36Laufbahnmer kommt er von seinem WohnortMünsingen mit dem Velo zur Arbeit.Dass jeder Tag wieder anders verläuft,versteht sich von selbst. Das gefällt ChristofEberle denn auch ganz besonders gutan seinem Job. Es wird ihm nie langweilig.Und er hat mit den unterschiedlichstenMenschen zu tun. «Von der Putzfraubis zum König.» Im Mai 2011 kamen derspanische König Juan Carlos und KöniginSofia für einen zweitägigen Staatsbesuchin die <strong>Schweiz</strong>. Für einen solchen Anlassgibt es ein minutiöses Szenario und jederWeibel weiss genau, was er darin für eineRolle zu spielen hat.<strong>KV</strong>-Lehre auf der VerwaltungAufgewachsen ist Christof Eberle zusammenmit drei jüngeren Schwestern in Engelburgim Kanton St. Gallen. Nach derSchule absolvierte er eine kaufmännischeLehre auf der GemeindeverwaltungGaiserwald. Etwas anderes als das <strong>KV</strong> seieigentlich gar nie infrage gekommen, daer handwerklich eher unbegabt gewesensei. Nach der Lehre absolvierte er dieRekrutenschule und ging anschliessendfür zwei <strong>Jahre</strong> als Hellebardier in diePäpstliche <strong>Schweiz</strong>ergarde nach Rom. Inseiner Jugend hatte er eine katholischeSchule besucht und war Ministrant. EinesTages an einem Ministrantenfest berichteteein Ex-Gardist von seiner früherenTätigkeit in Rom. Er habe das spannendgefunden, erzählt Christof Eberle, dieIdee habe ihn nicht mehr losgelassen.Kurz nach seiner Vereidigung imFrühling 2002 erhielt er zusammen mitseinen Eltern die Gelegenheit für eine Privataudienzbei Papst Johannes Paul II.Gedauert habe diese zwar nicht länger als20 Sekunden, und obwohl es nicht zu vielmehr als einer kurzen Vorstellung ihrerseitsgereicht habe, sei es ein intensivesund eindrückliches Erlebnis gewesen. Sonahe kam er dem Papst später nie mehr.Für den Nahschutz sind die Offiziere derGarde zuständig. Und obwohl sich die<strong>Schweiz</strong>ergardisten hauptsächlich anden verschiedenen Dienstposten im apostolischenPalast und an den Zugängenzur Vatikanstadt aufhalten, gehört zurVereidigung das Bekenntnis, dass mansein Leben für den Papst hingebe, «wennes erheischt sein sollte», wie es offiziellheisst. Während sich die Tätigkeit einesGardisten von derjenigen eines Bundesratsweibelgerade in diesem Punkt unterscheidet,gibt es doch auch viele Parallelen:Zuverlässigkeit, Diskretion undVerschwiegenheit sind entscheidende Fähigkeiten.Und auf beiden Posten müsseman bella figura machen.Wechsel nach BernZurück in der <strong>Schweiz</strong> nahm er bei derStaatskanzlei des Kantons St. Gallen eineStelle als Sachbearbeiter an und war stellvertretenderStandesweibel.Er trat der Weibelvereinigung bei,einem Verein von Bundesrats- und Standesweibeln.An einer Veranstaltung kamer mit der damaligen Weibelin von BundesratSamuel Schmid ins Gespräch. Wassie ihm von ihrer Tätigkeit erzählte, fandChristof Eberle spannend und noch bevorer sich ernsthaft Gedanken über einen«Warum soll es nicht auch Führungskräfte geben,die lieber einen Mann als Assistenten einstellen?»solchen Wechsel machen konnte, erreichteihn die Anfrage, ob er interessiertsei. Petra Neff wünschte zurückzutreten,weil sie eine Familie gründen wollte. SeinDossier kam gut an und am 1. Dezember2007 begann er als Weibel von BundesratSamuel Schmid.Keine zwei Wochen später fand dieBundesratswahl beziehungsweise die Abwahlvon Christoph Blocher statt. In derFolge wurden die Bundesräte EvelyneWidmer-Schlumpf und Samuel Schmidaus der Fraktion ausgeschlossen. SamuelSchmid geriet zusätzlich unter Druck wegender Affäre um Armeechef Roland Nef,ebenfalls in diesem Jahr ereignete sichein schwerer Bootsunfall