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Graf Anton W. von Faber - Der Club zu Bremen

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Magazin #7<br />

2005<br />

<strong>Club</strong> spezial: <strong>Graf</strong> <strong>Anton</strong> W. <strong>von</strong> <strong>Faber</strong>-Castell<br />

Kai Dieckmann, BILD-Chefredakteur<br />

<strong>Bremen</strong>: Reich, aber arm gerechnet<br />

Konjunkturbarometer BLG<br />

OHB - Bremer Satellitenbau<br />

Libero Finanzsenator Dr. Ulrich Nußbaum<br />

<strong>Club</strong>test: BMW 1er<br />

Bischof Willehad, Gründer <strong>Bremen</strong>s


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Aufgespießt:<br />

Zwei Bremer Herolde, auch Rathauswächter<br />

genannt, in die<br />

Abstellkammer eines Reparaturbetriebes<br />

verbannt, nachdem am<br />

Neujahrstag ein städtisches Reinigungsfahrzeug<br />

den einen<br />

umgefahren hat und der zweite<br />

aus Fürsorge gleichmiteingeliefert<br />

wurde beim Kupferdoktor in<br />

Findorff.<br />

Dort stehen die stolzen Rösser<br />

mit dem Gesicht <strong>zu</strong>r Wand.<br />

Ein Reiter musste absteigen.<br />

Beklagenswert der Blick auf die<br />

morschen Stützen im metallernen<br />

Innern. Keiner weiß, wann die<br />

geharnischten Herolde, die den<br />

Osteingang des Rathauses<br />

bewachten, restlos wiederhergestellt<br />

sein werden, um ihren<br />

Dienst vis à vis des Bremer Doms<br />

wieder auf<strong>zu</strong>nehmen.<br />

Zahlt die Versicherung, zahlt sie<br />

genug, und wer kommt für die<br />

nicht unbeträchtlichen Restkosten<br />

in der Metallklinik auf?<br />

Erst einmal gehen alle Beteiligten<br />

da<strong>von</strong> aus, die Sache werde<br />

sich schon irgendwie regeln.<br />

Wie? Keiner kann es so recht<br />

sagen. Das Ziel allerdings wird<br />

mit fester Stimme artikuliert. Die<br />

Rathauswächter müssen ihre<br />

Funktion erhalten.<br />

Das Rathaus kann schließlich<br />

nicht unbewacht bleiben.<br />

Wer wird da nicht an die Politik<br />

und an Politiker in der Hansestadt<br />

erinnert und ihr rastloses<br />

und engagiertes Eintreten für die<br />

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Themen<br />

<strong>Club</strong>-Kommentar<br />

Bremer Politik 1<br />

<strong>Der</strong> <strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong><br />

<strong>Club</strong>-Veranstaltungen 10<br />

Junioren 14<br />

<strong>Club</strong> jetzt online 20<br />

Domizile in 222 Jahren 22<br />

<strong>Club</strong> spezial<br />

<strong>Graf</strong> <strong>Anton</strong> W. <strong>von</strong> <strong>Faber</strong>-Castell 4<br />

Kai Dieckmann 16<br />

<strong>Bremen</strong><br />

Reich, aber arm gerechnet 28<br />

Nordwestregion 30<br />

Schaffer 2005 36<br />

Bremer Grenzgänger 40<br />

Wirtschaft<br />

Finanzsenator als Libero 32<br />

Konjunkturbarometer BLG 48<br />

OHB - Bremer Satellitenbau 56<br />

Wasserfonds 62<br />

<strong>Club</strong>test<br />

BMW 1er 66<br />

Bremer Geschichte<br />

Bischof Willehad 70<br />

Literatur<br />

Operation Rubikon 76<br />

Impressum 80<br />

3<br />

Inhalt


4 <strong>Club</strong> spezial<br />

<strong>Der</strong> Herr der Bleistifte<br />

<strong>Graf</strong> <strong>Anton</strong> W. <strong>von</strong> <strong>Faber</strong>-Castell<br />

Fotos: Frank Pusch


Silke Sackmann<br />

<strong>Der</strong> Herr der Bleistifte<br />

Es sind manchmal die kleinen Dinge, die uns Menschen richtig<br />

freuen: <strong>Der</strong> Bleistift <strong>zu</strong>m Beispiel, den <strong>Anton</strong> W. <strong>Graf</strong> <strong>von</strong> <strong>Faber</strong>-<br />

Castell seinen Vortragsgästen an diesem Abend im Dezember als<br />

kleines Geschenk mitgebracht und auf die Stühle gelegt hat.<br />

Mit strahlenden Augen wurde der „Grip“ gedreht und gewendet,<br />

seine Noppen mit den Fingerkuppen befühlt, das Wappen – die<br />

beiden mit Bleistiften kämpfenden Ritter – gründlich betrachtet<br />

und mit verstohlenem Blick suchte manch einer nach leeren<br />

Plätzen – auf dass vielleicht irgendwo einer dieser schönen Stifte<br />

liegen bliebe.<br />

Wen wundert´s, ist dieser silberfarbene Noppenbleistift, der<br />

„Grip 2001“, als gutes Beispiel für das Qualitätsverständnis <strong>von</strong><br />

<strong>Faber</strong>-Castell, doch wirklich ein kleines Wunderwerk: <strong>zu</strong>rückhaltend<br />

schön, rutschfest durch seine Wasserlacknoppen, angenehm<br />

<strong>zu</strong> halten durch seine dreieckige Form und inzwischen <strong>zu</strong><br />

einer Art „Kultobjekt“ avanciert, das sich in fast jeder Schultasche<br />

findet.<br />

Als einziger Bleistift der Welt gewann er fünf internationale<br />

Designpreise. „Exzellente Qualität“, sagt <strong>Graf</strong> <strong>von</strong> <strong>Faber</strong>-Castell,<br />

„das ist unser Ziel. Das ist das Wesen unserer Produkte. Nur<br />

damit können wir auf dem Weltmarkt bestehen.“<br />

Sein Aussehen, sein Auftreten, seine Ausstrahlung – unser Gast<br />

verkörpert das Image, das er seinen Produkten in den vergangenen<br />

Jahren gab: Er wirkt <strong>zu</strong>rückhaltend und manchmal fast<br />

ein wenig scheu, sein gepflegt längeres Haar nimmt ihm das<br />

Sachliche eines Geschäftsmannes, seine maßgeschneiderte Kleidung<br />

erzählt <strong>von</strong> großer Liebe <strong>zu</strong>m Feinen und sorgfältig Ausgewählten.<br />

Ganz anders, als man sich die Kindheit eines so<br />

erfolgreichen Unternehmers vorstellt, erzählte er seine eigene<br />

5<br />

Geschichte vor einigen Jahren in der ZEIT: Er kränkelt als Kind,<br />

bekommt Tuberkulose, muss <strong>zu</strong>r Erholung in die Schweizer<br />

Berge, später ins Engadin, im Knabeninternat Briner in Flims ist<br />

er schüchtern und hat Heimweh, später im Lyceum Alpinum<br />

Internat in Zuoz lernt er sich durch<strong>zu</strong>setzen – er ist „schmächtig,<br />

aber fest entschlossen“.<br />

Dem deutschen Abitur und der Schweizer Matura folgen ein<br />

Jurastudium in Zürich, verschiedene Praktika und einige Berufsjahre<br />

als Investmentbanker in London und New York. Doch als<br />

sein Vater stirbt, folgt der heute 63-Jährige dem Ruf in die Heimat<br />

nach Stein bei Nürnberg. 1978 wird er alleiniger geschäftsführender<br />

Gesellschafter der <strong>Faber</strong>-Castell Unternehmensgruppe.<br />

In der achten Generation. Unter zehn Geschwistern hatte ihn<br />

sein Vater <strong>zu</strong> seinem Nachfolger bestimmt.<br />

Er spricht vom „Bestehen“ und nicht <strong>von</strong> seinen Erfolgen, und<br />

doch kennt man sie: Seiner strategischen Neuausrichtung des<br />

traditionellen Familienbetriebes seit Beginn der 90er Jahre verdankt<br />

<strong>Faber</strong>-Castell den Wandel vom einfachen Stifte-Hersteller<br />

<strong>zu</strong>m Weltkonzern. Heute ist <strong>Faber</strong>-Castell als Anbieter <strong>von</strong> hochwertigen<br />

holzgefassten Blei- und Buntstiften und anderen Produkten<br />

rund um das kreative Gestalten sowie einer Kollektion<br />

wunderbarer, <strong>von</strong> der Vergangenheit inspirierter, zeitlos schöner<br />

Bleistifte, Füllhalter und Tintenroller und den da<strong>zu</strong> passenden<br />

ausgewählten Accessoires in rund 120 Ländern vertreten.<br />

In 15 Produktions- und 18 Vertriebsgesellschaften arbeiten rund<br />

5500 Menschen. <strong>Der</strong> konsolidierte Gruppenumsatz betrug im<br />

vergangenen Geschäftsjahr 272 Millionen Euro.<br />

Bestehen: Zwei schwere Krisen hatte das Unternehmen <strong>zu</strong> meistern.<br />

Anfang der 70er Jahre brach das Rechenstabgeschäft, das<br />

25 Prozent des Umsatzes ausmachte, völlig <strong>zu</strong>sammen und seit<br />

Ende der 80er Jahre geht auch der manuelle technische Zeichenbedarf<br />

immer stärker <strong>zu</strong>rück. Da<strong>zu</strong> kommt die Billigkonkurrenz<br />

aus Fernost. Wie das Unternehmen diesen Herausforderun-


gen begegnet, das war das Thema seines Vortrags „<strong>Faber</strong>-Castell:<br />

Auf dem Weg <strong>zu</strong>r Weltmarke“. Seine Essenz: „Weg vom Massenmarkt,<br />

hin <strong>zu</strong>m Premiummarkt“! – mit allem, was <strong>zu</strong> einer<br />

international erfolgreichen Marke gehört: Weltweit einheitliche<br />

Markenauftritte und damit verbunden eine hohe Wiedererkennbarkeit<br />

der Produkte, Präsenz in den wichtigsten Märkten, ständige<br />

Produktinnovationen und auch die Schaffung eines „emotionalen<br />

Mehrwerts“: In Design und Nutzen einzigartige Produkte.<br />

Die größte Gefahr bestehe für sein Unternehmen in einer<br />

Abhängigkeit vom „preiswerten allgemeinen Schreiben“. Ein<br />

besonderer Fokus solle daher auf den Kompetenzfeldern „Spielen<br />

und Lernen“ und „Premium“ liegen.<br />

„Since 1761“ verrät der „Grip“ und spielt damit auf das Selbstverständnis<br />

des Unternehmens an. Auf der einen Seite steht<br />

eine fast 250-jährige Unternehmensgeschichte, auf der anderen<br />

versteht sich <strong>Faber</strong>-Castell heute als internationales Unternehmen<br />

– mit deutschem Ursprung.<br />

Einen seiner Vorfahren, seinen Ururgroßvater, Lothar <strong>von</strong> <strong>Faber</strong>,<br />

hebt <strong>Graf</strong> <strong>von</strong> <strong>Faber</strong>-Castell besonders hervor. Ihm war es nach<br />

Lehrjahren in London und Paris gelungen, den kleinen väterlichen<br />

Betrieb in Stein weltberühmt <strong>zu</strong> machen.<br />

In wenigen Jahren modernisierte er die Produktionsverfahren<br />

und entwickelte die ersten Qualitätsstifte. Aus der flachen, <strong>von</strong><br />

zwei Brettchen eingefassten Graphitmine, wurde der heute noch<br />

übliche Sechskantstift, den er mit der ebenfalls heute noch gängigen<br />

Härtegradskala versah.<br />

Dieser Bleistift, den der Schrift<strong>zu</strong>g „A.W. <strong>Faber</strong>“ zierte, wurde<br />

<strong>zu</strong>m ersten Markenartikel der Branche. Er war so erfolgreich,<br />

dass Lothar <strong>von</strong> <strong>Faber</strong> 1874 das deutsche Markenschutzgesetz<br />

auf den Weg brachte, um sich vor Nachahmern <strong>zu</strong> schützen. Sein<br />

Ziel war „das Beste <strong>zu</strong> machen, was überhaupt in der Welt<br />

gemacht wird“.<br />

Lange bevor das Schlagwort „Globalisierung“ die Runde machte,


gründete er die erste Niederlassung jenseits des Atlantik, 1849<br />

in New York. Schon <strong>zu</strong> dieser Zeit sah er die ganze Welt als<br />

Markt.<br />

„Von Lothar <strong>von</strong> <strong>Faber</strong> können wir noch heute vieles lernen“,<br />

sagt <strong>Graf</strong> <strong>von</strong> <strong>Faber</strong>-Castell: „Die Grundlagen für langfristigen<br />

Erfolg sind auch heute die Segmentierung der Märkte, die Notwendigkeit,<br />

sich vom Sortiment her vom Mitbewerber <strong>zu</strong> unterscheiden,<br />

die Bereitschaft der Mitarbeiter, nicht nur für den<br />

Handel, sondern auch für den Endverbraucher den notwendigen<br />

Service <strong>zu</strong> leisten.“<br />

Eines jedoch hat sich grundlegend geändert: Man müsse das<br />

lange Zeit dominante Stammhaus-Denken ablegen. „Die Sonne<br />

dreht sich nicht um die Erde!“ Es habe großer Anstrengungen<br />

und Mühen bedurft, das traditionelle Denken, nur <strong>von</strong> Deutschland<br />

aus Ideen verkünden <strong>zu</strong> wollen, in ein internationales<br />

Gruppen-Denken <strong>zu</strong> verwandeln.<br />

Von zentraler Bedeutung sei es heute, den Sachverstand, die<br />

Kreativität und die Erfahrungen zahlreicher Länder vor Ort auf<strong>zu</strong>greifen<br />

und <strong>zu</strong> nutzen. Dabei spielen für sein Unternehmen<br />

vor allem Brasilien und Malaysia eine große Rolle:<br />

„Die Dezentralisierung in der Produktentwicklung und das<br />

gleichzeitige Fördern <strong>von</strong> Kompetenzzentren weltweit haben <strong>zu</strong><br />

einem Kreativitätsschub geführt, der mit rein deutscher Entwicklungskapazität<br />

nicht hätte realisiert werden können.“<br />

Mit drei großen Vermarktungseinheiten – Europa/Nordamerika,<br />

Lateinamerika und Asien – sucht <strong>Faber</strong>-Castell die lokalen Konsumgewohnheiten<br />

auf<strong>zu</strong>nehmen und <strong>zu</strong> berücksichtigen. So<br />

werden in Deutschland hochwertige Produkte für die gehobenen<br />

Preissegmente hergestellt, während die Werke in Brasilien und<br />

Indonesien Amerika und Asien mit preiswerteren Produkten versorgen.<br />

Große Wachstumschancen sieht das Unternehmen heute<br />

im asiatischen Raum.<br />

7<br />

Mit einer Jahresproduktion <strong>von</strong> rund 1,8 Milliarden Blei- und<br />

Buntstiften ist <strong>Faber</strong>-Castell weltweit der größte Einzelproduzent.<br />

„Daraus leiten wir auch eine besondere Verantwortung<br />

ab“, sagt <strong>Anton</strong> <strong>Graf</strong> <strong>von</strong> <strong>Faber</strong>-Castell: Seit über 20 Jahren leistet<br />

das Unternehmen Pionierarbeit in der brasilianischen Holzwirtschaft<br />

und erhielt dafür das hochangesehene FSC-Zertifikat<br />

für „umweltschonende, sozial faire und nachhaltige Waldwirtschaft“.<br />

Für seine mit der Industriegewerkschaft Metall geschlossene<br />

„Sozialcharta“, in der <strong>Graf</strong> <strong>von</strong> <strong>Faber</strong>-Castell sich selbst <strong>zu</strong>m Verbot<br />

<strong>von</strong> Kinderarbeit, <strong>zu</strong> Chancengleichheit und Gleichbehandlung<br />

seiner Mitarbeiter, <strong>zu</strong>r Zahlung angemessener Löhne und <strong>zu</strong><br />

anständigen Arbeitsbedingungen in allen Werken verpflichtet,<br />

wurde er mit Auszeichnungen und Preisen überhäuft. Im vergangenen<br />

Jahr wurde sein international wegweisendes Engagement<br />

für soziale und ökologische Produktionsrichtlinien mit<br />

dem Unternehmerpreis der deutschen Wirtschaft gewürdigt.<br />

Großen Beifall gab es auch an diesem Abend, Worte der Anerkennung<br />

und Bewunderung für den Gast und auch für die wunderbaren<br />

Stifte, die die Vitrinen im Schütting <strong>zu</strong>m Strahlen<br />

brachten: Ausgewählte Materialien, hervorragende Verarbeitung,<br />

faszinierendes Design – die Prachtstücke der „Collection <strong>Graf</strong>


8 <strong>Club</strong> spezial<br />

<strong>Der</strong> Herr der Bleistifte<br />

<strong>von</strong> <strong>Faber</strong>-Castell“ weckten Geschenkideen und Weihnachtswünsche.<br />

Kalifornisches Zedernholz, gravierte Silberkrönchen, Rhodium<br />

und Platin – und doch kein Pomp, sondern <strong>zu</strong>rückhaltende<br />

Eleganz. Darunter so ein kleines Faszinosum wie der „Perfekte<br />

Bleistift“ mit eingebautem Metallspitzer:<br />

Schreiben, korrigieren, anspitzen – alles ist wohldurchdacht im<br />

Bleistiftverlängerer untergebracht. Die größte Aufmerksamkeit<br />

aber weckte an diesem Abend der „Pen of the Year 2004“, ein<br />

Füllfederhalter, der in kleiner Stückzahl in den Petersburger<br />

Werkstätten der Baumeister des Bernsteinzimmers veredelt<br />

wurde. Bernstein - der Stoff aus dem die Mythen sind, der den<br />

Griechen als versteinerter Sonnenstrahl galt und den Römern als<br />

Träne der Götter. Vor 45 Millionen Jahren <strong>zu</strong> Boden getropft!<br />

Inzwischen aber ist auch das Geheimnis um den mit großer<br />

Spannung erwarteten „Pen of the Year 2005“ gelüftet: Und wieder<br />

hatte das Unternehmen eine atemberaubende Idee: in über<br />

30 Arbeitsschritten entsteht aus der Rückenhaut des Perlro-<br />

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chens, einer in asiatischen Gewässern beheimateten und dem<br />

Hai verwandten Rochenart, durch kunstvolle Bearbeitung das<br />

Perlrochenleder, auch „Galuchat“ genannt.<br />

Dieses ungewöhnliche, in unterschiedlichen Farben schimmernde,<br />

wunderbar sanfte und geschmeidige Material ziert den Schaft<br />

des neuen Pen of the Year. Da<strong>zu</strong> ein platinierter Längssteg am<br />

Schacht. Aber, und das gilt für alle seine Stifte: „Sie sind nicht<br />

nur schön! Sie sind auch äußerst zweckmäßig! So, wie die Samurai<br />

bestrebt waren, mit ihren meisterhaften mit Perlrochenleder<br />

verzierten Waffen „den Geist <strong>von</strong> jeglicher willkürlichen Anstrengung<br />

<strong>zu</strong> befreien“, so solle auch dieser Füllfederhalter ein Gefühl<br />

vollkommener Leichtigkeit vermitteln. Und als eine Art geistigen<br />

Mentor zitiert <strong>Graf</strong> <strong>von</strong> <strong>Faber</strong>-Castell den legendären Samurai<br />

Yagyu Munenori: „Ein Schwert benutzen, ein Pferd reiten,<br />

schreiben – tue das so, als würdest du kein Schwert benutzen,<br />

kein Pferd reiten, nicht schreiben. Dann wird alles ohne Widerstände<br />

vollbracht, schwungvoll und mit Leichtigkeit”.<br />

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10 <strong>Der</strong> <strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong><br />

Veranstaltungen<br />

Ole <strong>von</strong> Beust<br />

Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt<br />

Hamburg<br />

„Hamburger Politik im Nordwestraum”<br />

03. November 2004<br />

Einführung: Dr. Rüdiger Hoffmann<br />

Dr.-Ing. Heinz Dürr<br />

„Unternehmensführung<br />

und Moral”<br />

10. November 2004<br />

Einführung: Thomas Christian Buchbinder<br />

Hans Kemner, Text<br />

Ralf Probst, Trompete<br />

„Weihnachtlicher Lyrikabend”<br />

15. Dezember 2004<br />

Einführung: Prof. Dr. Klaus Berthold


Prof. Manfred Fuchs<br />

OHB-Orbitale Hochtechnologie<br />

<strong>Bremen</strong>-System AG<br />

„Satelliten aus <strong>Bremen</strong> -<br />

Wie ein Bremer Unternehmen<br />

<strong>zu</strong>m Weltmarktführer wurde“<br />

02. Februar 2005<br />

Einführung: Jan G. Freysoldt<br />

Eike Besuden<br />

Filmproduzent, <strong>Bremen</strong><br />

„Verrückt nach Paris:<br />

Die Geschichte einer Filmproduktion“<br />

23. Februar 2005<br />

Einführung: Dr. Rüdiger Hoffmann<br />

11<br />

Heinz-Dieter Ziesmann<br />

Riedel Tiroler Glashütte GmbH<br />

Glasweinprobe<br />

„Wie Weingläser den Geschmack<br />

<strong>von</strong> Wein verändern können“<br />

23. Februar 2005<br />

Einführung: Prof. Dr. Klaus Berthold


12 <strong>Der</strong> <strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong><br />

Veranstaltungen<br />

Dr. Volker Stanzel<br />

Deutscher Botschafter in Peking<br />

„Die Deutsch-Chinesischen<br />

Beziehungen“<br />

02. März 2005<br />

Einführung: Klaus Ziegler<br />

„Um sechs im <strong>Club</strong>“<br />

Neumitgliederabend<br />

Kommunikationsabend für<br />

<strong>Club</strong>mitglieder und die „Neuen“<br />

09. März 2005<br />

Moderation: Dr. Matthias Fonger<br />

Wolfgang van Betteray<br />

Insolvenzverwalter<br />

„Insolvenz: Ende oder Neubeginn?“<br />

16. März 2005<br />

Einführung: Peter Braun


Dr. Patrick Wendisch<br />

Präses der Handelskammer <strong>Bremen</strong><br />

„<strong>Bremen</strong>s Selbstständigkeit<br />

und öffentliche Finanzen“<br />

06. April 2005<br />

Einführung: Prof. Dr. Klaus Berthold<br />

Rudolf Seiters<br />

Präsident Deutsches Rotes Kreuz<br />

„Das Deutsche Rote Kreuz zwischen<br />

Inlands- und Auslandseinsätzen“<br />

13. April 2005<br />

Einführung: Dr. Rüdiger Hoffmann<br />

13<br />

Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth<br />

Institut für Hirnforschung<br />

Universität <strong>Bremen</strong><br />

„Wer entscheidet wenn ich entscheide?“<br />

20. April 2005<br />

Einführung: Dr. Rüdiger Hoffmann


14 <strong>Der</strong> <strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong><br />

Junioren<br />

Patrick Wendt<br />

Auf Tauchstation beim Weltmarktführer<br />

<strong>Der</strong> Besuch bei der ATLAS ELEKTRONIK GmbH war der gelungene<br />

Auftakt für die Veranstaltungen des Juniorenkreises des <strong>Club</strong> <strong>zu</strong><br />

<strong>Bremen</strong> in diesem Jahr.<br />

Das ist unser Fazit – wie kam es da<strong>zu</strong>?<br />

Donnerstag, also mitten in der Woche, 13 Uhr, regnerisches<br />

Januarwetter... das sah nach nur einer Handvoll Interessierter<br />

aus, die sich am Tor 1 der ATLAS ELEKTRONIK GmbH einfinden<br />

würden. Doch es wurden 16 Junioren, die sich den interessanten<br />

Blick hinter die Kulissen nicht entgehen lassen wollten.<br />

Wer ist ATLAS ELEKTRONIK eigentlich? Stellt die Bremer Firma<br />

Panzersimulationen oder gar ganze Panzer her? Oder werden<br />

hinter den Werktoren U-Boote gebaut?<br />

Mit viel Engagement stellte Klaus Stapmans, einer der beiden<br />

Geschäftsführer, das Unternehmen und seine Produkte in einer<br />

spannenden Präsentation vor. Es werden zwar keine Panzer hergestellt<br />

und ganze konventionelle U-Boote auch nicht, aber<br />

ohne die Produkte des Unternehmens wären die meisten konventionellen<br />

U-Boote nur sehr eingeschränkt bewegungsfähig.<br />

ATLAS ELEKTRONIK liefert Systeme, mit denen sich die Marine<br />

unter Wasser fast so orientieren kann, als ob sie über Wasser<br />

operieren würde. Das Bremer High Tech Unternehmen ist Weltmarktführer<br />

in der Sonartechnik; stellt aber auch elektronische<br />

Systeme ganz unterschiedlichster Art für den maritimen Bereich<br />

her.<br />

In der anschließenden Führung zeigte Jörg Huthmann, der für<br />

die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Unternehmen verantwortlich<br />

ist, was sich hinter Begriffen wie Seafox, towed array<br />

sonar, remotely operated vehicle und AUV in der Praxis verbirgt.<br />

Ingenieurkunst und EDV verbinden sich hier <strong>zu</strong> Produkten, die<br />

in ihrer Art und Qualität auf der Welt häufig einmalig sind. Kein<br />

Wunder, kaum ein Industrieunternehmen in <strong>Bremen</strong> hat einen<br />

so hohen Anteil an Akademikern.<br />

Nach dem Besuch war den Teilnehmern klar, dass das Unternehmen<br />

mit der über 100jährigen Geschichte ein gutes Beispiel<br />

dafür ist, warum das maritime <strong>Bremen</strong> einer der führenden<br />

Hochtechnologiestandorte in Deutschland ist.


