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SFT 12/84 - Science Fiction Times

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<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong> 3EditorialKaum jemand wird ernstlich bestreitenwollen, daß rund 90 Prozent allerveröffentlichten SF-Romane schlichtund einfach miserabel sind. Allerdingstrifft diese Feststellung nicht nur auf die<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> zu, sondern auf alles,was man im weitesten Sinne ein „künstlerischesProdukt“ nennen könnte, ganzgleich, ob es sich dabei um Filme, Musikstückeoder Gedichte handelt.10 ProzentDie akzeptablen 10 Prozent müssen –zumindest, soweit es die <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>betrifft – nochmals aufgeteilt werden,nämlich in die zwar gut geschriebenen,inhaltlich aber belanglosen Werke, undin diejenigen, die eine spannende Handlungzum Transport von Ideen, Aussagenund Informationen benutzen. EinigeLiteraturkritiker halten allerdings dieVerbindung von Aussage und Spannungfür unmöglich oder zumindest für nichtwünschenswert. Dem läßt sich entgegnen,daß ein Roman in erster Linie einenUnterhaltungswert besitzen muß, denngenau dies ist der wesentliche Grund fürdie Lektüre eines Romans. Ein Leser, derlediglich Informationen sucht, ist zweifellosbesser beraten, wenn er sich aufArtikel und Sachbücher konzentriert undauf literarisches Beiwerk verzichtet.0 ProzentAngesichts der genannten Kriterienwird es niemanden verwundern, daß dieGruppe der wirklich guten SF-Romanenoch recht klein ist. Aber immerhin – esgibt sie wenigstens.Völlig anders sieht es auf dem Filmsektoraus. Zwar hat der SF-Film in denletzten Jahren einen ungeheuren Aufschwungerlebt, zwar gibt es keine andereFilmgattung, die sich auch nur annäherndso hoher Budgets rühmen könnte,doch ein wirklich guter SF-Film wurdebislang noch nicht produziert. Die allermeistenwaren einfach schlecht und diewenigen Ausnahmen, wie etwa ALlENoder BLADE RUNNER, überzeugtenauch nur inszenatorisch, ließen darüberhinaus aber jeden Gehalt – was immerman unter diesem Begriff verstehen mag– vermissen.Möglich ist es indessen schon, einensowohl spannenden wie engagiertenFilm zu drehen. Den jüngsten Beweisdafür lieferte Roger Spottiswoode mitUNDER FIRE. Der Film erzählt die Geschichteeines Pressephotografen, der1979 nach Nicaragua kommt und dortdie letzten Monate des Somoza-Regimesmiterlebt. Seine anfänglich indifferenteHaltung gegenüber dem Geschehenändert sich nach und nach, bis er sichschließlich eindeutig auf die Seite derSandinistas schlägt.UNDER FIRE ist außerordentlichspannend inszeniert, läßt darüber hinausaber auch nicht eine Sekunde desZweifels an seiner Parteilichkeit zu. Undgenau diese Parteilichkeit ist es, die UN-DER FIRE wohltuend sowohl von denausgewogenen N achrich tensendungenals auch von den meisten, peinlich jedepolitische Stellungnahme vermeidenden. Filmwerken abhebt. UNDER FIREmacht deutlich, daß Somozas Diktaturohne die massive Unterstützung durchdie USA schon viel eher zusammengebrochenwäre. Und er erinnert auchdaran, daß dieser Freiheitskampf bereits1927 begann und schon damals gegenden gleichen Gegner ge fuhrt wurde – mitdem einen Unterschied, daß seinerzeitdie US-Invasionstruppen direkt in Nicaraguastanden, während sie heutigentagsnoch in den umliegenden Ländern stationiertsind oder vor den Küsten sogenannteFlottenmanöver durchführen.Lediglich eines zeigt der Film nicht:heute, fünf Jahre nach dem Sieg der sandinistischenRevolution, sieht es sehrdanach aus, als würden die USA mittlerweilebedauern, ihren Zögling „Tacho“Somoza nicht energischer unterstützt zuhaben. Die amerikanische Propagandamaschineriejedenfalls läuft · auf Hochtouren,und zwar , in einer Weise, daßmittlerweile selbst die bürgerliche Pressein Europa offen von Propaganda spricht,ein Begriff, der ansonsten fur Berichteaus dem Ostblock reserviert ist.Wenn aber die US-Administrationschon zu offenkundigen Falschmeldungengreift wie etwa der angeblichenLieferung sowjetischer Kampfflugzeugenach Nicaragua, dann wird damitziemlich deutlich die Suche nach einemVorwand bezeugt, endlich die ungeliebteRevolutionsregierung stürzen zu können.In diesem Fall bliebe den Sandinistasnur der Trost, daß es immerhin einenFilm gibt, der ihren Kampf so schildert,wie er wirklich war – und natürlich dieHoffnung, der Friedenspräsident Reaganwerde in Nicaragua vielleicht einähnliches Debakel erleben wie der FriedenspräsidentKennedy in der Schweinebucht.Harald Pusch


4DietrichWachler<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong>Das Experimentmit demMenschenFrank Herbert ist einer der exemplarischenSchriftsteller unserer Zeit,obgleich er in den USA, in Europa,Deutschland und anderswo wahrscheinlich„nur“ als <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>-Autor bekanntist. Das Exemplarische an diesemSchriftsteller und seinem Werk bestehtvor allem darin, daß ‚beide nur vor demHintergrund ihrer Epoche zu verstehensind, ohne direkt auf sie zu verweisen.Die Bezüge dieses umfangreichen undbedeutsamen Œvres weisen vielmehrebenso weit zurück in die Vergangenheitwie nach vorne in die Zukunft derMenschheit.In der „Propyläen ,Geschichte der Literatur“,in der – was sonst in neuerenHandbüchern selten oder nie vorkommt– der <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> eine eigene Rubrikeingeräumt wurde, wird neben denDUNE-Bänden von Frank Herbert nurder Roman SOUL CATCHER (1972)erwähnt, der im Kalifornien der Gegenwartspielt und „an sich“ mit <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong> nichts zu tun hat 1 . Die Intentiondieses Romans (in dem es umden typisch amerikanischen Konfliktzwischen Indianern und Weißen geht),„andere Welten oder Kulturen zugänglich,verständlich zu machen, mit der ·Perspektive der wörtlich zu nehmendenDistanz zur ‚eigenen‘ Welt, deren Fragwürdigkeitschärfer herauszutreiben“ 2 ,ist im Grunde die Intention aller WerkeHerberts, die unter dem Markenzeichen<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> bekannt geworden sind,vor allem seines Hauptwerks, den schongenannten DUNE-Bänden. Die Frageder Zuordnung und Klassifikation desGesamtwerks, die durch die Darstellungseiner Grundintention anhand eines Romans‚ aufgeworfen wurde, der geradenicht typisch nur die <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> undbei uns infolgedessen so gut wie unbekanntgeblieben ist, möge hier zunächstdahingestellt bleiben. Dies um so mehr,als die Gültigkeit dieses Werks, wie anBeispielen zu zeigen sein wird, eine solcheZuordnung oder Klassifikation imgenre spezifischen Sinne möglicherweiseüberflüssig machen wird.Frank Herbert, geboren 1920 in Tacoma,Washington – ein genauer Generationsgenossevon Isaac Asimov, Ray Bradburyund Stanislaw Lem, deren Ruhm ihnheute noch überstrahlt -, studierte an derUniversity of Washington Journalismusund arbeitete, bevor er seinen ersten <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong>-Roman veröffentlichte, alsReporter für die Tagespresse,TV-Kameramann,Rundfunksprecher, gelegentlichauch als Gastdozent und Austerntaucher.Sein Leben sieht bis zur Veröffentlichungseines ersten Romans THE DRAGONIN THE SEA (1955) wie eine unruhigeSuche nach ‚ einem bestimmten beruflichenZiel, wie ein Experiment mit höchstungewissem Ausgang aus. Daß Herberteiner der erfolgreichsten amerikanischenSchriftsteller in · der zweiten Hälfte des20. Jahrhunderts werden sollte, ahntedamals vermutlich kaum jemand, amallerwenigsten wohl er selbst. Seine ersten,in Magazinen und Anthologien veröffentlichtenErzählungen wurden kaumbeachtet, und auch sein erster Roman,der die Mission eines amerikanischenUnterseeboots im Krieg gegen die Sowjetunionbehandelt und 1967 unter demTitel ATOM-U-BOOT S 1881 ins Deutscheübersetzt wurde, war nur ein mäßigerErfolg, der den Autor rasch wieder inVergessenheit geraten ließ.Das änderte sich mit dem Erscheinenvon DUNE (dt. DER WÜSTENPLA-NET). Das gewaltige Werk, dessen erste‚ Hälfte zunächst ‚1963 in „Analog“erschienen war, bis es 1965 als Buch inseiner endgültigen Fassung vorlag, begeistrteLeser und Kritiker und brachteHerbert den „Hugo“ und „Nebula Award“– die begehrtesten amerikanischen Literaturpreisefür <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> – ein.Was an DUNE vor allem verblüffte, warder in diesem Maße bisher unbekannteDetailreichtum, mit dem eine scheinbarexotische Welt geschildert wurde.SCHEINBAREXOTISCHE WELTArthur C. Clarke, einer der bedeutendsten<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>-Autoren der älterenGeneration und Verfasser der ODYSSEE2001, verglich DUNE mit Tolkiens THELORD OF THE RINGS (dt. DER HERRDER RINGE), ohne dabei einige allerdingsgravierende Strukturunterschiedezu beachten. Diese Unterschiede habeich bereits an anderer Stelle hervorgehoben3 . Sie bestehen nicht nur in derinneren und äußeren Lokalisierung derdargestellten Ereignisse und sind nichtnur werkimmanenter oder nomenklatorischerNatur. Während der Sprachwissenschaftlerund Beowulf-Forscher Tolkienseinen Mythos von MITTELERDEmit Hobbits, Zwergen, Riesen, Elfen,Zauberern, Orks, Drachen, Riesenspinnenund anderen Lebewesen eines magischenZeitalters im geozentrischenKosmos sagenhafter Vergangenheit ansiedelt,berichtet der amerikanische TV-Kameramann und Reporter Herbert mitwissenschaftlicher Exaktheit und journalistischerTreffsicherheit über die „ökologischeUmwälzung“ des WüstenplanetenArrakis im System des Canopus: eineFabel außerhalb des Sonnensystems,heliozentrisch und geozentrisch in galaktischerDimension, die den Mythos


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong> 5von Aufbau und Zerfall eines Imperiumsmit den Metaphern Raum, Zeit, Evolution,Herrschaft, Rebellion und Symbioseumschreibt.Formal wie inhaltlich finden wir trotzgewisser Ähnlichkeiten im Aufbau – z.B.in den Anhängen, Appendizes, Registernusw., die eine Art Eigenkommentar desjeweiligen Werks darstellen – geradezugegensätzliche Grundaussagen in THELORD OF THE RINGS und DUNE.Tolkiens fast vollkommene Abstinenzvom Zeitgeschehen (das Werk wurdewährend des Zweiten Weltkrieges unddanach geschrieben) führt zwangsläufigzu allegorischen Deutungsversuchen,obgleich sich der Autor gerade dagegenwehrte. Er wollte „bloß“ ein Märchenerzählen. Und Märchen spielen in einerzeitlosen Vergangenheit, die keinendirekten Bezug zur Gegenwart zuläßt.Frank Herbert dagegen widmet seineSerie den „Trokkenland- Ökologen“,Vorkämpfern und Pionieren einer suchendenund irrenden Menschheit also,die die Wüste in ein wasserreiches Paradiesverwandeln wollen. Tolkiens Weltbleibt immer die alte Welt, entrückt inmythische Vergangenheit, kein versunkenerKontinent, der irgendwann wiederauftauchen wird, sondern ein hyperboreischesLand, gleich weit entfernt vomalten wie vom neuen Paradies. DUNEist dagegen durchtränkt vom Pathos einerneuen Erde, einer neuen Welt. Beialler Nüchternheit der Diktion spürenwir – und das in der zweiten Hälfte deszwanzigsten Jahrhunderts – die AufbruchstimmungAmerikas, des neuenKontinents, den Gesang der „Grashalme“Walt Whitmans. DUNE scheint ausdunklen AnHingen in eine lichterfüllteZukunft zu weisen. Sein Pathos ist dasPathos Nietzsche-Zarathustras: „DerÜbermensch sei der Sinn der Erde!“Und: „So sollt ihr laufen, ihr großen undkleinen Ströme!“Verstärkt wird dieser Effekt durch dasökologische Krisenbewußtsein unsererTage, das zur Zeit des Erscheinens vonDUNE am stärksten in den USA entwickeltwar. Herbert griff alle diese Elemente– zukunftsweisende, aktuelle und mythischeAspekte – auf und verknüpfte siezu einem vielschichtigen Gesamtkunstwerk,dessen langfristige und dauerhafteWirkungen durch seine überdimensionaleepische Struktur verbürgt werden.Dennoch schlug DUNE – wie wir sahen– bereits bei seinem Erscheinen einund begründete Frank Herberts Erfolgals Schriftsteller. Die DUNE-Rezeptionallerdings liegt im argen und hat – zumindestin Europa und Deutschland –noch nicht begonnen. Es sind keinerleibemerkenswerte Ansätze zu sehen, undda, wo sie sich vorwagen, gehen sie imEinheitsbrei der <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>-Kritikmeistens gleich wieder unter.Ich habe bereits an anderer Stelleauf die exemplarische Bedeutung vonDUNE und seinen beiden Nachfolgernhingewiesen 4 . Inzwischen ist 1981 dervierte Roman mit dem Titel GOD EM-PEROR OF DUNE (dt. Der Gottkaiserdes Wüstenplaneten) erschienen und hatdie zyklische Absicht, die der Autor mitseiner Werkfolge realisieren will, vollendsdeutlich gemacht.HALB MENSCH, HALBSANDWURMAuch der gesellschaftskritische, jaherrschaftssoziologische Charakter derTetralogie wird jetzt offenbar. Er manifestiertsich in einem unter evolutions- undsystemtheoretischen Aspekten rückläufigenProzeß: Nachdem die Nomaden indie Wüste geflohen und ein wasserreichesParadies errichtet haben, schaffensie ein Wüstenreservat, in dem der GottkaiserLeto II. – halb Mensch, halb Sandwurm– lebt, um sich selbst· und seineneue Umgebung zu vernichten und denalten Zustand des Planeten – die Wüste –wiederherzustellen. Frank Herbert ist damitder Intention von DUNE und seinerdetaillierten Gestaltung treu gebliebenund hat seine epische Dimension nocherweitert und vertieft. Der Gottkaisermit der Forellenhaut verwandelt sich indas, was er vernichtet hat, nimmt mehrund mehr die Gestalt des Sandwurms derWüste an und verteilt seine Gehirnmasseauf den Wurmkörper, den „pre-worm“.Leto geht mit seinem großen GegnerShai-Hulud eine Symbiose ein undschürt die Rebellion gegen sich. selbst,um den Wüstenbewohnern die Wüsteund ihren alten Gott zurückzugeben.GOD EMPEROR OF DUNE ist einBuch des Glaubens und des Unglaubens.Ein Buch über absolute Herrschaft, Tyrannei,Rebellion und Anarchie, überReligionen und ihre Ursprünge, überIIden Anfang und das Ende eines Kampfsum die Macht. Herbert beschreibt gewissermaßenden sich selbst aufzehrendenMythos als Prozeß der Evolutionin Phasen zunehmender Erkenntnis, dieins Bodenlose führt. Diese Erkenntnisist zugleich ein dialektischer Prozeß derSelbstfindung und Selbstauflösung derhandelnden und redenden Figuren. DasEpos figuriert als dramatischer Dialog.Gespräche und Sentenzen tauchen unterim breiten Strom der Erzählung, dersich kataraktartig ins Meer des Offenenergießt.Eine Interpretation des DUNE-Zyklusund seiner einzelnen Teile kann nur Erfolghaben, wenn sie den fiktionalenRahmen, der das Ganze – Anfang undEnde, Ende und Anfang – trägt, berücksichtigtund den mehrfachen Verfremdungseffekt,der mit der Textur derGeschichte selbst verwoben ist, genaubeachtet. In allen vier Romanen sindZitate aus Schriften, Dokumenten undHandbüchern, die von handelnden Personen(z.B. Prinzessin Irulan) verfaßtsind, den einzelnen Handlungsabläufender Erzählung vorangestellt.Dieser fortlaufende und werkimmanenteKommentar verstärkt immermehr den Eindruck, daß es sich bei demRoman um eine Chronik tatsächlicherEreignisse handelt. Diese doppelte Verfremdungund Fiktionalisierung stelleneinen direkten Bezug zur Realität imräumlichen wie im zeitlichen Sinne her:Selbstverständlich denkt Herbert nichtan galaktische Zivilisationen, sondern anirdische Verhältnisse. Selbstverständlichstellt er keinen historischen oder exotischenFeudalismus dar, sondern kritisiertdie moderne Sklaverei und Leibeigenschaftin der hochindustrialisierten undspätkapitalistischen amerikanischen Gesellschaft.DUNE ist im Grunde eine literarischeManifestation soziologischer Erkenntnisse,wie sie C. Wright Mills in seinemBuch THE POWER ELITE (1956) formulierthat. Die Gesellschaft der VereinigtenStaaten wird beherrscht von Elitenwirtschaftlicher, militärischer undpolitischer Macht. Hinzu kommen nochMutterkomplex und Impotenzfurchtder männlichen Amerikaner, auf die alserster Geoffrey Gorer in seiner völkerpsychologischenStudie THE AMERI-CANS (1949) hinwies, um die Macht derFrauenvereine in den USA zu erklären.Der Orden „Bene Gesserit“ in DUNE


6<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong>ist eine alte Schule für die Ausbildungausschließlich weiblicher Studenten. Erspielt bei allen Machtkämpfen, Intrigen,Initiationsriten usw. eine, wenn nichtdie entscheidende Rolle. Paul und Letowären ohne die Ordensmütter nicht andie Macht gekommen. Solange sie herrschen,müssen sie ständig die Gegnerschaftdes . Ordens fürchten. Sie übenaußerdem einen starken religiösen Einflußaus und bestimmen insofern in einemideologisch- metaphysischen Sinnedie Machtpolitik der Herrscher.Damit stellen sie kein mittelalterlichesRelikt dar, das den angeblich „reaktionären“Charakter von DUNE enthüllt,wie manche Kritiker des Zyklus meinen,sondern verweisen metaphorisch aufden mächtigen Einfluß, den irrationaleElemente – militante Frauenvereineund religiöse Sekten – auf eine moderneGesellschaft der „angewandten Aufklärung“haben können. Besonders deutlichwird das in GOD EMPEROR OF DUNE,wo sich Lord Leto II., der Gottkaiser ,mit einer Legion weiblicher „Fischredner“umgibt, die ihm persönlich dientund für seinen Schutz verantwortlich ist.Frauen als Leibwache des Regenten derGalaxis – das ist nicht eine Pikanterie,mit der Frank Herbert die Schilderungeiner, extrem patriarchalischen Männergesellschaftwürzt, sondern bedeutet dieManifestation des Gefühls inmitten derHochburg von Wille und Verstand, eineRationalisierung des Irrationalen zumZweck der reinen Selbsterhaltung. DieseAmazonen sind auf den Gottkaiser persönlichvereidigt. Ihnen wird ein jährlichesRitual namens Siaynog – LetosFest – zugestanden, in dem eine „uniomystica“ zwischen dem Gottkaiser undden Fischrednern entsteht. Diese Vereinigungist auch Trennung, Trennungvon der alten Welt, Überwindung desNomadenturns, Emanzipation von den‚Fremen, die schon Letos ‚ Vater PaulMuad‘dib versucht hatte.Seinem Vater, der in die Wüste zurückgewandertwar, gelang diese überwindungnur zum Teil. Leto selbst aber,der ein Geschöpf der Wüste ist, gelingt.sie, indem er die Wüste in sich aufbewahrtund die Fremen, seine Vorfahren,als „Museumsfremen“, als touristischeAttraktionen in ein Reservat schickt.Sich mit dem Matriarchat nicht nur einzulassen,sondern sich mit ihm zu verbünden,ja zu verbinden, heißt Synthese,heißt Symbiose. „Es bedeutet Rätselhaftigkeitund Prestige. Es bedeutet Macht.Es fleht um eine Lizenz, in Gottes Namenhandeln zu dürfen.“ 5Sozialprestige und religiöses Empfindenbzw. religiöse Macht gehen hier – soscheint es – eine unheilige Allianz ein.Doch Anbetung des Gottes und seinerMacht bedeutet zugleich Selbstauflösung,Selbstzerstörung. Indem Leto dieMacht und sein Gottesgnadentum absolutsetzt, hat er bereits die Axt an bei derWurzeln gelegt. Der „pre-wurm“ willwieder Wurm werden, das übermenschlicheGehirn will seine Substanz verlieren.Letos Selbstvergottung hat Selbstvernichtungzur Folge, ja dient ihr geradezu.In seiner Gestalt findet der Satz Hegels,das reine Sein und das reine Nichts seiendasselbe, eine literarische Bestätigung.Auf der ökologischen Ebene aber bedeutetdieser Prozeß einer Art „recycling“und Wiederherstellung des natürlichenGleichgewichts. Es wird wieder Wüsteund Wasser geben; Menschen . undSandwürmer. Shai-Hulud wird leben,und außer ihm wird kein Gott sein.III„Das umstrittene Experiment: DerMensch,, 6 – lautete das Thema eines ‚internationalen Symposiums, das 1962von der Ciba Foundation in Londonveranstaltet wurde und unter Vorsitz desBiologen und Evolutionsforschers JulianHuxley Wissenschaftler der verschiedenstenDisziplinen zu Diskussionen überdie Elemente einer biologischen Revolutionzusammenführte. Das Experimentmit dem Menschen und die Möglichkeitenseiner Veränderung auf biogenetischemWege ist auch das Thema mehrererRomane Frank Herberts, die währenddes DUNE-Zyklus bzw. zwischen desseneinzelnen Bänden entstanden. Herbert,der selbst kein Naturwissenschaftler wieetwa Isaac Asimov ist, baute in DUNEund diesen anderen Werken nicht unmittelbarauf wissenschaftlichen Einsichtenauf. Dennoch basieren diese Romane sogarin ‚ scheinbar nebensächlichen Detailsauf dem wissenschaftlichen Weltbild,das der Londoner Kongreß über dieEvolution im allgemeinen und die Evolutiondes Menschen im besonderen vermittelte.„Evolutionärer Humanismus“hieß damals das von <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong><strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong> Julian Huxley geprägteSchlagwort.Huxley verstand unter Evolution einennatürlichen, sich selbst steuerndenund nicht umkehrbaren Wandlungsprozeß.Er unterschied drei Hauptsektorenoder Stufen, die einander folgen undauseinander hervorgehen: die anorganischeoder kosmische, die organischeoder biologische und die menschlicheoder psychosoziale Phase der Evolution.Der kritische Punkt – Beginn der Phaseder „bewußten“ Evolution – bezeichnetauch den eigentlichen Beginn des Experimentsmit dem Menschen, des Experiments,das er angesichts einer sichwandelnden Welt und den daraus resultierendenForderungen und Notwendigkeitenvon Anpassung und Überlebenals er selbst mit sich selbst durchführt.Denn der Mensch – das war der durchgehendeTenor aller Analysen, Diagnosenund Prognosen der an dem Symposiumbeteiligten Wissenschaftler – ist nichtifgend etwas einmal Gewordenes, Fertiges,das am Ende seiner Entwicklung angekommenist. Er kann vielmehr nur alseine Möglichkeit begriffen werden, dieerst zu einem winzigen Teil ihrer selbstWirklichkeit geworden ist. Der Wegvom Neandertaler bis zum modernenMenschen als Schöpfer von Kultur undZivilisation ist nur ein geringer Bruchteildes Weges, den der heutige Mensch nochzu gehen hat.Also Fortschritt durch biologischeAuslese und genetische Manipulation?Darwin, Mendel und Malthus wurden zitiert,nicht aber Gobinean und Nietzsehe.„Der Mensch ist etwas, das überwundenwerden muß“ – jener im Licht unsererErfahrung von Weltkriegen und I Rassismusfragwürdig gewordene Satz Nietzschesstand keineswegs zur Diskussion,vielmehr die Frage, wie man die Evolutiondes Menschen selbst zum Wohl einerzukünftigen Menschheit „verbessern“kann, was genetische Steuerung und dieVermeidung der Katastrophe der Selbstvernichtungeinschließt. Schon HerbertGeorge WeHs – in THE ISLAND OFDOCTOR MOREAU (1896; dt. DIEINSEL DES DR. MOREAU) und THEFOOD OF THE GODS (dt. DIE RIE-SEN KOMMEN!) – und Aldous Huxley,der Bruder Julian Huxleys – in BRAVB NEW WORLD (1932; dt. SCHÖNENEUE WELT) – hatten das Experimentmit dem Menschen aus überwiegendpessimistischer Sicht zum Thema ihrerRomane gemacht. Was dabei herauskam,war schärfste ‚ Sozialkritik und bissigeSatire, die – bei Huxley – sogar in offe-


