Im Gespräch mit der <strong>Pfarrei</strong>“Der Mensch wird des Weges geführt,den er wählt...”Dieses Wort aus dem Talmud, einembedeutenden Lehrbuch desJudentums, ist mir während meinerStudienzeit über das Buch einesgeistlichen Schriftstellers begegnet.Es spricht eine tiefe religiöseWeisheit aus, welche michseit jenen Tage begleitet. SeineBotschaft wurde für mich hinsichtlichmeines Entscheides zumAufbruch von <strong>Hochdorf</strong> nach Badeneinmal mehr wegleitend undanimiert mich zu folgenden Gedanken.Ein Blick auf die Väter undMütter des GlaubensDie Heilsgeschichte, so wie die Bibelsie darstellt, ist nicht so sehreine Geschichte des Sesshaft-Werdenssondern vielmehr eine Geschichtedes Aufbruchs, eine Geschichtedes Unterwegs-Seins. Eshandelte sich dabei aber nie umein zielloses Unterwegs-Sein, sondernum die Antwort auf eine zeitbedingteHerausforderung odereinen konkreten Anruf. Beim einzelnenMenschen oder einerganzen Menschengruppe lag derEntscheid darüber, wie er oder siediese Herausforderung, diesenRuf beantworten wollte.Vor einem solchen Entscheidstanden auch Abraham und seineFrau Sara. Der wohlhabendeBauer wurde konfrontiert mitdem Anruf Gottes: „Zieh weg ausdeinem Land, von deiner Verwandtschaftund aus deinem Vaterhausin das Land, das ich dirzeigen werde.“ (Gen 12,1)Auch Mose, ein anderer grosserder Bibel, hörte beim brennendenDornbusch den Ruf Gottes, das israelitischeVolk aus der KnechtschaftÄgyptens herauszuführen.Auf die Frage des Mose, wer sichhinter der Stimme aus dem Feuerverberge, erklingt eine Verheissung:Er sei „Der-ich-bin-da“ –treffender übersetzt „Der-ich-dabei-sein-werde“.Abraham mit seiner Sippe, genausowie Mose mit den Israeliten,machten sich auf im tiefen Vertrauendarauf, dass der Rufendeauch der Begleitende ist.Schon bald feiern wir das Weihnachtsfestund betrachten dabeiauch Maria, die Mutter Jesu. Siewurde ebenfalls zu einer Antwortgedrängt – bei der Ankündigungdes Engels, sie werde einen Sohngebären, der „Sohn das Höchstengenannt werden“ (Lk 1,32a) wird.„Ich bin die Magd des Herrn, mirgeschehe, wie du es gesagt hast.“(Lk 1,38a). Diese Antwort wurdemöglich durch die vorausgehendeZusage des Engels: „Der HeiligeGeist wird über dich kommen unddie Kraft des Höchsten wird dichüberschatten.“ (Lk 1,35)Ein Blick auf JesusDie erwähnten biblischen Stellen– es gäbe noch andere – führenhin auf die klare Aussage Jesu amSchluss des Matthäus-Evangeliums.Dort erteilt er seinen Jüngernden Auftrag, die Welt zudurchziehen, die Frohe Botschaftzu verkünden und zu taufen. DiesenAuftrag schliesst Jesus mitder Zusage: „Seid gewiss: Ich binbei euch alle Tage bis zum Endeder Welt.“ (Mt 28,20b)Ein Blick auf unsHier dürfen wir uns als Getaufteebenfalls angesprochen fühlen.Denn diese Zusage klingt weiterdurch alle Jahrhunderte hindurchund soll erklingen im Herzen allerGetauften. Denn gerade in derTaufe feiern wir die Zusage Jesu.Als getaufte und gläubige Menschendürfen wir uns geborgenwissen, auch in den Stürmen desLebens. Wie die grossen und kleinenGestalten der Heilsgeschichtewissen auch wir uns unterwegs inGemeinschaft mit dem „Der-stetsdabei-ist“.Zugleich wissen underfahren wir uns in Gemeinschaftall jener, welche ebenfalls auf ihnihre Hoffnung und Zuversicht setzen,der auch für sie das letzteZiel allen Unterwegs-seins und jedesAufbruchs ist. Diese doppelteGemeinschaft meint Papst BenediktXVI. mit seinem schönenWort: „Wer glaubt, ist nie allein.“Pfarrer Josef Stübi3