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SFT 6/84 - Science Fiction Times

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<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong> 3INHALT45101314151515232627272930EDITORIALNeuerungen in der <strong>SFT</strong> - und fiir die Leser die Chance, ein Buch zu gewinnenINTERVIEW MIT FRED POHLDer berühmte SF-Autor äußert sich zu seiner ArbeitOSTERN IN BRIGHTONSEACON ’<strong>84</strong> – ein Bericht über das größte europäische SF-Treffen in diesem JahrDAS BUCH DES MONATSKingsley Amis’ DAS AUGE DES BASILISKEN ist ein besonders gelungener ParallelweltromanGUT UND SCHLECHTZwei phantastische Filme von höchst unterschiedlicher Q!lalitätSCIENCE FICTION CORNER„Probelauf“ einer Rubrik fiir SF-EinsteigerREZENSIONENEs ist zwar phantastisch – aber leider nicht erfundenREZENSIONENRene Oth (Hrsg.), GEMINI – ZUKUNFTSGESCHICHTEN ÜBER DIE LIEBEH.J. Alpers/Werner Fuchs (Hrsg.), DIE SECHZIGER JAHRE IMatthias Horx, GLÜCKLICHE REISEJohn Brunner, TRÄUMENDE ERDEH. C. Kölbl, DAS MEER DER SEELENJames A. Michener, STERNENJÄGERRochelle Singer, DIE DEMETER BLUMEMichael de Larrabeiti, DIE BORRIBLES 1: AUF ZUR GROSSEN RUMBLEJAGD!Vernor Vinge, DER BESSERWISSERColin Wilson, DIE SEELENFRESSERStanislaw Lern, WAFFENSYSTEME DES 21. JAHRHUNDERTSHeinrich Keim, NEWWAVE – DIE AVANTGARDE DER MODERNEN ANGLO-AMERIKANISCHEN SFJ . G. Ballard, HALLO AMERIKA!NachrichtenPhilip K. Dick-Boom ungebrochenMoewig-Verlagsvorschau u.a.TV-TIPSPhantastische Filme im Juni ’<strong>84</strong>Video-TipsNeu im Juni ‚<strong>84</strong>NEUE SCIENCE FICTION IM Juli 19<strong>84</strong>LeserpostImpressum


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>7einandersetzungen geprägt. Lester delRey etwa ist einer meiner besten Freunde,aber ich glaube, unsere Freundschaftwürde in Brüche gehen, wenn wir uns jewieder zu einem gemeinsamen Buchprojektzusammenfänden.Frage: Wie spielte sich Ihre Zusammenarbeitmit Cyril Kornbluth ab?Antwort: Cyril pflegte in mein Haus inNew Jersey zu kommen, ein großes, altesGebäude, wo ein Zimmer mit einemBett und einer eigenen Schreibmaschineftir ihn bereitstand. Wir saßen dann einoder zwei Tage zusammen und diskutiertenüber Ideen, Charaktere, Schauplätzeund so weiter, allerdings ohneetwas zu Papier zu bringen. Wenn wirglaubten, daß alles Wesentliche besprochenwar, warfen wir eine Münze, undder Verlierer ging nach oben und schriebdie ersten vier Seiten. Danach war derandere mit den nächsten vier Seiten ander Reihe, und so ging es weiter bis zumEnde. Natürlich mußte diese Rohfassunganschließend überarbeitet werden,aber strukturell war sie komplett. Ichschätzte diese Art der Kooperation sehr,und ich bin auch mit den Resultaten zufrieden.Allein war ich nie fähig, die ersteFassung eines Romans oder einer Erzählunggenauso schnell und problemloszu schreiben wie mit Cyril. Sein Tod bedeuteteftir mich eine erhebliche Umstellung;auf einmal war ich gezwungen,wieder allein zu arbeiten, mein Talentohne ihn weiterzuentwickeln. Als Autorvon Kurzgeschichten gelang mir das meinerAnsicht nach recht gut. Ich bin zufriedenmit meinen Kurzgeschichten, diein den späten Fünfzigern und in densechziger Jahren entstanden, nicht abermit den Romanen. Und dann, vor ungefährzehn Jahren bemerkte ich plötzlicheinen Wandel in der Art, wie ich Romaneschreibe. Ich kann nicht sagen, warumes passierte, es geschah nicht mitAbsicht, aber vor etwa zehn Jahren beganneine völlig neue Periode in meinerKarriere.Frage: Stimmt es, daß Sie jeden Tag vierSeiten schreiben, sogar wenn Sie aufReisen sind?Antwort: Ich bemühe mich, dieses Pensumeinzuhalten. Manchmal bin ich damitin einer Stunde fertig, aber das kannauch sehr viel länger dauern. Vor einpaar Monaten setzte ich mich um neunUhr morgens an meine Schreibmaschine,doch um siebzehn Uhr hatte ich keinevier Seiten getippt oder wenigstens eineoder nur ein Wort - es stand nur eineinziger Buchstabe auf dem Papier, undauch den mußte ich dann noch auskreuzen!Aber ein so unproduktiver Tagstellt doch eher eine Ausnahme dar.Frage: Ist es ftir Sie wichtig, wie Kritikerund Rezensenten Ihre Werke beurteilen?Antwort: Nur dann, wenn sie mich aufFehler hinweisen, die mir nicht bewußtwaren. Ansonsten kümmern mich Rezensionenwenig. Wenn ein Kritiker einesmeiner Bücher verreißt, ohne daftireinleuchtende Grunde zu nennen, dannhalte ich ihn einfach ftir dumm und unfähig.Wenn es ilun hingegen gefällt,freue ich mich dartiber, aber ich versuche,mich davon nicht beeinflussen zulassen. Mir fällt das Schreiben vielDieses Buch gilt in denUSA als einer derbesten Vamplrromane.3365. 6 80(5776) DM 'Farmers spannendeFielion vom•Anti Christen•.2405. 6 80(5777) DM ,Farbenfrohes Fantasy·Abenteuer mit5F Hintergrund.3365. 6 80(5774) DM ,Eine OberraschendeROckkehr auf unsere Erdeim 22. Jahrhundert.2405. 6 80(5775) DM ,5 ilverbergs •Zeit der Wandlungen•.Mclntyres .. rraumschlange• und"Die Liebenden• von Farmer.640 5. (5778) 8Aktionspreis DM '-


10 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>Günter ZettlOstern in Brighton - SEACON '<strong>84</strong>Der Termin hätte nicht besser gewähltwerden können. Ostern: Das Wort legtreligiöse Assoziationen nahe , und in derTat lassen sich zahlreiche Parallelen zwischenReligionsgemeinschaften und derSekte der <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>-Fans .aufzeigen.19<strong>84</strong>: Wer da nicht an literarischeZukunftsvisionen denkt, muß hinterdem Mond leben oder ein totaler Medienabstinenzlersein. Ostern 19<strong>84</strong> also:der ideale Zeitpunkt fur eine Pilgerfahrtnach Brighton, um dort an dem eigenartigenRitual einer SF-Convention teilzunehmen...Es ist fraglich , ob die Organisatorendes SEACON '<strong>84</strong> jemals solche Überlegungenangestellt haben; aber daß dasDatum so vorzüglich zum Ereignis paßte,lag sowieso nicht an ihrer weitsichtigenPlanung, sondern an der Tradition britischerFans, während des Osterwochenendeseinen sogenannten Easter-Con zuveranstalten. Außerdem spielte der Zufalleine Rolle : Hätte George Orwell seinenRoman ein Jahr später geschrieben,wäre uns die hysterische Reaktionder Medien - auch noch das kleinsteKäseblatt mußte über Autor und Werkherfallen und seinen Senf dazugeben -bis 1994 erspart geblieben.Doch wie dem auch sei - was sich imBrightoner Hotel Metropole unter derBezeichnung SEACON '<strong>84</strong> abspielte,war auf jeden Fall eine Reise wert. Ei-20. - 23. Aprilgentlieh handelte es sich um drei Veranstaltungenunter einem Dach . Schon einpaar Tage vor der offiZiellen Eröffnungdes Cons hatten sich Mitglieder derWorld-SF eingefunden, um einen neuenPräsidenten zu wählen, diverse Preise zuvergeben (darunter einen Dedicated ServiceAward und einen Long DistanceAward) und den Ort ihres nächsten Meetingszu bestimmen. Am Karfreitag gingdas Treffen der Profis nahtlos in das fannischeSpektakel über, das - nicht zuletztdank der Initiative von John undMarjorie Brunner - auch den Status einesEurocons besaß. Rund 1500 Besucheraus 17 europäischen Staaten (wobeizahlenmäßig natürlich die Briten dominierten)sowie aus Australien, Japan,den USA und von den Falkland-lnselnsorgten fur das nötige internationaleFlair.Attraktionen gab es, wie immer aufSF-Festivals dieser Größenordnung,mehr als genug. Kaum hatte man Namensplaketteund Programmbuch abgeholt,stand man vor der Entscheidung,einem Vortrag oder einer Podiumsdis·kussion zu lauschen (manchmal fandendrei oder vier gleichzeitig statt), einenFilm anzuschauen, die Art Show zu besichtigen,sich mit neuen und Second­Hand-Büchern einzudecken, mit Fansund Autoren zu plaudern oder einfachabzuwarten, bis einem ein bekanntesGesicht über den Weg läuft. " Man kannnicht überall auf einmal sein", bedauerteder tschechische Schriftsteller JosefNesvadba, "und das fUhrt zu solchenStreßsitua tionen.''Nesvadba war einer von flinf Ehrengästen,mit denen der SEACON aufwartenkonnte. Die anderen: Pierre Barbetaus Frankreich, Christopher Priest, RogerZelazny und als Fan Guest ofHonour der unverwüstliche WaldemarKumming, der vor kleinem Publikum einenVortrag über das deutsche Fandomund die Geschichte der Eurocons hielt.Roger Zelazny sprach am Samstag über<strong>Science</strong> Fantasy, während ChristopherPriest am Sonntag in einer interessantenK. H. BulmerJoe Haldeman


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>11Rede eine l 00 l . Defmition der <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong> vorschlug: "Literatur de"s visionärenRealismus." Priest äußerte sichdesillusioniert über die kommerziellenZwänge, durch die literarisch ambitionierteAutoren aus dem Genre vertriebenwerden ; er forderte seine Kollegenauf, die SF den Schundschreibern zuüberlassen und die allzu engen Gattungsgrenzenzu überschreiten. Zitat aus derfotokopierten Kurzfassung in deutscherSprache, die als Ersatz flir eine Simultanübersetzungdiente: "Das Schreibender wahren visionären Literatur ist eineanstrengende Arbeit, bei der der einzigeZwang aus dem Inneren kommen sollte."Ähnlich kritische Einsichten würdeman manchmal gern auch von anderenAutoren vernehmen.Apropos Autoren: Das Aufgebot aninternationaler Prominenz konnte sichwirklich sehen lassen. Aus den VereinigtenStaaten kamen Marion ZimmerBradley {die dem Trend der Zeit gefolgtist und ihre Romane jetzt mit dem Computerschreibt), LOCUS-HerausgeberCharles N. Brown, Suzy McKee Charnas{die sich freute, in TOCHTER DERAPOKALYPSE eine Zeichnung wiederzufinden,die sie unter großen Mühen flirdie amerikanische Ausgabe angefertigthatte; vom Knaur-Verlag hat sie bisherkeine Belegexemplare bekommen), JoeHaldeman, Frederik Pohl und DonaldA. Wollheim . Die deutsche Szene warmit Uwe Anton, Hans-Uirich Böttcher,dem Wahliren Walter Ernsting, MichaelGörden, Ronald M. Hahn, WolfgangJeschke, Fredy Köpsell {"Ich finde estraurig, daß ich mein Geld mi! <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong> verdienen muß - ich wäre viellieber Zuhälter"), Uwe Luserke, ThomasR. P. Mielke und Thomas Schlück vertreten.Weitere Teilnehmer aus dem Lagerder "Professionals": John Brunner,Ken Bulmer, Ramsey Campbell, StevenGallagher, Harry Harrison, Maxim Jakubowski,Lisa Tuttle, James White undviele andere - ein El Dorado flir alle Autogrammjäger!Im großen und ganzen hielten sichunterhaltsame, ernsthafte und infantilläppischeProgrammpunkte die Waage.Hier ein paar Beispiele :- "The Dragon-Hiker's Guide to BattlefieldCovenant at Dune's Edge: Odyssey2":In der Art der Brüder Medved mit ihrenGolden Turkey Awards verteilteDave Langford Auszeichnungen flir diemiserabelsten Romane des Jahres. Unterden Preisträgern: Asimovs FOUNDA­TION'S EDGE und McCaffreys MORE­TA: DRAGONLADY OF PERN - beideaber wahre Meisterwerke im Vergleichzu BA TTLEFIELD EARTH, L.Ron Hubbards katastrophalem Super­Turkey, der als Kotzbrocken kaum nochzu überbieten sein dürfte.- "A Serious Seienlifte Talk":Bob Shaws traditionelle, weder ernsthaftenoch wissenschaftliche Rede ge-hort zu den Publikumsmagneten einesjeden Easter-Cons.- "Books for Buming":Podiumsdiskussion mit Ian Watsonüber Zensur in Großbritannien, die eineUnterschriftenaktion und eine Protestnotean die Regierung zur Folge hatte.- "Helliconia Revisited":Panel mit Brian Aldiss, diesem Meisterdes Eigenlobs; zur Auflockerungerschien zwischendurch eine "echte"Helliconierin, die (wie ich .von RonaldHahn erfuhr) oben nicht und unten sehrspärlich bekleidet war.- "Rock Music and SF":Podiumsdiskussion mit ausfUhrliehenMusikbeispielen, gewissermaßen als Einstimmungauf das mehrstündige Live­Rockkonzert am Sonntag abend.- "Masquerade ":Wieder einmal gaben sich Conan,Luke Skywalker, Prinzessin Leia und alldie anderen unsäglichen Gestalten ausschlechten Filmen und noch gräßlicherenRomanen ein Stelldichein. BestsellerautorioJulian May (THE MANY­COLOURED LAND), die in der Jurysaß, war ebenfalls maskiert!"SEA CON '<strong>84</strong> A wards Ceremony ":Bekanntgabe der diesjährigen Preis-lan WatsonChristopher Priest


12<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>träger. lohn Sladek erhielt erfreulicher·weise den BSFA-Award ftir den bestenRoman (TIK-TOK), Maleolm Edwardsftir die beste Kurzgeschichte.Andere Vorträge und Diskussionenbefaßten sich mit <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>-Comics,der Bedeutung von SF-Magazinen,<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> in Europa, <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>in Osteuropa, europäischer SF inden USA, der Herausgabe von Fanzines,König Artus, J. R. R. Tolkien, Orwellund 19<strong>84</strong> (natürlich!), Humor in der<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>, Horror-Literatur, SF­Malerei, Bio-Astronomie (was immer dasist), europäischen Aktivitäten in derRaumfahrt, der Suche nach außerirdischenIntelligenzen und und und ...Außerdem gab es Quizveranstaltungen,Buch-, Fanzine- und Gemäldeauktionen,elektronische SF-Musik, Dia-Vorträge(Julian May über Fantasy-Kostüme, For·rest J. Ackerman vermutlich über seineSammlung), eine von Fans aufgeführteRockoper, einen eigenen Raum für dieComputerfreaks, eine Rattenausstellung(Winston Smith läßt grüßen), einen vogonischenGedicht-Wettbewerb (freinach Douglas Adams) und eine "Meetthe Professionals Party", bei der mansich die Getränke allerdings selbst kaufenmußte.Beeindruckend auch das Angebot anFilmen und Videos, das in zwei Sälenzur Aufführung gelangte. Vom frühenNachmittag bis sieben Uhr morgenskonnten sich Cineasten an Streifen wieSOLARIS, DER BLADE RUNNER,SUPERMAN li und III, DER DUNKLEKRISTALL, STALKER, DIE DELEGA·TION, DIE KLAPPERSCHLANGE,FAHRENHEIT 451 und 2001 - ODYS­SEE IM WELTRAUM erfreuen. In derRegel waren die Vorstellungen gut besucht;nur einmal, als sich ein Video mitdem Titel UTOPIA 2000 als ORF-Reportageüber die Ars Electronica ent·puppte, leerte sich der Raum mit atemberaubenderGeschwindigkeit.Im Grunde ist ein <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>­Con eine einzige riesige Party, eine ver-gnügliche, abwechslungsreiche, aberauch kräfteverzehrende Zusammenkunftvon Personen, die mehr oder wenigerdem gleichen Steckenpferd frönen (einigehaben es auch zu ihrem Beruf gemacht);der SEACON '<strong>84</strong> bildete dakeine Ausnahme. Daß ein paar Fanatikerund -innen auf dem intellektuellenNiveau von Fünfjährigen steckengebliebenzu sein scheinen und in lächerlichenFantasieuniformen, mit Schwer·tern oder Kunststoffblastern bewaffnet,vier Tage lang Space-Cowboy und Alienspielten, ist eine kuriose Randerscheinung,über die man hinwegsehen sollte.Der hauptberuflich als Psychotherapeuttätige JosefNesvadba meinte dazu: "Ichglaube, das ist ein gutes acting-out, eingutes Ausspielen von Tendenzen, diesich sonst pathologisch auswirken würden."Womit der Beweis erbracht wäre, daßein SF-Con auch psychohygienischenWert besitzt. So manchem erspart erden Weg zum Psychiater.