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16 <strong>Club</strong> spezial<br />

Bild-Chef<br />

Chefredakteur<br />

Bild<br />

Bild am Sonntag<br />

Kai Diekmann<br />

Fotos: Frank Pusch


Frederice Hoffmann<br />

Seine Markenzeichen: dunkles, gegeltes Haar, schwarzes Brillengestell,<br />

dezenter Designeran<strong>zu</strong>g. Was erwartet man vom einen<br />

Treffen mit dem Blattmacher der größten, aber auch umstrittensten<br />

Boulevardzeitung Deutschlands? Was hält man <strong>von</strong><br />

einem, der sich in Interviews als Teamplayer und Choleriker<br />

<strong>zu</strong>gleich beschreibt?<br />

Als er die Kaffeestube des <strong>Club</strong>s betritt, wirkt Kai Diekmann,<br />

Chefredakteur <strong>von</strong> Bild und Herausgeber <strong>von</strong> Bild und BamS, wie<br />

ein Sohn aus gutem Hause. Höflich, den Gastgebern <strong>zu</strong>gewandt<br />

und gut gelaunt. Während des Essens gibt er sich aufgeschlossen,<br />

lebendig, beweist sich als aufmerksamer Zuhörer und<br />

moderater Gesprächspartner. Kur<strong>zu</strong>m, Kai Diekmann macht<br />

einen sympathischen Eindruck.<br />

Vom Praktikanten <strong>zu</strong> einem der einflussreichsten Journalisten<br />

Deutschlands. Kai Diekmann ist vierzig Jahre alt und kommt aus<br />

Bielefeld, wo er eine Jesuitenschule besucht hat. Die Bild-Zeitung<br />

war in seinem Elternhaus, Zitat Diekmann: „wie sich das<br />

gehört“, tabu. Nach einer zweijährigen Zeit beim Bund absolvierte<br />

er eine Ausbildung bei der Bild-Zeitung mit Stationen in<br />

Hamburg, New York und der Parlamentsredaktion in Bonn. Es<br />

folgt ein Ausflug als Chefreporter bei „Bunte“ und die Rückkehr<br />

<strong>zu</strong>m Axel Springer Verlag, dem er und der ihm bis heute die<br />

Treue hält.<br />

Kai Diekmann beginnt seinen exzellent strukturierten Vortrag im<br />

<strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong> mit Zahlen. Imponierende, gelegentlich ein<br />

wenig effekthascherisch präsentierte Zahlen. Zahlen, die den<br />

wirtschaftlichen Erfolg der Bild-Zeitung gleichwohl eindrucksvoll<br />

dokumentieren. Zahlen, die allein plausibel nicht erklären,<br />

warum auch gebildete, intelligente Menschen mit Interesse an<br />

der Welt und Lust am Lesen <strong>zu</strong> dem reißerischen Boulevardblatt<br />

„Ja“ sagen. Auf den Vortrag <strong>von</strong> Bildchef Kai Diekmann warten<br />

kritische Zuhörer des <strong>Club</strong>s, aber auch solche, die den Top-Journalisten<br />

des Axel Springer Verlages gerne einmal aus der Nähe<br />

kennen lernen wollen. Bei ihm hört man genau <strong>zu</strong>, gerade dann,<br />

wenn die „Philosophie“ des Boulevardjournalismus à la Bild aus<br />

17<br />

erster Hand <strong>zu</strong> erfahren ist. Eine „Philosophie“, die sich laut<br />

Diekmann durch fünf Kernkompetenzen definiert. Sie lägen tagtäglich<br />

der Blattgestaltung <strong>zu</strong> Grunde. Die Exklusivität der<br />

Nachricht soll den skeptisch geneigten Leser anziehen und<br />

überzeugen. So sei man schneller und dichter an den Geschichten<br />

als jedes andere Medium. Dabei will Diekmann über Regierung<br />

und Opposition gleichermaßen kritisch berichten. Alle Parteien<br />

sollen sich über Bild beschweren, dann wisse er sich am<br />

richtigen Platz, zwischen den Stühlen, da scheint sich Diekmann<br />

am wohlsten <strong>zu</strong> fühlen. Bild schaffe Exklusivität durch Informationsvorsprung,<br />

sei damit <strong>zu</strong>m Pflichtblatt für alle Entscheider<br />

geworden. Wer Wichtiges <strong>zu</strong> sagen habe, sage es <strong>zu</strong>erst in Bild,<br />

behauptet schlank der Blattmacher. So habe sich Wladimir Putin<br />

nach dem 11. September 2001 für Kai Diekmann und ein Interview<br />

mit Deutschlands auflagenstärkster Zeitung entschieden.<br />

Ein Termin, der einen Besuch im Ferienhaus <strong>von</strong> Putin mit<br />

anschließendem gemeinsamen Baden mit dem russischen<br />

Staatsoberhaupt, und wohlgemerkt in dessen Badhose, <strong>zu</strong>r<br />

Folge hatte. Diekmann beschreibt die Begebenheit in der Attitüde<br />

des Alltäglichen, ohne dass er den persönlichen Stolz, der<br />

mitschwingt, völlig unterdrücken kann. <strong>Der</strong>, der die Personalisierung<br />

im Journalismus perfektioniert hat, profitiert persönlich<br />

<strong>von</strong> der Nähe <strong>zu</strong> den Prominenten. Ein Kompensationsgeschäft,<br />

in dem Prominenz und der Kontakt <strong>zu</strong> den Mächtigen für Defizite<br />

in der Rangreihe journalistischen Tuns entschädigen.


18 <strong>Club</strong> spezial<br />

Bild-Chef<br />

Immer sieht er Menschen, Personen, Persönlichkeiten im Mittelpunkt<br />

als Dreh- und Angelpunkt der Berichterstattung. Für Kai<br />

Diekmann ist dies die Konsequenz aus der „kollektiv verbindenden<br />

Kraft des Klatsches“. Leute wie Boris Becker, Uschi Glas und<br />

Olli Kahn hätten, so Diekmanns Begründung, Vorbildcharakter,<br />

seien „Identifikationsfiguren und Taktgeber für die Gesellschaft“.<br />

Das Bedürfnis nach „lebensnaher Orientierung“ als<br />

Rechtfertigung für die Öffnung des Privaten? Geht lebensnahe<br />

Orientierung nicht auch anders? Und wenn nicht, braucht der<br />

Mensch Schlagzeilen, wie „Vom Ballon in die Luft gerissen, ihr<br />

Horror-Tod wird endlich gesühnt“ (Bild-Bundesausgabe, 11.<br />

Februar 2005)? Kai Diekmann verteidigt seinen „emotionalen<br />

Ansatz“. Er konzentriert eine Debatte, macht sie spannend,<br />

nimmt ihr das Abstrakte. Menschen stünden im Raum mit Motiven,<br />

Zielen und Absichten. Wie im wahren Leben, wo es auch<br />

nicht immer um sachliche Argumente gehe, sondern Eitelkeiten,<br />

Macht, Ehrgeiz und Einfluss den Lauf der Dinge bestimmten, sei<br />

eine „saftige, emotionale Schlagzeile“ nicht nur legitim, sondern<br />

habe „jedes Recht für sich“. Fragezeichen kommen auf, als<br />

Diekmann betont, er habe Probleme mit der Vorführung <strong>von</strong><br />

nicht-prominenten Opfern. Jeder Bild-Zeitungsleser weiß, dass<br />

der Alltag dieses Boulevardblattes eine andere Sprache spricht.<br />

Die Nachfrage nach Unterhaltung, dritte Kernkompetenz des<br />

Blattes, und danach ebenfalls menschliches Grundbedürfnis,<br />

spiegele, so Diekmann, die Lust am Lesen und Leben wider.<br />

Reißerische Überschriften seien „Fröhlicher Unsinn“. Unterhaltung<br />

und gute Laune hätten schließlich noch keinem geschadet,<br />

man solle nicht immer alles so bierernst nehmen.<br />

Ein Unterschied zwischen Bild und anderen Tageszeitungen<br />

liege unumstritten in der Visualisierung. Was Kritiker als Marketingstrategie<br />

<strong>zu</strong>r Erreichung weniger gebildeter Leserschichten<br />

auslegen, erklärt Diekmann als logische Konsequenz, die sich<br />

aus der psychischen Konstitution des Menschen ableiten ließe.<br />

So speichere der Mensch Geschichten in Bildern ab, habe Lust<br />

am Schauen, am optischen Erlebnis. Das Beispiel Ackermann im<br />

Mannesmann-Prozess beweise die Kraft <strong>von</strong> Bildern, „ein Bild<br />

sagt mehr als tausend Worte, reduziert Sachverhalte und<br />

Geschichten auf ihre Essenz“, argumentiert Diekmann. Warum<br />

nicht lieber Fernsehen? Das Angebot sei mittlerweile atomisiert,


19<br />

erklärt Diekmann, wenn der eine in eine Sendung einsteige,<br />

steige der andere gerade aus. Eine gemeinsame Basis für ein<br />

Gespräch könne so nicht mehr entstehen. Bild sei in Deutschland<br />

das letzte gemeinsame Forum in einer immer schnelleren<br />

und unübersichtlicheren, in einer medial zersplitterten Welt.<br />

„Bild hat die höchste tägliche Einschaltquote“, erzählt Diekmann<br />

stolz. Mit täglich 12 Millionen Lesern habe Bild eine<br />

Quote, die nur noch „Wetten, dass?“ erreiche, und das lediglich<br />

sechs Mal im Jahr, Bild dagegen jeden Tag, 365 Mal im Jahr. Ein<br />

Vergleich zwischen Print und Fernsehen? Ein Vergleich der imposant<br />

sei, auch wenn er hinke.<br />

Informieren, Orientieren, Personalisieren, Unterhalten und<br />

Visualisieren, die fünf Grundpfeiler der Bild-Zeitung, intelligent<br />

und witzig dargestellt, und mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein<br />

vorgetragen, das bleibt in Erinnerung. Kai Diekmann<br />

ist nicht nur ein geschickter Selbstdarsteller, sondern auch ein<br />

blendender Vermarkter seiner Blatt-Ideologie. Nicht ohne das<br />

wohl kalkulierte Eingeständnis, „dass wo gearbeitet wird, auch<br />

Fehler gemacht werden“, vermarktet der Bildchef professionell<br />

das reichweitenstärkste Boulevardblatt Europas. „Schlagzeilen<br />

müssen auch mal Schläge sein“, dieser Satz steht wie in Stein<br />

gemeißelt. Wer einen Tag nach seinem Vortrag im <strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong><br />

die Bild-Zeitung <strong>zu</strong>m Kaffee aufschlägt, erfährt im Titel:<br />

„Charles heiratet Camilla - Was hat DIE was DI nicht hatte?“<br />

Nächste Überschrift „Februar-Schock! Noch mal 100.000<br />

Arbeitslose mehr?“, und der Sportteil schreit „Das Elends-<strong>Der</strong>by<br />

- Kein Geld gegen keine Punkte“. Ausführliche Informationen<br />

muss man lange suchen, dafür erfährt der Leser, dass Moni, das<br />

barbusige „Girl auf Seite 1“, nicht lange warten will auf den<br />

„Stammgast mit den hungrigen Augen“. An diesem Morgen, nach<br />

dem Vortrag des Herrn Chefredakteur, hat uns die Realität wieder<br />

und wir erinnern uns an den Satz <strong>von</strong> Kai Diekmann: „Guter<br />

Boulevard muss laut sein, muss auch mal schreien…bei uns<br />

badet man mal heiß, mal kalt, aber nie lauwarm.“<br />

Was gemeint ist, kann man am Tag nach Diekmanns Vortrag<br />

lesen: „<strong>Der</strong> Porno-Trompeter…und hier jagt schon wieder ein<br />

Perverser junge Mädchen.“ Heiß, kalt, oder einfach geschmacklos?<br />

Harald Schmidt hat jüngst anschaulich vorgeführt, wie das<br />

Bild-Wechselbad der Gefühle angerichtet wird. Die ersten sechs<br />

Wochen diesen Jahres waren ausschließlich mit Schlagzeilen<br />

über „Tsunami“, „Mosi“ und „Schiri“ auf den Titelseiten der<br />

Bild-Zeitung vertreten. Dieser Kampagnenjournalismus, der ein<br />

Thema, eine Person über Tage, manchmal über Wochen in den<br />

Schlagzeilen traktiert und so seine eigene Nachfrage schafft, ist<br />

ein erprobtes Erfolgsrezept in der Strategie der Bild-Macher.<br />

„Ein Massenmedium <strong>zu</strong> führen, heißt auch viel Verantwortung<br />

<strong>zu</strong> haben“, erklärt Diekmann. Dass ihm gelegentlich Kampagnenjournalismus<br />

unterstellt wird, weist er <strong>zu</strong>rück. „Wer den Hintern<br />

aus dem Fenster hängt, der muss auch mal damit rechnen,<br />

dass es draufregnet.“ Wie recht er hat. Wer im <strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong><br />

einen Vortrag hält, muss auch damit rechnen, dass ihm kritisch<br />

<strong>zu</strong>gehört wird.


20 <strong>Der</strong> <strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong><br />

<strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong> jetzt online<br />

Aus<strong>zu</strong>bildende der hanke multimediahaus AG realisieren<br />

Online-Auftritt des <strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong> geht online. Durch den Internetauftritt<br />

erfahren Besucher nun auch virtuell, was der <strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong><br />

heute ist, wie er sich in seiner 222 Jahre alten Geschichte entwickelt<br />

hat und welche Veranstaltungen er aktuell anbietet. Zu<br />

den Programmen können sich <strong>Club</strong>-Mitglieder jetzt ganz bequem<br />

am heimischen PC anmelden. Die Website haben die Aus<strong>zu</strong>bildenden<br />

Benjamin Hemken, Daniel Kuhnke (beide Programmierung),<br />

Janine Wachendorf (Design) und Kerstin Sandelmann<br />

(Design und Konzeption) der Bremer e-commerce- und Multimediaagentur<br />

hanke multimediahaus AG realisiert. Sie konzipierten,<br />

gestalteten und programmierten den kompletten Internetauftritt<br />

des <strong>Club</strong>s.<br />

Die jungen multimedia A<strong>zu</strong>bis, die mit vielen inhaltlichen Informationen<br />

und neuen Softwarekomponenten umgehen mussten,<br />

hatten so die Möglichkeit, projektnah und kundenorientiert <strong>zu</strong><br />

lernen und selbstständig ein Projekt <strong>zu</strong> führen und fertig <strong>zu</strong><br />

stellen.<br />

Die Site zeigt sich in einem übersichtlichen Design, das auf dem<br />

Corporate Design des <strong>Club</strong>s basiert. Stimmungsbilder mit Fotos<br />

der Mitglieder zeigen, worum es dem <strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong> geht. Die<br />

Navigation ist übersichtlich und klar, so dass die User sich<br />

schnell auf der Website <strong>zu</strong>recht finden. Außerdem sorgte das<br />

hmmh-Team dafür, dass eine Anmeldung <strong>zu</strong> Veranstaltungen des<br />

<strong>Club</strong>s einfach und schnell über das Internet möglich ist.<br />

Insgesamt ist die Website gut strukturiert und leicht <strong>zu</strong> bedienen,<br />

ebenso wie das dahinter liegende Content Management<br />

System (CMS). Die Hauptziele des Projektes waren ein schnell <strong>zu</strong><br />

erlernendes, leichtgewichtiges System <strong>zu</strong> entwerfen, damit Vorstand<br />

und Geschäftsführung des <strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong> schnell und<br />

ohne großen Aufwand jederzeit aktuelle Informationen selbst<br />

weitergeben können. Das Layout des CMS wurde gezielt an die<br />

Seiten angepasst (Struktur, Farben, CI), so dass sich die <strong>Club</strong>-<br />

Redaktion schnell <strong>zu</strong>recht findet und die Inhalte der Seite pflegen<br />

kann.<br />

Die technische Umset<strong>zu</strong>ng wurde ausschließlich auf Basis <strong>von</strong><br />

lizenzfreier Open Source Software realisiert. Für den Image-Auftritt<br />

wurde der Webserver Apache in Kombination mit dem<br />

Datenbanksystem MySQL und der Skriptsprache PHP ausgewählt.<br />

Das Content Management System, mit dem die Inhalte der Seiten<br />

<strong>von</strong> der Redaktion eingegeben werden, wurde auf Basis des<br />

freien Webapplikationsservers ZOPE erstellt.<br />

Die hanke multimediahaus AG zählt <strong>zu</strong> den 20 erfolgreichsten<br />

Multimedia-Agenturen Deutschlands. Zu ihren Kunden gehören<br />

u. a. Otto, Tchibo, bonprix, Conrad Electronic, Stilwerk, die<br />

Aktion Mensch sowie Pfizer, B.O.C und der Bundesverband Druck<br />

und Medien.<br />

Dem <strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong> ist die hanke multimedia AG mit diesem<br />

Projekt als Sponsor verbunden.


22 <strong>Der</strong> <strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong><br />

Eine lange Tradition<br />

Domizile in 222 Jahren


Klaus Berthold<br />

In drei Jahren feiert der „<strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong>“ sein 225-jähriges<br />

Bestehen. Anlass genug, sich mit der Geschichte des <strong>Club</strong>s <strong>zu</strong><br />

beschäftigen. Ein 72 Jahre altes Buch leistet Hilfestellung.<br />

1933 vom „<strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong>“ herausgegeben, trägt es den Titel<br />

„150 Jahre Bremer <strong>Club</strong>leben – Ein Beitrag <strong>zu</strong>r Kulturgeschichte<br />

<strong>Bremen</strong>s“. In der Stadtbibliothek <strong>Bremen</strong> und der Staats- und<br />

Universitätsbibliothek <strong>Bremen</strong> kann man es einsehen. Mit ein<br />

wenig Glück ist es antiquarisch <strong>zu</strong> erwerben. Das umfangreich<br />

illustrierte, 463seitige Werk schärft den Blick für Höhen und Tiefen,<br />

die der <strong>Club</strong> in der langen Zeit seines Bestehens durchlaufen<br />

hat und vermittelt gleichzeitig spannende Einblicke in die<br />

Geschichte <strong>Bremen</strong>s.<br />

Nach Ende des zweiten Weltkrieges hatte der „<strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong>“<br />

seine neue Heimat im Herzen der Stadt, in den Kellergewölben<br />

des Schütting gefunden. In der Kaffeestube erinnern zwei Bilder<br />

und eine hohe, dekorierte Porzellanvase an frühere <strong>Club</strong>gebäude<br />

und lassen die Bedeutung des traditionsreichen <strong>Club</strong>s für<br />

das geistige und gesellschaftliche Leben <strong>Bremen</strong>s auch in den<br />

vergangenen Jahrhunderten erahnen.<br />

Vorgänger des „<strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong>“ war eine nach 1774 gegründete<br />

„Historische Lesegesellschaft“, die abwechselnd in den Häusern<br />

ihrer Mitglieder tagte. Am 10. Januar 1776 wurde eine<br />

zweite Privatgesellschaft, die „Physikalische Gesellschaft“<br />

gegründet, die sich vor allem mit Physik und Naturgeschichte<br />

befasste und die Sammlung <strong>von</strong> naturwissenschaftlichen<br />

Büchern, Objekten und Kunstwerken betrieb.<br />

Für 40 bis 50 Reichstaler mietete die Physikalische Gesellschaft<br />

zwei Zimmer in der Altstadt. Dort fanden die ersten fünf Vorlesungen<br />

statt. Schnell wurden diese Räume <strong>zu</strong> klein. Weitere Mitglieder<br />

konnten nicht aufgenommen werden. Gegen Zahlung <strong>von</strong><br />

27 Reichstalern und 18 Groten beendete man den Mietvertrag,<br />

um im Mai 1776 ein Haus mit Garten in der Großen Johannis-<br />

23<br />

straße <strong>von</strong> Mitglied Ältermann Johann Rouwe <strong>zu</strong> beziehen. Für<br />

dieses Haus in der Neustadt waren jährlich 120 Reichstaler fällig.<br />

Es hatte sechs kleine, aber helle Zimmer. Das größte war für<br />

das Thema Vögel bestimmt, das weiße für Kunstgegenstände,<br />

das hintere für die Versteinerungen und die drei übrigen für die<br />

Aufstellung der Bibliothek, für Vorlesungen und Zusammenkünfte.<br />

Da jetzt genug Platz vorhanden war, konzentrierte man sich insbesondere<br />

auf den Ausbau der Sammlungen. Ankäufe, zahlreiche<br />

Schenkungen und Leihgaben vermehrten rasch deren Bestand.<br />

Jeden Montag traf man sich <strong>zu</strong> Vorlesungen, Versuchen oder<br />

Erklärungen <strong>von</strong> Exponaten mit anschließenden Gesprächen im<br />

kleinen Kreis. Spielen war nicht gestattet.<br />

An Dienstagen waren die Bibliothek und der Lektüresaal <strong>von</strong> 14<br />

bis 16 Uhr geöffnet.<br />

Im März 1783 gaben sich die bereits seit 1781 vereinigten<br />

Gesellschaften unter dem Namen „Das Gesetz <strong>von</strong> 1783“ eine<br />

neue Verfassung. Die Zahl der Mitglieder nahm weiter <strong>zu</strong>. Es<br />

musste ein neues <strong>Club</strong>haus gesucht werden. Im Juli 1785 konn-


24 <strong>Der</strong> <strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong><br />

Eine lange Tradition<br />

te man nach langen Verhandlungen auf 20 Jahre das an der Ostseite<br />

des Domshof gelegene Lutherische Waisenhaus für jährlich<br />

220 Reichstaler anmieten.<br />

Nach dem Umbau <strong>zu</strong>m „Physikalischen Institut“ erhob der Vorstand<br />

eine Umlage <strong>von</strong> 4 Reichstalern, um dessen Einrichtung<br />

<strong>zu</strong> finanzieren. Uhrmacher Thiele wurde als Ökonom verpflichtet.<br />

Er wohnte im Haus und hatte für das leibliche Wohl der 40<br />

Mitglieder <strong>zu</strong> sorgen.<br />

Ein Jahr später eröffnete Dr. Arnold Wienholt das „neue Museo“<br />

mit einem Vortrag über die Geschichte der Gesellschaft. Die Mitglieder<br />

Kulenkamp und Gildemeister führten Experimente mit<br />

Phosphor vor, die der Arzt und Astronom Dr. Heinrich Wilhelm<br />

Matthias Olbers den staunenden <strong>Club</strong>mitgliedern erläuterte.<br />

1789 hatte die Gesellschaft bereits 200 Mitglieder. Das Gesuch,<br />

ein größeres <strong>Club</strong>haus auf einer der seit 1802 geschleiften Bastionen<br />

errichten <strong>zu</strong> dürfen, wurde jedoch vom Rat abgelehnt.<br />

Für 28.000 Taler ersteigerte man am 31. Mai 1805 die früher <strong>zu</strong><br />

den Besit<strong>zu</strong>ngen des Erzbischofs gehörige Intendantur Ecke<br />

Domshof und Schüsselkorb.<br />

Kauf, Umbau und Einrichtung des neuen Domizils wurden wie<br />

folgt finanziert: 20.000 Taler durch Subskription der Mitglieder<br />

gegen Aktien, 21.704 Taler 48 Groten aus dem Fond der Gesellschaft<br />

und 65.000 Taler durch Anleihen.<br />

<strong>Der</strong>zeit hieß die Gesellschaft inoffiziell schon lange „Museum“.


