Berliner Stimme - Archiv - SPD Berlin
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Grundsatzprogramm:<br />
Beiträge aus der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong><br />
<strong>SPD</strong> Seiten 2 und 7-15<br />
Arbeitsgruppe zur<br />
Wehrpflicht:<br />
Pro und Contra Seite 14<br />
<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>Stimme</strong>:<br />
Jetzt Abonnieren!<br />
Coupon auf Seite 16<br />
<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>Stimme</strong><br />
Sozialdemokratische Wochenzeitung<br />
Sonderausgabe - 57. Jahrgang 30. Juni 2007<br />
Aufruf:<br />
Das ist unsere<br />
Zeitung<br />
von Michael Müller,<br />
Landes- und<br />
Fraktionsvorsitzender<br />
der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong><br />
Seit Anfang des Jahres hat die <strong><strong>Berlin</strong>er</strong><br />
<strong>SPD</strong> intensiv über ihre Vorstellungen<br />
zum neuen Grundsatzprogramm diskutiert.<br />
Egal, ob die Debatten in den Abteilungen,<br />
in den Kreisen oder auf den Landesforen<br />
stattfanden - die Beteiligung<br />
war enorm und die Diskussionen fanden<br />
auf hohem Niveau statt.<br />
Begleitet wurden diese Diskussionen<br />
von der BERLINER STIMME, die seit Anfang<br />
des Jahres mit neuem Erscheinungsbild<br />
auch für mich persönlich alle 14 Tage<br />
eine spannende und anregende Lektüre<br />
bietet. Einige Beiträge aus der Debatte<br />
zum Grundsatzprogramm finden sich in<br />
dieser Sonderausgabe zum Landesparteitag<br />
noch einmal.<br />
Ich möchte Euch unsere Zeitung ganz<br />
ausdrücklich ans Herz legen. Meine Bitte:<br />
Werbt für sie auf Euren Abteilungsversammlungen,<br />
in den Arbeitsgemeinschaften<br />
und Fachausschüssen. Nutzt sie<br />
mit eigenen Beiträgen zur Vorstellung<br />
Eurer Arbeit, zur Diskussion um neue<br />
Konzepte und Ziele. Davon profitieren<br />
wir alle. Und das macht auch die Besonderheit<br />
und Exklusivität der BERLINER<br />
STIMME aus.<br />
Die BERLINER STIMME enthält wichtige<br />
Informationen, die nirgendwo anders<br />
zu finden sind. Sie hält die Geschichte unserer<br />
Partei wach, sorgt für den Zusammenhalt<br />
der Älteren und Jüngeren in unserer<br />
Partei. Und der Gedankenaustausch<br />
in unserer Zeitung sorgt für ein<br />
besseres Verständnis untereinander.<br />
Deshalb: Abonniert die BERLINER<br />
STIMME und werbt für sie. ❑<br />
Landesparteitag:<br />
<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Akzente setzen<br />
<strong>SPD</strong>-Landesverband gibt Impulse für das Programm<br />
Selten wurde das Grundsatzprogramm<br />
einer Partei so intensiv beraten:<br />
Die ausführliche Debatte in den<br />
Abteilungen, Kreisen und auf den Programmforen<br />
der Landes-<strong>SPD</strong> schlägt<br />
sich in rund 730 Anträgen zum <strong>SPD</strong>-<br />
Landesparteitag nieder.<br />
Die Debatte hat die <strong>SPD</strong> vorangebracht.<br />
Deshalb war kein Antrag und keine Diskussion<br />
vergeblich. Einen deutlichen „<strong><strong>Berlin</strong>er</strong><br />
Akzent“ soll ein Antrag setzen, der die Entwicklung<br />
der Großstädte in den MIttelpunkt<br />
stellt. Das Ziel: „Die <strong>SPD</strong> muss die bestimmende<br />
Kraft in den Städten sein.“ Die<br />
aus Sicht der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong> wesentlichen<br />
Punkte fasst zudem eine Resolution zusammen.<br />
„Insbesondere die Bereiche der<br />
Grundwerte und des Staatsverständnisses,<br />
die zentralen Politikbereiche der Wirtschaft/Nachhaltigkeit<br />
sowie der Bildung<br />
erweisen sich bundesweit als nachbesserungsbedürftig“,<br />
heißt es darin.<br />
Die <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong> bekennt sich in diesem<br />
Landesparteitag:<br />
Resolutionsentwurf zum Ziel des „demokratischen<br />
Sozialismus“, sie setzt sich ein<br />
für einen „vorsorgenden Sozialstaat“, der<br />
mehr ist als Hilfe in der Not. Die <strong><strong>Berlin</strong>er</strong><br />
<strong>SPD</strong> will eine Beschlussfassung zur Wehrpflicht<br />
herbeiführen und sie fordert: „Von<br />
der ersten Klasse bis zum Mittleren Schulabschluss<br />
wird eine Schule für alle zu einem<br />
Lebensmittelpunkt von Kindern und<br />
Jugendlichen.“ BS ❑<br />
Wer vertritt <strong>Berlin</strong>?<br />
Bundesparteitagsdelegierte: Die Kandidaturen im Überblick<br />
Wer vertritt <strong>Berlin</strong> auf dem Bundesparteitag<br />
in Hamburg bei der Verabschiedung<br />
des neuen Grundsatzprogramms?<br />
15 Bundesparteitagsdelegierte werden<br />
für <strong>Berlin</strong> abstimmen, auf dem heutigen<br />
Landesparteitag in <strong>Berlin</strong> treten dafür 25<br />
Kandidatinnen und Kandidaten an. Ihnen<br />
haben wir die Möglichkeit angeboten, sich<br />
in dieser Sonderausgabe der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>Stimme</strong><br />
vorzustellen. Auf den Seiten 3 bis 6 sind<br />
ihre Beiträge zu finden.<br />
Der <strong>SPD</strong>-Bundesparteitag findet vom 26.<br />
bis 28. Oktober im Congress Center Hamburg<br />
(CCH) statt. Er soll nach dem „Godesberger<br />
Programm“ 1959 und dem „<strong><strong>Berlin</strong>er</strong><br />
Programm“ von 1989 nun das „Hamburger<br />
Programm verabschieden, das der <strong>SPD</strong> für<br />
Antragspakete zum Landesparteitag.<br />
voraussichtlich zwei Jahrzehnte Orientierung<br />
geben wird und die Politik für ein<br />
künftiges soziales Deutschland beschreibt.<br />
Eine Arbeitsgruppe der Programm-<br />
Die nächste Ausgabe...<br />
der BERLINER STIMME erscheint am 7.<br />
Juli - mit Berichten vom parteitag und<br />
einem Beitrag von Andrea Nahles zur<br />
Debatte um ein „Grundeinkommen“.<br />
kommssion, der Generalsekretär Hubertus<br />
Heil, Wolfgang Thierse und Andrea Nahles<br />
angehören, hat die Aufgabe, die Anregungen<br />
und Änderungsvorschläge, die zum<br />
„Bremer Entwurf“ eingingen, nun in eine<br />
lesbare Form zu bringen und in Hamburg<br />
vorzulegen. BS ❑
Seite 2 - <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> stimme Programmdebatte 30. Juni 2007<br />
Grundsatzprogramm:<br />
„Mehr soziale Verantwortung“<br />
<strong>SPD</strong>-Regionalkonferenz Ost diskutierte den Programmentwurf<br />
<strong>Berlin</strong>s Regierender Bürgermeister<br />
Wowereit kritisierte auf der Regionalkonferenz<br />
der <strong>SPD</strong> Ende Februar in <strong>Berlin</strong><br />
scharf die Fehlentwicklungen in<br />
der Wirtschaft. Übertriebenes Gewinnstreben<br />
vieler Unternehmen sei für die<br />
Arbeitsplatzverluste in den vergangenen<br />
Jahren verantwortlich.<br />
Wenn es gar nicht mehr um die eigentliche<br />
Produktion gehe, sondern nur noch um<br />
Finanzspekulationen, dürfe die Sozialdemokratie<br />
nicht schweigen, sagte Wowereit.<br />
Die Unternehmen forderte er auf, ihrer sozialen<br />
Verantwortung gerecht zu werden.<br />
Wowereit verwies auf das Beispiel des <strong><strong>Berlin</strong>er</strong><br />
Unternehmens Schering: „Sie haben<br />
Erfolge, sie haben Gewinne, haben gut gearbeitet.<br />
Es gab gar keine Notwendigkeit,<br />
dass irgendjemand dieses Unternehmen<br />
übernimmt und sie wollten dies auch gar<br />
nicht.“ Bayer habe Schering schließlich<br />
nach hohen Milliardenzahlungen an die<br />
Aktionäre übernommen. Nun werden<br />
6000 Arbeitsplätze weltweit abgebaut, in<br />
<strong>Berlin</strong> sei die Rede von 1000 Arbeitsplätzen<br />
weniger. Wowereit: „Dass die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, die zum Erfolg dieser<br />
Unternehmen beigetragen haben, sauer<br />
sind, dass sie die Zeche zahlen müssen<br />
für diese Finanztransaktionen, das ist doch<br />
ziemlich klar.“<br />
Die derzeit deutlich verbesserte Konjunktur<br />
müsse von der Wirtschaft auch für<br />
Investitionen in neue Arbeitsplätze genutzt<br />
werden, verlangte der <strong>SPD</strong>-Parteivorsitzende<br />
Kurt Beck in seiner Rede. Nicht allein<br />
das Gewinnstreben dürfe Leitmotiv<br />
der Handelnden sein, auch „das humanitäre<br />
Ziel darf nicht vernachlässigt werden“,<br />
so Beck. Er warnte weiterhin eindringlich<br />
vor Eingriffen in Arbeitnehmerrechte und<br />
vor einem Abbau des Kündigungsschutzes.<br />
Solchen Tendenzen werde sich die <strong>SPD</strong> widersetzen.<br />
Soziale Dimension von<br />
Europa Berücksichtigen<br />
Die Frage des Wettbewerbs dürfe auch in<br />
der Europäische Union „nicht die alles<br />
überragende Frage werden. Wir müssen<br />
auch an die Beschäftigten denken - nicht<br />
nur bei uns sondern überall in Europa“, erklärte<br />
Beck und bemängelte die fehlende<br />
„soziale Dimension Europas“ in der Rede<br />
der Bundeskanzlerin Angela Merkel vor<br />
dem Europäischen Parlament. „Wir werden<br />
dafür sorgen, dass es ein Schwerpunkt ist“,<br />
kündigte er an.<br />
Unter deutscher Führung müsse auch in<br />
der Gruppe der Acht (G8) und in der Welt-<br />
Die Diskussion zum Grundsatzprogramm der <strong>SPD</strong><br />
nahm auf der <strong>SPD</strong>-Regionalkonferenz in <strong>Berlin</strong><br />
breiten Raum ein. Mit dabei: der Regierende<br />
Bürgermeister Klaus Wowereit, der <strong>SPD</strong>-<br />
Vorsitzende Kurt Beck und <strong>SPD</strong>-Generalsekretär<br />
Hubertus Heil. Foto: Horb<br />
handelsorganisation (WTO) über das Nein<br />
zu Kinderarbeit, zu Ausbeutung und über<br />
Mindestlöhne gesprochen werden.<br />
Als „größten Skandal unserer Zeit“ bezeichnete<br />
es der <strong>SPD</strong>-Vorsitzende Kurt<br />
Beck, dass im deutschen Schulsystem die<br />
soziale Chancenungleichheit „eher zunimmt<br />
als abnimmt.“ „Auf Dauer dürfen<br />
wir uns damit nicht abfinden“, rief der<br />
<strong>SPD</strong>-Parteivorsitzende unter Beifall den<br />
mehreren hundert Teilnehmern zu.<br />
Gerade weil beispielsweise 18 Prozent<br />
der Kinder aus Migrantenfamilien keinen<br />
Schulabschluss schafften, wäre der Ausbau<br />
der frühkindlichen Bildung notwendig. Zugleich<br />
mahnte er die Wirtschaft, mehr Ausbildungsplätze<br />
zu Verfügung zu stellen.<br />
„Wenn es so ist, dass die überwiegende<br />
Zahl der großen Unternehmen Rekordgewinne<br />
einfährt, gibt es keinen Grund, nicht<br />
mehr auszubilden“, sagte er.<br />
Höchste Zeit für neue<br />
Abrüstungsinitiative<br />
Angesichts des derzeitigen Streits um die<br />
Stationierung eines amerikanischen Raketenabwehrsystems<br />
in Tschechien und Polen<br />
warnte der <strong>SPD</strong>-Parteivorsitzende vor<br />
der Gefahr einer Rückkehr zum Kalten<br />
Krieg. Dies sei „eine Antwort von gestern“<br />
und berge die Gefahr, dass der Konflikt<br />
schnell auf eine „abschüssige Ebene“ gerate.<br />
Kurt Beck mahnte: „Wir müssen miteinander<br />
reden und uns nicht wieder gegenseitig<br />
Raketen vor die Nase stellen.“ Das<br />
Thema Abrüstung müsse von der deutschen<br />
Sozialdemokratie wieder an die erste<br />
Stelle gesetzt werden, forderte Beck. PM ❏<br />
Und was bringt das<br />
CDU-Programm?<br />
Die CDU ist weiter<br />
auf einem unsozialen,<br />
neoliberalen<br />
Kurs. Sie hält an ihren<br />
marktradikalen<br />
Leipziger Beschlüssen<br />
fest: Sie ist für<br />
die Zerschlagung<br />
von Arbeitnehmerrechten,<br />
für die Zerschlagung<br />
der Mitbestimmung,<br />
für die<br />
Zerschlagung des<br />
von Hubertus Heil,<br />
Generalsekretär der<br />
<strong>SPD</strong><br />
Kündigungsschutzes, für die Zerschlagung<br />
der Tarifautonomie. Die CDU ist<br />
weiter auch für die unsoziale Kopfpauschale<br />
im Gesundheitssystem.<br />
Mit diesem Programmentwurf verabschiedet<br />
sich die Union endgültig von<br />
der sozialen Marktwirtschaft. Denn im<br />
Programmentwurf der Union steht ganz<br />
klar: Der Markt hat Vorrang vor allem.<br />
Vorrang vor den Menschen, vor dem<br />
Schutz der gemeinsamen Lebensgrundlagen,<br />
vor einer besseren Politik für Familien,<br />
Vorrang vor dem Gemeinwohl.<br />
Die <strong>SPD</strong> setzt dagegen auf den Vorsorgenden<br />
Sozialstaat, der zu einer selbst<br />
bestimmten Existenz befähigt und<br />
gleichzeitig die großen Lebensrisiken<br />
verlässlich absichert.<br />
Es ist gut, dass die <strong>SPD</strong> in der großen<br />
Koalition so stark ist, dass dieser marktradikale<br />
Ansatz in der Arbeit der Bundesregierung<br />
keine Rolle spielt. Wir Sozialdemokraten<br />
werden auf der Basis des<br />
Koalitionsvertrages bis 2009 verlässlich<br />
mit dem Regierungspartner zusammenarbeiten.<br />
Das erwarten wir auch von der<br />
CDU. Dann aber werden die Karten neu<br />
gemischt, dann werden die Menschen<br />
entscheiden, welche Politik das Land<br />
voranbringt: eine unsoziale Politik der<br />
Kälte oder die Kraft der Erneuerung und<br />
des sozialen Fortschritts. ❑<br />
<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>Stimme</strong><br />
Herausgeber: <strong>SPD</strong> Landesverband <strong>Berlin</strong><br />
Verlag: wegewerk GmbH, Linienstr. 126,<br />
D-10115 <strong>Berlin</strong><br />
Redaktion: Ulrich Horb (V.i.S.d.P.), Tel.: 030-<br />
4692 150, Fax: 030-4692 240, E-Mail: berliner.stimme@spd.de,<br />
Post: Müllerstr. 163,<br />
13353 <strong>Berlin</strong><br />
Abo-Service: Jürgen Thomas, Tel.: 2408 36-<br />
60,E-Mail: berliner.stimme@wegewerk.de<br />
Abonnementspreis: 25,05 Euro pro Jahr<br />
(bei Zustellung per E-Mail), 30,15 Euro pro<br />
Jahr (bei Zustellung per Post)<br />
Druckerei: KORRekt Mailingservice <strong>Berlin</strong>
30. Juni 2007 Vorstellung <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> stimme - Seite 3<br />
Landesparteitag:<br />
Wahl der Delegierten zum<br />
Bundesparteitag:<br />
Vorstellung der<br />
Kandidatinnen<br />
und Kandidaten<br />
Die BERLINER STIMME hat alle Kandidatinnen<br />
und Kandidaten, die sich<br />
als Bundesparteitagsdelegierte zur<br />
Wahl stellen, gebeten, sich in einem<br />
kurzen Beitrag vorzustellen. Wir veröffentlichen<br />
in alphabetischer Reihenfolge<br />
die Porträts, die uns bis Redaktionsschluss<br />
erreichten.<br />
Die Kandidaturen im Überblick:<br />