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> Tirnes 6/<strong>84</strong>13Um die Jahrtausendwende ist Großbritannienvon sowjetischen Truppen besetztworden, militärischer Widerstandwurde schnell gebrochen. Seit dem vergingen50 Jahre, Zeit genug, die russischenOffiziere und Verwaltungsbeamtenals neue Oberschicht zu etablieren.Das gesamte Land ist in eine quasi-feudalistischeGesellschaftsform zurückgefallen: die Masse der Bevölkerung lebtals Bauern und Handwerker (eine industrielleProduktion findet kaum nochstatt); die Moral der Truppen läßt sichnur spärlich durch Übungen und andereSpiele aufrecht erhalten; die neuen Herrenvertreiben sich die Zeit mit Gesellschaften,Jagden, Intrigen und sexuellenAbenteuern.Nun starten die Besatzer Versuche,den Briten ihre durch ein radikales" Entnationalisierungsprogramm" genommenekulturelle Eigenständigkeitwieder nahezubringen: Theateraufftihrungen,ein Gottesdienst finden statt,werden vom Publikum aber nicht angenommen- wie sollte es auch anders, istden Schauspielern der Sinn mancherDialoge aus Shakespeares " Romeo undJulia" doch selbst ein Rätsel. Parallelzum Scheitern dieser offiZiellen Bemühungen,der auf allen Gebieten herrschendenStagnation entgegenzutreten,laufen Pläne einer Untergrundbewegung(sich durchweg aus Mitgliedern derneuen upper class rekrutierend), einengrundlegenden politischen Machtwechselzu vollziehen: in Moskau soll die1917er-Revolution wiederbelebt undEngland - als Begleiterscheinung - denEngländern zurückgegeben werden.Ebenso wie das kulturelle "Wiederaufforstungsprogramm"scheitert auch dieseBewegung am Dilettantismus der Beteiligten;als einzig kompetente Gruppestellt sich die Sicherheitspolizei dar,von der auch die Initiative für diese umstürzlerischenVorhaben ausging. Einerder Protagonisten des Romans, ein junger,sowjetischer OffiZier, stirbt zumSchluß einen unrühmlichen Tod, zweiweitere finden sich in den Zellen derSicherheitsabteilung wieder: auf achtKingsley AmisDAS AUGE DES BASILISKEN(Russian hide and seek)München 19<strong>84</strong>, Heyne-SF 4042, 304 S.,DM6,80Deutsch von Walter BrummQuadratmetern werden 38 Personenzusammengepfercht. Das .Buch endetmit einer Beerdigung.Nun wäre Amis aber nicht einer jener" angry young men" gewesen, jenerGruppe englischer Schriftsteller, die inder zweiten Hälfte der SOer Jahre gegenden Stumpfsinn des kleinbürgerlichenAlltags anschrieben (John Osborne warmit seinem BLICK ZURÜCK IN ZORNihr ftihrender V,ertreter), würde sich seinRoman in dieser Inhaltsbeschreibung erschöpfen.Und so ist DAS AUGE DESBASILISKEN - jenes Fabelwesens, dessenBlick als tödlich galt - zwar aucheine intelligente Satire auf die Unfahigkeitbürokratischer Apparate (der Klappentextspricht von "lustigen Zügen",die der Roman aufweisen soll, der tatsächlichin einigen Brechungen - etwadort, wo der Erzähler aus der Perspektiveder Jetztzeit die Qualität der in dieserZukunft getragenen Kleidung beschreibt- ironisch, bisweilen zynischgehalten ist, nie aber "lustig"), weitmehr als das aber spielt in diesem Buchdie Schilderung zwischenmenschlicherBeziehungen eine Rolle, wobei - undAnklänge an die großen russischen Realistender zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts,Turgenjew mit seinem VÄ­TER UND SöHNE z. B., sind sichernicht zufällig - im Vordergrund dieAuseinandersetzung zwischen einemkonservativen, resignierten Älteren unddessen Sohn steht, der weiß, daß seineAuflehnung inhaltlich weniger zu rechtfertigenist, als seiner Sache gut seinkann, aber zu sehr seiner Rolle des "jungenRebellen" verpflichtet ist, als daß eranders handeln könnte. Hier liegt diegrößte Stärke Amis': in der liebevollenBloßstellung menschlich-allzumenschlicherSchwächen, die die Protagonistennie diffamiert, sie ganz im Gegenteildem Leser sympathisch macht und -bei aller notwendigen Distanz - verständlich,nachvollziehbar. Was den pessimistischenGrundtenor jedoch nichtim mindesten abschwächt.Walter Udo Everlien


14 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>NORBERT STRESAUGUT UND SCHLECHTMET ALSTORM - DIE VERNICH­TUNG DES JARED-SYN(Metalstorm - The Destruction ofJared-Syn), USA 1983Regie: Charles BandDrehbuch: Alan J. Adler3-D-Kamera: Mac AbibergMusik: Richard Bandmit Jeffrey Byron, Tim Thomerson,Kelly Preston, Mike Preston, RichardMollHandlung und Personenkonfigurationkönnten aus einem Randolph Scott­Western stammen: Jared-Syn als böserBube, der die Indianer zum Kampf gegendie weißen Siedler aufstachelt; Dogenals einsamer Sheriff, der den Schurkenstoppen muß; ein leicht exzentrischerFührer, der Dogen ins Indianerterritoriumgeleitet, wo dieser denHäuptling im Duell besiegt und mit seinerHilfe schließlich die Macht Jared­Syns bricht.Die SF-Elemente in METALSTüRM- Zyklopen auf dem Wüstenplanetenstatt Indianer in Arizona, Gleiter undDimensionstunnel anstelle eines Pferds,Laserstrahler und rote Todeskristallestatt Colts - sind allenfalls Staffage,neue Politur auf einem alten Genre.Acht Jahre nach DER SHOOTIST erhebtsich der Western wie Phönix ausder Hill/Spencer-Parodieasche - neugeboren,ungleich sadistischer und um einigefaschistoide Leitbilder "bereichert".Uralte Topoi werden da verkürzt undmeistens ohne Unterbau in eine mehroder minder ausgeprägte Endzeitumgebunggestellt, sei es das urbane Milieubei Walter Hili (THE WARRIORS,NUR 48 STUNDEN), die Zivilisationsdämmerungin den Barbarenstreifenoder - am effektivsten - ein postatomaresSzenario der MAD MAX-Varietät.Die Konventionen, die sich so herausgebildethaben, ignoriert CharlesBand freilich zum großen Teil. ErfreulicherNebeneffekt: MET ALSTORM, derdie Western-Mythologie weitaus besserbeherrscht als der unsägliche STRY­KER, bricht mit dem Brutalo-Image derGattung. Mit der Distanzierung abermuß sich der Film auch verstärkt aufdie alten abgestandenen Konfliktsituationenund - was das Technische anbelangt- seine 3-D-Effekte verlassen. Sowirkt manches (wie etwa die unmotiviertenDimensionssprünge, obwohl sichgerade in ihnen mitunter farbdramaturgischInteressantes tut) an dieser etwasunentschlossenen Melange aus Alt undNeu reichlich aufgesetzt. Unter demStrich bleibt ein durchschnittliches, anachronistischangehauchtes B-Picture,dessen größtes Plus wohl die beachtliche3-D-Fotographie darstellt.DAS HAUS DER LANGENSCHATTEN(House of the Long Shadows), GB I982Regie: Pete WalkerDrehbuch: Michael ArmstrongKamera: Norman LangleyMusik: Richard Harveymit Yincent Price, Christopher Lee,Peter Cushing, Desi Amaz jr., JohnCarradineRedest du über meinen Film, Junge?Nachdem diverse Verleihe den Film wieSauerbier herumreichten, hat der Geheimtipdes 2. Berliner Fantastivals nunendlich bei lTT-Contrast-Video einenverdienten Platz gefunden.Eine Wette mit seinem Verleger- 24Stunden fiir ein zweites "Wu theringHeights" - fUhrt einen jungen Schriftstellerin ein altes einsames Schloß. Diegesuchte Ruhe freilich weicht rechtschnell einem Grand-Guignol-Familiendrama,als die merkwürdigsten Figurenauftauchen. John Carradine stellt sichals Hausverwalter vor; kurz danach fmdensich unter Blitz und Donnergrollendrei weitere Horeostars ein, um nachdem, seit Kindeszeit im Turm eingesperrten,mißratenen Bruder zu sehen.Doch der ist nicht mehr da.HAUS DER LANGEN SCHATTENist ein köstliches Vexierspiel voll desschwarzen Humors und der doppeltenEnden, ein ebenso stilbewußt wie glänzendinszeniertes Pastiche jener Gruselsehockeraus längst vergessenen Zeiten,in dem die erstklassige Besetzung augenzwinkerndmit dem jeweiligen Imagekokettiert. Ein Film fiir den Fan, denman eigentlich nur in der Originalfassungin vollen Zügen genießen kann.


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>15Liebe SFC-Freunde,durch die (Lahmarschigkeit darf ichnicht schreiben, wir wollen ja ein gewissesNiveau halten) Verzögerungen beider Postzustellung trafen die Neuerscheinungenim letzten Monat erst nachRedaktionsschluß bei mir ein; deshalbwird der heutige Kurzüberblick etwasumfangreicher als gewohnt. Lassen Sieuns gleich mit HEYNE anfangen, vonwo wieder Bemerkenswertes zu berichtenist. In ZWISCHENHALT (Heyne-SF,4052, DM 6,80, Donald R. Benson)wird uns eine Parallel-Erde imJahre 19 08 präsentiert, in der sich derberühmte Tunguska-Meteorit (der großeTeile Sibiriens zerstörte) als interstellaresRaumschiff entpuppt. Benson gelingtes, eine der großartigsten Satirenaufzubauen, die es innerhalb der SFgibt. Lassen Sie sich von den "Pazifisten"Kaiser Wilhelm, Zar Nikolaus unddem Maler Adolf Hitler in eine alternativeWelt entfuhren, in der Sie nichtsicher sein können, ob Ihre Tränen alleinevom Lachen kommen. Statt lauterLacher bietet Ihnen Jack Vance mit seinemSuperdetektiven Magnus Ridolphamüsante Unterhaltung im Harry Kemelman-Stil.DIE WELTEN DES MAGNUSRIDOLPH (Heyne-SF, 4053) sind Orte,an denen man sich auch wohlfühlenkann, wenn man kein ausgesprochenerSF-Fan ist. Mögliche und unmöglicheWelten, in denen jeder seine Heimat findenkann, sind in DIE SCHöNSTENSF-STORIES DES JAHRES - 2 - aufmehr als 520 Seiten zusammengetragenworden (Heyne-SF, 4047, Terry Carr)Für mich war ENDE UND ANFANG(D. R. Palmer) der Höhepunkt dieserAusgabe, der alleine schon die DM 9,80wert ist! Der Story-Band MEINE GA-LAKTISCHEN FREUNDE (Heyne-SF4049, Alan Dean Forster) bietet aucheine bunte Mischung von hoher Qualität.Von reiner SF bis zu Stories, dieviele Skeptiker nur sehr widerwillig derSF zuordnen werden, ist hier alles vorhanden.Wolfgang Jeschke (Herausgeberbei Heyne) macht es hier dem Einsteigersehr leicht, der noch wenig Kontaktzu unserer schönen Literatur gefundenhat. Weniger leicht macht derambitionierte Jeschke es sich, wenn esum Qualitätsfragen und die Standortbestimmungder deutschen SF geht, wiesein Leitartikel im HEYNE SF-MAGA­ZIN Nr. 9 sehr deutlich beweist. (HEY­NE-SF, 4051)Mein Tip I meine Bitte an die SFC­Freunde: Kauft euch dieses Magazin, bevores uns der Verlag - mangels Rentabilität- wieder wegnimmt. Neben derSCIENCE F1CTION TIMES ist dasHEYNE SF-MAGAZIN wohl die wichtigsteInfoquelle für alle SF-Freunde; erhaltetsie euch ...Bei BASTEI fiel vor allem der AuswahlbandABENTEUER WELTRAUM2 auf, der etwas sclunalbrüstig ausgefallenist, (wohl, weil die Story vonClark Darlton herausgenommen wurde)aber seiner Aufgabe - neue Freunde fürdie SF zu gewinnen - aufgrund seinerguten Zusammenstellung gerecht werdendürfte. (LüBBE-Auswahlband-SF,24051) FREIBEUTER DES ALLS (BasteiSF-Action, 21173) bestätigt wiedereinmal die Klasse von Jack Vance, derwohl der beste Abenteuer-Autor der SFsein dürfte. Wer den Anspruch stellt,sich "nur" unterhalten zu lassen, derkommt hier voll auf seine Kosten. BeiERDLICHT (Bastei SF-Bestseller 22066)von Altmeister A. C. Clarke findet manähnliches, jedoch auf einem etwas höhe-ren Niveau ; wenn - ja, wenn man bereitist, 1957 - als ERDLICHT entstand -als Basis dieser Erde-Mond Streitereienzu akzeptieren.Nach Akzeptanz schreit auch die Autorinvon ALANNA, Octavia Butler(Bastei SF-Spezial, 24052), die etwasunglücklich agiert, wenn sie ihrenKampf als (Cover-Text:) " Negerin undengagierte Kämpferio für .. . Menschenrechteund die Rassengleichheit .. ."inihren Roman überträgt. ALANNA leidetan und unter dem Engagement der Autorin,so anerkennenswert dies auch ist.Laut Cover-Text versteht Octavia Butlerjeden ihrer Romane als Manifest - genausoliest sich das dann leider auch.Wie man dies alles viel subtiler=bessermachen kann, zeigt uns Robert Merlemit DIE GESCHÜTZTEN MÄNNER(Robinson-Verlag, Frankfurt, DM29,80), in dem die Gleichberechtigungdas zentrale Thema ist. Eine rätselhafteKrankheit, die alle zeugungsfahigenMänner bedroht, wird hier zum Einstiegin eine Gesellschaft, die in eine Diktaturder Amazonen mündet. Eine beißendeSatire, in der die Umkehrung der Machtverhältnissezur Umkehrung der Verhaltensmusterpervertiert. Übrigens: Einenweniger gelungenen Versuch zu diesemThema finden wir mit KRIEG DERGESCHLECHTER (Heyne-SF, 4061,Hans-Jürgen Raben), dessen Autor anscheinendMerle gelesen hat; lesen Siebeide, dann werdeQ Sie verstehen, wasich meine.Viele SFC-Leser stellen die Fragenach der Tradition der deutschen SF,wobei hauptsächlich die Geschichtenach dem Zweiten Weltkrieg gefragt ist.Für all diese Interessenten bietet sichdie CLARK DARLTON-Reihe an, diebei Pabel/Moewig ihre Taschenbuch-Renaissanceerlebt. Walter Ernsting, dersich hinter diesem Pseudonym verbirgt,hat als Herausgeber und Autor - sowieals Ziehvater von PERRY RHODANund Gründer der SFCD - den Grundsteinfür eine eigenständige deutsche SFgelegt. Anders als K. H. Scheer, der beiInsidern nicht umsonst als "Handgranaten-Herbert"bezeichnet wird, hat ClarkDarlton immer mehr Wert auf Humorgelegt, als auf die Darstellung von Wild­West oder Landser im Weltraum. Werseine Romane unter dem Aspekt sieht,daß sie zu einer Blütezeit der Space­Opera und dem von Heinlein und DocSmith geprägten Geschmack der Leserentstanden, wird sicher seine Freude anihnen haben.