Aufgrund ihrer regen und erfolgreichen Sammlungstätigkeit<br />

wurde die „Physikalische Gesellschaft“ am 19. Oktober 1805<br />

offiziell in „Museum“ umbenannt. Am 24. Oktober 1808 fand die<br />

Eröffnung des Hauses mit Experimenten und Festgedichten, die<br />

<strong>von</strong> zwei Mitgliedern verfasst wurden, statt.<br />

Geöffnet hatte man <strong>von</strong> täglich <strong>von</strong> 9 bis 23 Uhr. Im Lesezimmer<br />

lagen die wichtigsten in- und ausländischen Zeitungen und<br />

Zeitschriften aus. Die ausgestopften Vierfüßer, Vögel, Insekten<br />

und anatomischen Präparate sowie kleinere Maschinen und exotische<br />

Gegenstände aus Übersee, beeindruckten Mitglieder und<br />

auswärtige Besucher gleichermaßen.<br />

Einige Jahre später versuchte der napoleonische Präfekt Comte<br />

d´Arberg erfolglos, das „Museum“ <strong>zu</strong> seinem Amtssitz <strong>zu</strong><br />

machen. Auf seinen Befehl jedoch wurde es am 12. Januar 1813<br />

geschlossen. Am 9. November des Jahres, drei Wochen nach der<br />

Schlacht bei Leipzig, erhielt die Gesellschaft das Haus <strong>zu</strong>rück.<br />

1817 wurde hier eine der ersten Gasbeleuchtungen installiert,<br />

die lebhaft bestaunt wurde.<br />

In den folgenden Jahren gelang es aller Anstrengungen <strong>zu</strong>m<br />

Trotz nicht, den Vorlesungsbetrieb aufrecht<strong>zu</strong>erhalten. <strong>Der</strong><br />

ursprünglich rein wissenschaftliche Verein wandelte sich, bei<br />

ständig steigender Mitgliederzahl, <strong>zu</strong> einem „<strong>Club</strong> für Lektüre<br />

und Geselligkeit“. Das „Museum“ ließ nun auch Bälle, Konzerte<br />

und Spiele <strong>zu</strong>. Die Forderung nach Einrichtung einer „Börsenhalle“<br />

wurde zwar abgelehnt, ein Zimmer aber wurde <strong>zu</strong>r Vorbörse.<br />

Von 1838 bis 1864 wurden mehrere Räume in der Bel-<br />

Étage an acht Assekuranz-Compagnien vermietet. Hierfür setzte<br />

man eigens ein weiteres Stockwerk auf.<br />

1873 wurde das Gebäude erneut verändert. <strong>Der</strong> <strong>zu</strong>nehmende<br />

Wohlstand ließ die Ansprüche der 722 Mitglieder steigen. Im<br />

Januar 1875 weihte der Vorsitzende Senator Dr. Pauli das Gebäude<br />

mit einem Festessen ein. Das Haus mit Front <strong>zu</strong>m Domshof<br />

war für 400.000 Mark im Stil der italienischen Renaissance fer-<br />

25<br />

tig gestellt worden. In den neuen Räumen entfaltete sich für<br />

drei Jahrzehnte das Leben eines vornehmen Herrenklubs, ganz<br />

unbeschwert <strong>von</strong> wissenschaftlichen und merkantilen Belangen.<br />

Bis 1870 konnten die Bibliothek und die Sammlungen weiter<br />

ausgebaut werden. Bald darauf erkannte man, dass „die Doppelnatur<br />

der Gesellschaft“ auf Dauer nicht haltbar war. Eine<br />

Kommission „<strong>zu</strong>r Beratung der Frage, ob und wie sich eine Ausscheidung<br />

der naturhistorischen und ethnographischen Sammlungen<br />

und der damit in engem Zusammenhang stehenden Teile<br />

der Bibliothek empfehle“ wurde eingesetzt.<br />

Fünf Jahre später übergab das Museum 13.000 Bücher an die<br />

Stadtbibliotheken in <strong>Bremen</strong> und Bremerhaven. Die Sammlungen<br />

im geschätzten Wert <strong>von</strong> 200.000 Mark wurden dem Staat<br />

„ohne Beschränkung und ohne Verpflichtung“ geschenkt. Sie<br />

bildeten den Grundstock des späteren Städtischen Museums für<br />

Natur-, Völker- und Handelskunde.<br />

1876 hatte die Gesellschaft „Museum“ ihren Zenit überschritten.<br />

Die Kosten für das stattliche Domizil am Domshof drückten.<br />

Dennoch wurde 1883, nach anfänglichem Zögern, das 100jährige<br />

Stiftungsfest bei einem üppigen Festmahl mit anschließendem<br />

Tanz begangen. Die Mitgliederzahl war jedoch weiter rückläufig.<br />

Im Jahre 1906 zählte die Gesellschaft „Museum“ nur noch 323<br />

Mitglieder. Auf Beschluss der Generalversammlung musste das<br />

Haus 1911 für 335.000 Mark verkauft werden. Neue Räume fand<br />

der <strong>Club</strong> am Wall, gegenüber vom Theater, in der ersten Etage<br />

des Neubaus der Firma Stallmann & Harder.<br />

Die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse und eine weiter<br />

sinkende Mitgliederzahl begründeten die Fusionierung mit der<br />

„Bremer Gesellschaft <strong>von</strong> 1914“, die bis Oktober 1926 eigene<br />

<strong>Club</strong>räume im Obergeschoß der Ratsstuben hatte. Später konnte<br />

sie <strong>von</strong> dem großzügigen Angebot eines ihrer Mitglieder, Ludwig<br />

Roselius, dem Gründer <strong>von</strong> Kaffee HAG, Gebrauch machen<br />

und übernahm die Gesellschaftsräume im neu gebauten St.-


26 <strong>Der</strong> <strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong><br />

Eine lange Tradition<br />

Petrus-Haus in der Böttcherstraße. Ludwig Roselius als großer<br />

Förderer bot den Gesellschaften im Fall einer Vereinigung an,<br />

repräsentative Räumlichkeiten im Haus Atlantis und im Robinson-Crusoe<br />

Haus <strong>zu</strong>r Verfügung <strong>zu</strong> stellen.<br />

1931 schließlich wurde aus der altehrwürdigen Gesellschaft<br />

„Museum“ und der jungen „Bremer Gesellschaft <strong>von</strong> 1914“ der<br />

„<strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong>“.<br />

<strong>Der</strong> Zusammenschluss beider Gesellschaften erwies sich als richtig.<br />

<strong>Der</strong> Zustrom neuer Mitglieder war, dank der einzigartigen<br />

<strong>Club</strong>räume und des umfangreichen, für die damalige Zeit ausgesprochen<br />

attraktiven Vortragsprogramms, beachtlich. Ein Jahr<br />

nach der Verschmel<strong>zu</strong>ng beider Gesellschaften hatte der „<strong>Club</strong><br />

<strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong>“ bereits deutlich mehr als 1000 Mitglieder. Erster<br />

Präsident war Dr. Friedrich Carl, Vorsitzer der jüngeren Gesellschaft.<br />

Sein Nachfolger wurde 1932 der Kaufmann Friedrich<br />

Roselius, der Bruder <strong>von</strong> Ludwig Roselius.<br />

Politische Veränderungen zwangen auch den „<strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong>“<br />

in die Knie. 1934 musste auf Druck der Obersten SA-Führung der<br />

Name des <strong>Club</strong>s in „Haus der Hanse <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong>“ geändert werden.<br />

Schon in der Mitgliederversammlung <strong>von</strong> 1935 konnte<br />

jedoch die Wiedereinführung des alten Namens erreicht werden.<br />

Während des Dritten Reichs 1944 fielen mit der Böttcherstraße<br />

auch die attraktiven <strong>Club</strong>räume den Bomben <strong>zu</strong>m Opfer.<br />

Nach zwei Weltkriegen und ein paar ereignisreichen Jahrhunderten<br />

<strong>Club</strong>geschichte konnten 1952 die ersten beiden Räume<br />

im wieder aufgebauten Schütting bezogen werden. Die Kellergewölbe<br />

in dem traditionsreichen Renaissance-Gebäude der Handelskammer<br />

sind bis heute das Domizil des „<strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong>“.<br />

Bildhinweis:<br />

Seite 22: Erstes <strong>Club</strong>haus des Museums 1785-1808<br />

Seite 23: <strong>Club</strong>lokal bis 1785<br />

Seite 24 oben: <strong>Club</strong>haus Museum seit 1808<br />

Seite 24 unten: Museum mit dem Aufbau <strong>von</strong> 1838<br />

Seite 26: Museum nach dem Umbau 1875, Domshof<br />

Quelle:<br />

„150 Jahre Bremer <strong>Club</strong>leben“<br />

Herausgegeben vom <strong>Club</strong> <strong>zu</strong> <strong>Bremen</strong> 1933


28 <strong>Bremen</strong><br />

Reich, aber arm gerechnet<br />

Reich, aber arm gerechnet<br />

Dr. Patrick Wendisch<br />

Präses der Handelskammer <strong>Bremen</strong><br />

Plädoyer für einen starken Stadtstaat <strong>Bremen</strong><br />

und ein gerechteres föderales Finanzausgleichssystem<br />

Zugegeben – es ist schwarz gezeichnet, was Ambrose Bierce<br />

1911 in „Des Teufels Wörterbuch“ über die Gerechtigkeit<br />

geschrieben hat: sie sei „ein Gegenstand, den der Staat in mehr<br />

oder minder verdorbenem Zustand dem Bürger verkauft, als Entgelt<br />

für dessen Treue, Steuerzahlung und persönlichen Dienste“.<br />

Diese Einschät<strong>zu</strong>ng klingt düster, ganz <strong>von</strong> der Hand <strong>zu</strong> weisen<br />

ist sie – <strong>zu</strong>mindest angesichts des Zusammenspiels der deutschen<br />

Bundesländer – allerdings nicht.<br />

Im föderalen Finanzausgleich haben wir in Deutschland mittlerweile<br />

<strong>zu</strong>mindest einen ungerechten, eigentlich fast schon verfassungswidrigen<br />

Zustand erreicht. Ein Stadtstaat wie <strong>Bremen</strong><br />

steht bundesweit im Ruf, das Armenhaus der Nation <strong>zu</strong> sein.<br />

Hinter – noch – vorgehaltener Hand wird diskutiert, wie lange<br />

der „reiche Süden“ diesen „armen Norden“ denn durchfüttern<br />

soll. Wenn wir allerdings die objektiven Fakten dagegenhalten –<br />

ein über Jahre hinweg über dem Bundesdurchschnitt liegendes<br />

Wirtschaftswachstum in <strong>Bremen</strong> mit entsprechender Steuerkraft<br />

– können wir nur <strong>zu</strong> einem Schluss kommen: An dieser Finanzausgleichsstruktur<br />

in Deutschland muss es einen grundlegenden<br />

Systemfehler geben, wenn überproportional wirtschaftstarke<br />

Stadtstaaten <strong>zu</strong> so genannten Nehmerländern im Länderfinanzausgleich<br />

klein gerechnet werden.<br />

Falsch verstandenes Prinzip<br />

Ein deutsches Sprichwort sagt: „Wenn man die Gerechtigkeit<br />

biegt, dann bricht sie.“ Im föderalen Finanzausgleich ist die<br />

Sollbruchstelle bis kurz vor dem Durchbrechen belastet. Die<br />

Ergebnisse des Koalitionsausschusses in den vergangenen<br />

Wochen haben deutlich gezeigt, dass es <strong>Bremen</strong> auch durch weitere<br />

Einsparungen bei den konsumtiven Ausgaben nicht gelin-<br />

gen kann, <strong>zu</strong> konsolidierten öffentlichen Haushalten <strong>zu</strong> kommen<br />

– schon gar nicht, wenn nach einem falsch verstandenen Prinzip<br />

der „gerechten Kür<strong>zu</strong>ngen“ der Rotstift auch bei den Investitionen<br />

angesetzt wird: Ausgaben, die nicht um ihrer selbst<br />

willen oder für einzelne privilegierte Bevölkerungsgruppen<br />

getätigt werden, sondern da<strong>zu</strong> gedacht sind, die Wirtschaftskraft<br />

<strong>Bremen</strong>s <strong>zu</strong> steigern und dadurch <strong>zu</strong>sätzliche Arbeitsplätze<br />

<strong>zu</strong> schaffen.<br />

Wenn Kür<strong>zu</strong>ngen bei den beiden großen Ausgabeposten „Personal“<br />

und „Soziales“ anstehen, wird gewiss niemand ernsthaft<br />

auf einen ungerechten Sozialstaat hinarbeiten wollen. Was aber<br />

sollte gerechter sein, als darauf ab<strong>zu</strong>zielen, Arbeit und nicht die<br />

Arbeitslosigkeit <strong>zu</strong> finanzieren. Um dies <strong>zu</strong> erreichen, muss in<br />

den Köpfen aber spürbarer als bisher der Gedanke verankert werden,<br />

dass sparen im Konsumtiven und Investieren in standortstärkende<br />

Infrastrukturen keine unvereinbaren Widersprüche<br />

darstellen, die gegeneinander ausgespielt werden müssten. Das<br />

Eine wie das Andere trägt da<strong>zu</strong> bei, unseren Stadtstaat nach<br />

vorne <strong>zu</strong> bringen. Bei den Investitionen <strong>zu</strong> sparen, wäre wie der<br />

Versuch, den Spritverbrauch <strong>zu</strong> senken, indem ein billigeres<br />

Auto gekauft wird. Nicht der Anschaffungspreis oder die Finanzierung<br />

zählen, sondern das Ergebnis unter dem Strich aus Aufwand<br />

und Ertrag.<br />

<strong>Bremen</strong> gehört <strong>zu</strong> den Starken<br />

Um es einmal plakativ <strong>zu</strong> sagen: <strong>Bremen</strong> ist nicht arm. Durch die<br />

Steuerverteilung und anschließend den Finanzausgleich wird es<br />

stattdessen arm gerechnet. Fakt ist, dass <strong>Bremen</strong> durch die<br />

Steuerzerlegung <strong>von</strong> 140 Prozent des Bundesdurchschnitts der<br />

Flächenländer auf 106 Prozent heruntergezogen wird. Dadurch<br />

verliert die Freie Hansestadt also rund 36 Prozent ihrer eigentlichen<br />

Finanzkraft und befindet sich in einer absurden Situation:<br />

Im Wettbewerb mit den anderen Ländern gehört <strong>Bremen</strong> <strong>zu</strong><br />

den Starken. Den Wettlauf kann es aber nicht gewinnen, wenn<br />

die Startlinie für jedes Bundesland an einer anderen Stelle gezo-


gen ist. <strong>Bremen</strong> rennt, obwohl die Wurst nicht vorne, sondern<br />

hinten hängt. Aber es rennt, weil es seine einzige Chance ist,<br />

überhaupt etwas <strong>zu</strong> bewegen. Möglicherweise ist ja auch dies<br />

eine Stärke der Jahrhunderte langen Selbstständigkeit. Wenn<br />

man mit dem Rücken an der Wand steht, muss man handeln und<br />

den Standort nach vorn bringen. „Handele oder Du wirst gehandelt“,<br />

heißt ein Sprichwort.<br />

Die Diskussion um Geber und Nehmer im Länderfinanzausgleich<br />

befindet sich in Deutschland also in einer erheblichen Schieflage:<br />

<strong>Bremen</strong> ist nicht Haushaltsnotlage-Land, weil es ein Stadtstaat<br />

ist, sondern die Haushaltsnotlage resultiert aus einer eklatanten<br />

Benachteiligung der Stadtstaaten im föderalen Finanzausgleichssystem.<br />

Wer sich in Deutschland ernsthaft daran<br />

machen möchte, die Vorzeichen <strong>zu</strong> mehr Wachstum und Gerechtigkeit<br />

<strong>zu</strong> verändern, darf hier Ursache und Wirkung nicht verwechseln.<br />

Wenn Bundeskanzler Gerhard Schröder die leider<br />

gescheiterte Föderalismus-Debatte jetzt endlich mit Erfolgen<br />

versehen möchte, dürfen diese Aspekte nicht aus dem Blick<br />

geraten.<br />

Maritime Stärke für Deutschland<br />

Größe mit Stärke und Kleinheit mit Schwäche gleich<strong>zu</strong>setzen –<br />

das lehrt schon die biblische Fabel <strong>von</strong> David und Goliath – ist<br />

ohnehin der falsche Weg. Für <strong>Bremen</strong> kann man sagen, dass die<br />

Industrie und der Mittelstand auch in der aktuell schwierigen<br />

Konjunktur durchaus robust sind. Die Arbeitsplätze im Mittelstand<br />

wachsen gegen den Bundestrend. Zwischen 1999 und<br />

2003 hat der bremische Mittelstand sogar mehr <strong>zu</strong>sätzliche<br />

Arbeitsplätze geschaffen, als in den Großunternehmen verloren<br />

gegangenen sind. Erst im November 2004 hat eine Studie des<br />

iwd-Instituts wieder deutlich gezeigt, das <strong>Bremen</strong> unter 97<br />

deutschen Arbeitsmarktregionen an der Spitze der Regionen mit<br />

der höchsten Arbeitsplatzdichte steht, obwohl insgesamt die<br />

Anzahl der Arbeitsplätze im Bund wie in <strong>Bremen</strong> nicht herausragend<br />

ist.<br />

29<br />

Das Wirtschaftswachstum des gesamten maritimen Sektors trägt<br />

einen wesentlichen Anteil <strong>zu</strong>m mageren Wirtschaftswachstum<br />

Deutschlands bei. Könnten alle das Wachstum des bremischen<br />

Hafenumschlags und des Groß- und Außenhandels aufweisen –<br />

immerhin 8,2 Prozent in 2004 –, bräuchten wir uns um Arbeitsplätze,<br />

Steuerkraft und wirtschaftliche Dynamik in Deutschland<br />

wenig Sorgen <strong>zu</strong> machen.<br />

Tradition der Unabhängigkeit<br />

<strong>Bremen</strong> – das zeigen harte und weiche Standortfaktoren und<br />

zeigt vor allem auch seine lange Tradition der Unabhängigkeit –<br />

hat sich in schwierigen Zeiten vor allem darum so erfolgreich<br />

behauptet, weil es als Stadtstaat gewohnt war, seine Zukunft<br />

mit erheblicher emotionaler Beteiligung seiner Bürger selbst in<br />

die Hand <strong>zu</strong> nehmen. <strong>Bremen</strong>s Reichtum – vor allem auch in<br />

ideeller Hinsicht – ist unbezahlbar. Und dies ist gewiss kein Plädoyer,<br />

sich selbst <strong>zu</strong> genügen und die aktuellen Herausforderungen<br />

klein <strong>zu</strong> reden – im Gegenteil: <strong>Bremen</strong>s Zukunft wird<br />

darin bestehen, dass es sich als selbstständiger Stadtstaat und<br />

Metropole einer wirtschaftsstarken, zentral gelegenen und<br />

lebenswerten Region stärkt und sich nicht auf ein Mittelmaß<br />

nivellieren lässt.<br />

Alles andere wäre der Geschichte <strong>Bremen</strong>s unangemessen und<br />

wäre – auch dies muss gesagt sein – für die Zukunft Deutschlands<br />

kontraproduktiv. Denn auch auf Bundesebene muss es<br />

gelingen, die Stärken der Länder <strong>zu</strong> fördern, um die Schwächen<br />

<strong>zu</strong> überwinden. Und gelingen würde dies gewiss nicht, wenn der<br />

Bundesstaat aus einer definierten Anzahl gleichgroßer Länder<br />

bestünde. Gerechtigkeit für den Bürger wird am ehesten<br />

erreicht, wenn dieser auf Sozialleistungen verzichten kann, weil<br />

er einen Arbeitsplatz hat. Und dies <strong>zu</strong> schaffen, ist wichtiger,<br />

als das Heil im Verschieben <strong>von</strong> Ländergrenzen <strong>zu</strong> suchen!


30 <strong>Bremen</strong><br />

Region als Dachmarke<br />

Nordwestregion<br />

Franz Ganss<br />

Region als Dachmarke<br />

Wenn der Nordwesten mit seinen beiden Metropolen <strong>Bremen</strong><br />

und Oldenburg auf dem europäischen Spielfeld im Standortwettbewerb<br />

der Regionen noch eine Chance haben will, dann<br />

muss er sich ganz schnell auf die Beine machen, meint Professor<br />

Rolf Heinze, der Experte für Standortpolitik <strong>von</strong> der Ruhr<br />

Universität Bochum. „<strong>Der</strong> Nordwestraum muss sich als attraktiver<br />

Standort mit Zukunft präsentieren“, fordert er in seinem <strong>von</strong><br />

der Bremer Landesbank in Auftrag gegebenen Gutachten „<strong>Der</strong><br />

Nordwestraum – Eine Region formiert sich für den Standortwettbewerb“<br />

und plädiert in einer Pressekonferenz Anfang März<br />

dafür, <strong>zu</strong>allererst einmal die administrativen Grenzen im Nordwesten<br />

<strong>zu</strong> vergessen und das Ganze als Wirtschaftsregion <strong>zu</strong><br />

sehen, die auch im europäischen Vergleich der Regionen ganz<br />

selbstbewusst auf ganz unterschiedliche Stärken verweisen<br />

kann.<br />

„Die Globalisierung hat da<strong>zu</strong> geführt, dass <strong>zu</strong>nehmend nicht<br />

mehr Nationen sondern Wirtschaftsregionen miteinander konkurrieren“,<br />

meint Heinze. Im Fokus seiner Studie steht vor allem<br />

die Frage, was die Region Nordwest <strong>von</strong> anderen regionalen<br />

Erfolgsmodellen lernen kann und welche konkreten Ansätze sich<br />

daraus für eine koordinierte Standortpolitik im Nordwesten<br />

ergeben.<br />

Thomas Christian Buchbinder, der Vorstandschef der Bremer Landesbank,<br />

die diese Studie bei Prof. Heinze in Auftrag gegeben<br />

hat, erwartet, „dass diese Arbeit einen Beitrag <strong>zu</strong> den europaweit<br />

laufenden Regionalisierungsprozessen leistet, in denen<br />

sich regionale Standorte nationenübergreifend für den Wettbewerb<br />

der Zukunft positionieren.“ Analysen herausragender innovativer<br />

Standorte, wie z.B. des Rhein-Neckar-Raums, der sich<br />

staatsvertraglich über drei Ländergrenzen hinweg konstituiert<br />

hat, zeigen, wie erfolgreich solche Kooperationsstrukturen sein<br />

können, wenn sie sich nicht primär an administrativen Grenzen<br />

und Gewohnheiten orientieren. „<strong>Der</strong> Nordwestraum hat viele<br />

Stärken, die kommunikativ gebündelt werden können“, meint<br />

Professor Heinze und verweist auf die maritime Wirtschaft und<br />

Forschung, die Energiewirtschaft, die Logistik, die Nahrungsmittelindustrie,<br />

die Fahrzeugindustrie, die Luft und Raumfahrtindustrie.<br />

Begleitet werden diese ökonomischen Strukturen <strong>von</strong><br />

einem Netz kompetenter Universitäten, Fachhochschulen und<br />

Forschungseinrichtungen. „Aus den traditionellen Wertschöpfungsketten<br />

müssen Wertschöpfungsnetze („Cluster“) werden,<br />

um fruchtbare Allianzen zwischen Politik, Verwaltung, Arbeitgeber-<br />

und Arbeitnehmerorganisationen, Wirtschaftsunternehmen,<br />

Kreditinstitutionen sowie Wissenschaft und Forschung <strong>zu</strong> bilden.“<br />

