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SFT 12/84 - Science Fiction Times

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<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong> 13orama einer menschlichen Geschichte,die mit ihren ca. 30.000 Jahren, diedurch die Zeitenfolge der Bände belegtsind (wir leben derzeit etwa im Jahr14.200 vor der Gilde; die Handlung desersten Bandes beginnt im Jahr 10.190N.G.), vergleichbare „Zukunftsgeschichten“wie Asimovs FoundationSerie oderauch Perry Rhodan – einmal ganz abgesehenvon literarischen Wertmaßstäben– zumindest in der Weitläufigkeit desGeschehens, wenn auch nicht unbedingtim Detailreichtum, bei weitem übertrifft.Die Versatzstücke, derer sich Herbertzur Erschaffung seines (von Menschenbesiedelten) Universums bedient, sindbestens bekannt: das Römische Imperiumoder Feudalstrukturen des Mittelaltersleben in den einzelnen Romanendeutlich auf. Somit könnte man Herbertruhigen Gewissens als Bluffer abtun,der bewältigte Geschichte unter demMantel technologischen und geistigenFortschritts als <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> verkauft,wäre da nicht die Ökologie des Wüstenplaneten,die beeindruckende Geschichteeiner in sich stimmigen und logischenWelt, wie sie in der SF kaum ein zweitesMal entwickelt wurde. Es wäre interessantzu klären, ob Herbert von Anfangan „galaktische Geschichte“ schreibenwollte und dabei durch Zufall (oder intelligentesEinschätzungsvermögen) denWüstenplaneten zum Ausgangspunktder Serie gemacht hat, oder ob sich seinStoff aufgrund eben jenes ökologischenHintergrundes so gut verkaufte, daß ereinfach Fortsetzungen folgen lassenmußte – oder, anders gefragt, ob Herbertbei der Niederschrift des ersten Bandesschon das Konzept dieses fünften, desgerade abgeschlossenen sechsten unddes Abschlußbandes ausgearbeitet hatte.Wenngleich dieser fünfte Band besserist als der vorangegangene, so gut wieder erste ist er nicht; dazu fehlt es einfachan interessanten Persönlichkeiten(die hier auftretenden Charaktere sindgrößtenteils Nachkommen der wichtigstenFiguren aus den ersten vier Bänden)und einem übergreifenden Handlungsrahmen(der vielleicht erst mit dem Erscheinendes sechsten Bandes deutlichwird). DIE KETZER DES WÜSTEN-PLANETEN ist vom Schauplatz her einsimpler Abklatsch der ersten Bände, undNachzieher erreichen selten die Qualitätdes Originals, auch wenn sie vom gleichenVerfasser stammen. Der Jahrtausendeüberspannende Handlungsbogenist auch woanders zu suchen: Im erstenBand war Paul Atreides fast jener KwisatzHaderach, den die Bene Gesserit seitJahrzehntausenden heranzüchten wollten,jenes Wesen, für das Zukunft undVergangenheit gleich sind; Leto II. wirddieser Kwisatz Haderach gewesen sein;am Ende seiner dreieinhalb Jahrtausendewährenden Gewaltherrschaft warer mehr Gott als Kaiser und kannte dieZukunft so gut wie die Gegenwart. Sein„Goldener Pfad“ schloß jede Voraussichtaus; Leto II. hätte sämtliche gegen ihnintrigierenden Fraktionen ausschaltenkönnen, doch er beließ ihnen einen Teilihrer Macht – zumindest soviel, wie siebenötigten, um die Rolle zu spielen, diesie in diesem fünften Band innehaben.Leto II. hat die Entwicklung vorausgesehen;die Ereignisse dieses Bandes geschahenletztendlich nicht nur in seinemSinne (wenn auch nur, um der Langeweilezu entgehen und unvorhersagbareDinge geschehen zu lassen), sondernauch aufgrund seines Wunsches, sie eintreffenzu lassen.Somit ist DIE KETZER DES WÜ-STENPLANETEN ein typischer Cliff-Hanger, das Mittelstück eines Gesamtwerkes,das mehr Fragen aufwirft alsklärt (ist das Bewußtsein Letos wirklichin den Sandwürmern inkarniert? Wiesieht die politische Herrschaft des Imperiumszur Zeit dieses Bandes aus? Wannwird der Wüstenplanet wieder bewohnbarsein? Überlebt der entführte Sandwurm?Wird sich Letos „Goldener Pfad“erfüllen? Welchen Sinn haben die hiererzählten Ereignisse im großen Bogendes Zyklus?) Der Roman ist kompetentgeschrieben (Herbert läßt hier wirklichMenschen der Zukunft agieren; das ständigeEinanderabtasten, Belauern, Reflektierenund fast regungslose Taktierenbei Gesprächen ist bei den Erkenntnisfähigkeitendieser Zukunftsmenschennicht nur unabdingbar, sondern auchnatürlich), wenn auch um einige Passagenzu lang(atmig). Aus sich heraus ister schwer einzuschätzen; eigenständigenWert hat er kaum, er ist und bleibt Bruchstückeines größeren Gesamtwerkes, dasmit CHAPTERHOUSE DUNE seineFortsetzung finden wird. Ob dieser Bandden Wüstenplanet-Zyklus beschließt,läßt sich wahrscheinlich nur von einemKwisatz Haderach voraussagen: noch istweder bekannt, ob die Verfilmung ein Erfolgwird (was sich natürlich positiv aufweitere Bände auswirken würde), noch,ob Herbert von einem simplen Planetenausgegangen ist und dann galaktischeGeschichte schrieb, die er nun fast unbegrenztfortsetzen kann, oder ob er vonAnfang an ein Konzept hatte, das einenAbschluß verlangt, will es die einzelnenTeile zu einem Ganzen verbinden, dessenSumme höher zu bewerten ist als dieder Einzelteile.Uwe Anton

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