Buttgereit, Monika (KDV TempSchön, ASF).......... S.3<br />
Drohsel, Franziska (Jusos, KDV StegZehl, ASF)..... S.3<br />
Dybe, Georg (KDV CharlWilm)................................. S.3<br />
Elze, Michael (KDV Reinickendorf)...........................S.3<br />
Fugmann-Heesing, Annette (ASF)<br />
Geisel, Andreas (LVV Lichtenberg)<br />
Iyidirli, Ahmet (KDV FrhainKreuz)<br />
Knörr, Rainer (KDV Neukölln)....................................S.3<br />
Koch, Ingrid (KDV Neukölln, ASF).............................S.4<br />
Koch, Regine (KDV Reinickendorf, ASF)..................S.4<br />
Kohlmeier, Sven (KVV MarzHell)..............................S.4<br />
Loth, Barbara (KDV StegZehl, ASF)..........................S.4<br />
Mintrup, Klaus (KDV Pankow)..................................S.4<br />
Müller, Michael (KDV TempSchön)..........................S.4<br />
Rackles, Mark (KDV FrhainKreuz).............................S.5<br />
Schermer, Gerlinde (KDV FrhainKreuz, ASF)<br />
Siebert, Ingo (KDV TempSchön)................................S.5<br />
Sommer, Ulrike (KDV Spandau, ASF).......................S.5<br />
Spranger, Iris (KVV MarzHell, ASF)...........................S.5<br />
Steinberg, Philipp (KDV Mitte)..................................S.5<br />
Stock, Heike (KDV CharlWilm, ASF).........................S.6<br />
Thölken, Rosemarie (KDV Mitte, ASF).....................S.6<br />
Uebelgünn, Horst (KVV Lichtenberg)<br />
Ulbricht, Klaus (KVV TrepKöp)<br />
Zöllner, Jürgen (Landesvorstand)............................S.6<br />
Monika Buttgereit,<br />
nominiert von: KDV<br />
Tempelhof-Schöneberg,<br />
ASF<br />
Ich bin Vorsitzende des Fachausschusses<br />
Stadt des Wissens und der AG für Bildung<br />
in <strong>Berlin</strong>. Ich arbeite als Lehrerin an einer<br />
Grundschule in einem sozialen Brennpunkt.<br />
Bildungspolitik ist mein politischer<br />
Schwerpunkt. Das Eintreten für ein gerechteres<br />
Schulsystem, in dem die soziale und<br />
ethnische Herkunft nicht über den Schulerfolg<br />
entscheidet, ist für mich die entscheidende<br />
Frage in der Bildungspolitik.<br />
Die Bildungspolitik, insbesondere die<br />
Frage der Herstellung von Chancengleichheit<br />
wird im Rahmen der Grundsatzprogrammdebatte<br />
auf dem BPT eine wichtige<br />
Rolle spielen. Ich würde mich gern an dieser<br />
Debatte beteiligen.<br />
Darüber hinaus habe ich als Vorsitzende<br />
der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Antragskommission einen guten<br />
Überblick über die Anträge, die die <strong><strong>Berlin</strong>er</strong><br />
<strong>SPD</strong> auf dem Bundesparteitag einbringen<br />
wird. ❑<br />
Franziska Drohsel,<br />
nominiert von: Jusos,<br />
ASF, KDV Steglitz-Zehlendorf<br />
Liebe Genossinnen und Genossen, hiermit<br />
möchte ich mich um einen Delegiertenplatz<br />
für den BPT bewerben und mich<br />
kurz vorstellen. Ich bin 27 Jahre alt, promoviere<br />
derzeit und arbeite als wiss. Mitarbeiterin<br />
an der Jur. Fakultät der HU. Derzeit<br />
bin ich Landesvorsitzende der Jusos <strong>Berlin</strong><br />
und möchte mich auf dem BPT für die Positionen<br />
der Jusos einsetzen. Wir kritisieren<br />
am Bremer Entwurf grundlegend die Geschichtslosigkeit,<br />
das Fehlen einer gesellschaftlichen<br />
Vision und den Mangel an<br />
Veränderungswillen. Wir wenden uns gegen<br />
die selbstverständliche Zustimmung<br />
zu Militäreinsätzen und gegen das "deutsche<br />
Interesse“ als Beurteilungskriterium<br />
sowie die faktische Aufgabe des Demokratischen<br />
Sozialismus als Ziel und Handlungsprinzip.<br />
Über Eure Unterstützung<br />
würde ich mich freuen. ❏<br />
Georg Dybe,<br />
nominiert von: KDV<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
36 Jahre, Volkswirt, <strong>SPD</strong>-Mitglied seit<br />
1989; Vorsitzender Grundwertekommission<br />
C-W; Beisitzer FA Wirtschaft <strong>Berlin</strong><br />
Die beiden Themen Grundwerte und<br />
Wirtschaft, in denen ich mich engagiere,<br />
sind die Schwerpunkte meiner Kandidatur<br />
für den Bundesparteitag. Im Bereich<br />
Grundwerte trete ich dafür ein, dass Gerechtigkeit<br />
und Solidarität auch im neuen<br />
Programm das Fundament sozialdemokratischer<br />
Politik bleiben.<br />
Die Botschaft im zentralen Feld "Wirtschaftspolitik"<br />
muss lauten: Der Vorrang<br />
der Politik gegenüber rein ökonomischen<br />
Interessen ist zu bewahren. Dort, wo er verloren<br />
gegangen ist, muss er - z.B. durch internationale<br />
und europäische Zusammenarbeit<br />
- wieder hergestellt werden. Dafür<br />
trete ich ein und an! ❑<br />
Michael Elze,<br />
nominiert von: KDV<br />
Reinickendorf<br />
61 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder, Eintritt<br />
in die <strong>SPD</strong> 1966 in <strong>Berlin</strong>-Hermsdorf, Kreis<br />
Reinickendorf, dem ich bis heute angehöre.<br />
Seit 1975 selbstständiger Steuerberater.<br />
Es war nicht die allgemeine Tagespolitik,<br />
die mich bewog, in die <strong>SPD</strong> einzutreten,<br />
sondern es waren und sind die Grundwerte,<br />
die die <strong>SPD</strong> verkörpert und ich bin davon<br />
überzeugt, dass trotz allem Erneuerungsbedarf,<br />
diese nicht angetastet werden dürfen.<br />
Seit 1968 in vielen Funktionen tätig: über<br />
Juso-Landessekretär, Abteilungsvorsitz, geschäftsführender<br />
Kreisvorstand, Beisitzer<br />
im Landesvorstand, steuerpolitische AK´s,<br />
im Finanzwesen der Partei usw. Zurzeit<br />
Sprecher der Reinickendorfer Antragskommission,<br />
im GKV Rdf. u. LPT-Delegierter .<br />
Ein öffentliches Mandat für die <strong>SPD</strong><br />
strebte ich nie an, sondern gab Grundsatzdebatten<br />
und Kiezarbeit den Vorzug. Deshalb<br />
engagierte ich mich bei der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong><br />
Projektgruppe Grundsatzprogramm.<br />
Viele, so auch ich, waren dann vom "Bremer<br />
Entwurf" enttäuscht. Die vielen Anträge<br />
aus den <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Kreisen gehen aber für<br />
mich in die richtige Richtung, nämlich das<br />
Profil der Partei als Linke Volkspartei substantieller<br />
darzustellen und den Begriff des<br />
Demokratischen Sozialismus als Grundwert<br />
beizubehalten. Falls gewählt, werde<br />
ich mich als Delegierter dafür einsetzen. ❏<br />
Rainer Knörr,<br />
nominiert von: KDV<br />
Neukölln<br />
Am 27. Februar 1968 in <strong>Berlin</strong>-Neukölln<br />
geboren habe ich meine Kindheit im Ortsteil<br />
Buckow verbracht. Nach dem Abitur<br />
studierte ich Verwaltungswissenschaften<br />
und bin seitdem in der öffentlichen Verwaltung<br />
tätig.<br />
In der Rudower <strong>SPD</strong> bin ich seit 1998 aktiv.<br />
Im Jahr 2000 wurde ich zum Vorsitzenden<br />
der Rudower <strong>SPD</strong> gewählt und bin seitdem<br />
auch Mitglied des Kreisvorstandes der<br />
Neuköllner <strong>SPD</strong>. Im Jahr 2004 bin ich zum<br />
Kreiskassierer der Neuköllner <strong>SPD</strong> gewählt<br />
worden. Ich bin Mitglied der Evangelischen<br />
Kirche, des Sozialverbands Deutschlands,<br />
in der Vereinten Dienstleistungsgewerkweiter<br />
Seite 4
Seite 4 - <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> stimme Vorstellung 30. Juni 2007<br />
Fortsetzung von Seite 3 der <strong>SPD</strong> im Abgeordnetenhaus von <strong>Berlin</strong><br />
schaft ver.di, bei den "Freunden der Schliemann-Grundschule<br />
e.V." und im Verein "Alte<br />
Schule Rudow" e.V.<br />
Mit meiner Ehefrau Sabine und meinen<br />
Kindern Isabelle (13) und Julian (10) lebe ich<br />
in Rudow direkt an der Landesgrenze zu<br />
Brandenburg.<br />
Ingrid Koch,<br />
nominiert von: KDV<br />
Neukölln, ASF<br />
Ingrid Koch, 58 Jahre, Dipl.-Pol., Verwaltungsangestellte<br />
bei der Ev. Kirche. Seit<br />
2000 Mitglied der <strong>SPD</strong> im Norden Neuköllns,<br />
Mitglied des Abt.-Vorstandes, Kreisdelegierte.<br />
Von Januar 2005 bis März 2007<br />
Mitglied der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Projektgruppe zum<br />
neuen Grundsatzprogramm der <strong>SPD</strong>. Durch<br />
meine politischen Erfahrungen in Neukölln<br />
sind für mich Themen wie die Integration<br />
von Menschen unterschiedlicher<br />
Herkunft, sozialer Lage und Lebensorientierung,<br />
Integration durch Bildung, Verhinderung<br />
von Abwertungs- und Ausgrenzungsprozessen<br />
in benachteiligten Stadtquartieren<br />
besonders wichtig. Beim Bundesparteitag<br />
in Hamburg würde ich mich<br />
insbesondere dafür einsetzen, dass der Änderungsantrag<br />
mit dem <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Beitrag<br />
"Soziale Stadt" eine Mehrheit findet. ❑<br />
Regine Koch,<br />
nominiert von: KDV<br />
Reinickendorf, ASF<br />
Vor 67 Jahren wurde ich in <strong>Berlin</strong> geboren.<br />
In Reinickendorf war, bis auf eine kurze<br />
Unterbrechung, immer mein Lebensmittelpunkt,<br />
hier sind meine Kinder aufgewachsen,<br />
im Märkischen Viertel habe ich<br />
als Leiterin einer Kindertagesstätte gearbeitet<br />
und mich im sozialen Bereich, besonders<br />
für Kinder und Jugendliche, engagiert.<br />
Nach einer erlebnisreichen Zeit bei den<br />
Falken, bin ich mit 18 Jahren in die <strong>SPD</strong> eingetreten.<br />
Ich war Abteilungsvorsitzende,<br />
ASF Kreisvorsitzende, stellvertr. AFA-Vorsitzende<br />
und bin zur Zeit Kreisvorsitzende der<br />
AG 60 plus, Mitglied des Kreisvorstandes,<br />
Kreis - und Landesparteitagsdelegierte und<br />
seit zwei Jahren Bundesparteitagsdelegierte.<br />
Ich bin Mitglied bei Verdi und der AWO.<br />
Von 1995 - 1999 gehörte ich der Fraktion<br />
an. Seit vier Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich<br />
als Vorsitzende des Förderkreises<br />
der Familienfarm Lübars e.V. ❑<br />
Sven Kohlmeier,<br />
nominiert von: KVV<br />
Marzahn-Hellersdorf<br />
Sven Kohlmeier, Kreisvorsitzender Marzahn-Hellersdorf;<br />
MdA.<br />
Liebe Genossinnen und Genossen, das<br />
"Hamburger Programm" ist mein erstes<br />
Grundsatzprogramm, welches ich "live"<br />
miterlebe, mitdiskutiere und den Weg verfolge.<br />
Das Grundsatzprogramm ist politischer<br />
Leitfaden der <strong>SPD</strong> für die kommenden<br />
Jahre. Daher haben wir in den Abteilungen<br />
und Kreisen viel diskutiert und Änderungsanträge<br />
geschrieben, um den zukünftigen<br />
Weg unserer <strong>SPD</strong> mit zu entscheiden.<br />
Ich kandidiere für den Bundesparteitag,<br />
um in der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Delegation die Vorschläge<br />
der Abteilungen und Kreise mitzunehmen<br />
und unsere <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Schwerpunktthemen<br />
wie z.B. Soziale Stadt auf dem Parteitag<br />
zu vertreten.<br />
Und ich will natürlich die Eindrücke<br />
beim Programmparteitag erleben - vom<br />
Entwurf eines Grundsatzprogramms bis<br />
zum Beschluss in Hamburg. ❑<br />
Barbara Loth,<br />
nominiert von: KDV<br />
Stegl.-Zehlendorf, ASF<br />
Stadträtin für Wirtschaft, Gesundheit und Verkehr<br />
im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Geboren am 14.<br />
Januar 1957 in Duisburg, geschieden, 2 Kinder,<br />
evangelisch.<br />
Nach dem Zweiten juristisches Staatsexamen<br />
1985 Tätigkeiten als Rechtsanwältin,<br />
(Schwerpunkt: Arbeitsrecht), als Wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin an der Freien<br />
Universität <strong>Berlin</strong> und an der Humboldt-<br />
Universität. 1991 - 2006 Tätigkeit als Richterin<br />
am Arbeitsgericht <strong>Berlin</strong>.<br />
Ab 1998 Vorsitzende des Gesamtrichterrats<br />
der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Arbeitsgerichtsbarkeit,<br />
von 2004 an Vorsitzende des Hauptrichterrats<br />
der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Richterinnen und Richter.<br />
Seit 1994 Mitglied der <strong>SPD</strong>, 1998 - 2002 Mitglied<br />
des AsF-Vorstandes, seit 2002 Mitglied<br />
des Vorstandes der Arbeitgsmeinschaft<br />
sozialdemokratischer Juristinnen<br />
und Juristen. Seit 2004 Mitglied des Lan-<br />
desvorstandes der <strong>SPD</strong>, seit 2006 stellvertretende<br />
Landesvorsitzende der <strong>SPD</strong> <strong>Berlin</strong>,<br />
seit 2006 Vorsitzende des Fachausschusses<br />
Wirtschaft, Arbeit, Technologie, Berufliche<br />
Bildung. ❑<br />
Klaus Mindrup,<br />
nominiert von: KDV<br />
Pankow<br />
1964 geboren, lebe in Prenzlauer Berg,<br />
1982 in die <strong>SPD</strong> am Tag der Wahl von Helmut<br />
Kohl zum Kanzler eingetreten.<br />
Seit 2001 Fraktionsvorsitzender der <strong>SPD</strong><br />
in der BVV Pankow.<br />
Diplom-Biologe. Selbständig als Planer,<br />
Projektsteuerer und Moderator. Seit über<br />
20 Jahren ehrenamtlich für Umweltschutz<br />
und erneuerbare Energien engagiert. Mitglied<br />
bei EUROSOLAR und dem Bundesverband<br />
Windenergie. Stellvertretender Vorsitzender<br />
des Unabhängigen Instituts für<br />
Umweltfragen UfU e.V..<br />
Weitere politische Schwerpunkte: soziale<br />
und nachhaltige Stadtentwicklung - konkrete<br />
praktische Erfahrungen als Aufsichtsrat<br />
der Wohnungsbaugenossenschaft<br />
Bremer Höhe eG. – sowie bürgernahe<br />
Kommunalpolitik. ❑<br />
Michael Müller,<br />
nominiert von: KDV<br />
Tempelhof-Schöneberg<br />
geb. am 9.12.1964 in <strong>Berlin</strong>, verheiratet, 2<br />
Kinder, evangelisch.<br />
1982 Mittlere Reife, 1983 Fachoberschule<br />
für Wirtschaft und Verwaltung, bis 1986<br />
kaufmännische Ausbildung, seit 1986 selbständiger<br />
Drucker.<br />
Seit 1981 Mitglied der <strong>SPD</strong>, 1991 - 2000<br />
Abteilungsvorsitzender, Februar 2000 -<br />
Mai 2004 Vorsitzender der <strong>SPD</strong> Tempelhof-<br />
Schöneberg, Landesparteitags- und Kreisdelegierter.<br />
1989-1996 Bezirksverordneter, zuletzt<br />
Fraktionsvorsitzender.<br />
Ab 1996 MdA, Bezirk: Tempelhof-Schöneberg<br />
/ Wahlkreis: 4, wirtschaftspolitischer<br />
Sprecher bis Juni 2001, seit Juni 2001 Fraktionsvorsitzender,<br />
seit 20. Juni 2004 Landesvorsitzender<br />
der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong><br />
Mitgliedschaften: Lottobeirat, Rundfunkrat<br />