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong> 7nen Zivilisationshaß umschlugen.In der „negativen“ Phase des utopischenDenkens stellt Huxleys BRAVENEW WORLD als Antiutopie keineswegseine Ausnahme dar, wenn auchsein Modell einer geschlossenen Gesellschafteinen besonderen Aspekt derZerstörung von Humanität und der Unterdrückungdes Individuums durch dasverordnete Allgemeinwohl oder durchdas allgemeine Glück der Menschheit·zum Inhalt hat. Tatsächlich ist der einzige„Mensch“ in dieser Zellophanwelt ein„Wilder“ aus dem Reservat, in dem nocheinige Exemplare der barbarischen Vorstufeder gegenwärtigen Zivilisation zuAnschauungszwecken aufbewahrt wurden.Das künstliche Paradies aber bildenund bewohnen die Angehörigen einesKastensystems, das von den Alphas biszu den Epsilons (Rangordnung im absteigendenSinn) auf Flaschen gezogenund entkorkt wurde.In Frank Herberts Roman THE EYESOF HEISENBERG (1966; dt. REVOLTEGEGEN DIE UNSTERBLICHEN) gibtes Bruttanks, in denen Embryos „umgeformt‘‘und ihrer natürlichen Erbanlagenberaubt werden, die Menschen zur Rebelliongegen die jahrtausendealte Herrschaft„unsterblicher“ Regenten führenkönnten. Die Erlaubnis, überhaupt einKind zu haben, unterliegt gesetzlichenBestimmungen, die einzig und allein derErhaltung der totalitären Herrschaft einerGruppe steriler „Übermenschen“ dienen.Huxleys Prognose einer allgemeinen Unterdrückungdurch Verordnung allgemeinenGlücks ist hier noch weitergeführt.Das Diktat der genetischen Manipulationist ein totales und häufig nicht mehr vonder Rebellion dagegen zu unterscheiden.Es gibt „offene“ Untergrundorganisationen,. die ihrerseits manipulieren undausmerzen, und Menschen, Roboter undHalbroboter laufen äußerlich fast ununterscheidbarnebeneinander her. Der totaleStillstand scheint erreicht und jedespontane Lebensregung vernichtet zusein, bis sogar die „Unsterblichen“ dieSinnlosigkeit und endlose Langeweileihres Lebens,das keines ist, zu empfindenbeginnen und sich selbst auslöschen,um dadurch indirekt neues Leben, eineneue Form des Menschseins zu ermöglichen.Hier gibt es keinen optimistischenGrundton mehr, der Mensch und Gesellschaftals offene Experimentierfelderder Geschichte begreift. Trotzdemist Herbert kein Pessimist und Kulturkritikerwie Huxley, sondern definiertund beschreibt die Evolution in DUNEebenso wie in seinen anderen – manchmalgleichfalls zyklisch angeordneten– Romanen in kosmischen Zusammenhängen.Auf sehr unterschiedliche unddoch immer für Herbert typische Weisebreitet der Autor diese Problematikin Werken wie DESTINATION VOID(1966; dt. EIN CYBORG FÄLLT AUS),THE HEAVEN MAKERS (1966; dt.GEFANGEN IN DER EWIGKEIT),THE SANTAROGA BARRIER (1968;dt. DIE LEUTE VON SANTARO-GA), THE WHIPPING STAR (1970;dt. DER LETZTE CALEBAN), THEGOD MAKERS (1972; dt. DIE RITENDER GÖTTER), HELLSTRØMS HIVE(1973; dt. HELLSTRØMS BRUT),THE DOSADI EXPERIMENT (1977;dt. DAS DOSADI-EXPERIMENT) undTHE JESUS INCIDENT (1979; dt. DERJESUS- ZWISCHENFALL) aus, wobeiDESTINATION VOID und THE JESUSINCIDENT den SCHIFF-Zyklus, THEWHIPPING STAR und THE DOSADIEXPERIMENT den CALEBAN-Zyklusbilden und damit wie DUNE, dem nochein fünfter und sechster Band folgen,Fortsetzungen aus sich heraustreiben,die alten Fragen immer wieder verändertaufgreifen und neu stellen. Unterdiesem Aspekt erscheint jedes WerkHerberts wie eine vorläufige Hypothese,wie ein bereits im Ansatz überwundenerLösungsversuch, der neue Problemeaufwirft, Probleme der inhaltlichenFixierung ebenso wie der formalen Beschreibung,der Darstellungsmethoden,der sprachlich-stilistischen Mittel.Herberts Sprache ist im allgemeineneinfach, doch fast immer dem Gegenstandangemessen. Diejenigen Kritiker,die Herbert vorwerfen, daß er über einenzu geringen Sprachschatz verfügt, berücksichtigennicht, daß auch bei sprachlichenund literarischen Kunstwerkeneine Ausgewogenheit zwischen Inhaltund Form herrschen muß, daß es eineVerhältnismäßigkeit der Mittel gibt, dienur am Zweck (und das ist immer der zuvermittelnde Inhalt) gemessen werdenkann. Vom „Resultat“ her gesehen, istFrank Herbert einer der „ökonomischsten“Schriftsteller der Gegenwart. Erverschenkt und verplempert nichts. Erverzettelt sich auch nicht. Und niemalsexperimentiert er mit der Sprache imSinne der Verabsolutierung eines reinenAusdrucksmittels. Eine solche methodischeStrenge und Zielgerichtetheit aberist unbedingt notwendig für ein literarischesUnternehmen wie das der detailliertenBeschreibung verschiedenerPhasen der Evolution, die nicht nur denkosmischen Ursprung des Menschen,sondern auch seine Wiedereingliederungin den Kosmos intendiert. Dabei bleibtnicht aus, daß es zu Wiederholungen undBelanglosigkeiten kommt, Zeichen dergelegentlich zur Routine erstarrendenMethode.So ist der Roman THE HEAVEN MA-KERS im Vergleich zu THE EYES OFHEISENBERG, obgleich er ein ähnlichesThema hat, einfach zweitrangig, umnicht zu sagen belanglos, weil Herbertmit einem unnützen Aufwand an Psychologiedie (teilweise sexuellen) Problemeder Unsterblichen behandelt, diedie Sterblichen manipulieren und nichtPsychologie und Sozialkritik miteinanderverbindet, um im Sinne Huxleys undHerberts selbst ein echtes Dilemma dergegenwärtigen Menschheit darzustellen– das der Unterdrückung und desfortwährenden Selbstbetrugs. Währenddas in THE EYES OF HEISENBERGund anderen Romanen in unterschiedlichemMaße gelungen ist, wirken diehistorischmythologischen Passagen amSchluß von THE HEAVEN MAKERSeinfach aufgesetzt und erhöhen nicht –wie vielleicht beabsichtigt – die philosophischeBedeutung des Romans, sondernheben seine Bedeutungslosigkeit erstrichtig ins Bewußtsein.Hätte Herbert nur solche Romane geschriebenwie diesen, wäre er ein bloßerVielschreiber geworden wie Heinleinund Asimov. Im Unterschied zu diesenbildet ein Routineerzeugnis in seinemWerk jedoch eher eine Ausnahme.Anmerkungen:1) Vgl. Dagmar Barnouw, <strong>Science</strong>-fiction, in: PropyläenGeschichte der Literatur, 6. Band (Diemoderne Welt), Berlin 1982, S.405.2) a.a.O., S. 405.3) Vgl. Dietrich Wachler, Die Wirklichkeit desPhantoms, in: Sprache im technischen Zeitalter,hrsg. von Walter HöHerer und Norbert Miller,Berlin 1980, Heft 79, S.21/22.4) a.a.O., S. 21-27.5) Frank Herbert, Der Gottkaiser des Wüstenplaneten,München 1982, S. 177.6) Vgl. Robert Jungk/Hans Josef Mundt (Hrsg.),Das umstrittene Experiment


8Ronald M.Hahn<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong>Anläßlich seines Besuches in derBundesrepublik (Grund: die Promotiondes am 14.<strong>12</strong>.19<strong>84</strong> anlaufenden FilmsDER WÜSTENPLANET) stieg deramerikanische SF-Autor Frank Herbertauch für zwei Tage in Hamburg ab. Die<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong>, aktuellen Trendswie immer auf der Spur, schickte RonaldM. Hahn, ihren Reporter zur besonderenVerwendung, deswegen auf eine intergalaktischeSondermission. Nachfolgendseine Eindrücke.MitFrankHerbertan derAlsterFrank Herbert (neuerdings ohne Bart)und Ronald M. Hahn (neuerdings mitBart). Foto: Wolfgang Jeschke1.Zunächst mal: Ich verdanke Frank Herbertsehr viel. Hätte er nicht diverse Bücherüber den Wüstenplaneten Arrakisund die dort heimischen Sandwürmerund Fremen geschrieben, wäre ich heutegewiß nicht da, wo ich bin: an einemholzwurmzerfressenen Schreibtisch ineinem feuchten Kellergewölbe, das mirals Produktionsstätte von Geistesblitzendient und wo ich mich nach bestem Wissenund Gewissen bemühe, der Existenzeines „freien“ (hi, hi!) Schriftstellers positiveAspekte abzugewinnen.Begonnen hat alles im Spätsommer1977: Heyne-SF-Herausgeber WolfgangJeschke, der unglaublicherweisedas Risiko eingehen wollte, Frank HerbertsTrilogie um den Wüstenplanetenin ungekürzter Form (!) auf den Marktzu bringen (ein Unterfangen, das bei dendamaligen Taschenbuchpreisen geradezuselbstmörderisch war), fragte michauf der Frankfurter Buchmesse, ob ichLust & Laune hätte, das kommende Jahrin der Gesellschaft höchst merkwürdigerMenschen & Lebewesen zu verbringen.Ich sollte Frank Herberts überall geprieseneWerke übersetzen! Natürlich warich von den Socken (und zwar absolutely!).Was hatte ich bis dahin übersetzt?Nur ein paar Räuberpistolen (deren Titelich wohl besser verschweige). Dennoch,die Aufgabe reizte mich (ganz zu schweigenvon der Kohle, die ich dafür kriegensollte). Ich schlug ein. Die Bücher kamen1978 auf den deutschen Markt. Alledrei auf einmal. Wow! Sie waren dick.Außergewöhnlich dick für die damaligenTaschenbuchverhältnisse. Und das Tollstewar: Sie gingen weg wie die sprichwörtlichenwarmen Semmeln. Sie gingenab wie die Feuerwehr – und das war dasletzte, was ich von umfangreichen Wälzerndieser Art erwartet hätte! Währendalle Welt des Lobes voll war und mancheKollegen mir schulterklopfend zugestanden,irgendwann würde auch gewiß ausmir noch „ein richtiger Pukallus“ l werden,legte ich meinen alten Job zu denAkten. Und seitdem mache ich das, wasFrank Herbert auch macht: Ich schreibe<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>.2.Die Verkehrsverbindungen meinten esnicht gerade gut mit mir, als ich mich –am 14.10.19<strong>84</strong> auf den Weg nach Hamburgmachte, um mich ins noble AtlanticHotel zu begeben, wo der Heyne Verlagund der Neue Constantin Filmverleih zueinem offiziellen Presserummel geladenhatten, Und da, in einer Lobby, in derauch „The Beast of Berlin“ (Kaiser Willi)an der Wand hing, begegnete ich ihmzum ersten Mal: Frank Herbert, der lautCharles Platt wie der Heilige Nikolausaussehen soll. Aber weit gefehlt: Frankwar kaum zu erkennen, denn er hattesich von seinem langen Rauschebartgetrennt: „Endlich kann ich mich malwieder in der Öffentlichkeit sehen lassen,ohne daß man mich sofort erkennt.“Ein Mann wie er, der in den USA aufallen Bestsellerlisten gestanden hat (undsteht), den man von einem TV-Senderzum anderen geschleift hat, als seineBücher zu diesen grandiosen Erfolgenwurden, der keine Buchmesse oder SF-Tagung besuchen kann, ohne auf Anhiebeinen Pulk von Autogrammjägern anzulocken,konnte sicher nichts anderes tun,um sich ein bißchen Privatsphäre zu erhalten.Im Hotel gaben sich die Journalistenim wahrsten Sinne des Wortes gegenseitigdie Klinke in die Hand. SogarDER SPIEGEL, der über <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>im allgemeinen selten nette Worte verliert(kein Wunder, wenn man nur denBodensatz der utopischen Literatur indie Finger bekommt und die Perlen ausdem riesigen Angebot unserer Tage nichtherauszufischen vermag) war baff angesichtsdes rüstigen Anfangssechzigers,der sich wortgewandt zu äußern wußte.Alle angereisten TV- und Zeitungskorrespondentenhatten augenscheinlich einentypischen „SF-Spinner“ erwartet, der anUFOs glaubt und von kleinen grünenMännchen träumt, also einen Vertreter1) Zur Information: Horst Pukallus ist so ziemlichder beste SF-Übersetzer des Heyne-Verlags.


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong> 9jener Spezies flinker Zeilenschinder , diegeistig zwar nicht sonderlich viel draufhaben,aber über jede Menge Sendungsbewußtseinverfügen. Tja, das war ‚neÜberraschung, was, Jungs? Die Reaktionder Pressevertreter war unisono: „DerMann ist ja toll! Das hätt ich ja gar nichterwartet!“Und wie ist Frank Herbert – so alsMensch? Verdorben vom kommerziellenErfolg seiner Bücher? Ein selbstzufriedenerMillionär, der mit gelangweiltemPokerface Hof hält? Eine SF-Diva?‚Nichts dergleichen. Frank HerbertsReaktion, als die Interviews endlich zuEnde waren: „Die hiesige Presse ist ganzanders als die amerikanische . Alle hattensich bestens vorbereitet; die meistenJournalisten hatten meine Bücher sogargelesen. Und niemand hat mir die blödeFrage gestellt, woher ich ‚diese verrücktenIdeen‘ habe.“3.Am Abend: Signierstunde in der SF – undFantasy-Spezialbuchhandlung Loock.Dutzende von SF-Lesern drängen sichauf engstem Raum; manche sind sogaraus anderen Städten angereist – irgendwiescheinen sie alle Wind von der Sachebekommen zu haben, obwohl erst seit einerWoche feststeht, daß Frank HerbertHamburg besucht. Der Autor sitzt hintereinem gewaltigen Tisch und signiert, signiert,signiert. Und dabei fällt mir eineEigenart auf: Den gedruckten Namen aufdem sogenannten „Schmutztitel“ streichter durch, setzt seinen handschriftlichendarunter. Als er Stunden später – erschöpft– fertig ist, sagt er: „Habt ,ihrmeinen Superfan gesehen? Da war einer,der hat garantiert dreißig Titel angeschleppt– in allen möglichen Sprachen.“Das erste, was einem auffällt, wenn manFrank Herbert begegnet: Der Mann hatHumor. Und er ist herzlich (immerhinhat er seinen Übersetzer sofort ansHerz gedrückt!). Außerdem , ist er aufeine eigentümliche Weise ‚‘unamerikanisch‘‘,d.h. er spricht so, daß man ihntatsächlich auf Anhieb verstehen kann,beherrscht darüber hinaus mit Bravourdas britische Englisch (das er astreinwährend des Abendessens parodierte),weiß beträchtlich viel über die Bundesrepublik,zeigt Interesse an allem, waser hier erstmals sieht, und hat nicht malSchwierigkeiten, eine deutsche Speisenkartezu dechiffrieren. SF -Kongresse ,besucht er – im Gegensatz zu manchenseiner amerikanischen Kollegen, die aufderartigen Tagungen zu wohnen scheinen– fast nie, was damit zu tun hat, daßer tatsächlich eine Menge Zeit in seineBücher investiert und es noch nie im Lebenüber sich gebracht hat, irgendeinenStoff in vier Wochen herunterzufetzen. Eine Arbeitsweise, die sich, wie mansieht, im Endeffekt auch auszahlt.„Und wie geht‘s nun weiter mit derSaga?“ frage ich ihn.„Es gibt bald einen sechsten Band.Der Arbeitstitel lautet CHAPTER-HOUSE DUNE.“„Und anschließend, Frank?“ „Na ja,mal sehen“, sagt er. „Einen siebentenTeil gibt‘s sicher auch noch.“„Und dann?“Er zwinkert mir zu. Und ich denke:Na prima, da wird also auch noch 1987der Schornstein rauchen ...