der Armee aufder Kander. Von all diesen Ereignissenwar Christof Eberle persönlich nicht betroffen,aber die Arbeit sei nicht immereinfach gewesen und er habe manchmalmitgelitten. Am 12. November 2008 tratSamuel Schmid zurück.Knapp einen Monat später wählte dieBundesversammlung Ueli Maurer in denBundesrat und Christof Eberle hatteeinen neuen Chef. Dass ein neuer Bundesratjeweils den Weibel seines Vorgängersübernimmt, sei üblich. Es wäre fürihn aber auch kein Problem gewesen,wenn sein neuer Vorgesetzter einer anderenPartei angehört hätte. Als Weibel istman nicht in einer Partei und äussert sichpolitisch auch nicht.Nach ein paar Monaten der Zusammenarbeithabe Ueli Murer mit ihmDuzis gemacht. Im VBS herrsche ein kameradschaftlicherUmgangston, ganzähnlich wie im Militär, findet ChristofEberle, und da gehöre das Du einfachdazu. Im Büro des Weibels hängt eine<strong>Schweiz</strong>erfahne an der Wand. Und immerin Griffnähe sind Militär-Schoggi und-Bisquits.Spannende WeiterbildungVor zwei <strong>Jahre</strong>n kam der Wunsch nacheiner Weiterbildung auf. Er entschiedsich für eine viersemestrige Ausbildungzum Direktionsassistenten. «Es war mirbewusst, dass ich in eine Frauendomäneeinbreche», sagt Christof Eberle. Und genaudavon verspricht er sich auch etwas:«Warum soll es nicht auch Führungskräftegeben, die lieber einen Mann alsAssistenten einstellen?»Die Zeit während der Weiterbildunghat er als streng empfunden. Von UeliMaurer habe er aber viel Unterstützungbekommen. «Er hat mich ermutigt undfand, das sei eine positive Sache.» Öftermal habe der Chef abends auf seine Anwesenheitverzichtet, damit er seinenKurs besuchen konnte. «Das rechne ichihm hoch an.» Und wenn es zwischendurchmal ruhig war, habe er während derArbeitszeit lernen können. Im Januarkonnte er den Fachausweis für die bestandenePrüfung entgegennehmen, zusammenmit drei Männern und 230 Frauen.Jetzt steht die nächste Veränderungbevor: Auf Ende <strong>März</strong> hat er beim VBS gekündigt,und das, obwohl eigentlich allesbestens ist in Bern. Aber nach fünf <strong>Jahre</strong>nzieht es ihn zurück nach St. Gallen. Dorthat er bereits eine Wohnung gemietet.Und beruflich? «Am liebsten wäre mireine Stelle als Direktionsassistent im Verwaltungsbereich.»Seit Anfang <strong>März</strong> arbeitet er seinenNachfolger ein. Dieser ist ebenfalls Ex-Gardist. An seinem letzten Arbeitstag inBern ist Bundesratssitzung. Dann wird erden Chef zum letzten Mal ins Bundeshausbegleiten.Therese Jäggi ist <strong>Context</strong>-Redaktorin.therese.jaeggi@kvschweiz.chBéatrice Devènes ist freie Fotografin in Bern.bdevenes@bluewin.chcontext 3 – <strong>2013</strong>
Ratgeber37Haben Sie Fragen rund ums Thema Arbeitsplatz? Die Experten des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> geben denMitgliedern Auskunft. > beratung@kvschweiz.ch oder www.kvschweiz.ch/beratungBüroalltagCarla Weber arbeitet als Psychologinbeim <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.> carla.weber@kvschweiz.chHochbetriebWie den Überblic<strong>kb</strong>ehalten?Im Frühling herrscht bei unsim Büro jeweils Hochbetrieb.Da heisst es dann fürs ganzeTeam: Überstunden machen,mit Tempo arbeiten undwachsende Berge von Aufgabenabtragen. Letztes Jahrging es mir in dieser Zeit garnicht gut. Viele Pendenzenblieben liegen und ich verlorden Überblick. Auch die Stimmungim Team war gereizt.Ich versuchte so gut wie möglich,mich abzugrenzen.Doch dies gelang mir nichtwirklich. Jetzt steht derAnsturm wieder bevor, wasmir grosse Sorgen bereitet.Was kann ich tun, damitmeine «To-do-Liste» nichtwieder unendlich lang wird?Eine gute Ressourcen-Planungist