16<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>Da schreibt jemand ununterbrochen Geschichtenvon mehr oder minder hoherQualität, und innerhalb der SF-Szenewird - offiziell - kaum Notiz von ihmgenommeD, wenn man davon absieht,daß die meisten Autoren von ihm "abkupfern".Kaum einer versteht es so gutwie er, Horror, Banales und Satire zuproduzieren, und das seit endlosen Zeiten.Die Rede ist von D. Leben, dessenGeschichten wir tagtäglich gegenüberstehen.Hartnäckigen Gerüchten zufolge solles sich bei D. Leben um ein Pseudonymständig wechselnder Autorengruppenhandeln, aber das kann und will ich andieser Stelle weder überprüfen noch diskutieren.Hier und heute möchte ichmich nur etwas näher mit einigen neuenStories aus dem großen Lebens-Zyklusbefassen. Über die Qualitäten des Autors(der Autoren?) soll der Leser sichsein eigenes Urteil bilden.Kapitell0-03-<strong>84</strong> DATENMÜLLEs spricht kaum flir Lebens Originalität,daß er sich im Orwelljahr mit dem dochmittlerweile sehr abgegriffenen ThemaDatenmißbrauch herumschlägt.Zum Inhalt:Ort der Handlung: Reicherrau amidyllischen Bodensee. In einer großenKlinik flir Psychiatrie werden sogenannteNormabweichler über längere Zeiträumehinweg betreut. Wenn der Eingliederungsprozeßin die Norm-Gesellschaftnicht innerhalb von sechs Monatenabgeschlossen werden kann, greiftman zu weitergehenden psychologischenIntegrationsmaßnahmen; der "Patient"wird beim Einwohnermeldeamt mitFestanschrift Klinikum eingetragen.Durch diesen meisterlichen Kunstgrifffördert man den Heilungsprozeß deshalb,weil aus dem Patienten nunmehrein Einheimiger wird - aus der Klinikfolglich ein Zuhause.Wie wir alle aus eigener Erfahrungwissen, flihlt ein Deutscher sich erstdann richtig zuhause, wenn er auch alleVorteile unserer vorbildlichen Verwaltunggenießen darf. Um diese so dringendnotwendige anheimelnde Atmosphärezu schaffen, hat die örtliche Verwaltungweder Mühe noch Arbeit gescheutund - um das Dazugehörigkeitsgeflihlder Patienten zu stärken - jedenLangzeitpatienten in das KonstanzerAdreßbuch eintragen lassen; natürlichmit vollem Namen und unter der Klinikanschrift.Soweit so gut - bisher sieht allesnach einer der üblichen Heile-Welt-Storiesaus, was flir den Autor jedoch anscheinendein nicht ganz befriedigendesErgebnis gewesen zu sein scheint. EineKomplikation mußte her, das Salz einerjeden Story. Also entlarvt Leben diesesZuhause als Scheinzuhause, wie die bekanntenScheinfirmen. (Ich lege Wertauf die Feststellung, daß ich nicht dieFirmen meine, die mittels der Verteilungvon Scheinen versuchen, sich irgendwelcheVorteile zusammenzuflikken;gemeint sind die Konstruktionen,mit denen Azubis auf ihre kaufmännischenBerufe vorbereitet werden. DerRezensent.) Dabei bedient Leben sich insehr despektierlicher Art unserer Bürokratie,und das geht so: Die Patientender Klinik werden von den Müllgebührenbefreit, die ansonsten pro Haushaltsmitgliedberechnet werden. Um diese Befreiungzu dokumentieren, wird beimEinwohnermeldeamt jede Patienten-Karteikartemit einem kleinen "p" gekennzeichnet.Ob die Kleinschreibung etwasmit der internen Bewertung des Statusder Betroffenen zu tun hat, mag ichnicht beurteilen, zu Lebens Stil würde esjedoch passen.Technographie von Dr. Ernst HavlikFinale: In einem furiosen Schlußspurtläßt Leben einen übereifrigen Beamtenin's Fettnäpfchen treten, indemer ihn die kompletten Daten an denAdreßbuchverlag von Konstanz übermittelnläßt - natürlich mit dem verräterischen"p". So erscheint es auchdann, und wird - nach nur flinf odersechs Jahren - von einem findigen Lokalreporterentdeckt und entschlüsselt.Nach einem kurzen Aufbäumen der Öffentlichkeitwird der Skandal unter denTisch gekehrt - ein Schuldiger wird dabeinicht ermittelt.Fazit: lm Inhalt hat Leben sich zuoffensichtlich an Orwell orientiert. DerSchluß erinnert - was auch nicht zurQualität der Story beiträgt - zu sehr anPraktiken, die wir aus dem politischenAlltag bis zum Überdruß vorgesetzt bekamenund bekommen. Wir werden jedochLebens Werk weiterhin im Augebehalten, weil wir gewisse Anzeichenentdeckt zu haben glauben, daß er ingewissen Kreisen unserer Bevölkerungstark verhaltensprägend wirkt.Copyright ( c) 19<strong>84</strong> by Chris W. Lenz


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>17Rene Oth (Hrsg.)GEMINI - ZUKUNFTSGESCHICH·TEN ÜBER DIE LIEBEDarmstadt/Neuwied 1983, LuchterhandDeutsch von Martin Eiseie u. a.Ren~ Oths Anthologie mit "Zukunftsgeschichtenüber die Liebe" ist nicht dieerste dieser Art (man denke an Landfinder(i. e. Jürgen vom Scheidt) bei Bärmeyer/Nikel,Kubiak bei Bastei, LeBlanc und Parry/Subotsky bei Goldmann)und wird auch nicht die letztesein. Doch schon Oths Auswahlbibliographieam Ende des Buches zeigt mitknappen elf Titeln, wie selten die Darstellungder Sexualität in der SF gepflegtwird. Isaac Asimov (mit seinerflir dieses Thema wohl unumgänglichenStory "Was man so Liebe nennt", einerschwachen Satire auf eine witzigerePlayboy-Satire, vertreten) hat recht mitder Behauptung, die SF sei lange Jahreso puritanisch wie kaum eine andereLiteraturgattung gewesen.Oth jedoch schöpft diesen schmalenFundus nur sehr unzureichend aus undscheint sich auf eine Art Mechanik konzentriertzu haben: Pierre Boulles Geschichteüber den Sex bei Schwerelosigkeit,Winston K. Marks Reduzierung desmenschlichen Geflihllebens auf eine"Seuche" oder Philip Jos~ FarmersHypothese vom sexbesessenen Computerklopfen höchst trocken höchst irdischeMöglichkeiten ab. Tanith Lee reduziertLiebesempfindungen auf ungeboreneZwillinge , Robert F. Young wagtein wenig fremdplanetare Exotik, undNicholas V. Yermakov rollt ein modernesSchneewittchen-Spiel ab. übrigbleibt Richard Wilson mit seiner beinhartenPost-Doomsday-Story "Nachdem Tag X", die aber eh schon allzubekannt ist und auch nicht so recht insThema passen will.So schmal der Fundus der " erotischen"SF ist - Oth hat ihn nur angekratzt,läßt zu viel vermissen (Problememit außerirdischen Intelligenzen etwa),auf das er - wenn überhaupt - nur imVorwort hinweist. Somit bleibt er mitdieser Anthologie doch nur eine spärlicheErgänzung zu den oben erwähntenTiteln von Thomas Landfinder oderMichael Kubiak.Uwe AntonH. J. Alpers/W. FuchsDIE SECHZIGER JAHRE IBand 5 der <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> AnthologieKöln 1983, Hohenheim VerlagDeutsch von Kiesow, Körber, Nagel,Tegtmeier, Hundertmarck, WalterDie Jahre von 1960 bis 1964 sind Themadieses fünften Bandes der bei Hohenheimerscheinenden SF-Anthologie.So inhomogen, wie sich die SF dieserJahre darstellte, sind auch die Themen,die in den zehn Geschichten dieses Bandesvorgestellt werden. Es geht um soziologischeund psychologische Probleme, religiöse Themen, Raumfahrt undCyborgs. Trotz aller thematischen Unterschiedehaben die Stories jedoch einsgemeinsam: sie sind brillant geschriebenund haben in den rund zwanzig Jahrenseit ihrem ersten Erscheinen nichts vonihrem Reiz verloren.Eine weitere Gemeinsamkeit der Storiesbesteht darin, daß alle Autoren (abgesehenvon Frank Herberts "Gedankenfeld") der psychologischen Komponentebreiten Raum gewähren, selbst dann,wenn das Thema der hard science entlehntist, wie etwa bei Darnon Knights"Der Operateur", John Wyndhams"Leerer Weltraum" oder Anne Mc­Caffreys "Das singende Schiff'. Vonvornherein soziologisch orientiert sindJohn Brunners "Die absolut Reichen",die inhaltlich nicht weit davon entfernteGeschichte "Das Friedhofsherz" vonRoger Zelazny und R. Faraday Nelsons"Schaltet den Himmel ab", eine Story,die so starke Anklänge an die Subkulturder Jahre '68 bis '72 hat, daß man kaumglauben mag, daß sie bereits 1963 erschien.Die restlichen drei Geschichten diesesBandes sind, jede auf ihre Art, ebenfallsbemerkenswert. J. G. Ballards "EndstationStrand" beweist, daß der Autorschon new wave geschrieben hat. als esdiesen Begriff innerhalb der SF nochgar nicht gab. Harry Harrisons "DieStraßen von Askalon" berichtet inflappsiger Sprache und mit einem gewissenruffisanten Unterton, wie es einemMissionar ergehen kann, der diechristliche Heilslehre bei streng logischdenkenden Aliens verbreiten will. "DieMondmotte" von Jack Vance schließlichdürfte bereits jedem bekannt sein,der sich etwas intensiver mit SF beschäftigt.Wenn diese Geschichte trotz ihrerVerbreitung hier Eingang fand, dannzweifellos deshalb , weil es tatsächlichkeine andere gibt, die alle Vorzüge desAutors so klar zum Vorschein bringt.Harald PuschMattbias HorxGLÜCKLICHE REISERoman zwischen den ZeitenBerlin 1983, Rotbuch 283, D~ 15,-1983 war ein gutes Jahr flir die deutscheSF: noch nie wurden so viele, selten sogute Romane und Storysammlungenveröffentlicht. Auch im Rotbuch Verlag,einem der größten AlternativverlageDeutschlands, erschien ein SF-Roman:GLÜCKLICHE REISE von MatthiasHorx.Die Bundesrepublik nach dem Atomkriegist zweigeteilt: Im Norden versuchtman, einigermaßen ökologisch zuleben, während im Süden fieberhaft ander Re-Industrialisierung gearbeitetwird. Im ersten der drei " Kreisläufe" , indie der Autor sein Buch geteilt hat,schildert er die Situation auf dem Lande.Die Transformatorenorden sind dabei,ihre Ideologie, ein Konglomerataus verschiedenen unabhängigen, grünenund linken Denkmodellen, zu verwirkli·chen. Vater dieser Ideologie ist JonathanWeber. Er hat inzwischen den Ordenverlassen, aus Protest gegen den zunehmendenRespekt im Umgang mit derLehre, seiner Meinung nach der Feindjeder lebendigen Weltanschauung. Aberauch in seiner neuen Behausung, einemalten Flugplatz, wird er nicht glücklich.Als er einen Heißluftzeppelin baut, verjagenihn die bigotten, technikfeindlichenNachbardörfler. Auf die Bitte einerOrdensschwester, die Herkunft kürzlichaufgetauchter mikroelektronischerSchaltungen herauszufinden, geht ernach Süden.Auf seinem Weg in die "Stadt" geräter in eine Gruppe pseudoanarchistischerSpontis. Diese Leute führen normalerweiseein glückliches und freiesLeben, werden aber von Zeit zu Zeitdurch Obergriffe aus der Stadt bedroht.Allmählich erkennen sie, daß sie nichteinfach ihren Weg gehen können, sonderndaß sie sich gegen das "Schweinesystem"wehren müssen, wollen sienicht untergehen. Jonathan selbst ziehtseiner Aufgabe gemäß weiter in die Industriezone.Bald hat er sich zur Füh-