<strong>Der</strong> Nordwesten mit seinen Küstenlandschaften hat einen<br />

unvergleichlich hohen Erlebniswert. Diese Lebensqualität in<br />

Verbindung mit den gegenüber anderen Metropolen geringeren<br />

Lebenshaltungskosten markiert einen Standortvorteil, den man<br />

gezielt vermarkten kann, um qualifizierte Nachwuchskräfte an<br />

den Nordwesten <strong>zu</strong> binden.<br />

„<strong>Der</strong> Nordwestraum hat bereits eine Reihe hervorragender Kompetenzen,<br />

die sich in guten Quoten der Standort-Rankings<br />

niederschlagen. Um all das, Lebensqualität und Standortqualität,<br />

als Marke im Wettbewerb der Regionen etablieren <strong>zu</strong> können,<br />

bedarf es vor allem eines integrierten und effizienten<br />

Standortmanagements“, fordert Professor Heinze und schlägt als<br />

ersten Meilenstein die Erarbeitung einer regionalen Vision vor.<br />

Darauf könnte ein zielgenaues Marketing aufbauen, mit dem der<br />

Nordwesten als regionale Dachmarke europaweit kommuniziert<br />

werden soll.<br />

„Die Region braucht mehr Profil und Kooperation“, meint Thomas<br />

Christian Buchbinder und der Diepholzer Landrat Gerd Stöt-


Prof. Dr. Rolf Heinze, Ruhr-Universität Bochum Thomas Christian Buchbinder, Bremer Landesbank<br />

zel, ein bekennendes Nichtparteimitglied, kritisiert: „Egal, ob<br />

man das Gebilde nun Metropolregion <strong>Bremen</strong>/Oldenburg oder<br />

Oldenburg/<strong>Bremen</strong> oder Nordwest nennt und die Grenzen bis<br />

nach Ostfriesland und ins Emsland zieht, es mangelt an Selbstbewusstsein<br />

im Norden. Wir müssen frech in die Offensive<br />

gehen. Baden Württemberg macht sogar in Berliner Bussen Werbung.“<br />

Und Professor Heinze fordert: „Es ist keine Zeit mehr für<br />

Reden und Konzepte, jetzt müssen konkrete Taten folgen. Wer<br />

es nicht schafft, seine regionalen Kompetenzen <strong>zu</strong> bündeln und<br />

professionell <strong>zu</strong> vermarkten, wird den Kürzeren ziehen.“ Die Bremer<br />

Landesbank als größte Regionalbank zwischen Ems und Elbe<br />

mit ihren Standorten <strong>Bremen</strong> und Oldenburg fühlt sich der<br />

Nordwestregion traditionell verbunden.<br />

„Wir werden deshalb in Folge dieses Gutachtens <strong>von</strong> Professor<br />

Heinze einen Regionalpreis ausloben, der jährlich für ein besonderes<br />

Engagement <strong>zu</strong>m Thema Nordwestregion vergeben wird.<br />

Eine hochkarätige Jury wird diesen mit zwanzigtausend Euro<br />

ausgestatteten Preis vergeben.“ Keinen Zweifel ließen alle<br />

Beteiligten an der Überzeugung, dass eine erfolgreiche Positionierung<br />

der Nordwestregion fernab <strong>von</strong> Ländergrenzen und<br />

administrativen Zuständigkeiten die Diskussion über eine Neuordnung<br />

des Föderalismus in den Hintergrund drängen würde.<br />

31<br />

Ein entscheidender Schritt in Richtung der notwendigen<br />

Positionierung ist getan: Am 27.04.2005 hat die Ministerkonferenz<br />

für Raumordnung den Raum <strong>Bremen</strong>/Oldenburg in den Kreis<br />

der Metropolregionen aufgenommen. Ein Erfolg für den Nordwesten,<br />

für die Initiatoren und Wegbegleiter des Prozesses (RAG,<br />

Projekte wie RIS oder Arbeitsgemeinschaft der Weser Anlieger,<br />

Handelskammern und INTRA des Kommunalverbundes <strong>Bremen</strong>/Niedersachsen,<br />

um nur einige <strong>zu</strong> nennen). Ein wichtiger<br />

Meilenstein in der laufenden regionalen Zusammenarbeit ist<br />

gesetzt.<br />

Ein nächster Meilenstein wird folgen, da sind sich alle Akteure<br />

einig, seien es Politiker, Vertreter der Wirtschaft (Industrie- und<br />

Handelskammern) und die Vertreter der regionalen Interessensverbünde.<br />

Die gemeinsame Entwicklung muß jetzt durch die<br />

Verabredung konkreter, verbindlicher Maßnahmen vorangetrieben<br />

werden.<br />

Das Zusammenwachsen der Region ist politisch anerkannt - jetzt<br />

gilt es, die Strukturen <strong>zu</strong> schaffen, die andere Regionen bereits<br />

stark gemacht haben. Und es gilt, die Stärken und Schwächen<br />

der Region Nordwest exakt <strong>zu</strong> analysieren, Implikationen ab<strong>zu</strong>leiten,<br />

Handlungsfelder <strong>zu</strong> identifizieren und Maßnahmenpakete<br />

<strong>zu</strong> konkretisieren und priorisieren.


32 Wirtschaft<br />

Senator für Finanzen<br />

Dr. Ulrich Nußbaum<br />

Senator<br />

für Finanzen<br />

<strong>Der</strong> Libero<br />

Fotos: Yasmin Opielok Enge


Yasmin Opielok Enge<br />

Vielleicht war die Beset<strong>zu</strong>ng mit Ulrich Nußbaum als Finanzsenator<br />

ein kluger Schach<strong>zu</strong>g <strong>von</strong> Bürgermeister Henning Scherf:<br />

Als parteiloser und selbstständiger Unternehmer erscheint er<br />

nicht nur glaubwürdiger, sondern konnte mit seinen Sparvorstellungen<br />

mehr Tabus brechen als bisher jeder Parteisoldat. Als<br />

er vor 20 Monaten das schwierige Amt aus staatsbürgerlicher<br />

Verantwortung übernahm, wusste er, was auf ihn <strong>zu</strong>kam, erzählt<br />

Ulrich Nußbaum. Seinen Amtssitz hat der parteilose Finanzsenator<br />

in einem der schönsten Gebäude der Stadt, dem „Haus des<br />

Reichs“, einem Gesamtkunstwerk der Gildemeister-Architektur.<br />

Noch immer ist das Dienstzimmer im ehemaligen Kontorhaus der<br />

Nordwolledynastie in rötlichem Mahagoniholz getäfelt und mit<br />

den originalen Art déco Büromöbeln der Lahusen-Brüder <strong>von</strong><br />

1930 ausgestattet. Eigentlich ist der promovierte Jurist Inhaber<br />

des weltweit erfolgreichen Fischhandelsunternehmen Sea Life<br />

Harvesting. Bevor er Finanzsenator wurde, führte er gemeinsam<br />

mit seinem Partner die Geschäfte der SLH Gruppe und deren<br />

Tochterfirmen. Ein Unternehmen, das sein Geld mit internationalem<br />

Handel <strong>von</strong> Tiefkühlfisch, Schiffsmanagement und technischem<br />

Handel für Fischereifahrzeuge macht. Man könnte<br />

Ulrich Nußbaum also verstehen, wenn er jetzt seinen Senatorenposten<br />

hinschmeißt und nach Bremerhaven <strong>zu</strong>rückkehrt, um<br />

sich fern ab <strong>von</strong> Rampenlicht und Kritik wieder seinem Unternehmen<br />

<strong>zu</strong> widmen. Denn seit Wochen steht der 49jährige Familienvater<br />

<strong>von</strong> zwei Kindern in der Öffentlichkeit als Prügelknabe<br />

da. Mit seinen rigiden Sparmaßnahmen hat er sowohl den<br />

öffentlichen Dienst als auch Vertreter aller Parteien und viele<br />

Bürger gegen sich aufgebracht. Hinschmeißen aber kommt für<br />

einen Mann wie ihn, der in seinem Leben immer wieder auf der<br />

Suche nach Herausforderungen war, nicht in Frage. „Ich kann<br />

und will nicht weglaufen“, und fügt schmunzelnd hin<strong>zu</strong>: „Mitten<br />

im Orkan <strong>zu</strong> stehen, entspricht meinem Naturell noch am<br />

besten.“ Nachdem er Kassensturz gemacht, die finanzielle Wahrheit<br />

offengelegt und der Koalitionsausschuss sich über ein Sparkonzept<br />

geeinigt hat, scheint er Verständnis dafür <strong>zu</strong> haben,<br />

33<br />

dass viele gegen ihn schießen. „Ein gerechter Vorschlag in der<br />

Politik endet meist damit, dass sich alle gegen einen verbünden“,<br />

erklärt er. Dabei habe er nur versucht, den Rotstift so<br />

an<strong>zu</strong>setzen, das es sozial verträglich und sowohl politisch als<br />

auch wirtschaftlich sinnvoll sei. Für ihn als Kaufmann wäre es<br />

ein Drama, sich Jahr für Jahr weiter <strong>zu</strong> verschulden. Im Gegensatz<br />

<strong>zu</strong> anderen Politikern klebt er nicht an seinem Stuhl und<br />

malt sich im Voraus aus, wie die gewaltige Last der Zinsen der<br />

rund 11,5 Milliarden Euro Schulden jede Gestaltungsfähigkeit<br />

der Stadt <strong>zu</strong> ersticken droht. „Mit jedem Jahr, wo wir die Maßnahmen<br />

herauszögern, werden wir noch drastischere Einschnitte<br />

für unsere Kindergärten, Schulen und Hochschulen haben“,<br />

sagt er. Und was niemand wahrhaben möchte: „Die guten Zeiten,<br />

in denen alles finanziert werden konnte, sind erst einmal<br />

vorbei.“ Das Ausbleiben der vom sogenannten Kanzlerbrief<br />

erwarteten Bundesmittel <strong>von</strong> 500 Millionen Euro hat ihn nicht<br />

ernsthaft schockiert. „Es war immer klar, dass die Fragen, die<br />

gelöst werden müssen, nicht mit dem Kanzlerbrief <strong>zu</strong>sammen<br />

hängen“, erklärt er. Er trat sein Amt mit dem Ziel an, dass der<br />

Stadtstaat seine hausgemachten Probleme aus eigener Kraft<br />

lösen und seine Haushaltsnotlage selbstständig verändern muss.<br />

Die Benachteiligung beim Länderfinanzausgleich, bei der Zerlegung<br />

der Steuern, ist für Ulrich Nußbaum der Schlüssel, warum<br />

<strong>Bremen</strong> eigentlich Nehmerland und kein Geberland ist. „Wenn es<br />

in absehbarer Zeit keine Modifizierung dieses feststehenden<br />

Systems gibt, werden wir Klage beim Bundesverfassungsgericht<br />

einreichen müssen“, erklärt er. Im Finanzministerium lässt er<br />

die notwendigen Schritte vorbereiten. Im Gegensatz <strong>zu</strong> anderen<br />

redet der Finanzsenator aber nur <strong>von</strong> einer einzigen Klage und<br />

will sie auch nur als Ultima Ratio verstanden wissen: „Mein<br />

Hauptziel ist es nicht, auf lange Sicht Geld ab<strong>zu</strong>kassieren, sondern<br />

die ungerechte Benachteiligung unseres Stadtstaates <strong>Bremen</strong><br />

<strong>zu</strong> beenden.“ Dass Politik ein Haifischbecken sein kann,<br />

hat er schnell gelernt. Doch Ulrich Nußbaum verfügt über genügend<br />

Selbstbewusstsein, um damit klar <strong>zu</strong> kommen. Er weiß,<br />

dass er all das hat, was die Politik <strong>zu</strong>r Zeit dringend braucht:<br />

Wirtschaftliche Sachkompetenz, Durchset<strong>zu</strong>ngs- und Kompro-


34 Wirtschaft<br />

Senator für Finanzen<br />

missfähigkeit. „Politiker“, stellt er fest, „sind oft <strong>zu</strong> statisch,<br />

was mir als Unternehmer unverständlich ist. Sie denken immer,<br />

dass jede Entscheidung für die Ewigkeit ist. Nach einer zehn<br />

Jahre dauernden Investitionsphase fällt doch niemandem ein<br />

Zacken aus der Krone, wenn wir uns jetzt in den nächsten zehn<br />

Jahren stärker auf die Schuldentilgung <strong>zu</strong> bewegen.“ Am meisten<br />

wundert ihn, dass aus jedem Thema eine ideologische<br />

Grundsatzfrage gemacht wird, anstatt schnell und pragmatisch<br />

auf eine Krise <strong>zu</strong> reagieren. Die politische Sichtweise <strong>zu</strong> akzeptieren,<br />

fällt ihm nicht immer leicht: „Als Unternehmer habe ich<br />

eine Gewinn- und Verlustrechnung, die sich in Geld ausdrückt.<br />

Bei Politikern drückt sie sich dagegen in Zustimmung und<br />

Abweisung durch die Bevölkerung bei Wahlen aus.“ Er verlangt<br />

mehr Mut und noch mehr Ehrlichkeit dem Wähler gegenüber:<br />

„Wir müssen lernen, dass die Leistung eines Politikers nicht<br />

mehr darin besteht, mit dem Füllhorn herum<strong>zu</strong>laufen.“ Er<br />

wünscht sich mehr kreative Politiker, die auch mit knappen Geldern<br />

auskommen. Manchmal ist es für ihn ein schwieriger Spagat,<br />

in einem Gemeinwesen wie <strong>Bremen</strong> Entscheidungen <strong>zu</strong> treffen.<br />

„Man kann ein Land nicht wie einen Konzern führen“, sagt<br />

er. Aber er wüsste sofort, was er alles als „Alleininhaber“ durchziehen<br />

würde, um ein Unternehmen wie <strong>Bremen</strong> effizienter und<br />

kostengünstiger arbeiten <strong>zu</strong> lassen: Vorantreibung der Entbürokratisierung,<br />

Entschlackung der Genehmigungsverfahren, Vereinfachung<br />

des Steuerveranlagungsverfahrens, endlos könnte<br />

Ulrich Nußbaum die Liste fortsetzen. Nie strebte der parteilose<br />

Unternehmer, der auch Eiswettgenosse und Schaffer ist, einen<br />

Senatorenposten an: „Ich gehörte eher <strong>zu</strong> denen, die nur wählten<br />

und sich darüber aufregten, wie die Politiker unser Steuergeld<br />

fröhlich rausknallen.“ Woher dieser plötzliche Gesinnungs-<br />

wandel? „Natürlich könnte ich jetzt ein ruhiges Leben führen<br />

oder mit meinen Unternehmen Geld verdienen“, sagt er, „aber<br />

das ist nicht alles.“ Verlässlichkeit, Treue und Loyalität sind die<br />

Säulen seines Lebens. Und weil er seine Firma in Bremerhaven<br />

erfolgreich aufgebaut hat, war für ihn der Zeitpunkt gekommen,<br />

sich als Bürger an diesem Standort aktiv politisch <strong>zu</strong> engagieren.<br />

„Die Grundfrage war, weg<strong>zu</strong>gehen und Steuern <strong>zu</strong> sparen<br />

oder in Deutschland <strong>zu</strong> bleiben und an<strong>zu</strong>packen.“ Er habe sich<br />

<strong>zu</strong>r Verantwortung für den Standort bekannt. Seine Vita weist<br />

aus, dass er sich nie auf einen bestimmen Rollentyp festlegen<br />

ließ. Er ist in der Nähe <strong>von</strong> Trier geboren, auf einem katholischen<br />

Internat bei Düsseldorf groß geworden und hat in England,<br />

Straßburg und der Schweiz studiert. Trotz guter Zukunftsaussichten<br />

wollte er nicht an der Hochschule bleiben, sondern<br />

ein Leben als Unternehmer aufbauen. Während seiner<br />

Zugehörigkeit <strong>zu</strong>m Senat hat er in seiner Firma auf die unternehmerische<br />

Leitung und sein Zustimmungsrecht bei Geschäftsentscheidungen<br />

verzichtet und ist nur noch auf der Vermögensebene<br />

beteiligt. „Als ich dies unterschrieb, sagte der Notar <strong>zu</strong><br />

mir, Sie haben sich gerade entmündigt.“ Er dagegen empfindet<br />

es als das richtige Engagement für diese Stadt und unser Land:<br />

„Es müsste viel mehr Unternehmer geben, die über ihren privaten<br />

Bereich hinaus ein öffentliches Amt ausüben. Und zwar<br />

nicht nur im sozialen Bereich, sondern vor allem in der Politik,<br />

um mit<strong>zu</strong>gestalten.“


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36 <strong>Bremen</strong><br />

Schaffermahlzeit 2005<br />

Dieter Ammer<br />

Carl-G. Berninghausen<br />

Eduard Dubbers-Albrecht<br />

Schaffer 2005<br />

Foto: Jochen Stoss


37<br />

Vorempfang der Handelskammer im Schütting<br />

Gastgeber: <strong>Der</strong> Präses der Handelskammer, Dr. Patrick Wendisch<br />

Während der erste Schaffer, Dieter Ammer mit dem zweite Schaffer, Carl-G. Berninghausen<br />

und dem dritten Schaffer, Eduard Dubbers-Albrecht in der Oberen Rathaushalle, dem Schauplatz<br />

der Schaffermahlzeit, als Ausrichter der Schaffermahlzeit letzte Hand anlegen bei den<br />

Vorbereitungen, begleiten die “Alt-Schaffer” (schwarze Fliege) eine Schar ausgewählter<br />

Gäste (weiße Fliege) <strong>zu</strong> dem der Schaffermahlzeit vorgeschalteten Empfang der Handelskammer,<br />

<strong>zu</strong> dem auch der Ehrengast der Schaffermahlzeit, Sachsens Ministerpräsident Georg<br />

Milbrand erschienen war.


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40 <strong>Bremen</strong><br />

Ein Leben zwischen<br />

hier und da<br />

Bremer Grenzgänger<br />

Fotos: Frank Pusch


42 <strong>Bremen</strong><br />

Ein Leben zwischen<br />

hier und da<br />

Bremer Grenzgänger<br />

Claus Spitzer-Ewersmann<br />

Dörfliches Idyll und großstädtische Geschäftigkeit liegen am<br />

Bremer Stadtrand häufig nah beieinander. Städte sind ja nicht<br />

nur in ihrer Mitte Stadt, in ihren wirtschaftlichen, kulturellen<br />

und urbanen Zentren, sondern auch weiter draußen, da wo sie<br />

zerfasern und ausfransen. Wo sie ihre Fühler ins Umland ausstrecken,<br />

an den Rändern knabbern und über natürliche und<br />

administrative Grenzlinien hinweglappen. <strong>Der</strong> Prozess der flächenhaften<br />

Ausdehnung städtischer Siedlungsweise und Bevölkerung<br />

in die direkte Umgebung einer Stadt ist unter dem<br />

Begriff Suburbanisierung bekannt und eines der größten Probleme<br />

verantwortungsbewusster Stadtplanung. Die Visionäre,<br />

die ihre Metropolen am Reißbrett planen und Bauten, Betriebshöfe<br />

und Verkehrstrassen verschieben wie Bauklötzchen, vergessen<br />

in ihren Zukunftsskizzen gelegentlich, dass auch hier<br />

Menschen leben. Einige nehmen ihren Wohnsitz sogar ganz<br />

bewusst in diesen Grauzonen. Wir haben einige dieser Grenzgänger<br />

im „Niemandsland“ zwischen <strong>Bremen</strong> und Niedersachsen<br />

besucht.<br />

Etwa Reinhard Herkules. Bewegt sich der 45-jährige ein paar<br />

Schritte nach rechts über die Ochtum, steht er in Niedersachsen.<br />

Wendet sich sein Weg nach links, bleibt er in <strong>Bremen</strong>. <strong>Der</strong><br />

Filialleiter beim Discounter Aldi wohnt an der Kattenturmer<br />

Heerstraße direkt am Ortsausgang in Richtung Brinkum. Sein<br />

kleines, in fröhlichem Gelb gestrichenes Haus ist das letzte auf<br />

dem Gebiet der Hansestadt. Gleich dahinter verläuft die Trennlinie<br />

der beiden Bundesländer. Dass vor seiner Tür der Verkehr<br />

ohne Unterlass rollt, stört ihn nicht weiter. Nur einmal, da<br />

preschte ein Porsche in die Front seines Heims. <strong>Der</strong> betrunkene<br />

Fahrer wollte vor der nahen Ampel noch mal richtig Gas geben<br />

und verlor die Kontrolle über den schmucken Flitzer. <strong>Der</strong> Wagen<br />

hat’s einigermaßen überstanden, der Schaden am Gebäude war<br />

größer. Nach dem ersten Schrecken nahm Hausbesitzer Herkules<br />

die Sache gelassen: „Da wollte ich sowieso was dran machen.“<br />

Herkules genießt sein Leben zwischen hier und da. Die Frage, ob<br />

er sich eher als Bremer oder als Niedersachse fühlt, ringt ihm<br />

ein Lächeln ab: „Weder, noch, ich war immer mobil, da spielt<br />

das keine Rolle.“ Er gewinnt den Dingen in der Regel ihre guten<br />

Seiten ab – selbstverständlich auch dem durchaus gewöhnungsbedürftigen<br />

Wohnort: „Die Verkehrsverbindungen sind erstklassig,<br />

Einkaufsmöglichkeiten habe ich <strong>zu</strong>hauf. Und wenn ich mich<br />

<strong>zu</strong>rückziehen oder feiern will, geht’s an die Ochtum oder raus in<br />

den Garten.“ Hinterm Haus hat er sich ein kleines Refugium<br />

geschaffen. Da beschwert sich kein Nachbar, wenn der Grill<br />

angeworfen oder die Musik etwas lauter gedreht wird.<br />

Rolf Frerks, der in Timmersloh das erste oder – je nach Standpunkt<br />

– letzte Haus auf Bremer Boden bewohnt, lobt dagegen<br />

den Zusammenhalt im Grenzgebiet: „Es gibt hier noch so etwas<br />

wie eine gewachsene Dorfgemeinschaft und ein funktionierendes<br />

Vereinsleben.“ Man scheint am Stadtrand einen gesunden<br />

Hang <strong>zu</strong>m Pragmatismus <strong>zu</strong> entwickeln und Vergnügen am<br />

Dasein als Grenzgänger gefunden <strong>zu</strong> haben. Computerspezialist<br />

Frerks, der sich selbst als „typisches Landei“ charakterisiert, hat<br />

seine Kinder in Borgfeld <strong>zu</strong>r Schule geschickt, fährt <strong>zu</strong>m Einkaufen<br />

aber nach Lilienthal: „Das liegt einfach näher.“ Sophie


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43


44 <strong>Bremen</strong><br />

Ein Leben zwischen<br />

hier und da<br />

Ratjens wiederum, deren Grundstück in der Schwaneweder Straße<br />

fünf Meter vor dem gelben Ortsausgangsschild endet, kokettiert<br />

bei telefonischen Bestellungen stets mit ihrer besonderen<br />

Lage: „Ich sage immer, liefern Sie bitte ins letzte Haus <strong>von</strong> <strong>Bremen</strong>.“<br />

„Man muss sich ja was einfallen lassen, wenn es ans Eingemachte<br />

geht“, sagt Friedrich Osmers. Mit seiner Frau Meta<br />

erzählt er die bekannte Geschichte <strong>von</strong> Asterix und den widerspenstigen<br />

Galliern – nur dass die Römer diesmal feine Anzüge<br />

trugen, in schicken Autos vorfuhren und mit den Schecks wedelten.<br />

Die Eheleute indes störte dieser Auftritt nicht weiter. Ihre<br />

Entscheidung stand fest. Nie und nimmer wollten die Beiden<br />

den Grund und Boden, auf dem schon ihre Vorfahren gelebt hatten,<br />

hergeben. Schon wahr, die Landwirtschaft lief nicht mehr<br />

so gut wie einst. Und das Anwesen war tatsächlich arg groß.<br />

Aber alles opfern für eine ungewisse Zukunft irgendwo in einem<br />

anonymen Neubaugebiet? Die eigenen Wurzeln einfach so kappen?<br />

Niemals. Erst recht nicht, wo sie sich doch gerade erst entschlossen<br />

hatten, die Landwirtschaft fortan nur noch nebenher<br />

<strong>zu</strong> betreiben und stattdessen ihren Lebensunterhalt mit Taxifahren<br />

<strong>zu</strong> verdienen. Und damit war man schließlich im frisch<br />

entstehenden Gewerbegebiet genau am richtigen Ort.<br />

Die Familie bewohnt jenen Bauernhof <strong>von</strong> 1778, der direkt an<br />

der Grenze zwischen <strong>Bremen</strong> und Achim liegt. „Damals waren<br />

hier nur Wald und Wiesen“, weiß Friedrich Osmers aus den<br />

Erzählungen der Eltern und Großeltern. Heute dagegen stehen<br />

hohe, dunkle Lagerhallen bis dicht ans Grundstück und Verkehrslärm<br />

dringt <strong>von</strong> den viel befahrenen Straßen herüber. <strong>Der</strong><br />

inzwischen 74-Jährige und seine 70-jährige Ehefrau haben alles<br />

mitgemacht: den Autobahnbau am Ende der fünfziger, die<br />

ersten Ansiedlungen <strong>von</strong> Unternehmen <strong>zu</strong> Beginn der siebziger,<br />

den Ausbau des Areals <strong>zu</strong>m Gewerbegebiet Mahndorf bis weit in<br />

die neunziger Jahre hinein. „Gefallen hat uns das nicht, aber<br />

was sollten wir machen?“ Doch als dann diese adretten Boten<br />

der neuen Zeit vor der Tür standen, und ihnen Haus, Hof und<br />

Heimat abschwatzen wollten, da erwachte ihr Stolz: „Dass wir<br />

hier bleiben wollten, stand nie infrage.“<br />

Den Planern waren die renitenten Eheleute ein Dorn im Auge.<br />

Aber die hatten mit der Gründung ihres Taxibetriebes erst einmal<br />

Zeit gewonnen. Also versuchte man es auf anderem Wege.<br />

Plötzlich hieß es, für die paar Droschken bräuchte man keine<br />

drei Hektar Land, sondern käme auch mit weniger Fläche aus.<br />

Osmers’ Antwort: Sie erweiterten das Angebot ihrer kleinen<br />

Firma um eine innovative Dienstleistung – um Hubschrauberflüge<br />

nämlich. Zwar fanden sich <strong>zu</strong>nächst keine Kunden, die diesen<br />

<strong>zu</strong>kunftsträchtigen Service in Anspruch nehmen wollten,<br />

und über einen eigenen Helikopter verfügte man auch nicht.<br />

Aber der neu eingerichtete Start- und Landepunkt rechtfertigte<br />

den erhöhten Platzbedarf und bescherte der Familie die ersehnte<br />

Ruhe. Asterix hatte damit gesiegt, die Römer gaben klein bei.<br />

Für Meta und Friedrich Osmers waren es turbulente Jahre. Heute<br />

hat sich das Paar freilich längst mit seinen neuen Nachbarn ausgesöhnt.<br />

„Dass wir so beharrlich waren, hat uns viel Respekt<br />

eingebracht“, sagen sie. Und so verbringen sie ihren Lebensabend<br />

genau dort, wo sie all die Zeit geschuftet und geruht,<br />

gelacht und gestritten haben. Und Sohn Harry fegt weiter den<br />

Hof, Pekinesin Trixi kläfft die Besucher an und die Katzen räkeln<br />

sich auf den heißen Pflastersteinen.