10<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong>NORBERTSTRESAUDer Wüstenplanet(Dune, USA/Mexiko 1983/<strong>84</strong>)Regie und Buch: David Lynch (nacheinem Roman von Frank Herbert)Kamera: Freddie FrancisMusik: Toto, Brian EnoVisuelle Spezialeffekte: Van der VeerPhoto Effects, Barry Nolan, Albert J.WhitlockFantasiefiguren: Carlo Rambaldimit Kyle MacLachlan, Kenneth Mc-Millan , Francesca Annis, JürgenProchnow, Everett McGill, Sting (=Gordon Sumner)Laufzeit: ca. <strong>12</strong>0 MinutenUm etwas gleich von vornherein klarzu stellen: Dies ist keine Besprechungder deutsch synchronisierten Todd-AO/Dolbystereo-Kopie von DUNE, sonderndie Besprechung einer vollständigen,englischsprachigen Mono-Arbeitskopie,in der zwei Akte (ca. 25 Minuten) nur alsvöllig verwaschener, zudem asynchronerSchwarzweiß-Klatsch der zweiten Generationvorlagen.Nicht nur deshalb ist es freilich etwasunfair, DUNE in Bausch und Bogen alsgescheiterte Romanverfilmung zu verdammen.Wie weiland Ralph Bakshibefand sich auch David Lynch in derwenig beneidenswerten Lage, einen700-Seiten-Wälzer, noch dazu eines derberühmtesten Kultbücher der SF, für dieDerWüstenPlanetLeinwand aufzuarbeiten. (Vom exorbitanten40-Mio-Dollar-Budget des Filmssollte man sich dabei nicht täuschen lassen,auch ein Film wie 2001 würde heutesoviel kosten.)So ist es ganz unvermeidlich, daßder Romankenner eine Myriarde verschiedenerDinge an DUNE auszusetzenhaben wird, darunter durchaus auch aneinigen Punkten, die über bloße Detailshinausgehen: Um überhaupt einen filmischbrauchbaren Spannungsbogen zustandezubringen, ist Lynch des öfterengezwungen, sich einige gewaltige Freiheitenherauszunehmen. WesentlichsteÄnderung ist dabei wohl die Einführungdes weirding module, eines Stimmverzerrersund -verstärkers, von dessenNeuentwicklung das ganze Intrigenplotüberhaupt seinen Ausgang nimmt.(Schade, daß Drehbuchautor Lynch hierkein besserer Aufhänger eingefallen istals die nun wirklich schon asbach-uralte„neue Superwaffe“ .) Ansonsten hält sichDUNE freilich im Großen und Ganzenan die Abfolge der Ereignisse. Oft genugwirkt der Film deshalb auch wie einejener zweistündigen TV-Miniserien-Kondensationen a la SHOGUN oder PA-LAST DER WINDE, wie sie in letzterZeit hierzulande öfter auftauchen. Gutdie Hälfte des Films besteht aus Exposition,erklärenden Passagen, in denendie Handlung zum völligen Stillstand


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong> 11kommt, während ein voice-over über nötigeDetails informiert. Ein anderes dramaturgischesManko ist die Plazierungdes Showdowns zwischen Paul und FeydRautha, der zu einem Zeitpunkt im Filmerscheint, als alles im Grunde schon gelaufenist. Immerhin hatte Lynch jedoch– und das muß man ihm hoch anrechnen– die Courage, die Details einzubringen,anstatt sie einfach wegzulassen.Daß es in dieser Steno-Fassung desRomans für etliche Charaktere geradezu einem cameo-Auftritt reicht, istein weiterer Punkt, Paul Atreides, vonKyle MacLachlan durchaus passabel gespielt,steht allein im Zentrum, die restlichenCharaktere kommen und gehenso schnell, daß sie gar keine Chance haben,sich als solche zu etablieren, wennsie nicht gerade wie Kenneth McMillan(Baron Harkonnen) oder Paul Smith(Beast Rabban) durch unpassend parodistischeAnflüge oder wie Sting (FeydRautha) durch das trainierte Charismades Popstars die Aufmerksamkeit aufsich lenken.Obwohl all das mehr als ausreichenwürde, den Film nicht zu mögen, würdeman freilich übersehen, wieviel der Film– im Gegensatz zur UNENDLICHENGESCHICHTE etwa, einem auch in filmischerHinsicht missglückten Streifen– im Grunde doch richtig macht. Detailreichgeschilderte Arrakis-Ökologiehin oder her, die interessanten Punktean Herberts Roman – und hier sprecheich nur aus eigener Leseerfahrung – warenwohl das Religiös-Visionäre und dasraffinierte, kosmische Intrigenspiel. Undbeide weiß auch Lynch einzufangen,wenn auch in unterschiedlicher Qualitätund auf verschiedenen Ebenen, die sichnicht vollständig zu einem Ganzen vereinigenwollen.Auf der visuellen Ebene, dem Tummelplatzder re1igiösen Bildmetaphorik,hängt DUNE zwischen Hollywood-Konfektionund Auteur-Kunst. Wie erwartet,ist der Film natürlich technisch irrehochgezüchtet: Ausstattung, Kostümeund Effekte – mit Ausnahme von CarloRambaldis Sandwürmern (selten gelangteein so mittelmäßiger Technikerzu einem solchen Ruf) – sind ansehbarbis bemerkenswert, auch wenn man sichwie immer über die Details solcher Konsens-Phantasienstreiten kann. Dennochist DUNE – im Rahmen des Möglichen,wenn ein begabter Regisseur einen Romanverfilmt, muß, siehe u.a. SHINING,entweder seine Handschrift oder die Vorlagebüßen – durchaus ein Lynch-Filmmit all seinen Vorzügen, nicht nur wegender mehr oder minder versteckten Zitate.(Schon die Bene Gesserit vor Weltraumhintergrund,die zu Anfang in die Handlungeinfuhrt und periodisch auftauchtund wieder verschwindet, weist daraufhin.) Nichtsdestotrotz gelingt Lynchund seinem außergewöhnlichen KameramannFreddie Francis nicht, was denELEFANTENMENSCH und insbesondereERASERHEAD so turmhoch überden normalen Genre-Film erhoben hatte.Die eigentümliche Sogwirkung derharten Schwarzweißkontraste vermögendie Bilder in DUNE nicht in jenem Ausmaßzu erzeugen. Farbe, so brilliant sieauch gehandhabt ist, beeinträchtigt denAufbau der hermetisch abgekapseltenTraumwelt: In Szenen wie dem Fremenangriffauf Arrakeen rutscht Lynchs Syntaxzu sehr in die Nähe konventionellenHollywood-Kinos, als daß sich seine Visionen– leitmotivisch das Bild fallenderWassertropfen und einer grünen Woge –noch einfügen könnten.Weitaus geschlossener dagegen dieTonspur, auf der sich vor allem Herbertskosmisches Super-Dallas mit all seinenIntrigen widerspiegelt. Obwohl ich nureine kastrierte Fassung gesehen habe,war doch bereits zu erkennen, daß sichdie Qualitäten von DUNE, das GenieLynchs, wider Erwarten vor allem imUmgang mit der Tonspur äußern, in deraußerordentlichen Vielschichtigkeit, inder sich hier Wort- und Gedankenfetzen,Toneffekte, reguläre und verzerrte Stimmen(ein Anzeichen der hypnotischenBene-Gesserit-Stimme) zu einem kompliziertenNetz verweben, das das Bildmal unterstützt, .mal konterkariert.Es ist müßig, darüber zu spekulieren,ob es Lynch mit einem Schwarzweißfilmgelungen wäre, die Real- undTraumbilder mit dem Intrigengewebeaus Ton zu einer Einheit zu verbinden,die Herbert dann wirklich vollkommengerecht geworden wäre. In einer Ära, woCASABLANCA demnächst zur Computerkolorierungansteht, wäre DUNEin Schwarzweiß ein zu großes kommerziellesRisiko gewesen. Folglich ist dasfarbige Endergebnis auch nur ein flawedmasterpiece, ganz sicher nicht das Gelbevom Ei, aber doch mehr, als man als Realistvon einer Frank Herbert-Verfilmungerwarten durfte. Deutlich mehr.


<strong>12</strong><strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong>DAS BUCH DESMONATSDer Kreis hat sich geschlossen, dasRad der Geschichte hat sich einmal gedreht:die Wüsten sind nach Arrakis zurückgekehrt,und mit ihnen die Sandwürmer.Am Ende des vierten Bandes – DERGOTTKAISER DES WÜSTENPLA-NETEN – vollzog sich das SchicksalLetos II. – und mit ihm das der ganzenvon Menschen besiedelten Galaxis. Letowar eine Metamorphose eingegangen,die seinen menschlichen Körper immersandwurmähnlicher machte; der Wüstenplanetwar zu einer blühenden Gartenweltgeworden, Sandwürmer lebtennur noch in einem Reservat. Leto warwahrscheinlich der Kwisatz Haderach,ein Mensch, für den Vergangenheit undZukunft eins sind, die Erfüllung desSchicksals des Universums. Er selbstwar es, der sich seinen eigenen JudasIschariot in Form eines Duncan-Idaho-Gholas und einer entfernten Nachfahrin– Siona Atreides – gezogen hatte: obwohler die Zukunft kannte, ließ er eineEntwicklung zu, an deren Ende seinunförmiger Körper zu Hunderten von„Sandforellen“ zerfiel, aus denen späterSandwürmer wurden, die die .Ökologiedes Wüstenplaneten wieder änderten.Arrakis ist erneut zu jener Welt geworden,die wir aus den ersten drei Bändendes Zyklus kennen.Mit dieser Entwicklung war Letos„Goldener Pfad“ eingeleitet – der Weg,durch den die Menschheit schlußendlichin Harmonie mit dem Chaos des Universumsgelangen würde. Siona Atreidesund Duncan der Letzte ( eine falsche Bezeichnung)waren durch keinerlei Wahrsagungeinschätzbar; sie und ihre Nachkommenbeendeten die Möglichkeit desKwisatz Haderach, die Zukunft vorauszusagen;eine Entwicklung der Menschheitsgeschichtewar wieder möglich, diedurch nichts und niemanden vorhergesagtwerden konnte.DIE KETZER DES WÜSTENPLA-NETEN spielt lange, lange Zeit nachdem Zerfallen des Gott-Kaisers in Sandforellen.Rakis – wie der Planet nunheißt – ist wieder mit Wüsten bedeckt,in denen Sandwürmer leben – Würmervon siebzig Metern Länge, an sichgewaltig, aber nur ein schwacher Abklatschdes ursprünglichen Shai-Huludmit ihren vierhundert Metern und mehr.Aus dem Tyrannen Leto II. ist eine Gottheitgeworden – der zerlegte Gott, derenthalten ist in allen Sandwürmern vonFrank HerbertDIE KETZER DES WÜSTEN-PLANETEN(Heretics of Dune)München 19<strong>84</strong>, Heyne 4141, DM <strong>12</strong>,80Deutsch von Ronald M. HahnRakis. Nach seinem Sturz begann dieÄra der Diaspora und der Hungerjahre– die Menschheit brach auf ins All, umneue Planeten zu besiedeln und das Jochder Vorherbestimmung abzuschütteln.Jahrhunderte sind vergangen, doch derSchauplatz der wichtigsten Entwicklungim Imperium ist und bleibt Rakis,der Wüstenplanet: Dort scheint sich eineProphezeiung zu erfüllen, nach der einMädchen – Sheeana – auftauchen wird,das die Sandwürmer beherrschen kann.Nicht geändert haben sich die Strukturen,auf denen Herbert seine Wüstenplanet-Romaneaufbaut. Er schildertdie verschlagenen Intrigen und Machtkämpfeverschiedener Gruppen, die dieHerrschaft über die von den Menschenbesiedelten Planeten unter sich aufteilenund sich dabei nach allen Regelnder Kunst übers Ohr hauen. Waren imersten Band die Hohen Häuser der Atreidesund Harkonnen die hauptsächlichenWidersacher, so intrigieren im vorliegendenfünften Band noch immer die BeneGesserit (die allerdings einen Großteilihrer Macht verloren haben); die Tleilaxu(die Produzenten der Gholas) spieleneine weitere tragende Rolle, ebenso wiedie sog. „Geehrten Matres“, aus . derDiaspora zurückgekehrte Renegatinnen,die sämtliche Männer durch ausgefeilteSexualtechniken beherrschen können.Die eigentliche Handlung ist schnellerzählt: Die Bene Gesserit haben beiden Bene Tleilaxu einen jungen Duncan-Idaho-Ghola bestellt; als sie vonSheeana, dem Mädchen auf dem Wüstenplanetenhören, wollen sie den Gholamit ihr kreuzen. Die Tleilax habendem Ghola jedoch die eine oder andere.Überraschung eingebaut. Unterdessenplanen die Geehrten Matres, Sheeanaund den Ghola zu vernichten. (DasMädchen ist, wie sich herausstellt, garnicht die erwartete Prophetin, die mitGott-Kaiser Leto in der Verkörperungder Sandwürmer Kontakt aufnehmenund sie beherrschen kann; sie reagierteinfach instinktiv – und richtig). NachIrrungen und Wirrungen bekommen dieGeehrten Matres (von den Bene Gesseritverächtlich als Huren bezeichnet) denIdaho-Ghola in ihre Gewalt; dank derGeheimprogramme der Bene Tleilax bekommteine der Huren den Ghola beimGeschlechtsprogramm jedoch nicht unterKontrolle, ganz im Gegenteil: derGhola macht sich die Mater hörig. DieGeehrten Matres vernichten daraufhinden Wüstenplaneten (in dem Sinne,daß während der nächsten Jahrhundertekein Leben mehr auf ihm möglich ist).Der Duncan-IdahoGhola wird den Restseines Lebens als Gefangener an Bordeines Raumschiffes verbringen müssen,eine Hure geht schwanger mit seinemKind, und die Bene Gesserit haben mitHilfe eines Atreides-Nachfahren einenSandwurm von Arrakis entführt, um ihnauf einem Planeten mit ähnlichen Bedingungenanzusiedeln. Worum es sich dabeihandeln könnte, deutet der Titel dessechsten, von Herbert gerade fertiggestelltenBandes im Wüstenplanet-Zyklusan: CHAPTERHOUSE DUNE.Der hier vorliegende fünfte Romanist dem vierten, GOTTKAISER, eindeutigüberlegen; nicht zuletzt aufgrund derTatsache, daß der Wüstenplanet in seinerursprünglichen Ökologie eine tragendeRolle spielt. Herbert entwickelt in dergesamten Saga das breit angelegte Pan-


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong> 13orama einer menschlichen Geschichte,die mit ihren ca. 30.000 Jahren, diedurch die Zeitenfolge der Bände belegtsind (wir leben derzeit etwa im Jahr14.200 vor der Gilde; die Handlung desersten Bandes beginnt im Jahr 10.190N.G.), vergleichbare „Zukunftsgeschichten“wie Asimovs FoundationSerie oderauch Perry Rhodan – einmal ganz abgesehenvon literarischen Wertmaßstäben– zumindest in der Weitläufigkeit desGeschehens, wenn auch nicht unbedingtim Detailreichtum, bei weitem übertrifft.Die Versatzstücke, derer sich Herbertzur Erschaffung seines (von Menschenbesiedelten) Universums bedient, sindbestens bekannt: das Römische Imperiumoder Feudalstrukturen des Mittelaltersleben in den einzelnen Romanendeutlich auf. Somit könnte man Herbertruhigen Gewissens als Bluffer abtun,der bewältigte Geschichte unter demMantel technologischen und geistigenFortschritts als <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> verkauft,wäre da nicht die Ökologie des Wüstenplaneten,die beeindruckende Geschichteeiner in sich stimmigen und logischenWelt, wie sie in der SF kaum ein zweitesMal entwickelt wurde. Es wäre interessantzu klären, ob Herbert von Anfangan „galaktische Geschichte“ schreibenwollte und dabei durch Zufall (oder intelligentesEinschätzungsvermögen) denWüstenplaneten zum Ausgangspunktder Serie gemacht hat, oder ob sich seinStoff aufgrund eben jenes ökologischenHintergrundes so gut verkaufte, daß ereinfach Fortsetzungen folgen lassenmußte – oder, anders gefragt, ob Herbertbei der Niederschrift des ersten Bandesschon das Konzept dieses fünften, desgerade abgeschlossenen sechsten unddes Abschlußbandes ausgearbeitet hatte.Wenngleich dieser fünfte Band besserist als der vorangegangene, so gut wieder erste ist er nicht; dazu fehlt es einfachan interessanten Persönlichkeiten(die hier auftretenden Charaktere sindgrößtenteils Nachkommen der wichtigstenFiguren aus den ersten vier Bänden)und einem übergreifenden Handlungsrahmen(der vielleicht erst mit dem Erscheinendes sechsten Bandes deutlichwird). DIE KETZER DES WÜSTEN-PLANETEN ist vom Schauplatz her einsimpler Abklatsch der ersten Bände, undNachzieher erreichen selten die Qualitätdes Originals, auch wenn sie vom gleichenVerfasser stammen. Der Jahrtausendeüberspannende Handlungsbogenist auch woanders zu suchen: Im erstenBand war Paul Atreides fast jener KwisatzHaderach, den die Bene Gesserit seitJahrzehntausenden heranzüchten wollten,jenes Wesen, für das Zukunft undVergangenheit gleich sind; Leto II. wirddieser Kwisatz Haderach gewesen sein;am Ende seiner dreieinhalb Jahrtausendewährenden Gewaltherrschaft warer mehr Gott als Kaiser und kannte dieZukunft so gut wie die Gegenwart. Sein„Goldener Pfad“ schloß jede Voraussichtaus; Leto II. hätte sämtliche gegen ihnintrigierenden Fraktionen ausschaltenkönnen, doch er beließ ihnen einen Teilihrer Macht – zumindest soviel, wie siebenötigten, um die Rolle zu spielen, diesie in diesem fünften Band innehaben.Leto II. hat die Entwicklung vorausgesehen;die Ereignisse dieses Bandes geschahenletztendlich nicht nur in seinemSinne (wenn auch nur, um der Langeweilezu entgehen und unvorhersagbareDinge geschehen zu lassen), sondernauch aufgrund seines Wunsches, sie eintreffenzu lassen.Somit ist DIE KETZER DES WÜ-STENPLANETEN ein typischer Cliff-Hanger, das Mittelstück eines Gesamtwerkes,das mehr Fragen aufwirft alsklärt (ist das Bewußtsein Letos wirklichin den Sandwürmern inkarniert? Wiesieht die politische Herrschaft des Imperiumszur Zeit dieses Bandes aus? Wannwird der Wüstenplanet wieder bewohnbarsein? Überlebt der entführte Sandwurm?Wird sich Letos „Goldener Pfad“erfüllen? Welchen Sinn haben die hiererzählten Ereignisse im großen Bogendes Zyklus?) Der Roman ist kompetentgeschrieben (Herbert läßt hier wirklichMenschen der Zukunft agieren; das ständigeEinanderabtasten, Belauern, Reflektierenund fast regungslose Taktierenbei Gesprächen ist bei den Erkenntnisfähigkeitendieser Zukunftsmenschennicht nur unabdingbar, sondern auchnatürlich), wenn auch um einige Passagenzu lang(atmig). Aus sich heraus ister schwer einzuschätzen; eigenständigenWert hat er kaum, er ist und bleibt Bruchstückeines größeren Gesamtwerkes, dasmit CHAPTERHOUSE DUNE seineFortsetzung finden wird. Ob dieser Bandden Wüstenplanet-Zyklus beschließt,läßt sich wahrscheinlich nur von einemKwisatz Haderach voraussagen: noch istweder bekannt, ob die Verfilmung ein Erfolgwird (was sich natürlich positiv aufweitere Bände auswirken würde), noch,ob Herbert von einem simplen Planetenausgegangen ist und dann galaktischeGeschichte schrieb, die er nun fast unbegrenztfortsetzen kann, oder ob er vonAnfang an ein Konzept hatte, das einenAbschluß verlangt, will es die einzelnenTeile zu einem Ganzen verbinden, dessenSumme höher zu bewerten ist als dieder Einzelteile.Uwe Anton


14<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong>NorbertStresauGemischtwarenNoch ein AffenmenschGREYSTOKE – HERR DER AFFEN– DIE LEGENDE VON TARZAN(Greystoke: The Legend of Tarzan,Lord of the Apes, GB/USA/ Kamerun19<strong>84</strong>)Regie: Hugh HudsonDrehbuch: Michael Austin, P .H.Vazak (= Robert Towne)Kamera: John AlcottMusik: John ScottAffenmasken : Rick BakerDarsteller: Christopher Lambert,Andie MacDowell, Ian Holm, RalphRichardson, James FoxLänge: <strong>12</strong>9 MinutenDer weihnachtliche Orgasmus ist denÄstheten gewiß: Technisch ist GREY –STOKE – HERR DER AFFEN – DIELEGENDE VON TARZAN, die erste„authentische“ Tarzan-Verfilmung, zweifelloseiner der perfektesten Filme derletzten Zeit: Kameramann John A1cottgelingen gediegene, wunderschöne, exquisiteBilder, Rick Bakers Affenmaskensind vollkommen, Ralph Richardson alsseniler Earl of Greystoke und ChristopherLambert als animalischer, zwischenDschungel und Adelstitel hin- und hergerissenerFrühhippie glänzen beide aufunterschiedliche Art, Robert Townes undMichael Austins Drehbuch ist inhaltlichso authentisch, daß sich der Kinogängermit Weissmüller im Hinterkopf verdutztfragen wird, was Hudson da der Vorlageangetan hat.All zu weit her ist es mit der vorgeblichenAuthentizität dieses penetrantbritischen Films allerdings auch wiedernicht. Der Reiz von Burroughs Roman– dessen Inhalt wohl bekannt genug ist,um hier nicht noch einmal nacherzähltwerden zu müssen – war ein Reiz desNaiv-Trivialen. Just diesen Reiz jedochverleugnet Hudson konsequent, überziehtstatt dessen seine Story bis zurUnkenntlichkeit mit Pathos und dickerPhilosophie-Glasur, verliert sich in grobschraffierten Attacken auf den dekadentenviktorianischen Adel und geballterMetaphorik: Eine markante Szene, inder D’Arnot Tarzan die ersten Worte unddas Rasieren beibringt, überhöht er zursymbolischen Verführung Evas durchdie Schlange; die Schlußsequenz vonTarzans Rückkehr in den Dschungel gar,über dem (wenn mich die Erinnerungnicht trügt, ich habe den Film vor einemhalben Jahr gesehen) ein Regenbogenprangt, übertrifft in ihrer Naivität jedesThesenpapier der Grünen um Meilen.Nun könnte diese Uminterpretationdes Tarzan-Mythos durchaus ihre Reizehaben. Versuchen sich fähige Regisseurean einer solchen Intellektualisierungvon Trivialromanen und -comics, kanndas, wie bei Loseys MODESTY BLAI-SE, zu interessanten Ergebnissen führen.Und um jetzt nicht ungerecht zu sein:Dieser GREYSTOKE ist nichts als einFragment, das zusammengeschnitteneÜberbleibsel eines Drei-Stunden-Epos,was so manchen Mangel des Films erklärenmag. So sehr sich Hudson aberauch bemüht, Tarzan zu verkopfen undihn vom anrüchigen Nimbus des Trivialenzu befreien, leidet sein Film doch ander Diskrepanz zwischen seinen Intentionenund dem formalen Ist. Während ernoch in dem nicht minder durchgestyltenDIE STUNDE DES SIEGERS, jenerthematisch doch erstaunlich verwandtenHymne auf den 100-Meter-Lauf, zu einergeschlossenen Form fand, zerfälltGREYSTOKE aufgrund der hilflosstarren Erzählstruktur – ungefähr allefünfzehn Minuten sorgt eine AbschiedsoderSterbeszene für Zäsuren – letztlichzu einer von Hudsons Kopfgeburtenkünstlich aufgemotzten Abfolge ästhetischerBilder mit all dem Flair und derintellektuellen Durchschlagskraft einesüberlangen Badedas-Werbespots. AmEnde erreicht er schließlich weder Kopfnoch Bauch: Sein GREYSTOKE ist eintypisches Exemplar jener coffee-tablemovies, wie die Engländer sagen würden,ein antiquarisch barockes, oscarverdächtigesKaffeetisch-Filmchen, ebensowertvoll wie langweilig.DER LETZTE DRECKDie rote Flut(Red Dawn, USA 19<strong>84</strong>)Regie: John MiliusBuch: Kevin Reynolds, John MiliusKamera: Ric WaiteMusik: Basil Poledourismit Patrick Swayze, C. Thomas Howell,Ron O‘Neal, William Smith, PowersBootheLaufzeit: 114 MinutenWessen Geistes Kind dieser Film ist,verrät gleich die erste Minute: Kaumhat der Geschichtslehrer einer Kleinstadtschulein Colorado seine Elevenüber Dschingis Khan und seine brutalenMongolenhorden aufgeklärt, als auchschon im Schulhof die kubanischen Fallschirmjägerniedergehen und der dritte(konventionell geführte) Weltkrieg beginnt.Nur acht Jugendlichen gelingt es,in die Berge zu entkommen, wo sie unterLeitung eines abgeschossenen AirForce-Colonels kurz darauf als „Wolverine“-Guerillas die kommunistischen Frau-