18<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>rungsspitze vorgearbeitet und einigesüber ihre Absichten und Methoden erfahren.Jonathal;) beschließt, das Treiben dieserMachtjunkies (wie Spinrad sie genannthätte) zu beenden. Er startet eineExpedition in eine Zone - ein verseuchtesGebiet -, wo er die Instrumentezu seinem Vorhaben findet undläßt ein neues Zeitalter beginnen. SeineReise hat ein glückliches Ende gefunden.Das vorliegende Buch ist Ausdruckder Selbstsuche und Selbstfindung, sowohlflir den Autor als auch flir die ganze68er-Generation. Der Protagonist ( eineIdentifikationsfigur für den Autor)ist ein Mensch zwischen den Stühlen.Jonathan gehört weder zum Orden nochzu den Dörflern; er steht zwischen Anpassungund totalem Leben, Indoktrinierungund Prinzipienlosigkeit. SeineProbleme und die seiner Umwelt sinddie Probleme der ganzen links-alternativenScene: Wie bekennt man sich zueiner Ideologie, ohne sich gleich ganzvon ihr vereinnahmen zu lassen (BeispielOrdensmitglieder)? Wie verwirklichtman eine Ideofogie, ohne gleich zuresignieren, wenn nicht alles auf Anhiebklappt (wie z. B. Jonathan)? Undschließlich: Kann man auch ohne Revolutionso leben, wie man will (BeispielSpontis)?Horx hat seine Antwort auf dieseFrage gefunden : man müßte Tatsachenanerkennen können, ohne zu resignierenoder Träume aufzugeben. Horx teiltsie uns aufunaufdringliche Weise mit; erläßt Platz flir eigene Gedanken.Vollprofi und Gründungsmitglied desPFLASTERSTRANDES Horx hat auchsprachlich sehr brauchbares geleistet;zwar finden sich besonders am Anfangdes Buches einige übertriebene Stellen,daflir entschädigt aber die Darstellungeiner mutierten Tier- und Pflanzenweltzu Beginn des 3. Kreislaufes mehr alsgenug; etwas Exotischeres hat die deutscheSF kaum je hervorgebracht. Überhauptglänzt Horx durch die nahtloseEinbettung der Handlung in eine detailliertbeschriebene nach-atomare Welt.GLÜCKLICHE REISE ist zwar kaumein Buch der absoluten Spitzenklasse;wegen seiner frischen Gedanken könntees aber zu einem Kultbuch der unabhängigenLinken werden.Rainer KuchlerJohn BrunnerTRÄUMENDE ERDE(The Dreaming Earth)Kö ln-Lövenich 1983, Hohenheim VerlagDeutsch von Hans MaeterBei TRÄUMENDE ERDE handelt essich um einen Roman, den der englischeSF-Autor John Brunner bereits 1963schrieb. Die deutsche Erstveröffentli·chung erfolgte 1967 als Pabel-Taschenbuch302; bei Hohenheim erschien dasBuch in ungekürzter Neuübersetzung.Die Handlung des Romans ist in der nahenZukunft angesiedelt, wobei Brunnereinige heute bereits vorhandene Mißständeauf wenige Jahre hinaus extrapoliert.Die Situation auf der Erde hat sicherwartungsgemäß negativ entwickelt.Der Planet ist völlig übervölkert; dieMenschen leben in gigantischen Zentrenauf engstem Raum. Nahrungsmittel undTrinkwasser sind knapp. Die nationalenRegierungen haben sich angesichts dieserkaum mehr zu bewältigenden Problemeaufgelöst; an ihre Stelle ist dieUNO getreten, die sich fast ausschließlichmit der Verteilung der wenigennoch vorhandenen Lebensmittel undRessourcen beschäftigt. Die ausgepowerteErde soll kurz vor dem endgültigenKollaps gerettet werden, doch der im·mer weiter um sich greifende Verfallscheint nicht mehr aufzuhalten.In dieser hoffnungslosen Lage tauchtplötzlich eine neue Droge auf, die ihreKonsumenten in eine paradiesischeTraumwelt versetzt. Rätselhaft erscheintdie allgegenwärtige Verfligbarkeit desneuen Rauschmittels, das überall flir einenSpottpreis erhältlich ist. Die Dealerdagegen sind von den zuständigen Behördennicht zu fassen. GefährlichesNebenprodukt der Traumdroge: Nachlängerer Abhängigkeit verschwinden ihreBenutzer; sie lösen sich förmlich in Luftauf.Der Protagonist des Romans ist derRauschgiftagent Nicholas Greville, dervon Brunner menschlich und flir den Lesernachvollziehbar charakterisiert wird.Greville wird auf die Traumdroge angesetzt.Der Leser kann mitverfolgen, wiesich aus einzelnen Hinweisen mit derZeit ein immer deutlicher werdendesPuzzle zusammenfligt, welches als fertigesBild die Lösung des Geheimnissesverspricht. Greville bleibt dabei einDurchschnittsmensch mit Schwächenund Emotionen. Durch seine Frau wirder selbst mit der Droge infiziert undkann einen Blick in die Traumwelt werfen.Brunner formt geschickt ein Persönlichkeitsbildund räumt den Gedankenseines Protagonisten breiten Raumein. So läßt er ihn beispielsweise kurzdie Stationen seiner zerrütteten Ehenacherleben, die zu einem abschließendenKonflikt eskaliert. Eher nebenbeifließen Informationen zur Alltagsweltund zum Lebensstandard mit ein, wodurchschlagliehtartig ein deprimierendesZukunftsbild skizziert wird.Das haarsträubende Ende des Romansdarf an dieser Stelle ruhig verratenwerden, denn des Rätsels Lösungwird dem interessierten Leser unbegreiflicherweisebereits im Klappentextdes Buches(!) offeriert:Die UNO selbst ist Verteiler der Droge.Die Abhängigen gehen tatsächlich ineine andere Welt über (das gerraue 'Wie'bleibt natürlich ungeklärt), die sich alsParadies ohne Hunger und Übervölkerungerweist.Diese Auflösung ist derart unwahrscheinlichund enttäuschend, zumal derRoman einen Großteil seiner Spannungaus diesem zu entschlüsselnden Geheim·nis bezieht, daß sie den anfangs positivenEindruck vonTRÄUMENDE ERDEgrundlegend zunichte macht. Die ersten200 Seiten stellen durchaus ein Lesevergnügendar, dokumentieren sie doch,daß Brunner zeitkritisch ohne großesWeltraumbrimborium aktuelle Mißstän·de extrapolieren und beschreiben sowiedie darauf basierende Handlung mit interessantenund lebendigen Charakterenbevölkern kann. Sein kritisches Mäntelchenhinterläßt jedoch schnell einenzwiespältigen Eindruck, wenn es mitderart hanebüchenen Problemlösungendekoriert wird.Wer sich dennoch an das Buch heranwagenmöchte, sollte flir die 'abschließendeEnttäuschung' gewappnet sein.Christian HellmannC. H. KölblDAS MEER DER SEELENGrünwald 1983, Conny-


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>derung und geraten zwischen die Frontenvon Gut und Böse - welch geniale,noch nie dagewesene Idee! Und innerhalbdieser Handlung, die einen aus denSocken haut, beeindruckt der Autormannigfach - durch ausgeprägt exaktenWissenschaftsgebrauch und/oder prägnantklaren Stil ("Das Licht legt pro Sekunde230000 Kilometer zurück", S.52/53 - wo sind die restlichen 70.000?;"Antimaterie, basierend auf der gegenseitigenVernichtung von Proonen undAntiproonen", S. 21; "... wir habennoch Zeit. Ein Lichtjahr vielleichtnoch.", S. 19), durch neueste gesichertewissenschaftliche Kenntnisse ("Es gabsie also doch, die Seelenwanderung, dieWiedergeburt", S. 40), durch eine brillantphantasievolle, noch nie dageweseneNomenklatur (Deimos, Orkus,Helios, Phoeton, Fortunas, Nemesis),durch geflihlvolle Charakterisierungenund lebensechte Charaktere ('"Gustavheiß ick, Mann', war die kernige Stimmewieder da ... 'Gustav Schnurz genau.",S. 49), durch stimmige Bilder("Und nun gluckste der flotte Gustavwie ein sterbendes Huhn", S. 60), durchaufklärerische Bewußtseinsschaffung("Ich beuge mich in Demut der Weisheiteines allmächtigen Gottes", S. 66),durch ein lange überfalliges neues realistischesWeltbild ("Die Erde ist das'Herz des Kosmos' ..., denn sie ist dereinzige Planet im weiten All, der Lebenhat", S. 66/67; "Leben gibt es nur ...durch göttliche Naturgesetze", S. 67),durch die Entlarvung der göttlichenMächte, die unsere Entwicklung steuern- hallo, Herr von Däniken ("Seit einigerZeit . . . statten wir einige Menschenkindermit ungewöhnlichen Fähigkeitenaus", S. 83) und - viel zu häufig, alsdaß man zitieren könnte - durch einefortschrittliche, engagierte politischeAuffassung.Es gibt Leute, die sehen sich dieschlechtesten Filme überhaupt an undwiehern dabei vor Vergnügen ; ganzeFestivals mit den schlechtesten Filmender Welt werden abgehalten. Sollte jeeine Hitliste der schlechtesten SF-Romaneder Welt zusammengestellt werden,so ist der vorliegende Roman mitSicherheit einer der heißesten Favoritenfür den ersten Platz.Uwe AntonJ ames A. MichenerSTERNENJÄGER(Space)München 1983, Droemer Knaur, 895 S.Deutsch von Hans Erik HausnerObwohl der Original- als auch der deutscheTitel auf etwas anderes schließenlassen, ist der bekannte amerikanischeMainstream-Schriftsteller im Alter vonüber siebzig Jahren nicht unter die SF­Autoren gegangen; vielmehr hat er einenhistorischen Roman - wenn auch mitfiktiven Personen und teilweise fiktivenEreignissen - über das "letzte Abenteuerder amerikanischen Nation" geschrieben- die Erforschung des Weltalls, die- was Michener allerdings wohlweislichverschweigt - nicht mit der letztenMondlandung geendet hat, sondern auchweiterhin ganz eindeutige militärstrategischeAbsichten verfolgt.Michener spannt einen großen Bogenvom zweiten Weltkrieg - den Männernvon Peenemünde - bis zur Gegenwart.Reale Personen tauchen nur am Randeauf; er bedient sich hauptsächlich vierimaginärer Familien, die - Ähnlichkeitenmit existenten Personen rein zufallig- die Erforschung des Weltraumsvorantreiben; im Anschluß verwendet ersechs imaginäre Familien von Astronauten,die er zu niemals stattgefundenenGemini- und Apollo-Missionen startenläßt.Dabei wirkt Michener niemals unglaubwürdig,ganz im Gegenteil. SeinBuch ist peinlich genau recherchiert;historisch stimmige Fakten verschmelzenmit frei erfundenen zu einem gigantischenPanorama der WeltraumfahrtUS-amerikanischer Prägung. Stilistischunglaublich prägnant, wenn auch mitunteretwas pathetisch, ist die von Michenergeschilderte "reale" Raumfahrt demGroßteil der in der SF geschilc!erten freierfundenen bei weitem überlegen. ·Michenerhütet sich, die gesellschaftlichen Mechanismen,die das US-amerikanischeRaumfahrtprogramm initiiert haben, zuentlarven; er wollte einerseits ein Abenteuererzählen und andererseits denRuhm von "God's Own Nation" würdevolldarstellen. Somit ist STERNEN­JÄGER ein unglaublich amerikanischerRoman mit unverhohlenem Patriotismus,der geradezu aus allen Seiten tropft; solcheSätze wie "Wir haben es den Russengezeigt!" oder "Seht euch diese amerikanischenJungs auf dem Mond an!"(beide S. 592) sind nur die Spitze einesEisbergs.In seinem demokratisch-patriotischenRahmen plädiert Michener auch flir dieVernunft; er nimmt sich religiösen Fanatismusvor und weist seine Gefahrlichkeitauf; er macht deutlich, inwieweitdie technische Durchflihrung der Mondlandungdes Apollo-Projekts in einerSackgasse enden mußte; er zeigt eherunfreiwillig auf, wie die amerikanischeÖffentlichkeit dahingehend manipuliertwurde, die Kosten der Raumfahrt zutragen.Es fallt schwer, ein abschließendesWort zu solch einem umfangreichen Romanzu finden; er ist nicht gerade spannend(bis auf wenige Höhepunkte),aber auch nicht langweilig, einfach nurinteressant, wenn man ihn richtig zu lesenweiß.(Nebenbei erwähnt: Michener kommtauch auf die <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> zu sprechen.Er lobt einige Werke und Autoren- nicht die, die wir loben würden -stellt aber auch fest: "Einige der bestenAutoren klingen wie richtige Faschisten."((S. 550)) Womit Michener nichtunrecht hat.)Uwe AntonRochelle SingerDIE DEMETER BLUME(The Demeter Flower)Frankfurt/Main 1983, Medea FrauenverlagDeutsch von Alexandra Bartoszko"Du kannst nicht einmal annäherndahnen, was es heißt, in einer Welt zu leben,die das Produkt und Eigentum vonheterosexuellen Männern war - weißenheterosexuellen Männern, um es genauzu sagen." Hungersnot, Zusammenbruchder Energieversorgung, radioaktive Verseuchungdurch Lecks in AKWs, Epidemien;Raub, Mord, Vergewaltigungen:der Zusammenbruch unserer heutigenGesellschaft veranlaßt eine Gruppe vonFrauen, in einem abgelegenen Tal ihreeigene Gesellschaft zu gründen. Singerschildert uns die utopische Dorfgemeinschaft40 Jahre nach ihrer Gründung.Die Sicherung der Reproduktion scheintgeglückt. Die Demeter-Blume, das Geschenkeiner alten Kräuterfrau an dieAuswandernden und Symbol ftir ihreAutonomie, ermöglicht die jungfräulicheZeugung. Rätedemokratisch trifftdie Frauengemeinschaft ihre Entschei-


20<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>dung_en. Für die Generation der Töchterund Enkelinnen scheint es keine Herausforderungenmehr zu geben.In dieser Situation kommen zum erstenMal seit Bestehen des Dorfes Fremdeins Tal. Der Mann Bennett und seineschwangere Frau Donna lösen durchihre Anwesenheit Verwirrung bei denJüngeren und Haß bei den Alten aus. Siebringen spärliche Informationen überdie Welt, wie sie sich außerhalb desDorfes entwickelt hat: als mittelalterlicheund extrem frauenfeindliche Herrschafteiner Priesterkaste. Aus Angstvor einem Überfall und aus Neugierdeauf die Welt außerhalb des eigenen begrenztenLebensraumes gewinnt vor allemunter den jüngeren Frauen die Ideeeiner Erkundungsreise und der möglichenGründung eines zweiten Dorfes anBoden. Singer beschreibt eindrucksvoll,wie die Entscheidungen in der Gemeinschaftgetroffen werden. Die Reise bestätigtdie Informationen über die Außenwelt.Der Roman endet mit demAufbruch der ersten Frauen in das geplanteneue Dorf, obwohl die Meinungenauseinandergehen, ob diese Dezentralisierungzu einer Schwächung oderStärkung der Gemeinschaft fUhren wird.Die Geschichte wird aus der Sichtder Chronistin des Dorfes erzählt, die"beruflich" und persönlich von den entstehendenKonflikten betroffen ist. Typischfür die utopische Frauenliteraturkontrastiert Singer das friedliche undfreie Leben der Frauen mit den Erinnerungender Gründerinnen an die Gesellschaft,aus der sie geflohen sind, z. T.dreifach verfolgt: als Frau, als Farbige,als• Homosexuelle. Die Erlebnisse der eigenenUnterdrückung werden am dargestelltenKonflikt aktualisiert: die Unfahigkeitdes chauvinistischen Mannes,sich einzupassen, läßt seine Tötung alseinzige Konfliktlösung erscheinen, dennseine Freilassung würde den Verrat unddie Vernichtung des Dorfes unvermeidlichzur Folge haben. Seine Tötung jedochwiderspricht den gewaltlosen Prinzipiender neuen Gesellschaft. Die verschiedenenBlickwinkel auf diesen dilemmatischenKonflikt werden von Singersehr glaubwürdig dargestellt: heftigeDebatten in der Ratsversammlung, persönlicheKonflikte zwischen Liebenden,die allmähliche Entwicklung einer aggressivenStimmung im Dorf, die sich dannin einem ungeplanten Mord an demflüchtenden Bennett entlädt. Die lähmendeHandlungsunfahigkeit löst sichspontan und fast zufallig, eine offtzielleEntscheidung durch die Ratsversammlungwird damit umgangen ...Doch am Ende ist nichts mehr wiees war: die Zeit der Abkapselung istvorüber, die Zeit des Geborgenseins undder Sicherheit, auch die Zeit der Naivität.Die jungen Frauen werden mit Erfahrungenkonfrontiert, die die Altenihnen ersparen wollten und auf die siedementsprechend schlecht vorbereitetsind. Die gewaltvolle Realität hat diefriedliche Frauengesellschart eingeholt.Singer gelingt mit ihrem ersten Romanetwas flir diese Literatur recht Seltenes:die Frauen sind als einzelne Charakteredeutlich gezeichnet, sie sind widersprüchlich,lebendig, keineswegs steril,obgleich das starke Gemeinschaftsgefühluntereinander ebenfalls spürbarist. Das Dorf Demeter ist kein fehlerfreiesBild einer Idealgesellschaft vonFrauen, bevölkert von heroischen Heidinnen.Aber gerade das läßt diesen alternativenGesellschaftsentwurf für dieLeserin (den Leser??) unmiltelbar attraktiverscheinen. Es macht parteiisch flirdie Frauen, unduldsam fiir unsereschlechte Realität.Das Dilemma der beiden miteinanderverwobenen Entscheidungsprozesse istder Rahmen, in dem die Autorin - niemalsabstraktmoralische Vorstellungenund (un)menschliche Notwendigkeitendiskutiert. Und sie bietet keine eleganteoder angenehme Lösung an.Barbara Holland-CunzMichael de LarrabeitiDIE HORRIBLES 1: AUF ZURGROSSEN RUMBLEJAGD!Stuttgart 19<strong>84</strong>, Klett-Cotta, Hobbit­Presse 364 S., DM 26,-Deutsch von Joachim KalkaDie Horribles sind unter uns (oder denBewohnern von London): langohrigeGnome, die als Kinder aus der Gesellschaftausgestiegen, nicht mehr gewachsenund nicht älter geworden sind. Sieleben im Verborgenen und haben ihreFeinde: die Rumbles, maulwurfahnliche,straff organisierte Unholde, die denBorribles an den Kragen und sich ihreReviere unter den Nagel reißen wollen.Doch die Horribles wissen sich zu wehren...Talkien schimmert durch in dieserseltsamen Mischung. Zum einen liestsich der Roman passageweise stark märchenhaft,wie ein Kinderbuch; zum an-deren ist er exzessiv brutal und bietetein verkapptes Bild der sozialen Umständein jenem Teil Londons, in demes spielt. Man könnte die Horribles, dieimmer in der Angst leben, ihre spitzenOhren und damit die alterslose, abenteuerlicheExistenz zu verlieren, als verkappteRealitätsflüchtlinge sehen, alsFantasyleser; zum anderen ist ihre Weltkaum schöner als die, in der die Menschenleben (die natürlich weder vonBorribles noch von den Rumbles etwaswissen).Der Roman ist keineswegs langweilig,leidet aber unter einigen dramaturgischenSchwächen. Der Autor hat denFehler begangen, direkt zehn Borriblesin den Kampf gegen die Rumbles zuschicken; sie unterscheiden sich in ihrerCharakterisierung kaum und sind absolutnicht einprägsam.Zu loben ist die vorbildliche, geradezuprachtvolle Ausstattung des Bandes;de Larrabeiti hat nicht viel zu vermitteln(wie die wenigsten modernen Fantasyautoren),könnte aber zu einem Kultautorwerden, der sich mit seinem Borrible-Zyldus(weitere Bände werden folgen)eine gewisse Leserschaft sichert,auch Wenn seine Schilderungen einersozialen Umwelt (der des Londons seinerKindheit) vielleicht ein wenig zubritisch flir den deutschen Leser ist.Uwe AntonVemorVingeDER BESSERWISSER(The Witling)Bergisch Gladbach 19<strong>84</strong>, Bastei SF21174, DM 5,80Deutsch von M.W. Anders jr.Von einigen "Talentlosen" abgesehenverfUgen die humanoiden Bewohner desPlaneten Giri über die verschiedenstenPsi-Fähigkeiten; insbesondere die Teleportationspielt auf dieser Welt einegroße Rolle. Trotzdem ist es flir die beidenhier mit einem Raumschiff gestrandetenMenschen nicht einfach, dieFunkstation auf der anderen Seite desPlaneten zu erreichen. Zum einen geratendie Raumfahrer auf dieser mittelalterlichenWelt in den Mittelpunktpolitischer Intrigen, und zum anderenist es mit der Teleportalion in diesemRoman nicht so einfach: so sind Sprüngebeispielsweise nur zwischen Ortenmöglich, zwischen denen nur eine geringeRelativgeschwindigkeit besteht. Der