46 <strong>Bremen</strong><br />

Ein Leben zwischen<br />

hier und da<br />

Ähnlich wie Familie Osmers haben auch Ilse und Heinrich Brenning<br />

ihre Erfahrungen mit der expandierenden Stadt gemacht.<br />

Genügend Platz für allerlei Getier wäre auf ihrem Hof an der<br />

Uphuser Heerstraße ebenfalls vorhanden. „Katzen und Hunde<br />

überleben bei all den Autos hier allerdings nicht“, fürchten sie<br />

und halten deshalb nur noch ein paar Hühner. Durch den Weserpark<br />

ist der Verkehr in diesem Viertel in den letzten Jahren rapide<br />

angestiegen. Brennings haben sich der Entwicklung nicht<br />

verschlossen. Durch ihren schönen Garten müsste die Straße<br />

<strong>zu</strong>m Einkaufszentrum geführt werden, hatte man ihnen mitgeteilt.<br />

Da wussten sie, was die Stunde geschlagen hat. Wenn<br />

solch eine Entscheidung erst einmal gefallen war, dann gab es<br />

nicht mehr viele Möglichkeiten. Sie würden ihr Grundstück wohl<br />

oder übel verkleinern müssen. „Wir kannten das schon“, sagt die<br />

76-jährige Ilse Brenning. Als einst nebenan die Eisenbahnstrecke<br />

gebaut worden war, hatte man schon einmal Land abgegeben.<br />

Und nun musste die angrenzende Straße verbreitert, eine<br />

weitere Fahrspur geschaffen werden. So war eben der Lauf der<br />

Zeit.<br />

Die alten Leute zierten sich nicht, wollten sich aber auch nicht<br />

über den Tisch ziehen lassen. Ein Großprojekt wie der Ausbau<br />

der Thalenhorststraße <strong>zu</strong>m Weserpark würde nicht an ihrem<br />

Widerspruch scheitern, soviel war klar. Ein Vertrag wurde<br />

gemacht, Geld wechselte den Besitzer, Sträucher wurden ausgegraben,<br />

Bäume gefällt – nur an einer kleinen, wackeligen Mauer<br />

aus dem 19. Jahrhundert schieden sich die Geister. Brennings<br />

hatten in den Verkaufsverhandlungen durchgesetzt, dass die nur<br />

noch unvollständig vorhandene Klinkerumrandung ihres Anwesens<br />

wieder errichtet werden müsse. Und nun hatte man zwei<br />

junge Handwerker geschickt, die ausgerechnet dem gelernten<br />

Maurer Heinrich Brenning mit Pfusch kommen wollten. Als dieser<br />

sich nach den ersten Arbeiten das Werk besah, wurde er<br />

böse. „Nicht mit mir“, schimpfte der heute 82-jährige und nahm<br />

sich die Kollegen <strong>zu</strong>r Brust. „Denen habe ich dann erstmal<br />

gezeigt, wie man so was richtig macht.“ Heute begrenzt eine<br />

vorbildlich hochgezogene Klinkerwand sein Grundstück. „Wir<br />

haben viel Glück gehabt in unserem Leben und immer das Beste<br />

aus der Situation gemacht“, sagt er.


„Investition in Wissen bringt<br />

immer noch die besten Zinsen.“<br />

Als Bremer muss man nicht weit laufen, um europäische Raumfahrttechnologie<br />

der absoluten Spitzenklasse <strong>zu</strong> erleben. Denn mit OHB Technology ist einer der<br />

großen internationalen Player auf diesem Zukunftssektor in der Hansestadt<br />

beheimatet. Die weltweit einzigartige Bündelung <strong>von</strong> Raumfahrt- und Telematik-<br />

Know-how haben uns <strong>zu</strong> einem der erfolgreichsten Unternehmen der Branche<br />

gemacht – und <strong>zu</strong>m ersten deutschen Raumfahrtunternehmen an der Börse.<br />

Ihr Ansprechpartner: Michael Vér, Investor Relations<br />

Tel. +49 (0) 421 2020-727, ir@ohb-technology.de,<br />

www.ohb-technology.de<br />

Benjamin Franklin


48 Wirtschaft<br />

Konjunkturbarometer BLG<br />

Autoterminal Bremerhaven


50 Wirtschaft<br />

Konjunkturbarometer BLG<br />

Autoterminal Bremerhaven<br />

Franz Ganss<br />

Erfreuliche Zeichen für eine Frühjahrsbelebung <strong>von</strong> Europas großer<br />

Autodrehscheibe liefern die Zahlen der BLG LOGISTICS<br />

GROUP vom März 2005: 143 000 umgeschlagene Fahrzeuge signalisieren<br />

eine deutlich gestiegene Automobilnachfrage nach<br />

Import- und Exportfahrzeugen und belegen mit einem Zuwachs<br />

<strong>von</strong> 9,6 Prozent gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres<br />

die Erfolgsgeschichte einer Branche, die der Hafenwirtschaft in<br />

der Seestadt starke Impulse verleiht.<br />

<strong>Der</strong> Erfolg trägt einen Namen. Detthold Aden. Seit 1999 ist der<br />

Mann, der das Speditionsgewerbe <strong>von</strong> der Pike auf gelernt hat,<br />

Vorsitzender des Vorstandes der BLG LOGISTICS GROUP. Konsequent<br />

hat er die Entwicklung des Unternehmens vom traditionellen<br />

Hafenunternehmen <strong>zu</strong>m internationalen Logistikdienstleister<br />

vorangetrieben.<br />

„Die Globalisierung mit ihrer weltweiten Arbeitsteilung und<br />

einem dynamisch wachsenden Welthandelsvolumen ist Herausforderung<br />

und Chance <strong>zu</strong>gleich für uns“, meint Aden, der 1976<br />

Gründungsgeschäftsführer des Paketdienstes UPS Deutschland<br />

war, um anschließend bei Bertelsmann, der Union-Transport-<br />

Gruppe, der Thyssen Haniel Logistic GmbH und der Thyssen Handelsunion<br />

AG als Geschäftsführer und Mitglied des Vorstandes<br />

Logistikerfahrungen in ganz unterschiedlichen Unternehmen<br />

sammeln <strong>zu</strong> können.<br />

Detthold Aden ist in den knapp 6 Jahren seiner Tätigkeit als<br />

Vorstandsvorsitzender der BLG LOGISTICS GROUP <strong>zu</strong> einem<br />

bekennenden Bremer geworden und die Bremer haben ihn ungewöhnlich<br />

schnell aufgenommen. 2004 wurde der gerade mal vor<br />

vier Jahren Zugereiste in den Kreis der ehrwürdigen Schaffer<br />

aufgenommen, im selben Jahr wählte ihn das Plenum der Handelskammer<br />

<strong>zu</strong> seinem Vizepräsidenten.<br />

Detthold Adens Wort hat Gewicht in der Hansestadt. Als Redner<br />

punktet der Mittfünfziger mit beziehungsreichen Pointen. Dass<br />

ihm der öffentliche Auftritt keine Qual ist, merkt man ihm an.<br />

„Er ist ein begnadeter Kommunikator“, sagt ein Mitbewerber,<br />

um nicht ohne Bedauern hin<strong>zu</strong><strong>zu</strong>fügen: „Aus diesem Holz könnte<br />

nicht nur die Logistikbranche ein paar mehr gebrauchen.“<br />

Dass die Politik längst ein Auge auf den Neubremer geworfen<br />

hat, ist ein offenes Geheimnis, nachdem Josef Hattig als ehemaliger<br />

Becks-Chef bewiesen hat, dass ökonomischer Sachverstand<br />

und unternehmerisches Denken in der Politik nicht fehl<br />

am Platz sind.


<strong>Der</strong> Geschäftsbereich BLG LOGISTICS AUTOMOBILE gehört mit<br />

3,75 Millionen Fahrzeugen pro Jahr die Nummer 1 in der Fertigfahrzeug-Logistik.<br />

Stärkster Knoten im Terminal- und Transportnetzwerk<br />

ist Bremerhaven mit über 1,4 Millionen umgeschlagenen<br />

Fahrzeugen im vergangenen Jahr. Damit gehört Bremerhaven<br />

<strong>zu</strong> den größten Autohäfen der Welt.<br />

Die Produkte europäischer Hersteller werden über das BLG-Terminal<br />

hauptsächlich in die USA, nach Ostasien und Nahost verschifft.<br />

Die Importe kommen vor allem aus Asien und den USA.<br />

So werden allein aus Japan und Korea über 200 000 Fahrzeuge<br />

pro Jahr importiert. Mit chinesischen Automobilproduzenten<br />

wurden erfolgreich Verhandlungen geführt, damit demnächst<br />

auch Fahrzeuge aus dem Land der aufgehenden Sonne über Bremerhaven<br />

nach Europa rollen. Aber auch deutsche Autos erreichen<br />

Bremerhaven aus dem Ausland. <strong>Der</strong> BMW X5 <strong>zu</strong>m Beispiel,<br />

den die Bayern in ihrem Werk in Spartanburg im US-Bundesstaat<br />

South Carolina genauso bauen lassen wie ihren Roadster Z4, um<br />

diese dann in ganz Europa auf die Straße <strong>zu</strong> bringen. Ebenso ist<br />

es bei der ML-Klasse <strong>von</strong> DaimlerChrysler.<br />

Alle namhaften Auto-Reeder bedienen Bremerhaven regelmäßig.<br />

Jedes Jahr laufen fast 1.500 Autoschiffe den BLG-Terminal an.<br />

Diese Giganten der Meere nehmen bis <strong>zu</strong> 6500 Autos auf 13<br />

Decks an Bord. Eine Schiffsladung alleine ergäbe eine über 30<br />

51<br />

Kilometer lange Autoschlange. Das web-basierte IT-System<br />

C@RIN unterstützt die weltweiten Bewegungen der Fahrzeuge<br />

und kontrolliert den Transport <strong>von</strong> der Herstellung bis <strong>zu</strong>m<br />

Händler im Bestimmungsland. Alle Beteiligten sind in den<br />

Informationsfluss integriert.<br />

Über Bremerhaven verschiffen Hersteller wie DaimlerChrysler,<br />

BMW, Ford, VW, Audi, Porsche, Opel und andere ihre Fahrzeuge<br />

in alle Welt. Neben Freiflächen stehen für die Zwischenlagerung<br />

der Automobile mehrstöckige Parkhäuser <strong>zu</strong>r Verfügung. Sie bieten<br />

mehr als 10.000 Autos Schutz bis <strong>zu</strong>r Verladung auf die<br />

Schiffe.<br />

Fünf weitere Parkhäuser schützen über 30.000 Importfahrzeugen<br />

bis <strong>zu</strong>r Weiterverladung in das Binnenland. Unter den<br />

Importen ist seit kurzem auch Jaguar dabei. Insgesamt finden<br />

120.000 Fahrzeuge auf dem Auto-Terminal der BLG in Bremerhaven<br />

Platz. In eigenen Technikzentren am Auto-Terminal werden<br />

Fahrzeuge gereinigt und die PDI (Pre-Delivery Inspection)<br />

vorgenommen. Transportschäden werden repariert. Anschließend<br />

erfolgt die technische Umrüstung nach den Zulassungsbestimmungen<br />

in den Bestimmungsländern.<br />

Auch Sonderausstattungen werden in Bremerhaven eingebaut –<br />

<strong>zu</strong>m Beispiel Sonnendächer, Klimaanlagen, Ledersitze, Sportfel-


52 Wirtschaft<br />

Konjunkturbarometer BLG<br />

gen oder Spoiler. Das ist für Hersteller <strong>von</strong> Großserien kostengünstig,<br />

und Import-Autos sind schneller beim Kunden, wenn<br />

sie in Bremerhaven endgefertigt werden und nicht erst um die<br />

halbe Welt reisen müssen. In Bremerhaven arbeitet praktisch<br />

die größte Autowerkstatt Deutschlands und kaum einer spricht<br />

darüber. Detthold Aden räumt ein, dass „in der Kommunikation<br />

unserer Leistungen noch jede Menge nach<strong>zu</strong>holen ist, aber was<br />

die Hafenlogistik für <strong>Bremen</strong> angeht, identifizieren die Bremer<br />

sich gerne mit der positiven Entwicklung der BLG, da haben wir<br />

eine Leuchtturmfunktion.“<br />

Zur Autodrehscheibe des Mittelmeeres entwickelt die BLG Gioia<br />

Tauro (Süditalien). Die zentrale mediterrane Lage ist ideal. Gioia<br />

Tauro ist mit Bremerhaven vernetzt. So sind Operation und Leistungsqualität<br />

an beiden Standorten identisch. Gioia Tauro ist<br />

auch Teil der Oststrategie <strong>von</strong> BLG LOGISTICS AUTOMOBILE.<br />

Zusammen mit einem Engagement im slowenischen Hafen<br />

Koper, einem Joint Venture in Wien und mehreren Auto-Terminals<br />

in Polen partizipieren die Bremer an der steigenden Autonachfrage<br />

in Osteuropa.<br />

Teil des Netzwerkes der BLG LOGISTICS AUTOMOBILE ist die E.H.<br />

Harms Automobile-Logistic, an der die BLG mit 50 Prozent<br />

beteiligt ist. E.H. Harms beschäftigt über 1.000 Mitarbeiter und<br />

versorgt unter anderem mit einer Flotte <strong>von</strong> 350 Autotransportern<br />

regelmäßig mehr als 7.000 Händler in Deutschland.<br />

Gemeinsam bieten BLG und E.H.H. damit alle relevanten Dienstleistungen<br />

in der Fahrzeug-Logistik. Neben Umschlag, Lagerung<br />

und technischer Aufbereitung in Bremerhaven, Hamburg, Cuxhaven,<br />

Danzig, Gioia Tauro und Koper werden Speditions- und<br />

Transportdienstleistungen per Schiene, Straße, Binnen- und<br />

Küstenschifffahrt geboten, <strong>zu</strong>dem zahlreiche Inlands-Terminals<br />

in Deutschland, Österreich und Polen.<br />

Damit ist die logistische Leistungskette <strong>von</strong> den Autoherstellern<br />

bis <strong>zu</strong>m Endkunden komplett. Mit ihrem Standort-Netzwerk wird<br />

den Kunden der BLG im Bereich Fertigfahrzeuge sowie auch für


andere rollende Ladung ein vollständiges logistisches Leistungs-<br />

Netzwerk geboten und damit innovative Komplettlösungen für<br />

den Automobilmarkt. Detthold Aden legt Wert darauf, dass die<br />

Qualität des gesamten BLG-Leistungsspektrums „selbstverständlich<br />

zertifiziert“ ist.<br />

„Die Automobilindustrie verringert ständig ihre Fertigungstiefe,<br />

auch dank unserer Angebote in der Contract Logistik“, erläutert<br />

Aden nicht ohne Stolz. „Früher haben die Hersteller 60% der<br />

Teile eines Fahrzeuges selbst produziert. Heute sind es weniger<br />

als 25%. Ich kann mir visionär vorstellen, dass Automobilhersteller<br />

ein Auto nur noch designen und verkaufen. Die Produktion<br />

der Teile und die Montage machen dann andere Dienstleister<br />

und <strong>von</strong> diesem Kuchen wollen wir in <strong>Bremen</strong> uns ein gutes<br />

Stück abschneiden.“<br />

„Zum Jahresanfang 2005 liegt die BLG weiter auf Wachstumskurs.<br />

Mit der fortschreitenden Globalisierung sind die Chancen<br />

für die Logistik unverändert positiv. Die Wachstumsbranche ist<br />

mit über zwei Millionen Beschäftigten in Deutschland mittlerweile<br />

der größte Arbeitgeber“, so BLG-Chef Detthold Aden. „Wir<br />

53<br />

haben das Jahr 2004 mit einem EBT <strong>von</strong> über 29 Mio. Euro (Vorjahr:<br />

15) abgeschlossen. Das ist bei unserer Eigenkapitalquote<br />

<strong>von</strong> 30% eine Eigenkapitalverzinsung <strong>von</strong> 17%. Damit sind wir<br />

im Kreise der Logistikdienstleister ein sehr gut aufgestelltes<br />

Unternehmen.“ Und in diesem Jahr steigen die Gewinne weiter.<br />

Sorgen machen dem BLG-Chef die massiven Eingriffe der Automobilindustrie<br />

in Kosten und Tarifstrukturen. „Das geht nicht<br />

spurlos an uns vorbei“, meint Aden, ist jedoch optimistisch:<br />

„Wir haben gerade mit unseren Arbeitnehmervertretern und den<br />

Gewerkschaften hervorragende Pakete schnüren können, um uns<br />

den Herausforderungen der Automobilmärkte <strong>zu</strong> stellen.“<br />

Die Gelassenheit des obersten Bremer Logistikers beim Thema<br />

Auto überrascht nicht. BLG LOGISTICS AUTOMOBILE und BLG<br />

LOGISTICS CONTRACT, die beiden Geschäftsbereiche, die mit<br />

Autos <strong>zu</strong> tun haben, sind wachsende Geschäftsbereiche der BLG<br />

LOGISTICS GROUP. Umsatz- und Ergebnisstar aber ist <strong>zu</strong>r Zeit der<br />

Geschäftsbereich BLG LOGISTICS CONTAINER, der durch das<br />

Gemeinschaftsunternehmen EUROGATE entwickelt wird.


54 Wirtschaft<br />

Konjunkturbarometer BLG


56 Wirtschaft<br />

Bremer Satellitenbauer<br />

Fuchs-Dreigestirn


58 Wirtschaft<br />

Bremer Satellitenbauer<br />

Fuchs-Dreigestirn<br />

Silke Sackmann<br />

Wie der Mond um die Erde,<br />

so kreisen bei Familie Fuchs (fast) alle Gedanken um sie:<br />

die Satelliten <strong>von</strong> OHB<br />

Kein Zutritt für Fotografen – das Interessanteste ist geheim.<br />

Dennoch: einen Blick dürfen wir hineinwerfen in die neue Integrationshalle<br />

<strong>von</strong> OHB: Wissenschaftler in weißen Schutzanzügen<br />

– Haube, Kittel, Gummihandschuhe – , aufwendig verkabelte<br />

Apparaturen auf fahrbaren Plattformen, auf der einen Seite<br />

ein „Engineering Model“, auf der anderen ein erster flugfähiger<br />

Satellit: Hier, im Technologiepark an der Universität entsteht in<br />

der Halle mit dem großen, weißen „Fußball“ das erste satellitengestützte<br />

Aufklärungssystem der Bundeswehr: Fünf baugleiche<br />

Satelliten, die die Erde ab dem nächsten Jahr auf 500 Kilometer<br />

entfernten Bahnen umkreisen werden und der Bundeswehr<br />

bei Tag und bei Nacht auf den Meter genaue Radarbilder<br />

liefern sollen. OHB entwickelt und baut diese Satelliten, errichtet<br />

die Bodenstation und rüstet sie aus. Da<strong>zu</strong> hat das Unternehmen<br />

weltweit mehr als 20 hochspezialisierte Partner mobilisiert.<br />

Mit Hilfe der erfolgreichen russischen Cosmos-3M-Rakete<br />

wird es die Satelliten auch ins All befördern und anschließend<br />

zehn Jahre lang betreiben.<br />

Hineingefuchst: „Das ist Management <strong>von</strong> Wissen“, sagt Marco<br />

R. Fuchs, 42, der vor 10 Jahren in das Unternehmen seiner<br />

Eltern eingetreten ist und inzwischen der Holding OHB Technology<br />

AG, dem ersten deutschen börsennotierten Technologieund<br />

Raumfahrtunternehmen vorsteht. Dabei deutet der frühere<br />

Rechtsanwalt mit deutschem und amerikanischem Abschluss auf<br />

die lange Liste <strong>von</strong> Partnerunternehmen, an denen OHB <strong>zu</strong>m Teil<br />

große Beteiligungen hält: „Wir bieten maßgeschneiderte Systemlösungen<br />

aus einer Hand an, natürlich auch Standardprodukte,<br />

aber: unser Schwerpunkt liegt auf dem Projektgeschäft.<br />

Wir mischen unser eigenes Know-how immer wieder aufs Neue,<br />

und – darin liegt unsere besondere Fähigkeit – wir suchen die<br />

am besten geeigneten und günstigsten Komponenten auf dem<br />

Weltmarkt und kombinieren sie durch unsere Entwicklungsarbeit<br />

<strong>zu</strong> innovativen und hochtechnologischen Produkten.“ Mit großem<br />

Erfolg. Und: Ganz entgegen dem allgemeinen Abwärtstrend<br />

in der europäischen Raumfahrt. Mit dem Auftrag, die „SAR-<br />

Lupen“ für die Bundeswehr <strong>zu</strong> bauen, ist es dem Unternehmen<br />

gelungen, als erstes deutsches Unternehmen in den Zukunftsmarkt<br />

militärischer Satellitenprojekte ein<strong>zu</strong>steigen. „Da sehen<br />

wir unsere Zukunft“, sagt Marco Fuchs und beschreibt die Technologie<br />

dieser Kleinsatelliten als einzigartig: Klein, gerade mal<br />

770 kg schwer, mit sehr hoher Leistung und preiswert – „so<br />

etwas haben nicht einmal die Amerikaner!“ Das SAR-Lupe-Projekt<br />

ist mit 300 Millionen Euro der bisher größte Auftrag.<br />

Wie konnte das gelingen?, fragen wir Prof. Manfred Fuchs, den<br />

Mann, der das Unternehmen <strong>zu</strong> dem gemacht hat, was es heute<br />

ist: Zur Nummer 1 auf dem europäischen Markt für Kleinsatelliten,<br />

<strong>zu</strong>r Nummer 2 weltweit, nach den USA. Allerdings: „Das hab<br />

ich nicht allein geschafft!“, lacht er; die Geschichte des Unternehmens<br />

beginnt mit seiner Frau. Ihr ist <strong>zu</strong> Hause langweilig als<br />

die Kinder flügge werden und so beginnt sie wieder <strong>zu</strong> arbeiten.<br />

Bei OHB, was damals für Otto Hydraulik <strong>Bremen</strong> steht. Sie übernimmt<br />

den 5-Mann-Betrieb und beginnt ihn <strong>zu</strong> erweitern.<br />

„Eine knallharte Kauffrau“, nennt Manfred Fuchs seine Frau<br />

schmunzelnd, hebt respektvoll die Brauen und deutet mit dem<br />

Daumen an, wie streng sie in ihrer Zeit als kaufmännische Leiterin<br />

über die Finanzen <strong>von</strong> OHB gewacht habe. Um die Hierarchie<br />

klar<strong>zu</strong>stellen: „Zuerst kommt heute mein Sohn – als Vorstandsvorsitzender<br />

der Holding OHB Technology AG, dann komm<br />

ich – als Vorsitzender der OHB-System AG, und über allem wacht<br />

meine Frau – als Aufsichtsratsvorsitzende. Die kann uns beide<br />

entlassen“, scherzt er und wirkt rundum <strong>zu</strong>frieden: „Das ist doch<br />

toll!“ – wenn man so <strong>zu</strong>sammenwirkt. Schade nur, dass Romana,<br />

seine Tochter, nicht dabei ist. Die Rechtsanwältin lebt in<br />

München und wäre, wie auch der Sohn Marco „eine sehr gute<br />

Unternehmerin“.