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong> 15enschänder im Dutzend abmurksen,bevor sie gegen Ende des Schlachtfestes– dank standrechtlich erschossenemVerräter aus den eigenen Reihen bereitskräftig dezimiert – dann schließlich auchden sowjetischen Gauleiter erwischen.Begriffe wie „erzreaktionär“ und„faschistoid“ haben sich inzwischenleider schon zu sehr abgenützt, als daßsie diesem idiotischen, volksverhetzendenRedneck-Alptraum gerecht werdenkönnten, der auch noch den schlimmstenPropagandaschund aus dem ZweitenWeltkrieg locker übertrifft. So muß ichleider gestehen, daß mir die Worte füreine Szene fehlen, in der ein Kubanerauf eine zuckende, um einen Revolververkrampfte Hand trampelt und dann genaudas tut, was der kurz zuvor gezeigteAutosticker („Meine Knarre kriegt mannur, wenn man sie aus meinen toten Fingernreißt“) vorschlägt. Oder für denwagner’schen Initiationsritus, in der dasNesthäkchen der Wolverines das dampfendeBlut – „schmeckt gar nicht so übel“– eines abgeschlachteten Hirschs trinkenmuß, um zum echten Kommie-Jäger zuwerden. Oder auch für die Sequenz umdie schwerverwundete Wolverine, dieihre Kollegen vergeblich um den Gnadenschußanfleht, dann aber doch lieberden ersten Sowjetsoldaten per Handgranatenoch mit ins Jenseits reißt. Wobeidiese Szenen, wohlgemerkt, noch beiweitem nicht alles sind, was John Milius’neueste Zelluloidkotze anzubieten hat.Und RED DAWN, das ist dasSchlimmste, nimmt all diese Kackedurchaus für bare Münze; viel zu lakonischerzählt der Film seine Geschichte,als daß man ihn für kühle Spekulationauf den Skandal halten könnte. Wer sichdeshalb nun mit dem Gedanken trägt,den Film gewissermaßen aus ideologischenStudienzwecken anzusehen, umsich hernach im wohligen Schauer desEkels zu baden, dem sei davon allerdingsdringendst abgeraten: DIE ROTE FLUTist, bar seiner Ideologie, auch noch einschlichtweg schlechter Film, meilenweitentfernt vom zumindest rein inszenatorischdiskussionswürdigen cinema duzap diverser Vigilantenfilme beispielsweise.Die strenge Unterteilung der Geschichtein einzelne Monatskapitel, diestets von drei idyllischen Landschaftsbilderneingeleitet werden, zerstört jedenErzählfluß, Kardinalsequenzen wie derzwangsweise Verrat eines Wolverinesfinden im Off statt, die krassen Anschlußfehlerwürden für jeden HFF-Studentendas sofortige Aus bedeuten. Und dieDialoge! Mein Gott, diese Dialoge: Vondem ungeheuer falschen, moralinsaurenGewäsch einmal abgesehen, brandet dazu jeder passenden und unpassendenGelegenheit das klassische „I love you“auf. Und dann gibt es, als Krönung gewissermaßen,auch noch jene Szene, inder Harry Dean Stanton (der entweder inextremen Geldnöten ist oder aber keinenFunken Selbstachtung besitzt, sonst würdeer nicht zur gleichen Zeit in Filmenwie PARIS TEXAS, REPO MAN undRED DAWN mitspielen) seine Söhneaus dem Autokino-KZ mit einem markigen„Avenge me“ motiviert.Einer der ganz wenigen, wirklich indizierungswürdigenFilme.COMPUTERLIEBEElectric Dreams(Electric Dreams, GB 19<strong>84</strong>)Regie: Steve BarronBuch: Rusty LemorandeKamera: Alex ThomsonMusik: Giorgio Moroder mit Lennyvon Dohlen, Virginia Madsen, MaxwellCaulfield, Bud Cort, Don FellowsLaufzeit: 95 MinutenELECTRIC DREAMS erzählt einesimple Dreiecksgeschichte: Miles undEdgar lieben die Cellistin Madeline undstreiten sich eine Weile, bis Edgar schließlichdas Wesen wahrer Liebe erkennt undsich trollt. Genauer, er schließt sich kurz,denn Edgar ist Miles’ Computer, einTOLLER KÄFER des Elektronikzeitalters.Im Gegensatz zu Robert Stevensonhat Steve Barron, der Regisseur von Videoswie Michael Jacksons „Billie Jean“,jedoch höllische Schwierigkeiten, einezusammenhängende Story aus seinemneumodischen Videoclip- Konglomeratzu basteln, in dem entweder die Computergraphikenfröhlich glitzern oder derWeichzeichner. durch die Romantik fegt.Der Rest freilich ist purer Disney, ebensosacchariniert und kariesverursachendwie die schlimmsten Realfilme diesesStudios. Kein Wunder, daß Edgar Milesin quengelndem Ton belehrt, als dieserSCHNEEWITTCHEN auf das Jahr 1950datiert. Trotz alledem hat ELECTRICDREAMS aber auch eine positive Seite:Der Film liefert den endgültigen Beweis,daß der rhythmische Kaugummikleister,mit dem Culture Club ständig unser allerOhren verstopft, in Wirklichkeit aus demComputer stammt.


16<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong>RezensionenMarlen HaushoferDIE WAND Düsseldorf 1983, Claassen,276 S.Ein Endzeitroman: Die Erzählerin findetsich nach einer nicht näher erklärtenKatastrophe in einer Jagdhütte, umgebenvon der durchsichtigen, aber undurchdringlichenWAND, als einzig noch lebenderMensch, ein endgültiger weiblicherRobinson ohne Freitag, dafür abermit Hund, Katze und trächtiger Kuh.Das Leben geht weiter - Begebenheiten,die früher fast bedeutungsloseKleinigkeiten darstellten (ein faulerZahn etc.) können nun lebensbedrohlichwerden. Die Protagonistin überlebt zwar,doch das Buch schildert ihren Kampfums Weiterleben nur vordringlich: tieferliegen die Reflexionen, die Selbsterkenntnisse,die Versuche, die . eigeneVergangenheit zu bewältigen ~ Hoffnungslosigkeit- Ja fast schon Todessehnsucht- wechselt sich mit Hoffnung unddann wieder nüchterner Einschätzungder Lage ab. Ihre Innenwelt wird (imübertragenen Sinne) zur Außenwelt, dieAußenwelt zur Innenwelt, beide werdenjetzt, da die Frau als einziger Mensch ineiner eingegrenzten Umgebung lebt, untrennbar:„Es gibt Stunden, .in denen ichmich freue auf eine Zeit, in der es nichts. mehr geben wird, woran ich mein Herzhängen könnte. Es gibt keinen Ausweg,denn solange es im Wald ein Geschöpfgibt, das ich lieben könnte, werde ich estun; und wenn es einmal wirklich nichtsmehr gibt, werde ich aufhören zu leben.Wären alle Menschen von meiner Art gewesen,hätte es nie eine Wand gegeben ...„Es sind nicht alle Menschen von ihrerArt: ein Fremder bricht ein in ihre Welt,tötet das mittlerweile herangewachseneKalb der Kuh und den Hund und wirdseinerseits von der Protagonistin getötet.Die (vielleicht sinnentleerte) Harmoniedes Menschen (der Frau?) mit der Naturwurde durch den Menschen selbst (denMann?) vernichtet; nichts bleibt mehr alsein Weit erleben , dem allerdings nichtmehr und nicht weniger Sinn anzuhaftenscheint als dem vor der Katastrophe - abgesehendavon, daß die Frau durch denVerlust eines Teils ihrer Umwelt auch einenTeil ihres Lebens verloren hat.Dies alles wird mit beeindruckendklarer, schlichter und ergreifender Spracheerzählt, ist vielleicht ein wenig zulang, aber nie pathetisch, und mitreißendnicht durch die äußere, eher durchdie innere Dramatik. DIE WAND ist amehesten ein „Klärungsroman“: die Protagonistinentwickelt sich nicht weiter,sondern gewinnt nur Klarheit über ihreSituation. Wie sie vorher in der Welt derMenschen ihre enge Umgebung versorgthat, versorgt sie sie nun auch, selbst,wenn sie nur noch aus Tieren besteht.Sie gibt den Kampf nicht auf, auch wenner zum Scheitern verurteilt ist: das Lebenum sie herum stirbt, und sie mit ihm.Auch wenn sie am Ende weitermacht,als wäre nichts gewesen, bricht derSchatten des Todes auf den letzten Seitengeradezu übermächtig herein und belegtdiese „Robinsonade des Geistes“ mit tieferDepressivität.DIE WAND erschien erstmals 1968;als eine Art Vorläufer könnte man DIETAPETENTÜR (1957) sehen, ein trotzdes Titels nicht phantastischer Roman,in dem die Protagonistin ebenfalls ihreIdentität und ihre Rolle in der Gesellschaftsucht.Uwe AntonMarianne GruberDIE GLÄSERNE KUGELFrankfurt a. M. 19<strong>84</strong>, Suhrkamp st 997,151 S., DM 7,-Marianne Gruber wurde 1944 inWien geboren und gehört damit nichtmehr zur Generation jener schweigenden(oder „ja!“ brüllepden) Mehrheit,die von nichts gewußt hat. Und dennochbeschäftigt sich ihr erster Roman, wennauch indirekt, mit der jüngeren Vergangenheitund den Möglichkeiten ihrer Bewältigung.Zunächst liest sich DIE GLÄSERNEKUGEL wie eine psychologische Fallstudie:ein anonymer Erzähler hält seineGedanken auf Papier und Tonband festund versucht auf diesem Wege, seineverlorengegangene Identität wiederherzustellen.Hin- und hergerissen zwischen. dumpfer Resignation . und aufflackerndemInteresse, gelangt er erst nach undnach zu einer zutreffenden Einschätzungseiner selbst. Einsam ist er, und in seinerBehausung, einer gläsernen Kugelinmitten der lärmerftillten Stadt, von derAußenwelt nahezu abgeschnitten; seinLeben erscheint ihm absurd und ohnejede Zukunftsaussicht: „Ich lebe, unddas heißt: Vorsicht walten lassen undmißtrauisch sein müssen, alle Hoffnungenaufgeben,damit man nicht alle Hoffnungenaufgeben muß.“ (S. 65).Doch das ist nicht die ganze Wahrheit,denn nicht zuletzt sind es die deprimierendenExistenzbedingungen, die denErzähler aller Perspektiven berauben:der Lärm auf den Straßen, der die Psycheder Stadtbewohner schädigt; die Regelungaller Lebensbereiche (der Fortpflanzung,der materiellen Versorgung,des Ausgangs) durch eine zentralistischeVerwaltung;· oder ·sein Status als Findling,der sich durch seine (ungeklärte)Herkunft dem angestrebten Ideal derBerechenbarkeit entzieht und darum gesellschaftlichgeächtet wird. Parallel zurErkenntnis der eigenen Misere - die zumWiderspruch herausfordert - eröffnetsich dem Erzähler jenes Wissen um dieeigene Vergangenheit, das er bisher mustergültigverdrängt hat. Er beginnt sichals Teil eines umfassenden geschichtlichenAblaufs zu begreifen, der nachder sogenannten „Stunde Null“ zur Abgrenzungder Stadt von ihrer ländlichenUmgebung, zum Antagonismus beiderLebensbereiche geführt hat. Am Endefaßt der anonyme Held des Romans sogarden Mut, den Weg .des Widerstandseinzuschlagen - um Genaueres über dieStunde Null zu erfahren, besucht er denMann, welcher ihn zu sich eingeladenund- damit den Prozeß des Erwachenserst initiiert hat.Den Roman zeichnet vor allem diesubtile Darstellung dieses kompliziertenEntwicklungsvorganges aus, dessenFortgang dem Leser ein beklemmendvielschichtiges Gewebe von Rationalisierungenund Verdrängungsmechanismenvor Augen führt. Marianne Gruberverdeutlicht die Schwierigkeiten, trotzPressionen und Normen einer geschlossenenGesellschaft die Kraft und denWillen zur Veränderung aufzubringen;sie fordert gleichzeitig dazu auf, sich dereigenen Verantwortung für die geschichtlichgewachsene Wirklichkeit nicht zuentziehen. Vergangenheitsbewältigungund Zukunftsgestaltung sollen Hand inHand gehen. Trotz des aktuellen Zeitbezugs(man denke nur an ihre Anspielungenauf die „Stunde Null“ nach demZweiten Weltkrieg, auf KZ und die „betrogeneGeneration“ der Väter) bleibenfreilich ihre Überlegungen weitgehendabstrakt; die existenziellen Erfahrungendes Helden, sein privater Kosmos, seingestörtes Verhältnis zur Realität stehenim Vordergrund: „Wir sind alle schuldig.


18<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong>und Filmregisseur immer dann in seinemElement, wenn er historische Weltbilderund Kulturbereiche auf die Gegenwartabbildet. Aus dem Blick durch dieSchablone auf die Schablone erwächstein subtiler Sprachwitz, eine spöttische,pointierte Stichelei gegen gedanklicheund philosophische Archaismen unsererZeit, die vor Jah~hunderten noch überwundenwaren. Der lachende Gewinnerist der Leser, der, ob jugendlich odererwachsen, an der unbeschwerten Denkweiseder wachen Welt seinen Spaß habenwird. Allein der indirekte Kommentarzu allen hyperverklemmten Wahremgeistiger Reinheit, die der Schutz der Jugendnicht mehr schlafen läßt - aus deutscherGnomen-Tradition entnommen,garantiert kulturecht und bestechendpräzis überliefert: „Wenn keine Elfenkommen“, der Gnom hob bedauernddie Schultern, „dann geht‘s halt in dieVideo-Show.“„Was?“ fragte Berthold verwundert,„sowas gibt es hier auch?“„Warum nit“, kicherte der Gnom, „istdoch lustig!“Das findet auchMichael AdrianIrene FleissDIE LEIBW ÄCHTERIN UND DERMAGIERFrankfurt/Maiß 19<strong>84</strong>, Medea Frauenverlag,223 S., DM 19,80Das Konzept selbst ist so alt, daß esschon zahlreichen der Geschichten zugrundelag,die wir heute als Volksmärchenkennen, aber auch die moderneSF- und Fantasy-Literatur bedient sichdankbar zum Transport ihrer ‚messages‘der Reise. Einer muß eine langeFahrt antreten, große Strecken zurücklegen,um einen Auftrag zu erftillen,seine Bestimmung zu finden oder zuerftillen. Sein Weg ist ein gefahrvoller,mühseliger, die Gefahren sind gewaltig,doch er ist reinen Herzens, unschuldigund dadurch unverletzlich. Stets findeter sein Ziel und damit - gereift, weisergeworden durch die Erlebnisse in dersinnlicherfahrenen Welt - zu sich selbst.Hinter der äußeren Handlung steht derWechsel vom beeinflußbaren Kind zumbeeinflussenden Erwachsenen, zu dem,was wir ‚Persönlichkeit‘ nennen. Einensolchen Entwicklungsroman hat auch die1958 in Wien geborene Irene Fleiss, mitihrem ersten Buch DIE LEIBWÄCH-TERIN UND DER MAG IER geschrieben.Dem jungen Magier Calar ist einGroßteil seiner übersinnlichen Kräftegenommen worden, da er beschuldigtwird, sie zum Schaden einiger Untergebenerbenutzt zu haben. Um sich zurehabilitieren, muß er einen Kontinentdurchqueren, den ‚Rat der Magier‘ aufsuchenund dort seine Sa,che vortragen.Zu seinem Schutz engagiert er die LeibwächterinAlerne, denn ein mächtigerWidersacher ist nicht daran interessiert,ihn seinen Ziel ort erreichen zu lassen.Die aus Alemes Sicht geschilderte Handlungendet - im Märchen kann es andersnicht sein - mit einem Happy End für diebeiden Protagonisten, doch ist es. durchausnicht ungetrübt.überhaupt verstehtes Fleiss, dieser ach so vertrauten Geschichtenoch neue, originelle Facettenabzugewinnen. Die CharakterisierungenAlemes und Calars etwa verkehren dieKlischees der Rollenverteilung der Geschlechter,die vor allem in der Fantasybis zum Exzeßpropagiert werden, in ihrGegenteil: hier ist es die Frau, die denaktiven, ‚starken‘ Part spielt, und es istder Mann, der von ihrer Tatkraft abhängt,ohne sie sich nicht zu helfen wüsste.Beide aber lernen sich im Verlaufihrer Reise nicht nur kennen und lieben,sie beginnen auch, ihre Verhaltensweisenzu ändern, aufeinander einzugehenund sich so aus ihrer Selbstbezogenheitzu lösen, die Welt neu - durch die Augendes anderen - zu sehen. So sehr das Buchauf dieser persönlichen Ebene ‚stimmt‘,so wenig funktioniert es dort, wo es umdie Erklärung der Außenwelt geht, in derdie Fahrt sich abspielt. Diese Welt bleibt- und die beigefügte Karte ändert daranwenig - seltsam vage und farblos. Diezahlreichen, liebevoll geschilderten Detailsfügen sich zu keinem „Welt-Bild‘zusammen - ganz im Gegenteil werdendie ökonomischen Grundlagen der zupassierenden Millionenstädte, derer esin dieser feudalistisch-agraisch organlSlertenGesellschaft einfach zu viele gibt,. z. B. nicht plausibel. Auch empfindetman die zu bewältigenden Bedrohungenkaum einmal als wirklich bedrohlich,und einige ‚action‘ -Szenen scheinenunnötig aufgesetzt. Wenn trotzdem voneinem gelungenen Debut gesprochenwerden kann, so liegt das an der Sympathieder Verfasserin für ihre Figuren, dieden Roman ‚ über seine Schwachstellenhinwegrettet. Eine anregende Lektüre,not for women only.Walter Udo Everlien