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>21Autor hat sich nämlich bemüht, mit seinendiesbezüglichen Ausführungen nichtin Widerspruch zu physikalischen Naturgesetzenzu geraten; diese Bemühungenscheitern jedoch vor allem an VingesInkonsequenz. Besonders deutlich wirddas aufS. 185, wo verkündet wird, daßdie Teleportationen mit mehr als tausendfacherLichtgeschwindigkeit vonstattengehen. Vinge ist hier also sehropportunistisch verfahren: so lange erdie Handlung spannend halten will,erfindet er alle möglichen Schwierigkeitenflir die Psi-Fähigkeiten, und zwarangeblich deshalb, um physikalisch"glaubwürdig" zu bleiben; steht dieseGlaubwürdigkeit jedoch einem Happy­End entgegen, verzichtet der Autor aufsie. Was bleibt, ist also ein nur mäßigspannender und kaum Interesse wekkenderAbenteuerroman.Eine gewisse Inkonsequenz ist auchder deutschen Ausgabe nicht abzuspre·eben, denn Wesen ohne Psi-Fähigkeitenwerden im Buch ausschließlich als "Talentlose"bezeichnet, auf dem Klappentextdagegen als "Besserwisser" (vielleichthandelt es sich bei dem Klappentexterum beides). Empfohlen werdenkann das Buch nur Teilnehmern an Teleportations-Fernkursen.Hans-Ulrich BöttcherColin WilsonDIE SEELENFRESSER(The Mind Parasites)Berlin und Schlechtenwegen 1983, MärzVerlagDeutsch von Johannes PironColin Wilson ist ein interessanter Autor,der weniger durch seine wenigen SF-Romanebekannt wurde als durch Sachbücherüber Okkultismus (deren Spektrumvon äußerst interessanten Studien bis zuausgesprochenen Peinlichkeiten wieeinem Buch über den Scharlatan UriGeiler reicht). So sind seine Romaneauch meist an der Grenze zum Okkultenund Mystischen angesiedelt, wobeidas ausgesprochene Seience-Elementzwar nicht ausgespart wird, aber stetseine untergeordnete Rolle spielt.DIE SEELENFRESSER ist in Lovecrafts"Cthulhu-Mythos" angesiedelt,doch dieser Strang wird sehr bald zueiner Nebenhandlung. Ein Archäologeentdeckt in der Wüste eine uralte Stadtund muß feststellen, daß die BücherLovecrafts keine Phantasiegebilde, sondernTatsachen sind. Diese Stadt ist jedochnichts weiter als ein Ablenkungsmanöver;ein Wissenschaftler hat entdeckt,daß die Gehirne der Menschenvon Bewußtseinsparasiten befallen sind,die die Menschen mittels Angst und Depressionunterdrücken. Sie sind flir Kriege,Not und Elend verantwortlich undbehindern die geistige Weiterentwicklungdes Menschen in Richtung eineraggressionsfreien und friedlichen Gesellschaft,in der alle glücklich leben könnten.Der Archäologe stellt schließlicheine Gruppe von Wissenschaftlern zusammen,die den Kampf zur Befreiungder Menschen aufnehmen.Trotz Bezugnahme auf Lovecraft(und die Bewunderung Wilsons, der vomLovecraft-Gegner zu einem seiner glühendstenVerehrer wurde, kommt stetsdeutlich zum Ausdruck), ist DIE SEE­LENFRESSER ein originelles und lesenswertesBuch, wenn auch der nüchterne,an (manchmal billigen) Journalismuserinnernde Stil sich eher störendauswirkt und man von der sehr bedenklichen,da reale Probleme verschleierndenGrundprämisse absieht.Auch vernachlässigt Wilson die Romanhandlunghäufig zugunsten von gesellschaftlichenund soziologischen Abhandlungenüber Entwicklung und Situationdes Menschen (die man manchmalnur verstehen kann, wenn man seinbrillantes Essay DER OUTSIDER gelesenhat).Joachim KörberStanislaw LernWAFFENSYSTEME DES 21. JAHR­HUNDERTS(WEAPONSYSTEMS OF THE 21STCENTURY OR THE UPSIDE DOWNEVOLUTION)Frankfurt a. M. 1983, Suhrkamp TBNr. 998, DM 6,-Deutsch von Edda Werfe!Auf knapp 80 Seiten im Großdruckstellt Lern - vorgeblich als SF getarnt- dar, wie er sich die Waffenentwicklungdes 21. Jahrhunderts nebst ökologischenund politischen Folgen vorstellt.Ansätze dazu lassen sich bereits in .denRomanen DER UNBESIEGBARE undMEMOIREN, GEFUNDEN IN DERBADEWANNE finden. Die Waffentechnologieentwickelt als ultimate Waffeden mikrominiaturisierten Soldaten imInsekten- oder Bakterienformat, selbst-zusammensetzend, selbstorganisierend,unschlagbar wie ein Heuschreckenschwarmoder eine Wolke von Krankheitserregern.Das Militär herkömmlicherArt wird abgeschafft, statt dessenwerden die maßgeblichen Entscheidungenvon Computern gefällt, von denenauch niemand weiß, ob die eingeflit·terten Informationen zutreffend oderverfälscht sind. Unterschiede zwischenKrieg und Frieden gibt es nicht mehr.Getarnte, bewaffnete Auseinandersetzungen,künstliche "Naturkatastrophen"und Seuchen werden zum Dauerzustand,Abrüstungskonferenzen zurFarce, weil jeder Verhandlungserfolgbereits im Zeitpunkt seiner Entstehungdurch die Entwicklung neuerer WaffensystemeMakulatur ist (wie schon heute).Eigenartigerweise wurde der Gedankengangaus DER FUTUROLOGISCHEKONGRESS - Kampf mit bewußt·seinsverändernden Drogen - nicht wiederaufgegriffen. Nach Lern wird sichdie Menschheit in einer Technologiefallefangen; und der Ausweg wird mindestensso fragwürdig sein wie der Zustandin der Falle selbst.Angeblich stammen diese Enthüllungenaus Werken der Militärgeschichtedes 21. Jahrhunderts. Dieses Vorwandeshätte es nicht bedurft. Die Daten,aus denen Lern die Entwicklungstendenzenableitet, liegen bereits vor. Nichtflir richtig hält der Rezensent allerdingsLems Beschreibung des Vorganges, wiedie alte Militaristenherrlichkeit zugrundegehenwird. Im Gegenteil: Erschüttertwird sich der Leser nach der ca. einstündigenLektüre - der flotte Plauderstilund der große Satz zum schon unverschämtenPreis machts möglich - fragen,ob es denn wirklich so kommenmuß. Dem wird sich naturgemäß dieFrage anschließen, die Lern vermutlichnicht gestellt wissen will, nämlich, obdas Militär nicht etwas dagegen hat, abgeschafftzu werden. Denn wer ist wohlstärker auf sein Überleben bedacht alsein Berufsmilitär?Berthold GieseHeinrich KeimNEWWAVE - Die Avantgarde der modernenanglo-amerikanischen SF?Meitingen 1983, Corian VerlagTotgesagte leben länger, das ist eine alteBinsenweisheit. So verhält es sich auchmit der New Wave in der <strong>Science</strong> Fic-


22<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>tion, die mittlerweile seit fast fünfzehnJahren totgesagt wird und dabei dochimmer wieder beharrlich auftaucht undihr Lesepublikum findet. Mittlerweileliegen zahlreiche Storysammlungen mitTexten der New Wave vor; auch einigeRomane wurden übersetzt, aber einefundierte theoretische Auseinandersetzungmit dem Phänomen New Wave gabes bisher kaum. Abhilfe schafft das vorliegendeBuch, eine Dissertation, diesich bemüht, alle Aspekte dieser weitgestreutenliterarischen Bewegung - diesich nie selbst als solche verstanden hat- zu beleuchten und zu interpretieren.Interessant ist das Buch aber nichtnur ftir Fans der New Wave. Es gliedertsich in zwei Teile; der erste schildertausfUhrlieh die Entwicklungsgeschichteder modernen SF bis in die sechzigerJahre hinein, eine Zeit, in der das Genresich - nicht nur nach der Meinung seinerheftigsten Kritiker - in phantasieloseAufgüsse alter und ältester Themenerging und nichts Neuesund Originellesgeschrieben wurde. Keim beleuchtet dieseEntwicklung objektiv und sachlichbis hin zu der Situation der Stagnation,in der die NewWave schließlich fruchtbarenBoden fand und - aus heutigerSicht - nicht nur möglich, sondern sogarnotwendig wurde. Im zweiten Teilwird gleichermaßen ausfUhrlieh auf dieBewegung selbst eingegangen, was dieunter dem BegriffNewWave zusammengefaßtenAutoren wollten, was sie erreichten,gefolgt von Werkanalysen derwichtigsten Vertreter - Ballard, Aldiss,Moorcock. Keim verdeutlicht, daß dieNew Wave im Grunde genommen einebritische Angelegenheit war, obwohl siein den USA rasch Nachahmer (aber ebennur Nachahmer) fand, auf die dannebenfalls eingegangen wird: Delany,Zelazny und Harlan Ellison, wobeiKeim allerdings - zurecht - nur NormanSpinrad als aussagestarken amerikanischenVertreter der New Wave anfUhrenkann.Nach der Lektüre beider Teile werdenZusammenhänge der literarischenEntwicklung der SF deutlich, und mancherwird die New Wave vielleicht ineinem neuen Licht sehen - denn erreichthat sie, wie man heute zugebenmuß, eine ganze Menge (wenngleichauch das immer wieder bestritten wird):Sie hat durch ihre kompromißlose Konfrontationauch die stilistischen Normenund Qualitätsstandards der "normalen"SF deutlich angehoben, auchdarauf weißt Heinrich Keim im Resümeehin.Wenn man sich flir die Entwicklungder SF interessiert, dann kommt man andiesem Buch auf gar keinen Fall vorbei,und wer Hintergrundinformationen undMaterial zur New Wave sucht, der wirdes hier überreich fmden - aber auch hinreichendInformation zur SF allgemein,so daß das Buch nicht nur ftir NewWave-Interessierte interessant ist. Dereinzige Nachteil ist der, daß eine Bibliographiedeutscher Übersetzungen vonNew Wave-Texten fehlt, die dem deutschenLeser eine Orientierung erleichtertund ihm eine Hilfestellung beimEinstieg in diesen nicht unproblematischenZweig der modernen Literaturgegeben hätte. Trotzdem: ein überausfundiertes und interessantes Buch.J. G. BallardHALLO AMERIKA!(Hello America!)Joachim KörberFrankfurt a. M. 19<strong>84</strong>, Suhrkamp TB895,200 S., DM 8,-Deutsch von Rudolf HerrnsteinAmerika hat die Krise zu Ende des 20.Jahrhunderts nicht überstanden. Binnenweniger Jahre brach die Wirtschaft zusammen,verwaiste der ganze Kontinent.Die Aussiedler und ihre Nachkommenhaben in der übrigen Welt eine neue Heimatgefunden. Amerika ist nur nocheine Legende, mit der sich die unerfiilltenSehnsüchte zahlloser Tagträumerverbinden. Hundert Jahre später allerdingsmacht sich ein Forschungsteam zudem verlassenen Kontinent auf, demeinige Nachkommen arnerikanischerAuswanderer angehören. Sie standenmit ihrem Schiff im Hafen von NewYork, um anschließend eine Expeditionins Landesinnere zu entsenden. Doch esverläuft nicht alles nach Plan. Schonbald werden füt die Expeditionsteilnehmerihre von der verwüsteten Landschaftangeregten Träumereien wichtigerals ihre eigentliche Mission."Eine Abrechnung mit dem Landseiner Träume" nennt der KlappentextBallards jüngsten Roman, der nun endlich- nach geraumer Verzögerungdurch den Suhrkamp-Verlag - in eineransprechenden Übersetzung vorliegt. Inder Tat hat sich Ballard seit seinencondensed novels in THE ATROCITYEXHIBITION nicht mehr auf derartoriginelle Weise mit einem seiner Haupt-themen auseinandergesetzt HELLOAMERICA! ist zu einem seiner komplexestenRomane geworden. Die Expeditiondurch das verwüstete Amerika unddie damit verbundenen Begegnungenmit den verschrobenen Ureinwohnerndes Landes ist Aufhänger ftir eine Handlung,die sich weit intensiver auf psychologischerund symbolischer Ebene als imRahmen des vordergründigen Geschehensabspielt. Zum einen findet sichauch hier Ballards typische Bilderweltwieder: die Wüstenlandschaften, die verlassenenStädte und all die Artefakteeiner brachliegenden, von der Natur allmählichzurückeroberten Technologie.Zum andern werden wieder keine "realistischen",sondern eher allegorischeCharaktere geschildert, von denen jedereine Facette des emotionalen und assoziativenSpektrums abdeckt, welches diegeschilderten Landschaften und symbolträchtigenBilder anregen. Der Romanwird dadurch allerdings zu einer nichteinfachen Lektüre, eine Identifikationmit den Charakteren im üblichen Sinneist kaum denkbar.Formal zerfallt der Roman in eineReihe von Episoden, womit Ballard gewissermaßenerneut eines seiner literarischenHauptprobleme in Angriffnimmt, nämlich für eine prospektiveLiteraturgattung - wie er die SF versteht- eine adäquate äußere Form zufmden, die dem herkömmlichen linearenErzählen eine zeitgemäßere Alternativegegenüberstellt. DemlOch istHELLO AMERICA! kein romangemäßerAufguß seiner condensed novels.Wie in seinen jüngeren Werken erweistsich übrigens auch in diesem Buch,daß Ballard leichtfüßiger, ungezwungenerund humorvoller geworden ist. Erhat sich von einem bizarren Surrealistenzu einem modernen Märchenerzähler gewandelt,der in seinen Werken die Mythendes 20. Jahrhunderts thematisiert.Er hat damit allerdings auch ein wenigan Vielseitigkeit eingebüßt. Für denoberflächlichen Leser dürften seine jüngerenTexte einander doch sehr ähneln.Nur wer bereit ist, in die Lektüre einigesan Aufmerksamkeit und Mitdenken zuinvestieren, wer die Fähigkeit besitzt,die subtile Einarbeitung neuer Motiveund das Weiterspinnen schon oft aufgetretenerSymbolmuster zu verfolgen,wird an Ballard - und auch an diesemRoman - auch weiterhin sein Vergnügenhaben.Michael K. lwoleit