Während Christa Fuchs in der Frühzeit <strong>von</strong> OHB Hydrauliksysteme<br />

für die Bundeswehr repariert, arbeitet ihr Mann, Manfred<br />

Fuchs, bei dem Raumfahrtunternehmen ERNO, nach zahlreichen<br />

Umstrukturierungen heute EADS, entwickelt und baut dort<br />

Satelliten und wirkt an entscheidenden Entwicklungen der Weltraumlabore<br />

„Spacelab“ und „Columbus“ mit. Schon als junger<br />

Mann kann sich der aus Latsch im Südtiroler Vinschgau stammende<br />

Sohn eines Fuhrunternehmers zweier Superlative rühmen:<br />

Mit 17 ist er der jüngste Pilot Italiens, mit 21 der jüngste<br />

deutsche Flugzeugbauingenieur. „Dem Himmel gehörte immer<br />

schon meine Leidenschaft“, sagt er und winkt beim Erwähnen<br />

der großen Leistungen, die man ihm in der Luft- und Raumfahrt<br />

<strong>zu</strong>schreibt, ab. Mit Worten ist er sparsam, <strong>zu</strong>rückhaltend und<br />

bescheiden. Er lehnt sich in seinem Sessel <strong>zu</strong>rück und strahlt<br />

einen so tiefen inneren Frieden aus, wie man ihn nur selten bei<br />

Menschen findet. Sofort stellt sich Nähe und Sympathie ein und<br />

das Gefühl: Das ist ein Mensch, dem andere folgen. Einer, dem<br />

andere ihre Kraft mit Freude schenken.<br />

Rund 25 Jahre lang sammelt er Erfahrung in der Großindustrie,<br />

ehe für ihn der lang gehegte Traum „eine Art Luft-Verkehrs-<br />

Unternehmen“ <strong>zu</strong> gründen, Wirklichkeit wird. 1985 steigt er bei<br />

OHB ein und stellt fortan seine in der Fachwelt immer wieder als<br />

genial beschriebene technische Begabung in den Dienst der<br />

<strong>zu</strong>nächst noch kleinen Firma.<br />

Ein Schiffsmodell, eine Seenotrettungsboje – Exponate aus der<br />

Frühzeit: Hier beginnt unser kleiner Gang durch die Unternehmensgeschichte<br />

in der Empfangshalle der Fuchs Gruppe. Dann<br />

der erste Satellit: BremSat, der erste „Kleine“ für die Wissenschaft,<br />

den OHB <strong>zu</strong>sammen mit der Fallturmgesellschaft ZARM<br />

entwickelt hat. Es folgen Safir2, Mita, Rubin2 und andere Kommunikationssatelliten,<br />

dann – und schon sind wir in der Gegenwart<br />

– ENVISAT: Für den größten europäischen Umweltsatelliten<br />

hat OHB die gesamten mechanischen Bodenanlagen, einen Zentralrechner<br />

und Kabelbäume entwickelt und gebaut. Seit 2002<br />

ist ENVISAT unterwegs und untersucht die Erdatmosphäre: Wo<br />

entsteht das Treibhausgas? Wie viel da<strong>von</strong> schlucken Wälder und<br />

Meere?<br />

Eine drei bis vier Meter große Antennenschüssel lenkt das<br />

Thema wieder auf das derzeit größte Projekt: SAR-Lupe. „Wenn<br />

sie wüssten, was ich weiß,“ hatte Manfred Fuchs vor zwei Jahren<br />

spaßend auf die Vergabe des SAR-Lupe-Projekts angespielt,<br />

„dann würden sie unsere Aktien kaufen.“ Und wirklich: Die<br />

junge Aktie erlebte einen rasanten Kursanstieg. Vor zwei Jahren<br />

noch lag sie bei rund 5 Euro, während sie heute bereits über 9<br />

Euro geklettert ist. Eine Dividende wird in diesem Jahr erstmalig<br />

ausgeschüttet: 12 Cent pro Aktie. 65 Prozent des Gesamtpakets<br />

<strong>von</strong> knapp 15 Millionen Aktien liegen bei der Familie, der<br />

Rest geht an institutionelle und private Anleger.<br />

59


60 Wirtschaft<br />

Bremer Satellitenbauer<br />

Was sagt Manfred Fuchs seinen Anlegern heute? Na, ein Blick in<br />

den Geschäftsbericht der OHB Technology spricht <strong>zu</strong>nächst für<br />

sich: Nach einem Umsatzplus <strong>von</strong> 42 Prozent im Jahr 2003 stieg<br />

der Umsatz im vergangenen Jahr um 43 Prozent auf fast 140<br />

Millionen Euro. Dieser Umsatz wird <strong>zu</strong> über 90 Prozent in dem<br />

Unternehmensbereich „Raumfahrt und Sicherheit“, der in der<br />

OHB-System AG <strong>zu</strong>sammengefasst ist, erwirtschaftet. „Wir sorgen<br />

für Wachstum!“, sagt Manfred Fuchs, Chef dieses größten<br />

und ältesten Geschäftsbereichs. <strong>Der</strong>zeit laufen sehr aussichtsreiche<br />

Verhandlungen über eine Aufstockung des SAR-Lupe-Projekts<br />

und auch andere Folgeaufträge wie <strong>zu</strong>m Beispiel die Herstellung<br />

eines Systemverbundes zwischen dem deutschen und<br />

dem französischen Aufklärungssystem stehen in Aussicht.<br />

Außerdem fiebert das Unternehmen einer ganz großen Entscheidung<br />

entgegen: Schon bald soll der Milliarden-Auftrag für<br />

das Projekt SATCOMBwII vergeben werden, für das sich OHB<br />

<strong>zu</strong>sammen mit T-Systems und Thales beworben hat. Dabei geht<br />

es um den Aufbau und Betrieb eines neuen Satellitenkommunikationsnetzes<br />

für die Bundeswehr mit Hilfe mehrerer geostationärer<br />

Satelliten. Diese „Little Geos“ sollen den militärischen<br />

Sprachverkehr und Datenaustausch verbessern.<br />

Hier, in der Empfangshalle <strong>von</strong> OHB kreisen die „Little Geos“<br />

bereits um ein Modell. Manfred Fuchs sieht sie auch in anderen<br />

Verwendungen: Auch im Rahmen des Satellitenbusses Lux, der<br />

derzeit bei OHB entwickelt wird, sollen die „Little Geos“ die Anwendungsmöglichkeiten<br />

<strong>von</strong> Satelliten in den Bereichen Telekommunikation,<br />

Meteorologie und Erdbeobachtung erheblich<br />

erweitern.<br />

In den Unternehmensbereich „Raumfahrt und Sicherheit“ gehört<br />

auch die Mitarbeit an dem europäischen Satellitennavigationssystem<br />

GALILEO. OHB-System arbeitet in Schlüsselpositionen<br />

<strong>zu</strong>r Herstellung der Satelliten und hofft auf den Auftrag, das<br />

System ab 2008 als Kernpartner im iNAVSAT-Konsortium betreiben<br />

<strong>zu</strong> können. Die Liste weiterer Projekte in der „Raumfahrt<br />

und Sicherheit“ ist noch lang und führte <strong>zu</strong> weit – deshalb sei<br />

nur noch ein weiteres, ganz wichtiges Gebiet erwähnt: OHB hat<br />

auch in der bemannten Raumfahrt eine herausragende Stellung.<br />

So ist das Unternehmen als einziges an allen wesentlichen Forschungseinrichtungen<br />

<strong>von</strong> Columbus, dem europäischen Beitrag<br />

<strong>zu</strong>r Internationalen Raumstation, beteiligt.<br />

Neben der „Raumfahrt und Sicherheit“ umfasst die OHB Technology<br />

AG auch die Unternehmensbereiche „Telematik“ und „Satellitendienste“.<br />

Die „Telematik“, ein Kunstwort aus Telekommunikation<br />

und Informatik, befasst sich vor allem mit Lösungen für<br />

die intelligente Steuerung <strong>von</strong> LKW- , Auto- und Schiffsverkehren.<br />

Wo befindet sich welcher LKW einer Flotte, was hat er geladen,<br />

wann hat er Pausen gemacht? Das sind Fragen, deren Antworten<br />

<strong>zu</strong>m Beispiel die Effizienz einer Spedition steigern können.<br />

Jüngster Geschäftserfolg der „Satellitendienste“: <strong>Der</strong> Auftrag<br />

des US-amerikanischen Satellitenbetreibers ORBCOMM über<br />

einen neuen Satelliten <strong>zu</strong>r Überwachung des Schiffsverkehrs vor<br />

den amerikanischen Küsten. Die OHB Technology AG beschäftigt<br />

gut 280 Mitarbeiter, die gesamte Fuchs Gruppe mit ihren Tochterunternehmen<br />

und Beteiligungen in Italien, Frankreich,<br />

Luxemburg, Russland und den USA an die 500.<br />

Ein Blick <strong>zu</strong>rück auf den „Fußball“ an der neuen Halle auf dem<br />

Firmengelände: In diesem „Radom“, dem Radardome, hat OHB<br />

im Rahmen des SAR-Lupe-Projekts jüngst erste Testaufnahmen<br />

<strong>von</strong> der Internationalen Raumstation gemacht. Auch das hat es<br />

noch nicht gegeben. Bisher konnten Testaufnahmen erst aus<br />

dem All gemacht werden – mit weitaus höheren finanziellen<br />

Risiken. Immer neue Ideen, hervorragende Produkte, ein unschlagbares<br />

Team – und: ein sicherer Instinkt für Marktentwicklungen<br />

und große Flexibilität in der Fähigkeit, sich auf Neues<br />

ein<strong>zu</strong>stellen – das sind wohl die Ingredienzien, die OHB, heute<br />

„Orbitale Hochtechnologie <strong>Bremen</strong>“, in den letzten Jahren <strong>zu</strong><br />

einem deutschen Vorzeigeunternehmen haben werden lassen.<br />

Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen wie <strong>zu</strong>m Beispiel<br />

„Unternehmer des Jahres“ drücken die Leistungen eines großen<br />

Unternehmers aus. Denkt Manfred Fuchs mit 67 Jahren ans Aufhören?<br />

Natürlich nicht: „Bis 75“, lautet seine vage Prognose.


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62 Wirtschaft<br />

Wasserfonds<br />

Wasser: Öl des 21. Jahrhunderts?<br />

Fotos: Frank Pusch


Franz Ganss<br />

<strong>Der</strong> Bedarf an Süßwasser steigt mit zwei bis drei Prozent jährlich<br />

doppelt so schnell wie die Weltbevölkerung.<br />

<strong>Der</strong> Rohstoff Wasser wird immer wertvoller. Zwar ist die Erdoberfläche<br />

<strong>zu</strong> zwei Dritteln mit Wasser bedeckt, doch nur ein<br />

winziger Teil da<strong>von</strong> kann als Lebensmittel oder für die Landwirtschaft<br />

genutzt werden. 97,2% der Wasservorräte auf unserem<br />

Planeten sind ungenießbares Salzwasser. 2,1% sind in Polarkappen<br />

und Gletschern als Eis gebunden.<br />

Lediglich 0,6% stehen als Süßwasser in Form <strong>von</strong> Oberflächenwasser<br />

in Seen und Flüssen und als Grundwasser unterirdisch <strong>zu</strong>r<br />

Verfügung.<br />

Experten gehen da<strong>von</strong> aus, dass im Jahr 2025 ein Drittel der<br />

Menschheit keinen Zugang <strong>zu</strong> sauberem Trinkwasser haben wird.<br />

Am verschwenderischsten geht die Landwirtschaft mit dem<br />

kostbaren Wasser um. Eine Orange benötigt 50 Liter Wasser bis<br />

<strong>zu</strong>r Reife. Ein Kilogramm Blumen saugt 1000 Liter auf, und für<br />

ein Kilogramm Fleisch werden 5000 Liter benötigt. Um in der<br />

Wüste der arabischen Staaten eine Tonne Getreide <strong>zu</strong> produzieren,<br />

müssen über 2000 Tonnen Wasser auf die Felder gepumpt<br />

werden.<br />

Das Thema Wasser birgt viel Phantasie für Techniker aber auch<br />

Investoren. Als Anlagethema ist es erst sehr spät entdeckt worden.<br />

Den weltweit ersten Wasserfonds brachte die Schweizer<br />

Privatbank Pictet auf den Markt und hatte auf Anhieb Erfolg.<br />

<strong>Der</strong> aktiv gemanagte Investmentfonds konnte nach dem Start<br />

im Januar 2000 zweistellig <strong>zu</strong>legen.<br />

Hans Peter Portner, Fondsmanager des Pictet Funds Water<br />

zeichnete bei seinem Vortrag im Rahmen der vom Bankhaus<br />

Plump veranstalteten „Gespräche am Markt“ ein faszinierendes<br />

Bild der weltweiten Wasserversorgung.<br />

Egal ob Wasser für die Industrie, die Landwirtschaft oder den<br />

Verbrauch der Bürger, ohne ein engmaschiges Netz <strong>von</strong> Wasserleitungen<br />

und komplexer Technik funktioniert die Wasserversorgung<br />

nicht. Die Lebensdauer <strong>von</strong> Trinkwasserleitungen, so Hans<br />

Peter Portner, betrage je nach Qualität und Komplexität 50 bis<br />

100 Jahre. Das sei ein weltweiter Erfahrungswert und entsprechend<br />

müssten jährlich ein bis zwei Prozent der Leitungen und<br />

der diese versorgenden technischen Systeme erneuert werden.<br />

Während Städte wie Amsterdam, Zürich oder Wien regelmäßig in<br />

ihre Infrastruktur investieren, gibt es eine Vielzahl <strong>von</strong> Städten,<br />

deren Nachholbedarf riesig ist. In London, wo jährlich weniger<br />

als 1 Prozent der Leitungssysteme erneuert werden, versickern<br />

bis <strong>zu</strong> 50% des Leitungswassers in der Erde. Ähnlich die Situation<br />

in New Orleans. Statistisch gesehen gehen in den Vereinigten<br />

Staaten jährlich rund 20% des transportierten Trinkwassers<br />

durch undichte Leitungen verloren.<br />

Um die bestehende Wasserversorgung sicherstellen und der<br />

weltweit steigenden Nachfrage nach Wasser gerecht werden <strong>zu</strong><br />

können, seien, so der Pictet Fondsmanager, gigantische Inves-<br />

63<br />

titionen nicht nur in den Industrienationen notwendig. Und<br />

diese werden immer häufiger <strong>von</strong> privaten Betreibern getätigt,<br />

an die der Staat den Auftrag <strong>zu</strong>r Wasserversorgung gegen klingende<br />

Münze delegiere. So haben Millionenstädte wie Berlin,<br />

Paris und Shanghai heute schon privatisierte Wassersysteme.<br />

Für Anleger lohne sich daher ein Blick auf Unternehmen, die ihr<br />

Geld mit der Versorgung, Aufbereitung, Reinigung und Entsorgung<br />

<strong>von</strong> Wasser sowie der Herstellung der dafür notwendigen<br />

Technologien und Anlagen verdienen. Mittlerweile rechneten<br />

Analysten mit zweistelligen Wachstumsraten für Dienstleister,<br />

Ausrüster und Versorger auf den weltweiten Wassermärkten.<br />

Fondsmanager Portner hält den Markt für Wasserversorgung vor<br />

allem deswegen für interessant, weil dieser Bereich rund um den<br />

Globus unterinvestiert sei. „In den Ländern Osteuropas beispielsweise,<br />

die der EU beigetreten sind oder vor dem Beitritt<br />

stehen, müssen auch die EU-Auflagen in punkto Wasserversorgung<br />

erfüllt werden, hier besteht noch großer Investitionsbedarf.“<br />

Aber auch die sich wandelnden Verbrauchergewohnheiten bergen<br />

Anlagephantasien für Wasser Fonds. Immer mehr Menschen<br />

beziehen ihr Trinkwasser nicht mehr aus der Leitung, sondern in<br />

verpackter Form als Markenprodukte. <strong>Der</strong> Markt für Packaged<br />

Water (Mineralwasser) boomt. Dieses Segment ist im Pictet<br />

Funds Water immerhin mit 8% vertreten. Wasserdienstleistungen<br />

machen mit 46% fast die Hälfte der Sektorallokation aus.<br />

Unternehmen der Wasser-Technologie sind mit 34% und<br />

Umwelt-orientierte Unternehmen mit 9% vertreten.<br />

„Die Wasserindustrie ist eine Insel in einer deflationären Welt“,<br />

meint Hans Peter Portner, der als Senior Investment Manager bei<br />

Pictet den Wasserfonds betreut, während sein Kollege Philippe<br />

Rohner als studierter Ingenieur schwerpunktmäßig die Technologien<br />

der Unternehmen analysiert. Das Fondsmanagement wird<br />

<strong>von</strong> einem auf Wasserthemen spezialisierten wissenschaftlichen<br />

Beirat unterstützt, dessen Fach- und Branchenkompetenz helfen<br />

soll, frühzeitig interessante Trends und Investitionschancen im<br />

Wassersektor auf<strong>zu</strong>spüren.<br />

<strong>Der</strong> Erfolg gibt den findigen Pictet Managern recht. Wasser<br />

scheint langfristig eine gute Anlage <strong>zu</strong> sein. Gegen den Trend<br />

hat der Pictet Funds Water bislang eine gute Figur gemacht und<br />

ist so <strong>zu</strong> einem guten Beispiel für Anleger geworden, dass im<br />

Fondsgeschäft nicht immer nur die großen Namen und Branchen<br />

auf dem Orderzettel stehen müssen.<br />

So hat, wie das Pictet Management <strong>zu</strong> berichten weiß, ihr Wasserfonds<br />

in den 5 Jahren seit der Auflegung den MSCI Word<br />

Index (Index aller bedeutenden Aktienmärkte der Welt) deutlich<br />

outperformed. Und die Genfer Fondsspezialisten sind sicher,<br />

dass das spannende Thema Wasser ihrem Fonds auch in Zukunft<br />

Erfolg garantieren wird.


64<br />

„Gespräche am Markt” BANKHAUS CARL F. PLUMP & CO.<br />

Das Schweizer Bankhaus Pictet stellt ihren „Pictet Funds Water” vor


66 Wirtschaft<br />

<strong>Club</strong>-Test BMW 1er<br />

Foto: Frank Pusch<br />

Ursula Carl<br />

testet<br />

den BMW 1er<br />

Benjamin der BMW-Familie


Rüdiger Hoffmann<br />

Er sei eine Besonderheit in seiner Klasse, der BMW Einser,<br />

schreibt Auto Motor und Sport, nicht nur wegen seiner ansprechenden<br />

Statur, sondern mehr noch wegen seines Antriebskonzeptes<br />

mit Längsmotor vorne, langer Haube und Heckantrieb<br />

ganz hinten unter einem knappen, wuchtigen Karosserieüberhang.<br />

Besondere Autos verlangen nach besonderen Kulissen. Was lag<br />

näher, als Ursula Carl unseren „<strong>Club</strong>“-Einser dort <strong>zu</strong> präsentieren,<br />

wo sie beruflich engagiert ist. Die Direktorin des Atlantic<br />

Hotel Airport hat aus ihrem Restaurant Blixx im achten Stock<br />

einen atemberaubenden Panoramablick über den Bremer Flughafen<br />

und seine Rollfelder und weiß nicht so recht, wo ihr Blick<br />

als Testfahrerin <strong>von</strong> „<strong>Club</strong>“ <strong>zu</strong>erst stehen bleiben soll. Auf dem<br />

feuerroten Flugoldie mit einer Sechszylinder-Boxermaschine,<br />

luftgekühlt, 270 PS stark und produziert in Bayern <strong>von</strong> BMW,<br />

oder auf ihrem Arbeitsgerät, dem silbergrauen 116i mit 115 PS,<br />

ebenfalls produziert in Bayern <strong>von</strong> BMW. Für drei Tage sollte der<br />

kleine Viersitzer nun Dienstfahrzeug für die vielbeschäftigte<br />

Hotelmanagerin sein. Erste Reaktion: „<strong>Der</strong> sieht so knuffig aus,<br />

hat schöne runde Formen und ist sehr kompakt, ein Auto <strong>zu</strong>m<br />

Anfassen.“<br />

Chris Bangle, der Chef-Designer <strong>von</strong> BMW, hat ganze Arbeit<br />

geleistet. Seine Formensprache verkneift sich stilistische Überforderungen<br />

der anspruchsvollen Kundschaft. Was da steht, ist<br />

ein BMW. Die Familienähnlichkeit mit dem neuen Fünfer, Dreier,<br />

ja selbst mit dem heftig polarisierenden Siebener ist unübersehbar.<br />

Knappe Karosserieüberhänge, eine lange Haube, eine<br />

hohe Fensterlinie und eine Quetschfalte darunter, das macht<br />

dem Einer keiner der im Windkanal gleichgeformten Konkurrenten<br />

der Kompaktklasse nach. In der Wirtschaft heißt so etwas<br />

Alleinstellungsmerkmal. Womit wir beim Preis sind. Da ist der<br />

Einser die Nummer eins. Knapp unter 20.000 Euro fängt der<br />

Spaß mit dem motorischen BMW-Benjamin, dem 116i und 115<br />

67<br />

PS an und der 120d, der große Dieselbruder mit 163 PS beginnt<br />

bei einem Grundpreis <strong>von</strong> 24.400 Euro.<br />

Doch <strong>zu</strong>rück <strong>zu</strong> unserem Benjamin in der Einser Palette. Metalliclackierung,<br />

Ledersitze, Radio und CD-Player, Glasschiebedach<br />

und Sitzhei<strong>zu</strong>ng, kur<strong>zu</strong>m alles an Zubehör, was das Autofahren<br />

erst so richtig schön macht, schieben den Grundpreis locker um<br />

mehrere tausend Euro nach oben. Ein Schnäppchen ist er nicht,<br />

der Einser. Eher ein Premium Angebot in einem Markt, der <strong>von</strong><br />

den etablierten Klassen-Konkurrenten a la Golf verbissen verteidigt<br />

wird.<br />

Bereits beim Platznehmen hinter dem sportlichen Volant fällt<br />

Ursula Carl die gelungene Bedien-Ergonomie auf. Das fahrerorientierte<br />

Cockpit, Knöpfe und Hebel, auch die Schaltung,<br />

alles am richtigen Fleck. Hände und Finger müssen nur <strong>zu</strong>greifen.<br />

Und dann der nostalgische Anlasserknopf. Eine Spielerei,<br />

die Ursula Carl begeistert. „Das find ich cool. Es erinnert mich<br />

an ein Sportflugzeug, da hat man das Gefühl, kaum gedrückt<br />

und schon geht die Post ab.“


68<br />

Wir fahren los und orientieren uns Richtung Autobahn. BMW<br />

setzt auf aktive Fahrer, auch beim Einser. Das sportliche Fahrwerk,<br />

das fast unverändert auch in der neuen Generation der<br />

Dreier seinen Dienst tut, begeistert mit seiner Direktheit. Ursula<br />

Carl gefällt das, wenngleich sie einräumt, dass es sicherlich<br />

Zeitgenossen geben mag, die auf diese Form <strong>von</strong> sportlichem<br />