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong> 19Dienstag, 4. Dezember22.05, ZDF: DAS OMEN (1), (TheOmen), USA 1975. Regie: Richard Donner;mit: Gregory Peck, Lee Remick, DavidWarn er, Martin Benson.Dem US-Botschafter Thorn wird daslang ersehnte Kind geboren, doch esüberlebt nur wenige Minuten. Um seineFrau vor diesem Schock zu bewahren,adoptiert Thorn das „Kind einer Frau,die im gleichen Moment wie sein Sohnstarb. Der Junge Damien macht seinenEltern viel Freude, doch schon baldhäufen sich bizarre Vorfälle. Das Kindermädchenhängt sich vor den Augeneiner Geburtstagsgesellschaft auf, Tierenehmen vor Damien reißaus, die Muttererleidet durch den scheinbar harmlosspielenden Jungen eine Fehlgeburt. Undimmer mehr wird sich der Botschafterbewußt, daß ihm die Kontrolle übersein Heim und seine Freiheit entgleiten.Gegen das neue Kindermädchen, dasihm zutiefst unsympatisch ist, vermager sich nicht durchzusetzen, ein unangenehmaussehender Rottweiler, der bisauf Damien jeden anzufallen droht, treibtsich immer ungenierter im Haus herum,Menschen, die ihn vor einer mysteriösenGefahr warnen wollen, dringen gar nichterst zu ihm durch oder sterben eines gewaltsamenTodes.Am Ende seiner Kräfte (seine Frau isteinem seltsamen Unfall erlegen) schließtsich der Botschafter zwei Männern an,die ihn darüber aufklären, was es mit seinemSohn auf sich hat: Damien ist derAntichrist, der Sohn des Satans, der sichdarauf vorbereitet, die Herrschaft überdie Erde anzutreten. Nur der Botschafterist noch in der Lage, ihn durch einen rituellenMord zu stoppen.Freitag, 7. Dezember22.05, ZDF: DAS OMEN (2), (ThePHANTASTISCHE FILMEIM DEZEMBER ’<strong>84</strong>TV TipsOmen), USA 1978. Regie: Don Taylor;mit: William Holden, Lee Grant, LucasDonat, Nichalay Pryor, Elizabeth Shepherd.Damien hat den Anschlag seines irdischenVaters überlebt. Stand im erstenTeil seine Kindheit an, so zeichnet derzweite seine Jugend auf.Der Junge findet immer wieder Verbündete– Menschen, die ihn verehrenund alles für ihn tun. Einer von ihnen,ein Ausbilder in der Kadettenanstalt,die Damien besucht, klärt ihn über seinSchicksal auf. Der Junge entdeckt ansich die Zeichen und fügt sich nach einigerWeigerung in seine Bestimmung.Wieder entgeht er am Schluß einem Anschlag,denn seine Jünger sorgen für ihn.Im zweiten Teil der OMEN-Trilogiezeichnen sich die Konturen des satanischenWeltplans ab. Getreu der Prophezeiungin der biblischen Apokalypsewerden die Vorzeichen auf gegenwärtigeVerhältnisse übertragen – und zwardurchaus nicht unintelligent, im Gegensatzzu Nostradamus und ähnlichenPseudo-Mystikern. Der dritte (bislangnicht vom ZDF angekündigte) Teilschildert schließlich den Griff des mittlerweileerwachsenen Damien nach derWeltherrschaft und sein endgültigesScheitern.Die Trilogie ist keine geschlosseneArbeit, sondern ein erfolgsabhängigesFortsetzungswerk, was sich unter anderemdaran ablesen läßt, daß jede Folgeum einiges schlechter ist als der Vorgänger.Interessanterweise stehen die schonseit geraumer Zeit erhältlichen OMEN-Videos auf dem Index, es darf also nichtöffentlich für sie geworben werden, siedürfen nicht an Kinder ausgeliehen werdenetc. Solche Auflagen gelten offenbarnicht für das ZDF – möglicherweise deshalb,weil die öffentlich-rechtlichen Anstaltenseit jeher kaum einen Film ohneSchnitte ausstrahlen.Samstag, 8. Dezember16.00, ZDF: DIE MAUS, DIE BRÜLLTE(The Mouse, that roared), GB 1959. Regie:lack Arnold; Mit: Peter Seilers, leanSeberg, David Kassa!Das winzige, noch im mittelalterlichenStil lebende Großherzogturn GrandFenwick hat wirtschaftliche Probleme:Amerikanische Geschäftemacher bringeneine plumpe Nachahmung des berühmtenGrand Fenwicker Weins aufden Markt und bringen so den Kleinstaatum seine Einnahmequelle. PremierministerMountjoy schlägt vor, den USAden Krieg zu erklären, um ihn zu verlierenund anschließend Wirtschaftshilfefür den Wiederaufbau zu kassieren. Mitzwanzig Mann fällt Feldmarschall Tullyin New York ein, wo gerade eine Luftschutzübungstattfindet.Da sich alle Bewohner der Stadt geradein Bunkern und Kellern aufhalten,können Tully und seine „Armee“ in einwichtiges Forschungsinstitut eindringenund, weil sie wegen ihrer mittelalterlichenKleidung für eine Vorhut einermarsianischen Invasion gehalten werden,sogar die „Q-Bombe“ erbeuten,eine Waffe, mit der man ganze Kontinentevernichten kann. Zum Entsetzen ihrerAuftraggeber kehrt die Armee mit dererbeuteten Bombe, deren Erfinder unddessen Tochter nach Hause zurück. ÜberNacht ist Grand Fenwick WeltmachtNr. 1 geworden. Die US-Regierunglegt den kalifornischen Weinpanschernschnell das Handwerk und die Bezie-


20<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong>hungen der beiden Staaten normalisierensich wieder.Eine geistreiche Komödie, deren zeitkritischePointen ins Schwarze treffen.Die Amerikaner und ihre Wirtschaftshilfewerden dabei ordentlich aufs Korngenommen. Die Darsteller sind ausgezeichnet.Besonders Peter Sellers in seinerDreifachrolle als Herzogin Gloriana,als Heerführer und als Premierminister.Mittwoch, 26. Dezember13.35, ARD: MARK TWAIN: DER GE-HEIMNISVOLLE FREMDE (The MysteriousStranger), AmerikanischerFernsehfilm. Regie: Peter H. Hunt; Mit:Christopher Makepiece, Lance Kerwin,Bernhard Wicki, Paola Loew, HerbertFux.Im Mittelpunkt der Geschichte stehenzwei Jungen, der verträumte, von allenverlachte Lehrling August und ein rätselhafter,allwissender Fremder mit demNamen Nr. 44, der ihn, nach vielen gemeinsamenErlebnissen, ebenso geheimnisumwittertverläßt, wie er gekommenist – mit dem Rat: „Träume andere Träume,bessere.“Grundlage zu diesem Film ist dieErzählung „Nr. 44, der geheimnisvolleFremde“, von Mark Twain, die erst nachseinem Tode, aus vielen Entwürfen zusammengesetzt,veröffentlicht wurde.Der Fernsehfilm richtet sich überwiegendan ein jugendliches Publikum.Donnerstag, 27. Dezember23.00, ARD: WENN DIE GONDELNTRAUER TRAGEN (Don‘t Look Now),GB 1973. Regie: Nicholas Roeg; Mit: lulieChristie, Donald Sutherland, HilaryMason.Der Restaurator John Baxter besitzt,ohne es zu wissen, die Gabe, in die Zukunftzu schauen. Eines Tages sieht erbeim Betrachten von Dias auf einemBild gleich mehrere Dinge : Die Innenansichteiner Kirche, die Rückansichtseiner kleinen Tochter, die einen roten .Mantel trägt und eine blutrote Flüssigkeit.Er hat eine düstere Vorahnung undläuft aus dem Haus. Allerdings kommt erzu spät : Seine Tochter ist vor wenigenSekunden beim Spielen in einem Teichertrunken.Baxter reist mit seiner Frau nachVenedig. Dort lernen sie zwei ältlicheschottische Schwestern kennen, von deneneine behauptet, übernatürliche Dingewahrzunehmen und mit Baxters toterTochter in telepathischem Kontakt zustehen. John Baxter hält das alles für Unfug,doch seine Frau Laura gerät in denBann der Schwestern.Der Sohn der Baxters erkrankt undLaura muß zurück nach London. In ihrerAbwesenheit sieht John auf demCanale Grande eine Gondel mit dreischwarzgekleideten Frauen: die beidenalten Damen und Laura. Verwirrt ruft erin London an. Laura ist dort. Vor ihrerRückkehr begegnet John einer kleinen,in einen roten Mantel gekleideten Gestalt,in der er seine Tochter zu erkennenglaubt. Er folgt ihr in ein leerstehendesGebäude. Die Gestalt entpuppt sich alsein häßlicher Zwerg, ein in ganz Venediggesuchter, irrer Mörder. Er zieht einMesser und zerfetzt John die Halsschlagader.Sterbend wird John klar, daß seineBeobachtung auf dem Canale Grandeeine Vision seines Todes war. Und aufdem Dia hatte er seinen . Mörder gesehen.Ein raffinierter Film, der seinen Suspensedaraus bezieht, daß die natürlichenund übernatürlichen Szenen, Verstand undHalluzination, Wahn und Wirklichkeitnicht voneinander abgehoben werden.Freitag, 28. Dezember20.15, ARD: JAMES BOND 007 JAGTDR. NO (Dr. No), GB 1962. Regie:Terence Young; Mit: Sean Connery, 10-seph Wiseman, lack Lord, Ursula Andress.Funksignale unbekannter Herkunft störenseit einiger Zeit den Flug amerika- .nischer Weltraum raketen. Ein britischerGeheimdienstler wird auf Jamaika ermordet.James Bond wird auf den Fallangesetzt. Es gelingt ihm , Informationenüber einen gewissen Dr. No zu beschaffen,der auf einer von der Umweltabgeschlossenen Insel lebt und dortangeblich eine Bauxit-Mine betreibt.James Bond setzt auf die Insel über,gerät unter Beschuß und stößt auf dasMädchen Honey, das nach seltenen Muschelnsucht. Die beiden fliehen , werdenaber gefangengenommen und zu Dr.No gebracht. Dieser ist nicht nur für dieFehlstarts der Raketen verantwortlich,sondern plant auch, die Weltherrschaftanzutreten. Bond weigert sich, für ihn zuarbeiten und wird eingekerkert. Als Dr.No einen neuerlichen Anschlag auf dieUS-Weltraumbehörde vorbereitet, brichtBond aus, sabotiert Dr. Nos Atomreaktorund flieht zusammen mit Honey ineinem Motorboot von der Insel, die zuguter Letzt noch in die Luft fliegt.Dies war der erste James-Bond-Film,ein leicht utopisch angehauchter Agententhriller– an dem mittlerweile auchschon etwas der Zahn der Zeit genagthat.24.00, ARD: DAS GEISTERHAUS (TheHouse That Would Not Die), USA 1970.Regie: lohn Llewlin Moxey; Mit: BarbaraStanwyck, Michael Anderson jr., DoreenLang, Richard Egan.Eine Frau erbt ein Haus aus der amerikanischenRevolutionszeit und zieht mitihrer Nichte dort ein. Alsbald geht dortallerhand Seltsames vor, was die beidenDamen in Angst und Schrecken versetzt.Durch eine Seance kommen einige rechtmakabre Tatsachen ans Licht.Mit 75 Minuten Spieldauer ist derFilm zu kurz, um richtige Spannung aufkommenzu lassen. So gibt’s eben eineoder zwei außergewöhnliche Szenen, derRest ist Durchschnitt.Sonntag, 30. Dezember22.45, ARD: DIE SCHRECKEN DERMEDUSA (The Medusa Touch), GBIFrankreich 1978. Regie: lack Gold; Mit:Richard Burton, Lino Ventura, Lee Remick,Harry Andrews, MarieChristineBarrault.Auf den Schriftsteller Morlar wird einAnschlag verübt, bei dem er ums Lebenkommt. Als die Polizei noch bei der Spurensicherungist, gibt der Tote seltsameLaute von sich. Auf der Intensivstationeines Krankenhauses stellt man mit Entsetzenfest , daß sein Gehirn mit größterIntensität weiterarbeitet.Der französische AustauschinspektorBrunel übernimmt den Fall und stößt aufdie Psychiaterin Dr. Zornfeld , von derer Morlars schreckliches Geheimnis erfahrt:Er hat die Gabe der Tele-Fortsetzung auf Seite 21


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong> 21ALICE IM WUNDERLAND (Alice inWonderland, USA 1951), Regie: BenSharpsteen, Buch: Milt Banta, DeiConneIl, William Cotrell, Joe Grant,Winston Hibler, Dick Huemer, DickKeller, Tom Oreb, Bill Peet, ErdmanPenner, Joe Rinaldi, Ted Sears, JohnWalbridge.Lewis Carrolls eigentlich unverfilmbareHuldigung an die Anti-Logik in einerbieder-braven Disney-Version. Heutewissen ja wohl alle, was die Raupe da inihrer Wasserpfeife raucht, oder? (75 Min.– Walt Disney Horne Video)BLIND DATE (Blind Date, USA 19<strong>84</strong>),Regie: Nico Mastorakis, Buch: N. Mastorakisund Fred C. Perry, mit JosephBottoms, Kirstie Alley, James Daughton.Erblindeter Werbefachmann erhält pereingepflanztem Computer das Augenlichtzurück und geht auf die Jagd nach einemPsychokiller. „Ein lahmes Skript, demdie ebenso langweilige Regie nicht geradehilft“ (Variety) (99 Min. – ConstantinVideo)DEAD ZONE (The Dead Zone, USA1983), Regie: David Cronenberg, Buch:Jeffrey Boam, mit Christopher Walken,Brooke Adams, Herbert Lom.Hellseher wider Willen erkennt erzkonservativenSenatskandidaten als zukünftigenAuslöser des Atomkriegs. David Cronenbergsreifster Film, gleichzeitig eine derbesten Stephen King-Adaptionen. SieheKritik in <strong>SFT</strong> 5/<strong>84</strong>. (102 Min. – Thorn-EMI)NEU AUF KASSETTE IMDEZEMBER’<strong>84</strong>Video TipsGWENDOLINE (Gwendoline,F 19<strong>84</strong>), Regie und Buch: Just Jaeckin,mit Tawny Kitaen, Brent Huff, Zabou.John Willies Comic-Heldin auf der Suchenach ihrem verschollenen Vater. Einfilmisch absolut dilettantischer RAI-DERS-Verschnitt mit schaumgebremstemSado-Maso-Touch. Siehe Kritik in<strong>SFT</strong> 8/<strong>84</strong>. (102 Min. – Constantin Video)PSYCHO 2 (Psycho 2, USA 1983),Regie: Richard Franklin, Buch: TomHolland, mit Anthony Perkins, VeraMiles, Meg TilIy.Die Schwester der ermordeten MarionCrane will mit Hilfe ihrer Tochter dennach 23 Jahren Nervenklinik als geheiltentlassenen Norman Bates erneut in denFortsetzung von Seite 20kinese und kann mittels reiner Geisteskraftdie größten Katastrophen auslösen.Er hat eine verkorkste Erziehung hintersich, hat ein paar Menschenleben aufdem Gewissen und lebt in dem Wahn,er müsse auf der Welt für Gerechtigkeitsorgen. Dr. Zornfeld hat ihn umgebracht,nachdem er ihr seine Fähigkeiten bewiesenhatte : Morlar hatte über London einFlugzeug abstürzen und eine Kathedraleeinstürzen lassen. Brunel hat den Fallnun geklärt, doch damit ist noch nichtalles vorbei: Mit letzter Kraft schreibtMorlar den Namen eines Atomkraftwerksauf, vor dem eine riesige Demonstrationstattfinden soll. Brunel siehtnur eine Möglichkeit, die Zerstörungdes Atomkraftwerks zu verhindern : Erkappt die Versorgungskabel, die Morlaram Leben erhalten. Doch die Katastrophekann er nicht verhindern.Der Film zeigt eine sehr pessimistischeUtopie, die durch das angedeutete Ende,die Zerstörung eines Atomkraftwerks,apokalyptischen Charakter bekommt.Das Ganze ist von der Realität vielleichtgar nicht so sehr weit entfernt: Für Morlarsind die Menschen in ihrer Habgierund ihrer Sucht nach Wohlstand die eigentlichSchuldigen an den Katastrophen.Montag, 31. Dezember14.00, ARD: HERRSCHER DER ZEIT,Zeichentrickfilm.Der Film erzählt die Geschichte einesauf einem gefährlichen Planeten verlassenenKindes, dessen Eltern durch ebendiese Gefahren des Planeten umgekommensind. Die einzige Verbindung desWahnsinn treiben. Wie seine Vorlageerkürt der Film die Irreführung des Zuschauerszum beherrschenden Prinzipund imitiert dabei Hitchcocks Stil relativannehmbar und mit gewissem Respekt.Aus dem Blickwinkel heutigen Horrorkinosverdient das makabre Vexierspielallerdings in jedem Fall das Prädikat„Empfehlenswert“. (113 Min. – CIC)DIE SIEBEN GLORREICHEN GLA-DIA TOREN (The Seven MagnificentGladiators, I 1983), Regie: BrunoMattei, Buch: Claudio Fragasso, mitLou Ferrigno, Brad Harris, SybilDanning.Obelix-Verschnitt Lou Ferrigno sch ütztzusammen mit sechs anderen ein Dorfvoll Witwen und Waisen vor manch bösemSchurken. Kurosawas SIEBEN SA-MURAI als Sandalenfilm mit leichtemFantasy-Touch. Nicht ganz so schlimm,wie man beflirchten könnte. (87 Min. –VMP)SPIDERMAN GEGEN DEN GEL-BEN DRACHEN (Spider-Man – TheDragon‘s Challenge, USA 1979), Regie:Don McDougall, Buch: LionelE. Siegel, mit Nicholas Hammond,Robert F. Simon, Chip Fields.Peter Parker alias „Die Spinne“ bei derHilfsaktion flir einen chinesischen Minister.Passables Kung-Fu-Spektakel ausder TV-Fabrik. Dennoch eine geistigeVergewaltigung Stan Lees. (96 Min. –RCAjColumbia)Norbert StresauJungen zu den um Lichtjahre entferntenRettern ist ein Mikrophon, das ihm seinVater hinterlassen hat. Mit Hilfe diesesMikrophons versucht der Anführer derRetter, die überlebenschancen des Jungenzu vergrößern. So beginnt auf demWeg aus den Tiefen des Weltalls bis zumPlaneten Perdide ein atemberaubenderWettlauf gegen die Zeit.HERRSCHER DER ZEIT ist eineTrickfilm-Adaption des SF-RomansDAS WAISENKIND VON PERDlDEvon Stefan Wul. Für Kinder und fürFreunde des Trickfilms. Wer Näheresüber die Herstellung dieses Trickfilmswissen will : Am 1. Januar um 10.35 Uhrbringt die ARD einen Beitrag zu diesemThema mit dem Titel „Bild für Bild“Edith Nebel


22NAchrichten<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong>VOLLSTÄNDIGE ERGEBNISSEDER ENDABSTIMMUNG ZUMKURD-LASSWITZ-PREISBESTER ROMAN1. Thomas R.P. Mielke, DAS SAKRI-VERSUM (166)2. Thomas Ziegler, ALLES IST GUT(110)3. Hans Bemman, STEIN UND FLÖTE(95)4. Ronald M. Hahn & Harald Pusch,DIE TEMPONAUTEN (76)5. Michael Weisser, DIGIT (42)6. Malte Heim, DAS ENDE DES SE-HERS (29)7. Alfred Tilp, TOUR DE FRANCE (26)BESTE ERZÄHLUNG1. Thomas Ziegler, „Stimmen derNacht“ (104)2. Ronald M. Hahn, „Hey Mr. Spaceman“(89)3. Horst Pukallus, „Katatonien, zwoterMai 1926“ (85)4. Irmtraud Kremp, „Paulette“ (81)5. Michael Morgental, „Garten zwischenLebensbäumen“ (58)6. Thomas Ziegler, „Kirschlicht undGlaspol“ (53)BESTE KURZGESCHICHTE1. Herbert W. Franke, „Der Atem derSonne“ (1<strong>12</strong>)2. Ronald M. Hahn, „Licht aus! Spotan!“ (76)3. Rainer Erler, „Recycling“ (74)4. Uwe Luserke, „Rot auf Silber“ (63)5. William Voltz, „Die Haut des anderen“(61)6. Martin Eiseie, „Ein Schloß aus Nebelund Ewigkeit“ (50)7. Horst Pukallus, „Daß ich die großeKluft der Zeit durchschlafe“ (37)8. a) Michael Morgental, „Die unbekannte Fee“ (33)8. b) Thomas Ziegler, „Reich sein, freisein“ (33)10. Horst Pukallus, „Tod und Nacht,Nacht und Tod“ (27)11. Gero Reimann, „Die Geschichtevom lebenden Toten“ (25)BESTER AUSLÄNDISCHER ROMAN1. Brian Aldiss, HELLICONIA:FRÜHJAHR (<strong>12</strong>1)2. Olaf Stapledon, DIE LETZTEN UNDDIE ERSTEN MENSCHEN (98)3. Alfred Bester, GOLEM 100 (85)4. Ian Watson, DAS BABEL-SYN-DROM( 79)5. Peter Straub, SCHATTENLAND (76)6. Arkadij und Boris Strugatzki, EINKÄFER IM AMEISENHAUFEN (68)7. Richard Lupoff, SPACE WARBLUES (40)BESTER ÜBERSETZER1. Horst Pukallus (130)2. Lore Strassl (96)3. Walter Brumm (92)4. Ronald M. Hahn (83)5.a) Martin Eiseie (70)5.b) Michael Kubiak (70)BESTER GRAPHIKER1. Helmut Wenske (1<strong>12</strong>)2. Franz Berthold (96)3. Klaus Holitzka (88)4. Thomas Franke (74)5. Klaus D. Schiemann (69)SONDERPREIS1. Heinrich Wimmer (für seinen verlegerischenMut) (<strong>12</strong>7)2. Heyne SF Magazin (76)3. Bastei-Lübbe-Team (für die BasteiTageder SF und Phantastik) (70)4. Dieter Hasselblatt (für Verdienste umdas SF-Hörspiel) (57)5. Thomas Le Blanc (für Verdienste umdie deutsche SF)(51)6. Redaktion der SCIENCE FICTIONTIMES (45)7. SOLARIS SF-Magazin (43)8. COSMONAUT SF-Magazin (30)9. Heinrich Keim (für sein Buch NEWWAVE)(23)Die Zahlen hinter den Plazierungengeben die Punkte an, die die Kandidatenbei der Endabstimmung erhalten haben.Insgesamt beteiligten sich 53 SF-Professionellean der Endabstimmung.hubALTER KAPITÄN BEI MERLINIm Merlin Verlag erschien Uwe BreersALTER KAPITÄN, über den eineVerlagsanzeige u. a. zu berichten weiß:„22 witzig-vitale Holzschnitte bebildernUwe Bremers makabre Geschichte desLandarztes Mc.Rode und seine Erlebnissemit einem alten Raumschiffkapitän“.Billig ist der 96seitige bibliph. (sic!)Pappband allerdings nicht: die 300 numeriertenund signierten Exemplare kostenpro Stück DM 300,-.hubDIEDERICHS FANTASYIm Herbst 19<strong>84</strong> erschienen im EugenDiederichs Verlag zwei neue Fantasy-Titel.Frederik Hetmanns MADRU ODERDER GROSSE WALD enthält „die Sagades Großen Waldes, in der das Baum-Taroteine große Rolle spielt“; konsequenterweisewerden alle 22 Karten des „geheimnisvollenBaum-Tarot“ mitgeliefert.T.H. Whites MR. WHITE TREIBT AUFDER REISSENDEN LIFFEY NACHDUBLIN ist dagegen ein Überlebensroman,der die Geschehnisse nach einermodernen Sintflut in Irland beschreibt.hubNEU IN DER HOB BIT PRESSEInnerhalb der „Hobbit Presse“ von Klett-Cotta kamen im Herbst <strong>84</strong> folgendeNeuerscheinungen heraus: William Horwood,DER STEIN VON DUNCTONund Michael de Larrabeiti, DIE BOR-RIBLES BAND 2: IM LABYRINTHDER WENDELS.hubNEUE ORWELL-BIOGRAPHIE BEIJUNIUSIm Hamburger Junius Verlag erschienim Herbst <strong>84</strong> eine weitere Biographie,die sich mit George Orwell befaßt. AUFDEN SPUREN GEORGE ORWELLS(Untertitel: Eine soziale Biographie)wurde von Lutz Büthe, einem Literaturwissenschaftleraus der BRD verfaßt;das 364seitige Buch, das 48 Photos enthält,kostet DM 34,-.hubMARTIN EISELE SCHREIBT FAN-TASY- JUGENDBÜCHERIm Pelikan Verlag kamen im Herbst <strong>84</strong>die ersten drei Titel einer neuen Fantasy-Serie heraus, die sich an Jungen undMädchen ab 10 wendet. Der Autor derSerie, in der jährlich drei neue Bändeerscheinen sollen, ist Martin Eiseie. Inden Büchern geht es um den 16jährigenSchüler Mischa Berger, der mittels einesZaubersteins in die geheimnisvolle Weltvon Camelon kommt und dort zusammenmit seinen Freunden phantastischeAbenteuer zu bestehen hat. Die Titel derersten drei jeweils 192 Seiten starkenHardcover-Bände sind DER ZAUBER-STEIN VON CAMELON, DAS GE-HEIMNIS DER GEISTERNEBEL undHEXEN STURM ÜBER DEM TEU-FELSMEER; die Startauflage der Bändebeträgt 20.000 Exemplare.hub