RBB, AWO, <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Wirtschaftsgespräche<br />
e.V., Bundes-SGK. ❑
30. Juni 2007 Vorstellung <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> stimme - Seite 5<br />
Mark Rackles,<br />
nominiert von: KDV<br />
Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Geb. am 26. September 1966 in Heilbronn,<br />
verheiratet, zwei Töchter, ein Sohn.<br />
Abitur 1986 in Heidelberg, 1986 – 1988 Zivildienst<br />
im Mobilen Sozialen Dienst/ Altenpflege<br />
des DRK, 1988 Umzug nach <strong>Berlin</strong><br />
und Beginn des Doppelstudiums BWL<br />
und Politologie an der FU, 1990 – 1994 Finanzierung<br />
des Studiums durch EDV-Projekte<br />
(Datenbankprogrammierung).<br />
1994 Abschluss Diplom-Politologe, 1996<br />
Abschluss Diplom-Kaufmann, 1996 – 2000<br />
Angestellter einer süddeutschen Managementberatung,<br />
seit 2000 Angestellter in<br />
der Senatskanzlei <strong>Berlin</strong> (seit 2007 Referatsleiter<br />
Europapolitik).<br />
Mitglied in der Sozialdemokratischen<br />
Partei Deutschlands seit 1986. Seit 1990 in<br />
verschiedenen Funktionen tätig (Abteilungsvorsitzender/<br />
Kreisvorstandsmitglied<br />
<strong>SPD</strong> Steglitz; Kreisdelegierter; LPT-Delegierter,<br />
Antragskommmission <strong>SPD</strong>-<strong>Berlin</strong> etc.).<br />
2002 – 2005 Kreisvorsitzender <strong>SPD</strong> Friedrichshain-Kreuzberg<br />
und Mitglied im Landesvorstand<br />
<strong>Berlin</strong>, Bundesparteitagsdelegierter<br />
der <strong>SPD</strong> <strong>Berlin</strong> auf den Parteitagen<br />
in Nürnberg (2002), Bochum (2003), <strong>Berlin</strong><br />
(2004), Karlsruhe (2005) und <strong>Berlin</strong> (2006).<br />
Seit September 2004 Sprecher der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong><br />
<strong>SPD</strong>-Linken, Koordinator der <strong>SPD</strong>-Linken<br />
im Landesvorstand der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong>.<br />
Seit März 2006 Vorstandsmitglied im<br />
Trägerverein der <strong>SPD</strong>-Bundeslinken (Forum<br />
DL21) mit MdB Andrea Nahles, MdB<br />
Niels Annen u. a. Seit April 2006 als Landeskassierer<br />
Mitglied im Geschäftsführenden<br />
Landesvorstand der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong>. Mitglied<br />
im Gewerkschaftspolitischen Beirat<br />
sowie in der Antragskommission der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong><br />
<strong>SPD</strong>. ❑<br />
Ingo Siebert,<br />
nominiert von der KDV<br />
Tempelhof-Schöneberg<br />
37 Jahre, stellvertretender Kreisvorsitzender<br />
<strong>SPD</strong> Tempelhof-Schöneberg, Geschäftsführer<br />
des August-Bebel-Instituts.<br />
Ich habe in den vergangen Jahren die<br />
Projektgruppe zur Programmdebatte im<br />
Kreis geleitet und mich an der Arbeit der<br />
<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Projektgruppe beteiligt. In der programmatischen<br />
Debatte ist mir u.a. wichtig:<br />
ein klares Bekenntnis zu unseren sozi-<br />
aldemokratischen Wurzeln aus der Arbeiter/innen-Bewegung,<br />
ein Verständnis als<br />
linke Volkspartei, die sich den Werten des<br />
demokratischen Sozialismus verpflichtet<br />
fühlt und gesellschaftliche Widersprüche<br />
offensiv aufgreift, sowie ein Verständnis<br />
von Globalisierung, welches sich sowohl<br />
mit den Chancen als auch den Gefahren<br />
auseinandersetzt. Ich will einen <strong><strong>Berlin</strong>er</strong><br />
Akzent im Programm, das sozialdemokratische<br />
Grundsätze für das Leben und die Integration<br />
in Städten formuliert. ❑<br />
Ulrike Sommer,<br />
nominiert von: KDV<br />
Spandau, ASF<br />
stellv. Kreisvorsitzende Spandau.<br />
Das geht nun schon seit einigen Jahren<br />
so: Erst fragen wir uns, warum wir uns<br />
neue Grundsätze geben müssen, dann<br />
kämpfen wir um die beste Formulierung<br />
und dann kommt ein neuer Text, über den<br />
wir uns beugen müssen. Auch für den Bundesparteitag<br />
ist eine Neufassung dessen<br />
geplant, was einmal als programmatische<br />
Begründung der Agenda 2010 angefangen<br />
hat und sich inzwischen ein gutes Stück<br />
davon entfernt hat.<br />
Das ist gut so. Ich denke, wir müssen den<br />
Druck aushalten, der bis Oktober immer<br />
stärker werden wird. Die Zeitungen fordern,<br />
wir sollten moderner werden und<br />
uns Neuerungen öffnen, die in Wahrheit<br />
nur Rezepte aus alten Zeiten sind, als es<br />
Hungerlöhne gab, dafür aber keinen Kündigungsschutz<br />
und keine sozialen Rechte.<br />
Ich habe die Debatte auf Kreis- und Landesebene<br />
begleitet und bin froh, dass für<br />
uns sozialer Fortschritt noch immer Fortschritt<br />
ist. Dass wir unsere sozialdemokratischen<br />
Grundsätze mit Stolz verteidigen.<br />
Es wäre wunderbar, wenn ich auf dem<br />
Bundesparteitag dazu beitragen könnte,<br />
sie auch im neuen Programm zu verankern.<br />
❑<br />
Iris Spranger,<br />
nominiert von der KDV<br />
Marzahn-Hellersdorf, ASF<br />
Stellvertretende Landesvorsitzende der<br />
<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong>, Staatssekretärin für Finanzen<br />
Der vor uns stehende Bundesparteitag in<br />
Hamburg ist für die <strong>SPD</strong> von besonderer<br />
Bedeutung, weil er die Richtung des Weges<br />
aufzeigen wird, den unsere Partei zukünf-<br />
tig gehen will. Aus der bisherigen Debatte<br />
will ich 2 wichtige Schwerpunkte herausgreifen:<br />
1. Die Grundwerte der Sozialen Demokratie.<br />
Hier sehe ich als Herausforderung,<br />
die Auswirkungen der wirtschaftlichen<br />
Globalisierung nicht dem Selbstlauf zu<br />
überlassen, sondern durch kluge politische<br />
Einflussnahme wesentlich mit zu gestalten.<br />
Dazu gehören für mich sowohl der effektivste<br />
Einsatz der Potentiale unserer Gesellschaft<br />
zur Schaffung einer nachhaltigen<br />
Wirtschafts- und Lebensweise als auch<br />
eine Politik der Verringerung der sozialen<br />
Gegensätze, um letztendlich die Menschen<br />
für unsere Ziele zu begeistern.<br />
2. Die neue Wertschöpfung und gute Arbeit.<br />
Zur Erreichung der gestellten Ziele sehe<br />
ich meine politische Verantwortung<br />
darin, mich weiterhin unermüdlich für eine<br />
Politik der Vollbeschäftigung, Wachstum<br />
und Stabilität sowie solide Staatsfinanzen<br />
einzubringen. Als Haushälterin<br />
sind für mich solide öffentliche Finanzen<br />
wesentliche Voraussetzung und Verpflichtung<br />
für Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze.<br />
Das gilt besonders auch für die<br />
Menschen in den neuen Bundesländern.<br />
Klar ist, die nächsten Jahre werden gekennzeichnet<br />
sein von großen Herausforderungen<br />
auf vielen Gebieten. Um hier erfolgreich<br />
zu sein, müssen wir uns diesen gemeinsam<br />
stellen! ❑<br />
Philipp Steinberg,<br />
nominiert von: KDV<br />
Mitte<br />
33 Jahre, Kreis Mitte, Jurist und Referent<br />
in einem Bundesministerium.<br />
„Wir sind die linke Volkspartei". Es gilt,<br />
diesen Anspruch deutlicher zu akzentuieren.<br />
Die Globalisierung ist realistisch auch<br />
in ihren negativen Auswirkungen darzustellen.<br />
Angesichts von Klimawandel und<br />
Umweltzerstörung muss im Programm ein<br />
klares Bekenntnis zu einer ökologischen Industriepolitik<br />
verankert werden.<br />
Das Kapitel zur Familienpolitik ist zu<br />
stärken; andere Lebensentwürfe als nur<br />
das traditionelle Familienbild sind zu unterstützen.<br />
Last but not least: Unser Leitbild<br />
sind die Vereinigten Staaten von Europa, in<br />
deutlicher Abkehr des vom neoliberalen<br />
Mainstream propagierten technokratischen<br />
Marktliberalismus.<br />
Diese Forderungen, an welchen ich u.a.<br />
als Abteilungsvorsitzender und Vorsitzender<br />
des Fachausschusses Europa mitgewirkt<br />
habe, würde ich gerne in Hamburg<br />
unterstützen.<br />
Ich bitte um Euer Vertrauen. ❑
Seite 6 - <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> stimme Vorstellung 30. Juni 2007<br />
Heike Stock,<br />
nominiert von: KDV<br />
Charl-Wilmersdorf, ASF<br />
In der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong> haben wir uns intensiv<br />
und durchaus kritisch mit dem Bremer<br />
Entwurf auseinander gesetzt.<br />
Für mich heißt das, dass unsere Partei ihr<br />
linkes, sozialdemokratisches Profil bewahren<br />
und wieder schärfen muss, insbesondere,<br />
wenn es um Chancengleichheit und<br />
soziale Gerechtigkeit geht.<br />
In einem auf die Zukunft ausgerichteten<br />
Grundsatzprogramm müssen wir aber<br />
auch die Prinzipien der Nachhaltigkeit fest<br />
verankern, denn nur so können wir Lösungen<br />
für die zukünftigen Aufgaben und Probleme,<br />
wie den Klimawandel und die Globalisierung<br />
finden.<br />
Dafür trete ich ein und möchte das auch<br />
auf dem nächsten BPT tun, auf dem wir das<br />
„Hamburger Programm“ verabschieden<br />
werden. Ich arbeite daher schon lange in<br />
der Grundwertekommission meines Kreises<br />
und in der Programm-AG auf Landesebene.<br />
Außerdem bin ich Vorsitzende der Kudamm-Abteilung,<br />
stellv. Kreisvorsitzende<br />
und leite den Fachausschusses "Natur,<br />
Energie, Umweltschutz". ❑<br />
Rosemarie Thölken,<br />
nominiert von: KDV<br />
Mitte, ASF<br />
Ich bin 44 Jahre alt und Stadt- und Regionalplanerin.<br />
Mitglied in der <strong>SPD</strong> bin ich seit 1985 und<br />
habe in vielen unterschiedlichen Funktionen<br />
in der Partei mitgearbeitet.<br />
Seit dem Frühjahr 2006 bin ich im Kreis<br />
Mitte als Beisitzerin im Kreisvorstand verantwortlich<br />
für die Organisation unserer<br />
Programmdebatte.<br />
Ich habe mich aber schon vorher in die<br />
Diskussion über unser neues Grundsatzprogramm<br />
eingebracht und bin seit 2005<br />
für den Kreis Mitte in der "Projektgruppe<br />
Grundsatzprogramm" auf Landesebene.<br />
Dort habe ich auch an unserem <strong><strong>Berlin</strong>er</strong><br />
Änderungsantrag "<br />
Für eine demokratische und soziale<br />
Stadt" mitgearbeitet. Ich würde daher sehr<br />
gerne auch auf dem Bundesparteitag am<br />
Grundsatzprogramm mitwirken. ❑<br />
Prof. Jürgen<br />
Zöllner,<br />
nominiert vom Landesvorstand<br />
geb 1945, Medizinstudium, ab 1977 Professor<br />
an der Johannes-Gutenberg-Universität<br />
Mainz, 1990/91 Präsident der Universität,<br />
seit 1972 Mitglied der <strong>SPD</strong>, 13 Jahre<br />
Stadtverordneter in Bad Schwalbach, 1991<br />
bis 2006 Minister in Rheinland-Pfalz, Mai<br />
2006 bis November 2006 stellv. Ministerpräsident<br />
in Rheinland-Pfalz, seit 2006 Senator<br />
für Bildung, Wissenschaft und Forschung<br />
in <strong>Berlin</strong>, 2007 Präsident der Kultusministerkonferenz<br />
Wissenschafts- und Bildungspolitik sind<br />
für mich die zentralen Zukunftsthemen.<br />
Die Zusammenlegung der Ressorts in <strong>Berlin</strong><br />
bietet eine außerordentlich große<br />
Chance, Bildungspolitik von der Kita bis zur<br />
Hochschule zu gestalten.<br />
<strong>Berlin</strong> kann in vielen Bereichen Vorbild<br />
für eine sozialdemokratische Bildungspolitik<br />
auch in anderen Ländern sein. Im Kindertagesstättenbereich<br />
sind wir schon<br />
jetzt qualitativ als auch quantitativ Spitze.<br />
In der Schulpolitik zeigen wir durch unser<br />
Ganztagsangebot aber auch mit unserer Pilotphase<br />
zur Gemeinschaftsschule, dass<br />
ein soziales und gerechtes Schulsystem<br />
möglich ist.<br />
Mit dem Ganztagsangebot tragen wir<br />
zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />
bei und mit unserer Pilotphase zur Gemeinschaftsschule<br />
wollen wir in <strong>Berlin</strong><br />
Wege aufzeigen, wie möglichst viele Kinder<br />
aus allen gesellschaftlichen Schichten<br />
gemeinsam den Weg zum Abitur – und<br />
möglichst alle Jugendlichen mit guter individueller<br />
Förderung den Weg in ein Berufsleben<br />
finden.<br />
Auch an den Hochschulen ist <strong>Berlin</strong> Vorbild:<br />
Wir führen keine Studiengebühren<br />
ein, sorgen trotzdem für ein großes Angebot<br />
an Studienplätzen und fördern die Forschung<br />
um <strong>Berlin</strong> international wettbewerbsfähig<br />
zu machen.<br />
Diese Eckpunkte <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Bildungspolitik<br />
zeigen eines: Es gibt eine Alternative zu<br />
den ausgrenzenden und sozial ungerechten<br />
Bildungsvorstellungen der CDU und<br />
der FDP. Wir müssen uns auf dem Bundesparteitag<br />
in Hamburg dafür einsetzen,<br />
dass diese Grundzüge Bestandteil des<br />
Grundsatzprogramms der sozialdemokratischen<br />
Partei Deutschland sind. Dann werden<br />
wir auch in anderen Ländern und im<br />
Bund erfolgreich Politik gestalten können<br />
❑<br />
Hinweise zum Wahlverfahren<br />
Listenwahl bei Bundesparteitagsdelegierten<br />
Bei der Wahl von Delegierten und Ersatzdelegierten<br />
in einem Wahlgang<br />
gem. § 5 Abs. 7 der Wahlordnung ist folgendermaßen<br />
vorzugehen:<br />
1. Alle Kandidatinnen und Kandidaten<br />
sind in alphabetischer Reihenfolge auf einem<br />
Stimmzettel aufzuführen.<br />
2. Da es sich um eine Listenwahl handelt,<br />
müssen mindestens die Hälfte der zu Wählenden<br />
gewählt werden; es dürfen jedoch<br />
höchstens so viele KandidatInnen gewählt<br />
werden, wie zu wählen sind.<br />
3. Die ergänzenden statutarischen Bestimmungen<br />
des Landesverbands <strong>Berlin</strong><br />
schreiben gem. § 8* WahlO auch bei Delegiertenwahlen<br />
im ersten Wahlgang vor,<br />
dass nur die Kandidatinnen und Kandidaten<br />
gewählt sind, die mehr als die Hälfte<br />
der gültigen <strong>Stimme</strong>n (absolute Mehrheit)<br />
erreicht haben. Sind in einem ersten Wahlgang<br />
nicht alle Delegiertenmandate besetzt<br />
worden, weil keine ausreichende Zahl<br />
von Kandidatinnen und Kandidaten mehr<br />
als die Hälfte der gültigen <strong>Stimme</strong>n erreicht<br />
hat, so findet ein zweiter Wahlgang<br />
statt, bei dem die Kandidatinnen und Kandidaten<br />
mit der höchsten <strong>Stimme</strong>nzahl<br />
(einfache Mehrheit) gewählt sind, so weit<br />
die Quotenvorgabe nach § 11 (2) Organisationsstatut<br />
erfüllt ist.<br />