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> Tim es 6/<strong>84</strong>23PHILIP K. DICK - BOOM UNGEBRO­CHENEs scheint, ein Autor muß erst das Zeitlichesegnen, bevor sein Werk entsprechendgewürdigt wird. Nach den Veröffentlichungsplänenvon Dicks Mainstream-RomanenTHE MAN WHOSETEETH WERE ALL EXACTLY ALIKEund IN MJLTON LUMKY TERRITO­RY, zwei neuen Story-Collections undeiner kompletten Werkausgabe seinerKurzgeschichten (s. <strong>SFT</strong> 2/<strong>84</strong>) wurdenun ein weiterer Mainstream-Roman des1982 verstorbenen Autors, PUTTER­INGABOUT IN A SMALL LAND, vondem angesehenen amerikanischen GroßverlagAcademy Chicago angekauft. Desweiteren gibt der neue Verlag BluejayBooks eine Werkausgabe von Dicks SF­Romanen heraus (alle mit neuen Nachwörtern,säurefreiem Papier und hervorragendenBerkley Shaw-Covern - vondenen eins die <strong>SFT</strong> 5/<strong>84</strong> zierte - imPaperbackformat). THE PENULTIMA­TE TRUTH und CLANS OF THEALPHANE MOON liegen bereits vor.TIME OUT OF JOINT, DR' BLOOD­MONEY und THE ZAP GUN werdennoch dieses Jahr folgen. Des weiterensteht Philip K. Dicks Drehbuch zuUBIK aus dem Jahr 19<strong>84</strong> zur Veröffent·lichung bei einem Kleinverlag an. Fürdie V ALENTINE PRESS gibt GreggRickman gleich drei Bände mit Inter·views mit und über Dick heraus. IN HISOWN WORDLS enthält Interviews ausden Jahren 1981 und 1982 und wirdnoch 19<strong>84</strong> erscheinen; THE LASTTESTAMENT enthält Gespräche, in de·nen Dick sich über seine "Visionen" geäußerthat; PHILIP K. DICK: A LIFEschließlich stellt eine aus Interviews mitFreunden und Verwandten und Auszü·gen aus Briefen Dicks zusammengestellteBiographie dar.uaPHANT ASTICA BEI MO EWIGWährend die Aufstockung der MOEWIG­SCIENCE FICTION-Reihe zum Redaktionsschlußnoch immer ungewiß er·scheint, begann der Moewig-Verlag be·reits im April 19<strong>84</strong> mit einer PHAN­T ASTICA-Subreihe, deren Kernwerk Li·zenzen des Langen-Müller-Verlags bilden.Von April bis Juli 19<strong>84</strong> erscheinenjeweils drei Bände, ab Oktober wird dieReihe mit einem Titel pro Monat fortge·ftih.rt. Einzige deutsche Erstveröffentli·chung ist die von Kirby McCauley herausgegebeneumfangreiche HorroranthologieDARK FORCES, die neben einemKurzroman von Stephen King zweiundzwanzigweitere Stories von Autorenwie Dennis Etchison, Isaac BashevisSinger, Gene Wolf, Theodore Sturgeon,Ramsey Campbell, Robert Bloch, JoeHaldeman, Clifford D. Simak und RayBradbury beinhaltet und in der deutschenAusgabe in mehreren Teilen veröffentlichtwird. Einzeltitel dieser Reihesiehe: Moewig-Vorschau in diesem Heft.ua"TEMPONAUTEN" IN FRANKREICHDer im Herbst 1983 im Corian-Verlag,Meitingen, erschienene SF-Roman DIETEMPONAUTEN von Ronald M. Hahnund Harald Pusch wird im Herbst diesesJahres im Pariser Verlag NouvellesEditions Opta erscheinen. Wie schonmehrfach in den vergangeneo Jahren bewiesen,zeigt auch dieser Verlauf wieder,daß deutsche <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> auch imAusland Anerkennung zu finden vermag.afuSF AN DER UNIWie es scheint, findet die <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>auch hierzulande an den Universitätenimmer mehr Anhänger. Die Universitätdes Saarlandes bietet in diesemSommersemester gleich zwei Veranstaltungenzu unserem Lieblingsthema an:Das Seminar "19<strong>84</strong> - Topos oderMythos", Mo 15 · 17, Bau 35, Raum206; und die Vorlesung "Geschichte derliterarischen Utopie vom 18. Jhd. biszur Gegenwart", Do. 11 - 13 Uhr, Musiksaal.snYOU ARE INVITTED TO A PARTY!Zu seinem fünfzigsten Geburtstag hatder britische SF -Autor John Brunneralle seine Freunde und Leser zu einerParty nach Italien eingeladen. Brunnerhofft, daß diese Feier zu einem kleinenSF-Con wird. Interessenten, die an dieserFestivität teilnehmen wollen, mögensich wenden an : Hotel Calgary, Via LungomareSud 22, Casalbordino Lido,(CH), Abruzzo, Italien. Am Sonnabend,dem 22. September 19<strong>84</strong>, wird das Geburtstagskinddann ein kaltes Buffetund Mengen von Wein spendieren.hubTIM POWERS ERHÄLT DICK MEMO­RIALAWARDDer in diesem Jahr zum zweitenmal vergebenePhilip K. Dick Memorial Awardging an Tim Powers, der den mit 1000Dollar verbundenen Preis für seinen Ro-man THE ANUBIS GATE erhielt. Denzweiten Preis und 500 Dollar gewanndie Autorin R.A. MacAvoy für den TitelTEA WITH THE BLACK DRAGON.Der Dick Memorial Award wird seit1983 jährlich für das beste im Taschen·buch in den USA publizierte SF-Werkdes Vorjahres vergeben; die Preisträgerwerden von einer Jury gewählt, die indiesem Jahr aus Anthony Wolk, JohnClute und Algis Budrys bestand.hubVON DONOV AN ZU GABRIELDer SF-Altmeister Curt Siodmak hat einenneuen Roman mit dem Titel I,GABRIEL fertiggestellt. Bei diesem Romanhandelt es sich um die Fortsetzungzu dem auch bei uns sehr bekanntenSchocker DONOVAN'S BRAIN.hubBENFORD VERKAUFT NEUEN RO­MAN AN TOR BOOKSSeinenneuesten Roman ARTIFACT hatGregory Benford an den Verlag TorBooks verkauft. Bei diesem Titel handeltes sich nach Angaben des Autorsum eine Art Thriller, in dem es sowohlum archäologische wie auch um physikalischeFragestellungen geht. Für denDeal waren von Verlagsseite David G.Hartweil und für den Autoren der AgentRichard Curtis verantwortlich, der fürdas Buch einen ungewöhnlichen Vertragaushandeln konnte. Danach bekommtder Autor zwar Tantiemen, die nur etwadie Hälfte des üblichen Satzes betragen;diese werden jedoch nach gedruckten,und nicht nach tatsächlich verkauftenExemplaren berechnet, so daß Benfordmit ARTIFACT vermutlich mehr Dollarseinfahrt als mit seinen früheren Büchern.hubWORLDSFIn einem Schreiben vom 16.1.19<strong>84</strong> andie deutschen Mitglieder der World SFgab die BRD-Vertreterin dieser Organisation,Charlotte Franke-Winheller, ihrenRücktritt zum April19<strong>84</strong>, dem Termindes World SF-Treffens in Brighton,bekannt. Folgerichtig wurde auf diesemTreffen ein neuer West GermanSecretary gewählt, und zwar CharlotteFranke-Winheller! Mitglieder aus derBRD waren übrigens bei dieser Wahlnicht anwesend!hub


24<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>DA VID D. HARTWELL FLEISSIGObwohl der frühere Herausgeber der<strong>Times</strong>cape Books, David G. Hartweilnach seiner Kündigung vom VerlagPocket Books noch keinen neuen Herausgeberpostenangenommen hat, konnteer sich in den letzten Monaten überArbeitsmangel nicht beklagen. So kaufteer beispielsweise als freiberuflicherMitarbeiter des Verlages Tor BooksRomane von Gregory Benford (ARTI­FACT), Gene Wolfe (FREE LIVEFREE), Michael Bishop, Paul Preuss(FATAL ERROR) und anderen ein.Außerdem wird er flir den Hardcover­Verlag Gregg Press nach mehrjährigerPause eine Reihe mit Nachdrucken bekannterSF-Werke herausgeben. Weiterhinredigiert er den Mainstream-RomanIN MILTON LUMPKE TERRITORYPhilip K. Dicks, und nebenbei hat er dasManuskript seines Sekundärwerkes AGEOF WONDERS fertiggestellt und an denVerlag Walker verkauft. Gar nicht erwähnenwollen wir hier seine dreimonatigeTätigkeit für einen SF-Buchclubsowie seine Aktivitäten in der SmallPress-Scene. Wen wundert es da, daßHartwell bisher noch keinen Beitrag flirdie <strong>SFT</strong> abgeliefert hat?hubSCHLACHTFELD ER DEDerL. RonHubbard-Schinken SATTLE­FJELD EARTH, über den die <strong>SFT</strong> bereitsmehrfach zu berichten hatte (vgl.<strong>SFT</strong> 1/83, S. 17), sprengt auch im Taschenbuchalle Rekorde. So ist die ersteAuflage des Paperbacks bei Bridge bereitsnach wenigen Wochen restlos vergriffen,obwohl die Auflage mit einerhalben Million gedruckter Exemplarenicht gerade zimperlich angesetzt war.Inzwischen munkelt man davon, daß da.sDing in zwei Teilen verfilmt werden soll.Erfreulicherweise hat sich in der BRDnoch immer kein Verlag gefunden, derdas Meisterwerk in deutscher Sprachebringen will.hubNEUE NACHDRUCKREIHE BEIHEYNEIm November 19<strong>84</strong> startet der HeyneVerlag die Reihe "Chroniken der Zukunft".Monatlich erscheint in dieserReihe ein Band, der jeweils drei schonvorher in der SF-Reihe des Verlages publizierteRomane enthält. Die erste derartigeChronik enthält Robert SilverbergsDIE STERNE RüCKEN NÄHER,John Brunners DIE PIONIERE VONSIGMA DRACONIS und C. J. CherryhsBRÜDER DER ERDE. Die Bände sollenjeweils DM 7,80 kosten. Nähere Informationenfolgen in der nächsten Ausgabe.hubKURD LASSWITZ-PREIS 1983Deutsche Mitglieder der SF-ProfessionellenorganisationWorld SF haben auf diversenSF-Treffen in den letzten Monatenwiederholt ihren Willen bekundet,den Kurd Laßwitz-Preis im Rahmen derdeutschen Sektion dieser Organisationzu organisieren. Da ein solches Ansinnenbisher dem Laßwitz-Preiskomiteenicht mitgeteilt wurde und die ERD­Sektion der World SF auf Grund ihrerderzeitig desolaten Situation gar nichtmehr zu irgendwelchen Aktivitäten fähigist, hat das Preiskomitee beschlossen,den Laßwitz-Preis 1983 wieder ineigener Regie zu veranstalten. Die deutschenSF-Profis werden wieder im Juni/Juli Bibliographien mit Nominierungsformularenerhalten, anschließend erfolgtdie Endabstimmung. SF-Professionelle,deren Adressen dem Komiteenicht bekannt sind oder deren Adressensich im letzten Jahr geändert haben unddie an den Abstimmungen teilnehmenwollen, werden gebeten, ihre Anschriftenmitzuteilen an: Hans-Uirich Böttcher,Qualenbrink 7, 4 780 Lippstad t.hub


