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KUNSTHANDEL WIDDER

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38<br />

ERNST HUBER<br />

Wien 1895 – 1960 Wien<br />

Ernst Huber, als Maler Autodidakt, tritt 1919 im Rahmen einer Ausstellung<br />

der Wiener Kunstgemeinschaft mit drei Gemälden ins Licht der<br />

Öffentlichkeit. Josef Hoffmann ist begeistert von den Bildern und lädt<br />

den jungen Künstler ein, sich an den Ausstellungen der „Kunstschau“<br />

zu beteiligen. Dort stellt Huber neben Anton Faistauer, Oskar Kokoschka,<br />

Robin Christian Andersen und Herbert Boeckl aus.<br />

Neben seinen Fahrten durch Nieder- und Oberösterreich unternimmt<br />

Huber in den zwanziger und dreißiger Jahren auch zahlreiche inspirierende<br />

Auslandsreisen. So führt ihn 1923 sein Weg nach Dalmatien<br />

und 1926 in den Nahen Osten. Split, die heimliche Hauptstadt Dalmatiens,<br />

war schon seit seiner Gründung als griechische Kolonie in der<br />

Antike eine bedeutende Hafenstadt. Huber interessiert sich bei seinem<br />

Bild nicht für imposante historische Gebäude mit hohem Wiedererkennungswert,<br />

sondern für die Fischerboote und das Spiel der Reflexionen<br />

auf dem leicht bewegten Wasser im hellen, mediterranen Tageslicht. Es<br />

riecht nach Meer, es riecht nach Hafen. Huber wählt eine Komposition,<br />

die die Boote und die hellen Häuser als eine bildräumliche Einheit auffasst,<br />

die sich wie ein Band vom vorderen linken Bildrand nach hinten<br />

rechts zieht und dort leicht nach vorne ausschwingt.<br />

Für sein Jerusalem-Bild wählt Huber ein noch ungewöhnlicheres<br />

Motiv. Die besondere Bedeutung, die Jerusalem und seinen zahlrei-<br />

Ernst Huber<br />

JERUSALEM<br />

1926, Öl/Leinwand<br />

56 x 70,3 cm<br />

signiert, datiert und bezeichnet<br />

E. Huber Jerusalem 1926<br />

rechts:<br />

HAFEN VON SPLIT<br />

1923, Öl/Leinwand<br />

50 x 70 cm<br />

signiert und datiert E. Huber 1923<br />

chen Erinnerungsorten im jüdisch-christlichen Kulturkreis zukommt,<br />

lässt der Maler komplett außer Acht. Es dürfte schwierig sein, den dargestellten<br />

Ort in der heutigen israelischen Metropole wiederzufinden.<br />

Er liegt zu Hubers Zeit irgendwo in der Peripherie von Jerusalem, einer<br />

wenig entwickelten Stadt im wenig entwickelten, staubigen britischen<br />

Mandatsgebiet Palästina.<br />

Wie beim Hafen von Split zeigt Huber in dieser kargen, aber doch<br />

freundlichen Mittelmeerlandschaft seine Meisterschaft im Umgang mit<br />

dem südlichen Licht. Der Mensch manifestiert sich in beiden Bildern<br />

ausschließlich durch seine Bauwerke und tritt hinter diese und die Natur<br />

zurück. Gut vorstellbar, dass sich die Menschen vor der Mittagshitze<br />

zurückgezogen haben.<br />

Beiläufig bemerkt, sind beide Gemälde auch zeithistorische Dokumente.<br />

Die abgebildeten Orte haben erst wenige Jahre zuvor ihre staatliche<br />

Zugehörigkeit gewechselt. Split gehört als Teil des untergegangenen<br />

österreichischen Königreichs Dalmatien seit 1918 zum Königreich<br />

der Serben, Kroaten und Slowenen („SHS-Staat“), dessen blau-weißrote<br />

Flagge stolz von den Masten der Boote flattert. Jerusalem wird mit<br />

Palästina 1917 nach der türkischen Kapitulation von den Briten übernommen.<br />

Ziel des 1920 etablierten Völkerbund-Mandats ist die „Errichtung<br />

einer Heimstätte für das jüdische Volk“.

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