4. Ein weiterer Wahlgang wird dann nötig,<br />
wenn die Quotenvorgabe des § 11 (2) Organisationsstatut<br />
nicht erfüllt ist. Wird die<br />
Quote nicht erfüllt, so sind im ersten Wahlgang<br />
die Kandidatinnen bzw. Kandidaten<br />
des überrepräsentierten Geschlechts nur<br />
bis zu ihrer Höchstquote von 60% gewählt,<br />
die Kandidatinnen bzw. Kandidaten des<br />
unterrepräsentierten Geschlechts nur, soweit<br />
sie mindestens die gleiche <strong>Stimme</strong>nzahl<br />
erreichen wie der oder die erste nicht<br />
Gewählte der anderen Gruppe. In einem<br />
weiteren Wahlgang sind nur noch die Kandidatinnen<br />
bzw. Kandidaten des unterrepräsentierten<br />
Geschlechts zu wählen.<br />
5. Im Übrigen entscheidet in<br />
zweiten/weiteren Wahlgängen immer die<br />
einfache Mehrheit. Dies gilt auch dann,<br />
wenn in weiteren Wahlgängen nur noch<br />
ein Vertreter oder eine Vertreterin des unterrepräsentierten<br />
Geschlechts zur Wahl<br />
steht.<br />
6. Die Reihenfolge des Einsatzes der Ersatzdelegierten<br />
ergibt sich aus den <strong>Stimme</strong>rgebnissen<br />
des ersten Wahlganges.<br />
❑
30. Juni 2007 Programmdebatte <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> stimme - Seite 7<br />
Grundsatzprogramm:<br />
Solidarität und Kooperation<br />
Anmerkungen zur Programmdebatte der <strong>SPD</strong> von Michael Sommer<br />
Die Veränderungen in Gesellschaft und<br />
Arbeitswelt stellen solidarische Politik auf<br />
eine neue, eine harte Bewährungsprobe.<br />
Sie verlangen neue Antworten demokratischer<br />
Politik und fordern staatliche Handlungsfähigkeit<br />
gerade im internationalen<br />
Kontext heraus. Diese Antworten liegen<br />
nicht in einem Rückzug des Staates aus gesellschaftlichen<br />
und ökonomischen Prozessen,<br />
sondern in der Herausforderung, den<br />
kapitalistischen Strukturwandel mit einem<br />
funktionierenden öffentlichen Gemeinwesen<br />
und in Zusammenarbeit mit<br />
den Menschen zu bewältigen. Nach einigen<br />
Irrungen und Wirrungen auch in der<br />
sozialdemokratischen Programmdiskussion<br />
wissen wir heute: Ohne einen starken<br />
Staat werden wir die fundamentalen Veränderungen<br />
im globalen Kapitalismus<br />
nicht ohne soziale Spaltungen bewältigen<br />
können. Eine neue Globale Soziale Marktwirtschaft<br />
braucht einen Staat in Deutschland<br />
und Europa, der die Menschen in die<br />
Lage versetzt, den Wandel solidarisch zu<br />
gestalten.<br />
Soziale Gestaltung der<br />
Finanzmärkte<br />
Die größte, vielleicht auch spannendste<br />
Herausforderung liegt in einer sozialen Gestaltung<br />
der internationalen Finanzmärkte.<br />
Ihre Logiken,die auf Unsicherheit und<br />
kurzfristige Gewinnmitnahme ausgerichtet<br />
sind, brechen sich fundamental mit den<br />
alten Strukturen des rheinischen Kapitalismus<br />
und europäischen Traditionen.<br />
Die Investitionsfunktion der Finanzmärkte<br />
ist mittlerweile eine ungeheuere<br />
Triebkraft für den Wettbewerb um kostengünstigste<br />
Produktionsbedingungen.<br />
Fonds sind zu einflußreichen Playern gegenüber<br />
dem Management geworden. Was<br />
für sie zählt ist nicht die nachhaltige Sicherung<br />
von Produktion und Produktentwicklung,<br />
sind nicht Investitionen in Innovationen.<br />
Für Fonds zählt der kurzfristige Profit.<br />
Als Folge werden die Beschäftigten dem<br />
Druck der Finanzmärkte ausgesetzt und<br />
können sich vor dem Hintergrund von<br />
Standortverlagerungen und der Arbeitslosigkeit<br />
kaum gegen Erpressung in Bezug<br />
auf die Absenkung von Sozialstandards,<br />
Löhnen und Arbeitszeiten sowie Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />
wehren.<br />
Eine nachhaltige Wachstumskonstellation<br />
braucht aber gerade die Innovationsfähigkeit<br />
der Wirtschaft und die Reduktion<br />
sozialer Unsicherheit für die Beschäftigten<br />
als Basis für eine hohe Arbeitsproduktivität.<br />
Ohne eine zeitgemäße Regulierung der<br />
Michael Sommer ist Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Am 10. Januar hat er als Gast an<br />
der Auftaktveranstaltung der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong> zur Debatte über das <strong>SPD</strong>-Grundsatzprogramm teilgenommen.<br />
Foto: DGB<br />
Finanzmärkte sind Bedingungen für ein<br />
nachhaltiges Wirtschaften aber kaum realisierbar.<br />
Ein sozialer Staat in Europa muss<br />
die Kontrolle über die entfesselten Finanzmärkte<br />
zurückgewinnen und eine alternative<br />
Gestaltung der Finanzmärkte durchsetzen.<br />
Ich stelle mir eine alternative europäische<br />
Wirtschaftskultur vor, in der die<br />
Ökonomie nachhaltig, demokratisch und<br />
innovativ ausgestaltet ist.<br />
Im globalisierten Kapitalismus brauchen<br />
wir dafür eine starke öffentliche Verantwortung<br />
zur Gestaltung der Ökonomie.Das<br />
Primat der Politik muss endlich wieder erkennbar<br />
sein.<br />
Ein moderner Sozialstaat<br />
braucht Antworten auf die<br />
neue Unsicherheit<br />
Die Auswirkungen des neuen Finanzmarktkapitalismus<br />
auf die Arbeitswelt<br />
sind seit Jahren erkennbar. Die Unsicherheit<br />
der Beschäftigten nimmt zu. So wird<br />
auf der einen Seite das früher dominierende<br />
(männliche) Normalarbeitsverhältnis<br />
immer mehr ausgehöhlt. Auf der anderen<br />
Seite erleben wir eine massive Prekarisierung<br />
der Arbeitswelt und die Zunahme<br />
atypischer Beschäftigung, wie Ein-Personen-Selbständigkeit,<br />
Mini-Jobs, Gelegenheitsjobs<br />
oder Praktika.<br />
Besonders hervorstechend zeigt sich diese<br />
Entwicklung an der Zunahme befristeter<br />
Beschäftigung gerade für junge Menschen<br />
sowie der massiven Expansion des<br />
Niedriglohnsektors. Das IAT rechnet in<br />
Deutschland mit 6,9 Millionen Menschen<br />
in Niedriglohn-Jobs, in denen existenzsichernde<br />
Einkommen nicht realisierbar<br />
sind. Die Hälfte von ihnen arbeitet sogar in<br />
Vollzeit.<br />
Ein moderner Sozialstaat muss auf diesen<br />
Flickenteppich der Arbeitswelt eine<br />
Antwort finden. Die wichtigste Herausforderung<br />
für den Sozialstaat liegt darin, Bildung<br />
als elementaren Teil der Sozialpolitik<br />
zu begreifen. In einem Bildungssystem, das<br />
auf Chancengleichheit, Integration und Lebensbegleitung<br />
ausgerichtet ist, liegt die<br />
Zukunft für Freiheit und Emanzipation der<br />
Menschen sowie die Innovationsfähigkeit<br />
der Wirtschaft. So verstanden ist staatliche<br />
Bildungspolitik nicht nur ein Beitrag zur Erneuerung<br />
der Ökonomie, sondern auch ein<br />
Beitrag zu gesellschaftlicher Prävention,<br />
zur Sicherung von Demokratie und Zusammenhalt.<br />
Das Versprechen der Sozialdemokratie<br />
"Sozialer Aufstieg für alle" muss über<br />
eine zeitgemäße Bildungspolitik wieder<br />
den Stellenwert erhalten, den es verdient.<br />
Die Sicherung der Würde des Menschen<br />
ist eine weitere wesentliche Aufgabe des<br />
Sozialstaats. Eine Grundlage dafür sind<br />
Mitbestimmung und Tarifautonomie.Sie<br />
müssen im europäischen Maßstab behutsam<br />
ausgebaut und weiterentwickelt werden.<br />
Dabei sind starke Gewerkschaften eine<br />
Grundvoraussetzung für den Erhalt einer<br />
lebenswerten und demokratischen Ge-<br />
Fortsetzung nächste Seite
Seite 28 - <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> stimme Programmdebatte <strong>Berlin</strong> aktuell 13. 30. Januar Juni 2007<br />
sellschaft. Als Antwort auf die Prekarisierung<br />
der Arbeitswelt muss "gute (anständige)<br />
Arbeit" wieder zum Leitbild sozialdemokratischer<br />
Programmatik werden. Dies<br />
schließt eine Politik für existenzsichernde<br />
Löhne und eine humane Gestaltung der Arbeitsplätze<br />
unabdingbar mit ein.<br />
Das Leitbild mit progressiven<br />
Inhalten füllen<br />
Die Leitsätze zur Grundsatzprogrammdebatte<br />
schlagen als Leitbild den "vorsorgenden<br />
Sozialstaat" vor. Ich bin sehr dafür,<br />
dieses Leitbild mit progressiven Inhalten<br />
zu füllen.<br />
Ein neues sozialstaatliches Arrangement<br />
muss viel mehr auf Förderung, Integration<br />
und (Weiter-)Bildung setzen, als der alte Sozialstaat.<br />
Dies schließt als Basis des vorsorgenden<br />
Sozialstaats die Teilhabe aller am<br />
gesellschaftlichen Wohlstand mit ein. Diese<br />
Teilhabe erfüllt sich durch eine gerechte<br />
Verteilung des Reichtums der Gesellschaft<br />
ebenso wie durch die gleichberechtigte<br />
und im Zugang offene Teilhabe am kulturellen<br />
und öffentlichen Leben.<br />
In diesem Sinne heißt Vorsorge nicht nur<br />
die Sicherung der Startchancen eines jeden<br />
Menschen, sondern auch die Wahrung einer<br />
zweiten oder dritten Chance auf dem<br />
Arbeitsmarkt, im Bildungssystem und im<br />
gesellschaftlichen Leben. Hier kann, hier<br />
muss sich die <strong>SPD</strong> von neoliberalen Vorstellungen<br />
deutlich abgrenzen.<br />
Vorsorge und Nachsorge<br />
bedingen einander.<br />
Vorsorge und Nachsorge schließen sich<br />
nicht aus, sie bedingen einander. Die Förderung<br />
von sportlicher Betätigung ist Vorsorge<br />
ebenso wie der aktive Ausbau des lebensbegleitenden<br />
Lernens. Doch auch die<br />
Nachsorge hat weiter einen hohen Stellenwert.<br />
Bei der Rente ist das ja offenkundig.<br />
Und auch die passive Zahlung des Arbeitslosengeldes<br />
hat den Aspekt einer aktiven<br />
Prävention vor "Sozialhilfekarrieren" oder<br />
Kinderarmut. Sozialstaatliche Leistungen<br />
sichern Integration und Zusammenhalt,<br />
egal ob mit Geldleistungen oder mit Leistungen<br />
öffentlicher Daseinsvorsorge. Das<br />
eine machen und das andere ausbauen,<br />
erst so macht das Leitbild "vorsorgender<br />
Sozialstaat" wirklich Sinn.<br />
Ein gutes Beispiel für das dialektische<br />
Verhältnis zwischen Vorsorge und Nachsorge<br />
ist die Sicherung der Entwicklungschancen<br />
unserer Kinder und der Familienpolitik.<br />
Wenn Kinder in einer globalisierten<br />
Zukunft Chancen haben sollen, müssen dafür<br />
heute die Grundsteine gelegt werden.<br />
Die Politik muss Rahmenbedingungen so<br />
setzen, dass vorschulische und schulische<br />
Bildung, Erziehung und Betreuung dafür<br />
sorgen, dass alle Kinder sich ihren Möglich-<br />
keiten entsprechend entfalten und entwikkeln<br />
können. Dies ist aktive Vorsorge.<br />
Nicht alle Kinder aber haben in unserer<br />
Gesellschaft die gleichen Startbedingungen.<br />
Soziale, kulturelle oder finanzielle Armut<br />
begrenzen Entwicklungsmöglichkeiten<br />
von vornherein. Wenn die Eltern beispielsweise<br />
arbeitslos geworden sind, sich<br />
getrennt haben, aus bildungsfernen<br />
Schichten stammen oder einen Migrationshintergrund<br />
haben, muss die Politik<br />
auch nachsorgend tätig werden. Andernfalls<br />
wird der vorsorgende Aspekt ihrer Aktivitäten<br />
ins Leere laufen.<br />
Eine neue Finanzarchitektur<br />
des Sozialstaats in einer<br />
anderen Vollbeschäftigung<br />
Ein vorsorgender Sozialstaat muss auf einer<br />
verlässlichen Finanzgrundlage aufgebaut<br />
sein. Dies umso mehr, als dass wir<br />
neue Anforderungen an den Sozialstaat in<br />
Bezug auf die Sicherung der öffentlichen<br />
Daseinsvorsorge definieren. Wir konnten<br />
in den letzten Jahren sehen, dass die Unterfinanzierung<br />
des Staates, ja auch die Unterfinanzierung<br />
des Sozialstaates den Zusammenhalt<br />
der Gesellschaft empfindlich berührt.<br />
Auch in Zeiten des demografischen Wandels,<br />
der Globalisierung und Europäisierung<br />
muss eine solidarische und gerechte<br />
Finanzierung des Sozialstaats hergestellt<br />
werden. Eine neue Finanzarchitektur des<br />
Sozialstaats braucht neben einer bewährten<br />
Beitragsfinanzierung eine starke steuerfinanzierte<br />
Säule.<br />
Mit einer stärkeren Steuerfinanzierung<br />
des Sozialstaats können Gerechtigkeit und<br />
wirtschaftliche Dynamik sinnvoll in Einklang<br />
miteinander gebracht werden.Im<br />
Gegenzug müssen die Beiträge für die Arbeitnehmer<br />
und die Arbeitgeber sinken. Eine<br />
neue Steuersäule in den Sozialversicherungssystemen<br />
ist stets daran gebunden,<br />
dass das Steuersystem gerecht und ökonomisch<br />
sinnvoll ausgestaltet wird.<br />
Ohne die Sicherung von Produktivität<br />
und damitWohlstand unserer Gesellschaft<br />
können wir den Sozialstaat nicht erhalten.<br />
Deshalb sind innovative und leistungsfähige<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
von solch immenser Bedeutung. Doch auch<br />
die Politik muss ihren Beitrag für mehr<br />
Wachstum und Beschäftigung leisten.<br />
Mit nachhaltigen<br />
Investitionsbedingungen die<br />
Binnennachrage sichern<br />
Es ist so einfach wie falsch, dass die Wirtschaftspolitik<br />
ohnmächtig sei und "Arbeitsplätze<br />
nur in den Unternehmen gemacht<br />
werden". Stattdessen ist eine aktive<br />
makroökonomische Gestaltung der Wirtschaftspolitik<br />
unerlässlich, um die Massen-<br />
arbeitslosigkeit zu überwinden. Es ist wirklich<br />
Zeit für eine neue sozialdemokratische<br />
Wirtschaftspolitik. Gerade Deutschland<br />
mit seinem hohen Anteil an kleinen und<br />
mittleren Unternehmen muss nachhaltige<br />
Investitionsbedingungen schaffen, um die<br />
Binnennachfrage zu sichern und die Infrastruktur<br />
zu erhalten und zu verbessern. Dafür<br />
ist eine kontinuierliche öffentliche Investitionstätigkeit<br />
unerlässlich.<br />
Dem Wirtschafts- und Sozialraum<br />
Europas kommt dabei eine besondere Bedeutung<br />
zu. Europa ist mehr als eine Freihandelsunion.<br />
Ohne die Schaffung eines<br />
sozialen Europas werden sich die Spaltungstendenzen<br />
innerhalb der Europäischen<br />
Union verschärfen, mit der Folge einer<br />
unsäglichen Renationalisierung der Politik<br />
und der Entfremdung der Völker. Ein<br />
soziales Europa ist für mich die zweite Säule<br />
einer alternativen europäischen Wirtschaftskultur.<br />
Es kann nur handlungsfähig<br />
sein, wenn eine Verfassung der Menschen<br />
sicherstellt, dass gemeinsame Absprachen<br />
auch auf dem Bereich der sozialen Weiterentwicklung<br />
möglich werden.<br />
So brauchen wir endlich eine abgestimmte<br />