Kontakt mit der Fahrbahn gerne verzichten würden. Auf der<br />

Autobahn zeigt sich, dass das limousinenhafte Abrollen und<br />

Dahinschweben nicht die Paradedisziplin unseres Einsers ist. Mit<br />

selbstbewusster Zuverlässigkeit werden Querfugen und Wellen<br />

im Belag <strong>zu</strong>rückgemeldet, nicht unangenehm, aber immerhin<br />

spürbar. Wie sagen die Jäger? Man kann nicht beides, den Hasen<br />

streicheln und gleichzeitig essen wollen. „Zwischen sportlich<br />

orientiert und Komfortversprechen muss man sich entscheiden.<br />

<strong>Der</strong> Einser <strong>von</strong> BMW ist eben etwas Besonderes“, meint die<br />

bekennende Dienstleisterin. „Wer ein solches Auto kauft, will<br />

sich <strong>von</strong> anderen unterscheiden.“ Für Ursula Carl, die privat<br />

einen Fünfer <strong>von</strong> BMW fährt, ist Kritik an diesem High Tech-<br />

Fahrwerk aus Leichtmetall mehr Nörgelei als Sachkunde.<br />

Wir sind auf den kurvigen Landstraßen zwischen Syke und<br />

Bruchhausen-Vilsen angelangt. Hier ist der Einser in seinem Element.<br />

So feinfühlig, so präzise fährt sich keiner seiner Konkurrenten.<br />

<strong>Der</strong> Hinterradantrieb beschert ein erstklassiges Fahrverhalten<br />

und ein überdurchschnittlich gutes Handling. Die ausgewogene<br />

Gewichtsverteilung (48,5% des Gesamtgewichts belasten<br />

die Hinterräder) macht sich beim Kurvenfahren in einer in<br />

dieser Klasse unbekannten Neutralität bemerkbar. Die fein abgestimmte<br />

ESP-Regelung sorgt für Fahrsicherheit auch dann, wenn<br />

der Fahrer es einmal in den Kurven <strong>zu</strong> heftig hat angehen lassen.<br />

Das Heck macht in solchen Grenzsituationen schon einmal<br />

programmiert einen kleinen Schwenk nach außen und fertig ist<br />

die Angelegenheit. Die Elektronik hat mitgedacht und <strong>zu</strong>verlässig<br />

korrigiert. Den kleinen Adrenalinschub für den Fahrer gibt es<br />

kostenlos da<strong>zu</strong>.<br />

Ursula Carl kann gar nicht genug bekommen vom Kurvenfahren<br />

dieser Art, auch wenn sie fahrdynamische Extreme, Grenzsituationen<br />

also, gekonnt vermeidet. Die überwiegende Mehrheit der<br />

Einser-Piloten werden das unaufgeregte gleichwohl präzise Handling<br />

schätzen, ohne unbedingt genau wissen <strong>zu</strong> wollen, warum<br />

die Lenkung des kleinen Bayern so störungsfrei, gleichsam<br />

abgekoppelt <strong>von</strong> den Straßenverhältnissen ihren Dienst tut. Die<br />

Erklärung ist einfach: Im Gegensatz <strong>zu</strong> den Fronttrieblern in dieser<br />

Klasse wie Golf, Opel, Ford und Toyota, bei denen die<br />

Antriebskräfte schon einmal nervend über die Vorderräder an der<br />

Lenkung zerren, bringt der BMW seine Kraft eben ganz unauffällig<br />

über die Hinterräder auf die Straße, während die Vorderräder<br />

sich ganz ungestört ihren lenkenden Aufgaben widmen können.<br />

Nach über 100 km Fahrt durch die landschaftlich reizvolle<br />

Umgebung im Südwesten <strong>Bremen</strong>s kommen wir auf die Platzverhältnisse<br />

dieses charmanten Kompaktautos <strong>zu</strong> sprechen.<br />

<strong>Der</strong> Neuling aus Bayern versucht gar nicht erst mit den braven<br />

Kompaktlimousinen der Golf-Klasse auf dem Gebiet der Raumökonomie<br />

<strong>zu</strong> wetteifern. Längsmotor und Heckantrieb sind eben<br />

längst nicht so platzsparend wie ein quer eingebautes Triebwerk<br />

mit Frontantrieb. Das bayerische Traditionskonzept gilt dafür<br />

eben als sportlicher und hat mit Sicherheit einen ganzen Schuss<br />

mehr automobiler Erotik <strong>zu</strong> bieten als Golf und Co. Wer häufiger<br />

mit vier Personen unterwegs sein will, sollte sich den Einser<br />

noch einmal kritisch ansehen. Was das Platzangebot angeht,<br />

punktet die Konkurrenz. Das sieht BMW gelassen und verweist<br />

auf den über die Heckklappe gut <strong>zu</strong>gänglichen Kofferraum, der<br />

sich durch das Umlegen der hinteren Rückenlehnen eindrucksvoll<br />

vergrößern lässt.<br />

Kann man sagen, dass ist eher ein Frauen-Auto, will ich <strong>von</strong><br />

Ursula Carl wissen. Sie widerspricht energisch. „<strong>Der</strong> ist geschlechtsneutral,<br />

den können Frauen als City-Auto und Männer<br />

als automobiles Spielzeug fahren oder umgekehrt. Ich finde, der<br />

ist bis auf das ein wenig eingeschränkte Platzangebot universell.<br />

<strong>Der</strong> ist, wenn man nicht mit mehr als zwei Personen verreisen<br />

muss, sogar eine vernünftige Alternative <strong>zu</strong> einem Dreier<br />

oder sogar <strong>zu</strong> einem Fünfer. Wer in einem solche Einser fährt,<br />

wird nicht in den Verdacht geraten, er könne sich etwas Größeres<br />

nicht erlauben und der hat auch nicht das Gefühl, dass sein<br />

Auto unbedingt größer sein müsste.“ Immerhin sprintet der<br />

kleinste Einser mit seinen 115 PS in gut 10 Sekunden <strong>von</strong> 0 auf<br />

Hundert und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit <strong>von</strong> 200 km/h.<br />

Im September dieses Jahres noch bekommt die Einser-Flotte<br />

Verstärkung. BMW legt einen Kraftprotz nach, der mit der neuen<br />

Sechszylindermaschine des Fünfer und 258 PS unter der Haube<br />

die Rolle des Wolfs im Schafspelz übernehmen soll. Damit dürfte<br />

die Hoheitsfrage nicht nur in dieser Klasse entschieden sein.


<strong>Der</strong> BMW 1er in Zahlen:<br />

Fünf Motorvarianten zwischen 115 und 163 PS<br />

Die Modelle 116i (115 PS), 118i (129 PS) und 120i (150 PS) verfügen über Benzinmotoren, erreichen eine Höchstgeschwindigkeit<br />

<strong>von</strong> 200 km/h, 208 km/h, respektive 217 km/h und sollen rd. 7,5 Liter/100 km verbrauchen. <strong>Der</strong> Grundpreis des 116i,<br />

der in der Käufergunst unangefochten auf Platz 1 liegt, beträgt Euro 19.900, der des nächst größeren Benzinbruders, des 118i,<br />

Euro 21.500. <strong>Der</strong> z.Zt. noch stärkste Benziner, der 120i, hat einen Grundpreis <strong>von</strong> Euro 23.700.<br />

Die beiden Diesel-Modelle, der 118d (122 PS) und der 120d (163 PS), sind mit drehmomentstarken (280 Nm und 340 Nm) Dieseltriebwerken<br />

ausgerüstet und verbrauchen rd. 5,7 Liter/100 km. <strong>Der</strong> Grundpreis des 118d, der <strong>von</strong> den Fachzeitschriften als<br />

der Einser mit dem besten Preis/Leistungsverhältnis bezeichnet wird, beträgt Euro 22.000, der große Dieselbruder, der 120d,<br />

kostet im Grundpreis Euro 24.700.<br />

Im September 2005 soll der Star unter den Einsern, der 130i, mit dem neuen 6 Zylinder-Motor aus der Fünfer Baureihe mit 258<br />

PS, ausgeliefert werden.<br />

69


70 <strong>Bremen</strong><br />

Willehad<br />

Erster Bischof <strong>von</strong> <strong>Bremen</strong><br />

<strong>Bremen</strong>-Gründer


72 <strong>Bremen</strong><br />

Willehad<br />

Erster Bischof <strong>von</strong> <strong>Bremen</strong><br />

<strong>Bremen</strong>-Gründer<br />

Claus Schmid<br />

Willehad aus Northumberland war der erste Bischof <strong>von</strong> <strong>Bremen</strong>.<br />

Wo heute der Dom steht, weihte Willehad am Sonntag, dem<br />

1. November 789 n. Chr. dem Heiligen Petrus eine Kirche. Am<br />

13. Juli 787 n. Chr. war Willehad in Worms vom Frankenkönig Karl<br />

<strong>zu</strong>m Bischof ordiniert wurden. Für <strong>Bremen</strong> kann dieser Akt gar<br />

nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ohne Willehads Kirchenbau<br />

hätten <strong>von</strong> <strong>Bremen</strong> aus niemals Bischöfe oder Erzbischöfe<br />

Politik betrieben, wäre <strong>Bremen</strong> niemals <strong>zu</strong>r freien Reichsstadt<br />

erhoben worden. Dies ist die Geschichte des Mannes, der als Gründer<br />

<strong>Bremen</strong>s gilt.<br />

Fünf Mönche, in wollene dunkle Kutten gehüllt, sind in einem<br />

spartanisch eingerichteten Raum um ein prasselndes Kaminfeuer<br />

versammelt und verzehren schweigend aus hölzernen Schüsseln<br />

ein kärgliches Mahl, Gemüse, Brot und Fisch. Etwas abseits<br />

kauert ein älterer Mönch und starrt gedankenverloren in einen<br />

Becher, an dem er hin und wieder nippt. Die Gedanken des Mönches<br />

umkreisen den gestrigen Tag, an dem er den hölzernen<br />

Dom hier am rechten Ufer des Flusses Wisura (Weser) auf der<br />

langen Düne feierlich unter dem Gesang der Mönche und der<br />

andächtig lauschenden Menge <strong>von</strong> Bauern, Händlern, Flussschiffern,<br />

Mägden und Kindern dem Heiligen Petrus, dem ersten<br />

Jünger des Herrn, geweiht hat. Das Wetter war für diese Jahreszeit<br />

noch sehr mild und so wurden die Menschen <strong>von</strong> weither<br />

angelockt, um an dem Ereignis teil<strong>zu</strong>nehmen. Zu seiner großen<br />

Freude war die Kirche berstend voll. Dicht gedrängt lauschten<br />

sie seinen Worten. Das Kirchenschiff war erfüllt vom Duft des<br />

Weihrauchs und ein Meer <strong>von</strong> Kerzen erhellte den Altar und<br />

tauschte ihn in ein geheimnisvolles mystisches Licht. Von der<br />

Liebe Christi, <strong>von</strong> seinen Leiden und der Auferstehung hatte er<br />

ihnen gepredigt und die bange Frage quält ihn: Hatten die Menschen<br />

verstanden, wo<strong>von</strong> er gesprochen hatte? War die Saat in<br />

ihnen aufgegangen, die er in den letzten Monaten und Jahren<br />

in ihre Herzen gelegt hatte? Konnte die pausbäckige, dralle<br />

Dienstmagd, die ihn aus großen dunklen Augen anstarrte, konn-<br />

te der mürrisch schauende Händler, die blonde Bauersfrau,<br />

konnten sie alle das Mysterium der Eucharistie nachvollziehen?<br />

„Ach Herr“, seufzt der Alte. „Wie süß und verlockend ist dein<br />

Wort und wie schwer ist es doch, Seelen <strong>zu</strong> gewinnen.“ Mühsam<br />

erhebt er sich und setzt sich in den Kreis der schweigend essenden<br />

Mönche, die <strong>zu</strong>sammenrücken, um ihm Platz <strong>zu</strong> machen.<br />

Das flackernde Licht des Feuers erhellt ein <strong>von</strong> vollem grauen<br />

Haar umrahmtes asketisches Gesicht. <strong>Der</strong> graue Bart, besonders<br />

die großen dunklen Augen, die ein seltsames Feuer versprühen,<br />

aber voll Güte auf die Schar der Mönche blicken, geben dem<br />

Alten ein überlegenes, achtungsgebietendes Aussehen. Trotz<br />

seines schmächtigen Körperbaus hätte ein Beobachter ihn<br />

sofort als Führer, als den Mentor der Gruppe erkannt. Als er sich<br />

<strong>zu</strong> ihnen gesellt, beginnen die Mönche <strong>zu</strong> schwatzen und einer<br />

wendet sich an ihn. „Ehrwürdiger Vater, nachdem wir hier in<br />

Bremun (am Rande) nun das Haus des Herrn geweiht und diesen<br />

Ungläubigen, diesen Verlorenen, das Evangelium verkündet, und<br />

sie in den Schoß der Heiligen Kirche geführt haben, was sind<br />

jetzt deine Pläne? Gehen wir weiter ins Land der Sachsen bis <strong>zu</strong>r<br />

kimbrischen Halbinsel (westliches Holstein), brauchen nicht alle<br />

Menschen das Wort Gottes?“ Die Mönche blicken den Bischof<br />

erwartungsvoll an. Dieser sieht schweigend in die Runde. „Brüder“,<br />

beginnt er mit sanfter Stimme, „hier in Bremun, an diesem<br />

Fluss, in dieser Siedlung muss sich der Glaube erst festigen,<br />

müssen die alten Götter Wotan, Thor und Baldur aus den Köpfen<br />

dieser Geschöpfe. Lasst uns nur in der näheren Umgebung<br />

in Richtung Riustri (Budjardingen) missionieren. <strong>Der</strong> Herr wird<br />

uns leiten. Bedenkt auch Brüder, dass es jederzeit wieder <strong>zu</strong><br />

Aufständen der Sachsen kommen kann. Wenn das geschieht,<br />

braucht die Herde der Gläubigen und der noch Schwankenden in<br />

ihrer Mitte einen Hirten. Noch kein Jahrzehnt ist es her, dass<br />

ich in diese Gegend kam und hier an gleicher Stelle eine kleine<br />

Kirche baute. Damals brach plötzlich der Aufstand gegen die<br />

Franken los und die friedlichen Landleute und Bauern, denen ich<br />

eben noch das Wort Gottes verkündigt hatte, verwandelten sich<br />

in reißende Wölfe. Unter ihrem Anführer Widukind (Wotans<br />

Sohn) verwüsteten sie das Land, zerstörten die Kirche und mor-


deten die Gläubigen. Es war als wäre der Würgeengel des Herrn<br />

über dieses Land gekommen. Viele treue Zeugen starben den<br />

Märtyrertod.“ Seine Stimme wird brüchig, er stockt. Lange starrt<br />

er in das Feuer, eine starke Erregung hatte ihn erfasst. „Erzähl<br />

uns aus diesen Tagen, Bruder“, unterbricht ein jüngerer Mönch<br />

die Stille, „ja, erzähl uns aus deinem Leben“, ruft ein anderer.<br />

„Mein Leben“, flüstert Willehad, „was gibt es da <strong>zu</strong> sagen. Ich<br />

bin nur ein unwürdiger Diener unseres Herrn Jesus Christus. In<br />

entscheidender Stunde habe ich gefehlt und versagt.“ Erneut<br />

stockt er.<br />

Als er merkt, dass seine Brüder ihn fragend und gespannt anblicken,<br />

beginnt er wieder. „Nun gut, wisset liebe Brüder, dass ich<br />

in Northumberland, jenseits des Kanals geboren bin, ganz in der<br />

Nähe der alten Römerstadt York. Das Land ist karg und die Menschen<br />

sind arm. Arbeit und Mühe sind ihr Los, aber der Glaube<br />

ist ihr unerschütterliches Fundament. Meine Mutter erzählte mir<br />

früh Geschichten <strong>von</strong> Aposteln und Märtyrern und groß war<br />

mein Verlangen, ihnen nach<strong>zu</strong>eifern. Aber als ich heranwuchs,<br />

begannen die Dinge der Welt mich <strong>zu</strong> entzücken. Spricht nicht<br />

auch der Heilige Augustinus, dass die Verlockungen der Welt<br />

ihre eigene Süße haben, und dass diese Süße nicht gering <strong>zu</strong><br />

achten sei? Auch solle man nicht leicht mit der Welt brechen,<br />

denn schimpflich wäre es, nachher reumütig <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>kehren.<br />

Auch in meinem Leben häuften sich damals die Sünden, aber ich<br />

habe es dem Herrn <strong>zu</strong> danken, dass ich mich nicht im Dornengestrüpp<br />

feiler Weltlust verfing. Als ich dann in York die Wissenschaften<br />

studierte, hörten wir vom Martyrium des großen<br />

Bonifatius, der <strong>von</strong> den Friesen einen schändlichen Tod erlitten<br />

hatte. In vielen <strong>von</strong> uns Studenten erwachte damals das ungestüme<br />

Verlangen, den Heiden das Evangelium <strong>zu</strong> bringen. Nachts<br />

lag ich wach, durchforschte die Schriften und erwartete ein Zeichen<br />

vom Herrn, um einer Berufung gewiss <strong>zu</strong> sein. Fasten,<br />

beten und studieren, gemäß der Ordnung des Heiligen Benedikt,<br />

waren mein Leben. Bis mir die ersehnte Klarheit endlich <strong>zu</strong>teil<br />

wurde, das Land der Friesen und Sachsen <strong>zu</strong> missionieren. Nicht<br />

den bequemen Weg wollte ich gehen, sondern den mühevollen<br />

und beschwerlichen, um mich unseres Herrn würdig <strong>zu</strong> erweisen.<br />

73


74 <strong>Bremen</strong><br />

Willehad<br />

Erster Bischof <strong>von</strong> <strong>Bremen</strong><br />

Von meinem geistlichen Oberen und <strong>von</strong> unserem König Ahlred<br />

erbat ich mir Segen und Erlaubnis für meinen gefahrvollen Weg.<br />

In Dokkum (Niederlande), dort wo die Friesen gegen Bonifatius<br />

gefrevelt hatten, begann ich frohen Geistes <strong>zu</strong> predigen. Voller<br />

Aberglauben und falscher Götter sind die Länder der Friesen und<br />

Sachsen. Bäume und Steine sind ihnen heilig. In Vielen war<br />

aber schon der Samen, den Bonifatius gestreut hatte, aufgegangen,<br />

und sie empfingen mich freudig und begrüßten mich<br />

als Bruder. Trotzdem war ich oft in großer Bedrängnis. Ich wurde<br />

verjagt und verhöhnt, bespuckt und geschlagen, auch war ich in<br />

Lebensgefahr. In solchen Stunden war mir der Heilige Paulus<br />

Trost, war er doch gleichen Kümmernissen ausgesetzt. Doch<br />

allem <strong>zu</strong>m Trotz schrieb er: Ich vermag alles durch den, der mich<br />

stark macht, Christus. So kam ich missionierend und betend in<br />

diese Gegend, Gau Wigmodien genannt (Dreieck zwischen <strong>Bremen</strong>,<br />

Bremerhaven, Verden). Das Land erinnerte mich an meine<br />

Heimat. Moore wechselten mit fruchtbaren Weiden voller fetter<br />

satter Kühe. Ein kräftiger Wind wehte beständig vom Meer. Die<br />

Menschen, die hier auf der Düne am Fluss Wisura (Weser) wohnten,<br />

empfingen mich freundlich. Es sind Bauern, Händler und<br />

Torfstecher. Sie nennen ihre Siedlung Bremun, und der Fluss<br />

Wisura ist ihre wichtigste Handelsstraße. Sie erzählten mir, dass<br />

er tief im Sachsenland entspringt und dass auf ihm Waren aller<br />

Art befördert werden bis weit ins Frankenland. Auch sagten sie,<br />

dass hier in Bremun der<br />

größte Markt im<br />

Umkreis sei. Da ich kein<br />

Franke bin, sondern aus<br />

einem Land komme,<br />

dass seine Vorfahren<br />

einst eroberten, begeg-<br />

Ihr Energie-Berater<br />

für <strong>Bremen</strong> und um<strong>zu</strong><br />

Koopmann-Jindelt<br />

Heizoel-Handel und Spedition GmbH<br />

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Heizoel<br />

neten sie mir ohne Argwohn<br />

und luden mich in<br />

ihre geräumigen Holzhäuser<br />

ein. Viele waren<br />

begierig, aus der Welt<br />

<strong>zu</strong> erfahren. Einige<br />

fragten auch nach meinen<br />

Göttern. Nur wenn<br />

ich vom Reich der Franken<br />

sprach, sprühten<br />

ihre Augen Hass und ich<br />

spürte ihre Wildheit. Es<br />

sind freie Menschen, die<br />

sich nur ihren Göttern<br />

und ihrem Herzog beugen.<br />

Aber mit der Hilfe<br />

des Herrn gewann ich<br />

ganz langsam ihr Vertrauen.<br />

Durch Gebet<br />

Wilhadi Brunnen am Dom, aufgestellt 1883, Figur 1942 als „Metallspende”<br />

eingeschmolzen, Brunnenbecken fiel 1952 der Verkehrsplanung <strong>zu</strong>m Opfer<br />

heilte ich einige Kranke und mehr und mehr wandten sich <strong>von</strong><br />

ihren alten Göttern ab. Bald schlossen sich mir einige Brüder<br />

an. Hier, wo wir gestern die Kirche dem Heiligen Petrus weihten,<br />

bauten wir damals eine kleine Holzkirche, und voll des<br />

Geistes feierten wir das Mahl des Herrn. Auch wurde uns bald<br />

berichtet, dass das Auge des Frankenkönigs Karl wohlgefällig<br />

auf unserer Arbeit ruhte. <strong>Der</strong> Herrscher ließ uns wissen, dass er<br />

das Werk des Herrn unterstütze.<br />

Viele kamen auch aus Neugier oder weil sie <strong>von</strong> unserem Glauben<br />

gehört hatten, viele aber auch, weil sie an ihren alten Göttern<br />

<strong>zu</strong> zweifeln begannen.<br />

Meine Mitbrüder und ich lehrten und tauften die <strong>zu</strong>m Glauben<br />

gelangten. Wir segneten die Neugeborenen und legten den<br />

Kranken die Hände auf. Die Gemeinde Gottes wuchs unter den<br />

Sachsen bis <strong>zu</strong> jenem grauenvollen Tage.“<br />

Willehads Gesicht verdüstert sich. „Bis <strong>zu</strong> jenem Tage, als ihr<br />

Anführer, der Herr strafe ihn, einen Aufstand unter den Sachsen<br />

anzettelte und unser Werk hier <strong>zu</strong>nichte machte.<br />

Schon seit den Jahren seiner Thronbesteigung führte unser<br />

König Karl Krieg gegen die Sachsen und versuchte sie <strong>zu</strong> unterwerfen.<br />

Viele Adlige und Würdenträger der Sachsen hatten sich<br />

schon unter seine Herrschaft gestellt, aber einer, der Herzog<br />

Widukind, erfachte immer wieder Aufruhr. Und so lange dieser<br />

lebt, ist der Friede, den unser König so sehr wünscht, brüchig.<br />

Dieser Widukind entwich den Häschern Karls immer wieder.<br />

Er floh wahrscheinlich ins Reich der Dänen, ist er doch mit der<br />

Tochter ihres Königs Siegfried verehelicht. Sein Herzogtum liegt<br />

hier ganz in der Nähe, in Wigaldinghus (Wildeshausen). Mit dem<br />

Schlachtruf „Zieht eure Schwerter Sachsen“ tauchte dieser Fürst<br />

der Finsternis plötzlich mit seinen Horden wieder auf und die<br />

Menschen folgten ihm willig, als ständen sie unter einem hypnotischen<br />

Bann. Nur wenige blieben standhaft. <strong>Der</strong> erneute<br />

Krieg war fürchterlich. An grausamer Wildheit kommt diesen<br />

bärtigen Blondschöpfen kaum ein Volk gleich. Sie mordeten und<br />

zerstörten. Wer sich nicht den alten Göttern beugte, starb einen<br />

qualvollen Tod, so meine Brüder Gerwal, Benjamin und Atreban.<br />

Das Grauen ging durchs Land und ich“, die Stimme des Bischofs


wird leiser, „ich liebe Brüder floh. Oh große Schande, wie Petrus<br />

verleugnete ich den Herrn, anstatt wie meine Mitbrüder, freudig<br />

den Märtyrertod <strong>zu</strong> sterben und den Sachsen ein Vorbild des<br />