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong> 23SF BEI LUCHTERHANDBei Luchterhand erscheinen in dennächsten Monaten die folgenden SF-Taschenbücher: ALS ALLES ANDERSWURDE (Geschichten über die Zukunftder Frau von Fantasy-Autorinnen, Oktober<strong>84</strong>), DAS LÄCHELN DER GIO-CONDA (Satirische SF-Geschichten,Februar 85) und die ZEITPOLIZEI (SF-Kriminalgeschichten, März 85). Bei denBänden handelt es sich sämtlich um vonRene Oth herausgegebene Anthologien.hubNEUE SF-REDAKTEURIN BEIGOLDMANNSeit einigen Monaten wird Peter Wilfertbei der Arbeit an den Reihen „<strong>Science</strong><strong>Fiction</strong>“, „Fantasy“ und „New Age“ vonder Redakteurin Sybille Terrahe unterstützt.Frau Terrahe redigiert einige Bändeder genannten Reihen und verfaßt dieentsprechenden Umschlagtexte.hubFANTASY BEI GOLDMANNDie Fantasy-Literatur wird auch in Zukunftein Schwerpunkt im Goldmann-Verlagsprogramm bilden. Zu den vonPeter Wilfert neu angekauften Titeln gehörender mit dem World Fantasy Award19<strong>84</strong> ausgezeichnete Roman THE DRA-GON WAITING von John M. Ford sowiedrei Bücher (u. a. TEA WITH THEBLACK DRAGON) der Autorin R.A.MacAvoy, die 19<strong>84</strong> mit dem John W.Campbell Award als beste SF/Fantasy-Nachwuchsautorin ausgezeichnet wurde;mit der Veröffentlichung der deutschenÜbersetzungen ist für den Herbst1985 zu rechnen. Außerdem soll die ReiheFANTASY FOLIANT weitergeführtwerden – Band III ist für den Mai ’85vorgesehen.hubGOLDMANN JUBILÄUM IM JA-NUAR 1985Die anläßlich des 25jährigen SF-Jubiläumsbei Goldmann angekündigten Bücherwerden nicht (wie von uns berichtet)im November <strong>84</strong>, sondern im Januar85 erscheinen, da der erste „GoldmannZukunftsroman“ (es war Isaac AsimovsDER FIEBERNDE PLANET) im Januar1960 herausgekommen ist. Die Jubiläumsbändesind: Isaac AsiInov, DASIMPERIUM VON TRANTOR (diedrei im frühen Foundation-Universumspielenden Romane RADIOAKTIV,STERNE WIE STAUB und DER FIE-BERNDE PLANET in einem Band),Patricia McKillip, ERDZAUBER (dieFantasy-Romane DIE SCHULE DERRÄTSELMEISTER, DIE ERBIN VONWASSER UND FEUER und HARF-NER IM WIND in einer Geschenkkassette)sowie DIE STAR WARS SAGA(die Novelisierungen der drei Star Wars-Filme in einem Band). Außerdem wirdPeter Wilferts Anthologie TOR ZU DENSTERNEN zu einem Sonderpreis neuausgeliefert werden.hubTONY WESTERMAYR GESTORBENAm 10. Oktober 19<strong>84</strong> verstarb unerwartetder Übersetzer Tony Westermayr.Westermayr ist seit 1960 vor allem alsSF-Übersetzer beim Goldmann Verlaghervorgetreten, seine Tätigkeit beschränktesich jedoch keineswegs nurauf die <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>; so übersetzteWestermayr beispielsweise astronomischeSachbücher für Birkhäuser, Computerbücherfür Heyne und allgemeineliteratur für Rowohlt.hubNEUES FILMLEXIKON VON HAHN/JANSENIm Mai 1985 erscheint bei Bastei DASLEXIKON DES HORROR-FILMS vonRonald M. Hahn und Volker Jansen, dasEintragungen zu über 650 Filmen enthaltensoll.hubHEYNE STELLT PHANTASIA-REI-HE EINDie Subreihe „Phantasie“ von Heynewird mit Wirkung von Mai 1985 eingestellt.Die bereits für diese Reihe angekauftenBände werden nun unter demLabel „Fantasy“ herauskommen.hubNEUIGKEITEN AUS BERLINIm DDR-Verlag Das Neue Berlin erschienenim Herbst 19<strong>84</strong> die folgendenTitel: Rainer Fuhrmann, DIE UN-TERSUCHUNG (Roman); Hans Bach,WANDELSTERNE (Erzählungen);Wolfram Kober, EXOSCHIFF (Erzählungen);Jerzy Zulawski, AUF DEMSILBERNEN GLOBUS (klassischerpolnischer SF-Roman, in der BRD beiSuhrkamp erschienen); Arkadi und BorisStrugatzky, EIN KÄFER IM AMEISEN-HAUFEN; Robert Sheckley, PILGER-FAHRT ZUR ERDE (Erzählungen).Als Nachauflagen neu vorgelegt werdendie KurzgeschichtensammlungenSINO- 23 BARA von Thomas K. Reich,STERNENJÄGER von Hans Bach, DIEGLÄSERNE STADT von Klaus Möckelsowie die Anthologien WEGE ZUR UN-MöGLICHKEIT von Ekkehard Redlin(s. auch die Rezension in der <strong>SFT</strong> 10/<strong>84</strong>, S. 19) und GUT EINGERICHTETEPLANETEN von Wladimir Gakow. Beiden genannten Bänden handelt es sichum Pappbände mit Schutzumschlägen.Auch im Frühjahr des Jahres erschienenbeim Neuen Berlin einige interessanteBücher, allen voran eine ungekürzteHardcover-Ausgabe von Kurd Lasswitz‘AUF ZWEI PLANETEN und der SFAlmanachLICHTJAHR 3, desweiterenwurden in der Taschenbuchreihe Utopiau.a. die Klassiker der DDR-SF DIEOHNMACHT DER ALLMÄCHTIGENvon Heiner Rank und UNHEIMLICHEERSCHEINUNGSFORMEN AUFOMEGA XI von Günter und JohannaBraun neu aufgelegt. Das SekundärwerkSCIENCE FICTION IN DER DDR (s.<strong>SFT</strong> 11/<strong>84</strong>, S. 37) ist dagegen auf 1985verschoben worden. Wie allgemein bekanntsein dürfte, können die meistenBücher der DDR-Verlage auch über denBRD-Buchhandel bezogen werden.hubNEUE BÜCHER BEIM NEUEN LEBENIm DDR-Verlag Neues Leben, der sichauf die Herausgabe von Büchern für einenjugendlichen Leserkreis konzen-·triert, erschienen 19<strong>84</strong> die SF-RomaneDAS VERHÄNGNISVOLLE EXPERI-MENT von Klaus Frühauf, DER GEISTDES NASREDDIN EFFENDI von AlexanderKröger, BOTEN DER UNEND-LICHKEIT von Paul Erhardt und DERAMPHIBIENMENSCH von AlexanderBeljajew (ein Klassiker der sowjetischenSF) sowie der Erzählungsband INSPEK-TION RAUMSICHERHEIT von K.H .Tuschel.hubNEUERSCHEINUNGEN AUS AN-DEREN DDR-VERLAGENIm Verlag Volk und Welt erschienen inden letzten Monaten zwei Bände, die inder BRD bereits in den siebziger Jahrenherausgekommen sind: A. BogdanowsDER ROTE PLANET und StanislawLems DAS ABSOLUTE VAKUUM.Im Greifenverlag erschien der Titel DIEUNSTERBLICHEN, der 6 ironischskurileErzählungen von Ernst-Otto


24<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong>Luthardt enthält. Im KinderbuchverlagBerlin erschien mit DIE BOTSCHAFTDER ORCHIDEEN schließlich eine Anthologietschechischer SF-Geschichtenfür Kinder.hubMOEWIG VERSCHIEBT „EXOTI-SCHE WELTEN“Die <strong>12</strong> Bände der Reihe „Exotische Welten“(s. <strong>SFT</strong> 6/<strong>84</strong>, S. 25) werden nicht,wie ursprünglich geplant, im Februar 85erscheinen, sondern innerhalb der Reihe„Moewig SF“ im normalen Rhythmus (2Bände im Monat) erscheinen. Lediglichdie drei Titel von Marion Zimmer Bradley(DAS SCHWERT DES ALDONES,DIE ZERBROCHENE KETTE und DIEWELTENZERSTÖRER) werden zusätzlichzu den beiden „normalen“ SF-Titelnim Februar 85 herauskommen.hubULLSTEIN-VERLAGSVORSCHAUApri1 85Michael Shea FISCHZUG IM DÄMO-NENMEER (Nifft the Lean, 2. Teil)Horst Pukallus SONGS AUS DERKONVERTERKAMMER (Originalausgabe),ErzählungenMai 85Anton M. Kolnberger AUF UNBE-KANNTEM STERN Richard A. LupoffVORSTOSS IN DEN ÄTHER (Into theAether)Juni 85Daniel Walther DER NEUE SON-NENST AA T (Happy End) MichaelMoorcock DIE STADT DES UNGE-HEUERS (City of the Beast), 1. Bandder Mars-TrilogieJuli 85George R.R. Martin IM HAUS DESWURMS (Sandkings, 1. Teil), ErzählungenEllis Marshali RÜCKKEHR IN DIEFINSTERNIS (Return to Darkness)August 85Michael Moorcock DER HERR DERSPINNEN (Lord of the Spiders), 2. Bandder Mars- TrilogieGeorge R. R. Martin SANDKÖNIGE(Sandkings, 2. Teil), ErzählungenSeptember 85Horst Pukallus KRISE AUF DSCHIN-NISTAN (Originaltitel)Michael Moorcock DIE HERRSCHERDER TIEFE (Masters of the Pit), 3. Bandder Mars-TrilogiehubMOEWIG-VERLAGSVORSCHAUTerra Taschenbuch366 Jack C. Haldeman II CAPTAINPERRYS PLANET (Perry‘s Planet), einRaumschiff Enterprise-Roman367 Isidore Haiblum INTERWELT (Interworld)368 Gordon Eklund IM KERN DERGALAXIS (The Starless World), einRaumschiff Enterprise-RomanPerry Rhodan Planetenromane265 Thomas Ziegler DER NARREN-TURM266 Hans Kneifel HÜTER DES PLA-NETEN, ein Atlan-Zeitabenteuer267 H.G. Ewers EIN NELSON KOMMTSELTEN ALLEIN, ein RaumkapitänNelson-Abenteuer268 Arndt Ellmer GALAXIS DERRAUMSCHIFFE269 Harvey Patton WELT IM NIE-MANDSLAND270 W.K. Giesa HYPERZONE WEIS-SERZWERGUtopia C1assics76 William Voltz GRIFF NACH AT-LANTIS77 William Voltz DER UNTERGANGVON A TLANTIS78 Poul Anderson GEHEIMAGENTVON TERRA (Flandry of Terra, 1. Teil)79 Raymond Z. Gallun BRUDERWEL-TEN (Originalausgabe), Erzählungen80 Poul Anderson VIRUS DER MACHT(Flandry of Terra, 2. Teil)81 Hans Kneifel SOHN DER UNEND-LICHKEITClark Darlton Taschenbuch19 Clark Darlton BEFEHL AUS DERUNENDLICHKEIT20 Clark Darlton & Robert Artner DERSTRAHLENDE TOD21 Clark Darlton EXPERIMENT GE-LUNGENE.C. Tubb Taschenbuch19 E.C. Tubb SÖLDNER DESSCHLANGENCLANS (Zenya), Dumarestof Terra Band 1<strong>12</strong>0 E.C. Tubb WETTLAUF DER ZEIT(Originalzu sammenstellung)21 E.C. Tubb IM BANN DES COMPU-TERS (Eloise), Dumarest of Terra Band<strong>12</strong>22 E.C. Tubb DIE MARSKOLONIE(Alien Dust) 2 3 E.C. Tubb HÜTERDER VERGANGENHEIT (Eye of theZodiac), Dumarest of Terra Band 1324 E.C. Tubb DER PRIMITIVE (ThePrimitive)Andre Norton Taschenbuch4 Andre Norton SPÄHTRUPP IN DIEVERGANGENHEIT (Galactic Derelict)5 Andre Norton DIE HEXEN VONWARLOCK (Strom over Warlock)6 Andre Norton DAS GEHEIMNIS DERMONDSÄNGER (Moon of three Rings)Bei den Utopia Classics Taschenbüchern76 und 77 handelt es sich umNachdrucke der ersten drei Heftromaneaus der Fantasy-Heftserie Dragon ,die nun im Rahmen der William Voltz-Taschenbuchnachdrucke neu vorgelegtwerden.Die aufgeführten Bände erscheinenzwischen April 85 und September 85;die Darlton-Bände kommen in den ungeradenMonaten heraus, die Terra-Bändeund die Norton-Taschenbücher in dengeraden Monaten.hubZBV GEHT WEITER !?!Nach langer Schreibpause, die immermal wieder durch Gerüchte, die ZBV-Serie werde weitergeführt, aufgelockertwurden, soll K. H. Scheer jetzt tatsächlichwieder an der Arbeit sein. Bereits imManuskript vorliegen sollen die Bände51 und 52, über Band 5 3 grübelt derAltmeister der Raumschlachten anscheinendnoch.hp


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong> 25WORLD FANTASY AWARDS 19<strong>84</strong>Am 14. Oktober 19<strong>84</strong> wurden auf demWorld Fantasy Con in Toronto die diesjährigenPreisträger des World FantasyAwards bekanntgegeben. Die Preisträgerwurden von einer aus Ellen Asher, GinjerBuchanan, Les Danie1s, Mimi Panitchund George H. Scithers bestehenden Jurygewählt. Da der World Fantasy Con indiesem Jahr zum zehntenmal abgehaltenwurde, wurden zur Feier des Ereignissesin der Kategorie „Life Achievement“insgesamt fünf Preise vergeben, die vonfrüheren für ihr Lebenswerk ausgezeichnetenPreisträgern vergeben wurden. Dieglücklichen Gewinner der World FantasyAwards 19<strong>84</strong> sind: L. Sprague deCamp, Richard Matheson, E. HoffmanPrice, Jack Vance und Donald Wandre i(Life Achievement); John M. Ford, THEDRAGON WAITING (Best Novel);Kim Stanley Robinson, „Black Air“(Best Novelle); Tanith Lee, „Elle EstTrois (La Mort)“ (Best Short <strong>Fiction</strong>);Robinson Davies, HIGH SPIRITS (BestAnthology/Collection); Steve Gervais(Best Artist); Ian & Betty Ballantine, 10yChailt, George Sharp, David Larkin furihr Buch THE HIGH KINGS (SpecialAward/professional); Stephen Jones &David Sutton für Fantasy Tales (SpecialAward/Non-Professional); Donald M.Grant (Special Convention Award).hubFRANZÖSISCHE SF-PREISE 19<strong>84</strong>Den Grand Prix de 1a <strong>Science</strong>-<strong>Fiction</strong>Francaise 19<strong>84</strong> für die besten Leistungendes Vorjahres gewannen: JeanPierreHubert, LE CHAMP DU REVEUR(Roman); Jean-C1aude Dunyach, „LesNageurs de Sable“ (Kurzgeschichte);Therese Roche, LE NAVILUK (Jugendbuch);H. Delmas und A. Julian für dasNachschlagewerk LE RAYON SF (Sonderpreis).Den Prix Apollo für den besten1983 erstmals in französischer Spracheerschienenen Roman erhielt Serge Brusso-10 fur LES SEMEURS D‘ABIMES.Sowohl der Prix Apollo als auch derGrand Prix werden von Komitees vergeben.Daneben gibt es in Frankreich nochden Prix Rosny-Aine, der von den Fansvergeben wird.hubSEIUN·SHO 19<strong>84</strong>Am 29. Juli wurden auf dem in JozanGorge (Hokkaido) stattfindenden japanischenSF-Con die diesjährigen japanischenSF-Preise („Seiun Sho“, deutschetwa „Nebel“ oder „Galaxis“) vergeben.Über den Seiun Sho stimmen die japanischenSF-Fans ab. In diesem Jahr gingendie Preise an: Chohei Kanbayashi, TEKIWA KAIZOKU: KAIZOKU-BAN (DieFeinde sind Piraten: Die Piratenausgabe)fur den besten japanischen Roman; ChoheiKanbayashi, „Super Phoenix“ (bestejapanische Kurzgeschichte); BarringtonJ. Bayley, THE GARMENTS OFCAEAN (bester ausländischer Roman);Roger Ze1azny, „Unicom Variations“(beste ausländische Kurzgeschichte);DARK CRYSTAL (bester Film); YoshitakaAmano (bester Zeichner); KatsuhiroOtomo, DOMO (bester SFComic).hubWASHINGTON POST ÜBER HEIN-LEINDie Washington Post vom 5. September19<strong>84</strong> beschäftigte sich in einem längerenArtikel mit Amerikas beliebtestem SF-Autor, Robert A. Heinlein. Die Ausgabeenthielt auch ein neues Interview mitHeinlein.hubE.F. BLEITLER ERHÄLT DEN PIL-GRAM AWARDDen Pilgram Award der <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>Research Association (SFRA), derfür besondere Verdienste um die SF-Forschung vergeben wird, erhielt 19<strong>84</strong>der Bibliograph Everett Franklin Bleiler.Seine 1948 erschienene CHECKLISTOF FANTASTIC LITERATURE war dieerste SF-Bibliographie, sie erfaßte mehrals 5000 Bücher. Von 1949 bis 1954gab er zusammen mit T.E. Dikty sechsHardcoverbände unter dem Titel THEBEST SCIENCE-FICTION STORIESheraus, wodurch ganz neue Leserkreisemit moderner amerikanischer <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong> bekanntgemacht wurden. Seit1955 ist Bleiler fur den Verlag DoverPublications tätig, wo er die Veröffentlichungeiner ganzen Reihe klassischerSF-Romane u.a. von H.G. Wells, OlafStapledon, John Taine und E.R. Burroughsveranlaßte. 1978 legte Bleilermit THE CHECKLIST OF SCIENCEFICTION AND SUPERNATURALFICTION eine aktualisierte Fassungseiner klassischen Checklist vor; 1982folgte das Werk SCIENCE FICTIONWRITERS: CRITICAL STUDIES OFTHE MAJOR AUTHORS FROM THENINETEENTH CENTURY TO THEPRESENT DAY, das Essays zu 76 Autorenenthält. 1983 erschien THE GUIDETO SUPERNATURAL LITERATURE,in dem 1775 Bücher aus den Jahren von1750 bis 1960 beschrieben werden. Inden . nächsten Monaten soll mit demzweibändigen SUPERNATURAL FIC-TION WRITERS, FANTASY ANDHORROR ein Pendant zu den SCIENCEFICTION WRITERS vorgelegt werden.E.F. Bleiler machte sich neben seinen genanntenbibliographischen Werken auchmit vielen Artikeln um die Erfassungund Bewertung der phantastischen Literaturverdient.hubHIERO DREIAn einem dritten Buch über Hiero arbeitetzur Zeit der Autor Sterling E. Lanier.Das erste Buch zu diesem ThemaHIERO‘S JOURNEY (HIEROS REISE)wurde vor kurzem bei Heyne neu herausgegeben;ebenfalls bei Heyne soll imnächsten Jahr der zweite Band THE UN-FORSAKEN HIERO erscheinen.hubL. RON HUBBARD STARTETNEU-ES SF-MAGAZINIn der <strong>SFT</strong> 10/<strong>84</strong> berichteten wir auf denSeiten 26/27 über derzeitige SFAktivitätenvon L. Ron Hubbard und seinen Jüngern.Daß diese Aufzählung aber nochkeineswegs vollständig war, zeigte sichauf dem SF-Worldcon, wo Fred Harrisvon Hubbards Public Relations-FirmaAuthorServices ein neues Magazin mitdem Titel L. Ron Hubbard’s To the Stars<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> Magazine ankündigte.Bei dem Blatt soll es sich um ein großformatiges,etwa 100 Seiten starkes Magazinhandeln; es soll ab Anfang 1985alle zwei Monate erscheinen. Chefredakteurdes Magazins ist Fred Harris, ihmzur Seite stehen Craig Miller (ManagingEditor), Terry Carr (<strong>Fiction</strong> Editor) undWilliam Rotsler (Art Director). Das Magazinwird neben SF-Erzählungen auchBuchkritiken, populärwissenschaftlicheArtikel, Leserbriefe usw. enthalten. DaL. Ron Hubbard’s To the Stars relativhohe Honorare zahlt und Terry Carr einerfahrener SF-Herausgeber ist (momentanstellt er die Anthologienreihe UNI-VERSE zusammen, darüber hinaus gibter die „SF-Specials“ bei Ace Booksheraus), verfügt das Magazin über diedenkbar besten Voraussetzungen, umsich am Markt durchsetzen zu können,zumal AuthorServices im nächsten Jahrauch ein TO THE STARS betiteltes Ka-