europäische Steuerpolitik, die den<br />
Steuerwettlauf nach unten beendet.Nötig<br />
ist ebenfalls die Sicherung sozialer Mindeststandards<br />
beispielsweise bei Mindestlöhnen<br />
oder den Sozialausgaben. Die Idee,<br />
Korridore für die Sozial- und Steuerpolitik<br />
zu schaffen, die die wirtschaftlich schwächeren<br />
Länder nicht überfordert,die wirtschaftlich<br />
starken Länder aber nicht unterfordert,<br />
erscheint mir ein geeigneter Weg,<br />
um soziale Gemeinsamkeiten in der EU zu<br />
stärken.<br />
Bessere und gerechtere<br />
Verteilung der Arbeit<br />
Kapitalistische Gesellschaften sind Arbeitsgesellschaften.<br />
Trotz Arbeitslosigkeit<br />
wird dies auch in Zukunft so sein. Eine zeitgemäße<br />
Wirtschaftspolitik muss stets die<br />
Herstellung von Vollbeschäftigung zum<br />
Ziel haben. Notwendig ist eine Vollbeschäftigung,<br />
die Flexibilität und Sicherheit sinnvoll<br />
miteinander vereinbart. Unerlässlich<br />
für so ein Leitmotiv ist eine Politik der innovativen<br />
Arbeitszeitgestaltung und Arbeitszeitverkürzung,<br />
die eine bessere und<br />
gerechtere Verteilung der Arbeit ermöglicht.<br />
Sie sichert die Selbstbestimmung der<br />
Menschen, schafft Freiräume für Kindererziehung<br />
und Bildungsphasen, unterstützt<br />
die Gleichstellung der Geschlechter und ist<br />
vereinbar mit den Flexibilitätsanforderungen<br />
der Betriebe.<br />
Wenn die Sozialdemokratie eine Vision<br />
haben sollte, dann ist es diejenige, sozialen<br />
Aufstieg für alle in einer neuen Gestalt der<br />
Vollbeschäftigung herzustellen. ❑<br />
➟ www.berlinwahl.spd.de -> Pogrammdebatte
30. Juni 2007 Programmdebatte <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> stimme - Seite 9<br />
Grundsatzprogramm:<br />
Für eine sozial-ökologische Demokratie<br />
Umweltexperte Prof. Dr. Holger Rogall zum Ökologieteil des Entwurfs<br />
Der vorgelegte Entwurf zum <strong>SPD</strong>-<br />
Grundsatzprogramm stellt eine diskussionswürdige<br />
Weiterentwicklung des<br />
<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Programms dar. So werden die<br />
neuen Risiken des Globalisierungsprozesses<br />
beim Namen genannt. Andere<br />
Teile weisen erstaunliche Inkonsequenzen<br />
auf, die in der weiteren Beratung<br />
beseitigt werden sollten.<br />
Schon die Überschrift zeigt, worum es<br />
beim neuen Grundsatzprogramm geht: Das<br />
alte Ziel eines anderen Gesellschaftsmodells,<br />
bislang "demokratischer Sozialismus"<br />
genannt, wurde zugunsten einer Präzisierung<br />
des Verfassungsziels einer "sozialen<br />
Demokratie" aufgegeben. Ob das dem Anliegen<br />
der Sozialdemokratie mehr nutzt als<br />
schadet, wird zu diskutieren sein. Es ist zumindest<br />
ehrlich - in der Öffentlichkeit wurde<br />
das Ziel des demokratischen Sozialismus<br />
schon seit Jahren nicht mehr benannt.<br />
Gute Analyse<br />
Wie sich das für eine analytische Partei<br />
gehört, beginnt das Programm mit einer<br />
Skizze über "Die Zeit in der wir leben" (Kap.<br />
1, S. 2). Gemäß ihrer gemäßigt gesellschaftskritischen<br />
Tradition der letzten Jahrzehnte<br />
befürwortet der Entwurf die Globalisierung,<br />
zeigt aber auch ihre negativen Kehrseiten<br />
und fordert: "Der globalisierte Kapitalismus<br />
darf jedoch nicht sich selbst überlassen<br />
werden. Er lässt alte Ungerechtigkeiten<br />
bestehen und schafft darüber hinaus<br />
neue Bedrohungen für Freiheit und Gerechtigkeit,<br />
Gesundheit und Leben."<br />
Auch die sozial-ökologischen Folgen der<br />
Übernutzung natürlicher Ressourcen werden<br />
thematisiert: „Die Lebensbedürfnisse<br />
von sechs Milliarden Menschen, (...) drohen<br />
die ökologische Belastbarkeit der Erde deutlich<br />
zu überschreiten. (...) Menschen aus Regionen,<br />
in denen ökologische Bedingungen<br />
zu Hunger führen, wandern in weniger gefährdete<br />
Teile der Welt. Der Schutz des Klimas<br />
und die friedliche Lösung der heraufziehenden<br />
Konflikte um knappe Ressourcen<br />
und Rohstoffe zählen zu den zentralen Herausforderungen<br />
im 21. Jahrhundert." (S. 2).<br />
Programmentwürfe werden arbeitsteilig<br />
geschrieben, das merkt man dem Text leider<br />
überdeutlich an. Zwar haben die Autoren<br />
des zweiten Kapitels ("Die Grundwerte<br />
der Sozialen Demokratie") das Leitbild der<br />
"nachhaltigen Entwicklung" aufgenommen,<br />
wenn aber wie zitiert der Klima- und<br />
Ressourcenschutz zu den zentralen Herausforderungen<br />
erklärt wird, erwartet jeder Leser,<br />
dass die Sozialdemokratie eine sozial-<br />
Prof. Dr. Holger Rogall. Foto: privat<br />
ökologische Demokratie zum Leitziel erklärt.<br />
Das sollte dringend nachgebessert<br />
werden.<br />
Erstaunlich - und ebenso dringend änderungsbedürftig<br />
- die Formulierungen im<br />
dritten Kapitel ("Soziale Demokratie im 21.<br />
Jahrhundert") zu den "vier großen Aufgaben"<br />
des 21. Jahrhunderts" (S. 5). Hier ist Klima-<br />
und Ressourcenschutz plötzlich keine<br />
Aufgabe mehr (!?). Stattdessen findet sich<br />
die Aufgabe einer "Politik der neuen Wertschöpfung",<br />
die "die Sicherung der natürlichen<br />
Lebensgrundlagen" ermöglichen soll<br />
(S. 5/6). Damit ist wohl gemeint, dass künftig<br />
einzelne Sektoren der Volkswirtschaft<br />
weiter kräftig wachsen sollen (z.B. Erneuerbare<br />
Energien, Wärmeschutzhandwerk, öffentlicher<br />
Nahverkehr, Recyclingwirtschaft),<br />
während andere schrumpfen sollen<br />
(z.B. Luftfahrt, ineffiziente Kraftfahrzeuge,<br />
Kohle- und Atomkraftwerksbranche). Das<br />
ist der richtige Ansatz der "ökologischen Industriepolitik"<br />
wie Sigmar Gabriel das<br />
nennt, nur warum wird statt "neu" nicht<br />
ein Begriff verwendet, der das auch ausdrückt,<br />
z.B. "selektives Wachstum" (Erhard<br />
Eppler 1981)?<br />
Unsere Ziele<br />
Stärken und Schwächen des Programmentwurfs<br />
setzen sich im vierten Kapitel<br />
("Unsere Ziele unsere Politik") fort. Das Unterkapitel<br />
zur sozialdemokratischen Wirtschaftspolitik<br />
heißt "Neue Wertschöpfung<br />
und gute Arbeit" (Kap. 4.5). Die drei Hauptziele:<br />
(1) "möglichst hoher Wohlstand", (2)<br />
Jeder "soll die Möglichkeit erhalten, den eigenen<br />
Lebensunterhalt durch Arbeit zu erwirtschaften",<br />
(3) Nachhaltige Sicherung<br />
der natürlichen Lebensgrundlagen. Der<br />
letzte Punkt wird alle freuen, die schon immer<br />
wirtschaftliche Entwicklung ohne Umweltschutz<br />
als nicht zukunftsfähig angesehen<br />
haben. Der dazu gehörige Abschnitt<br />
"Eine strategische und ökologische Industriepolitik"<br />
(S. 15) bleibt aber seltsam blut-<br />
leer. Verblüffend auch die explizite Formulierung<br />
"in Partnerschaft mit der Wirtschaft".<br />
Wenn schon Bündnispartner einer<br />
ökologischen Industriepolitik benannt werden<br />
sollen, hätten im Zeitalter der fehlgeschlagenen<br />
Selbstverpflichtungen (z.B.<br />
CO2-Minderungszusage der Autoindustrie<br />
oder beim Bau von Solaranlagen durch die<br />
<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Wirtschaft) viele Leser zumindest<br />
wichtige Partner wie die Gewerkschaften<br />
und Umweltverbände benannt.<br />
Nachhaltiger Fortschritt<br />
Leider haben die Autoren im Entwurf (S.<br />
22) die Definition der sog. schwachen Nachhaltigkeit<br />
verwendet. Bei einer starken<br />
nachhaltigen Entwicklung - um die es Sozialdemokraten<br />
wohl gehen sollte - geht es<br />
darum, zu akzeptieren, dass die Natur Grenzen<br />
setzt, die der Mensch nicht überschreiten<br />
darf, "denn die natürlichen Lebensgrundlagen<br />
begrenzen die Umsetzungsmöglichkeiten<br />
anderer Ziele (Umwelt als limitierender<br />
Faktor). So ist die Erhaltung der<br />
Ozonschicht als Voraussetzung des Lebens<br />
nicht verhandelbar." (BMU: Entwurf eines<br />
umweltpolitischen Schwerpunktprogramms<br />
1998). Die verantwortliche Ministerin<br />
hieß damals übrigens Merkel, will<br />
die <strong>SPD</strong> tatsächlich hinter sie zurückfallen?<br />
Erfreulich die klare Aussage zum Klimaschutz:<br />
"Der Klimawandel gehört zu den<br />
größten globalen Gefahren. Das weltweite<br />
Wachstum des Energiebedarfs und die Zunahme<br />
des Naturverbrauchs machen rasches<br />
Umsteuern erforderlich." (S. 22) Leider<br />
findet sich aber kein einziges Instrument<br />
wie verhindert werden kann, dass die Entwicklungen<br />
die "zur globalen Umweltkrise<br />
geführt haben, die den Fortbestand der Zivilisation<br />
gefährdet" (S. 22) umgkehrt werden<br />
können.<br />
Der interessierte Leser fragt sich, wie es<br />
kommt, dass die Menschheit immer dann<br />
wenn ihre Kultur durch kriegerische Konflikte<br />
gefährdet ist, zu Höchstleistungen<br />
und Opfern bereit ist, bei der Klimaerwärmung<br />
aber wegschaut. Das Argument "das<br />
ist uns zu teuer" hat zum Glück im 2. Weltkrieg<br />
kein führender Politiker der Alliierten<br />
benutzt. Warum erkennt die Menschheit eigentlich<br />
nicht, dass die Überflutung vieler<br />
Küstenländer und Inseln, die Zunahme lebensbedrohlicher<br />
Krankheiten und Hitzeperioden<br />
aufgrund eines ungezügelten<br />
Energieverbrauchs gleichfalls eine Barbarei<br />
darstellt? Bei aller Kritik am Entwurf,<br />
schließen wir uns dem Aufruf an: "Unser<br />
Ziel ist das solare Zeitalter" (S. 22). ❏
Seite 210- - <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> stimme Programmdebatte <strong>Berlin</strong> aktuell 13. 30. Januar Juni 2007<br />
Programmforen:<br />
Ideen für die soziale Gesellschaft<br />
Auszüge aus den Berichten in der „BERLINER STIMME“<br />
Das Jahr 2007 wird für die <strong>SPD</strong> das<br />
Jahr des Dialogs. In öffentlichen Foren<br />
wird bundesweit über den „Bremer<br />
Entwurf“ für ein <strong>SPD</strong>-Grundsatzprogramm<br />
diskutiert. „Wir wollen die Mitglieder<br />
unserer Partei und die interessierte<br />
Öffentlichkeit einladen, diesen<br />
Entwurf zur Grundlage einer Diskussion<br />
über die Zukunft unserer Gesellschaft<br />
zu machen. Wir wollen die Bürgerinnen<br />
und Bürger einladen, sich der<br />
<strong>SPD</strong> anzuschließen und für eine Politik<br />
der Sozialen Demokratie einzutreten“,<br />
so der <strong>SPD</strong>-Vorsitzende Kurt Beck. Die<br />
<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong> organisiert dazu nach der<br />
Auftaktveranstaltung am 10. Januar<br />
noch drei weitere Foren.<br />
Die <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong>, so Hella Dunger-Löper,<br />
<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Mitglied in der Programmkommission,<br />
könne mit ihren Erfahrungen aus<br />
der Politik für eine Großstadt eigene Akzente<br />
im künftigen Grundsatzprogramm<br />
setzen. Das neue Grundsatzprogramm beschreibt<br />
den rasanten Wandel zu Beginn<br />
des neuen Jahrhunderts und formuliert<br />
Antworten auf Grundlage der sozialdemokratischen<br />
Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit<br />
und Solidarität. ❑<br />
(<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>Stimme</strong> 2-2007, 27. Januar)<br />
Der Anfang Januar vom <strong>SPD</strong>-Parteivorstand<br />
beschlossene Entwurf für das<br />
neue Grundsatzprogramm ist nach Ansicht<br />
des DGB-Vorsitzenden Michael<br />
Sommer „im positiven Sinne pragmatisch“.<br />
Er setze Horizonte und zeige realistische<br />
Handlungsmöglichkeiten auf.<br />
Auf der Auftaktveranstaltung der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong><br />
<strong>SPD</strong> zur Programmdebatte am<br />
Mittwochabend betonte Sommer die<br />
Bedeutung eines sozialen Europas in<br />
der globalisierten Welt. Dessen Gestaltung<br />
sei eine wichtige Aufgabe der Sozialdemokratie.<br />
Die Daseinsvorsorge muss auch künftig<br />
durch Unternehmen im öffentlichen Besitz<br />
gesichert werden. Das betonte der <strong>SPD</strong>-<br />
Landesvorsitzende Michael Müller. Die<br />
<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Erfahrungen aus den Privatisierungen<br />
würden, so Müller, in die Programmdebatte<br />
einfließen. <strong>Berlin</strong> habe gute<br />
wie schlechte Erfahrungen gemacht: „Die<br />
Wasserbetriebe hätte man zum Beispiel<br />
nie privatisieren dürfen, auch nicht teilprivatisieren.“<br />
Öffentliche Unternehmen<br />
müsse es - neben privaten - in der Gesundheitsversorgung<br />
geben, Aufgabe des Staates<br />
sei es auch, mit Verkersunternehmen<br />
für Mobilität zu sorgen oder die BSR zu erhalten.<br />
Hier wies Müller auch auf den Dis-<br />
Programmforum im Januar: Hella Dunger-Löper,<br />
Michael Müller, Michael Sommer.<br />
Podium mit Marc Schulte, <strong>SPD</strong>-Generalsekretär<br />
Hubertus Heil und Bildungssenator Prof. Jürgen<br />
Zöllner. Foto: Horb<br />
sens mit den Grünen hin, der in den Sondierungsgesprächen<br />
im vergangenen<br />
Herbst deutlich geworden sei. Der DGB-<br />
Vorsitzende Michael Sommer bezeichnete<br />
es in der Debatte als „Irrweg“, sich von öffentlichem<br />
Eigentum zu trennen, „um<br />
kurzfristig Kasse zu machen“.<br />
Kurt Beck habe zu Recht darauf hingewiesen,<br />
dass das neue Programm von der<br />
Partei für die Menschen gemacht werde,<br />
sagte Michael Sommer. Es müsse klar formuliert<br />
sein und dürfe keine unhaltbaren<br />
Versprechungen machen. ❑<br />
(<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>Stimme</strong> 1-2007, 13. Jan. 2007)<br />
„Die Zukunft Europas liegt in den<br />
Städten“, so der stellvertretende <strong>SPD</strong>-<br />
Vorsitzende Christian Hanke auf einem<br />
Programmforum der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong> zur<br />
„Sozialen Stadt“. Die <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong> befasst<br />
sich seit langem mit der sozialen<br />
Entwicklung der Stadtquartiere. Ziel<br />
sei es, so Stadtentwicklungssenatorin<br />
Ingeborg Junge-Reyer, „Strategien zur<br />
Überwindung ungleicher Lebenslagen“<br />
umzusetzen.<br />
Die <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Erfahrungen sollen nun Eingang<br />
in das neue Grundsatzprogramm der<br />
<strong>SPD</strong> finden, erklärte Hella Dunger-Löper,<br />