Glaubens <strong>zu</strong> sein. Voll Reue und Scham entwich ich aus dem<br />

Frankenreich. Ich mied die Menschen und ihre Städte, hatte ich<br />

doch das Gefühl, man könne mir meinen Verrat schon <strong>von</strong> weitem<br />

ansehen wie Aussatz. Vom fahrenden Volk und Händlern,<br />

denen ich begegnete, hörte ich vom furchtbaren Blutgericht<br />

über die Sachsen, das König Karl verhängt hatte. Tausende fielen<br />

durch das Schwert. Ihre Haine wurden zerstört, ihre heilige<br />

Eiche Irminsul verbrannt. Blutgetränkt sei die Erde im Sachsenland<br />

gewesen. Zu meinem Schmerz kam noch der Schmerz über<br />

das Elend dieser gefallenen Welt. Meinen Körper nicht schonend,<br />

empfand ich Hunger, Durst und Strapazen doch als gerechte<br />

Buße, überquerte die Alpen und erreichte das Reich der Langobarden.<br />

Von hier pilgerte ich weiter nach Rom, erhoffte ich mir<br />

vom Heiligen Vater Tröstung und Absolution. Wie ihr wisst, liebe<br />

Brüder, ist die Zeit unser aller Meister und die Güte unseres<br />

Herrn ist so weit der Himmel reicht. Als ich nach Monaten voller<br />

Widrigkeiten, voller Gewissensbisse ob meines Versagens, die<br />

ewige Stadt, den Ort, wo die Apostel gelitten hatten, vor mir<br />

liegen sah im strahlenden Licht der Mittagssonne, weitete sich<br />

mein Geist und die Audienz, die der Papst Hadrian huldvoll<br />

gewährte, ließ meine Seele vollends genesen, sprach unser<br />

oberster Hirte mir brüderlich auch <strong>von</strong> eigenem Versagen und<br />

Versuchungen in seinem hohen Amte.<br />

Getröstet und voll innerer Kraft machte ich mich auf den Weg<br />

<strong>zu</strong>rück ins Reich. Im Kloster Echternach bei Trier wollte ich mich<br />

ganz dem Gebet und dem vertieften Studium der Heiligen<br />

Schrift hingeben. Hier im Kloster erfuhr ich auch <strong>von</strong> der wundersamen<br />

Bekehrung des gefürchteten Sachsenherzogs, und<br />

dass dieser jetzt ein getaufter und gehorsamer Sohn der Kirche<br />

sei. Oh Brüder, wie seltsam sind die Wege des Herrn! Oft dachte<br />

ich an Brenun, an die zerstreute Herde und an die Brüder, die<br />

den Tod erlitten hatten. Ich sehnte mich <strong>zu</strong>rück ins flache Land<br />

<strong>von</strong> Wigmodien, ich sah die flachen Häuser, spürte den kräftigen<br />

Wind, hörte das Lachen der erdverbundenen Menschen und<br />

große Sehnsucht erfasste mich. Eines Nachts, ich arbeitete an<br />

einem Kommentar <strong>zu</strong> den Schriften des Heiligen Paulus, war es<br />

mir, als hörte ich eine Stimme, die mir flüsterte, dass viele unerlöste<br />

Seelen meiner harrten. Unruhe erfasste mich, und als sich<br />

die flüsternde Stimme wiederholte, pilgerte ich <strong>zu</strong>r Eresburg.<br />

Hier hielt unser König Karl derzeit Hof. Demütig bestürmte und<br />

bedrängte ich den Fürsten, mich wieder mit der Mission in Wigmodien<br />

<strong>zu</strong> betrauen, was dieser auch freudig <strong>zu</strong>sagte. Schon<br />

bald darauf gefiel es unserer Mutter Kirche und dem König, mich<br />

in Worms <strong>zu</strong>m Bischof <strong>zu</strong> ordinieren und <strong>zu</strong>m Hirten über diesen<br />

Landstrich <strong>zu</strong> bestellen. Den Rest kennt ihr, liebe Brüder.“ <strong>Der</strong><br />

Bischof schweigt und sieht bescheiden <strong>zu</strong>r Erde. Ein Bruder füllt<br />

seinen Becher. „Gebe Gott, dass sich die Sachsen nicht wieder<br />

erheben“, sagt einer der Mönche, und die anderen murmeln<br />

Zustimmung. „Lasst uns beten“, flüstert der Bischof und faltet<br />

die Hände. Einige Tage nach diesem abendlichen Beisammensein<br />

bricht Willehad mit zwei Brüdern auf, um in Pleccateshem<br />

75<br />

(Blexen) am unteren Flusslauf <strong>zu</strong> predigen. Hier im Angesicht<br />

eines Heiligtums, des Blitzgottes Thor, will er der Bevölkerung<br />

das Evangelium verkünden. Voll Zuversicht sieht er <strong>zu</strong>m Kirchturm<br />

hinaus und lässt seine Augen über den Kirchvorplatz<br />

schweifen, der sich jetzt in der Frühe belebt, denn es ist Markttag.<br />

Ochsenkarren ziehen Wagen voller Obst und Gemüse, Händler<br />

aller Art finden sich ein, um hier Geschäfte <strong>zu</strong> machen, <strong>zu</strong><br />

handeln oder um Neuigkeiten <strong>zu</strong> erfahren. Ein noch milder<br />

Herbstwind läßt einen schönen Tag erwarten.<br />

Langsam geht Willehad den Weg <strong>zu</strong>r Fähre hinunter, um sich auf<br />

die andere Seite des Flusses bringen <strong>zu</strong> lassen. Vom Schiff aus<br />

hochaufragend blickt er auf die vielen flachen Strohdachhäuser,<br />

die am Flussufer am Rand der Düne bis hinauf an die Kirche<br />

gebaut sind. „Gebe der Herr, dass diese Siedlung wächst und<br />

<strong>zu</strong>m Ausgangspunkt der Mission in den nordischen Ländern<br />

wird“, murmelt der Bischof. Nach einer Tageswanderung, weit<br />

waren sie noch nicht gekommen, hatten sie doch an vielen<br />

Gehöften die Menschen gesegnet und im Glauben gestärkt,<br />

klagte Willehad über ein Unwohlsein. Als sie Blexen erreichten,<br />

begann ein heftiges Fieber ihn <strong>zu</strong> quälen. Willehad spürt, dass<br />

sein Ende gekommen ist. „Ich werde bald beim Herrn sein, Brüder“,<br />

flüstert er schwer atmend. „Lasst uns das Mahl des Herrn<br />

feiern.“ Willehad gibt letzte Weisungen, bittet dann um die<br />

letzte Ölung, segnet seine Brüder und mit seligem Lächeln unter<br />

dem Schluchzen und Psalmensingen seiner Brüder schläft er ein.<br />

Willehad starb in Blexen, eine Woche nach der Domweihe, sein<br />

Leichnam wurde im Bremer Dom beigesetzt. Später wurden seine<br />

Gebeine <strong>von</strong> Bischof Willerich in die Willehadkapelle (heute<br />

Haus der Bürgerschaft) überführt. Im Jahre 860 lässt Bischof<br />

Ansgar ihn wieder in den neugeweihten Bremer Dom umbetten.<br />

Ansgar bestimmte den 8. November <strong>zu</strong>m Willehadstag. Es ist<br />

überliefert, dass sich am Grabe <strong>von</strong> Willehad zahlreiche Wunder<br />

ereignet haben.


76 Literatur<br />

Operation Rubikon<br />

Gerald Sammet<br />

rezensiert:<br />

Andreas Pflüger


Gerald Sammet<br />

Die fünfzig Meter vom Aufenthaltsraum bis <strong>zu</strong> dem Container an<br />

der Position 12 wird Hannes Schrader nicht mehr schaffen. Er<br />

schaut auf die Winschen der Kräne über sich, die der Wind wie<br />

die Schnüre eines Perlenvorhangs bewegt. Er sieht, ohne <strong>zu</strong><br />

staunen, wie sich das Blech, nach einer ersten, leisen Detonation,<br />

plötzlich verbiegt. Dann geht es ab in die Hölle. Metallteile<br />

schwirren durch die Luft. Vom Himmel regnet es Glut und<br />

Asche.<br />

<strong>Der</strong> Ausleger eines Krans, hundertzwanzig Meter lang, stürzt in<br />

einen Van-Carrier und zerquetscht ihn wie einen Käfer. Schrader,<br />

oder das, woraus er noch besteht, weht es wie trockenes Laub<br />

gegen einen auf der Pier abgestellten Eisenbahnwaggon.<br />

Sechzig Kilometer entfernt zeichnet der Seismograph im Geophysikalischen<br />

Institut der Universität <strong>Bremen</strong> ein leichtes,<br />

aber vernehmliches Erdbeben auf. Vom Betriebsgebäude <strong>von</strong><br />

GlobalGate im Containerterminal <strong>von</strong> Bremerhaven und <strong>von</strong> der<br />

für den vene<strong>zu</strong>elanischen Frachter ,Santa Maria’ bestimmten<br />

Deckslast ist kaum etwas übriggeblieben. Das BKA hat mal wieder,<br />

wie es bald heißen wird, ein ziemlich ernstes Problem. Ein<br />

Problem, darum geht es in Andreas Pflügers Thriller ,Operation<br />

Rubikon’, mit dem organisierten Verbrechen.<br />

Pflügers Buch, das haben wenigstens ein paar seiner Rezensenten<br />

erkannt, ist nicht nur ein Spannungsroman. Man verschlingt<br />

es, mit etwas Glück und der nötigen Zeit, in einer Nacht. Aber<br />

man legt es nicht beiseite wie all die effektsicher in Szene gesetzte<br />

Fabrikware aus den Werkstätten <strong>von</strong> Crichton, Grisham & Co.<br />

Gute Unterhaltung <strong>zu</strong> wohlfeilen Preisen, bei der man weiß,<br />

dass man nie auch nur in die Nähe <strong>von</strong> derart unerhörten Ereignissen<br />

geraten wird. Bei Pflüger ist das ganz anders. Die Ereignisse<br />

sind auch bei ihm unerhört. Aber man hat das Gefühl, dass<br />

sie wirklich nicht all<strong>zu</strong> weit entfernt <strong>von</strong> einem liegen. Dass<br />

77<br />

man nicht nur schon einmal gehört hat <strong>von</strong> ihnen. Dass das,<br />

was er beschreibt, eigentlich schon Teil unserer Wirklichkeit ist.<br />

Sophie Wolf ist Staatsanwältin. Oberstaatsanwältin beim Generalbundesanwalt,<br />

mit gerade mal 34, couragiert, und mit einem<br />

prominenten Vater geschlagen. Einem, <strong>zu</strong> dem sie seit ihrer<br />

Jugend keine Verbindung mehr hat. Ein Vater aus ihrem Milieu:<br />

Chef des Bundeskriminalamts, unbeugsam, starr, einer <strong>von</strong> der<br />

enervierend integren Sorte, aber für sie irgendwie nicht <strong>zu</strong> fassen.<br />

Sophie Wolf hat seinetwegen nur eine Chance: die, es ihm<br />

endlich <strong>zu</strong> zeigen. Karriere <strong>zu</strong> machen, ohne sich dabei all<strong>zu</strong>sehr<br />

<strong>zu</strong> verbiegen.<br />

Als bei Güdingen im Saarland fünf junge Kurden in einen Hinterhalt<br />

türkischer Extremisten geraten, hat sie den Fall, den sie<br />

braucht. Einen politischen Fall, für den die Bundesanwaltschaft<br />

<strong>zu</strong>ständig ist. Schon wenig später, als in Bremerhaven der Container<br />

an der Position 12 der Stromkaje explodiert, ahnt sie,<br />

dass es besser wäre, sie wäre ihn los.<br />

Andreas Pflügers ,Operation Rubikon’ ist ein erstaunliches Buch.<br />

Erstaunlich vor allem, weil sich kaum einer in Deutschland darauf<br />

versteht, solche Bücher <strong>zu</strong> schreiben.<br />

Die Qualität <strong>von</strong> Thrillern rührt daher, dass einer sich mit Vereinfachungen<br />

auskennt, ohne dass die Leser das merken. Die<br />

Personen dürfen nicht <strong>zu</strong> vielschichtig sein, die Ereignisse<br />

schon. Die Handlung muss ablaufen wie in einem Film. Wer<br />

Thriller liest, produziert nicht nur Bilder in seinem Kopf. Er muss<br />

vor allem über eine plausible, das Geschehen vorantreibende<br />

Schnittechnik verfügen.<br />

Genau die beherrscht Pflüger perfekt. Er ist seinen Lesern immer<br />

den einen Schritt voraus, der ihnen gar nichts anderes übrig<br />

lässt, als ihm <strong>zu</strong> folgen. Auf, so muss man in dem Fall wohl<br />

sagen, Gedeih und Verderb.


78 Literatur<br />

Operation Rubikon<br />

Was in dem Buch im einzelnen geschieht, soll hier nicht erzählt<br />

werden. Worum es geht, sei allerdings verraten, weil die Spannung<br />

auf diese Weise nur steigt. Die Bundesrepublik Deutschland,<br />

so die Annahme, aus der sich die Romanhandlung entwickelt,<br />

ist dabei, in die Hände des organisierten Verbrechens <strong>zu</strong><br />

fallen. Nicht irgendwie und nach der Art kleiner Ganoven, die<br />

Großes wollen und es dabei doch nur <strong>zu</strong> einem mittleren Einkommen<br />

bringen. Nein, so, wie Leserbriefschreiber sich das vorstellen,<br />

damit gibt sich Pflüger gar nicht erst ab. Er schaut bis<br />

ins Kanzleramt, und dort sind die Handwerker am Auspacken.<br />

Sie verwandeln es gerade in einen Augiasstall.<br />

Auf den Kanzler kommt es an: Adenauers Wahlspruch für demokratische<br />

Idealisten hat bei Pflüger auf unvorhersehbare Weise<br />

mit Mord, Totschlag und Drogenhandel <strong>zu</strong> tun. Und mit Maulwürfen,<br />

die unerkannt in den Dienstzimmern des Staatspersonals<br />

ein- und ausgehen. Mit Sophie Wolf, der Staatsanwältin,<br />

die im Verlauf der Geschichte lernt, dass ihr Vater eben doch ein<br />

ganz anderer ist, und sie eine, die aus dem selben Holz<br />

geschnitzt wurde wie er, leidet man beträchtlich in diesem<br />

Buch. Pflügers Kunst besteht nämlich darin, dass seine Figuren<br />

zwar klare Konturen aufweisen, aber doch mehr sind als die<br />

üblichen Comicfiguren, die literarische Konfektionsromane<br />

bevölkern. Deswegen sieht man es dem Autor auch nach, dass<br />

sie, wenn was in die Luft geflogen ist, ziemlich schnell wieder<br />

aufstehen, es sei denn für den Fall, sie sind tot. Leichen, auch<br />

das darf man verraten, gibt es in dem Roman nicht <strong>zu</strong> knapp.<br />

Für eine, <strong>zu</strong> Lebzeiten noch Hannes Schrader vom BKA, lässt<br />

Pflüger in Bremerhaven ein Feuerwerk <strong>von</strong> beträchtlichen Ausmaßen<br />

los. Man darf das durchaus symbolisch verstehen: Dieses<br />

Buch erschüttert Lesegewohnheiten und eingefahrene Sichtweisen<br />

so, wie das sonst nur Erdbeben tun<br />

Andreas Pflüger, Operation Rubikon. Herbig: München 2004.<br />

EUR 19.90


Zu guter Letzt:<br />

Kanzlerbrief<br />

Was so ein wirklich großes Bundesland ist, da sieht alles doch<br />

gleich ganz anders aus. Hof in Bayern <strong>zu</strong>m Beispiel wird demnächst<br />

einen richtigen Flughafen kriegen. Einen so<strong>zu</strong>sagen falschen<br />

hat es nämlich schon. <strong>Der</strong> stammt aus der Zeit, als der<br />

Kalte Krieg und das kalte Fichtelgebirge in der Gegend noch<br />

einen Temperatursturz nach dem andern hinlegten.<br />

Hof hatte es damals wirklich nicht leicht. Im Norden alles dicht,<br />

weil dort die Ostzone lag. Im Osten alles dicht wegen der CSSR,<br />

die auch keinen aus Hof an sich heranlassen wollte. Im Süden<br />

die katholische Oberpfalz, die den Hofer Protestanten noch<br />

weniger sagte. Und wollte man nach Westen, musste man erst<br />

mal aus dem Gebirge ins Maintal hinunter, mit der Bahn, auf<br />

einer Strecke, die nicht ohne Grund Schiefe Ebene heißt.<br />

Weil das ein Zustand war, den die Hofer nicht länger hinnehmen<br />

wollten, hat man ihnen aus Mitteln, die sinnigerweise Zonenrandförderung<br />

hießen, einen Flughafen spendiert. Erster Betreiber<br />

der Fluglinie nach Frankfurt wurde die in <strong>Bremen</strong> bestens<br />

bekannte, in Emden ansässige OLT, die Ostfriesische Lufttransport<br />

GmbH. „Ostfriesen landen in Oberfranken“ titelte damals<br />

die ‚Süddeutsche Zeitung’.<br />

Irgendwann zogen sich die Ostfriesen aus dem an sich nicht<br />

schlechten Subventionsgeschäft <strong>zu</strong>rück. Die Lufthansa sprang<br />

ein. Wann immer ich nach Hof fliege, danke ich dem bayerischen<br />

Staat dafür, dass er mir gut die Hälfte <strong>von</strong> meinem Ticket<br />

bezahlt. Schließlich habe ich mir, während meiner Schulzeit als<br />

Flüchtlingskind in der Nähe <strong>von</strong> Hof, immer mal wieder den Satz<br />

„Engerling, Schmetterling und Flüchtling sind die größten<br />

Schädling“ anhören dürfen. Dafür kriege ich jetzt doch noch<br />

Schadensersatz.<br />

1989 ging der Kalte Krieg in und um Hof <strong>zu</strong> Ende. <strong>Der</strong> Flugbetrieb<br />

ging natürlich weiter. Schließlich taten sich ganz neue<br />

Märkte auf in der Gegend <strong>von</strong> Hof. Außerdem war es dort immer<br />

noch lausig kalt, außer in den, das muss gerechterweise gesagt<br />

werden, ausgesprochen heißen Sommern, die sie dort auch<br />

manchmal haben. Dummerweise sind die neuen Märkte dann<br />

aber nur in dem CSSR-Nachfolgestaat Tschechien entstanden.<br />

Hof kriegte nur Autobahnen ohne Ende und verlor fast seine<br />

gesamte Textilindustrie. Den Geschirrfabriken nebenan ging es<br />

nicht besser. Das ganze grenznahe Wirtschaftswunder, stellte<br />

sich irgendwann heraus, hatte es nur wegen der Zonenrandförderung<br />

gegeben. Man könnte auch sagen, dass der Sozialismus<br />

im Zonenrandgebiet im Vergleich <strong>zu</strong> dem in der Zone der erfolgreichere<br />

war. Als der eine verschwand, wurde der andere allerdings<br />

ebenfalls nicht mehr gebraucht.<br />

79<br />

Dass Hof jetzt einen richtigen Flughafen kriegt, hat mit Sozialismus<br />

natürlich rein gar nichts <strong>zu</strong> tun. 31 Millionen legt die<br />

bayerische Staatsregierung dafür auf den Tisch. Einmalig, versteht<br />

sich, und ohne Bürgschaft für den Fall, dass das Projekt<br />

sich nicht rechnet.<br />

Ganz Bayern steht deswegen Kopf, und das nicht ohne Grund. In<br />

den Siebzigerjahren hat Hof das Land mit seinem Werbeslogan<br />

‘In Bayern ganz oben’ schon einmal gehörig verärgert. Jetzt<br />

ärgern sich die übrigen Bayern, weil <strong>von</strong> den Hofern genüsslich<br />

aufgedeckt wurde, dass die Staatsregierung in 2004 55 Millionen<br />

Betriebsverlust des Münchner Flughafens ausgleicht. Und<br />

dass, nach gleichem Verfahren, in 2003 2.282 Millionen im Flughafen<br />

Nürnberg verschwinden. Alles in allem hat Bayern, wenn<br />

ich auf mein Ticket schaue, nicht nur die Hälfte, sondern alles<br />

bezahlt.<br />

Man fliegt <strong>von</strong> Hof über Frankfurt nach <strong>Bremen</strong> alles in allem<br />

keine drei Stunden. Das ist sehr praktisch, sehr preiswert, und<br />

man lernt dabei sehr viel. Zum Beispiel, dass <strong>Bremen</strong> den deutlich<br />

größeren Flughafen hat. So sehr viel größer, dass man den<br />

<strong>von</strong> Hof oben auf dem Dach in der <strong>Bremen</strong>-Halle aufstellen<br />

könnte.<br />

Man lernt auch etwas über das, was in den Zeiten, als noch der<br />

Kalte Krieg tobte, Systemkonvergenz genannt wurde. Nach dieser<br />

Theorie, so glaubte man damals, würden sich der Osten und<br />

der Westen immer ähnlicher werden und schließlich miteinander<br />

verschmelzen. Irgendwie ist es da<strong>zu</strong> ja auch tatsächlich gekommen.<br />

Systemkonvergenz, begreift man bei solchen Betrachtungen,<br />

gibt es aber auch zwischen Bayern und <strong>Bremen</strong>. Noch überwiegt<br />

aber das Trennende. Wenn Bayern ein Fass ohne Boden aufstellt,<br />

nennt man das dort Subvention oder Strukturnachteilsausgleich.<br />

<strong>Der</strong> Nachteil besteht in dem Fall nicht darin, dass Hof keinen<br />

richtigen Flughafen hat und München einen, der sich nicht richtig<br />

rechnet. Es handelt sich, sagt die bayerische Staatsregierung,<br />

in solchen Fällen eben um Nachteile. Gegen die muss sie<br />

was tun.<br />

Wenn die bremische Landesregierung vor solchen Problemen<br />

steht, fällt ihr einfach nicht ein, dass man im Grunde nur sagen<br />

muss, was ist, damit, was ist, so aussieht, wie es gesagt wurde.<br />

<strong>Der</strong> bremischen Landesregierung, die auch einen Flughafen hat,<br />

der sich nicht richtig rechnet, und einen, der ungefähr so winzig<br />

und bedeutungslos ist wie der <strong>von</strong> Hof, fällt nur eines ein:<br />

Sie lässt sich einen Kanzlerbrief schreiben. Wer <strong>von</strong> Hof nach<br />

<strong>Bremen</strong> fliegt, lernt vor allem eines: In Bayern sind die Luftnummern<br />

so windig, dass sie keiner mehr sieht.<br />

Simza


80 Impressum<br />

Herausgeber und Chefredakteur<br />

Dr. Rüdiger Hoffmann<br />

Redaktionsassistentin<br />

Eva-Maria Kastilan<br />

Autoren<br />

Silke Sackmann, Franz Ganss, Claus Schmid, Frederice<br />

Hoffmann, Claus Spitzer-Ewersmann,<br />

Prof. Dr. Klaus Berthold, Dr. Patrick Wendisch,<br />

Ina Malinowski, Yasmin Opielok Enge, Gerald Sammet,<br />

Patrick Wendt, Dr. Rüdiger Hoffmann<br />

Titelfoto<br />

Frank Pusch<br />

Fotos<br />

Frank Pusch, Yasmin Opielok Enge, Jochen Stoss,<br />

OHB-System AG, BLG LOGISTICS GROUP,<br />

ATLAS Elektronik GmbH, BMW Group,<br />

Bremer Landesbank<br />

Gestaltungskonzept<br />

rahe+rahe design<br />

Verlags- und Anzeigenleitung<br />

Eva-Maria Kastilan<br />

Satz und Druck<br />

BerlinDruck GmbH + Co KG, Achim<br />

Be<strong>zu</strong>gspreis: 4,50 Euro<br />

Auflage: 5000 Exemplare<br />

nächste Ausgabe: September 2005<br />

<strong>Club</strong> Magazin<br />

Verlag und Redaktion:<br />

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5. Platz „Risikoklasse moderat dynamisch“<br />

(Ausgabe 7, 10.02.2005)<br />

1. und 2. Platz in der Kategorie<br />

„Top Performer“; unter den Top 15 der Königsklasse<br />

„Top Vermögensmanagement PLUS“<br />

(Fuchsreport Tops 2005)<br />

Top Ten beim Private Banking in der Kategorie<br />

„Germany – Best Private Bank“<br />

(Volume 36, Januar 2005)<br />

Eine Frage des Anspruchs.

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