26<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong>belfernsehen-Programm starten will.Übrigens: „To the Stars“ war derTitel, unter dem Rubbards Roman RE-TURN TO TOMORROW in der Magazinversionin Astounding erschien; in derBRD wurde das Werk unter dem TitelGEFANGEN IN RAUM UND ZEIT beiZimmermann (1957) und Moewig (Terra60,1959) verlegt.hubCLARKE-ROMAN IN DER SOWJE-TUNION GESTOPPTArthur C. Clarkes Roman 2010: ODYS-SEY TWO, mit dessen Abdruck im populärwissenschaftlichensowjetischenMagazin Tekhnika Molodyozhi (etwa„Technik für die Jugend“) in Fortsetzungenbegonnen wurde, wird in diesemBlatt (Auflage: über eine MillionExemplare pro Ausgabe) nicht zu Endegeführt.Die Gründe für diesen vorzeitigenAbbruch dürften in den Namen einigerProtagonisten liegen, die z. T. von realexistierenden Personen stammen, diederzeit in der Sowjetunion nicht gut gelittensind. Der Herausgeber des Magazins,Vasili Zakharchenko, ist nach Berichtenamerikanischer SF-Zeitschriften von seinemPosten zurückgetreten, wobei dieserRücktritt nicht unbedingt auf freiwilligerBasis erfolgt sein soll. Arthur C. Clarkeist - von den Strugatzki- Brüdern vielleichtabgesehen - der bei den Lesern beliebtesteSF-Autor in der UdSSR.astFILMHANDBUCH VON PETERNICHOLLSIm britischen Verlag Ebury Press erschienim September das Buch F ANTASTIC CINEMA von Peter Nicholls(bekannt durch das von ihm herausgegebeneNachschlagewerk TRE SCIENCEFICTION ENCYCLOPEDIA). Das neueBuch enthält Bemerkungen zu über 700zwischen 1968 und 1983 entstandenenFilmen phantastischen Inhalts. Das 224-seitige Buch gibt einen chronologischenÜberblick über die das Genre beherrschendenTrends und neu entwickelteSpezialeffekte ; außerdem werden diewichtigsten „Macher“ vorgestellt. Wie essich bei einem Band dieser Art versteht,ist das Buch reich illustriert.hubFRANZÖSISCHE PHANTASTIKIm Diederichs Verlag ist die Herausgabeeines Hardcovers geplant, das ausschließlichfranzösische Phantastik enthaltensoll. Zusammengestellt wird derBand von Dr. Jörg Weigand und DanielWalther.hpNEUER VERLAG GEGRÜNDETBuchgestalterisch und inhaltlich neueMaßstäbe zu setzen, ist das erklärteZiel der Edition Phantasia. ThomasBürk, Joachim Körber und Uli Kohnle,die Gründer des neuen Verlages, wollennicht nur herausragende Werke veröffentlichen,sondern auch in einer angemessenenAufmachung präsentieren.Die in Leinen oder Leder gebundenenBücher erscheinen in limitierten, numeriertenAuflagen von 500 bis 1.000Stück, wobei die Verleger garantieren,daß keine Nachdrucke erfolgen.Das Verlagsprogramm weist drei inhaltlicheSchwerpunkte auf. Zum einensollen hier anspruchsvolle, zeitgenössischeRomane erscheinen, zum anderenNachdrucke von Klassikern , die seit geraumerZeit vergriffen sind, und schließlichausgewählte Sachbücher zur Phantastik,die der literarischen Kritik neueImpulse geben sollen oder auch Hintergrundmaterialzu bestimmten Autorenliefern. Für die Zukunft sind überdiesillustrierte, großformatige Prachtausgabengeplant.Das erste Programm der EditionPhantasia umfaßt vier ‚ Titel. Als deutscheErstausgabe erscheint der Philip K.Dick-Roman DER MANN, DESSENZÄHNE ALLE EXAKT GLEICH WA-REN, ein Werk, das bereits 1960 entstand,doch erst 19<strong>84</strong>, zwei Jahre nachDicks Tod, erstmals erschien. CRASH!von J. G. Ballard gilt als außerordentlichambitioniertes, zugleich jedoch auchskandalträchtiges Werk. IMMER MU-TIG ! PHANTASTISCHER NILPFER-DROMAN ist der erste einer auf zehnBände konzipierteri Paul Scheerbart-Werkausgabe, dessen Arbeiten zweifelloszu Unrecht in der BRD fast vollständigin Vergessenheit geraten sind.Mit dem Essay-Band DIE LITERATURDES GRAUENS von H.P. Lovecraftbeginnt schließlich die sekundärliterarischeReihe des Verlagsprogrammes.Die Preise der genannten Bücher bewegensich zwischen DM 48,- und DM148,-, wobei sich letzterer Preis auf denin Leder gebundenen Scheerbarttitel bezieht.Vorbestellungen sind zu richtenan: Edition Phantasia, Rudolf-DieselStr.5, 7515 Linkenheim. hp Die VerlagsgründerhpDie Verlagsgriinder Thomas Bürk, Joachim Körber und Uli Kohnle (von links nach rechts).


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong> 27NEUE SCIENCE FICTION-TASCHENBÜCHER IMJANUAR ‚85Alpers, Hans Joachim (Hrsg.): KO-PERNIKUS <strong>12</strong>, Moewig 3660, DM 7,80.Neue internationale Stories, zusammengetragenvom Moewig-SF-Herausgeber.Asimov, Isaac, M.H. Greenberg & c.G.Waugh (Hrsg.): DRACHENWELTEN(Dragon Tales), Heyne 06/4159, DM8,80. Fantasy-Erzählungen. Im Katalogsteht der gute Onkel Doktor mal wiederals alleiniger Herausgeber.Bayley, Barrington J.: DER VER-NICHTUNGSF AKTOR (The AnnihilationFactor), Ullstein 31093, DM 5,80.Space Opera des britischen Autors.Card, Orson Scott: DIE HIRSCH-BRAUT (Hart’s Hope), Bastei 20067,DM 8,80. Fantasy: „Die Legende vonder Königin Schönheit und ihrer grausamenRache.“ (Bastei-Katalog)Carter, Lin: MANN OHNE PLANET(The Man Without a Planet), MoewigUC-TB 73, DM 5,80. Letzter Band derSpace-Opera-Trilogie.Darlton, Clark: GUCKY UND SEINEURENKEL. Moewig PR-TB 77. DM5,80, 3. Auflage. Humorvoll.Darlton, Clark: RAUM OHNE ZEIT.Moewig CD-TB 17, DM 5,80. ÜberarbeiteteFassung von Utopia Großband 51(1957), Terra Extra 11 sowie ZURÜCKAUS DER EWIGKEIT (Bastei SF 14(1972)).Delany, Samuel R.: EINSTEIN, OR-PHEUS UND ANDERE (The EinsteinIntersection), Bastei 22076, DM 5,80.Nachdruck MvS 1972. Diese „allegorischeOdyssee durch die Mythenwelt derMenschheit ... (1967) war ein Meilensteinin der SF-Literatur“ (Lexikon der<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> Literatur, Heyne).Dick, Philip K.: DER GOLDENEMANN (The Golden Man), MoewigPlayboy TB 6740, DM 7,80. Reprint der1981 als Hardcover bei Moewig erschienenenStory-Sammlung.Dick, Philip K.: HAUPTGEWINN:DIE ERDE (Solar Lottery), Bastei21183, DM 5,80. Dicks erster, 1971 alsGoldmann 131 erschienener Roman alsNeuausgabe.de I’Isle-Adam, Villiers: GRAUSA-ME GESCHICHTEN (OA), Suhrkamp1095 , DM 9,-. Klassische Horrorstories.Eddings, David: DAS AUGE AL-DURS II; DIE ZAUBERMACHT DERDAME (Queen of Sorcery - The Belgariad2), Knaur 5792, DM 7,80. Fantasy.Aus einem Zyklus. In einem Bauernburschenwächst eine Kraft usw.Ewers, H.G.: COMPUTER-KID. MoewigPR-TB 188. DM 5,80. 2. Auflage.Foster, Alan Dean: AUCH KEINETRÄNEN AUS KRISTALL (Nor CrystalTears), Heyne 06/4160, DM 6,80.Neuer Roman aus dem Commonwealth-Zyklus des Autors.Giesa, W.K.: WELTRAUMFALLESTERNENLAND, Moewig PR-TB 262,DM 5,80. 1. Auflage. Den Autor bittenicht mit unserem bekannten MitarbeiterB. Giese verwechseln!Haggard, Henry Rider: SIE UND AL-LAN (She and Allan), Heyne 06/4133,DM 7,80. 4. Band der Haggard-Ausgabebei Heyne. Klassische Fantasy.Hogan, James P.: ES WAR DREIMAL(Thrice Upon A Time), Moewig 3661,DM 8.80. Neuer Roman des modernenhard-science-Autors.Jeschke, Wolfgang (Hrsg.): DASDIGITALE DACHAU (OA), Heyne06/4161, DM 7,80. Neue internationaleStories. Jeschke, Wolfgang (Hrsg.): 25JAHRE HEYNE SF & FANTASY. EINLESEBUCH. Heyne 06/4000, DM 9,80.DAS PROGRAMM. Heyne 06/4100.DM 9,80. Die beiden Festschriften zumHeyne-Jubiläum. Der erste Band versammeltdie besten Stories aus 25 JahrenHeyne SF; der zweite bietet einen komplettenÜberblick über das Programm.Jeury, Michel: DIE INSEL IM MON-DE (Les iles de la lune) , Heyne 06/4162,DM 5,80. Roman des französischen Autorsüber chemische Kriegsftihrung undGegenschläge der Natur.King, Stephen: DAS LETZTE GE-FECHT (The Stand). Bastei Paperback28<strong>12</strong>6, DM 24,80. Umfangreicher Endzeitromandes amerikanischen Bestseller-Autors;kam schon in den USA gekürztauf den Markt. Ca. 900 Seiten.Malzberg, Barry N.: DER LETZTEKRIEG (Final War/Gather in the Hall ofPlanets), Ullstein 31092, DM 6,80. DeutscheAusgabe eines Ace-Doubles: NebenStories auch ein Ku rz rom an , derauf einem SF-Con spielt, Malzbergs Ansichtenüber SF und ihre Fans preisgibtund von keinem Leser versäumt werdensollte.Morris, Desmond: JASON IM WUN-DERLAND (Inrock), Goldmann 23862,DM 8,80. Der erste Fantasy-Roman vomAutor des „NACKTEN AFFEN“.Niven, Larry: GESCHICHTEN AUSDEM RINGWELT-UNIVERSUM (Talesof Known Space), Bastei 24064. DM7,80. Hard-<strong>Science</strong>-Stories mit dem gleichenumfassenden Background wie dieRINGWORLD-Romane . .Pangbom, Edgar: DA VY (Davy),Heyne 06/42, DM 7,80. Nachdruck desHeyneBandes 3593 in der Bibliothekder SFLiteratur. Einer der besten Post-Doomsday- Romane der SF überhaupt,sehr empfehlenswert.Resnick, Mike: DAS ZEITALTERDER STERNE (Birthright), Knaur 5793,DM 7,80. Space Opera mit viel Krieg.Richards, Curtis: HALLOWEEN(Halloween); Heyne 11/21, DM 6,80.Filmroman zum Carpenter-Kultstreifen.Rottensteiner, Franz (Hrsg.): POLA-RIS 8 (OA), Suhrkamp 1096. DM 9,-.Ein SF -Almanach.Smith, L. Neil: LANDO CALRISSI-AN und der flammenwind von osean(Lando Calrissian and the Flame Windof Osean), Goldmann 23786, DM 5,80.Neue Abenteuer mit dem Star-Wars-TrilogieHelden. Nicht unbedingt der anspruchsvollsteTitel des Monats.Sturgeon, Theodore: AUS VIELENEIN HORN (E Pluribus Unicorn), Goldmann23463, DM 6,80. Soll Sturgeonszentrale Story-Sammlung sein.Tubb, E.C.: FREIHEIT OHNESCHRANKEN (Atom war on Mars),Moewig ECT-TB 16, DM 5,80. Nachdruckdes 1977 unter gleichem Titel alsUllstein 3369 erschienenen Fetzers.van Scyoc, Sidney J. : STERNENSEI-DE (Starsilk), Heyne 06/4164, DM 5,80.Abschlußband der Phantasia-Trilogie.Weiler, Andreas: SPEKTRUM-JAGD,Bastei-23040, DM 4,80. Terranauten-Roman.


28<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong>SCHLAMPIGE RECHERCHELieber Harald Pusch,liebe Kollegen von der <strong>SFT</strong>,Ihr macht es Euren alten Sympathisanten undMitarbeitern nicht leicht, solche zu bleiben. Vorallem nicht mit Rezensionen, wie Sie Euer RezensentUwe Anton in die Tasten haut.Zu seiner „Sternenschiff der Abenteuer“-Kritik habe ich als einer derjenigen, die sichangeblich unter dem Hollburg-Pseudonym „verbergen“,schon einiges zu sagen : Es beginnt miteiner schlampigen „ Recherche“: Die AutorenEisele/Hohlbein/Burgdorf „verbergen“ sich ebennicht hinter dem Pseudonym Hollburg – dies istin jedem Band auf S. 4, oben, aufgedeckt. Anhandder ISBN ist auch eindeutig klar, daß Band2 „Schatten an Bord“ und Band 3 „Die eisigeWelt“ ist – und nicht umgekehrt. Und somit habenEisele/ Hohlbein nicht „Schatten an Bord“gemeinsam geschrieben, wie Anton behauptet,sondern „Die eisige Welt“. Außerdem steht dasja in den entsprechenden Büchern. Dementsprechendstimmt es auch nicht, daß ich Uwe „Auskunftgegeben“ hätte – wir haben vor <strong>12</strong> oder 13Jahren unseren Briefwechsel in gegenseitigemFrust eingestellt und auch nicht mehr auflebenlassen.Gut. Das .sind Kleinigkeiten, und daran halteich mich auch nicht weiter auf. Aber so schlampig,wie diese Kleinigkeiten als Tatsachen gebrachtwerden, so schlampig ist die gesamteRezension. Daß Anton die Bücher gelesen hat(richtig gelesen hat, mit eingeschaltetem Denkapparat),wage ich doch zu bezweifeln – mehrnoch : mir drängt sich dieser Verdacht auf, ummit Antons Worten zu sprechen.Nur ein paar Beispiele:Wenn Hohlbein/Eisele (und nicht, wie Antonbehauptet, Eisele allein) in der „eisigen Welt“ fürToleranz und Pazifismus eintreten, dann werdeich solo in „Schatten an Bord“ nicht gerade meineganzen Überzeugungen über Bord werfen undfürs Hosenbodenversohlen plädieren. Diese vonAnton ironisch als „progressiv“ bezeichnete Erziehungsmethodeist bewußt ins Spiel gebracht– denn schlußendlich ergibt sich aus der Lektüresehr wohl, wie idiotisch Erziehung durchHosenbodenversohlen oder Stubenarrest allgemeinist. Aus den Gedanken der jugendlichenProtagonisten geht – mehr noch – sehr deutlichhervor, daß sie ihre „Familienoberhäupter“ überhauptnicht so ernst nehmen, wie diese das gernehätten. Allein der gute „Großvater Ebner“, der„Patriarch“, gibt nur zu oft begründeten Anlaßfür gutmütigen Spott. Denn ernst nehmen kannman die Burschen ohnehin nicht, die meinen,sie könnten ihre eigenen Schwächen mit eineman den Tag gelegten Kasernenhofton retuschieren.Man lese nur die Stelle, wo Ebner in besterGenerals-Manier seine Kommandos erteilt undmit einem einzigen sanften Wort seiner schonrecht betagten besseren Hälfte zum Schweigengebracht wird und auch noch rote Ohren kriegt.(Gerade in „Schatten an Bord“).Was den „Holzhammerhumor“ des Nebelwesensbetrifft, so hat der gute Uwe A. auchhier nur den Anfang mitbekommen, denn: dieserWeltraumnebel-Junior, der mal eine großeWeltraumnebelintelligenz werden soll und momentannoch eine Menge zu lernen hat, dieserBursche mit dem (bewußt so gebrachten) großenMundwerk, dem läppischen Witz (den er ausTV-Sendungen übernommen hat, die er als Studienprogramme der Terraner ansieht), und derunstillbaren Sehnsucht nach totalem Abenteuernach Weltraumschlachten usw. – sieht nach bestandenemAbenteuer schließlich ein, daß einHauruckheldentum eben GAR NICHTS ist. DieOrden überleben die Helden meist. Seite 132:„Du verwechselst Abenteuer mit Auseinandersetzungenum jeden Preis – ohne Rücksicht aufVerluste“, steht da zum Beispiel. Daß das ganzeals Verulkung eben der „Helden“ gemeint ist, dienur kommen, sehen und siegen, das steht rechtdeutlich da, und das haben die jugendlichenLeserinnen und Leser auch mühelos begriffen– genügend Leserpost, die ich hier liegen habe,ist da sehr deutlich. Das ist auch mit ein Grunddafür, weshalb ich gerne für Kinder/Jugendlicheschreibe – sie sind aufmerksamer, und sie tragenkeine Scheuklappen wie gewisse Kritiker.Daß die Sternenschiff der Abenteuer-Romaneabenteuerlich und farbig sein müssen, umLeserinteresse zu finden, das müßte eigentlichauch Uwe Anton klar sein, der ja ebenfalls einigespubliziert hat und die Branche kennt. Und– schlußendlich – müßte ihm genauso klar sein,daß es da immer auch noch einige Leute in denVerlagsstuben gibt, die gleichfalls ein Wörtchenmitzureden haben. Daß die Leute in derRedaktionsstube des Franckh/Kosmos-Verlagsnicht nur mitreden, sondern auch mit sich redenlassen, und das im positiven Sinn, das finde ichals Autor, der auch seine negativen Erfahrungengemacht hat, beachtlich und erfreulich und motivierend.Daß ich mich – als Friedenshetzer – nichtnur schreibend gegen jede Art von Gewalt undGrausamkeit (und dazu gehört für mich v.a. auchdie Gewalt gegen Kinder) einsetze, das ist fürmich eine Selbstverständlichkeit. Dieses Sich-Einsetzen mit sanften Mitteln und ohne den erhobenenlehrerhaften Zeigefinger kommt m.A.nach in „Schatten an Bord“, „Der eisigen Welt“und auch in den anderen/ folgenden Bänden derSerie sehr wohl zum Ausdruck. Man muß ebenrichtig reinlesen.Tschüss, EuerMartin EiseleZAHNLOSER TERRIERLieber Harald Pusch,lieber Mitarbeiter der <strong>SFT</strong>!In der Ausgabe 9/S. 20 der <strong>SFT</strong> erschien eineRezension der Reihe STERNENSCHIFF DERABENTEUER, die a) nicht unwidersprochenbleiben kann und mir b) Anlaß zu einigen weitergehendenÜberlegungen gegeben hat.Vorab – bevor ihr es tut, schreibe ich es gleichselber: ich habe mich über diese Rezension grünund schwarz geärgert, auch (wem ginge es alsAu tor nicht so?) weil ich mich eben über negativeKritiken ärgere, aber Uwe Antons Arbeitgibt mir darüber hinaus weitaus mehr Anlaß, miteinem meiner bisherigen Prinzipien zu brechenund auf eine Rezension zu antworten.Mir ist selten eine schlampiger recherchierteund unqualifizierter geschriebene Rezensionuntergekommen. Daß sich Uwe Anton in seinerRolle als Rezensionsredakteur der <strong>SFT</strong> wie einzahnloser Terrier benimmt, der vergeblich kläfftund nach Beinen sucht, in die er beißen kann, istein Eindruck, der sich mir in den letzten Jahrenimmer stärker aufgedrängt hat – aber bisher warich immer der Meinung, er könne wenigstens lesen.Nach dieser Rezension allerdings kommenmir Zweifel ... Es beginnt damit, daß sich MartinEisele, Karl-Ulrich Burgdorf und ich nicht hintereinem Pseudonym „verbergen“. Der Name MartinHollburg wurde lediglich gewählt, um derSerie nach außen hin eine einheitliche Linie zugeben. Übrigens steht in jedem Band (Seite 4, 2.Zeile, rechte Hälfte ... ) ganz genau drin, welcherBand von wem geschrieben wurde – nämlichBand 1 (Die Reihenfolge innerhalb der Serie– dies als kleiner kollegialer Tip an Uwe, für‘snächste Mal – ergibt sich aus der ISBN) von mir,Band 2 von Martin und mir, Band 3 von Martinallein. Vielleicht macht sich Uwe Anton das· nächste Mal die Arbeit, die Bände wenigstensoberflächlich durchzublättern, ehe er Unsinnverbreitet. Daß Martin Eisele ihm irgendwelcheAuskünfte bzgl. der Reihe gegeben hat, kann ichmir überdies kaum denken, und wenn, so wird erdoch wohl kaum falsche Informationen verbreiten,oder? Aber diese Schlampigkeit, gleich zweiFehler im zweiten Satz, ist bezeichnend für diegesamte Rezension. Um Uwe Anton zu zitieren:Noch etwas drängt sich dem Leser auf – nämlichder Eindruck, daß er die Bände kaum oderallenfalls auf die bei Kritikern (?) leider weitverbreitete Weise gelesen hat – nämlich die erstenund die letzten 10 Seiten und zwischendrinmal ein paar Worte. Verstanden hat er die Bücherjedenfalls nicht (muß er auch nicht, sind ja Kinderbücher...). Was soll dieser Unsinn vonwegen„Hosenbodenversohlen, Küchendienst und Stubenarrest“?Natürlich sind dies keine progressivenErziehungsmethoden, und natürlich habenMartin und ich dies nicht ernst gemeint – wennUwe Anton wirklich nicht verstanden hat, daßgerade die Figur des Patriarchen Ebner Rosenmit voller Absicht so überspitzt dargestelltwird, daß sie sich selbst ad absurdum führenmuß, dann bin ich gar nicht mehr böse auf ihn.Dann tut er mir nur noch leid . Unsere Leser,die durchweg im Alter von 8 bis <strong>12</strong>/ 13 Jahrenangesiedelt sind, haben es jedenfalls begriffen,wie ihre Reaktionen beweisen. Gerade der vonAnton bekrittelte „Holzhammerhumor“ ist hierein hervorragendes Beispiel – hätte er sich dieMühe gemacht, weiter zu lesen, hätte selbst er esgemerkt. Aber vielleicht ist das auch das Schönean Satiren – der Schuß geht immer zweimallos. Einmal in die Richtung, in die er gezielt war,das zweite Mal in die Hosen der Kritiker, die sienicht kapieren.Anton behauptet weiter, in der STERNEN-SCHIFF- Reihe wimmele es von „billige“ Spannungselementenund oberflächlichen Schockeffekten.Mag sein, daß es ihm so vorkommt; undvielleicht ist er da auch anderer Meinung, wirglauben jedenfalls, daß man in einer Abenteuer-Reihe auch ab und zu ein Abenteuer schildernsollte. Ich wage zu bezweifeln, daß die Zielgruppe,für die die RITTERSPORN konzipiertwurde, elegische Extrapolationen über die sozialpolitischeEvolution des homo sapiens lesenwürde.Um noch einmal Uwe Anton zu zitieren: Dieersten drei Spalten dieser Rezension lassen nureinen Schluß zu: in der <strong>SFT</strong> nichts Neues, nurdie bekannte Sippenhaft, alles, was aus der EckeLeBlanc kommt, ist schlecht, alle, die mit ihmzusammenarbeiten, sind doof und überhauptselbst schuld. Nach dieser Besprechung spreche