deshalb Chefsache.Doch selbst mit einer sorgfältigenPlanung lassen sich nichtalle Schwankungen ausgleichen.Oft wird gerade in hektischen Zeitenjemand krank. Oder das Auftragsvolumenist unerwartetgross. Oder jemand kündigt – imungünstigsten Moment.Sie benötigen daher persönlicheStrategien, um mit Zusatzbelastungenzurecht zu kommen.In solchen Situationen könnenSie viel leichter den Überblick behalten,wenn Sie die richtigen Prioritätensetzen und Ihre «Todo-Liste»von Ballast befreien.Machen Sie also eine Art Frühlingsputz!Dies gelingt am besten mitdem Eisenhower-Prinzip, benanntnach dem ehemaligenUS-Präsidenten: Er teilte alleAufgaben nach den Krititerienwichtig/unwichtig und dringend/nicht dringend in vier Kategorienein. Aufgaben, die sowohl dringendals auch wichtig sind, solltenSie sofort bearbeiten. Dazugehören beispielsweise «Notfälle»,die keinen Aufschub zulassen.Aufgaben, die wichtig sind,aber nicht dringend erledigt werdenmüssen, dürfen Sie sorgfältigplanen. Solche Pendenzen gehörenauf Ihre Liste, mit genauenAngaben, wieviel Zeit Sie fürsErledigen benötigen und wannSie dies tun werden.Danach bleiben eigentlich nurnoch Aufgaben übrig, die wenigerwichtig sind. Für dringendeund eher unwichtige Aufgabenhatte Eisenhower ein einfachesRezept: Er delegierte sie. FallsIhnen diese Möglichkeit nichtoffensteht, sollten Sie versuchen,diese Pendenzen so schnell wiemöglich zu erledigen. Routineaufgaben,z. B. gewisse Mail-Antworten,können Sie vielleicht automatisieren.In anderen Fällenlohnt es sich, den Aufwand möglichstgering zu halten, indemSie Ihre Ansprüche herunterschrauben.Es muss nicht immeralles perfekt sein.Und nun kommt der Teil, derwirklich Spass macht: EntledigenSie sich aller Aufgaben, die wederwichtig noch dringlich sind,z. B. «z.K.-Informationen». NehmenSie dazu einen real existierendenoder zumindest einenvirtuellen Papierkorb und werfenSie unnötigen Ballast ab. Das befreit!BildungIT-TIPPDAS RICHTIGE PASSWORTWenn es um das Thema Sicherheit und Computergeht, versuchen wir bestmöglich abgesichertzu sein. Das richtige Antivirusprogrammist nur eine von vielen Möglichkeiten,um uns zu schützen. Was aber meistensvernachlässigt wird, ist die optimale Passwortwahl.Durch ein sicheres Passwort sinkendie Angriffschancen auf Ihre Kontensehr rasant und praktisch auf Null.Wie wählen Sie das optimale Passwort?Halten Sie sich an folgende Richtlinien:> > Zeichenlänge (Mindestens 8 Zeichen)> > Verwenden Sie Gross- und Kleinbuchstaben> > Verwenden Sie Zahlen> > Verwenden Sie SonderzeichenAchten Sie ebenfalls darauf, verschiedenePasswörter zu benutzen und teilen Siediese nach Wichtigkeit der Anwendung zu.Ihr E-Banking-Passwort sollte also nichtdasselbe sein, welches Sie für Ihr Facebook-Konto brauchen.Weitere Tipps: Ändern Sie Ihre Passwörterregelmässig, verwenden Sie keine Namenoder Nummern aus dem persönlichen Umfeldund verwenden Sie keine logischen Zeichenfolgenwie 12345. Ein Paradebeispiel:«iTT1pP!4». Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beider Kreation Ihrer Passwörter.Rachid Salah ist IT-Verantwortlicher des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.rachid.salach@kvschweiz.chGabriel Fischer arbeitet in der AbteilungBildungspolitik des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.> gabriel.fischer@kvschweiz.chHöhere FachschulenWelches ist derrichtige Bildungsgang?Ich habe meine <strong>KV</strong>-Lehrevor einigen <strong>Jahre</strong>n abgeschlossenund arbeite seither inder Finanzabteilung eines Exportunternehmens.Mittlerweiledenke ich, dass es an derZeit ist, eine Weiterbildungcontext 3 – <strong>2013</strong>