<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Vertreterin in der Programmkommission<br />
und Staatssekretärin in der Senatsverwaltung<br />
für Stadtentwicklung. Die<br />
Teilhabe der Menschen an der Gestaltung<br />
ihrer Quartiere müsse gesichert werden.<br />
Die Stadt brauche Gestaltungsmöglichkeiten,<br />
um Unterschiede in den Lebensverhältnissen<br />
auszugleichen, betonte der<br />
Stadtsoziologe Professor Dr. Hartmut Häußermann.<br />
Deshalb warb er u.a. für den Erhalt<br />
städtischer Wohnungsbaugesellschaften.<br />
Ingeborg Junge-Reyer betonte die Bedeutung<br />
von Bildung als Voraussetzung für<br />
den Zugang zur Gesellschaft. Die „Soziale<br />
Stadt“ garantiere aber neben Bildung auch<br />
eine gute Wohnqualität in einer gesunden<br />
Umwelt sowie Mobilität.<br />
(<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>Stimme</strong> 6/7-2007, 31. März)<br />
„Die gemeinsame Forderung nach einem<br />
gesetzlichen Mindestlohn könnte<br />
wieder zu einer Klammer zwischen Gewerkschaften<br />
und <strong>SPD</strong> werden, sie<br />
muss in das neue Programm aufgenommen<br />
werden“, stellte Ursula Engelen-Kefer<br />
als ehemalige stellvertretende<br />
DGB-Vorsitzende und Mitglied der<br />
<strong>SPD</strong>-Programmkommission gleich zu<br />
Beginn des Programmforums im Reinickendorfer<br />
Ratskeller vor rund 60<br />
Teilnehmern fest.<br />
Das Thema „Mindestlohn“ stand im Mittelpunkt<br />
des Abends, und es wurde klar,<br />
dass die Forderung nach einem gesetzlichen<br />
Mindestlohn auf der politischen<br />
Wunschliste der Genossinnen und Genossen<br />
ganz weit oben steht. Sie eint nicht nur<br />
Gewerkschaften und <strong>SPD</strong>, sondern wirkt<br />
auch innerhalb der <strong>SPD</strong> als einigendes<br />
Band. ❑<br />
(<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>Stimme</strong> 10-2007, 12. Mai)<br />
Bildung darf nicht vom Geldbeutel<br />
der Eltern abhängen, der Zugang zu ihr<br />
muss allen offen stehen. Das wurde auf<br />
dem Programmforum „Bildung“ der<br />
<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong> am 24. April deutlich. Eine<br />
individuelle Förderung bei möglichst<br />
langem gemeinsamen Lernen soll dabei<br />
den bestmöglichen Erfolg sicherstellen.<br />
Die <strong>SPD</strong>, so Generalsekretär Hubertus<br />
Heil, habe ihre Wurzeln in den Arbeiterbildungsvereinen.<br />
Sie sei angetreten, Bildung<br />
für alle zu ermöglichen und Chancengleichheit<br />
durchzusetzen und habe dabei<br />
auch viel erreicht. Inzwischen müsse man<br />
allerdings feststellen, dass die Zugangsmöglichkeiten<br />
sich wieder verschlechtert<br />
haben, dass viel zu sehr das Einkommen<br />
über die Bildungschancen entscheide. Hier<br />
müsse die <strong>SPD</strong> entschieden gegensteuern.<br />
Hubertus Heil: „Bildung ist ein zentraler<br />
Fortsetzung nächste Seite
13. Januar 2007 <strong>Berlin</strong> aktuell <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> stimme - Seite 3<br />
30. Juni 2007 Programmdebatte <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> stimme - Seite 11<br />
Fortsetzung von Seite 10<br />
Pfeiler in der Konzeption des vorsorgenden<br />
Sozialstaats.“<br />
<strong>Berlin</strong>s Bildungssenator Prof. Dr. Jürgen<br />
Zöllner bezeichnete das bildungspolitische<br />
Kapitel im Grundsatzprogramm als „klugen<br />
und weisen Entwurf“. Die optimale individuelle<br />
Förderung Jugendlicher müsse<br />
in der Schule im Vordergrund stehen. Dazu<br />
biete ein möglichst langes gemeinsames<br />
Lernen die besten Voraussetzungen. Er<br />
warnte allerdings davor, die Organisationsfrage<br />
in den Vordergrund zu stellen.<br />
Ebenso wie <strong>SPD</strong>-Generalsekretär Hubertus<br />
Heil betonte Zöllner die großartigen<br />
Voraussetzungen in <strong>Berlin</strong>. Gerade für Außenstehende<br />
sei deutlich, welchen Vorsprung<br />
<strong>Berlin</strong> in der Bildungspolitik habe,<br />
wenn es etwa um die Angebote im vorschulischen<br />
Bereich gehe, die nicht nur Betreuung<br />
sicherstellten, sondern Bildung<br />
und Erziehung in den Mittelpunkt rückten.<br />
Zöllner: „<strong>Berlin</strong> ist am weitesten, aber ich<br />
hab’s nicht gewusst, bevor ich hergekommen<br />
bin.“ Es sei deshalb auch notwendig,<br />
die Erfolge der <strong>SPD</strong> ins Bewusstsein zu rufen.<br />
Gerade <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> Sozialdemokraten seien<br />
mitunter zu selbstkritisch.<br />
Christine Bergmann und Renate Schmidt<br />
hätten als Familienministerinnen für ein<br />
neues Familienbild in Deutschland gesorgt,<br />
so Hubertus Heil. In der CDU sitze<br />
das konservative Weltbild noch sehr tief. Es<br />
gehe nicht um Absichtserklärungen: „Die<br />
<strong>SPD</strong> will einen Rechtsanspruch für Betreuung<br />
ab dem 1. Geburtstag schaffen.“<br />
Die Forderungen nach einer stärker zentral<br />
ausgerichteten Bildungspolitik wiesen<br />
Zöllner und Heil zurück. „Man muss begreifen,<br />
dass man zentralistisch auch ganz viel<br />
Mist machen kann“, formulierte es Heil<br />
drastisch. Und Zöllner wies darauf hin, dass<br />
die Unterschiede zwischen den Schulen<br />
verschiedener Bundesländer mitunter<br />
nicht größer seien als die „zwischen Klasse<br />
7a und Klasse 7b“. Beide <strong>SPD</strong>-Politiker betonten<br />
allerdings die Notwendigkeit nationaler<br />
Bildungsstandards und verbindlicher<br />
Eckpunkte zur Vergleichbarkeit. Gerade die<br />
Besonderheiten <strong>Berlin</strong>s zeigten auch, dass<br />
es günstig sein könne, eigene Gestaltungsfreiheit<br />
zu haben, sagte Zöllner.<br />
Einig waren sich Heil und Zöllner mit<br />
den Bildungspolitikern im Saal in einer<br />
ganz wesentlichen Frage: Bildungsausgaben<br />
müssten als investive Ausgaben anerkannt<br />
werden. Sie seien wichtige Investitionen<br />
in die Zukunft. Bildungssenator<br />
Zöllner bekannte sich zum Ziel der Gemeinschaftsschule.<br />
In einem leidenschaftlichen<br />
Plädoyer warb er aber dafür, dieses<br />
Ziel mit Umsicht zu erreichen. Die Gemeinschaftsschule<br />
müsse zum Erfolg werden.<br />
„Wir brauchen die Akzeptanz.“ ❑<br />
(<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>Stimme</strong> 10-2007, 6. Mai)<br />
Alle Berichte in gekürzter Fassung<br />
Grundsatzprogramm:<br />
Visionen aufgegeben?<br />
Frank Zimmermann zur Begriffsklärung<br />
Der „Bremer Entwurf“ für ein neues<br />
Grundsatzprogramm stellt die Grundwerte<br />
der Partei unter eine neue Überschrift.<br />
Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität<br />
sind danach nicht mehr die<br />
Grundwerte des demokratischen Sozialismus,<br />
sondern die „Grundwerte der<br />
Sozialen Demokratie“.<br />
Im Text wird zwar auf die „unsere Geschichte<br />
prägende Idee des demokratischen<br />
Sozialismus“ verwiesen, die Arbeit<br />
für das Ziel einer freien, gerechten und solidarischen<br />
Gesellschaft und „das Prinzip unseres<br />
Handelns“ sei aber die „Soziale Demokratie“.<br />
Akzente verschoben<br />
Diese leichte Akzentverschiebung verändert<br />
die zentrale Aussage des geltenden<br />
Programms, wonach die Grundwerte des<br />
demokratischen Sozialismus „unser Kriterium<br />
für die Beurteilung der politischen<br />
Wirklichkeit, Maßstab für eine neue und<br />
bessere Ordnung der Gesellschaft und Orientierung<br />
für das Handeln der Sozialdemokratinnen<br />
und Sozialdemokraten“ sind. Sie<br />
verbannt den Begriff des demokratischen<br />
Sozialismus in die Geschichte; unser Handlungsprinzip<br />
sei nunmehr die soziale Demokratie.<br />
Der Demokratische Sozialismus ist jedoch<br />
nicht nur „die unsere Geschichte prägende<br />
Idee“, sondern muss auch die Grundlage<br />
unserer künftigen Reformpolitik sein.<br />
Er kann nicht durch den Begriff der „Sozialen<br />
Demokratie“ ersetzt werden. Dieser beschreibt<br />
das politische Alltagsgeschäft, jener<br />
bedeutet unverwechselbare Identität<br />
und Orientierung über den Tag hinaus.<br />
Die Wirklichkeit verändern<br />
Die <strong>SPD</strong> schöpft ihre Kraft aus der Überzeugung,<br />
dass die Menschen die Bedingungen<br />
ihrer Lebenswirklichkeit verändern<br />
können – auch bei scheinbar fest gefügten<br />
wirtschaftlichen oder politischen Strukturen.<br />
Das 21. Jahrhundert wird „entweder<br />
das Jahrhundert der Gewalt oder das Jahrhundert<br />
der Nachhaltigkeit“ (Michael Müller,<br />
MdB). Die Zeichen deuten eher auf ersteres<br />
hin. Der Raubbau an den natürlichen<br />
Lebensgrundlagen nimmt weiter zu, der<br />
Gegensatz von arm und reich auf dem Globus<br />
verschärft sich.<br />
Der von Menschenhand ausgelöste Klimawandel<br />
ist der dramatischste Fall des<br />
Marktversagens. Er wird verheerende ökologische<br />
und soziale Katastrophen nach<br />
Frank Zimmermann ist Abgeordneter aus<br />
Tempelhof-Schöneberg.<br />
sich ziehen, wenn nicht radikal umgesteuert<br />
wird. „Die Gestaltung der Welt darf<br />
nicht internationalen Kapitalströmen<br />
überlassen werden“ (Kurt Beck). Dazu<br />
braucht die <strong>SPD</strong> mehr denn je eine Perspektive,<br />
die über das ökologisch versagende<br />
System der Weltwirtschaft hinausweist.<br />
Der Demokratische Sozialismus ist deshalb<br />
als Gegenentwurf zum Marktliberalismus<br />
unverzichtbar und hochaktuell. Er<br />
bedeutet heute vor allem zweierlei: die<br />
Wahrung der natürlichen Lebensgrundlagen<br />
weltweit und die Teilhabe aller an diesen<br />
Ressourcen.<br />
Internationalismus und demokratischer<br />
Sozialismus müssen die Prinzipien unseres<br />
künftigen Handelns sein.<br />
Die Linke integrieren<br />
Das Problem der <strong>SPD</strong> ist nicht programmatische<br />
Starre oder mangelnde Flexibilität<br />
in der Tagespolitik, eher ist es der drohende<br />
Verlust ihres unverwechselbaren<br />
Profils und ihrer langfristigen Orientierung.<br />
Die <strong>SPD</strong> muss ihren Anspruch aufrechterhalten,<br />
die gesellschaftliche Linke zu integrieren<br />
und mehrheitsfähig zu machen.<br />
Dieses Ziel kann sie aber nicht erreichen,<br />
wenn sie auf der Linken zugunsten konkurrierender<br />
politischer Kräfte Terrain preisgibt.<br />
Frank Zimmermann ist Mitglied des<br />
Abgeordnetenhauses und Sprecher der<br />
Parlamentarischen Linken
Seite 212- - <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> stimme Programmdebatte <strong>Berlin</strong> aktuell 13. 30. Januar Juni 2007<br />
Grundsatzprogramm:<br />
„Bewegung, nicht Endziel“<br />
Hans Kremendahl: Demokratischer Sozialismus ist Soziale Demokratie<br />
Seit Jahrzehnten ist der Demokratische<br />
Sozialismus der zusammenfassende<br />
Begriff für Weg und Ziel der deutschen<br />
Sozialdemokratie. Daran erinnert<br />
Frank Zimmermann in seinem<br />
Beitrag in der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>Stimme</strong> vom 12.<br />
Mai 2007 zu Recht.<br />
Gerade das Godesberger Programm von<br />
1959, das als entscheidende Wegmarke für<br />
die Öffnung der <strong>SPD</strong> zur sozialen Marktwirtschaft,<br />
zum Selbstverständnis als Volkpartei<br />
und zur Abkehr von einer rein marxistischen<br />
theoretischen Grundlage gilt, spricht<br />
an vielen Stellen vom Demokratischen Sozialismus.<br />
Zur Erinnerung sei nur der letzte<br />
Absatz zitiert: „Auf deutschem Boden sammeln<br />
sich die Sozialisten in der Sozialdemokratischen<br />
Partei Deutschlands, die jeden in<br />
ihren Reihen willkommen heißt, der sich zu<br />
den Grundwerten und Grundforderungen<br />
des demokratischen Sozialismus bekennt.“<br />
Der Bremer Entwurf für ein neues Grundsatzprogramm<br />
verweist dagegen nur im historischen<br />
Zusammenhang auf den Demokratischen<br />
Sozialismus und spricht ansonsten<br />
durchgängig von Sozialer Demokratie.<br />
Und schon Olaf Scholz hatte in seiner Zeit<br />
als Generalsekretär vorgeschlagen, den Begriff<br />
des Demokratischen Sozialismus durch<br />
den der Sozialen Demokratie zu ersetzen –<br />
und dabei viel Widerspruch geerntet.<br />
Es mag taktische Gründe für einen solchen<br />
Begriffswandel geben. Denn als Sozialisten<br />
haben sich auch die orthodoxen Kommunisten<br />
marxistisch-leninistischer Prägung<br />
bezeichnet; und gar demokratisch-sozialistisch<br />
nennt sich heute die Linke/PDS.<br />
Da drohen alte Verwechslungen und es werden<br />
Erinnerungen wach an CDU-Parolen<br />
wie „Alle Wege des Marxismus führen nach<br />
Moskau“(1953) oder „Freiheit statt Sozialismus“<br />
(1976).<br />
Vielleicht sind wir selbst schuld. Vielleicht<br />
hätten wir in der Wendezeit 1989/90<br />
eine Art Patentschutz reklamieren sollen,<br />
als die SED-Nachfolgepartei sich „Partei des<br />
Demokratischen Sozialismus“ nannte.<br />
Zwei Sozialismus-Begriffe<br />
Denn der Demokratische Sozialismus in<br />
unserem Verständnis war und ist etwas<br />
ganz anderes als der real existierende Sozialismus<br />
der früheren Sowjetunion, der DDR<br />
und der anderen Ostblockstaaten.<br />
Dieser Sozialismus war eingebettet in eine<br />
keinen Widerspruch duldende Einheitsideologie<br />
als angeblich wissenschaftliche<br />
Weltanschauung. Er wurde verstanden als<br />
eine mit Naturnotwendigkeit kommende<br />
Hans Kremendahl, ehemaliger <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong>-<br />
Landesgeschäftsführer und früherer Wuppertaler<br />
Oberbürgermeister. Foto: privat<br />
Phase der gesellschaftlichen Entwicklung,<br />
gekennzeichnet durch umfassende Sozialisierung<br />
der Produktionsmittel, staatliche<br />
Zentralverwaltungswirtschaft, Diktatur des<br />
Proletariats und führende Rolle der marxistisch-leninistischen<br />
Partei. Kurz: Die Realität<br />
der kommunistischen Parteidiktaturen<br />
war „der“ Sozialismus! Und Demokratie<br />
wurde nur in dem Maße zugelassen, wie sie<br />
die Grundelemente dieses Systems voraussetzte<br />
und einhielt. Deshalb Einheitslisten,<br />
Blockparteien, Gleichschaltung von Medien,<br />
Bildung und Kultur.<br />
Demgegenüber war der sozialdemokratische<br />