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>25MOEWIG-VERLAGSVORSCHAUNachtrag zum Programm Mai - September<strong>84</strong>Robert Silverberg DIE STADT UNTERDEM EIS (Time of the Great Freeze)(Mai <strong>84</strong>)Gordon R. Dickson DER WOLFLING(Wolfling) (Juni <strong>84</strong>)Marion Zimmer Bradley LANDUNGAUF DARKOVER (Darkover Landfall)(Juni <strong>84</strong>)Philip K. Dick V ALlS (Valis) (Juli <strong>84</strong>)Philip K. Dick DIE GöTTLICHE INV A­SION (The Divine Invasion) (August <strong>84</strong>)Gregory Benford DIE ASCHE DES IM­PERIUMS (The Stars in Shroud) (August<strong>84</strong>)Gregory Benford ZEITSCHAFT (<strong>Times</strong>cape)(September <strong>84</strong>)Oktober <strong>84</strong>H.J. Alpers (Hrsg.) SF JAHRBUCH1985 (Originalausgabe)Jack Williamson DIE WELTRAUMLE·GION : EINER GEGEN DIE LEGION(One Against the Legion/"NowhereNear), dritter Band der Legion-TetralogieNovember <strong>84</strong>H.J . Alpers (Hrsg.) SF ALMANACH1985 (Originalausgabe), Schwerpunkt:SF-Krimi-StoriesRobert Silverberg ES STIRBT IN MIR(Dying Inside)Dezember <strong>84</strong>lsaac Asimov OPUS 200 (Opus 200)Philip K. Dick DIE WIEDERGEBURTDES TIMOTHY ARCHER (The TransmigrationofTimothy Archer)Januar 85H.J. Alpers (Hrsg.) KOPERNIKUS 12(Originalausgabe)James P. Hogan ES WAR DREIMAL(Thrice Upon a Time)Februar 85Piers Anthony DER BLAUE ADEPT(Biue Adept)Geo W. Proctor DER SCHATTEN­MANN (Shadow Man)Män85Chester Anderson SCHMETTERLINGS­KlND (The Butterfly Kid)Jack Dann DAS ZEIT-TIPPEN (TimeTipping)PLAYBOY SF6739 Barry B. Longyear ERBFEINDE(Manifest Destiny) (Nov. <strong>84</strong>)6740 Philip K. Dick DER GOLDENEMANN (The Golden Man) (Jan. 85)6741 Barrington J. Bayley DIE GRENZ·RITTER (Knights of the Limits) (März85)MO EWIG EXOTISCHE WELTENDrew Mendelson DIE VERGESSENENZONEN DERSTADT (Pilgrimage)Robert Silverberg DIE MAJIPOOR­CHRONIKEN (The Majipoor Chronicles)M.A. Foster DAS MULCAHAN-RÄT­SEL (Waves)George R. R. Martin/Lisa Tuttle KlN­DER DER STüRME (Windhaven)M. Z. Bradley DAS SCHWERT DESALDONES (The Sword of Aldones)M. Z. Bradley DIE ZERBROCHENEKETTE (The Shattered Chain)Jo Clayton GEISTERJAGD (GhostHunt)Neil R. Jones PROFESSOR JAMIE·SONS WELTRAUMABENTEUER 2:DIE ZWILLINGSWELTEN (The SunlessWorld/Space War/Twin Worlds)Neil R. Jones PROFESSOR JAMIE­SONS WELTRAUMABENTEUER 3:DER MET ALLMOND (Twin Worlds/Doomsday on Ajiat)Robert Silverberg V ALENTINE PONTI­FEX (Valentine Pontifex)Cherry Wilder DIE GOBELIN-KRIE­GER (The Tapestry Warriors)M. Z. Bradley DIE WELTENZERSTö­RER (The World Wreckers)Sämtliche Titel dieser Reihe sollen nachderzeitiger Planung im Februar 85 erscheinen.MO EWIG PHANT ASTICAApril<strong>84</strong>1800 Hanns Heinz Ewers GESCHICH­TEN DES GRAUENS1801 Gustav Meyrink DAS HAUS ZURLETZTEN LATERN 1: DIE FRAUOHNEMUND1802 Gustav Meyrink DAS HAUS ZURLETZTEN LATERN: DAS ZAUBER­DIAGRAMMMai <strong>84</strong>1803 Gustav Meyrink FLEDERMÄUSE1: DIE VIER MONDBRüDER1804 Gustav Meyrink FLEDERMÄUSE2: DER SCHWARZE HABICHT1805 Kare! Capek DIE FABRIK DESABSOLUTEN (Tovarna na absolutno)Juni <strong>84</strong>1806 Gustav Meyrink DES DEUT­SCHEN SPIESSERS WUNDERHORN1: DAS WACHSFIGURENKABINETT1807 Gustav Meyrink DES DEUT­SCHEN SPIESSERS W{JNDERHORN2: DER VIOLETTE TOD1808 Abram Terz LJUBIMOWJuli <strong>84</strong>1809 Gustav Meyrink TIERGESCHICH­TEN1810 Leo Perutz DER SCHWEDISCHEREITER1811 Pierre Kast DIE VAMPIRE VONLISSABONOktober <strong>84</strong> - Män 85(ein Band monatlich)1812 Paul Busson DIE WIEDERGE­BURT DES MELCHIOR DRONTE1813 Kirby McCauley (Hrsg.) DARKFüRCES 11814 Anatole France AUFRUHR DERENGEL1815 Mark Brande! DER SCHWANZDER EIDECHSE1816 Kirby McCau1ey (Hrsg.) DARKFüRCES 21817 Sakyo Komatsu WENN JAPANVERSINKT (Nippon chinbotsu)


26<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>TV-TipsPhantastische Filme im Juni '<strong>84</strong>Sonntag, 3. Juni14.30, ARD: PERANHALTERDURCHDIE GALAXIS, 6. Teil. 6teilige englischeTV-Serie nach den Romanen vonDouglas Adams. Wird am darauffolgendenMontag, 4. Juni, um 17.20 wiederholt.Mit: Sirnon Iones, David Dixon,Sandra Dickinson, Stephen Moore.Die Superrocker der Band "Disaster­Area" wollen als Höhepunkt ihres Konzertsein unbemanntes schwarzes Raumschiffin die Sonne stürzen lassen. ArthurDent und seine Freunde kommenins Grübeln, als sie merken, daß dasdunkle Raumschiff, das sie geklaut haben,ferngelenkt auf die Sonne zurast.Während die Fans überall in der verrocktenGalaxis vor Begeisterung abheben.erweisen sich unsere Reisenden alsganz und gar unmusikalisch: sie flüchtenin eine andere Dimension.(Die Romanvorlagen erschienen beiRogner und Bernhard-Vertrieb: 2001,Frankfurt - und werden gegenwärtigbei VIIstein als Taschenbuchneuauflageherausgebracht.)Sonntag, 10. Juni21.20, ZDF: DIE VÖGEL (The Birds},USA 1962. Regie: Alfred Hitchcock;Mit Rod Taylor, Tippi Hedren, SuzannePleshette. Nach einer Kurzgeschichtevon Daphne du Maurier. 120 Min.Der nach PSYCHO bekannteste (undvom Fernsehen mit schöner Regelmäßigkeitausgestrahlte) Film Hiteheecks erzähltvom Angriff der Vögel auf ein kleinesDorf in der Nähe von San Francisco.Wie zumeist bei Hiteheeck geht es auchdiesmal um die Bedrohung, die am hell­Iich ten Tag aus heiterem Himmel in dieWelt des Normalen hereinbricht.Montag, 11. Juni20.15, ARD: LIEBESGRÜSSE AUSMOSKAU (From Russia with Love}, GB1963. Regie: Terence Young; Mit: SeanConnery, Daniela Bianchi, Latte Lenya,Robert Shaw. Nach dem gleichnamigenRoman von /an Fleming. 116 Min.Zweiter Film der noch immer erfolgreichenBond-Serie. In diesem (neben IMGEHEIMDIENST IHRER MAJESTÄT)der Romanvorlage noch nächsten Filmgeht es um eine russische Dechiffriermaschine,die Bond-Standardgegner Biofeldeinsetzt, um die russischen und britischenGeheimdienste gegeneinanderauszuspielen. LIEBESGRüSSE AUSMOSKAU ist nicht nur einer der besten,atmosphärisch dichtesten Bond-Filme,sondern zugleich auch einer der wenigenwirklich spannenden, da der Held nochnicht die Aura des unverwundbaren Supermanneserworben hat. Weshalb allerdingsdieser Film vor DR.NO ausgestrahltwird, bleibt ein Geheimnis derTV -Gewaltigen.Freitag, 15. Juni23.45, ZDF: ABBOT UND COSTELLOTREFFEN FRANKENSTEIN (Abbatand Costello meet Frankenstein}, USA1948. Regie: Char/es T. Barton; Mit:Bud Abbat, Lou Costello, Lon Chaney,Bela Lugosi. 92 Min.Hier handelt sich's um eine Horror-Parodieflir Freunde des Schwarzen Humors.Abbot und Costello sollen dem Wolfsmannhelfen, Dracula und FrankensteinsMonster zu vernichten. Dracula seinerseitswill jedoch Abbots Gehirn dazu benutzen,das Monster zu neuem Leben zuerwecken.Nachdem Universal so ziemlich allesausgereizt hatte, was an Horrorstoffenvorlag, verlegte sich die Produktion aufPersiflagen, die allerdings - abgesehenvon diesem und wenigen anderen Filmen- zumeist mächtig in die Hose gingen.Trotz diverser Unzulänglichkeitenist der vorliegende Film noch einer derbesten seiner Art, was ein bezeichnendesLicht auf die übrigen Produktionenwirft.Ford Perfeet (David Dickson) und Arthur Dent (Simon J ones)Sonntag, 17. Juni11.15, ARD: TERMINAL DARLING,<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>-Film mit Laiendarstellern.Weitere Informationen waren nicht zuerhalten, da der Sender Freies Berlin offenbarden Rest der BRD als feindlichesAusland betrachtet und nich t gewilltwar, uns nähere Angaben zu machen.Offen bleibt dabei die Frage, was dieSubventions-Hauptstadt der Republikeigentlich mit den Geldern macht, dieJahr flir Jahr in sie hineingesteckt werden.Edith Nebel


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>27Video-TipsNeu im Juni '<strong>84</strong>ATOR 2 - DER UNBESIEGBARE(Ator, 1'invincibile 2, I 1982), Regieund Buch: David Hills, mit Miles 0'Keefe und Lisa Foster.Snoopy würde sagen "Rats!". Wir haltenuns an Arkadij und Boris und meinen"Masseraksch!" (86 Min. - VPS)BEGIERDE (The Hunger, USA 1983),Regie: Tony Scott, Drehbuch: IvanDavis und Michael Thomas, mit DavidBowie, Catherine Deneuve und SusanSarandon.Irrwitzig durchgestyltes und exzellentmontiertes New-Wave-Vampirdramanach Whitley Strieber. Und eine dünneStory hat den echten Erotomanen janoch nie gestört. (97 Min. - EuroVideo)GRIZZLY (Grizzly, USA 1975), Regie:William Girdler, Drehbuch: HarveyFlaxman und David Sheldon, mit An·drew Prine und Richard Jaeckel.Schamloses Plagiat nach dem Motto"Weißer Hai im Naturpark". (88 Min.­RCA/Columbia)H-BOMBE - DER TAG DES INFER­NOS, mit Olivia Hussey und ChristopherMitchum.Südostasiatischer Revolutionär klauteine Wasserstoffbombe. Scheint'n marginalphantastischer Agentenreißer zwischenDerek Flint und dem Söldner zusein. (93 Min. - Starlight Video)DAS HAUS DER LANGEN SCHAT­TEN (House of the Long Shadows).siehe Kritik (96 Min. - ITT Contrast)KRIEG DER ROBOTER (La Guerra deiRobots, I 1978), Regie: Alfonso Brescia,Drehbuch: Brescia und Alan Rawton,mit Patricia Gore, James R. Stuart,Robert Barnes.Außerirdische entfUhren einige Unsterblichkeitsforscher,deren laufengelassenerKernreaktor dann auch prompt die Erdein die Luft zu sprengen droht. Kennenwir noch nicht, aber von Alfonsostammen Filme wie ANTRETEN ZUMVERRECKEN oder FRAUEN, DIEMAN TöTERINNEN NANNTE. (81Min. - Greenwood)SINDBADS SIEBTE REISE (The 7thVoyage of Sindbad, USA 1958), Regie:Nathan Juran, Drehbuch: KennethKolb , mit . Kerwin Mathews, KathrynGrant und Torin Thatcher.Fantasy-Klassiker voll der Harryhausen'sehen S top·M otion·Glanzleistungen.Muß man auf jeden Fall gesehen haben.(85 Min. - RCA/Columbia)SUPERMAN (The Adventures of Superman,USA 1941), Regie : Dave Fleischer.Zusammenschnitt der klassischenZeichentrickserie aus dem 2. Weltkrieg.Nach vier, funf Bier ganz lustig. (50Min. - Inter-Path~)Für unsere lieben Kleinen:GROOVIE GOOLIES 2 - Geisterstundein Horrible Hall (82 Min. - Select)HE-MAN AND THE MASTERS OFTHE UNIVERSE - Der Terror desMonsters (60 Min.- Select)MIRAKULUS UND DIE SUPERMAUS(57 Min. - ITT Contrast)Zusammenschnitte amerikanischer Zeichentrickserien.Wer nicht in der unglücklichenLage ist, diese limited-animation-Chosensamstagmorgen im US­Fernsehen sehen zu müssen ...Norbert StresauNeue <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> im Juli 19<strong>84</strong>Ainsworth, M. Harrison: DAS LEBENS­ELIXIER (Autiol, Fragment of a Romance),Bastei 72039, DM 6,80. In diesemviktorianischen Abenteuerroman(von 1850) geht es um den Teufel unddie Erringung der Unsterblichkeit.Amery, Carl: DAS KöNIGSPROJEKT,Heyne 06/35, DM 7,80. TB-Ausgabedes ursprünglich bei Piper (1974) erschienenenHardcovers.Anthony, Piers: ZAUBERSCHLOSS(Castle Roogna), Bastei 20061 , DM8,80, 3. Band der Xanth-Saga. Fantasy.Asimov, Isaac/Harry Martin Greenberg,Joseph Olander (Hrsg.): FEUERWERKDER SF (Microcosmic Tales), Goldmann<strong>84</strong>08, DM 14,80. Miniwinziggeschichtenaus allen Zeitaltern in der"Edition '<strong>84</strong>" .Ballard, J.G.: DER VIERDIMENSIO­NALE ALPTRAUM (The Four-DimensionalNightmare), Suhrkamp 1014,DM 8,-. Nachdruck der 1972 bei Marionvon Sehröder erschienenen Storysammlung.Ein TB erschien auch beiHeyne.Bayley, Barrington J.: DIE SEELE DESROBOTERS (Soul of the Robot), Moewig3641, DM 6,80. Soll einer von Bayleysanspruchsvolleren SF-Romanensein.Bishop, Michael: DIE ZEIT IST UNSERFEIND (No Enemy But Time), Heyne06/4095, DM 7 ,80. - HervorragenderRoman, der 1983 mit dem NebulaA ward ausgezeichnet wurde.Chapman, Vera: DIE RüCKKEHR DESLICHTS (The King's Damosel), Heyne06/4079, DM 5,80. - 2. Teil einer Trilogiein der Sub-Reihe ''Phantasia".Darlton, Clark: DER SPRUNG INS UN­GEWISSE, Moewig CDTB 14, DM 5,80.- Ursprünglich 1958 bei Dörner alsLeihbuch erschienen; später als "TerraExtra"-Heft und bei Heyne. ZweiterBand eines Zyklus von insgesamt 4 Bänden.Wir grüßen unseren Spezi Walterauf der grünen Insel Irland und möchtenmal erwähnen, daß er die Organisation"Greenpeace" tatkräftig unter-