<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong> 29ich Uwe Anton schlichtweg das Recht ab, sichRezensent zu nennen.Freunde, Freunde, wo ist nur die alte <strong>SFT</strong> geblieben?Wie kommt es, daß eine Zeitschrift, diedoch praktisch das einzige Organ auf dem Marktist und von sich behauptet, sich ihrer Rolle bewußtzu sein – ich zitiere Marcel Bieger (sinngemäß),der mir einmal sagte: „Wir sind nichttendenziös, aber wir sagen unsere Meinung ...“– wie kommt es, daß eine solche Zeitung nichtwillens ist, sich von den Kompetenzen ihrer eigenenMitarbeiter zu überzeugen? Eine solcheMassierung rein sachlicher Fehler in einer einzigenRezension darf einfach nicht vorkommen,wenn ihr das Wort Journalismus ernst nehmenwollt. Ich habe mich bisher aus gutem Grundzurückgehalten, in der Öffentlichkeit den Mundaufzutun, aber das, was in letzter Zeit mit der<strong>SFT</strong> geschieht, das geht einfach zu weit. Wo istdas Blatt geblieben, in dem Ronald M. Hahn undH.J. Alpers ihre gefürchteten Attacken ritten?Wie kommt es, daß zwei, drei Leute (deren Namenich hier zu nennen mich hüten werde, weilich keine Beleidigungsklage an den Hals bekommenwill), es in relativ kurzer Zeit geschaffthaben, ein Blatt, dessen ideologische Linie ichnie mochte, dessen Kompetenz und fachkundigeAggressivität mir und vielen anderen aber stetsgroßes Lesevergnügen bereitet haben, langsamaber sicher in die Nähe eines Bildzeitungsniveausherabzuzerren?Wahrscheinlich wird diesem Brief ein böserbis gehässiger Nachsatz folgen – auch das ist soeine Unart, die in letzter Zeit eingerissen ist –und deshalb noch einmal – ich schreibe dies nichtnur (natürlich auch), weil ich mich über AntonsRezension geärgert habe, sondern weil der Frust,der sich in mir aufgestaut hat, bei der Lektürejeder neuen <strong>SFT</strong>-Nummer größer gewordenist. Früher waren es die ANDROmeda und dieANDRO-Nachrichten, in denen sich der SFCDauf der einen und die ehem. AST auf der anderenSeite lustig mit Dreck bewarfen; Jugendsünden,dachte ich, das geht vorbei. Jetzt sind die Leuteetwas älter (und einige vernünftiger) geworden,und das alte Spielchen geht von vorne los, nurauf einem anderen (?) Niveau. Ich denke, ichmuß an dieser Stelle nicht umständlich ausführen,was und wen ich meine. Natürlich habt ihrdas Recht und sogar die Pflicht, eure Meinungzu sagen und die Finger auf offene Wunden zulegen, aber hört doch um Gottes Willen damitauf, die <strong>SFT</strong> zu einem Podium für eure persönlichenFeindschaften zu machen! Da fallen Rezensionen,die sich positiv mit dem Werk einesbestimmten Autors oder Herausgebers beschäftigen,zu Gunsten unqualifizierter Verrisse unterden Tisch, da werden gewisse Autoren auch mitihren weniger guten Werken „gepowert“, gegenandere aus allen Rohren geschossen, ganz egal,was und wie und worüber sie schreiben, und dawerden sogar Bücher verrissen, die noch garnicht gedruckt sind …Vielleicht nehmt ihr euch einmal ein paar alteAusgaben und seht euch an, was die <strong>SFT</strong> einmalwar.Nun, genug für heute. Ich könnte noch vielsagen, aber ich fürchte, genausogut kann ichmich mit einer Parkuhr unterhalten. Es gab einmaleine Zeit, da war ich beinahe stolz darauf,von der <strong>SFT</strong> angegriffen zu werden: Viel Feind,viel Ehr’. Aber bei solchen Feinden?Mit freundlichen GrüssenWolfgang E. HohlbeinPS: Noch eine Frage an euren GastkommentatorSNOOPY: Was hast du gegen Ratten? Mir sindsie fast sympathischer als Terrier. Sie sind wenigstensehrlich ...DIE FAKTEN IM FALL HOLLBURGSo sorgfaltig abgesprochen die beiden Reaktionender betroffenen Autoren sind (teilweisesogar mit identischen Formulierungen), so eindrucksvollbestätigen sie letztendlich doch nurdie alte Weisheit, daß getretener Quark breit undnicht stark wird. Aber der Reihe nach.Zum Vorwurf der „schlampigen Recherche“:Durch das Pseudonym „Martin Hollburg“ wirdbei den Käufern der Reihe (die nicht unbedingtvor dem Kauf ins Impressum sehen – und auchnicht immer wissen, was eine ISBN-Nummerist) verborgen , daß nicht ein Autor, sondern einTeam mit wechselnder Zusammensetzung die„Sternenschiff der Abenteuer“-Bände verfaßt.Und wenn es sich bei diesen Büchern schonum eine Serie handelt, könnten sich Verlag oderAutoren eventuell gelegentlich überlegen, wieman die einzelnen Bände in ihrer Reihenfolgeleichter kennzeichnen könnte, ohne daß ein jederLeser erst die ISBN-Nummer nachschlagenmuß (deren Natur dem Großteil des Lesepublikumseh nicht geläufig ist ). Die <strong>SFT</strong>-Redaktionempfiehlt, die einzelnen Bände mit arabischenoder römischen Zahlen zu versehen. Ansonstenkönnte man, um weitere Verwechslungender Reihenfolge (die ohne jede Bedeutung fürden Inhalt der Rezension war, was die beidenAutoren allerdings nicht abhielt, sich über jedeVerhältnismäßigkeit hinaus darüber zu ereifern)zu vermeiden, den zumeist jugendlichen Lesernjedem neuen Band der Serie einen kleinen Leitfadenzur Entschlüsselung der ISBN-Nummerbeilegen.Sowohl Martin Eisele als auch WolfgangHohlbein (der Eiseles Argumentation über weiteStrecken getreulich folgte ; seine eigenen Passagenzeichnen sich durch Unsachlichkeit undBeleidigungen aus, doch dazu später mehr) bezweifeln,der Rezensent habe die betreffendenBücher gelesen – der eine mehr, der andere wenigerausfallend – und stellen doch nachdrücklichunter Beweis, daß sie selbst des genauenLesens nicht fähig sind. Da bestreitet Martin Eisele,er habe dem Rezensenten „Auskunft gegeben“,und Hohlbein gibt uns sogar tiefgreifendeEinblicke in sein Denkvermögen, indem er sich„überdies kaum denken“ kann, Eisele habe demRezensenten Auskunft gegeben.Nur: der Rezensent hat dies auch gar nichtbehauptet. Zitat aus der Rezension (<strong>SFT</strong> 91 <strong>84</strong>,S. 20): „Laut Auskunft von Martin Eisele istder dritte Band jedoch eine Gemeinschaftsproduktion“.Da steht nicht: „Laut Auskunft an denRezensenten“ – nur „laut Auskunft“. Und dieseAuskunft findet sich in den Andromeda- Nachrichten89, S. 53; dort gibt Martin Eisele Auskunftüber Autorenteam und seine persönlichenPläne. Wir empfehlen den beiden Autoren, mitBehauptungen, der Rezensent habe ihre Büchernicht, nicht vollständig oder nicht richtig (wasimmer dies bedeuten mag) gelesen, vorsichtig zusein, wenn sie selbst Zweifel erwecken, genaulesen zu können. Ein wenig mehr nüchterne Objektivitätwäre den beiden Autoren besser geratenals jene überzogene Reaktion auf eine simpleTitelverwechslung einer Reihe, deren Bändenoch nicht einmal numeriert sind.Besonders empört zeigen sich die HerrenEisele und Hohlbein über den Vorwurf, die Erziehungsmethodenihrer erwachsenen Protagonistenwären überkommen und alles andere alsprogressiv (Stubenarrest, Küchendienst oderAndrohung des Hosenbodenversohlens). Lassenwir Zitate sprechen (alle aus dem Band ISBN 3440 05294 S):„Kurt Saenger ließ seinen Sohn nicht weiterreden.‚Ich habe dir doch vorhin klipp undklar gesagt, daß nach eurem Alleingang in derMaschinenhalle unten für euch drei nur eines aufdem Programm steht – und das ist Stubenarrest.“(S. 58) Eine Seite bestätigt der Erwachsene KurtSaenger: „Sie (die Kinder oder das, was er dafürhält – der Verf.) haben Stubenarrest.“ ZweiSeiten später, also auf Seite 61, verschärft KurtSaenger die Erziehungsrnethoden: „Sobald derAlarm aufgehoben ist, meldest du dich bei Nickin· der Küche und hilfst ihm. Küchendienst bisauf Widerruf. ... Und wenn du beschäftigt bist,kommst du nicht auf dumme Gedanken.“ Wiedereine Seite später umschreibt Kurt Saengerdiese Erziehungsmethode: „Und du marschierstjetzt in deine Kabine und übst dich in Selbsteinsicht.“Auf Seite 67 schließlich reflektiert der sobestrafte Junge über die Erziehungsmaßnahme.„Andererseits …Wenn sein Vater Stubenarrest sagte, warnicht mit ihm zu spaßen. Falls er ihn in der RIT-TERSPORN herumschleichend antraf, dann …“Damit kommt zum Ausdruck, daß diese Strafeschon einmal ausgesprochen wurde. Der bestrafteJunge weiß auch, daß ihn eine noch schärfereStrafe erwartet, wenn er gegen diese Anweisungverstößt. Stubenarrest und Küchendienst scheinenalso übliche Erziehungsmethoden auf demRaumschiff zu sein – egal, wie vehement dieAutoren dies in ihren Briefen abstreiten. (Daßsich im Nachhinein herausstellt, daß die Strafenur dazu diente, den Feind zu verwirren, hat keinenEinfluß auf die Tatsache, daß sie in normalenSituationen schon öfter ausgesprochen wurde.)Inwieweit die Erziehung eines „GalaktischenNebelwesens“ ein Thema ist, das auch nur eineSpur von Relevanz besitzt, sei dahingestellt. Im


30<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong>übrigen: Die Erziehungsmethode des Geisteswesens,seinem Abkömmling „Zisch“ etwas Verantwortungsgefühleinzubläuen, ist haarsträubend.Es läßt seinen Abkömmling und zwei Kindervom Raumschiff einen Kampf auf Leben undTod ausfechten, der für die drei Jugendlichenvöllig real ist, auch wenn sich später herausstellt,daß alles nur eine subjektive Projektion war. Dakönnte man genausogut ein Kind unserer Tagemitten in Beirut auf einem Schlachtfeld aussetzenund später stolz verkünden: „Haha, Muttiund Papi haben doch alles im voraus arrangiert,die bösen Soldaten haben nur mit Platzpatronengeschossen, und das Blut war auch nur Tomatenmark.„ Breiten wir den Mantel des Schweigensdarüber, was durch solche Erziehungsmethodenin der Psyche eines Dreizehnjährigen angerichtetwerden kann. Offensichtlich gilt auch noch imJahr 3355 a la Hollburg die Devise: „Was unsnicht umbringt, macht uns nur härter.“Soviel zu den Erziehungsmethoden von„Martin Hollburg“. Daß Martin Eisele „genügendLeserpost“ vorweisen kann, die angeblichbeweist, seine jugendlichen Leser hätten verstanden,„das ganze (sei) als Verulkung“ gemeint,soll hier nicht bezweifelt werden. Selbstzur militaristischsten Zeit von Perry Rhodanfanden sich auf der Leserkontaktseite dieser Seriegenügend Leserbriefe , deren Verfasser zumAusdruck brachten, wie pazifistisch und demokratischin der Serie doch alles vor sich ging.„Daß die Sternenschiff der Abenteuer-Romaneabenteuerlich und farbig sein müssen, umLeserinteresse zu finden“, wie Martin Eiseleschreibt, hat der Rezensent niemals bestritten.Allerdings ist Abenteuer und Farbigkeit keinFreibrief für Propagierung althergebrachterErziehungsmuster, schlechte Konzeption etc.Wenn Literatur nur nach dem Leserinteresse bewertetwürde, wären selbst die Horror-Heftcheneines Henry Wolf oder Ryder Delgado höher einzuschätzenals diese Jugendbücher. ProduktionsundVerkaufszwänge können nicht ausschließlichals Entschuldigung für die Literatur dienen,die unter ihnen entstanden ist.Soviel zu den Ausführungen von MartinEisele. Zu denen Hohlbeins ist nur noch wenigzu sagen; da, wo er nicht die Argumente seinesKollegen Eisele wiederholt, wird er beleidigendund ausfallend und vergreift sich des öfteren imTon. Wir bitten unsere Leser anstelle von HerrnHohlbein um Entschuldigung für den Vergleichdes Rezensenten mit einem Hund; die Methode,einen Menschen mit einem Tier zu vergleichen,hat jedoch eine gewisse Tradition, die Herr Hohlbeinnun eifrig aufgreift. Hohlbein kann noch sowutschäumend bekräftigen, daß er Erziehungsmethodenwie Küchendienst und Stubenarrestnicht für progressiv hält; wenn er meint, siewürden sich ad absurdum führen, wenn sie (imBuch, wie durch obige Zitate belegt) Jugendlichengegenüber angewandt werden, dann mußman an ihn die Frage richten, ob er noch bei Sinnenist. Wir haben überlegt, lediglich den Briefvon Martin Eisele abzudrucken, da Hohlbein anArgumenten und Fakten nur das aufführt, wasauch schon Eisele aufgeführt hat, uns aber dagegenentschieden, da wir unseren Lesern nichtvorenthalten wollten, als wes Geistes Kind sichHohlbein durch seine obigen Zeilen entpuppt.Die letzten Ausführungen Hohlbeins strotzendann auch vor Unterstellungen, Beschuldigungenund Falschbehauptungen, die kurz korrigiertwerden müssen. Wie kann Hohlbein einBlatt vermissen, in dem „gefürchtete Attacken“geritten werden, wenn ihn eine bloße Rezension(ganz zu schweigen von einer Attacke!) zu einemseiner Werke dazu veranlaßt, unqualifiziertund unsachlich zu reagieren und einen üblenKübel Beleidigungen über den Rezensenten auszuschütten?Wie kann er verächtlich von „Bildzeitungsniveau“schreiben, wenn seine obenstehendenZeilen doch noch weit unter dem Niveauder Bildzeitung angesiedelt sind? Geradezutypisch für Herrn Hohlbein ist sein Satz: „Ichdenke, ich muß an dieser Stelle nicht umständlichausführen, was und wen ich meine.“ Nein,Herr Hohlbein führt nicht aus, er ergießt sich inAndeutungen, Unterstellungen, Halbwahrheitenund Beleidigungen. <strong>SFT</strong> stellt kein Podium fürpersönliche Feindschaften dar, geschweige dennim Fall „Hollburg“; abgesehen von ein paarhöchst belanglosen Worten auf einem oder zweiFantreffen kennt der Rezensent weder MartinEisele noch Wolfgang Hohlbein persönlich. HerrHohlbein behauptet: „Da fallen Rezensionen,die sich positiv mit dem Werk eines bestimmtenAutors oder Herausgebers beschäftigen, zu Gunstenunqualifizierter Verrisse unter den Tisch“ –und bleibt auch nur den leisesten Hauch einesBeweises für solch eine absurde, aus der Luftgegriffene Behauptung schuldig (genau wie beiderjenigen: „Da werden sogar Bücher verrissen,die noch gar nicht gedruckt sind. „).Auch typisch für Herrn Hohlbeins Weitblickist seine Behauptung, Ratten seien ehrlich. Wiekönnen Tiere, die nicht wissen, was eine Lügeist, ehrlich sein? Hunde sind dann unehrlich, wieHerr Hohlbein impliziert? Derartige Unwissenschaftlichkeitund Undurchdachtheit ist in ihrerUnausgegorenheit und beleidigenden Tendenztypisch für Hohlbeins gesamten Brief. „Es gabeinmal eine Zeit“, schreibt der Autor, „da war ichbeinahe stolz darauf, von der <strong>SFT</strong> angegriffen zuwerden. Viel Feind, viel Ehr‘. Aber bei solchenFeinden?“ Auch wenn Herr Hohlbeins Erinnerungsvermögentrügt: Im Inhaltsverzeichnis der<strong>SFT</strong> taucht Hohlbeins Name unter „Re~ zensionen“nicht vor jener Zeit auf, da die <strong>SFT</strong> von denLeuten gemacht wird, die sie auch heute nochmachen. Mit den alten Zeiten und Feinden hat esHerr Hohlbein anscheinend genauso durcheinandergebrachtwie mit den Fakten im Werk desMartin Hollburg.Im übrigen: es beruhigt den Sachverstandunseres Rezensenten, daß die Herren Eisele undHohlbein keine Einwände erhoben haben gegenweitere aufgeführte Schwächen in ihren Büchern,als da wären (in betreffender Rezension<strong>SFT</strong> 9/<strong>84</strong>, S. 20):„Handlung ohne tiefgreifendere Inhalte“,„schlechte Konzeption“, „penetrante Wiederholungen“,„starke Ähnlichkeit zur frühen (undmitunter späteren) Perry Rhodan-Heftserie“, „lächerlichwirkende Trivialismen“ etc. p.p .Uwe Anton


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