Sozialismusbegriff stets an die Demokratie<br />
gebunden. Es galt und gilt der Vorrang<br />
der Demokratie: Nur auf demokratischem<br />
Wege konnten sozialistische Ziele<br />
durchgesetzt werden, die Legitimation<br />
nicht-sozialistischer demokratischer Kräfte<br />
war unbestritten. Demokratische Rechte<br />
und demokratischer Staat hatten ihren Eigenwert<br />
und waren nicht nur Vehikel auf<br />
dem Weg zur sozialistischen Gesellschaft.<br />
Zusammengefaßt: Im Marxismus-Leninismus<br />
galt der Grundsatz „So viel Demokratie,<br />
wie der Sozialismus verträgt“. Im Demokratischen<br />
Sozialismus galt und gilt: „So<br />
viel Sozialismus, wie die Demokratie es zulässt“.<br />
Dies ist ein grundlegender Unterschied,<br />
der bei näherem Hinsehen keine<br />
Verwechslung ermöglicht.<br />
Bewegung, nicht Endziel<br />
Die strikte demokratische Bindung galt<br />
übrigens in der gesamten Geschichte der<br />
<strong>SPD</strong>, auch als die Parteitheorie überwiegend<br />
auf Karl Marx und Friedrich Engels gründete.<br />
Es gab nie Leninismus in der deutschen<br />
Sozialdemokratie.<br />
Eines jedoch ist seit Godesberg noch<br />
deutlicher geworden: Der Demokratische<br />
Sozialismus ist Bewegung, nicht Endziel. Etwas<br />
überspitzt hatte Eduard Bernstein<br />
schon 1898 geschrieben: „Ich gestehe es offen,<br />
ich habe für das, was man gemeinhin<br />
unter Endziel des Sozialismus versteht, außerordentlich<br />
wenig Sinn und Interesse.<br />
Dieses Ziel, was immer es sei, ist mir gar<br />
nichts, die Bewegung alles.“<br />
Deshalb ist der Demokratische Sozialismus<br />
nicht die Utopie einer perfekt geordneten<br />
Endgesellschaft. Er ist vielmehr ein politisches<br />
Prinzip: In jeder historisch sich wandelnden<br />
Situation für mehr Freiheit, Gerechtigkeit<br />
und Solidarität einzutreten.<br />
In unserer Zeit heißt das unter anderem:<br />
Die wachsende Ungerechtigkeit in unserer<br />
Gesellschaft bekämpfen; den Sozialstaat gegen<br />
neoliberale und marktradikale Dogmen<br />
konsequent verteidigen; Chancengleichheit<br />
im Bildungssystem durch mehr Krippenplätze,<br />
kostenlose Kindertagesstätten,<br />
Ganztagsschulen und Gemeinschaftsschulen<br />
schaffen; die Globalisierung steuerbar<br />
machen; das Zieldreieck der Nachhaltigkeit<br />
– ökonomische Modernisierung, ökologische<br />
Steuerung und soziale Gerechtigkeit –<br />
zum Angelpunkt eines ganzheitlichen Politikentwurfs<br />
machen.<br />
Und das Ergebnis einer solchen Politik<br />
wird Soziale Demokratie sein. Wiederum<br />
nicht als Endziel, aber als Rahmenordnung<br />
einer sich entwickelnden Gesellschaft, in<br />
der mehr Gerechtigkeit verwirklicht ist. In<br />
der Freiheit nicht nur auf dem Papier steht,<br />
sondern für alle Menschen erlebbar und<br />
praktizierbar ist. In der Solidarität nicht nur<br />
eine freiwillige Veranstaltung ist, sondern<br />
von Staats wegen institutionalisiert und<br />
durch Rechtsansprüche gesichert ist. Darum:<br />
Die Bewegung des Demokratischen Sozialismus<br />
führt zur Sozialen Demokratie.<br />
Deshalb sollten wir bei den weiteren Diskussionen<br />
um das neue Grundsatzprogramm<br />
einen Streit der Begriffe vermeiden.<br />
Im Programmtext muss das Prinzip des Demokratischen<br />
Sozialismus im Zusammenhang<br />
mit den Grundwerten schärfer herausgearbeitet<br />
werden, um das Ziel der Sozialen<br />
Demokratie profilierter und klarer begründen<br />
zu können.<br />
Dies gilt erst recht, weil der CDU-Entwurf<br />
vom schlanken Staat redet und die Marktwirtschaft<br />
geradezu mit religiöser Weihe<br />
versieht und dogmatisiert. Erhard Eppler<br />
hat es in seinem gerade erschienenen überarbeiteten<br />
Programmentwurf richtig formuliert:<br />
„Wollen wir erreichen, dass die<br />
Werte des Demokratischen Sozialismus und<br />
das Ziel der Sozialen Demokratie auch das<br />
21. Jahrhundert prägen, kommt es darauf an,<br />
die Chancen der Veränderung unerschrokken<br />
zu ergreifen.“ Hans Kremendahl ❏
13. 30. Januar Juni 2007 2007 Programmdebatte <strong>Berlin</strong> aktuell <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> stimme - - Seite 133<br />
Grundsatzprogramm:<br />
Teilhabe in allen Bereichen<br />
Netzwerk „Selbst Aktiv“. Anmerkungen zum Programm<br />
Wir Menschen mit einer Behinderung<br />
- Mitglieder und Nichtmitglieder<br />
unserer Partei -, die wir uns im Netzwerk<br />
"Selbst Aktiv" in der <strong>SPD</strong> zusammengeschlossen<br />
haben, begrüßen es,<br />
dass die <strong>SPD</strong> ein neues zukunftsweisendes<br />
Programm für das nächste Jahrzehnt<br />
im Dialog mit allen Mitgliedern,<br />
aber auch unter Teilhabe behinderter<br />
Menschen entwickelt.<br />
Wir können in <strong>Berlin</strong> stolz darauf sein,<br />
dass wir in unserem Wahlprogramm 2006<br />
bereits maßgebliche Akzente einer Politik<br />
für und mit Menschen mit Behinderung<br />
gesetzt haben, die in die gleiche Richtung<br />
weisen. "Selbst aktiv" war daran stark beteiligt.<br />
Unser Programm und die Koalitionsvereinbarung<br />
vom Herbst 2006 nehmen<br />
die Aussage des Grundsatzprogramms<br />
"Menschen mit Behinderungen<br />
bedürfen der Unterstützung und der Solidarität<br />
aller. Wir wollen die gleichberechtigte<br />
Teilhabe in allen gesellschaftlichen<br />
Bereichen" vorweg. Diese Formulierung<br />
zeigt das Grundverständnis der <strong>SPD</strong>, nicht<br />
in einem wohlwollenden Für-, sondern in<br />
einem Miteinander auf Augenhöhe mit behinderten<br />
Menschen gemeinsam die Gesellschaft<br />
von Morgen zu gestalten.<br />
Selbstbestimmte Teilhabe<br />
Einen ähnlichen Beschluss gab es unter<br />
Federführung des Bundessprechers von<br />
"Selbst aktiv" auch zu den Kommunalwahlen<br />
in Hannover. Das zeigt exemplarisch,<br />
wie unsere Partei Vorbildfunktion für die<br />
unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereiche<br />
haben kann. Dies muss jetzt Schritt für<br />
Schritt in die Realität der Partei einbezogen<br />
werden. Leider ist diese teilhabeorientierte<br />
Praxis der Arbeit innerhalb der Partei noch<br />
nicht überall und nicht auf allen Ebenen eine<br />
Selbstverständlichkeit. Doch mit der<br />
selbstbestimmten Teilhabe von behinderten<br />
Menschen an der inhaltlichen Arbeit in<br />
der <strong>SPD</strong> - wie das bei der Erarbeitung des<br />
Grundsatzprogramms der Fall ist - öffnet<br />
sich die <strong>SPD</strong> wieder für das Engagement einer<br />
zahlenmäßig ständig wachsenden Bevölkerungsschicht<br />
(6,7 Millionen schwerbehinderte<br />
Menschen, jeder 12. Einwohner<br />
in Deutschland, darunter viele Senioren)<br />
und macht sie auch für viele wieder wählbarer.<br />
Wir begrüßen es, dass unter der Überschrift<br />
"Unser Bild vom Menschen" die<br />
weltweit laufende ethische Diskussion aufgegriffen<br />
wird und hier mit der Formulierung<br />
"Wir widersetzen uns jeder Form der<br />
Diskriminierung. Die Würde des Menschen<br />
ist unabhängig von seiner Leistung und<br />
seiner wirtschaftlichen Nützlichkeit. Darum<br />
ist die Gesellschaft bei Behinderung,<br />
im Alter, am Lebensanfang und am Lebensende<br />
zum Schutz der Menschenwürde besondersverpflichtet"utilitaristischem<br />
Denken eine<br />
glatte Abfuhr<br />
erteilt wurde. Dabei<br />
handelt es sich<br />
um einen ausgewiesenenKompromiss<br />
zwischen berechtigtenForschungsinteressen<br />
und der Weiterent-<br />
wicklungen des<br />
medizinischen<br />
Fortschritts und<br />
den Lebensrechten<br />
und einem un-<br />
teilbaren Begriff der Menschenwürde.<br />
Ebenfalls begrüßen wir, dass unter der<br />
Überschrift "Die solidarische Bürgergesellschaft"<br />
der Sport für die <strong>SPD</strong> einen hohen<br />
Stellenwert hat. Sport hat nicht nur für<br />
körperlich behinderte Menschen - wie die<br />
Paralympics beweisen, sondern auch für<br />
geistig oder auch für seelisch behinderte<br />
Menschen (z.B. Fußball-WM der so genannten<br />
geistig behinderten Menschen) eine<br />
wichtige körperlich und seelisch gesund<br />
erhaltende Funktion.<br />
Präventive Arbeit<br />
Karin Sarantis-Aridas ist<br />
stellvertretende<br />
Bundessprecherin von<br />
"Selbst aktiv“<br />
Mit dem neu eingeführten Begriff des<br />
"vorsorgenden Sozialstaats" macht die <strong>SPD</strong><br />
deutlich, dass es ihr nicht darum geht, reaktiv<br />
zu warten bis Personen durch gesellschaftliche<br />
oder persönliche Brüche auf<br />
staatliche Hilfen angewiesen sind. Stattdessen<br />
muss der Staat präventiv agieren.<br />
Hierbei muss jedoch gewährleistet sein,<br />
dass die präventiven Maßnahmen nicht zu<br />
Einschnitten bei den Leistungen der großen<br />
Lebensrisiken, der allgemeinen sozialen<br />
Sicherung, führen und besonders bei<br />
dem Personenkreis der Menschen mit einem<br />
Handicap, der immer auf staatliche<br />
Unterstützung angewiesen ist, materielle<br />
und emotionale Ängste verstärkt und eine<br />
Ausgrenzung vom gesellschaftlichen Leben<br />
erfolgt. In <strong>Berlin</strong> betrifft das zur Zeit<br />
vor allem die Diskussion um die Eingliederungshilfen<br />
und den Sonderfahrdienst.<br />
Unsere generelle Forderung bleibt bestehen:<br />
Um das Ziel einer umfassenden Teil-<br />
habe zu gewährleisten, muss der Staat für<br />
einen gesetzlich verankerten, einkommensunabhängigen<br />
Nachteilsausgleich<br />
für Menschen mit Behinderung sorgen.<br />
Wir schlagen außerdem vor, den Bereich<br />
der Stärkung der eigenständigen Wohnund<br />
Lebensformen und damit den Vorrang<br />
ambulanter Systeme klarer zu fassen.<br />
<strong>Berlin</strong> ist vorangegangen<br />
Die Förderung, Bildung und Qualifizierung<br />
mit dem Ziel gleicher Lebenschancen<br />
für alle, das sind wichtige grundlegende<br />
Säulen zur Schaffung sozialer Perspektiven.<br />
Wir von "Selbst Aktiv" begrüßen es deshalb,<br />
dass den besonderen Belangen behinderter<br />
Menschen im Grundsatzprogramm<br />
unserer Partei eine besondere Passage gewidmet<br />
wurde. Gerade vor dem Hintergrund,<br />
dass noch immer nicht alle Bundesländer<br />
ein Landesgleichstellungsgesetz haben,<br />
ist das uneingeschränkte Bekenntnis<br />
zu integrativer Erziehung und Beschulung,<br />
Teilhabe am Arbeitsleben und der Einbeziehung<br />
in das Kultur- und Freizeitleben<br />
von größter Wichtigkeit. <strong>Berlin</strong> hat den<br />
Vorrang der integrativen Erziehung und<br />
Schulbildung in das Schulgesetz aufgenommen,<br />
aber bundesweit gibt es hier großen<br />
Nachholbedarf, damit die inklusive<br />
Pädagogik, die behinderte Schülerinnen<br />
und Schüler mit einschließt, selbstverständlich<br />
wird.<br />
Neben der Erwähnung von Menschen<br />
mit Behinderung unter den Überschriften<br />
"Unser Bild vom Menschen", "Die solidarische<br />
Bürgergesellschaft" wie auch "Der<br />
vorsorgende Sozialstaat" wünschen wir<br />
uns jedoch, dass die Frage eines inklusiven<br />
Gesellschaftsverständnisses und der Teilhabe<br />
behinderter Menschen sich als roter<br />
Faden durch alle Programmpunkte ziehen<br />
wird und somit deutlich macht:<br />
Die Bandbreite sozialdemokratischer Politik<br />
umfasst sowohl die Leistungsträger<br />
wie auch die behinderten Menschen in der<br />
Vielfalt ihres Leistungsvermögens als Kern<br />
unserer Gesellschaft und nicht nur als zu<br />
berücksichtigende Randgruppe. Wir sind<br />
Teil des Ganzen. In vielen einzelnen inhaltlichen<br />
Kapiteln fehlt jedoch der Bezug zur<br />
Problematik. Wenn es z.B. um Gleichstellung<br />
geht, bleiben die Formulierungen<br />
meist weit hinter dem "Allgemeinen<br />
Gleichstellungsgesetz" zurück und beschränken<br />
sich auf Herkunft oder die Geschlechter.<br />
Der allgemeine Grundsatz der<br />
Barrierefreiheit - und eben nicht nur im<br />
baulichen Bereich - kommt so gut wie nie<br />
vor.<br />
Insgesamt jedoch ist die <strong>SPD</strong> mit ihrem<br />
Programm auf dem richtigen Weg. Wir<br />
Menschen mit einer Behinderung wollen<br />
und werden unser Teil dazu beitragen, unsere<br />
gemeinsamen Ziele umzusetzen.<br />
Karin Sarantis-Aridas ❏
Seite 142 - <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> stimme Programmdebatte <strong>Berlin</strong> aktuell 13. Januar 30. Juni 2007<br />
Grundsatzprogramm:<br />
Wehrpflicht oder Freiwilligen-Armee?<br />
Arbeitsgruppe legt Positionen vor - Debatte auf dem Landesparteitag<br />
Das neue Grundsatzprogramm entscheidet<br />
auch über die Haltung der Sozialdemokratie<br />
zur Wehrpflicht. Auf<br />
dem Landesparteitag am 30. Juni wird<br />
die <strong>SPD</strong> <strong>Berlin</strong> einen Antrag dazu beschließen.<br />
Die Partei hatte sich die Entscheidung<br />
über die Wehrpflicht schon für 2005 vorgenommen.<br />
Doch da kamen die Neuwahlen<br />
zum Deutschen Bundestag dazwischen.<br />
Nun wird ein neuer Anlauf im Rahmen der<br />
Grundsatzprogrammdebatte unternommen.<br />
Im „Bremer Entwurf“ wird dazu bewusst<br />
nichts gesagt – die Meinungen gehen<br />
eben auseinander und die Partei diskutiert<br />
kontrovers. Das ist gerade bei einem<br />
solchen Thema auch richtig so.<br />
Auf dem Hamburger Parteitag wird im<br />
November entschieden. Vorher wird sich<br />
die <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong> auf ihrem Landesparteitag<br />
am 30. Juni eine Meinung dazu bilden und<br />
einen Änderungsantrag zum Grundsatzprogramm<br />
einbringen. Zwei Varianten dazu<br />
– eine pro, eine contra Wehrpflicht –<br />
wurden bereits von einer Projektgruppe<br />
unter der Leitung des Bundestagsabgeordneten<br />
Swen Schulz erarbeitet.<br />
Auf seiner letzten Sitzung hat sich der<br />
P<br />
ro Wehrpflicht<br />
Für manche mag die Debatte Pro<br />
Wehrpflicht altmodisch wirken; wer<br />
mag sich schon mit „Wehr“, mit<br />
„Pflicht“, mit „Militär“ befassen?<br />
Wir haben das als Projektgruppe beim<br />
Landesvorstand unter Leitung von Swen<br />
Schulz getan, weil im Koalitionsvertrag der<br />
<strong>SPD</strong>-geführten Bundesregierung von 2002<br />
ein Prüfauftrag Für und Wider die Wehrpflicht<br />
