Esel! an,<br />

den Mozart auf der Rückseite<br />

des Blattes vorbereitet hatte.<br />

Beim dritten Stimmeinsatz<br />

lässt Mozart sogar noch als<br />

Erklärung eine freie „Übersetzung“<br />

des ersten Kanons<br />

folgen: „O lieber Freund,<br />

ich bitte dich, o leck, o leck<br />

mich doch geschwind im<br />

Arsch!“ Das Ende markiert<br />

schließlich eine halbherzige<br />

Entschuldigung.<br />

Auch wenn die derben<br />

Kanons von Mozart die<br />

bekanntesten sind, gibt es<br />

eine Vielzahl vergleichbarer<br />

Kompositionen von<br />

Zeitgenossen – allerdings<br />

von der Forschung bislang<br />

noch stiefmütterlich behandelt.<br />

Darüber hinaus ist bis<br />

heute in einigen Fällen die<br />

Urheberschaft nicht eindeutig<br />

geklärt. Bereits im 19.<br />

Jahrhundert identifi zierte<br />

man ursprünglich Mozart<br />

zugeschriebene Kanons als<br />

Stücke von Zeitgenossen.<br />

Die Komposition Scheiß nieder,<br />

armer Sünder KV Anh.<br />

C 10.13 (Anh. 284) etwa<br />

stammt von Michael Haydn,<br />

dem Bruder des bekannten<br />

Joseph Haydn. Und die beiden<br />

lange für authentisch<br />

gehaltenen Kanons Leck mir<br />

den Arsch recht fein schön<br />

sauber KV 233 (382d) und<br />

Bei Hitz im Sommer eß ich<br />

KV 234 (382e) komponierte<br />

tatsächlich ein gewisser<br />

Wenzel Trnka von Krzowitz,<br />

der sie mit italienischen Texten<br />

von Pietro Metastasio<br />

versehen in seinen XII canoni<br />

a tre voci veröffentlicht hatte.<br />

Wer diese beiden Stücke mit<br />

den Mozart zugeschriebenen<br />

Texten unterlegte, ist bislang<br />

noch nicht geklärt.<br />

Mozarts Kanons besitzen,<br />

wie schon der Titel verrät,<br />

eine große Vielfalt – von<br />

Kompositionsübungen über<br />

geistliche bis hin zu witzigderben<br />

Kanons. Und sie sind<br />

es garantiert wert öfter in<br />

Konzertprogramme aufgenommen<br />

zu werden!<br />

Mag. Alice Baptist

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!