28<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>stützt.De Camp, L. Sprague: DIE RETTUNGVON ZEI (The Hand of Zei), Heyne 06/4088, DM 5,80. - 3. Band des "Krishna"-Zyklus;ungekürzte Neuübersetzungdes Ullstein-TB 3000 ( 1973).Dick, Philip K.: ZEHN JAHRE NACHDEM BLITZ (The Penultimate Truth),Bastei 21177, DM 5,80. - Neuübersetzungdes 1970 bereits als Goldmann0112 erschienen Romans, in dem unterirdischlebenden Menschen ein Atomkriegauf der Erdoberfläche vorgegaukeltwird.Fuchs, Wemer (Hrsg.): SCHOCKVI­SIONEN, Knaur 5779, DM 6,80. - Derzweite Teil der "provozierenden" SF­Stories von Philip Jose Farmer.Goldin, Stephen: SKLAVEN DERTRÄUME (And Not Make Dreams YourMaster), Knaur 5780, DM 6,80. - Professionelle"Träumer" unterhalten dieMenschheit. Und dann geht etwasschief!Griese, Peter: GEHEIMPROJEKT DERHYPTONS, Moewig PRTB 256, DM5,80. - 1. Auflage.Hahn, Ronald M. (Hrsg.): NACHT INDEN RUINEN, Heyne 06/4099, DM5,80. - 69. Folge der Auswahl derbestenStories aus The Magazine of Fantasy& <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong>.Harris, Geraldine: DIE KINDER DESWINDES (The Children of the Wind),Goldmann 23853, DM 7,80. - ZweiterBand des Fantasy-Zyklus "Die siebenZitadellen".Harrison, Harry: IM SüDEN NICHTSNEUES (Rebe! in Time), Bastei 22070,DM 6 ,80. - Zeitabenteuer eines schwarzenPolizisten in den amerikanischenSüdstaaten des vorigen Jahrhunderts.Harrison, Harry: MACHT STAHLRAT­TE ZUM PRÄSIDENTEN (The StainlessSteelrat For President!), Heyne 06/4096, DM 5,80. - Viertes Abenteuerdes galaktischen Troubleshooters im All.Jeschke, Wolfgang (Hrsg.): DAS GE­WAND DER NESSA, Heyne 06/4097,DM 7 ,80. - Anthologie mit internationalenTexten.King, Stephen: FRüHLING, SOMMER,HERBST UND TOD (Different Seasons),Bastei PB 28120, DM 19,80. -Vier (Mainstream-) Novellen des US­Horror-Schreibers; sehr empfehlenswert;zu loben die einfühlsame Eindeutschungdes Originaltitels! Bravo,Michael!Kneifel, Hans: LICHTER DES GRAU­ENS, Moewig UCTB 67, DM 5,80. -Einer von Kneifeis besseren Romanen(aus der Anfangsphase); ursprünglicherschienen als TTB 117 (1966).Kneife!, Hans: STURM üBER BABY­LON, Moewig PRTB 71, DM 5,80. EinAtlan-Zeitabenteuer, 3. Auflage.Larsen, Gien A./Nicholas Yermakov:KAMPFSTERN GALACTICA 7:KRIEG DER GöTTER (Battlestar Galactica:War of the Gods), Goldmann23791 , DM 5,80. - Neue Folge desFußnägelhochrollers.Lauria, Franie BARON ORGA TZ (BaronOrgatz), Heyne 11 / 15 , DM 6,80.­Unlesbarer Roman aus der Serie um Dr.Orient. Dies zu lesen ist der reinste Horror!Lupoff, Richard A.: DER DREIFAL­TIGKEITSMANN (The Triune Man),Moewig 3642, DM 6,80. - Der Mannmit den drei Persönlichkeiten: TheHero himself, ein Neo-Nazi und einComic-Zeichner. Wenn das keine krudeMischung ist!Moorcock, Michael: ELRIC VON MEL­NIBONE: DIE SAGE VOM ENDE VOMENDE DER ZEIT, Heyne 06/4101, DM9 ,80. - Sämtliche 6 (bereits alle zuvorbei Heyne erschienen) Elric-Romane ineinem Band.Musa, Gilda: DER HÄUSLICHEDSCHUNGEL (Giungla Domestica),Heyne 06/4098, DM 5 ,80. - Ein italienischerSF-Roman; die Autorin gehörtzu den Top Five in ltaly.Nagula, Michael (Hrsg.): DER ZEITLO­SE TRAUM, Ul1stein 31080, DM 6,80.- Anthologie mit den besten SF-Storiesaus dem Magazin Comet plus Anmerkungenzu den einzelnen Geschichtenund einem Nachwort des Herausgebers.Norman, John: KAMPFSKLAVE AUFGOR (Fighting Slave of Gor), Heyne06/4102, DM 6,80. - 14. Kotzbrockendieses Zyklus', zu dem Snoopy baldmehr als nur "Rats!" sagen wird.Pini, Wendy und Richard: ABENTEU­ER IN DER ELFENWELT (Elfquest),Goldmann 23<strong>84</strong>7, DM 8,80. - Novelisationeines sehr erfolgreichen Comic­Books, die in den USA von der Kritikallerdings einhellig verrissen wurde. Undwir kennen einen, der das gleiche tunwird!Quint, Robert: DIE GRAUE SPUR,Bastei 23034, DM 4,80. - Ein neuesAbenteuer der "Terranauten".Rottensteiner, Franz (Hrsg.) : ÜBERH.P. LOVECRAFT, Suhrkamp 1027,DM 10,- Artikelsammlung; Ersatz furdie Lovecraft-Biographie von L. Spraguede Camp, die der Verlag zwar kaufteund übersetzen ließ, dann aber dochnicht publizierte, weil De Camp den gutenHPL nur zu gut einzuschätzenwußte!Shea, Michael: DIE REISE DURCH DIEUNTERWELT (Nifft the Lean, 1. Teil),Ullstein 31081, DM 8,80. - Bitte nichtverwechseln mit dem Terra Fantasy-TB"Die Reise in die Unterwelt"; die Romanehaben nichts miteinander zu tun!Shea erhielt fur diesen Roman den"Howard" (d. i. der International FantasyAward) für das Jahr 1982! Ein sehr,sehr spannendes Fantasy-Abenteuer.Slonimski, Antoni: DER ZEITTORPE­DO (OT nicht available, wie immer beiSuhrkamp!), Suhrkamp 1028, DM 7,-.Roman eines polnischen Dichters undRomanciers. Laut Knaurs Fremdwörterlexikon,vollständige Taschenbuchausgabe,Copyright 1977. LexikographischesInstitut München, 27. - 36. Ts.,Februar 1980, bearbeitet von UrsulaHermann, Seite 418, ist ein Torpedoeine sächliche und keine männlicheSache.Steinhäuser, Gerhard R.: UNTERNEH­MEN STUNDE NULL, Goldmann <strong>84</strong>07,DM 9,80. - Weltuntergangsroman (alspositive Utopie!) eines ÖsterreichischenAutors. Ursprünglich 1973 bei Desch alsHardcover und 1975 bei S. Fischer alsTB in der Allgemeinen Reihe. Dieser Titelerschien schon im Juni; durch Goldmannsplötzliche Umstellung sind in dieserFolge unserer Kolumne zwei Bändeder "Edition '<strong>84</strong>" aufgeführt, womit wirwieder auf dem neuesten Stand wären.Tubb, E. C.: DIE INTERSTELLAREMISSION (Stellar Assignment), MoewigECTTB 10, DM 5,80. - Dies könnteunter Umständen eine Welterstveröffentlichungsein.Vlcek, Ernst: HELD DER TODES­WELT, Moewig PRTB 182, DM 5,80.2. Auflage.Weigand, Jörg (Hrsg.): STERBEGE­NEHMIGUNG, Moewig Playboy-TB6737, DM 6,80. - Französische SF­Stories.Wollheim, Donald A./Arthur W. Saha(Hrsg.): WORLD'S BEST SF 3 (World'sBest SF 19<strong>84</strong>), Bastei 24058, DM 7 ,80.- Saha ist Finne und Wollheim Amerikanerund Terry Carr ist auch Amerikanerund seine (im Original) fast gleichbetitelteAnthologien sind viel schöner!Wömer, Hans: WIR FANDEN MEN­SCHEN, Ullstein 20453, DM 6 ,80. -Nachatomkriegsroman eines deutschenAutors, ursprünglich erschienen 1948,später als Heyne-TB. In der Ullstein-Reihe" Ozeanische Bibliothek 19<strong>84</strong>".


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>29KOMPETENTAnlaß für dieses Schreiben sind die beidenRezensionen zu meiner AnthologieINNENWELTEN von Günter Zettl undBerthold Giese. Ohne lange drumrum zureden: Es waren (trotz der geäußertenKritik) die kompetentesten und fairstenKritiken, die ich bislang zu Gesicht undvor allem zu Gehör bekommen habe.So etwas sagt sich leicht, wenn derGrundtenor der Rezensionen positiv ist.Ich möchte es daher kurz b~gründen.G. Zettl trennte treffsicher die Spreuvom Weizen und benennt jene Geschichtenals schwächer, wo ich ebenso empfinde.Vielen Dank flir seinen Hinweisauf Ed Wellens superkurze Kurzgeschichte,die ich bislang nicht kannte.B. Giese hat ebenfalls recht, wenn er mirdie undankbare Stellung des Witzboldeszuweist, der die Pointe auch noch erklärenmuß. Zu meinem Erstaunen und Bedauernmußte ich inzwischen selbst feststellen,daß vor allem nichtversierte SF­Leser größere Mühe mit dem Verständniseiniger meiner Geschichten haben.Und dies sollte nicht unbedingt das Zieleines Autors sein; es ist zumindest nichtdas meine.Beide haben es sich nicht leicht gemacht,um in verhältnismäßig wenigenZeilen INNENWELTEN gerecht zu werden.Sie verstehen, wovon sie reden undwas sie lesen; eine scheinbare Selbstverständlichkeit,die im SF-Genre beileibenicht selbstverständlich ist. Und soweitich es beurteilen kann, gilt dies cumgrano salis (Nord-Süd-Reibereien?) auchftir die übrigen Rezensenten.Nochmals herzlichen Dank für diefairen Worte.Mit freundlichen GrüßenIhr J. J . BambeckENTGEGNUNGIn Heft 5/<strong>84</strong> bietet uns Herr Weigandeinige höchstpersönliche Einsichten indas Wesen der SF, die mir, so interessantsie im Einzelnen sein mögen, in literatursoziologischerSicht stellenweise bedenklicherscheinen.Die Ansicht, daß ein K.H. Scheer inden SOer Jahren notwendig gewesenwäre, um den Leser an das Genre heranzuführen,halte ich sogar für sehr bedenklich.Sicher haben allmachtsphantastischeSchreiberlinge dieser Sorte ihrPublikum, und das werden sie haben,solange der Einzelne ausgebeutet, in dertäglichen Tretmühle seiner Arbeit entfremdetund von weiterer Bildung ferngehaltenwird, und abends zu kaputt ist,um zu etwas anderem zu greifen als zuScheer, Cotton oder Bildzeitung, mit denener seinen Frust verdrängen möchte.Aber das spricht ja wohl kaum für dieNotwendigkeit dieses geistigen Dünnschisses,oder?Desweiteren meint Herr Weigand,gute Literatur sei einfach, sowohl stilistisch,als auch vom Plot her, und Autorenwie Thomas Mann hätten überihre eigene Generation hinau'S keinenBestand, da sie zu sehr aktuellen Bezügenverhaftet seien. Das ist kompletterUnsinn! Gerade Autoren, die man zurWeltliteratur zählt, und das kann manbei Mann ohne weiteres, erlangen ihreGültigkeit durch die Darstellung des Allgemeinmenschlichen,das sie über dieZeiten hinweg interpretierbar macht.Und was den Stil betrifft, so ist derkeine Frage von einfach oder nicht-einfach,sondern lediglich Ausdruck künstlerischerErzählqualitäten, nicht nurMittel, sondern auch Zweck.Herr Weigand scheint von seinemStudium der Germanistik und, und,und . . ., das er uns, auf über vierzigZeilen ausgewalzt, darstellt, nicht vielbehalten zu haben (ich studiere, nebenbeibemerkt, ebenfalls Germanistik und,und ..., na und?).Am bemerkenswertesten erscheintmir jedoch Weigands Ansicht über dieNEW WA VE. Sicher, über Literatur undliterarische Wege läßt sich streiten,nicht streiten aber läßt sich über eineErscheinung, die sich seit Anfang desJahrhunderts über alle Literaturgattungenausgedehnt hat, die Suche nachneuen Ausdrucksformen, sei das Expressionismusund Surrealismus in derEpik, oder die sog. konkrete Poesie inder Lyrik. Warum sollte das für die SFnicht gelten, lieber Herr Weigand?Wenn man jedoch die SF so wie Sie,nur als Unterhaltungsliteratur ansieht,formalistische Experimente ablehnt (obwohldiese weitaus kreativer waren undsind, als Ergüsse von Scheer und Konsorten),die Schreibweise ThomasMann's schlimm findet, der wird sichnatürlich mit der NEW WA VE langweilen,sollte dann aber auch nicht überLiteratur reden.Mit kollegialem GrußKlaus W. Pietrek


30<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>KleinanzeigenVerkaufsliste mit vielen SF-TB/ Büchern,SF-Zeitschr. u. Fanzines, polit. Büchernund Zeitschr. bei Kai Schätz!, Triftstr.46, 1 Berlin 65.Verk. ca. 2000 SF-Hefte (viele Raritäten)u. 300 TB's. Liste gegen 0,50 Rückportobei: Frank Jürgens, Wiesenstr. 18,4500 Osnabrück.So können Sie an dieser Stelle Kleinanzeigenaufgeben:Der Preis flir eine Zeile ä 35 Anschlägenbeträgt DM 4,- .Schicken Sie Ihren Text an folgendeAdresse:CORIAN-VERLAGPostfach 1169D-8901 MeitingenBezahlen Sie Ihre Anzeige durch Oberweisungauf Postscheck München, Konto39 98-800 (BLZ 700 100 80) oderdurch Obersendung eines Schecks. Anzeigenwerden nur veröffentlicht, wennder Anzeigenpreis bezahlt ist.Folgende ältere <strong>SFT</strong>-Ausgaben sindnoch lieferbar:140/1976 DM 4,00141 / 1977 DM 4,00143/1977 DM 4,00145/ 1977 DM 4,00147/1979 DM 5,00148/1980 DM 5,00149/1980 DM 5,00150/ 1981 DM 7,501/1982 DM 4,503/ 1982 DM4,504/ 1982 DM 4,505/1982 DM 4,506/ 1982 DM 4,507/ 1982 DM 4,508/ 1982 DM4,5010/ 1982 DM 4,5012/1982 DM 4,501-12/1983 je DM 4,50ab 1/ 19<strong>84</strong> je DM 5,00Lieferung erfolgt nur, solange der (teilweisesehr geringe) Vorrat reicht. RascheBestellung ist angezeigt.Bestellvorgang: Schriftliche Bestellungmit Nennung der bestellten NummernanCORIAN-VERLAG Heinrich WimmerPostfach 11 69D-8901 MeitingenGleichzeitig den Rechnungsbetrag (Warenwert+ DM 3,- Versandspesen) überweisenauf Postscheckamt München,Konto 39 98-800. Sofort nach Geldein·gang wird Ihre Bestellung ausgeliefert.IMPRESSUMSCIENCEFICTION TIM ESMagazin flir <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>und FantasyHERAUSGEBERHans Joachim Alpers, Uwe Anton,Hans-Ulrich Böttcher, Werner Fuchs,Ronald M. Hahn, Walter Jost, JoachimKörberREDAKTIONRedaktions1eitung: Harald Pusch, Bundesstr.66, D-5107 SimmerathFeature-Redaktion: Marcel Sieger,Wilh.-Mauser-Str. 8, D-5000 Köln 30Rezensions-Redaktion: Uwe Anton,Gemarker Str. 10, 5600 Wuppertal 2Nachrichten-Redaktion: Hans-UlrichBöttcher, Qualenbrink 7, D-4780 LippstadtMitarbeiterdieser Ausgabe: Günter Zettl,Chris W. Lenz, Norbert Stresau, WalterUdo Everline, Edith Nebel, RainerKuchler, Christian Hellmann, BarbaraHolland-Cunz, Berhold Giese, MichaelK. lwoleitGrafische Gesamtgestaltung: BrunoStiegler, AugsburgTitelbild: Monika DostierVERLAGCORIAN-VERLAG Heinrich WimmerBernhard-Monath-Str. 24 aD-8901 MeitingenTel. 08271/ 5951Anzeigen: siehe VerlagVertrieb: siehe VerlagEinzelpreis: DM 5,-Abonnementpreis: DM 54,- einschl.MWSt. und Porto (Inland), DM 54,­plus Porto (Ausland)Für unverlangte Manuskripteinsendungenwird keine Gewähr übernommen.Rücksendung im Regelfall nur bei beigefugtemFreiumschlag. NachgekennzeichneteBeiträge geben nicht zwangsläufigdie Ansichten der Redaktionwieder. Alle Beiträge sind , soweit nichtanders vermerkt, Copyright (c) 19<strong>84</strong> bySCIENCE FICTION TIMES.Satz: Composersatz Christine Spitko,MeitingenDruck: Schoder, GersthofenDer Gesamtauflage dieser Ausgabe liegtein Prospekt der Fa. Polaris Publications,Lengerich, bei.

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