stand. Wenn die NRW-Wahl nicht<br />
dazwischen gekommen wäre, hätte die<br />
<strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong> dies alles bereits im Sommer<br />
2005 auf dem LPT entschieden.<br />
Rahmenbedingungen. Hintergrund waren<br />
die Entscheidungen der rot-grünen<br />
Bundesregierung zum Einsatz im Kosovo<br />
1999, zu den Einsätzen in Bosnien, ab November<br />
2001 in Afghanistan und in Afrika.<br />
Neben diesen vielfältigen Erfahrungen der<br />
Bundeswehr – unter verschiedenen Mandaten<br />
– galt es für uns auch, die – problematischen<br />
- Erfahrungen aus Frankreich,<br />
Spanien und Belgien heranzuziehen, die in<br />
dieser Zeit von Wehrpflicht- auf reine Berufsarmeen<br />
umstellten. Zudem hatte das<br />
Bundesverfassungsgericht unanfechtbar<br />
entschieden, dass es gerecht ist, Frauen<br />
Leiter der Arbeitsgruppe „Wehrpflicht“: der<br />
Bundestagsabgeordnete Swen Schulz. Foto: <strong>SPD</strong><br />
Landesvorstand mit der Thematik befasst.<br />
Das Abstimmungsergebnis war deutlich<br />
für die Abschaffung der Wehrpflicht. Den<br />
Landesdelegierten wird gleichwohl auch<br />
der Textentwurf pro Wehrpflicht vorgelegt<br />
– damit die Debatte ausgewogen bleibt.<br />
„Die Projektgruppe hat bereits 2005 einen<br />
umfassenden Antrag mit den verschiedenen<br />
Argumenten erarbeitet“, erläutert<br />
Swen Schulz. „Wir haben uns zum Ziel<br />
gesetzt die Diskussion nicht in eine Richtung<br />
zu lenken, sondern ausgewogen auf-<br />
nicht zu „ziehen“. Historisch spielte eine<br />
Rolle, dass die <strong>SPD</strong> in der 1950er Jahren der<br />
Wehrpflicht nur unter zwei Bedingungen<br />
zustimmte: starker parlamentarischer<br />
Kontrolle und der Einführung eines „Wehrbeauftragten“.<br />
Prüfsteine. Deshalb betrachteten wir die<br />
Wehpflicht unter Innensicht (Legitimation,<br />
demokratische Verankerung), Außensicht<br />
(Europäische Streitkräfte, neue Einsatzformen),<br />
von unten (Kosten, Qualität, Professionalität),<br />
im Blick auf gewünschte Nebeneffekte<br />
(Zivildienst) und die Revidierbarkeit<br />
einer Abschaffung der Wehrpflicht.<br />
Das Kernargument. Für die Beibehaltung<br />
der Wehrpflicht – die Bundeswehr besteht<br />
ja zu mehr als der Hälfte aus Zeit- und<br />
Berufssoldaten – spricht vor allem, dass nur<br />
so die Fortsetzung der Zurückhaltung und<br />
Selbstbeschränkung militärischer Einsätze,<br />
der staatlich-parlamentarischen Kontrolle<br />
einer gleichwohl professionellen und bezahlbaren<br />
Armee garantiert bleibt. Die Alternative<br />
ist: Privatisierung und politisches<br />
Unsichtbar-Werden militärischer Einsätze<br />
deutscher Soldaten. Wer kann dies wollen?<br />
Jutta Koch-Unterseher ❏<br />
zubereiten und eine sachliche Debatte zu<br />
fördern. Diesen Faden haben wir mit den<br />
Anträgen zum Grundsatzprogramm aufgegriffen.<br />
Wichtig war uns auch, Gemeinsamkeiten<br />
festzuhalten. Dass die Bundesrepublik<br />
gute Erfahrungen mit der Wehrpflicht<br />
gemacht hat gehört ebenso dazu<br />
wie die Ablehnung einer allgemeinen<br />
Dienstpflicht. Ich denke es wird eine gute<br />
Diskussion auf dem Landesparteitag geben.“<br />
Swen Schulz ❏<br />
➟ Nähere Informationen, weitere Un-<br />
➟<br />
terlagen und auch die Vermittlung von Diskutanten<br />
für Parteiversammlungen im Büro<br />
Swen Schulz, Tel. 227-70195, info@swenschulz.de<br />
C ontra Wehrpflicht<br />
Im Grunde liegt die Sache klar auf<br />
der Hand. Wir benötigen die vielen Soldaten<br />
nicht mehr. Punkt. Damit ist die<br />
elementare Begründung der Wehrpflicht<br />
entfallen.<br />
Wenn wir die Wehrpflicht nicht hätten,<br />
würde kein Mensch auf die Idee kommen,<br />
sie einzufordern.<br />
Aber man hat sich doch so schön an sie<br />
gewöhnt. Die Bundeswehr, weil es die<br />
Nachwuchsgewinnung so komfortabel<br />
macht. Und auch die Sozialdemokratie, die<br />
mit Hilfe der Wehrpflicht ihren Frieden mit<br />
der Bundeswehr machen konnte.<br />
In der Tat: die Bundeswehr ist - allen gelegentlichen<br />
Vorfällen zum Trotz - gesellschaftlich<br />
eingebunden und außergewöhnlich<br />
leistungsfähig. Und da hat die<br />
Wehrpflicht ordentlich mitgeholfen, hat<br />
für das Konzept der Inneren Führung und<br />
des "Staatsbürgers in Uniform" einen guten<br />
Rahmen abgegeben.<br />
Doch all das ändert nichts daran, dass die<br />
Wehrpflicht zum Hauptzweck die zwangsweise<br />
Rekrutierung von Soldaten hat. Das<br />
ist überall und schon immer so gewesen.<br />
Ob eine Armee gut oder schlecht ist, hängt<br />
nicht von der Wehrpflicht ab.<br />
Tatsächlich ist die Bundeswehr ja schon<br />
lange von Freiwilligen und Berufssoldaten<br />
geprägt. Wer nicht zur Bundeswehr gehen<br />
will, der lässt es eben - Verweigerung per<br />
Postkarte ist angesagt. Die weitaus größere<br />
Zahl der Bundeswehrangehörigen sind<br />
"Profis"; und ins Ausland werden natürlich<br />
auch nur Berufssoldaten und Freiwillige<br />
geschickt.<br />
Ja, die Bundeswehr tut sich mit der
13. 30. Januar Juni 2007 2007 Programmdebatte <strong>Berlin</strong> aktuell <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> stimme - - Seite 153<br />
Wehrpflicht leichter, qualifiziertes Personal<br />
zu rekrutieren. Das ist ein Argument. Aber<br />
müssen dafür wirklich alle jungen Männer<br />
einem Zwangsdienst unterworfen werden?<br />
Was ist eigentlich mit der Wehrgerechtigkeit?<br />
Ein Großteil derer, die nicht<br />
verweigern, wird nicht gezogen, weil für<br />
sie schlicht kein Platz ist. Die Sozialdemokratie<br />
kann unter diesen Umständen nicht<br />
ernsthaft an der Wehrpflicht festhalten<br />
wollen!<br />
Eine Freiwilligen-Armee mit weniger,<br />
aber gut ausgestatteten und qualifizierten<br />
Soldaten ist finanzierbar und organisatorisch<br />
machbar. Da müssen auch nicht USamerikanische<br />
Verhältnisse ausbrechen.<br />
Wir können das besser. Und erzähle niemand,<br />
dass unsere Berufssoldaten keine<br />
„Staatsbürger in Uniform“ sind. Dann hätten<br />
wir schon heute ein gigantisches Problem.<br />
sw ❏<br />
A nträge<br />
Fortsetzung von Seite 14<br />
In den Entwurf zum Grundsatzprogramm<br />
wird in Seite 19, Zeile 35 (Kapitel<br />
4.1, Ende des Unterkapitels „Umfassende<br />
Sicherheitspolitik“) ein neuer<br />
Absatz eingefügt:<br />
Variante 1<br />
"Mit der Wehrpflicht hat die Bundesrepublik<br />
gute Erfahrungen gemacht. Sie ist<br />
Garant für die gesellschaftliche Verankerung<br />
der Bundeswehr, stellt die Gewinnung<br />
qualifizierten Nachwuchses sicher,<br />
trägt entscheidend zur Zurückhaltung in<br />
internationalen Einsätzen bei und ermöglicht<br />
den flexiblen Umgang mit veränderten<br />
Bedrohungen. Wir halten darum an der<br />
Wehrpflicht fest. Gleichzeitig werden wir<br />
den Ausbau von Freiwilligendiensten vorantreiben.<br />
Wir setzen auf das zivilgesellschaftliche<br />
Engagement der Bürgerinnen<br />
und Bürger. Eine allgemeine Dienstpflicht<br />
lehnen wir ab."<br />
Variante 2<br />
"Mit der Wehrpflicht hat die Bundesrepublik<br />
gute Erfahrungen gemacht, sie<br />
bleibt aber ein begründungsbedürftiger<br />
Eingriff in Freiheitsrechte. Wir benötigen<br />
heute keine Massenarmee zur Landesverteidigung<br />
mehr. Damit ist die elementare<br />
Begründung der Wehrpflicht entfallen.<br />
Darüber hinaus ist die Wehrgerechtigkeit<br />
nicht mehr gegeben und es schwindet die<br />
gesellschaftliche Akzeptanz der Wehrpflicht.<br />
Wir werden die Wehrpflicht darum<br />
abschaffen und den Weg zu einer Freiwilligenarmee<br />
beschreiten. Gleichzeitig werden<br />
wir den Ausbau von Freiwilligendiensten<br />
vorantreiben. Eine allgemeine Dienstpflicht<br />
lehnen wir ab." ❏<br />
Grundsatzprogramm:<br />
„Zentrale Rolle von Kunst<br />
und Kultur“<br />
Kulturforum diskutierte das <strong>SPD</strong>-Grundsatzprogramm<br />
Die Debatte zum neuen Grundsatzprogramm<br />
der <strong>SPD</strong> schreitet voran. Verständlich,<br />
dass sich das Kulturforum<br />
Stadt <strong>Berlin</strong> der Sozialdemokratie besonders<br />
berufen fühlt, den Kulturteil<br />
des Programms unter die Lupe zu nehmen<br />
und nach Verbesserungen und Ergänzungen<br />
des Textes zu suchen. So haben<br />
wir auf der Grundlage des Bremer<br />
Entwurfs eine überarbeitete Fassung<br />
entwickelt, die jetzt in die weiteren Beratungen<br />
der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong> eingebracht<br />
werden soll.<br />
Entscheidend war für uns die Feststellung,<br />
dass bereits der Bremer Entwurf den<br />
Kulturaussagen des Programms zu Recht<br />
eine allgemeine gesellschaftspolitische Bedeutung<br />
zumisst.<br />
Es geht nicht um die Bewertung oder Unterstützung<br />
einzelner kultureller Institutionen<br />
und Aufgaben, die logisch aus den<br />
Grundaussagen folgt. Es geht zunächst und<br />
in erster Linie um die zentrale Rolle von<br />
"Kunst und Kultur in der demokratischen<br />
Gesellschaft". So wurde dann auch die<br />
Überschrift des Kultur-Kapitels gefasst.<br />
Der zentrale Absatz des Entwurfs heißt<br />
jetzt: "Kunst und Kultur prägen in besonderer<br />
Weise Werte, Zielvorstellungen und die<br />
Identitäten der Gesellschaft und ihrer Mitglieder.<br />
Sie bieten Orientierung und Entfaltungsmöglichkeiten,<br />
erschließen neue<br />
Wahrnehmungsfelder, fördern Persönlichkeitsentwicklung<br />
und Kreativität und verbinden<br />
Bürger/innen untereinander und<br />
mit ihrem Gemeinwesen. Damit tragen sie<br />
wesentlich zur Konfliktbewältigung und<br />
zum gesellschaftlichen Zusammenhalt<br />
bei." Dementsprechend erfolgt später im<br />
Text die Aussage, Kulturförderung der öffentlichen<br />
Hände sei nicht als Subvention<br />
zu verstehen, "sondern als Investition in<br />
das demokratische Gemeinwesen".<br />
Öffentliche Debatte zum<br />
Programm<br />
Über die interne Arbeit am Text hinaus<br />
haben wir versucht, die Debatte über den<br />
Kulturteil des neuen Grundsatzprogramms<br />
in die kulturell interessierte Öffentlichkeit<br />
<strong>Berlin</strong>s zu tragen. Gemeinsam mit dem<br />
<strong>SPD</strong>-Landesverband <strong>Berlin</strong> hatten wir deswegen<br />
für den 15. Mai 2007 zu einer entsprechenden<br />
Diskussionsrunde in das Willy-Brandt-Haus<br />
geladen. 25 Leute waren<br />
anwesend - eine kleine Gruppe von Mit-<br />
Winfried Sühlo ist Vorsitzender des Kulturforums<br />
Stadt <strong>Berlin</strong>. . Foto: privat<br />
gliedern der Partei, aber auch von Freunden<br />
oder kultur- und gesellschaftspolitisch<br />
interessierten Mitbürgerinnen und Mitbürgern.<br />
Am Anfang berichtete Klaus-Jürgen<br />
Scherer, Geschäftsführer des Bundeskulturforums,<br />
über die Entstehung des Bremer<br />
Entwurfs und die bisherige Arbeit daran.<br />
Eckhardt Barthel erläuterte für das <strong><strong>Berlin</strong>er</strong><br />
Kulturforum unsere Änderungsvorschläge<br />
und den weiteren Weg der Diskussion in<br />
der Partei.<br />
Öffentliche Diskussion<br />
suchen<br />
Das Gespräch verlief lebhaft, spitzte sich<br />
gelegentlich zu und blieb natürlich inhaltlich<br />
kontrovers. Es gab einzelne Anregungen,<br />
die den ursprünglichen Text verbessern.<br />
Und die öffentliche Gesprächsbereitschaft<br />
in diesem zentralen Punkt einer parteiinternen<br />
Diskussion fand ein ausgesprochen<br />
positives Echo.<br />
Das heißt für die zukünftige Arbeit des<br />
Kulturforums natürlich: immer wieder gezielt<br />
die öffentliche Diskussion suchen!<br />
Winfried Sühlo, Vorsitzender Kulturforum<br />
Stadt <strong>Berlin</strong> der Sozialdemokratie<br />
❏<br />
Internet: www.kultur-in-berlin.com
Seite 162 - <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> stimme <strong>Berlin</strong> Letzte aktuell Seite 13. 30. Januar Juni 2007<br />
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als 50jährige Tradition als Wochenzeitung der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>SPD</strong> zurückblicken.<br />
Zu ihren Autoren gehörten Willy Brandt und Brigitte<br />
Seebacher-Brandt, Klaus Schütz und Dietrich Stobbe, Egon Bahr<br />
und viele andere. Seit Januar 2001 erscheint sie im Newsletter-<br />
Format, um die Zustellung per E-Mail zu ermöglichen, seit 2007<br />
im neuen Layout.<br />
Das bietet die <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>Stimme</strong>: Die <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>Stimme</strong> informiert<br />
über Termine und <strong>SPD</strong>-Veranstaltungen, enthält aktuelle Berichte<br />
aus dem Senat und aus der Fraktion. Sie bietet Platz für spannende<br />
Diskussionen und Hintergrundinformationen. Im Jahres-<br />
⌧ Ja, ich abonniere die <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>Stimme</strong><br />
Die <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>Stimme</strong> im Abonnement<br />
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Das Abonnement kostet 25,05 Euro pro Jahr (bei Zustellung<br />
per E-Mail) bzw. 30,15 Euro pro Jahr (bei Zustellung per Post).<br />
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<strong>Berlin</strong> oder per E-Mail an berliner.stimme@wegewerk.de.<br />
abo kostet die <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>Stimme</strong> 25,05 Euro (E-Mail-Version) bzw.<br />
30,15 Euro (per Post). Die E-Mail-Version erhalten Sie im gebräuchlichen<br />
Internetformat als PDF-Datei bereits am Donnerstag - zu<br />
lesen mit dem kostenlosen Programm Acrobat Reader. Die gedruckte<br />
Ausgabe kommt am Sonnabend ins Haus. Ein kostenloses<br />
Probeexemplar können Sie anfordern beim Verlag Wegewerk,<br />
Aboservice der <strong><strong>Berlin</strong>er</strong> <strong>Stimme</strong>: berliner.stimme@wegewerk.de,<br />
Fax: 4692 240.<br />
❍ als gedruckte Ausgabe per Post zum Jahrespreis von 30,15 Euro<br />
❍ zum ermäßigten Jahrespreis von 25,05 Euro (Schüler, Studenten, Sozialhilfeempfänger)<br />
❍ als E-Mail-Version zum Jahrespreis von 25,05 Euro<br />
❍ zum ermäßigten Jahrespreis von 19,95 Euro (Schüler, Studenten, Sozialhilfeempfänger)<br />
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